Phosphatidylethanol in der Diagnostik und Therapie von alkoholbezogenen Störungen

Einleitung

Unter ungesundem Alkoholkonsum versteht man in der Regel die Menge, welche körperliche oder psychosoziale Schäden verursacht. Dieser reicht von übermässigem Trinken, gelegentlichem starken Trinken bis hin zu einem schädlichen Gebrauch und einer Abhängigkeit von Alkohol (1). Letztere werden gemäss dem Klassifikationssystem der ICD-11 den «Störungen durch Alkohol» im Kapitel «Störungen durch Substanzgebrauch oder Verhaltenssüchte» zugeordnet (2). In den letzten Jahren gibt es zudem eine neue Evidenz für eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen konsumierter Alkoholmenge, schädlicher Wirkung und Mortalität (3). Im Gegensatz zu vielen anderen psychi­atrischen Störungsbildern ist der Einsatz von Biomarkern bei Substanzkonsumstörungen (z. B. Urintest auf Drogen) und insbesondere bei den Alkoholkonsumstörungen in Diagnostik und Behandlung im klinischen Alltag bereits etabliert (4). Bei den Alkoholkonsumstörungen werden Biomarker in der klinischen Routine häufig zu diagnostischen Zwecken zu Beginn der Behandlung eingesetzt, jedoch seltener systematisch zur Verbesserung einer Therapie genutzt (5). Alkoholbezogene Biomarker können nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt werden: Einerseits können sie über die Ausprägung einzelner Konsumereignisse Informationen geben und vereinfachen eine Abschätzung der konsumierten Alkoholmenge (z. B. Ethylglukuronid [EtG] im Urin). Andererseits erlaubt der Einsatz von alkoholbezogenen Biomarkern auch eine Einschätzung des Alkohol(über-)konsums im längeren Verlauf (z. B. Carbohydrat-defizientes Transferrin [CDT] im Blutserum). Eine wichtige Unterscheidung ist diejenige, ob es sich um einen direkten oder indirekten alkoholbezogenen Biomarker handelt (6). Bei Letzterem werden biologische Messwerte erhoben, die auf eine unmittelbare Gewebsschädigung (z. B. erhöhte Nachweisbarkeit von Gamma-Glutamyltransferase [GGT] im Serum) oder sekundäre Abbauprodukte von Ethanol (z. B. CDT) durch den Alkoholkonsum schliessen lassen. Bei den direkten Biomarkern hingegen werden ethanolspezifische Abbauprodukte, die nach dem Konsum von Alkohol bei der Metabolisierung im Körper entstehen, nachgewiesen (z. B. EtG im Urin, Phosphatidylethanol [PEth] im Blut). Direkte alkoholbezogene Biomarker weisen auch eine deutlich höhere Spezifität für den Nachweis von Alkoholkonsum auf und werden daher häufig bei forensischen Fragestellungen eingesetzt (z. B. Überprüfung der Fahreignung) (7, 8). Ein Überblick über die am weitesten in der Diagnostik der Alkoholkonsumstörung verbreiteten Biomarker findet sich in der Tab. 1.

Im folgenden Artikel geben wir zunächst einen kurzen Überblick über klinisch relevante direkte Alkohol-Biomarker in Diagnostik und Therapie von alkoholbezogenen Störungen. Im Anschluss möchten wir vertieft auf die Anwendung von PEth in Diagnostik und Therapie von Alkoholkonsumstörungen eingehen. Aufgrund der hohen Spezifität und Sensitivität von PEth sowie der einfachen Handhabung erscheint dieser Biomarker besonders geeignet für den klinischen Einsatz.

Direkte Biomarker im Vergleich

Ethylglucuronid (EtG)

EtG entsteht beim Abbau von Ethanol durch Glucuronidierung durch das katalysierende Enzym UDP-Glucuronosyl-Transferase. Es ist ein Nebenprodukt des Ethanolabbaus, von dem der höhere Anteil zu Acetaldehyd oxidiert wird. EtG wird bereits nach geringen Konsummengen von Alkohol erzeugt und verteilt sich im gesamten Organismus. Klinisch kann es im Urin, Serum oder in den Haaren nachgewiesen werden (9–11).

Phosphatidylethanol (PEth)

PEth ist ein Lipidmetabolit, der beim Abbau von Ethanol entsteht. Es wird bereits bei geringen Konzentrationen von Ethanol im Blut durch das Enzym Phospholipase D gebildet und in den Zellmembranen der Erythrozyten akkumuliert. Insgesamt gibt es mehr als 50 PEth-Varianten, von denen sich die PEth-Analoga 16:0/18:1 und 16:0/18:2 als Standardmarker durchgesetzt haben. PEth kann heutzutage durch kapillare Blutentnahme als Dried Blood Spot (DBS) (Trockenblutprobe) abgenommen und gelagert werden, was die klinische Handhabung sehr vereinfacht (12, 13). Weiterhin können neu entwickelte volumetrische DBS-Abnahmesysteme (DBS-V) vom Patienten selbst oder z. B. in einer Apotheke oder Arztpraxis zur Probengewinnung von Kapillarblut verwendet werden (14). Ein Überblick über Vor- und Nachteile von PEth und EtG findet sich in der Tab. 2.

Klinische Befunde zum Einsatz von PEth

Wie im vorherigen Abschnitt beschrieben, kann die Entstehung und Lagerung von PEth im menschlichen Körper wissenschaftlich inzwischen gut erklärt werden. Weniger Klarheit herrscht dagegen bezüglich der Elimination und Interpretation von PEth-Konzentrationen im Blut (15). So ergaben Trinkversuche bei freiwilligen Probanden mit einem PEth-Wert unterhalb der klinischen Nachweisgrenze (< 20 ng/ml), dass ein durchschnittlicher Alkoholkonsum von etwa 78 Gramm Alkohol pro Tag über 5 Tage (entspricht etwa 6 Stangen [à 0.3 l] Bier) zu PEth-Werten im Blut von 74 bis 237 ng/ml führten (16). Die Eliminationszeit, bis PEth im Blut unter die Nachweisgrenze abgebaut wurde, variierte hingegen zwischen den einzelnen Probanden des Versuchs erheblich (zwischen drei und sechs Tagen). PEth-Werte im Blut von Patienten mit regelmässig exzessivem Alkoholkonsum variieren ebenfalls erheblich und lassen nur eingeschränkt Rückschlüsse auf vorangegangene kumulative Trinkmengen zu (17). So fanden sich in einer Kohorte von Patienten, die zu Beginn eines stationären Alkoholentzugs untersucht wurden, grosse Unterschiede bei den PEth-Werten mit einer Bandbreite von 20 bis zu mehr als 2500 ng/ml ohne signifikante Korrelation mit den angegebenen Trinkmengen. Auch die Zeit, bis definierte PEth-Cut-off-Werte erreicht wurden, variierten zwischen einer und mehr als sechs Wochen, abhängig von der PEth-Konzentration zu Beginn einer Abstinenz (18). In einer anderen Studie wurde bei alkoholabhängigen Patienten die tägliche Konsummenge Alkohol über einen Zeitraum von 14 Tagen erhoben. In der anschliessenden Messung der Biomarker wies PEth im Vergleich zu CDT und GGT die höchste Sensitivität (99 %) sowie die höchste Korrelation zur Trinkmenge auf (19).

Um nach längerer Abstinenz und negativen PEth-Konzentrationen erneut eine PEth-Konzentration im Blut über dem Grenzwert von 20 ng/ml zu erreichen, muss einmalig eine Mindesttrinkmenge aufgenommen werden, die zu einer Blutalkoholkonzentration von ca. 0.6 bis 0.75 g/kg (Promille) führt. Dies konnte in Trinkversuchen mit kleinen Trinkmengen gezeigt werden, wobei dann die Nachweisbarkeit bei ca. 1–2 Tagen lag (14, 20).

Aufnahme von Spuren von Alkohol (z. B. durch Einatmen bei der Händedesinfektion oder Ähnliches) sind deshalb eher unwahrscheinlich als Ursache für einen positiven PEth-Wert.

Um eine Abstinenz zu monitoren, kann eine Verlaufskontrolle der PEth-Konzentration im Blut im Abstand von ca. 3–4 Wochen mittels Kapillarblutanalyse genutzt werden.

In der Abbildung werden beispielhafte Verläufe von PEth- Konzentrationen im Blut bei Abstinenz und bei Trink­ereignissen gezeigt (Abb. 1).

Inzwischen ist auch eine App verfügbar, mit der gegebenenfalls eine Abstinenz bestätigt oder bei auffälligem PEth-Konzentrationsverlauf angezweifelt werden kann (https://peth.shinyapps.io/Kathleen/). Das zugrunde liegende Kinetikmodell wurde in einer Studie in Belgien anhand von ca. 800 Versuchspersonen entwickelt. Voraussetzung ist dabei, dass wiederholt quantitative Analysen mittels LC-MS/MS im Abstand von ca. 3–4 Wochen durchgeführt werden, da PEth eine terminale Eliminationshalbwertszeit von bis zu 14 Tagen aufweist (21).

Obwohl PEth eine hohe Spezifität und Sensitivität für Ethanol aufweist, kann die Bestimmung eines Biomarkers allein nicht die klinische Diagnose einer Abhängigkeit oder eines schädlichen Gebrauchs ersetzen. Das bekannteste Instrument hierfür ist der von der WHO empfohlene Alcohol Use Disorder Identification Test (AUDIT), der weltweit und nicht nur in Studien als Standard eingesetzt werden sollte. Die Ergebnisse mehrerer klinischer Studien, die den Zusammenhang von (indirekten) Biomarkern, PEth und AUDIT-Scores untersucht haben, kommen daher zu dem Schluss, dass der Goldstandard in der Diagnostik von Alkoholkonsumstörungen in der komplementären Information von PEth und einem klinischen Test liegen sollte, da sich subjektive Angaben zu Trinkmengen in der Regel als unzuverlässig erwiesen haben (22–24).

Da die Erforschung und der Einsatz von PEth in der klinischen Medizin stetig zugenommen haben, konnten in den letzten Jahren in einer internationalen wissenschaftlichen Konsensusgruppe gültige Referenzwerte für den Einsatz von PEth in Diagnostik und Therapie etabliert werden (Tab. 3) (25).

Diese erlauben es jetzt, valide klinische Einschätzungen des Alkoholkonsums im Langzeitverlauf abzugeben, vergleichbar etwa mit dem Einsatz von HbA1C in der Behandlung und Monitorisierung bei der Therapie eines Diabetes mellitus in der Inneren Medizin. In mehreren europäischen (z. B. Schweden) und nicht europäischen Ländern ist PEth inzwischen ein fester Bestandteil der klinisch eingesetzten Laborwerte für die diagnostische und therapeutische Anwendung im Praxisalltag (26).

PEth zur Verbesserung der Therapie von ­Alkoholkonsumstörungen

Die Therapie von Alkoholkonsumstörungen stellt die Behandler immer wieder vor komplexe Herausforderungen und Fragestellungen. Die spezifischen und evidenzbasierten Therapieempfehlungen hierzu findet man in der seit Jahren im deutschsprachigen Raum etablierten S3-Leitlinie Screening, Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen (27). Darin wird der Einsatz von PEth als direkter Zustandsmarker mit einem hohen Empfehlungsgrad A (Sollempfehlung) in verschiedenen Kontexten (Hausarztpraxis, stationäre Aufnahme, Notaufnahme, präoperatives Screening, Intensivstation) empfohlen. Dass der Einsatz von PEth mit einer Qualitätsverbesserung in der Behandlung einhergehen kann, zeigte eine klinische Studie bei Patienten mit Alkoholkonsumstörung. Darin wurde PEth zur Verlaufskontrolle während einer Therapie eingesetzt und die Werte den Teilnehmenden regelmässig zurückgemeldet. Im Verlauf der Behandlung konnte mittels Messung der PEth-Werte eine zunehmende Validität der Angabe subjektiver Trinkmengen erreicht werden (28). Die Behandlung alkoholbezogener Störungsbilder stellt die therapeutische Fachperson jedoch auch vor spezielle He­rausforderungen hinsichtlich der Kommunikation und des individuellen Umgangs mit den Betroffenen. Die weiterhin hohe gesellschaftliche Stigmatisierung von Menschen mit Alkoholproblemen und die damit verbundenen negativen Emotionen (Scham, Schuld) können die Gesprächsführung und den Zugang zum Patienten im medizinischen Kontext deutlich erschweren. Dies insbesondere auch im Vergleich zu anderen Krankheitsbildern, die in der allgemeinen internistischen Medizin sonst behandelt werden (z. B. Diabetes, arterielle Hypertonie). Dass der Einsatz von PEth nicht nur zu einer Optimierung der medizinischen Versorgung führen kann, sondern auch eine deutliche Verbesserung für die ärztliche Kommunikation im Umgang mit Patienten mit Alkoholkonsumstörungen bedeutet, zeigte eine im hausärztlichen Kontext in Schweden durchgeführte Studie: In einem qualitativen Studiendesign erhielten mehrere Hausärzte die Möglichkeit, PEth gezielt bei der Diagnostik und Behandlung der arteriellen Hypertonie in ihrer Praxis einzusetzen (29). Anschliessend nahmen sie gemeinsam an Fokusgruppeninterviews teil, in denen sie zu ihren Erfahrungen im Einsatz von PEth strukturiert befragt wurden. Unter anderem wurde erfragt, wie Hausärzte im Allgemeinen das Thema Alkohol ansprechen, wie der Einsatz von PEth den Dialog mit den Betroffenen ändert und wie die Patienten reagieren, wenn PEth in der Behandlung eingesetzt wird. Darüber hinaus wurden weitere fachspezifische Fragen zur Behandlung der arteriellen Hypertonie sowie zum Erfahrungshorizont der Hausärzte beim Thema Alkohol thematisiert. Als Ergebnis stellten die teilnehmenden Allgemeinmediziner fest, dass PEth die eigenen Routinen bei der Identifizierung von und im Umgang mit gefährlichem Alkoholkonsum geändert und verbessert hatte. Insbesondere erleichterte der Einsatz von PEth den Dialog mit den Patienten über das Thema Alkohol sowie die Beurteilung, ob Alkohol zum hohen Blutdruck beitrug. Die Schwelle, den Alkoholkonsum anzusprechen, wurde reduziert und normalisiert, die Patienten reagierten selten negativ auf den Einsatz von PEth in der Behandlung. Alle an der Studie beteiligten Hausärzte befürworteten eine routinemässige Anwendung von PEth in der Primärversorgung und bewerteten den Einsatz des Biomarkers als sehr hilfreich. Charakteristische Aussagen einiger teilnehmender Ärzte sind in der Tab. 4 zusammengefasst.

