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Ausgewählte Studien zu soliden Tumoren



Endokrine Therapie und Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Mortalität bei postmenopausalen Brustkrebsüberlebenden

Es gibt zunehmende Bedenken hinsichtlich der kardiovaskulären Sicherheit im Zusammenhang mit der Anwendung endokriner Therapien bei Frauen mit Brustkrebs. Kürzlich wurde das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse und die Mortalität im Zusammenhang mit der Anwendung endokriner Therapien bei postmenopausalen Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium untersucht.

Methoden

Es wurden postmenopausale Frauen eingeschlossen, bei denen zwischen 2005 und 2013 ein Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs im Stadium I–III diagnostiziert wurde (n = 8 495). Sie wurden in drei Gruppen eingeteilt: Anwenderinnen von Aromatasehemmern, Anwenderinnen von Tamoxifen und Nicht-Anwenderinnen einer endokrinen Therapie innerhalb von 12 Monaten nach der Brustkrebsdiagnose. Mit Hilfe von Likelihood-Ratio-Tests wurde untersucht, ob der Zusammenhang zwischen der Anwendung endokriner Therapien und den Ergebnissen in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Mortalität in Abhängigkeit vom Body-Mass-Index (BMI) sowie von einer Vorgeschichte mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor der Brustkrebsdiagnose variiert.

Ergebnisse

Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 7.5 Jahren hatten Frauen, die Aromatasehemmer einnahmen, ein geringeres Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) (HR = 0.84, 95 % CI: 0.73–0.97) sowie für Herzinsuffizienz
(HR = 0.81, 95 % CI: 0.66–0.99) als Frauen, die keine endokrine Therapie erhielten. Ein Zusammenhang zwischen der Anwendung von Tamoxifen und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde nicht festgestellt. Die Anwendung von Aromatasehemmern war im Vergleich zur Nichtanwendung einer endokrinen Therapie mit einem geringeren Risiko für die Gesamtmortalität, die kardiovaskuläre Mortalität und die nichtkardiovaskuläre Mortalität verbunden. Die Einnahme von Tamoxifen war mit einem geringeren Risiko für Gesamtmortalität und nicht-kardiovaskuläre Mortalität verbunden als keine endokrine Therapie. Dieser Zusammenhang wurde durch den BMI modifiziert (p für Interaktion <0.05).

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine endokrine Therapie bei postmenopausalen Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium das Gesamtmortalitätsrisiko senkt, ohne das kardiovaskuläre Risiko zu erhöhen.

Quelle
Huang Y et al. Endocrine therapy and risk of cardiovascular disease and mortality in postmenopausal breast cancer survivors. Journal of the National Cancer Institute, 2025; djaf063, https://doi.org/10.1093/jnci/djaf063

Fokale Therapie mit hochintensivem fokussiertem ­Ultraschall bei Prostatakrebs: 3-Jahres-Ergebnisse aus einer prospektiven Studie

Um die onkologischen und funktionellen Ergebnisse des fokalen hochintensiven fokussierten Ultraschalls (HIFU) bei der Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms (PCa) zu evaluieren, wurde eine dreijährige, prospektive Studie mit regelmässigen Sättigungsbiopsien nach Ablation durchgeführt.

Patienten und Methoden

Für die Teilnahme kamen Männer mit zwei oder weniger Läsionen der Grade Group (GG) ≤ 3 PCa in Frage. Weitere Kriterien waren ein prostataspezifisches Antigen (PSA) von ≤ 15 ng/ml, ein klinisches Stadium T1c-T2 und eine Lebenserwartung von mindestens 10 Jahren. Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), definiert als das Fehlen von klinisch signifikantem Prostatakarzinom (csPCa) innerhalb oder ausserhalb des Feldes bei der im Protokoll vorgeschriebenen Sättigungsbiopsie, das Fehlen einer Ganzkörper- oder systemischen Salvage-Behandlung, von PCa-Metastasen oder von PCa-bedingtem Tod. Die Ergebnisse werden anhand von zwei unterschiedlichen Definitionen von csPCa berichtet: (i) Vorhandensein von GG ≥ 2 und (ii) GG ≥ 3 oder Kernbefall von ≥ 6 mm. Sekundäre Endpunkte waren funktionelle Outcome-Messungen, die von den Patienten selbst berichtet wurden und sich auf die Harn-, Sexual- und Darmfunktion bezogen.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 91 Patienten eingeschlossen: sechs (7 %) mit GG1 und 85 (93 %) mit GG ≥ 2. Insgesamt 83 (91 %) unterzogen sich mindestens einer Nachbiopsie. Die Teilnahme an Biopsien nach 6, 12 und 36 Monaten betrug 84 %, 67 % bzw. 51 %. Die FFS zu diesen Zeitpunkten für alle PCa mit GG ≥ 2 betrug 79 % (95 % CI: 80–88 %), 57 % (95 % CI: 48–69 %) bzw. 44 % (95 % CI: 34–56 %). Bei Verwendung der zweiten Definition betrug die FFS 88 % (95 % CI: 81–95 %), 70 % (95 % CI: 61–81 %) bzw. 65 % (95 % CI: 55–77 %). Das krebsspezifische 3-Jahres-Überleben lag bei 100 %, die Metastasen-Freiheit bei 99 %. Sowohl die Magnetresonanztomographie (MRT) mit einem negativen prädiktiven Wert von bis zu 89 % (95 % CI: 84–93 %) als auch die relative Abnahme des PSA-Wertes (p = 0.4) erwiesen sich als unzureichend für die Erkennung von Resterkrankungen. Die Urin- und Stuhluntersuchung kehrten innerhalb von drei Monaten zu den Ausgangswerten der Fragebögen zurück. Insgesamt 17 (21 %) Patienten berichteten über eine signifikante Verschlechterung der Erektionsfähigkeit. Es wurde eine signifikante Abnahme der PCa-bezogenen Ängste beobachtet.

