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Apalutamid und Gesamtüberleben bei Prostatakarzinom



Patienten mit nicht metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (nmCRPC) erkennt man daran, dass die Konzentration des prostataspezifischen Antigens (PSA) ansteigt und in der konventionellen Bildgebung unter laufender Androgendeprivationstherapie (ADT) keine Fernmetastasen zu sehen sind (1). Ohne weitere Behandlung entwickeln diese Patienten unweigerlich eine metastasierte Erkrankung, die mit erheblicher Morbidität und Mortalität einhergeht (2-5). Eine kürzere PSA-Verdopplungszeit (PSADT) ist stark mit einem höheren Risiko für Metastasen und Tod bei nmCRPC verbunden (6, 7). Übergeordnete Ziele der Therapie bei Patienten mit nmCRPC sind die Verhinderung von Metastasen, die Erhaltung der Lebensqualität und die Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS) (6, 8).

Apalutamid (Erleada®) ist ein Androgensignalinhibitor, der für die Behandlung von nmCRPC und metastasiertem kastrationsempfindlichem Prostatakrebs zugelassen ist (9-11). Die Zulassung für nmCRPC basierte auf Zwischenergebnissen der Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie SPARTAN bei Patienten mit nmCRPC und einer PSADT von ≤ 10 Monaten, in der die Zugabe von Apalutamid zur laufenden ADT das mediane metastasenfreie Überleben (MFS) um 2 Jahre gegenüber Placebo plus ADT verbesserte (12). Bei der primären Analyse des MFS waren die sekundären Endpunkte – Zeit bis zur Metastasierung, progressionsfreies Überleben (PFS) und Zeit bis zum symptomatischen Fortschreiten der Erkrankung – alle mit Apalutamid gegenüber Placebo verbessert. Die Daten zum OS waren hingegen noch nicht ausgereift (12, 13). Die OS-Daten aus den ersten beiden Zwischenanalysen von SPARTAN sprachen durchwegs für Apalutamid im Vergleich zu Placebo (12, 13).

In der vorliegenden, vordefinierten, ereignisgesteuerten Abschluss­analyse von SPARTAN wird über die Ergebnisse für das Gesamtüberleben und die Zeit bis zum Beginn einer zytotoxischen Chemotherapie berichtet (14). Die Ergebnisse für die Zeit bis zur symptomatischen Progression, das zweite PFS (PFS2), die Zeit bis zur PSA-Progression und die Sicherheit werden aktualisiert.
Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 52 Monaten waren 428 Todesfälle aufgetreten. Die mediane Behandlungsdauer betrug 32,9 Monate in der Apalutamid-Gruppe und 11,5 Monate in der Placebo-Gruppe. Das mediane OS war unter Apalutamid deutlich länger als unter Placebo und erreichte die vordefinierte statistische Signifikanz (73,9 vs. 59,9 Monate, HR: 0,78 [95% CI, 0,64-0,96]; p = 0,016). Apalutamid verlängerte auch die Zeit bis zur toxischen Chemotherapie gegenüber Placebo (HR: 0,63 [95% CI, 0,49-0,81]; p = 0,0002). Die Abbruchraten in der Apalutamid- und in der Placebo-Gruppe aufgrund eines Fortschreitens der Krankheit betrugen 43% bzw. 74% und aufgrund von Nebenwirkungen 15% bzw. 8,4%. Eine anschliessende lebensverlängernde Therapie erhielten 371 (46%) Patienten in der Apalutamid-Gruppe und 338 (84%) Patienten in der Placebo-Gruppe, darunter 59 Patienten, die Apalutamid nach dem Crossover erhielten. Die Sicherheit stimmte mit früheren Berichten überein; wenn die unerwünschten Ereignisse um die Behandlungsexposition bereinigt wurden, wies der Hautausschlag bezüglich Häufigkeit den grössten Unterschied zwischen der Apalutamid- und der Placebo-Gruppe auf.

Fazit

Die abschliessende Analyse der SPARTAN-Studie zeigte, dass die Zugabe von Apalutamid zur ADT bei Patienten mit nmCRPC nicht nur das MFS und die Zeit bis zur symptomatischen Progression verbessert, wie bereits berichtet (12), sondern auch das OS verbessert und die Zeit bis zum Beginn einer zytotoxischen Chemotherapie verlängert.
Alle primären und sekundären Endpunkte wurden durch Apalutamid verbessert.
Bei längerer Nachbeobachtung war das Sicherheitsprofil von Apalutamid ähnlich wie in früheren Berichten.

red.

Quelle: Smith MR et al. Apalutamide and Overall Survival in Prostate Cancer. Eur Urol. 2021 Jan;79(1):150-158.

Literatur:
1. Mateo J et al. Managing nonmetastatic castration-resistant prostate cancer. Eur Urol, 75 (2019), pp. 285-293
2. Dai C et al. Androgen signaling in prostate cancer. Cold Spring Harb Perspect Med, 7 (2017), p. a030452
3. Sharifi N et al. An update on androgen deprivation therapy for prostate cancer. Endocr Relat Cancer, 17 (2010), pp. R305-R315
4. Karantanos T et al. Prostate cancer progression after androgen deprivation therapy: mechanisms of castrate resistance and novel therapeutic approaches. Oncogene, 32 (2013), pp. 5501-5511
5. Gartrell BA, Saad F. Managing bone metastases and reducing skeletal related events in prostate cancer. Nat Rev Clin Oncol, 11 (2014), pp. 335-345
6. Smith MR et al. Natural history of rising serum prostate-specific antigen in men with castrate nonmetastatic prostate cancer. J Clin Oncol, 23 (2005), pp. 2918-2925
7. Whitney CA et al. Impact of age, comorbidity, and PSA doubling time on long-term competing risks for mortality among men with non-metastatic castration-resistant prostate cancer. Prostate Cancer Prostatic Dis, 22 (2019), pp. 252-260
8. Saad F et al. Effect of apalutamide on health-related quality of life in patients with non-metastatic castration-resistant prostate cancer: an analysis of the SPARTAN randomised, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet Oncol, 19 (2018), pp. 1404-1416
9. Clegg NJ et al. ARN-509: a novel antiandrogen for prostate cancer treatment
10. ERLEADA (apalutamide) [prescribing information]. Janssen Pharmaceutical Companies, Horsham, PA (2019)
11. K.N. Chi KN et al. Apalutamide for metastatic, castration-sensitive prostate cancer. N Engl J Med, 381 (2019), pp. 13-24
12. Smith MR et al. Apalutamide treatment and metastasis-free survival in prostate cancer. N Engl J Med, 378 (2018), pp. 1408-1418
13. E.J. Small EJ et al. Apalutamide and overall survival in non-metastatic castration-resistant prostate cancer. Ann Oncol, 30 (2019), pp. 1813-1820
14. Smith MR et al. Apalutamide and Overall Survival in Prostate Cancer. Eur Urol. 2021;79:150-158.

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  • Vol. 11
  • Ausgabe 6
  • Dezember 2021