Wie der zielgerichtete Einsatz von PEth die Behandlung von alkoholbezogenen Störungsbildern sowohl in der Kommunikation mit dem Patienten als auch in der Diagnostik und im longitudinalen Verlauf der Behandlung verbessert, zeigt ein der klinischen Praxis entnommenes Fallbeispiel.

Fallbeispiel

Ein 48-jähriger verheirateter und selbständig als Malermeister und Betriebsinhaber arbeitender Familienvater kommt zum jährlichen Check-up in Ihre Hausarztpraxis. Der Patient ist Nichtraucher, nimmt keine Medikamente ein und ist körperlich gesund, Grösse 180 cm, Körpergewicht 85 kg. Spontan äussert der Patient keine Beschwerden. Die Routineparameter sind unauffällig (Blutbild, HbA1C, EKG), lediglich die Blutdruckwerte sind nach mehrmaliger Messung erhöht (RR 149/83 mmHg). In der weiteren Anamnese berichtet der Patient, dass er viel Stress habe, sich häufig erschöpft fühle und zwischenzeitlich an Ein- oder Durchschlafstörungen leide. Vor einigen Tagen habe er sich unwohl gefühlt und sich einmalig übergeben müssen. Sie entscheiden daraufhin, weitere Laborparameter abzunehmen (AST, ALT, GGT, CRP, Elektrolyte) und ihn in einer Woche wieder einzubestellen. Bis zum Termin soll er zweimal täglich den Blutdruck messen und ein Protokoll über die Werte führen.

Nach einer Woche erscheint der Patient im Gesundheitszustand unverändert bei Ihnen, die gastrointestinalen Beschwerden sind sistiert. Die protokollierten Blutdruckwerte sind weiterhin durchgehend erhöht. Im Labor zeigt sich eine leicht erhöhte Gamma-GT, sonst ist der Laborbefund blande. Sie befragen den Patienten nach regelmässigem Alkoholkonsum. Dieser gibt darauf zu Protokoll, dass er unregelmässig abends nach der Arbeit ein bis zwei Feierabendbiere trinke und hin und wieder mal auch einen Whisky. Im von Ihnen durchgeführten AUDIT-Test erreicht er einen Score von 8 (Hinweis auf schädlichen Gebrauch von Alkohol). Sie schlagen dem Patienten daraufhin vor, einen PEth-Wert im Blut bestimmen zu lassen, um den Alkoholkonsum zu objektivieren. In der nächsten Sitzung besprechen Sie mit ihm das Ergebnis des PEth-Tests (234 ng/ml). Sie erklären dem Patienten, dass der Wert Hinweise auf einen chronisch erhöhten Alkoholkonsum ergibt. Nach Mitteilung des Ergebnisses bleibt der Patient zunächst still, öffnet sich im weiteren Verlauf aber zunehmend und berichtet, dass er wohl in letzter Zeit zunehmend mehr Alkohol am Abend konsumiert habe, einfach weil er befürchtet habe, sonst nicht einschlafen zu können, und dass er bereits darüber nachgedacht habe, den Konsum zu reduzieren. Sie informieren den Patienten, dass die erhöhten Blutdruck- und Leberwerte möglicherweise auf den Alkoholkonsum zurückzuführen seien, und motivieren ihn, sich bezüglich des Alkoholkonsums Ziele zu setzen. Nach der Intervention entscheidet sich der Patient, in Zukunft kontrollierter Alkohol zu trinken und gegen eine komplette Abstinenz. Sie unterstützen den Patienten dabei, Strategien zur Erreichung seiner Ziele zu erarbeiten und vereinbaren einen Kontrolltermin in drei Wochen. Am Kontrolltermin nehmen Sie erneut eine Kapillarblutprobe (oder Venenblutprobe) zur PEth-Bestimmung ab, die schliesslich einen PEth-Wert von 98 ng/ml ergibt. Sie loben den Patienten, da er seine Ziele einer Konsumreduktion erreicht hat und zudem die durchschnittlichen Blutdruckwerte ebenfalls gesunken sind. Sie vereinbaren mit dem Patienten erneut Ziele bezüglich des Alkoholkonsums und stellen ihn für weitere Kontrolltermine ein, bei denen der PEth-Wert regelmässig kontrolliert wird.

Zusammenfassung

Zusammengefasst stellten wir in dem vorliegenden Übersichtsartikel am Beispiel von PEth die Verbesserungen dar, die in der Behandlung alkoholbezogener Störungen erzielt werden können, wenn direkte Biomarker in der klinischen Routine zielführend eingesetzt werden. Die Bestimmung von PEth wird dadurch vereinfacht, dass inzwischen kapilläre Blutentnahmen und einfache Lager- und Transportmöglichkeiten mittels Dried Blood Spots zur Verfügung stehen (14). In der Schweiz werden die Analysen von Blutproben (Venenblut oder Kapillarblut als DBS) inzwischen für klinische und forensische Anwendungen von einzelnen Laboren und flächendeckend von einschlägigen Labordienstleistern angeboten. Da die Kosten von den Patienten selbst getragen werden müssen und nicht von Tarmed abgegolten werden (bzw. nicht auf der Analysenliste des BAG aufgeführt sind), gibt es noch Hindernisse finanzieller Art. Eine am Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern angesiedelte Arbeitsgruppe bemüht sich momentan da­rum, die Anwendung von PEth in der allgemeinen Hausarztmedizin zu etablieren sowie einen Antrag für eine allgemeine Kostenerstattung im Rahmen von Tarmed beim Bundesamt für Gesundheit einzureichen.

PD Dr. med. Philippe Pfeifer

Universitäre Psychiatrische Dienste Bern (UPD)
Bolligenstrasse 111
3000 Bern 60

philippe.pfeifer@upd.ch

Die Autorenschaft hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

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Anpassungsstörungen gemäss ICD-11 im Kontext von somatischen Erkrankungen

Einleitung

Anpassungsstörungen entwickeln sich als psychische Reaktionen auf belastende Lebensereignisse oder einschneidende Veränderungen, die die individuelle Bewältigungsfähigkeit überschreiten (1). Somatische Erkrankungen ­–­ also körperliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Krebserkrankungen oder chronische Schmerzen – gelten häufig als solch belastende Ereignisse, da sie in der Regel mit erheblichen Einschnitten in den Alltag, mit Ängsten und Unsicherheiten sowie mit körperlichen Einschränkungen verbunden sind. Infolge der Belastung durch die somatische Erkrankung können vorbestehende psychische Erkrankungen exazerbieren und psychische Störungen neu auftreten. Die Prävalenz von Anpassungsstörungen, Depressionen oder Angsterkrankungen bei somatischen Erkrankungen ist dementsprechend hoch (2). Die psychiatrische Komorbidität verschlechtert die Pro­gnose der somatischen Erkrankungen deutlich (3). Anpassungsstörungen spielen zudem für das Auftreten von Suizidalität im Kontext von somatischen Erkrankungen eine signifikante Rolle (4).

Für somatische Mediziner ergeben sich im Umgang mit Anpassungsstörungen die Schwierigkeit, dass derzeit keine Leitlinien für die Therapie existieren. Ziel dieses Artikels ist es, die Diagnosestellung gemäss ICD-11 vorzustellen und therapeutische Möglichkeiten zusammenzufassen.

Die Diagnose Anpassungsstörung im ICD-11

Die Kernmerkmale für die Diagnose einer Anpassungsstörung gemäss Klassifikationssystem ICD-11 (1) sind:
– Präokkupation: Eine anhaltende gedankliche Beschäftigung mit dem belastenden Ereignis oder dessen Konsequenzen, die das Denken und Handeln dominieren kann. Dies geht einher mit einer hohen emotionalen Belastung, häufig in Form von Ängsten und Depressivität.
– Funktionseinschränkungen: Schwierigkeiten im alltäglichen Leben, wie in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Lebensbereichen, die auf die emotionale Belastung und Präokkupation zurückzuführen sind.

Die Symptome treten in Reaktion auf ein klar definierbares belastendes Ereignis oder eine signifikante Lebensveränderung auf. Sie beginnen innerhalb eines Monats nach dem belastenden Ereignis und klingen in der Regel innerhalb von sechs Monaten ab, sofern die Belastung nicht anhält.

Epidemiologie

Die Prävalenz von Anpassungsstörungen als Komorbidität schwankt je nach Kontext zwischen 12 und 35 %, wobei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist (5). Besonders häufig treten Anpassungsstörungen auf bei Diagnosen, die
– eine akute Bedrohung darstellen, wie Krebserkrankungen (6, 7) oder kardiovaskuläre Ereignisse (8, 9),
– das Wohlbefinden anhaltend beeinträchtigen, wie Schmerzsyndrome (10, 11) oder entzündliche Darmerkrankungen (12),
– Anpassungen im Lebensablauf zur Folge haben mit Verlust von Lebensqualität oder Funktionseinschränkungen, beispielsweise durch einen Diabetes (13) oder eine COPD (14).

Einfluss von Anpassungsstörungen auf den Verlauf und die Prognose der somatischen Erkrankung

In einer prospektiven Mainzer Studie über Prädiktoren auf das Ein-Jahres-Outcome von distalen Beinfrakturen konnte neben Rauchen ausschliesslich die Anpassungsstörung als relevanter Faktor für eine Verschlechterung der Pro­gnose identifiziert werden (3).

Der negative Einfluss einer hohen psychischen Belastung auf den Verlauf somatischer Erkrankungen (15, 16, 17) lässt sich erklären durch:
• eingeschränkte Adhärenz und Compliance: Eine psychische Beeinträchtigung kann dazu führen, dass ärztliche Empfehlungen nicht konsequent befolgt werden und Medikamente unregelmässig eingenommen werden.
• ungünstige Lebensführung: Bei psychischer Belastung treten vermehrter Alkohol- oder Nikotinkonsum, ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel auf (18).
• immunologische Prozesse: Chronischer Stress ist nachweislich mit einer erhöhten Entzündungsbereitschaft und einer Schwächung des Immunsystems assoziiert (19).
• soziale Isolation: Rückzugstendenzen können den Zugang zu sozialen Bewältigungsressourcen erschweren (20).
Umgekehrt kann eine rechtzeitige effektive Behandlung der psychischen Belastung die Lebensqualität deutlich verbessern (21) und möglicherweise sogar den medizinischen Verlauf günstig beeinflussen (22). Die Beziehung zwischen somatischen und psychischen Symptomen ist hierbei als bidirektional anzusehen (23). Bermudez et al. (18) untersuchen und bestätigen die Fluktuationen psychischer Symptomatik und deren Einfluss auf das Gesundheitsverhalten. Ihr Ergebnis unterstreicht die Bedeutung umgehender und zielführender Interventionen zur Verhinderung des schädlichen Einflusses von Anpassungsstörungen auf die somatische Grunderkrankung.

Psychologische Modelle zur Entstehung von Anpassungsstörungen

Die Ressourcenkonservierungstheorie nach Hobfoll (1989)

Nach der Ressourcenkonservierungstheorie (Conservation of Resources Theory, COR) von Hobfoll (24) entsteht Stress, wenn Ressourcen bedroht sind, tatsächlich verloren gehen oder wenn der Aufwand, neue Ressourcen zu gewinnen, die vorhandenen Ressourcen übersteigt. Der Verlust von Ressourcen hat eine stärkere Wirkung als deren Gewinn (25), wodurch sich eine Verlustspirale entwickeln kann. Eine somatische Erkrankung führt häufig zu einem Ressourcenverlust bzw. zu deren Bedrohung und zu einer reduzierten Bedürfnisbefriedigung.

Das Transaktionale Stressmodell nach Lazarus (1984)

Gemäss dem Transaktionalen Stressmodell von Lazarus (26) entsteht Stress, wenn negative Ereignisse als bedeutsam und deren Anforderungen als die eigenen Bewältigungsressourcen übersteigend bewertet werden. Bewältigungsstrategien zielen darauf ab, entweder die Situation zu verändern oder die emotionale Belastung zu reduzieren. Die beschränkte Kontrollierbarkeit somatischer Erkrankungen stellt eine besondere Stressbelastung dar.

Abklärung und Frühintervention

Früherfassung
Wenn Patienten über Bewältigungsschwierigkeiten und das Auftreten von Symptomen wie Gedankenkreisen oder Schlafstörungen klagen, ist eine Abklärung auf Vorliegen einer Anpassungsstörung empfehlenswert. In der klinischen Praxis eignet sich hierfür der ADNM-8 als kurzes Screeninginstrument. In Tab. 1 finden sich die darin enthaltenen Abklärungsitems. Die Zahlen werden zusammengezählt. Der Cut-off, ab dem das Vorliegen ­einer Anpassungsstörung wahrscheinlich ist, liegt bei 18.5 Punkten (27).

Therapieeinleitung und interprofessionelle Zusammenarbeit
Bei Vorliegen einer Anpassungsstörung ist eine Zuweisung zur psychotherapeutischen Behandlung indiziert. In einem weiteren Teil des ADNM-8 (Tab. 2) werden zudem anderweitige Belastungsfaktoren mit negativem Einfluss auf die allgemeine Stressbelastung erfasst, die durch eine psychosoziale Unterstützung gegebenenfalls reduziert werden können (28). Hierdurch können zusätzliche Bewältigungsressourcen des Betroffenen freigesetzt werden. Durch eine gute Kommunikation zwischen den Verantwortlichen für die somatische und psychische Behandlung können im weiteren Verlauf Behandlungsprozesse so abgestimmt werden, dass negative Dynamiken möglichst reduziert werden.

Medikamentöse Unterstützung
Neu entwickelte Schlafstörungen bedürfen einer möglichst effektiven vorübergehenden Unterstützung (29). In Tab. 3 sind mögliche schlafanstossende Medikamente und deren Charakteristika für den klinischen Gebrauch zusammengefasst. Die Wirkung auf die Symptomatik sollte zeitnah evaluiert werden. Bei belastenden Nebenwirkungen oder einer unzureichenden Wirkung trotz maximaler Dosierung sollte auf eine andere Substanz umgestellt werden (30). Wichtig ist, sich darüber im Klaren zu sein, dass die Medikamente zwar ebenfalls negative Dynamiken abschwächen können, jedoch im Gegensatz zu der Psychotherapie keine kausale Therapieform darstellen.
Bei beginnenden depressiven Symptomen kann ein Therapieversuch mit einem Johanniskrautpräparat gemacht werden. Hyperforinarme Produkte wie beispielsweise Rebalance® (Zeller) sind aufgrund ihrer fehlenden CYP3A4- ­Induktion und somit geringerem Interaktionspotenzial vorzuziehen. Aufgrund von Studien, die auf negative Effekte von Benzodiazepinen auf den Verlauf von Stressfolgeerkrankungen hindeuten (speziell bei Anpassungsstörungen, z. B. 31), sind Benzodiazepine als Präparategruppe trotz verbreiteter Verschreibungspraxis nicht erwähnt.

