Wissen Aktuell

SOHC Kongress 2020

Preisverleihungssession



Die von Prof. Dr. med. Markus Manz und Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Wicki, Zürich, präsidierte Preisverleihungssession mit den Vorträgen der Preisträger fand wegen der COVID-19 Pandemie online statt. Von der Schweiz. Gesellschaften für Hämatologie (SGH), der Schweiz. Gesellschaft für medizinische Onkologie (SGMO), der Peter Anton und Anna Katharina Miescher Stiftung und der Jacques und Gloria Gossweiler Stiftung wurden insgesamt 6 Preise für abgeschlossene Arbeiten oder Projekte vergeben.

SGH/SGMO bestes Abstract & Award Session: Hämatologie & Onkologie

Hämostase, Transfusionsmedizin, Gefäss- und Labormedizin (SSH-Preis für Hämostase)

Der Preis ging an Dr. sc. Raja Prince Eladnani, Bern, für das Abstract «Targeting protein S using small interfering RNA is well tolerated and protects mice with hemophilia A from acute hemarthrosis»
Die Quintessenz der Arbeit von Dr. Prince Eladnani, Bern ist:

  • Ein kompletter Mangel an Protein S bringt die Homoeostase wieder ins Gleichgewicht und verhindert die akute und chronische Hämarthrose bei hämophilen Mäusen vollständig.
  • Gegen Protein S gerichtete Therapie unter Verwendung von
    GalNAc siRNA könnte ein wichtiger therapeutischer Ansatz für die Behandlung der Hämophilie sein.

Klinische Hämato-Onkologie (Lymphome, Myelom, Leukämie, Transplantation (SGH/SGMO Award für klinische Onkologie solider Tumore)

Der Preis ging an Dr. Claire Seydoux, Basel, für das Abstract
«Busulfan-Cyclophosphamide (BuCy) versus Cyclophosphamide-Busulfan (CyBu) as conditioning regimen before allogenic hematopoietic transplantation: a prospective randomized trial».
Dr. Seydouxs Arbeit führte zu den folgenden Schlussfolgerungen:
Geringere frühe Hepatotoxizität bei CyBu
– Niedrigere ALAT-Spiegel
– Geringere Frequenz von VOD Kriterien
– Tendenz zu geringer gradigen CTCAE Kriterien für Hepatotoxizität
Besseres Langzeit-Outcome mit CyBu
– geringere nicht-Rezidivmortalität
– Tendenz zu besserem Gesamtüberleben
– kein signifikanter Unterschied in der Rezidivinzidenz, sowie akuter und chronischer GvHD

Klinische Onkologie solider Tumore (SGMO Preis für klinische Onkologie solider Tumore)

Der Preis ging an PD Dr. med. Dr. phil. Sacha Rothschild, Basel, für das Abstract
«SAKK 16/14: Anti PD-L1 antibody durvalumab in addition to neoadjuvant chemo-therapy in patients with stage IIIA(N2) non-small cell lung cancer (NSCLC)»
Es handelte sich um die grösste Kohorte von Patienten mit resezierbarem Stadium IIA(N2) NSCLC, die präoperativ eine Immuncheckpoint-Therapie erhielten.
Die präoperative Zugabe von Durvalumab zur Standard­therapie mit Cisplatin/Docetaxel ist sicher, resultiert in einem ermutigenden 1-Jahres EFS-Rate, die historische Daten der alleinigen Chemotherapie übertrifft. Sie führt zu einer höheren pathologischen Ansprechrate nodalen Downstagings. Die exploratorischen Gewebs- und Biomarker-Analysen sind noch im Gange.
Die perioperative PD-L1 Inhibition zusätzlich zur neoadjuvanten Standardchemotherapie bildet das Rückgrat der nächsten Studie, die den zusätzlichen Nutzen der neoadjuvanten immunmodulatorischen Radiotherapie untersucht (SAKK16/18).

Experimentelle Hämatologie/Onkologie (SGH/SGMO Preis für experimentelle Hämatologie/Onkologie

Der Preis ging an Dr. Jan Stetka, Basel, für das Abstract
«Loss of Dnmt3a confers resistance to peg/FNα in JAK2-V617F mouse model»
Die Schlussfolgerungen aus den Untersuchungen von Jan Stetka waren
Peg-IFNα konnte ein hämatologisches Ansprechen in VF-Mäusen und VF,Dnmt3a-Mäusen induzieren
Die Anzahl von phänotypischen und funktio­nellen LT-HSC Zahlen wurde nicht gesenkt, sondern vielmehr durch peg-IFNαbei VF;Dnmt3a doppelt mutierten Mäusen erweitert.

