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SWISS BRIDGE AWARD 2025

Seit einem Vierteljahrhundert setzt die Swiss Bridge Foundation mit dem SWISS BRIDGE AWARD ein starkes Zeichen für die europäische Krebsforschung. In der diesjährigen Ausschreibung zur Präzisionsmedizin wurden zwei Projekte ausgezeichnet, die neue therapeutische Angriffspunkte erschliessen wollen – und dafür insgesamt 500 000 Franken Fördergeld erhalten.



v.l.n.r.: Philip Lübke, Dr. Inmaculada Martinez Reyes, Prof. Jakob Passweg, Prof. Andreas Moor und Prof. Adrian Ochsenbein

Seit 25 Jahren eine der bedeutendsten Auszeichnungen in der Krebsforschung

Wie Philipp Lübcke, der CEO der SWISS BRIDGE FOUNDATION, in seiner Begrüssung betonte, wird der mit insgesamt 500 000 CHF dotierte SWISS BRIDGE AWARD seit 25 Jahren von der Stiftung Swiss Bridge an herausragende Forscher verliehen. Damit ist der SWISS BRIDGE AWARD eine der bedeutendsten Auszeichnungen in der europäischen Krebsforschung.


Das Thema des diesjährigen Forschungspreises lautete: «Neue Angriffspunkte in der Präzisionsmedizin». Den Preis erhielten Frau Dr. Inmaculada Martinez Reyes vom Deutschen Krebsforschungszentrum und der Charité-Universitätsmedizin Berlin sowie Prof. Dr. Andreas Moor von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Sie erhalten jeweils 250 000 CHF für die Realisierung ihrer vielversprechenden Forschungsprojekte.

Bedeutende Fortschritte der Krebsforschung in den letzten beiden Jahrzehnten

Der Präsident der SWISS BRIDGE FOUNDATION, Prof. Jakob Passweg, wies in seiner Eröffnungsrede auf die Fortschritte in der Behandlung von Krebserkrankungen hin und erläuterte dies am Beispiel einer seiner Patientinnen mit einer akuten myeloischen Leukämie die noch vor zehn Jahren an ihrer Krankheit verstorben wäre. Sie hat eine Stammzelltransplantation erhalten und darauf einen Rückfall erlebt. Sie hat Ivosidenib darauf erhalten, ein gezieltes Antikrebs-Medikament, welches die mutierte Isocitrat Dehydrogenase-1 (IDH1) hemmt und bei Patienten, die diese Mutation aufweisen, eingesetzt werden kann. Nach anderthalb Jahren Therapie ist nichts mehr von der Leukämie feststellbar.

IDH1 wurde vor etwa 15 bis 20 Jahren entdeckt, Medikamente etwa vor 4-5 Jahren, auf dem Markt sind sie seit letztem Jahr.

«Das sind etwa die Zeiträume mit denen wir arbeiten. Die Entdeckungen, die heute gemacht werden, werden etwa in 15 Jahren zur Anwendung kommen» so Prof Passweg. Er dankte allen Spendern, die ein Fortbestehen der Stiftung und die Unterstützung weiterer Forschungsprojekte ermöglichen. Die diesjährige Ausschreibung des SWISS BRIDGE AWARDS war denn auch der Erforschung neuer Angriffspunkte in der Präzisionsonkologie gewidmet.