Suizidprävention: Explizites Ansprechen von Suizidalität
Die innere Not kann so stark werden, dass Betroffene Suizidgedanken entwickeln als Versuch, dem zu entkommen (4). Suizidalität sollte direkt angesprochen und Betroffene an geeignete Ansprechpartner verwiesen werden, beispielsweise die Dargebotene Hand (https://www.143.ch). Die Kommunikation über ein bestehendes Suizidrisiko an alle in die Behandlung Involvierten sowie die Erarbeitung eines Notfallplanes sind empfehlenswert (32).

Verlaufsevaluation

Im Verlauf sollte das etwaige Neuauftreten von Symptomen und die Wirkung der angesetzten Therapien überprüft werden (Ist die Wirkung suffizient? Existieren belastende Nebenwirkungen? Konnte der Patient mit einer Psychotherapie beginnen?).

Zudem muss die symptomatische Medikation überprüft werden, da sie nur für eine begrenzte Zeit eingesetzt werden sollte. Dies gilt für alle hierfür genannten Medikamente, insbesondere für Zolpidem aufgrund seines Abhängigkeitspotenzials.

Fazit für die Praxis

Durch ein gestuftes Vorgehen mit (a) Früherkennung von Anpassungsstörungen, (b) unmittelbarem Ansetzen therapeutischer Massnahmen wie die Zuweisung zur Psychotherapie und/oder eine symptomatische medikamentöse Behandlung und (c) einer proaktiven Verlaufsevaluation lassen sich die gesundheitlichen Folgen von Anpassungsstörungen häufig abmildern oder sogar ganz vermeiden.

Hinweise
In Tabellen und im Text werden Beispiele für geeignete Medikamente kurz umrissen. Es finden sich keine detaillierten Angaben zu Kontraindikationen, Risiken, Nebenwirkungen oder Interaktionen der Substanzen.

Dr. med. Astrid Habenstein

Privatklinik Wyss AG
Fellenbergstrasse 34
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Die Autorenschaft hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

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Sekundäre Kopfschmerzen

Überblick

Viele Erkrankungen können sich durch Kopfschmerzen äussern. Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden, die zur Vorstellung beim Arzt führen. Epidemiologisch gesehen, liegt in der Europäischen Union die Ein-Jahres-Prävalenz von Kopfschmerzen bei 79 % (1). Neben der erheblichen psychischen Belastung und der Beeinträchtigung der Lebensqualität können Kopfschmerzen auch die Arbeitsleistung deutlich mindern (2). Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) unterscheidet in der aktuellen Kopfschmerzklassifikation 276 verschiedene Kopfschmerzerkrankungen (3). Migräne ist eine der häufigsten Erkrankungen. Etwa 1.1 Milliarden Menschen weltweit sind von Migräne betroffen (4). Unter den neurologischen Erkrankungen löst sie die höchste Erkrankungslast aus (5). Viele Patienten mit Migräne stellen sich notfallmässig vor, v. a. bei erstmaligem Auftreten einer Aura.

Primär versus sekundär

Bei der Vorstellung von Kopfschmerzpatienten steht oft die Frage nach der Ursache der Beschwerden im Mittelpunkt. Viele Betroffene erhoffen sich durch die Behandlung nicht nur eine Linderung der Symptome, sondern auch die vollständige Beseitigung der Ursache und damit eine Heilung ihrer Erkrankung. Tatsächlich stellt die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen eine grosse Herausforderung dar, da Kopfschmerzerkrankungen heterogen sind. Das Ziel ist zunächst, einen potenziell bedrohlichen sekundären oder symptomatischen Kopfschmerz mit einer hohen Sensitivität zu identifizieren (6). Während primäre Kopfschmerzen wie Migräne eine eigenständige Erkrankung darstellen, ist bei sekundären oder symptomatischen Kopfschmerzen eine andere Erkrankung zugrunde liegend. Die WHO schätzte im Jahr 2021, dass bis zu 18 % der Patienten, die sich mit Kopfschmerzen vorstellen, an einem sekundären Kopfschmerz leiden (6). In einer norwegischen populationsbasierten Studie betrug die Ein-Jahres-Prävalenz von sekundären Kopfschmerzen in der Altersgruppe zwischen 30 und 44 Jahren hingegen nur 2.14 %. Der überwiegende Anteil dieser Patienten hatte einen Medikamentenübergebrauchskopfschmerz, welcher keinen Notfall darstellt und rein durch die Anamnese diagnostiziert werden kann (7). Dementsprechend ist davon auszugehen, dass nur wenige Menschen, die sich in dieser Altersspanne mit Kopfschmerzen vorstellen, tatsächlich an einem potenziell gefährlichen sekundären Kopfschmerz leiden. Da die Ursache von sekundären Kopfschmerzen eine hohe Morbidität oder gar Mortalität haben kann, müssen sie zuverlässig und ggf. schnell erkannt werden. Besteht aufgrund der Anamnese und klinischen Untersuchung bereits der Verdacht auf einen sekundären Kopfschmerz, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, eine relevante Pathologie zu finden (sog. Vortest-Wahrscheinlichkeit) (8). Die Identifizierung der zugrunde liegenden Pathologie ist zudem entscheidend, da auch die erfolgreiche Behandlung der Kopfschmerzen oft erst durch die gezielte Therapie der verursachenden Erkrankung möglich wird.

«Red Flags»

In der Konsultation mit Kopfschmerzpatienten ist es empfehlenswert, von Beginn an auf Warnzeichen, die auf sekundäre Kopfschmerzen hinweisen, sogenannte Red Flags, zu achten. Das Akronym SNNOOP10 aus dem Englischen umfasst 15 wichtige Punkte, die als Gedankenstütze bei der Identifikation von «Red Flags» für sekundäre Kopfschmerzen hilfreich sind (9). In der strukturierten Anamnese gibt die Kopfschmerzdynamik bereits wichtige Hinweise, wie akut der Kopfschmerz auftritt, und hilft, einen vorbestehenden von den aktuellen, neuartigen Kopfschmerzen zu unterscheiden. Begleitphänomene, Medikation und Vorerkrankungen können zudem wichtige Informationen für die Genese der Kopfschmerzen liefern. Im nächsten Schritt kann der Kopfschmerzphänotyp dann genauer analysiert werden.

Kurzkasuistik

Eine 45-jährige Patientin mit einer bekannten Migräne ohne Aura stellt sich notfallmässig mit stärksten Kopfschmerzen vor, welche plötzlich begonnen hätten. Sie kommt gerade aus dem Skiurlaub zurück. Während des Urlaubes sei es ihr sehr gut gegangen. Ein Trauma wird verneint. Der Kopfschmerz habe sich nicht, wie sonst üblich, nach Einnahme eines Triptans gebessert. Da sich die Kopfschmerzen wie die bekannte Migräne präsentieren, wird die Patientin nach unauffälligem CT-Schädel und regredienten Schmerzen unter Analgesie wieder nach Hause entlassen. Wenige Tage später stellt sie sich erneut mit einem Donnerschlagkopfschmerz vor. Nun zeigen sich bildgebend nicht nur eine Subarachnoidalblutung in der Konvexität, sondern auch Gefässspasmen. Klinisch finden sich eine leichte linksseitige Armschwäche, Wortfindungsstörungen und eine Abduzensparese. Es wird die Diagnose eines reversiblen zerebralen Vasokonstriktionssyndroms (RCVS), eines sekundären Kopfschmerzes, gestellt. Während der intensivmedizinischen Behandlung kommt es rezidivierend zu Kopfschmerzexazerbationen. Die fokal neurologischen Defizite sind im Verlauf vollständig regredient.

Diese Kasuistik zeigt, dass es schwierig sein kann, anhand des Phänotyps einen primären und vorbestehenden Kopfschmerz von einem sekundären, potenziell bedrohlichen Kopfschmerz zu unterscheiden (10). Bei dieser Patientin äusserte sich der sekundäre Kopfschmerz im Rahmen eines reversiblen zerebralen Vasokonstriktionssyndroms (RCVS) ähnlich wie eine schwere Migräneattacke. Auffallend waren der schnelle Beginn – bei der Migräne gibt es in der Regel eine Vorphase –, die hohe Intensität (Donnerschlagkopfschmerz) und das fehlende Ansprechen auf die gewohnte Akutmedikation. Die Kopfschmerzdynamik, Intensität und Medikation lieferten hier genauere Informationen als die Analyse des Phänotyps. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sekundäre Kopfschmerzen Merkmale eines Migräne- oder Spannungskopfschmerzes aufweisen. Dieser Fall zeigt auch, dass die meist auf dem Notfall durchgeführte Bildgebung eines CT die Pathologie nicht immer aufzeigt.

Ausschlaggebend für die Differenzierung von primären und sekundären Kopfschmerzen ist das Gesamtbild, das sich aus gezielter Anamnese und klinischer Untersuchung ergibt.

Anamnese

Im Folgenden sind die wichtigsten Punkte für eine strukturierte Anamnese von Kopfschmerzpatienten aufgelistet (Abb. 1) (11,12). Die Punkte sind aktiv zu erfragen (Holprinzip). Jeder Punkt, der nicht vorbestehend ist, sollte zunächst als «Red Flag» gewertet werden.

Kopfschmerzspezifische Anamnese

• Dynamik
– Seit wann besteht der aktuelle Kopfschmerz?
– Wie hat er beim ersten Mal begonnen?
– Wie häufig trat der Kopfschmerz zu Beginn auf?
– Wie hat sich die Kopfschmerzfrequenz im Verlauf verändert?
– Wie häufig tritt der Kopfschmerz aktuell auf?
• Phänotyp
– Lokalisation, Intensität, Qualität und Dauer der einzelnen Attacken
– Begleitbeschwerden wie Photophobie, Phonophobie, Osmophobie, Übelkeit und Erbrechen
– Zunahme bei körperlicher Anstrengung, Ruhebedürfnis, psychomotorische Unruhe
– Kranioautonome Symptome, z. B. Augentränen, Nasen- laufen, verstopfte Nase, gerötetes Auge, Lidödem, verstopftes Ohr, Schwitzen auf der Stirn, einseitige Ptose
– Aura (visuell, sensibel, motorisch), Dauer und Zeitpunkt des Auftretens
– Nicht-Kopfschmerz-Symptome, z. B. Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Müdigkeit oder Hungergefühl
– Vorboten, z. B. Müdigkeit, häufiges Gähnen, Gereiztheit, Euphorie
– Triggerfaktoren, z. B. Lageabhängigkeit, Husten, Niessen, Pressen, Trauma

Allgemeine Anamnese

• Aktuelle Medikation
– Akut- und Basistherapie (Dosis, Dauer, Effekt, Nebenwirkungen)
– Weitere Medikation
• Frühere Kopfschmerzmedikation (getrennt nach Akut- und Basistherapie)
– Dosis, Dauer, Effekt, Nebenwirkungen
• Vorerkrankungen, z. B. Tumor, Immundefizite
• Systemanamnese inkl. Schlaf, Stimmung, B-Symptomatik etc.
• Familienanamnese
• Sozialanamnese inkl. Auswirkungen der Kopfschmerzen
• Bisher erfolgte Untersuchungen

Untersuchung

Bei jeder Erstvorstellung sowie bei neuen anamnestischen Aspekten sollte eine umfassende körperliche Untersuchung mit besonderem Fokus auf neurologische Defizite, Meningismus, Schmerzlokalisation und systemische Zeichen, die auf einen sekundären Kopfschmerz hinweisen können, erfolgen.

Die körperliche Untersuchung sollte folgende Aspekte umfassen:
• Erhebung der Vitalparameter
• Vollständige neurologische Untersuchung mit Beurteilung der Hirnnerven, fokal neurologischer Defizite, ­Meningismus
• Untersuchung der Austrittspunkte des Nervus trigeminus
• Prüfung auf bulbären Druck- oder Bewegungsschmerz
• Inspektion der Schleimhäute und des Zahnstatus
• Beurteilung der Beweglichkeit der Halswirbelsäule
• Erfassung einer möglichen Druckschmerzhaftigkeit der perikranialen Muskulatur
• Untersuchung auf Schmerzen bei Kieferöffnung oder -okklusion
• Palpation der Arteria temporalis superficialis
• Systemische Auffälligkeiten wie Hautveränderungen

Diagnostisches Work-up

Auf Basis der erhobenen Anamnese und klinischen Untersuchung kann eine erste Arbeitshypothese zur Kopfschmerzursache erstellt werden. Wenn «Red Flags» vorliegen, sollte abhängig von der Verdachtsdiagnose ein gezieltes diagnostisches Work-up durchgeführt werden. Dabei unterscheidet sich die Abklärung eines akuten, neu aufgetretenen Kopfschmerzes wesentlich von einem seit Monaten bestehenden chronischen Kopfschmerz. Während bei Ersterem eine sofortige Bildgebung und ggf. Lumbalpunktion erforderlich sein könnte, ist zur weiteren Abklärung systemischer Ursachen beispielsweise eine Blutuntersuchung zunächst ausreichend. So kann Kopfschmerz z. B. auch als Symptom von Elektrolytstörungen, beispielsweise im Rahmen einer Dialyse, auftreten. Darüber hinaus können Kopfschmerzen bei rheumatologischen Erkrankungen, endokrinologischen Störungen oder autoimmunen Enzephalitiden auftreten (13). Je nach klinischer Symptomatik sind daher spezifische Laboruntersuchungen indiziert, um mögliche systemische Ursachen zu identifizieren. Die Diagnostik und Therapie komplexer Kopfschmerzerkrankungen erfolgen häufig in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachrichtungen, u. a. der Radiologie, Kardiologie, Ophthalmologie, HNO, Schlafmedizin, Psychosomatik, Infektiologie, Endokrinologie und Zahnmedizin.