Schlussfolgerungen

Die fokale HIFU-Behandlung des lokalisierten PCa zeigt ausgezeichnete funktionelle Ergebnisse, wobei die Hälfte der Patienten nach drei Jahren krebsfrei war. In 81 % der Fälle konnte eine Behandlung der gesamten Drüse vermieden werden. Frühe Nachsorgebiopsien sind entscheidend, um die Behandlungsmodalität zum richtigen Zeitpunkt zu ändern oder fortzusetzen. Der Nutzen von MRT und PSA bei der Erkennung eines PCa-Rezidivs ist hingegen ungewiss.

Quelle
Kaufmann B et al. Focal therapy with high-intensity focused ultrasound for prostate cancer: 3-year outcomes from a prospective trial. BJU Int 2024 Apr;133(4):413-424. doi: 10.1111/bju.16213. Epub 2023 Nov 14.

Bewertung der onkologischen 5-Jahres-Ergebnisse nach ­primärer partieller Kryoablation der Drüse (PPGCA) bei Prostatakrebs mit mittlerem Risiko.

Das Ziel einer kürzlich publizierten Untersuchung war die Bewertung der onkologischen 5-Jahres-Ergebnisse nach primärer partieller Kryoablation der Drüse (PPGCA) bei Prostatakrebs mit mittlerem Risiko.

Methoden

Von den 476 Männern, die sich einer PPGCA unterzogen und in die prospektive Studie zu onkologischen und funktionellen Ergebnissen aufgenommen wurden, hatten 313 ein mit der Magnetresonanztomographie (MRT) konkordantes Prostatakarzinom mit mittlerem Risiko, ohne Gleason-Gradgruppe ≥ 2, ohne grobe extra­kapsuläre Ausdehnung oder extreme apikale Erkrankung auf der multiparametrischen MRT vor der Behandlung. Das prostataspezifische Antigen (PSA) wurde alle sechs Monate kontrolliert. Eine multiparametrische MRT erfolgte nach sechs bis zwölf, 24, 42 und 60 Monaten. Protokollbiopsien wurden nach sechs bis zwölf Monaten sowie nach 24 Monaten durchgeführt und zeigten geringe Raten klinisch signifikanten Prostatakarzinoms (csPCa), definiert als eine Erkrankung der Gleason-Gradgruppe ≥ 2. Nach einer Zwischenanalyse wurden diese Biopsien eingestellt. Als versagensfrei galt, wer keine prostatakrebsspezifische Mortalität, keine metastasierte Erkrankung und keine Notwendigkeit zur ganzdrüsigen Therapie zeigte.

Ergebnisse

Bei 33 Patienten (10.5 %) wurde ein csPCa festgestellt. Insgesamt 91 Männer hatten eine Nachbeobachtungszeit von ≥4.5 Jahren, wobei während der Überwachung durchschnittlich 8.9 Tests des prostataspezifischen Antigens (PSA), 3.4 MRTs und 2.0 Prostatabiopsien durchgeführt wurden. Kein Patient wurde aus der Nachbeobachtung ausgeschlossen. Nach 5 Jahren betrugen die Raten der Rezidivfreiheit für In-Field-, Out-of-Field- und allgemeine csPCa 86 % (95 % CI: 78–96 %), 85 % (95 % CI: 63–94 %) bzw. 70 % (95 % CI: 57–84 %). Die 5-Jahres-Versagensfreiheit lag bei 89 % (95 % CI: 83–95 %). Es traten keine prostatakrebsbedingten Todesfälle auf. Ein Patient (1 %) entwickelte eine metastatische Erkrankung. Eine Salvage-Behandlung der gesamten Drüse und eine Salvage-Fokaltherapie wurden jeweils bei 15 Patienten (16.5 %) durchgeführt. Nur 3 von 91 in Frage kommenden Patienten (3.3 %) hielten das 5-Jahres-Überwachungsprotokoll nicht ein.

Schlussfolgerung

Es wurden sehr ermutigende mittelfristige onkologische Ergebnisse nach PPGCA bei sehr hoher Compliance mit einem strengen prospektiven Protokoll zur Identifizierung rezidivierender csPCa beobachtet.

Quelle
Lepor H et al. Five-year Oncologic Outcomes Following Primary Partial Gland Cryo-ablation Prospective Cohort Study of Men With Intermediate-risk Prostate Cancer. Urology 2025:196:189-195. doi: 10.1016/j.urology.2024.10.039. Epub 2024 Oct 22.

Prof. Dr. med. Beat Thürlimann

Brustzentrum, Kantonsspital St. Gallen
Rorschacher Strasse 95
9007 St.Gallen

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  • Vol. 15
  • Ausgabe 4
  • Juli 2025