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Einfluss der Vitamin-D-Supplementierung auf die Muskelkraft nach chirurgischen Eingriffen

Vitamin D spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit des muskuloskelettalen Systems. Zunehmend rückt dabei auch seine Bedeutung für die Muskelfunktion in den Fokus. Während die positiven Effekte von Vitamin D auf die Knochengesundheit im prä- und postoperativen Kontext gut belegt sind, ist der Einfluss einer Supplementierung auf die postoperative Muskelregeneration bislang nur unzureichend erforscht.
Die vorliegende systematische Übersichtsarbeit fasst die aktuellen Erkenntnisse zur Wirkung einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Erholung und Kraftentwicklung der Muskulatur nach operativen Eingriffen zusammen.

Methoden: Die Analyse wurde nach den PRISMA-Richtlinien durchgeführt und bei PROSPERO registriert. Eine systematische Recherche in den Datenbanken PubMed, EMBASE und Cochrane umfasste alle bis zum 15. Januar 2025 veröffentlichten Studien. Eingeschlossen wurden Untersuchungen, die den Effekt einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Muskelkraft im Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen evaluierten.

Erhoben wurden Studiendesign, Patientendemografie, Dosierung und Zeitpunkt der Vitamin-D-Gabe sowie die gemessenen Endpunkte.

Ergebnisse: Von insgesamt 701 identifizierten Publikationen erfüllten zehn die Einschlusskriterien. Die Auswertung zeigt, dass eine Vitamin-D-Supplementierung, insbesondere hochdosierte Gaben vor oder kurz nach einem Eingriff, die Muskelkraft und funktionellen Ergebnisse signifikant verbessern kann. Dies gilt vor allem für orthopädische Operationen wie Hüft- und Knieprothesen sowie für bariatrische Eingriffe. Der Nutzen war abhängig vom Operationstyp, den Ausgangswerten des Vitamin-D-Spiegels und dem jeweiligen Supplementierungsschema. Die grosse Heterogenität der Dosierungen und das Fehlen langfristiger Nachbeobachtungen schränken jedoch die Aussagekraft der Daten ein.

Schlussfolgerungen: Eine gezielte Vitamin-D-Supplementierung könnte die postoperative muskuläre Regeneration und die funktionellen Ergebnisse günstig beeinflussen. Entscheidend ist dabei ein individualisiertes Vorgehen, das sich an den spezifischen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten sowie an der Art des chirurgischen Eingriffs orientiert. Zukünftige Studien sollten sich auf die Bestimmung optimaler Dosierungsstrategien konzentrieren und die langfristigen Effekte auf Erholung, Mobilität und Lebensqualität untersuchen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

Quellen
Wang Jja-Dong. The Role of Vitamin D Supplementation in Enhancing Muscle Strength Post-Surgery: A Systemic Review. Nutrients 2025; 17:1512. doi: 10.3390/nu17091512

Keine Wirkung von Cannabidiol bei Fibromyalgie

Von 273 Patientinnen und Patienten mit Fibromyalgie einer spezialisierten Ambulanz in Dänemark wurden 200 Patientinnen und Patienten (Alter 50 Jahre, 95 % Frauen, verheiratet 63 %, BMI 29 mg/kg2, Schmerzniveau in den letzten sieben Tagen VAS 7) in dieser monozentrischen, doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie entweder mit pflanzlichem Cannabidiol (CBD) Tabletten 50 mg täglich (n = 100) oder Placebo (n = 100) behandelt. In Woche 24 betrug die mittlere Veränderung der Schmerzintensität –0.4 Punkte (95 % CI: –0.82 bis 0.08) in der CBD-Gruppe und –1.1 Punkte (95 % CI: –1.53 bis –0.63) in der Placebogruppe, was einer Differenz zwischen den Gruppen von –0.7 Punkten (95 % CI: –1.2 bis –0.25; p = 0.0028) zugunsten des Placebos entspricht. Als sekundäre Endpunkte ergab beispielsweise die Selbsteinschätzung der Aktivitäten des täglichen Lebens –0.12 vs. –0.10 (p = 0.91), und auch die übrigen Parameter differierten nicht signifikant, ausser die Lebensqualität (EQ5D global) 0.20 vs. 6.50 (p = 0.012), welche mit Placebo günstiger abschnitt als mit CBD. Die unerwünschten Ereignisse waren im Allgemeinen mild und gleichmässig auf die Gruppen verteilt.

Fazit: Nicht unerwartet bei Schmerztherapieversuchen mit Cannabis zeigt sich auch in dieser methodisch sorgfältigen Studie bei Patientinnen und Patienten mit Fibromyalgie, dass Cannabidiol nicht nur wirkungslos, sondern sogar statistisch signifikant (wenn auch klinisch nicht relevant) einer Placebotablette unterlegen war.

KD Dr. med. Marcel Weber

Quellen
Uggen Rasmussen M. et. al. Cannabidiol versus placebo in patients with fibromyalgia: a randomised, double-blind, placebo-controlled, parallel-group, single-centre trial. Ann Rheum Dis 2025 Aug 21:S0003-4967(25)04238-4. doi: 10.1016/j.ard.2025.07.008. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40846590/

der informierte @rzt

  • Vol. 15
  • Ausgabe 10
  • Oktober 2025