«Smarter Medicine»

Im klinischen Alltag ist es teilweise schwierig zu entscheiden, bei welchen Patienten eine ausführliche Diagnostik erfolgen sollte und bei welchen beispielsweise auf eine wiederholte Bildgebung verzichtet werden sollte. Im Rahmen des Expertenkonsens «Smarter Medicine» wurden Situationen definiert, in denen auf weiterführende Diagnostik verzichtet werden kann (14).

Diese 5 Empfehlungen sind im Folgenden aufgelistet:
• Keine Wiederholung der zerebralen Bildgebung bei unverändertem Kopfschmerzphänotyp
• Keine Computertomographie des Schädels zur Diagnostik nicht akuter Kopfschmerzen
• Keine Zahnextraktion zur Behandlung eines anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerzes
• Keine Migränechirurgie
• Keine Entfernung von Amalgamfüllungen zur Kopfschmerzbehandlung

«Green Flags»

Um mit hoher Sicherheit einen primären Kopfschmerz diagnostizieren zu können, ist das Konzept «Green Flags» entwickelt worden. «Green Flags» sind Symptome und Befunde, die nach Ausschluss von «Red Flags» mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen primären Kopfschmerz hindeuten (15). Dieses Konzept beruht auf einem Expertenkonsens. Eine Validierung der «Red Flags» nach der SNNOOP10-Liste und der «Green Flags» steht noch aus (6). Zusätzlich wird in der Forschung weiter nach Biomarkern für primäre Kopfschmerzerkrankungen, wie z. B. der Migräne, die im klinischen Alltag eingesetzt werden können, gesucht.

Entscheidungswege bei Kopfschmerzpatienten

Das Vorgehen im klinischen Alltag zeigt Abb. 1. Stellen sich Patienten mit Kopfschmerzen vor, wird in Anamnese und klinischer Untersuchung auf «Red Flags» und «Green Flags» geachtet. Bei fehlenden «Red Flags» sollte geprüft werden, ob der berichtete Kopfschmerz mit den ICHD3-Diagnosekriterien für primäre Kopfschmerzen übereinstimmt. Ist dies nicht der Fall, sind die «Green Flags» Hinweise auf das wahrscheinliche Vorliegen eines primären Kopfschmerzes. Beim Vorliegen von «Red Flags» wird weitere Diagnostik veranlasst. Zeigen sich hier unauffällige Befunde, ist ebenfalls mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von dem Vorliegen eines primären Kopfschmerzes auszugehen.

Therapie sekundärer Kopfschmerzen

Bei sekundären Kopfschmerzen sollte primär die zugrunde liegende Ursache therapiert werden. Die Schmerzbehandlung erfolgt dabei durchaus nach WHO-Stufenschema, wobei Opiate in der Kopfschmerztherapie aufgrund des Gewöhnungseffektes und des Risikos der Entwicklung eines Medikamentenübergebrauchskopfschmerzes zurückhaltend eingesetzt werden sollten. Aus praktischer Sicht empfiehlt sich vielmehr die Wahl der Akut- und Basistherapie anhand des Kopfschmerzphänotyps. Für die primären Kopfschmerzerkrankungen gibt es Therapieempfehlungen der Schweizerischen Kopfwehgesellschaft (www.headache.ch).

Differenzialdiagnosen sekundärer ­Kopfschmerzen

Mögliche Ursachen sekundärer Kopfschmerzen sind in der Tab. 1 aufgeführt. ­

Chronische sekundäre Kopfschmerzen

Zu den chronischen sekundären Kopfschmerzformen,  die im klinischen Alltag zwar selten sind, aber leicht mit primären Kopfschmerzen verwechselt werden können und eine spezifische Diagnostik benötigen, zählen die idiopathische intrakranielle Hypertension (IIH) und die spontane intrakranielle Hypotension (SIH). An beide sollte bei Patienten mit unklaren chronischen Kopfschmerzen gedacht werden, da eine effektive Therapie zwingend die Ursache behandelt.

Die idiopathische intrakranielle Hypertension weist eine erhöhte Komorbidität mit Migräne auf, stellt aber gleichzeitig auch eine Differenzialdiagnose zur chronischen Mi­gräne dar. Zu den «Red Flags», die für IIH sprechen, gehören u. a. lageabhängige Kopfschmerzen, die im Liegen zunehmen. Das Auftreten von Sehstörungen, welche sich in Form von kurz anhaltendem, wolkenartigem Verschwommensehen (visuellen Obskurationen), Photopsien oder Diplopie äussern und für ein Papillenödem sprechen, werden von etwa zwei Dritteln der Patienten berichtet. Seltener treten auch Gesichtsfelddefekte oder Abduzensparesen auf. Etwa die Hälfte der Patienten leidet an einem pulsatilen Tinnitus, der sich typischerweise im Liegen verstärkt. Auch Schwindel ist ein häufiges Symptom. IIH betrifft überwiegend Frauen im gebärfähigen Alter und ist mit Adipositas assoziiert. Eine Gewichtsreduktion kann zu einer Besserung der Symptomatik führen. Bei Verdacht auf IIH sollte eine Bildgebung vor Lumbalpunktion mit Liquordruckmessung durchgeführt werden. Die MRT spielt eine entscheidende Rolle bei der Diagnosestellung der IIH. Typische bildgebende Indikatoren für IIH sind eine Empty Sella, gewundene Sehnerven, eine Erweiterung der Sehnervenscheide, eine Abflachung des hinteren Augapfels, eine Vorwölbung des Sehnervenkopfes sowie eine Stenose des transversalen Sinus. Zur medikamentösen Behandlung gibt es nur Off-label-Optionen. Es werden Acetazolamid und Topiramat eingesetzt, insbesondere bei milden Verlaufsformen. Auch für die Therapie mit GLP-1-Agonisten zeigten sich in Bezug auf Kopfschmerzen und Gewichtsabnahme gute Ergebnisse (16). Bei schweren Verlaufsformen, die auf die medikamentöse Therapie nicht ausreichend ansprechen, oder bei Patienten mit Papillenödem wird neben der Optikusscheidenfenestrierung und der Anlage eines ventrikuloperitonealen Shunts auch eine Stentimplantation evaluiert, wenn eine Stenose des Sinus transversus vorliegt (17, 18). Wenn die Kopfschmerzen persistieren, nachdem sich der Liquordruck normalisiert hat, kommen CGRP-Antikörper ins Spiel (19).

Das Leitsymptom der spontanen intrakraniellen Hypertension (SIH) ist ein orthostatischer Kopfschmerz, der im Stehen stärker ausgeprägt ist und im Tagesverlauf zunimmt. Charakteristisch ist ein plötzlicher Beginn, wobei viele Betroffene den genauen Tag des Auftretens der Beschwerden benennen können. Die Diagnose wird meist anhand der Anamnese und der bildgebenden Befunde gestellt. Dabei können unspezifische Beschwerden auftreten. Typisch für SIH sind neben lageabhängigen Kopfschmerzen Nackenschmerzen, Tinnitus, Übelkeit und Sehstörungen. Der neurologische Status ist in der Regel unauffällig. Gelegentlich treten jedoch Doppelbilder infolge von Hirnnervenparesen auf.

Da der Liquordruck bei etwa zwei Drittel der Patienten mit SIH normal ist und eine Lumbalpunktion das Krankheitsbild durch ein zusätzliches postpunktionelles Syndrom verschlechtern kann, ist die Lumbalpunktion primär nicht indiziert. Zur Sicherung der Diagnose kommt die zerebrale und spinale Magnetresonanztomographie zum Einsatz. Mithilfe eines Scores kann die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Liquorlecks errechnet werden. Folgende typische MRT-Befunde werden hierbei berücksichtigt: subdurale Flüssigkeitsansammlung, pachymeningeales Enhancement, Vergrösserung der Sinus durae matris, Distanz der suprasellären Zisterne, pontomamilläre Distanz und präpontine Zisterne (20).

Die häufigste Ursache für SIH sind ventrale Duralecks, die vorwiegend im thorakalen Bereich auftreten und durch Mikrosporne oder Verkalkungen verursacht werden. Weniger häufig sind meningeale Divertikel, Ektasien, Schwachstellen der Dura an den spinalen Nervenwurzeln oder direkte Fisteln zwischen dem Liquorraum und den epiduralen Venen als Auslöser anzutreffen (21). Symptomatische Therapien mit Koffein, Theophyllin, Gabapentin und Hydrokortison können versucht werden. Bei fehlendem Effekt sollte rasch eskaliert werden. Neben dem epiduralen Blutpatch, der ggf. auch wiederholt werden muss, muss das Liquorleck oftmals mikrochirurgisch verschlossen oder endovaskulär, transvenös embolisiert werden. Zu beachten ist, dass der SIH-Kopfschmerz sich oft über Jahre bessern kann und seine Lageabhängigkeit verliert. Da das Leck aber oft doch nicht verschlossen ist, kann es zu schwerwiegenden Komplikationen wie zerebraler Siderose und bibrachialer Atrophie kommen.

Wann überweise ich Patienten zu ­Kopfschmerzspezialisten?

Eine Überweisung zu Neurologen oder Kopfschmerzspezialisten ist zu jedem Zeitpunkt richtig. Insbesondere in folgenden Situationen ist eine Mitbeurteilung indiziert:
• Neuartige Kopfschmerzen und «Red Flags». Ausnahme ist der Verdacht auf einen dringend zu behandelnden sekundären Kopfschmerz, bei dem eine unmittelbare Zuweisung auf einen Notfall notwendig ist.
• Unklare Kopfschmerzen
• Beginnende Chronifizierung mit Zunahme der Kopfschmerzfrequenz oder -intensität
• Chronische Kopfschmerzen
• Fehlendes Ansprechen auf Basistherapien wie Beta­blocker oder Amitriptylin
• Komorbiditäten

Fazit

Bei der Vorstellung von Patienten mit Kopfschmerzen gelingt die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen durch eine strukturierte und kopfschmerzspezifische Anamnese und neurologische Untersuchung. Hilfreiche Instrumente in der Differenzialdiagnostik sind «Red Flags» und «Green Flags». Je nach Verdachtsdiagnose kann dann entschieden werden, welche Diagnostik und Therapie für den individuellen Kopfschmerzpatienten gewählt werden sollten.

Laura Weichsel 1, Christoph Schankin 1, 2
1 Neurologische Klinik und Poliklinik, Inselspital, Universitätsspital Bern
2 Bellevue Medical Group, Zentrum für Migräne und Kopfschmerzen, Zürich

Prof. Dr. med. Christoph Schankin

Zentrum für Migräne und Kopfschmerzen
Bellevue Medical Group
Theaterstrasse 22
8001 Zürich

christoph.schankin@bmg-swiss.ch

Die Autorenschaft hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

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ASSIP flex Suizidprävention flexibel und nachhaltig

Einleitung

Suizidales Erleben und Verhalten stellen weltweit eine der grössten Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung dar, verursacht hohe gesellschaftliche und soziale Kosten und ist mit grossem individuellen Leid verbunden (1). In der Schweiz lebt über eine halbe Million Menschen mit aktuellen Suizidgedanken, über 200’   000 haben mindestens einmal in ihrem Leben versucht, sich das Leben zu nehmen, davon rund 33 000 in den letzten 12 Monaten (2). Insbesondere nach einem Suizidversuch besteht ein hohes Risiko für eine erneute suizidale Krise (3, 4), im ersten Monat nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ist das Suizidrisiko sogar besonders hoch (5).

Eine entscheidende Herausforderung in der Suizidprävention besteht darin, die kritische Phase zwischen Klinikentlassung und ambulanter Nachsorge zu überbrücken. Diese Versorgungslücke trägt wesentlich zum Risiko erneuter Suizidversuche bei (6). Gleichzeitig zeigen Studien, dass bis zu 50 % der Betroffenen keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen oder diese vorzeitig abbrechen (7). Besonders vulnerable Menschen, die herkömmliche Angebote nicht ausreichend wahrnehmen können oder wollen, müssen gezielt erreicht werden. Vor diesem Hintergrund gewinnen Kurzinterventionen zunehmend an Bedeutung. Eine Metaanalyse von Homan, Ritzinger (8) zeigt, dass diese das Risiko wiederholter Suizidversuche signifikant senken können. Eine solche Kurztherapie ist ASSIP (Attempted Suicide Short Intervention Program), ein strukturiertes, aber individuell anpassbares Behandlungsangebot, welches die therapeutische Allianz stärkt und suizidpräventive Massnahmen direkt in den Alltag der Patient/-innen integriert (9). Doch nicht alle Betroffenen können oder wollen ambulante Interventionen in Anspruch nehmen.

Viele Patient/-innen, insbesondere solche mit erhöhtem Rückfallrisiko, profitieren nicht ausreichend von den klassischen ambulanten oder stationären Angeboten. In den letzten Jahren haben sich daher aufsuchende Behandlungsformen, die häufig im häuslichen Umfeld stattfinden, als wirksame Alternative erwiesen. Patient/-innen im Home Treatment berichten über eine höhere Zufriedenheit und eine geringere familiäre Belastung im Vergleich zur stationären Behandlung (10). Studien zeigen, dass gewisse Betroffene mit akuten psychiatrischen Erkrankungen die Behandlung zu Hause gegenüber einer stationären Behandlung bevorzugen (11). Darüber hinaus stehen bestimmte soziodemografische Faktoren wie das weibliche Geschlecht und höheres Alter mit einer höheren Akzeptanz ausser­stationärer Interventionen in Zusammenhang (12). Insbesondere flexible Behandlungsmodelle, die ausserhalb des klassischen stationären Settings angeboten werden, haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Sie gelten als praktikabel, werden insgesamt positiv bewertet (13) und gehen mit einer hohen Zufriedenheit der Patient/-innen einher (14).

Ein solches Modell ist ASSIP flex, ein Suizidpräventionsprojekt, das seit 2021 durch die Projektförderung Prävention in der Gesundheitsversorgung (PGV) bei Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt und in der ganzen Schweiz umgesetzt wird. Im Rahmen dieses Projekts wurde das etablierte Behandlungsangebot ASSIP in einem ersten Schritt auf Home Treatment übertragen und damit auch für Patient/-innen zugänglich gemacht, welche die herkömmlichen Angebote nicht ausreichend nutzen können oder wollen (15). Internationale Erfahrungen bestätigten die Durchführbarkeit dieses Ansatzes: In Belgien wird ASSIP erfolgreich als Home-Treatment-Modell angeboten, wobei rund 90 % der Patient/-innen die Intervention abschliessen (16).