Mechanismen der Präzisionsonkologie

Der Präsident der Wissenschaftlichen Jury, Prof. Adrian Ochsenbein, gab einen kurzen Einblick in die Mechanismen der Präzisionsonkologie. Dabei nutzt man die Spezifität von Antikörpern zur Behandlung von Tumoren. Er nannte insbesondere das Medikament Herceptin, das zur Behandlung einer spezifischen Form von Brustkrebs eingesetzt wird und welches die Rückfallrate dieser Patientinnen fast halbiert hat. Prof. Ochsenbein erwähnt die Immuncheckpointinhibitoren, die vielleicht nicht ganz so spezifisch sind, aber erfolgreich eingesetzt werden und die Antikörper-Drug-Konjugate, bei denen das Medikament an einen Antikörper gebunden ist. Das Medikament wird durch den Antikörper spezifisch an das Zielorgan, die mit Chemotherapie behandelt werden müssen und wo neue Ziele fehlen. herangebracht. Dadurch gibt es weniger unerwünschte Nebenwirkungen und es wird mehr Medikament an den Ort des Tumors geführt. Es gibt aber auch bispezifische Antikörper, die auf der einen Seite eine Krebszelle erkennen und auf der anderen Seite eine Immunzelle. Die Immunzelle wird dann die Krebszelle eliminieren. Ferner ist die CAR T Zelltherapie in den Medien stark präsent. Diese Zellen sind so verändert, dass sie einen Antikörperrezeptor haben, der das Ziel erkennt. Diese CAR-T-Zellen sind sehr effektiv aber auch sehr teuer. Trotz dieser Entwicklungen gibt es immer noch einen grossen Teil von Patienten, die mit Chemotherapie behandelt werden müssen und wo neue Ziele fehlen. Deshalb war die Idee für die diesjährige Ausschreibung die Entdeckung neuer Ziele für die Precision Onkologie. Auf diese Ausschreibung gab es ein grosses Echo. Es gab 61 Bewerbungen, die in einem zweistufigen Prozess mit externen Reviews beurteilt wurden, woraus die beiden Gewinnerprojekte von Frau Dr. Inmaculada Martinez Reyes und Prof. Andreas Moor selektioniert wurden.

Smartes Protein-Targeting gegen Lebermetastasen bei Darmkrebs

Das Team unter der Leitung von Prof. Andreas Moor von der ETH Zürich erforscht innovative Ansätze zur Verhinderung von Lebermetastasen bei Darmkrebs, die bei rund einem Drittel aller Patientinnen und Patienten auftreten und die Sterblichkeit deutlich erhöhen. Die Forschenden haben herausgefunden, dass ein Protein namens PlexinB2 auf Leberzellen die Ausbreitung von Darmkrebs in die Leber begünstigt. Um dieses ­Fortschreiten gezielt zu unterbinden hat das Team «smarte» Moleküle entwickelt, die PLEXINB2 und ähnliche metastasierungsfördernde Proteine in Leberzellen erkennen und abbauen. «Wir verwenden ein spezielles Leberprotein, das als Navigationshilfe für die Leber dient und kombinieren es mit einem Miniprotein, das gezielt an Zielproteine wie PlexinB2 bindet. So können diese selektiv zerstört werden» erklärt Prof. Moor. Ziel des Projekts ist es, mehrere dieser «smarten» Proteinmoleküle zu entwickeln, ihre Wirkung zu verbessern und sie in Tiermodellen zu testen. Dieser innovative Ansatz könnte künftig dabei helfen, Lebermetastasen zu verhindern und somit die Behandlungsergebnisse bei Darmkrebs deutlich zu verbessern.

Gezielte Eliminierung therapieresistenter ­Tumorzellen

Im Zentrum der Studie von Frau Dr. Inmaculada Martinez Reyes vom Deutschen Krebsforschungszentrum und der Charité Universitätsmedizin Berlin und ihrem Team steht die Entwicklung von künstlich hergestellten spezialisierten Immun-T-Zellen, die gezielt ruhende, therapieresistente Tumorzellen angreifen und eliminieren. Die ruhenden Tumorzellen sind ein Hauptgrund für Rückfälle bei Pankreaskarzinom und anderen Krebsarten. Durch Einstellen ihrer Zellteilung entziehen sie sich der Behandlung. Sie können aber später erneut wachsen. Ziel des Projekts von Frau Dr. Martinez Reyes ist es, diese therapieresistenten Zellen mithilfe einer neuartigen, personalisierten Immuntherapie auszuschalten. «unsere Forschungsresultate zeigen, dass ruhende Tumorzellen die Antigene auf ihrer Oberfläche verändern» erklärt Dr. Martinez Reyes. Diese Marker helfen dem Immunsystem die Krebszellen zu erkennen und bekämpfen. Frau Dr. Martinez und ihr Team entwickeln T-Zellen, die mit spezifischen Rezeptoren ausgestattet sind , um diese Antigene zu erkennen und die Tumorzellen gezielt zu eliminieren. Bei Gelingen könnte dieser Ansatz eine neue Klasse von Immuntherapien begründen und dazu beitragen Rückfälle zu verhindern sowie die Behandlungsergebnisse bei Pankreaskarzinom und anderen Tumoren mit ähnlichen Mechanismen langfristig zu verbessern.

Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

riesen@medinfo-verlag.ch

Eleonore E. Droux

droux@medinfo-verlag.ch

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  • Vol. 15
  • Ausgabe 6
  • Dezember 2025