  • Doppelt mutierte LT-HsCs waren vor IFN vermittelten DNA-Schäden geschützt.
  • LT-HSCs von VF;Dnmt3a doppelt mutierten Mäusen konnten bei sekundären und tertiären Transplantationen nicht erschöpft werden, was darauf hindeutet, dass Veränderungen durch die pegIFNα Therapie auf die LT-HSC im primären Wirt stabil an die Nachkommen vererbt wurden.
  • Die Daten deuten darauf hin, dass die Behandlung mit pegIFNα von Patienten, die die JAK2-V617F und DNMT3a Mutationen tragen, ungünstig sein kann.

Peter Anton und Anna Katharina Miescher Stiftung für die Forschung in Hämatologie


Der Preis im Wert von CHF 100 00.- wird alle 2 Jahre vergeben. Alle Gebiete der Hämatologie (Grundlagen-, klinische Hämatologie und Transfusion) sind eingeschlossen. Die Kandidaten müssen in der Schweiz arbeiten oder eine aktive Verbindung zu einer schweizerischen Institution haben, erläuterte Prof. Dr. med. Fotis Beris, Genf.

Der Gewinner des 2020/2021 Preises ist Prof. Steffen Böttcher, Zürich, für das Projekt «Hypomethylating agents in the treatment of TP53 mutant myeloid malignancies:  Elucidating the molecular mechanisms to improve clinical efficacy».


Fragen, die untersucht werden sollen sind: Sagen TP53-Mutationen HMA-induzierte Ansprechen bei myeloischen Malignomen voraus? Sagt der Typ der TP53-Mutation (missense vs. trucating) Ansprechen voraus? Ist die klinische Aktivität von HMAs, zwischen AML vs. MDS unterschiedlich? Gibt es einen funktionellen Unterschied zwischen Azacitidin und Decitabin? Was ist die mechanistische Grundlage für die HMA-Aktivität bei TP53-mutanter-AML? Können wir die thera­peutischen Strategien für TP53-mutante myeloische Malignome verbessern?

Jacques & Gloria Gossweiler Stiftung

Die Stiftung wurde 2006 ins Leben gerufen. Sie unterstützt Forschung auf den Gebieten Hämatologie, Neurologie, Impact Investments (vom Klimawandel bis zur Wasserknappheit, vom fehlenden Zugang zu Grundversorgung bis hin zu Bildung und erschwinglichem Wohnraum mit dem Ziel auch finanziell Gewinn zu machen) und wirtschaftliche und unternehmerische Themen in der Bildung, wie Marc Baumann, Bern, erklärte.
Es wurden 2 Forschungsprojekte ausgewählt:

Das Forschungsprojekt von PD Dr. med. Alexandre Theocharides, Zürich
«The role of protein degradation pathways in calreticulin-mutated myeloproliferative neoplasms»
Die Ziele des Projekts sind:
1. Aufklärung des Aktivierungsstatus von ERAD (Endoplasmic Reticulum Protein Degradation) und Autophagiepfaden Bewertung des proteasomalen und lysosomalen Durchsatzes in CALR-mutierten Zellen Expressionsanalyse von Autophagie-/ER-Phagie-Aktivierungsmarkern
2. Erforschung des therapeutischen Potenzials der dualen ERAD- und Autophagie-Hemmung

Das zweite von der Stiftung geförderte Projekt ist
«BioCAP- Platelet biotinylation for in vivo functional analysis in humans» von Prof. Dr. med. Lorenzo Alberio, Lausanne.

Die Ziele des Forschungsvorhaben von Prof. Alberio sind:

  • GMP-Protokoll zur Markierung von menschlichen Blutplättchen und Biotin zur Untersuchung ihres Verhaltens in vivo:
  • Lebensdauer
  • altersabhängige funktionelle Veränderungen, während sie in vivo zirkulieren
  • Die Auswirkungen unterschiedlicher Produktions- und Lagerungsstrategien von Thrombozyten konzentrieren sich auf das in-vivo-Überleben und die Funktion transfundierter Thrombozyten.

Abschliessend gratulierten die beiden Vorsitzenden den Preisträgern nochmals ganz herzlich und bedankten sich für die ausgezeichneten Referate.

Ein besonderer Dank ging an die Preisstifter für ihre grosszügigen Spenden.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

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  • Vol. 11
  • Ausgabe 1
  • Februar 2021