Während der Umsetzung zeigte sich, dass ein breiteres Behandlungsspektrum die Bedürfnisse der Patient/-innen besser abdeckt. Dies führte zur Weiterentwicklung des Home-Treatment-Angebots zu ASSIP flex. Dieses flexible Behandlungsangebot einer Kurztherapie ist für Betroffene niederschwellig zugänglich – sei es stationär während einer akuten Krise, ambulant nach einer Klinikentlassung oder als Home Treatment. Ein zentrales Element der ASSIP-Kurztherapie ist das narrative Interview, in dem die Patient/-innen über die Hintergründe ihres Suizidversuchs erzählen. Anschliessend erfolgt eine gemeinsame Reflexion anhand eines Video-Playbacks und eine kollaborative Überarbeitung der individuellen Fallkonzeption suizidalen Verhaltens mit Psychoedukation sowie der Erarbeitung eines individuellen Sicherheitsplans. Die Kurztherapie ASSIP reduzieren nachweislich suizidales Verhalten und stationäre Hospitalisierungen über einen Zeitraum von zwei Jahren (9).

Trotz der praktischen Relevanz dieses flexiblen Ansatzes fehlen bislang systematische Untersuchungen zur Durchführbarkeit von ASSIP flex. Insbesondere ist unklar, inwieweit die Umsetzung in unterschiedlichen Versorgungskontexten gelingt und welche Faktoren die Akzeptanz und Umsetzung beeinflussen. Nach Bowen, Kreuter (17) umfasst die Beurteilung der Durchführbarkeit einer Intervention Aspekte wie Bedarf (Inanspruchnahme durch die Zielgruppe), Umsetzung (praktische Durchführung), Akzeptanz (Annahme der Intervention durch die Zielgruppe) sowie erste Hinweise auf die (eingeschätzte) Wirksamkeit.

Diese Forschungslücke verdeutlicht den Bedarf an empirischen Untersuchungen zur Umsetzung und praxisnahen Anwendung dieses flexiblen Behandlungsmodells. Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, die Durchführbarkeit von ASSIP flex zu evaluieren. Dazu wurden Bedarf, Umsetzung und Akzeptanz sowie Veränderungen klinischer Variablen (z. B. suizidales Erleben, depressive Symptome, Selbstwirksamkeit) untersucht. Darüber hinaus wurde untersucht, welche Faktoren die Umsetzung von ASSIP flex in den verschiedenen Settings beeinflussen. Es wird angenommen, dass ASSIP flex erfolgreich in unterschiedlichen Behandlungskontexten durchgeführt werden kann und eine hohe Akzeptanz bei Patient/-innen und Behandler/-innen aufweist.

Methode

Studiendesign

Die vorliegende Studie ist Teil einer umfassenderen Längsschnittbeobachtungsstudie, die von 2022 bis 2025 an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bern durchgeführt wird. Das Suizidpräventionsprojekt ASSIP flex wird von Gesundheitsförderung Schweiz finanziell unterstützt. Die Evaluationsstudie wurde von der kantonalen Ethikkommission bewilligt (KEK Nr. 2021-02504) und ist auf ClinicalTrials.gov (NCT06322199) und kofam (SNCTP000005100) registriert. Die hier vorgestellte Subanalyse basiert auf einem Prä-Post-Design.

Die Durchführung von ASSIP flex erfolgte in vier Schweizer Kantonen: Bern (Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie), Zürich (Sanatorium Kilchberg, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich), Lausanne (Centre Hospitalier Universitaire Vaudois), und Neuenburg (Center Neuchâtelois de Psychiatrie). Patient/-innen mit einem Suizidversuch in der Vorgeschichte wurden über Fachpersonen aus den Bereichen Psychiatrie und Psychologie, ambulante Spitex und Hausärzte/Hausärztinnen rekrutiert. Zu den Einschlusskriterien zählten mindestens ein dokumentierter Suizidversuch sowie ein Mindestalter von 18 Jahren. Ausgeschlossen wurden Patient/-innen mit schweren ko­gnitiven Einschränkungen, psychotischen Störungen (ICD-10 Codes F20–F23) oder unzureichenden Deutsch- oder Französischkenntnissen.

Studienablauf

Die Patient/-innen wurden zu zwei Messzeitpunkten befragt: vor der ersten ASSIP-flex-Sitzung (t0) und vier bis sechs Wochen danach (t1). Die Befragung dauerte zu t0 ca. 60 Minuten und zu t1 ca. 40 Minuten. Nach der Kurzintervention wurden die Therapeut/-innen zu ihren Erfahrungen mit ASSIP flex befragt. Vor der Datenerhebung gaben alle Patient/-innen ihr schriftliches Einverständnis.

Intervention

ASSIP flex umfasst drei bis vier 50- bis 60-minütige Therapiesitzungen, die nach Absprache stationär, ambulant oder im Home Treatment stattfinden. In der zweiten Sitzung findet ein Video-Playback statt, in dem Patient/-innen und Therapeut/-innen Schritt für Schritt die Hintergründe des Suizidversuchs und den suizidalen Prozess analysieren. Gemeinsam werden persönliche Warnzeichen herausgearbeitet und erste Bewältigungsstrategien besprochen. In der dritten Sitzung steht die Entwicklung einer persönlichen Fallkonzeption inklusive Sicherheitsplan mit Notfallnummern und konkreten Krisenbewältigungsstrategien im Mittelpunkt. Ergänzend findet ein kontinuierlicher Briefkontakt über zwei Jahre statt, um die therapeutische Beziehung aufrechtzuerhalten und eine längerfristige Rückfallprävention zu unterstützen (18).

Messinstrumente

Soziodemografische Merkmale sowie die Einschätzung des Bedarfs und der Akzeptanz von ASSIP flex wurden mit dem soziodemografischen Fragebogen (DEMO; [9], erweitert 2022 in deutscher und französischer Version; t0: 27 Items, t1: 14 Items) erfasst. Der Fragebogen enthält Angaben zu Alter, Geschlecht und gesundheitsbezogenen Daten sowie Fragen zur Motivation und zu positiven, aber auch herausfordernden Aspekten der Behandlung zur Bedarfserhebung (DEMO t0). Die Akzeptanz von ASSIP flex wurde durch Fragen zu positiven Aspekten und Herausforderungen der Intervention erhoben (DEMO t1). Zusätzlich schätzten die Patient/-innen ihre wahrgenommene Wirksamkeit der ASSIP-flex-Behandlung ein.

Der Therapeut/-innen-Feedback-Fragebogen (TFF, eigene Entwicklung, deutsche und französische Version) erfasst die Erfahrungen der Therapeut/-innen nach der Kurzintervention, insbesondere hinsichtlich des flexiblen Settings, der Herausforderungen (Umsetzung) sowie der positiv erlebten Aspekte der ASSIP-flex-Behandlung (Akzeptanz).

Die Intensität des suizidalen Erlebens wurde mit der Beck-Skala für Suizidgedanken (BSS; [19]) erfasst. Es wurde sowohl die deutsche (20) als auch die französische Version (21) verwendet. Die Skala weist eine hohe interne Konsistenz auf (Cronbach’s α = 0.94; [20]) und besteht aus 19 Items mit einem dreistufigen Antwortformat, aus denen ein Mittelwert (0–2) berechnet wird. Suizidales Verhalten wurde durch zwei zusätzliche Items erfasst.

Zur Erfassung depressiver Symptome wurde das Beck-Depressions-Inventar (BDI-II; [22]) eingesetzt. Es lag sowohl die deutsche (23) als auch die französische Version (24) vor. Das Instrument weist eine hohe interne Konsistenz auf (α = 0.84; [25]). Der Fragebogen umfasst 21 Items mit einem vierstufigen Antwortformat, aus denen ein Summenscore (0–63) berechnet wurde.

Die Selbstwirksamkeitserwartung wurde mit der Skala zur Allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) erfasst. Es wurde sowohl die deutsche (26) als auch die französische Version «Auto-efficacité Généralisée» (27) verwendet. Die Skala weist eine gute interne Konsistenz auf (α = 0.80–0.90; [26]) und besteht aus 10 Items mit einem vierstufigen Antwortformat, aus denen ein Summenscore (10–40) berechnet wird.

Statistische Analyse

Die statistischen Analysen wurden mit IBM SPSS Statistics© Version 29.0.1.1 (28) und RStudio Version 12.1 (29) durchgeführt. Aufgrund fehlender Werte bei den klinischen Variablen (BSS, BDI, SWE; t0 23 [18.4 %], t1 25 [20.1 %]) wurde eine Imputation mittels Predictive Mean Matching (PMM; [30]) durchgeführt und 10 Datensätze geschätzt. Nach Little’s Missing Completely at Random-Test (MCAR; [31]) kann davon ausgegangen werden, dass die fehlenden Werte zufällig verteilt waren (χ2145 = 201.1, p = 0.143).

Zur Überprüfung der ersten Fragestellung zur Bedarfserhebung, Umsetzung und Akzeptanz wurden deskriptive Verfahren eingesetzt. Die Fragestellung zwei, die eine mögliche Verbesserung der klinischen Variablen untersuchte, wurde mithilfe paarweiser t-Tests analysiert. Zur Beantwortung der Fragestellung drei, die sich mit den Zusammenhängen zwischen klinischen Variablen und der wahrgenommenen Wirksamkeit befasste, wurden Pearson-Korrelationen berechnet.

Ergebnisse

Patient/-innen- und Therapeut/-innen-Merkmale

Die Stichprobe umfasste 105 Patient/-innen (53.3 % weiblich; Alter M = 38.8, SD = 15.2 Jahre). Alle Patient/-innen berichteten mindestens einen Suizidversuch in der Vorgeschichte (M = 2.3, SD = 2.4, Min. = 1.0, Max. = 15.0). In den 12 Monaten vor der Intervention hatten 85.7 % der Patient/-innen mindestens einen Suizidversuch unternommen (M = 1.2, SD = 0.9, Min. = 0.0, Max. = 6.0). Die Mehrheit der Patient/-innen (81.9 %) gab eine affektive Störung als Hauptdiagnose an. Zu t0 befanden sich 51.0 % der Patient/-innen zusätzlich zur ASSIP-flex-Kurztherapie in stationärer psychiatrischer Behandlung; dieser Anteil sank zu t1 signifikant auf 11.3 % (vgl. Tab. 1). Die Patient/-innen wurden von insgesamt neun Therapeut/-innen aus vier verschiedenen Kantonen behandelt (77.7 % weiblich).

Bedarf nach ASSIP flex

Der Bedarf spiegelte sich in der Motivation zur Teilnahme wider. Die Mehrheit der Patient/-innen gab an, dass sie über ihren Suizidversuch sprechen wollten (48.1 %) oder die Möglichkeit eines suizidspezifischen Angebots schätzten (47.1 %). Am häufigsten wurde die Teilnahme jedoch durch die Empfehlung psychiatrischer Fachpersonen angeregt (57.3 %). Zudem nannten 18.8 % psychische Gründe, wie etwa Angst in öffentlichen Verkehrsmitteln, als ausschlaggebend für ihre Entscheidung zur Teilnahme.

Umsetzung und Akzeptanz von ASSIP flex

ASSIP flex wurde in allen drei angebotenen Settings erfolgreich umgesetzt: Am häufigsten fand die Intervention stationär statt (45.0 %), gefolgt von ambulanten Sitzungen (24.0 %) und Behandlungen im Home Treatment (HT, 17.0 %). Bei 13.0 % der Patient/-innen erfolgte die Durchführung in unterschiedlichen Settings, wobei die Kombination aus stationären und Home-Treatment-Sitzungen mit 69.2 % am häufigsten war. Die erste Sitzung wurde von 58.8 % der Patient/-innen als besonders positiv wahrgenommen, gleichzeitig empfanden 60.0 % sie auch als herausfordernd. Nur 4.1 % gaben an, dass die Videoaufnahme eine Schwierigkeit darstellte. Die Therapeut/-innen bewerteten die erste Sitzung in 75.0 % der Fälle positiv, wobei 51.5 % keine besonderen Herausforderungen sahen. Allerdings berichteten sie bei 19.0 % der Patient/-innen von Schwierigkeiten im initialen Beziehungsaufbau. ASSIP flex wurde hinsichtlich seiner eingeschätzten Wirksamkeit im Durchschnitt mit M = 2.9 (SD = 0.8, Min. = 1, Max. = 4) bewertet (vgl. Tab. 2).

Veränderungen der klinischen Variablen der Patient/-innen

Das suizidale Erleben der Patient/-innen nahm von t0 zu t1 ab (BSS: t104 = 4.5, p < 0.001, d = 0.4), ebenso die depressiven Symptome (BDI: t104 = 6.0, p < 0.001, d = 0.6). Die Selbstwirksamkeit nahm im Verlauf der Kurztherapie zu (SWE: t104 = –2.3, p < 0.05, d = 0.2).

Zusammenhänge zwischen den klinischen Variablen und der eingeschätzten Wirksamkeit der Patient/-innen

Ein geringeres suizidales Erleben zu t1 korrelierte mit einer höheren Einschätzung der Wirksamkeit von ASSIP flex aus Sicht der Patient/-innen. Geringere depressive Symptomatik zu t1 korrelierte mit einer höheren Einschätzung der Wirksamkeit. Eine höher eingeschätzte Wirksamkeit war wiederum mit einer höheren Selbstwirksamkeit zu t1 assoziiert. Darüber hinaus war eine geringere Depressionssymp­tomatik mit einem geringeren suizidalen Erleben und einer höheren Selbstwirksamkeit zu t1 assoziiert (vgl. Abb. 1).

Diskussion

Die vorliegende Studie untersuchte die Durchführbarkeit, Akzeptanz und selbst eingeschätzte Wirksamkeit von ASSIP flex, einer flexiblen Kurzintervention für Patient/-innen nach einem Suizidversuch. Dabei wurden zentrale Durchführbarkeitskriterien berücksichtigt, wie sie von Bowen, Kreuter (17) beschrieben wurden. Dazu gehören unter anderem die Umsetzung (praktische Durchführung), die Akzeptanz durch Patient/-innen und Behandelnde sowie erste Hinweise auf potenzielle klinische Effekte. Angesichts der hohen Abbruchraten ambulanter Behandlungen und der bestehenden Versorgungslücke stellt ASSIP flex eine niederschwellige, adaptierbare Intervention dar, die stationär, ambulant oder im Home Treatment umgesetzt werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass die Intervention in allen drei Settings gut realisierbar war und von Patient/-innen sowie von Therapeut/-innen positiv bewertet wurde. Die individuelle Anpassbarkeit der Therapie erwies sich als entscheidender Faktor für die Akzeptanz. Zudem war ASSIP flex mit klinischen Verbesserungen hinsichtlich suizidalen Erlebens (BSS), depressiver Symptomatik (BDI) und Selbstwirksamkeit (SWE) assoziiert. Die Möglichkeit, ASSIP flex auch aufsuchend im häuslichen Umfeld anzubieten, erweitert das Behandlungsangebot für Patient/-innen, die klassische Versorgungsstrukturen nicht oder nur eingeschränkt wahrnehmen können. Die Ergebnisse sprechen für eine praxisnahe Umsetzung dieser Kurztherapie im gesamten Behandlungsspektrum, um eine kontinuierliche therapeutische Begleitung und eine effektive Suizidprävention zu gewährleisten.

Nachfrage, Umsetzung und Akzeptanz von ASSIP flex

Die vorliegende Studie zeigt, dass ASSIP flex erfolgreich in verschiedenen Behandlungssettings implementiert werden konnte. Die hohe Nachfrage spiegelt sich in der hohen Res­ponserate wider, wobei Empfehlungen durch Fachpersonen eine zentrale Rolle spielten. Dies unterstreicht die Bedeutung des Gesundheitssystems als Multiplikator in der Suizidprävention. Diese Befunde stimmen mit früheren Studien überein, die den Einfluss von Fachpersonen auf die Bereitschaft zur Teilnahme an therapeutischen Interventionen betonen (32). Therapeut/-innen, die ASSIP flex anwenden, berichten zudem von einer hohen Akzeptanz und einer einfachen Umsetzung der Intervention, was die praxisnahe Anwendbarkeit weiter unterstützt.

Ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz von ASSIP flex war die Möglichkeit, sich wertfrei mit dem eigenen Suizidversuch auseinanderzusetzen und offen darüber sprechen zu können. Viele Patient/-innen nannten diesen Aspekt als ausschlaggebend für ihre Teilnahme. Diese Beobachtung bestätigt die Annahme, dass ASSIP flex ein unterstützendes und wertfreies Umfeld schafft (33), welches die therapeutische Allianz stärken und langfristig zur Stabilisierung beitragen kann.

Ein zentraler Aspekt von ASSIP flex ist die Möglichkeit, eine kontinuierliche therapeutische Begleitung über verschiedene Behandlungssettings hinweg sicherzustellen. Die Kurztherapie wurde in 45 % der Fälle stationär, in 24 % ambulant und in 17 % als Home Treatment durchgeführt, wobei die Kombination aus stationären und Home-Treatment-Sitzungen mit 69.2 % am häufigsten war. Diese Verteilung verdeutlicht die Flexibilität des Programms, das den Übergang zwischen stationärer, ambulanter und häuslicher Behandlung erleichtert. Diese kontinuierliche Beziehungsgestaltung könnte für suizidale Patient/-innen von besonderer Bedeutung sein, da stabile therapeutische Beziehungen als zentraler Schutzfaktor gelten (34). Frühere Studien betonen zudem, dass der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung eine Grundvoraussetzung für den Erfolg suizidpräventiver Behandlung ist (18).

Die Möglichkeit, ASSIP flex ambulant oder im häuslichen Umfeld anzubieten, adressiert zudem strukturelle und gesellschaftliche Barrieren, die den Zugang zu suizidspezifischen Behandlungen erschweren. Beispielsweise stellt die Stigmatisierung für viele Betroffene eine erhebliche Hürde dar (35), sodass eine flexible und niederschwellige Umsetzung die Versorgung suizidaler Patient/-innen verbessern könnte. Diese Befunde decken sich mit Studien, die die Relevanz von Flexibilität (36) und Kontinuität (37) in der Suizidprävention betonen und die Wirksamkeit aufsuchender Behandlungsansätze wie ASSIP flex als Ergänzung zu stationären Behandlungen hervorheben (10, 13, 38, 39).
Die Umsetzung von ASSIP flex wurde von Therapeut/-innen insgesamt als weitgehend unproblematisch beschrieben. Eine der grössten Herausforderungen lag in der initialen Kontaktaufnahme mit Patient/-innen (zur Terminvereinbarung), ein kritischer Punkt, der bereits in früheren Studien zur Nachsorgearbeit hervorgehoben wurde (40).

Die hohe Akzeptanz der Intervention sowohl bei Patient/-innen als auch bei Therapeut/-innen bestätigt jedoch die praktische Durchführbarkeit und die wahrgenommene Relevanz der Intervention – selbst bei emotional anspruchsvollen Inhalten (17). Ein weiterer Vorteil für Behandelnde liegt in der klaren Struktur der Intervention, die eine sichere und konsistente Durchführung ermöglicht. Dies gibt Therapeut/-innen eine klare Orientierung und erleichtert die Umsetzung in unterschiedlichen Behandlungskontexten (41).

ASSIP flex kombiniert bewährte therapeutische Elemente wie das narrative Interview, Video-Playback und die kollaborativ überarbeitete Fallkonzeption suizidalen Verhaltens mit einer flexiblen Umsetzung des Behandlungsangebots, die speziell auf die Grundversorgung suizidaler Patient/-innen zugeschnitten ist. Durch diese Struktur kann gezielt auf individuelle Problematiken eingegangen werden, während gleichzeitig die therapeutische Beziehung gestärkt wird, ein zentraler Faktor für den Erfolg suizidpräventiver Behandlungen.

Veränderungen der klinischen Variablen im Verlauf von ASSIP flex

Die Intervention war mit einer Abnahme des suizidalen Erlebens assoziiert, was mit früheren Studien übereinstimmt, die eine Reduktion von Suizidgedanken durch die suizidspezifische Kurztherapie ASSIP bestätigen (42). Ebenso zeigt sich eine Reduktion depressiver Symptome, was besonders relevant ist, da Depressionen häufig mit wiederholten Suizidversuchen assoziiert sind (2). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere die Reduktion depressiver Symptome eine klinisch bedeutsame Veränderung darstellt, während die Zunahme der Selbstwirksamkeit möglicherweise längerfristige Effekte auf die Stabilisierung suizidaler Patient/-innen haben könnte. Besonders die Zunahme der Selbstwirksamkeit ist bedeutsam, da sie ein wichtiger Prädiktor für Resilienz in Krisensituationen ist (43). Dies könnte mit der Abnahme des suizidalen Erlebens im Zusammenhang stehen, da eine erhöhte Selbstwirksamkeit nachweislich mit einem geringeren suizidalen Erleben assoziiert ist (44).

Ein wichtiger Aspekt der Evaluation war die subjektive Wirksamkeitseinschätzung der Patient/-innen. Personen mit geringeren Suizidgedanken und depressiven Symptomen bewerteten die Intervention als wirksamer, was mit früheren Erkenntnissen übereinstimmt. Studien zeigen, dass prognostische Überzeugungen – also die Erwartung, von einer Behandlung zu profitieren – einen entscheidenden Einfluss auf den Therapieerfolg haben (45).

Stärken und Einschränkungen

Die multizentrische Stichprobe aus vier Schweizer Kantonen ermöglicht eine Untersuchung der Anwendung von ASSIP flex in unterschiedlichen Versorgungskontexten, darunter städtische und ländliche Regionen sowie verschiedene klinische Strukturen. Die Studie liefert zudem erstmals eine systematische Evaluation von Bedarf, Umsetzung und Akzeptanz dieser flexiblen ASSIP-flex-Kurztherapie.
Trotz dieser Stärken gibt es methodische Einschränkungen. Erstens basieren die erhobenen Daten ausschliesslich auf Selbstbeurteilungsfragebogen, was sowohl die Charakterisierung der Stichprobe als auch die objektive Bewertung des Behandlungserfolgs limitiert. Eine nicht verblindete Beobachtungsstudie, die auf Selbsteinschätzungen der Patient/-innen beruht, birgt das Risiko einer Überschätzung der Wirksamkeit (46). Zweitens fehlte eine Kontrollgruppe, wodurch keine kausalen Rückschlüsse auf die spezifische Wirksamkeit von ASSIP flex im Vergleich zu anderen flexiblen Behandlungsansätzen möglich sind. Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) sind notwendig, um den tatsächlichen Effekt des flexiblen Behandlungsangebots von anderen Einflussfaktoren abzugrenzen und eine evidenzbasierte Bewertung vorzunehmen. Drittens erlaubt die kurze Nachbeobachtungszeit von vier bis sechs Wochen keine Aussagen über mögliche Langzeiteffekte der Kurztherapie. Weitere Erkenntnisse zur Stabilität der Effekte über einen längeren Zeitraum werden durch den nach Abschluss der Hauptstudie geplanten 1-Jahres-Follow-up-Verlauf erwartet, der genauere Einblicke in die Nachhaltigkeit der Intervention geben kann.

Zusammenfassung

ASSIP flex stellt eine vielversprechende Erweiterung des bestehenden klinischen Behandlungsangebots dar, die sich flexibel in bestehende Versorgungsstrukturen integrieren lässt. Das flexible Angebot adressiert eine kritische Versorgungslücke zwischen Klinikentlassung und ambulanter Nachsorge und ermöglicht eine kontinuierliche Begleitung suizidaler Patient/-innen – sowohl im stationären als auch im ambulanten und häuslichen Setting. Durch diese Flexibilität können insbesondere schwer erreichbare Patient/-innen, die herkömmliche Angebote nicht wahrnehmen, besser unterstützt werden.

Die hohe Akzeptanz und erfolgreiche Umsetzung in verschiedenen Settings unterstreichen das Potenzial von ASSIP flex als niedrigschwellige, patientenzentrierte Kurztherapie. Die Ergebnisse zeigen, dass die bedarfsgerechte Integration von ASSIP flex in die klinische Praxis die therapeutische Begleitung suizidaler Patient/-innen verbessern und langfristig zur Reduktion suizidalen Verhaltens beitragen könnte. Eine weiterführende Implementierung in das Versorgungssystem könnte somit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Suizidprävention leisten.

Für die Praxis ist die frühzeitige Identifikation geeigneter Patient/-innen entscheidend. Eine gezielte Ansprache und Information können die Teilnahme an ASSIP flex fördern. Die enge Zusammenarbeit mit psychiatrischen und psychosozialen Diensten erleichtert die Vermittlung und Begleitung. Aufklärung über Suizidalität und Versorgungsangebote helfen, Stigmata abzubauen und den Zugang zu Hilfsangeboten zu erleichtern.

MSc Adriana Frei

Universität Bern, Zentrum für Translationale Forschung
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Bolligenstrasse 111
3000 Bern 60

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Interventionelle Psychiatrie und neuartige Substanzen zur Behandlung affektiver Störungen

Neue Entwicklungen in der Behandlung affektiver Störungen

Depressionen gehören zu den affektiven Störungen und sind durch die Kernsymptome niedergedrückte Stimmung, Freudlosigkeit und Antriebsmangel gekennzeichnet. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens mindestens einmal an einer depressiven Episode zu erkranken, liegt bei 16–20 % (1). Damit gehören Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Depressionen werden mit Psychotherapie oder Antidepressiva und bei mittelschwerer und schwerer Ausprägung mit Kombination von Antidepressiva und Psychotherapie behandelt. Pharmakologische und psychotherapeutische Behandlungen sind effiziente Verfahren zur Behandlung von Depressionen. Die Wahrscheinlichkeit, auf eine Behandlung mit einem Antidepressivum anzusprechen und eine Remission zu erreichen, liegt während einer depressiven Episode bei einem ersten Behandlungsversuch bei 36 % und fällt bei einem zweiten Versuch auf 30 %, während bei einem dritten oder vierten Behandlungsversuch nur noch 13 % der Patientinnen und Patienten mit Depression ansprechen (2). Unter dem Begriff der Therapieresistenz wird in der Regel ein fehlendes Ansprechen auf mindestens zwei Antidepressiva, die in hinreichender Dosis und Dauer eingenommen wurden, verstanden (3). Abzugrenzen ist die Pseudotherapieresistenz; eine scheinbare Resistenz, die u. a. durch Fehldiagnosen, nicht erkannte psychiatrische Komorbiditäten, somatische Begleiterkrankungen, fehlende Therapie-Compliance oder insuffiziente Medikamentenspiegel bedingt ist. Der Begriff der «Therapieresistenz» geht jedoch mit einer negativen, pessimistischen Konnotation einher. Zudem ist die Implikation, dass nicht geholfen werden kann, inhaltlich nicht gerechtfertigt, da es neue Entwicklungen und innovative Behandlungsmethoden gibt. Daher wird das Konzept der schwer behandelbaren Depression in der letzten Zeit bevorzugt. Der Bereich der interventionellen Psychiatrie umfasst innovative und wirksame Hirnstimulationsverfahren, die die pharmakologische und psychotherapeutische Standardtherapie ergänzen. Im Folgenden soll eine Übersicht über verschiedene Verfahren der interventionellen Psychiatrie und neuartige Substanzen gegeben werden (Abb. 1).

Repetitive transkranielle Magnetstimulation

Bei der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation TMS (rTMS) wird das Prinzip der elektromagnetischen Induktion genutzt, um gezielt spezifische Hirnareale zu aktivieren oder zu hemmen und damit Netzwerke zu beeinflussen. In Abhängigkeit von der Frequenz der applizierten Pulse kann dies zu einer Langzeitpotenzierung oder Langzeitdepression der stimulations- und schädelnahen Hirnrinde führen. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auslösen eines axonalen Aktionspotenzials erhöht (Langzeitpotenzierung) oder erniedrigt (Langzeitdepression) wird (4). Die rTMS zielt darauf ab, Veränderungen von Hirndurchblutung und Aktivität, welche mit neuropsychiatrischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden, zu normalisieren. Bei depressiven Erkrankungen geht man von einer Unteraktivierung des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex (dlPFK) aus, die mit Schweregrad der Symptome wie Antriebslosigkeit korreliert (5). Dementsprechend werden meistens stimulierende Protokolle über dem linken dlPFK verwendet. Seltener wird der rechte dlPFK gehemmt oder ein alternativer Stimulationsort (z. B. orbitofrontaler Kortex) gewählt. Die Geschwindigkeit von technischen Entwicklungen ist in diesem Bereich aktuell sehr hoch. Neben verschiedenen Ansätzen zur Optimierung des idealen Stimulationsortes (z. B. mittels anatomisch gesteuerter Navigation oder basierend auf funktioneller MRT-Bildgebung) kommen zunehmend intensivierte bzw. beschleunigte («accelerated» rTMS) Protokolle zum Einsatz. Beschleunigte Protokolle applizieren eine höhere Anzahl von Pulsen in einer kürzeren Zeit als konventionelle rTMS-Stimulationsprotokolle. Besondere Aufmerksamkeit hat das in Stanford entwickelte Stanford Accelerated Intelligent Neuromodulation Treatment (SAINT) Protokoll hervorgerufen, das 10-mal/Tag für 10 Minuten appliziert wird und bei Patientinnen und Patienten mit Therapieresistenz in Studien innerhalb von 5 Tagen Remissionsraten von über 90 % erreichen konnte (6). Die rTMS-Behandlung ist in der Regel gut verträglich. Kopfschmerzen oder transiente Missempfindungen am Stimulationsort können auftreten. Epileptische Anfälle sind sehr selten beschrieben (7), weswegen vor Beginn der Behandlung ein EEG zum Ausschluss einer erhöhten Anfallsneigung durchgeführt werden sollte. Erste randomisierte kontrollierte Studien bei Patientinnen und Patienten, die nicht auf einen antidepressiv pharmakologischen Behandlungsversuch ansprachen, zeigten die Überlegenheit einer rTMS-Behandlung im Vergleich mit einem Wechsel des Antidepressivums oder einer Augmentation (8, 9). Klinische Stratifizierung von Subgruppen mit besserem Ansprechen und das Nutzen von EEG und bildgebenden Verfahren könnten die Wirksamkeit der rTMS noch deutlich weiter erhöhen (10).

Elektrokonvulsionstherapie

Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) gehört zu den wirksamsten Behandlungsmethoden depressiver Erkrankungen und wird zudem bei schwer behandelbaren psychotischen und katatonen Syndromen angewandt. In Kurznarkose und Muskelrelaxation wird mittels elektrischer Stimulation (kurze bis ultrakurze unipolare Rechteckimpulse) nach erfolgter Präoxygenierung ein kurzer (Dauer optimal 30–60 Sekunden), kontrollierter, generalisierter epileptischer Anfall ausgelöst. Der generalisierte epileptische Anfall wird mittels Elektroenzephalographie (EEG) dokumentiert und quantifiziert. Die EKT zeigt bei Patientinnen und Patienten mit schwer zu behandelnder Depression («Therapieresistenz») Ansprech- und Remissionsraten von über 60 % und ist damit bei dieser Subgruppe wirksamer als Pharmakotherapie (11). Für die EKT gibt es gut belegte klinische Prädiktoren für ein therapeutisches Ansprechen (hohes Alter, Depression mit psychotischen Symptomen, psychomotorische Verlangsamung, katatone Symptome) (12). Exzellente Ansprechraten zeigen sich vor allem bei Patientinnen und Patienten mit psychotischer und mit katatoner bzw. stuporöser Symptomatik, welche auch bei schwer ausgeprägten depressiven Erkrankungen auftreten kann. Hier liegen Remissionsraten bei über 90 %. Im Falle der lebensbedrohlichen perniziösen Katatonie, die auf eine medikamentöse Behandlung häufig nur unzureichend anspricht, ist die EKT die Methode der Wahl (13). Die EKT ist ein sicheres Verfahren. Auftretende Nebenwirkungen sind Kurzzeitgedächtnisstörungen (Schwierigkeiten beim Abspeichern neuer Informationen während des Zeitraums der EKT-Behandlung), kurzdauernde Kopfschmerzen und Übelkeit am Behandlungstag, die gut symp­tomatisch behandelbar sind. Die EKT ruft eine Reihe von neuroplastischen Veränderungen hervor. Besonders gut belegt sind transiente Vergrösserungen der Hippocampi und der kortikalen Dicke insbesondere im cingulären und präfrontalen Cortex. Ob diese Veränderungen einen (kausalen) Zusammenhang mit klinischer Verbesserung haben, ist allerdings umstritten; ein linearer Zusammenhang ist gemäss dem aktuellen wissenschaftlichen Stand eher unwahrscheinlich (14, 15). Grosse internationale Konsortien untersuchen gegenwärtig Neuroplastizität und prädiktive Marker für ein EKT-Ansprechen basierend auf EEG und MRT-Analysen (15, 16). Selbst mit sehr sensitiven Methoden lassen sich keine neuronalen Schädigungen durch die EKT nachweisen.

Transkranielle Gleichstromstimulation

Bei der transkraniellen Gleichstromstimulation (englisch: transcranial direct current stimulation, tDCS) wird im Gegensatz zur rTMS kein Aktionspotenzial ausgelöst, sondern eine Verschiebung des Ruhemembranpotenzials hervorgerufen. Zur Behandlung depressiver Symptome werden Klebeelektroden meist über dem linken (Anode) und dem rechten (Kathode) dlPFK angebracht. Elektronen fliessen von der Anode zur Kathode. Hierdurch kommt es zu einer Depolarisation im Bereich des linken dlPFK, was die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Aktionspotenzials erhöht. Klinisch randomisierte kontrollierte Studien zeigen einen Effekt der tDCS im Vergleich zu einer Scheinstimulation (17). Vergleichsstudien der tDCS mit einer Behandlung mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) deuten aber eher auf eine unterlegene Wirksamkeit der tDCS-Behandlung im Vergleich zu einer Behandlung mit SSRI hin (18). Die Behandlung mit tDCS ist sicher, Nebenwirkungen wie beispielsweise Hautirritationen und Erytheme sind in der Regel mild und treten selten auf (19). Zwei grosse randomisiere kontrollierte, multizentrische Studien, die die Kombination von tDCS mit Pharmakotherapie bzw. Psychotherapie untersuchten, konnten keine Überlegenheit der tDCS-Gruppe nachweisen (20, 21). Am ehesten geeignet erscheint die tDCS-Behandlung für Patientinnen und Patienten mit leicht ausgeprägtem Schweregrad, die eine Behandlung mit Hirnstimulationsverfahren wünschen. Ein Vorteil der Behandlung mit tDCS (im Vergleich zur rTMS) ist die Möglichkeit, die Behandlung zu Hause durchzuführen (17). Eine vor Kurzem publizierte Studie zeigte, dass eine tDCS-Behandlung, die unmittelbar vor einer Behandlung mit rTMS durchgeführt wurde, die antidepressive Wirksamkeit der rTMS-Behandlung signifikant verbesserte (22). Auch die Wirksamkeit der tDCS als Erhaltungstherapie wird gegenwärtig untersucht (23). Trotz interessanter und vielversprechender Studienergebnisse konnte die Evidenz von tDCS zur Behandlung von Depressionen noch nicht hinreichend belegt werden und ist deswegen gegenwärtig als experimentelle Behandlungsmethode einzustufen.

Esketamin und Ketamin

Intranasal appliziertes Esketamin (S-Enantiomer von Ketamin) und intravenös verabreichtes Ketamin (Racemat von S- und R-Enantiomer) stellen für die Indikation der Behandlung der therapieresistenten Depression relativ neue Substanzen dar. Die Behandlung mit intranasalem Esketamin wurde 2019 sowohl von der Food and Drug Administration (FDA) als auch von der European Medicines Agency (EMA) zugelassen. Die Zulassung wurde 2020 für Patientinnen und Patienten mit Depression und akuter Suizidalität erweitert. Die Behandlung mit intranasalem Esketamin erfolgt in Kombination mit einem Antidepressivum. Die Wirksamkeit und vor allem der im Vergleich zur Behandlung mit Antidepressiva sehr schnelle antidepressive Wirkeintritt nach Stunden bis Tagen konnte in zahlreichen Studien belegt werden (24, 25). Der Hauptwirkmechanismus der Esketaminbehandlung erfolgt durch die antagonistische Affinität an N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Rezeptoren. Durch eine Antagonisierung von γ-aminobutyric-acid(GABA)-Interneuronen erfolgt eine erhöhte synaptische Glutamatausschüttung. Glutamat aktiviert unter anderem den ionotropen AMPA-Rezeptor, der eine Kaskade in Bewegung setzt, die zu einer Erhöhung des brain-derived neurotrophic factor (BDNF) führt, was eine verstärkte Neurogenese, unter anderem im Hippocampus und dem medialen präfrontalen Cortex, initiiert (24). Valide Kritikpunkte bezüglich der gegenwärtigen Studienlage sind Schwierigkeiten der Verblindung (Euphorie, Dissoziation bei Verumgabe) und Erwartungseffekte selektierter Patienten, was zu überhöhten Effektstärken führen kann. Zu den Nebenwirkungen gehören Dissoziation, Induktion von Ängsten, Sedation, Schwindel, Blutdruck- und Pulsentgleisungen und Beschwerden des unteren Urogenitaltrakts (z. B. Hämaturie). Eine Reanalyse einer randomisierten kontrollierten Studie zeigte einerseits, dass Patientinnen und Patienten mit einem prognostisch eher ungünstigen Profil für eine EKT (jung, ohne psychotische Symptome) eher von einer intravenösen Ketaminbehandlung als von einer sehr kurzen EKT-Serie profitieren (26). Andererseits deutet eine vor Kurzem publizierte Metaanalyse auf eine eher geringe Effektstärke der Esketaminbehandlung als Add-on-Therapie zu Antidepressiva hin und konnte keine Wirksamkeit bezüglich einer Reduktion der Suizidalität nachweisen (27). Dies verdeutlicht die Notwendigkeit einer weiteren Stratifizierung von Subgruppen mit dem Ziel einer individualisierten Indikationsstellung für spezifische Hirnstimulationsverfahren.

Tiefe Hirnstimulation

In Fällen von schweren, andauernden depressiven Episoden, die sich weder auf Medikamente, spezifische Psychotherapie oder nicht invasiven Hirnstimulationsverfahren (rTMS, EKT) bessern, stellt die Tiefe Hirnstimulation (THS) eine invasive Behandlungsmethode dar. Mittels zweier, bilateral angebrachter Elektroden können tief im Gehirn gelegene Zielregionen stimuliert werden, wodurch dysfunktionale, die Krankheit aufrechterhaltende Netzwerke mittels elektrischer Stimuli beeinflusst werden. Bei neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Dystonien oder essenziellem Tremor findet die THS schon lange Zeit Anwendung. In der Psychiatrie wurde die THS zunächst bei therapieresistenten Zwangsstörungen, im weiteren Verlauf auch bei Depressionen eingesetzt. Zielregionen der THS-Depressionsbehandlung sind Kernregionen und Faserverbindungen des limbischen und des Belohnungssystems (28). Coenen und Kollegen entwickelten ein erweitertes Konzept des mittleren Vorderhirnbündels (29). Das mittlere Vorderhirnbündel verbindet Kernregionen des Belohnungssystems wie das ventrale Tegmentum mit dem Nucleus accumbens und dem orbitofrontalen Cortex. Mikrostrukturelle Veränderungen des mittleren Vorderhirnbündels stehen mit Anhedonie in Verbindung, einem Kernsymptom der Depression (30). Die basierend auf Bildgebungsmethoden gesteuerte DBS-Stimulation des mittleren Vorderhirnbündels könnte besonders wirksam sein, da so depressionsspezifische Netzwerke des Belohnungssystems moduliert werden, die zentral für die Pathophysiologie der Depression sind (31, 32). Bei der THS handelt es sich um eine in der Regel irreversible Operation. Neben mit der Operation assoziierten Risiken muss vor allem auch die Induktion einer Manie sorgfältig monitorisiert werden.

Psychedelika-assistierte Psychotherapie

Die Psychedelika-assistierte Psychotherapie (PAT) ist eine innovative Intervention, die aktuell als Behandlungsmöglichkeit für affektive und andere psychiatrische Störungen untersucht wird. Gegenwärtig kann die PAT in der Schweiz ausschliesslich im Rahmen von Studien oder einer Sonderbewilligung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) für die Behandlung mit Psychedelika (Psilocybin und LSD) durchgeführt werden. Bei der PAT wird strukturierte Psychotherapie mit einer Einnahme von klassischen Psychedelika wie Psilocybin oder Lysergsäurediethylamid (LSD) kombiniert. Die PAT ist meist unterteilt in Vorbereitungssitzungen, Substanzsitzungen und Integrationssitzungen, in denen die erlebten Erfahrungen psychotherapeutisch bearbeitet werden. Metaanalytisch zusammengefasst zeigen sich in bisherigen Studien Ansprechraten von etwa 60 % (33). Zugrunde liegende Wirkmechanismen der PAT sind noch nicht vollständig geklärt. Psychedelika induzieren Neuroplastizität, was im Tiermodell gut belegt ist (34). Dies könnte dazu beitragen, psychotherapeutische Prozesse zu augmentieren bzw. zu katalysieren. So sollen durch PAT zum einen pathologische Denk- und Verhaltensmuster sowie auch die Funktion von krankheitsrelevanten Hirnregionen verändert werden können (35). Vorteile der PAT sind die rasche, anhaltende Reduktion der depressiven Symptomatik bereits nach einmaliger Einnahme sowie das niedrige Risikoprofil in einer kontrollierten Umgebung mit Selektion von Patientinnen und Patienten ohne erhöhtes Psychose- oder Manierisiko (36). Unter Substanzwirkung können Ängste und Paranoia auftreten, die im klinischen Setting in schweren Fällen pharmakologisch behandelbar sind (37). Ob es als Folge der PAT zu Nachhallphänomenen kommen kann (hallucinogen persisting perception disorder), ist nicht abschliessend geklärt. Im Gegensatz dazu zeigte eine kürzlich publizierte Studie, dass unkon­trollierter Konsum von Halluzinogenen in der Freizeit, der zu Vorstellungen auf einem Notfallzentrum führte, mit einem erhöhten Risiko einherging, eine Erkrankung aus dem psychotischen Formenkreis zu entwickeln (38). Die Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie publizierte 2024 erstmals Behandlungsrichtlinien. Wie auch bei der Ketaminbehandlung wird die Evaluation der Wirksamkeit durch Schwierigkeiten der Verblindung, selektionierte Patientinnen und Patienten und hohe Erwartungseffekte erschwert. Zudem fehlen gegenwärtig Langzeitstudien und gezielte Untersuchungen, inwiefern begleitende Psychotherapie wichtig ist.

Prädiktion, Kombination und individualisierte Behandlung

Oben genannte Behandlungsverfahren haben bei schwer behandelbaren Depressionen erhebliches Potenzial. Die technische Entwicklung und die Anzahl der laufenden Studien sind rasant. Abgesehen von der EKT-Behandlung, bei der es klare und verlässliche klinische Prädiktoren für therapeutisches Ansprechen gibt, steckt die individualisierte Medizin mit einer differenziellen Indikationsstellung für die jeweiligen Verfahren noch in den Anfängen. Physiologische Marker mit potenziell prädiktivem Wert (EKG, EEG, Laborparameter), die im Rahmen der Routineuntersuchungen erhoben werden, könnten relativ einfach in den klinischen Alltag implementiert werden (10). Neben der individualisierten Indikationsstellung für jeweilige Verfahren wird auch die Kombination verschiedener Verfahren (z. B. tDCS vor rTM) [22] oder als Erhaltungstherapie [23] EKT mit Ketaminnarkose [39]) untersucht. Zudem wird erforscht, ob Hirnstimulationsverfahren in Kombination mit Psychotherapie psychotherapeutische Effekte verstärken können.

Prof. Dr. med. Tobias Bracht, PhD

Leiter Kompetenzzentrum für Interventionelle Psychiatrie und augmentierte Psychotherapie
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Murtenstrasse 21
3008 Bern
Schweiz

tobias.bracht@unibe.ch

Die Autorenschaft hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

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Workplace-Based Assessments in Postgraduate Specialist Palliative Medicine: a narrative review

Introduction

Experiential learning (i.e. learning by experience) is a key component of medical professionals’ training in which acquiring professional knowledge is mainly driven by workplace experience (1). Palliative care (PC) is an interprofessional specialty that focuses on relationships and communication. It is intended to improve the quality of life of patients with incurable and often unpredictable diseases (2).
Workplace-based assessments (WBAs) emerged from the observation that the intent of an assessment should be learning. WBAs are, therefore, assessments with a primary formative intent that, according to Norci et al. (3), have the following key elements: alignment with a training program that has competence as an outcome, timely feedback on a real work-related situation, and guidance for a trainee’s learning toward a desired competency.

Typical examples of direct (single-time-point) WBAs include the mini-clinical evaluation exercise (Mini-CEX), direct observation of procedural skills (DOPS), and case-based discussions. Mini-CEX and DOPS are in-training assessments wherein a supervisor conducts an in-person assessment of a trainee’s performance. For example, a supervisor observes a trainee during the disclosure of “bad news” and then gives feedback on his or her performance. Case-based discussions: In a case-based discussion, performance in a clinical situation is assessed retrospectively. For example, a supervisor discusses the strategy to change an opioid treatment with a trainee and provides feedback on the approach the trainee uses for solving this clinical problem (3).

WBAs are well-researched educational tools with various desirable effects. Independent of the WBA type, they have shown positive effects on the quality and frequency of feedback (4). However, the acceptance of these types of assessments as standard learning practices by healthcare professionals is not universal. Key barriers to acceptance include a) lack of time, b) low feedback quality, c) an unclear setting (formative vs. summative) that leads to fear of being assessed, d) lack of supervisor training, and e) challenges in the professional relationship between a supervisor and a trainee (4, 5).
Increasingly so-called Entrustable Professional Activities (EPAs) are introduced to define tasks learners have to be capable to manage. Further, many observations of such activities can be used to “entrust” a learner to manage such activities either with direct/indirect or without supervision (6).

There are two basic medical training models: 1) the traditional time-based one in which a trainee is judged to be competent after a fixed training period, and 2) competency-based medical education (CBME), which is a learner-centered model in which a trainee’s preparedness for independent practice is evaluated after a defined level of competency is reached.

In Switzerland, PC training is strongly anchored in the traditional time-based education model. A Swiss postgraduate specialist PC training program follows this model and is governed by the Swiss Society of Palliative Care (palliative.ch) and the Swiss Institute of Medical Education (SIWF) (7). It involves three years of residency, with two years spent in a certified PC unit, an accredited theoretical course (a minimum of 140 hours), and the fulfillment of practical competencies. The Swiss Society of PC provides specific learning goals and competencies (8). Concerning WBAs, providing four WBAs per year is a mandatory requirement for accreditation as a PC training unit, but no guidance on which specific WBAs should be used is given.

Although WBAs are a main component of competency-based education, the use of WBAs in postgraduate specialist PC settings has not been summarized in the literature. To address this gap, this current review was guided by the following question: What is the current evidence regarding WBAs in PC postgraduate physician training?

Closing this gap is of interest because, on a practical level, summarizing existing evidence could provide a scientific groundwork for countries that want to shift postgraduate specialist PC training toward more competency-based education (9). The current situation in Switzerland is typical of this transition and can serve as a practical example in the discourse surrounding this topic.

Methods

This narrative review followed elements of the Scale for the Assessment of Narrative Review Articles (SANRA) (10). A detailed description can be found in Appendix 1, and the literature search is discussed in the following paragraph. To obtain an overview, an initial literature search was conducted in PubMed, Ovid, Scopus, ERIC, and PsychInfo. No limitations were set, and references up to November 2022 were included. The search focused on WBAs in postgraduate PC training using the following key search terms: PC, education, postgraduate, workplace-based assessment (as a general term), and specific types of WBAs.

After an initial search, the PubMed database was monitored for new publications on “education” in “palliative care” (search alert). Additionally, a Google Scholar search (“workplace-based assessment” AND “postgraduate training” AND “specialist PC”) was conducted in February 2024. After the initial search, emerging literature in the ongoing literature survey and specific references to underline emerging key statements were directly referenced in the text.

Information about the Swiss system is based on the official accreditation and quality requirements of the Swiss Society of Palliative Care (8). Details of the initial literature search and reference selection process can be found in Appendix 2 and a summary of the initial literature in Appendix 3.

Results

In total, 1121 papers were identified via an initial literature search conducted in November 2022. Twenty-nine papers were included after their abstracts were assessed for eligibility. An additional 24 references were found in the gray literature via crossreferencing. This resulted in 53 references, which served as the foundation for this review. Within these papers, specific evidence regarding postgraduate PC training in general was found in 31 records (11–41). The variety of papers was broad, ranging from reviews, reports, and surveys to policy papers (standards and requirements) on residency training programs. The evidence base for WBAs in specialist PC was enhanced by gray literature and personal communications; the search returned seven papers, documents, and internet websites (42–48). The literature survey and final Google Scholar search in 2024 identified three additional papers.(49–51)

Workplace-based Assessment in Specialist PC

We mainly found descriptions of the implementation of WBAs in specialist PC programs. Most of these programs followed a CBME model of training. In these programs, WBAs are the key elements of training and are, therefore, comprehensively implemented and described. In time-based systems (e.g., Switzerland), WBAs are usually considered a choice for supporting training, among others.

This review chose three CBME-pioneer countries as a comparison to the Swiss situation. Licensing bodies in Canada, the United States, and the United Kingdom provide detailed frameworks for WBAs included in their CBME programs. In Canada, the Royal College of Physicians, in cooperation with the Canadian Society of Palliative Care Physicians, provides clear frameworks for specialist PC education (24, 42, 45, 46). In the United States, the Accreditation Council for Graduate Medical Education (ACGME) provides clear guidance for PC postgraduate training (33), including ­recommendations for typical WBAs in a supplementary index (52). Similarly, the UK Royal College of Physicians provides a comprehensive curriculum (47).

In a Swiss postgraduate specialist PC training program, an in-training assessment of competencies can be done using a broad variety of methods. WBAs are an option, among others (43). In Swiss practice, Mini-CEX and DOPS are the most frequently used. For the accreditation of a training site, a minimum of four WBAs per year are required (8).

Tab. 1 and Tab. 2 provide an overview of specialist PC training WBAs in the United States, Canada, and the United Kingdom compared to Switzerland.

Discussion

We found that WBAs in postgraduate specialist PC training are described mainly in countries where the change to competency-based postgraduate education has been implemented systemically (e.g., Canada). An evaluation of these types of assessments in these settings is lacking, and the literature primarily describes implementation or normative needs (accreditation rules/guidelines). The use of structured WBAs (3) in specialist PC training seems understudied; the only publicly available evidence found in this review is the frameworks or requirements for a curriculum.

Training using WBAs appears to be a good modality in a PC setting for the following reasons: First, healthcare professionals working in PC are often confronted with highly dynamic and unpredictable settings, emphasizing the importance of assessments that take place in real-world environments. The second important aspect of continuity of care offers a natural opportunity for prolonged (multiple-time-point) formative assessments.

The primary intent of WBAs is to increase trainees’ levels of competency in their clinical work environments. Using the experiences of other specialties (53,54), postgraduate specialist training in PC can likely benefit from the introduction of WBAs. Through their communicative, high-feedback, and learner-centered nature, WBAs have the potential to improve postgraduate specialist PC training (especially if used with formative intent).

Countries that pioneered CBME (e.g., the U.S., the UK, and Canada) have a comprehensive program that includes WBAs as the primary assessment modality (see Tab. 1 and Tab. 2), proving their feasibility in these systems. The feasibility of WBAs does not imply universal acceptability, nor is there direct evidence of a training effect or usefulness in increasing the quality of care. Therefore, the lack of specific evaluations of training curricula leaves these questions open.

Swiss specialist PC training, although recently revised, remains close to a time-based model. In the current Swiss setting, only direct (single-time-point) Mini-CEX and DOPS are required; no EPAs are used in Swiss postgraduate specialist PC training (8).

Potential Roles and Impacts of WBAs as a Key Step in Shifting Specialist PC Training from Being Time-based to Competency-based:
The Swiss Example

PC is a relatively young discipline in Switzerland. The Swiss PC system, like other PC systems in Central Europe, has transitioned from a pioneering to a sustainable phase with a time-based training model of training. The reason for this could be that, over the last decade, stakeholders and policymakers have focused on introducing, positioning, and rendering the specialty sustainable at the system level. Presumably, because this achievement necessitates considerable resources, teaching and assessment modalities are left to the discretion of training facilities.

Because WBAs are central to competency-based training (55), we propose a two-step strategy for transitioning to a competency-based model. First, WBAs should be strengthened as standards in existing curricula. Second, existing curricula should evolve further with the introduction of EPAs. A detailed description of the second step is hypothetical and beyond the scope of this review. Fig. 1 summarizes this proposed two-step strategy.

Although the current revision of the specialist training program in Switzerland requires only four WBAs per year, these assessments are still one possibility among many. Therefore, an increase in their role should be considered whenever faculty members’ time resources allow it.

We anticipate several challenges during this transition at the trainee, supervisor, interprofessional team, and patient levels. Trainees and supervisors share the key challenge of additional time requirements. Recent qualitative research on residents’ experiences in CBME-based systems shows that these time requirements, particularly for administrative efforts, are a real issue (56). Together with the universal problem of staff shortages, both at the resident and supervisor levels, this might create tension between clinical responsibilities and education.
This review has several limitations. First, because of its narrative structure, it has inherent limitations regarding structure and rigor; however, we believe that, via the stringent application of SANRA quality items, this review provides a good overview from a practical perspective. Second, the contexts are confined to the United States, the United Kingdom, and Canada as examples of CBME-based systems. Switzerland can be considered an example of a transition to CBME, and many of its elements are derived from Anglo-Saxon education systems (e.g., Canada).

Conclusion

WBAs are feasible, accepted, and evaluated as formative training modalities in postgraduate training of specialties besides PC. However, although WBAs are seemingly well tailored to PC, the evaluation of WBAs in specialist PC training is lacking.

In Switzerland, postgraduate specialist PC training follows a primarily time-based model, and WBAs play only a marginal role in assessing trainees’ competencies. The transition to a CBME-based training model is ongoing. It is critical that WBAs be incorporated into Swiss (time-based) PC specialist physician training as a next step toward competency-based training.

History
Manuscript received: 24.06.2024
Accepted after revision: 22.01.2025

Abbreviations
WBAs Workplace-based assessments
PC Palliative Care
CBME Competency-based medical education
Mini-CEX Mini-clinical evaluation exercise
DOPS Direct observation of procedural skills

Appendix 1:
Scale for the Assessment of narrative Review Articles (SANRA), Detailed description according to Baethge C, Goldbeck-Wood S, Mertens S. SANRA—a scale for the quality assessment of narrative review articles. Peer Rev [Internet]. 2019 Dec [cited 2022 Dec 15];4(1):5. Available at: https://researchintegrityjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s41073-019-0064-8

Appendix 2
Details of the literature search
Search terms for the initial literature search:

Pubmed
– “workplace-based assessment”[Title/Abstract] AND “postgraduate”[All Fields]
– (“palliative care”) AND (“medical education”) Filters: Review, Systematic Review
– (“palliative care”[All Fields] AND “medical education”[All Fields]) AND ((y_10[Filter]) AND (review[Filter] OR systematicreview[Filter]))
– (“Terminal Care”(mh) OR caregiver*(tw) OR bereave* OR inpatient(tiab) OR “attitude to death”(tw) OR “end of life” OR hospice* OR “terminally ill”(tw) OR palliative*(tw) OR “Advance Care” OR palliat OR advanced OR (morphine AND cancer) OR “cancer pain”)AND “Workplace based assessment”. OR “Mini-cex, Clinical Encounter Cards, Clinical Work Sampling, Blinded Patient Encounters Direct observation of procedural skills , Case-based Discussion, MultiSource Feedback”

ERIC
“Postgraduate palliative care education”

Psychinfo
– Palliative and Education

Scopus
(Title-ABS-KEY (palliative) AND education AND postgraduate)
Ongoing Literature Surveillance
PubMed search alert (11/2022 –10/2023)
“Education” AND “Palliative Care”

Specific Google Scholar search (February 2024)
Search terms (014–2024):
– “Workplace-based Assessment in Palliative Care Physicians Training”
– “Postgraduate Training in Specialist Palliative Care”

Dr. med. Andreas Samuel Ebneter

Universitäres Zentrum für Palliative Care
Inselspital Bern
Freiburgstrasse
3010 Bern, Schweiz
HFR Tafers
Abteilung Innere Medizin
1712 Tafers

andreas.ebneter@h-fr.ch

The authors have not declared any conflicts of interest in connection with this article.

• Arbeitsplatzbassierte Assessments (AbAs) sind gut validierte Instrumente, um die Kompetenzen von Weiterzubildenden zu verbessern.
• AbAs sind ein essenzieller Bestandteil der kompetenzbasierten medizinischen Weiterbildung und werden in der Palliative Care vor allem in angelsächsischen Ländern eingesetzt.
• Im Schweizer Weiterbildungssystem, welches größtenteils zeitbasiert ist, besteht ein Potential, mit den AbAs den Anteil an kompetenzbasierter Weiterbildung in der spezialisierten palliativmedizinischen Weiterbildung zu erhöhen.

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