Nasenseptumperforation – wenn es in der Nase pfeift

Fragen

1. Welche Ursache für die Nasenseptumperforation vermuten Sie?
A. Postoperativ nach Septumplastik
B. Mechanisch nach regelmässigen Manipulationen
C. Granulomatose
D. postinfektiös
Antwort: Richtige Antwort ist C. Die häufigsten Ursachen für eine Nasenseptumperforation sind einerseits die ständige Manipulation mit dem Finger in der Nase, also das «Nasengrübeln», andererseits postoperativ nach ei­ner Nasenseptumplastik. Die Anamnese mit regelmässi­gem Abgang von blutigen Krusten und der klinische Befund mit flächenhaft blutig verkrusteten Nasenschleim­häuten neben der Perforation des Septums und des Gaumens sprechen jedoch in dieser Situation für eine sys­te­mi­sche Erkrankung wie eine Granulomatose.

2. Welche diagnostischen Massnahmen leiten Sie ein?
A. Überweisung an eine ORL-Fachärztin zur Biopsie
B. Ergänzung der Anamnese
C. Computertomographie der Nase und Nasennebenhöhlen
D. Labor: ANCA

Antwort: Richtig sind alle Antworten. Aus der er­gänzenden Anamnese erfahren Sie bei genauerem Nachfragen, dass der Patient regelmässig Kokain konsumiert. Bei der Vermutung einer Granulomatose lassen Sie in den Laboruntersuchungen unter anderem die ANCAs bestimmen. Da die Verhältnisse in der Nase sehr unübersichtlich sind und grosse Destruktionen vorliegen, veranlassen Sie eine Bildgebung, wobei neben der Computertomographie auch ein MRI möglich wäre. Zur Entnahme von endoskopisch kontrollierten, gezielten Schleimhautbiopsien in Oberflächenanästhesie überweisen Sie den Patienten an eine ORL-Fachärztin, mit welcher Sie regelmässig zusammenarbeiten. Zehn Tage später kommt der Patient wie geplant zu Ihnen in die Sprechstunde, um die Resultate zu besprechen. Sie erklären ihm den Radiologiebefund und informieren ihn über die Laborresultate. Hier fallen die positiven c-ANCA auf. Die Histologie zeigt eine chronische Entzündung mit Granulomen.

3. Welche Diagnose kommt am ehesten in Frage?
A. Sarkoidose
B. Granulomatose mit Polyangiitis
C. Kokain induzierte, ANCA-assoziierte Vaskulitis
D. Adenokarzinom der Nasennebenhöhlen bei Nikotinabusus
Antwort: Richtig ist Antwort C. Bei regelmässigem Kokainabusus kommt am ehesten eine Kokain induzierte, ANCA-assoziierte Vaskulitis in Frage (sogenannte «cocaine induced midline destructive lesion»)

Diskussion

Die Differentialdiagnose von destruktiven Läsionen in der Mittellinie in der Nase zeigt diese Tabelle:

Bei unserem Patienten mit regelmässigem Kokainabusus liegt eine toxische Ursache dieser grossflächigen Destruktionen in der Nase, der Kieferhöhle und des Gaumens vor. Wie aktuelle Abwasseruntersuchungen zeigen, ist der Konsum von Kokain in der Schweiz weit verbreitet und muss bei Läsionen in der Nase gezielt erfragt werden. Kokain führt einerseits selbst zu einer ANCA-assoziierten Vaskulitis, welche oft schwierig von einer Granulomatose mit Polyangiitis zu differenzieren ist. Beide weisen im Labor nämlich positive c-ANCA auf. Hier kann neben der Anamnese die Bestimmung der Anti-Elastase-Antikörper weiterhelfen. Andererseits ist Kokain häufig mit Levimasol gestreckt. Levamisol ist ein Antihelminthikum, welches in der Veterinärmedizin eingesetzt wird. Zudem hat es eine immunmodulierende Wirkung und soll auch leicht euphorisierend wirken. Als Nebenwirkung kann es zu Haut- und Schleimhautnekrosen führen. So zeigt auch unser Patient neben den eindrücklichen Befunden in der Nase eine Hautnekrose am Rücken.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Dr. med. Christoph Schlegel-Wagner

Klinik für Hals-Nasen-Ohren- und Gesichtschirurgie (HNO)
Luzerner Kantonsspital
Spitalstrasse
6004 Luzern

christoph.schlegel@luks.ch

Der Autor hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

Literatur beim Verfasser

Schleichende einseitige Schwerhörigkeit

Fragen

1. Welche Krankheitsbilder kommen als Ursache für eine schleichende einseitige Schwerhörigkeit in Frage?
A. Presbyakusis
B. Otosklerose
C. Vestibularisschwannom
D. Chronische Otitis media

Richtig sind B, C und D. Die Presbyakusis, also die Altersschwerhörigkeit, äussert sich typischerweise mit einer beidseitigen Beeinträchtigung.

2. Welche Untersuchungsmethode wählen Sie, um in der Praxis eine Erkrankung mit einer Schalleitungsschwerhörigkeit wie eine Otosklerose oder eine chronische Otitis media von einer Erkrankung mit einer Schallempfindungsstörung wie ein Vestibularisschwannom zu unterscheiden?
A. Screening-Audiogramm mit Messung der Luftleitungsschwellen
B. Flüsterzahlen
C. Stimmgabelprüfungen
D. Valsalva-Manöver

Antwort: Richtig ist C. Die Stimmgabelprüfungen nach Weber und Rinne stellen eine einfache, billige und sehr verlässlich Untersuchungsmethode dar, um eine Schalleitungs- von einer Schallempfindungsschwerhörigkeit zu differenzieren.

3. Die Otoskopie zeigt bei unserem Patienten?
A. eine zentrale Trommelfellperforation
B. eine randständige Trommelfellperforation
C. Retention von Keratin
D. Durchbruch eines Vestibularisschwannomes

Richtig sind B und C. Die Otoskopie zeigt ein Cholesteatom des rechten Mittelohrs mit allen charakteristischen Zeichen: Die Perforation liegt randständig, und es wird Keratin retiniert. Neben­befundlich zeigt sich ein kleiner, rötlicher Schleimhautpolyp, dessen Auftreten beim Cholesteatom auch als «Signalpolyp» benannt wird.

4. Neben der schleichenden Schwerhörigkeit gibt der Patient kurzdauernde Schwindelbeschwerden an, welche er durch Schnäuzen provozieren kann. An welche möglichen Komplikationen eines Cholesteatoms müssen Sie denken?
A. Mittelohrerguss
B. Morbus Méniere
C. Bogengangsfistel
D. Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel

Richtig ist C. Eine Bogengangsfistel ist eine klassische Komplikation eines Cholesteatoms. Ihre korrekte Vermutung wird in einem
Felsenbein-CT bestätigt (Abb. 2).

5. Welche Therapie empfehlen Sie dem Patienten bei der gesicherten Diagnose eines Cholesteatoms mit relevanter Schwerhörigkeit?
A. Systemische und topische Therapie mit einem gegen Pseudomas wirksamen Antibiotikum (Ciprofloxacin) während 4 Wochen, dann Verlaufsbeurteilung, gegebenenfalls Überweisung
B. Überweisung an eine ORL-Praxis zur Hörgeräteversorgung
C. Überweisung an eine ORL-Praxis zur medikamentösen Therapie mit Biologika
D. Überweisung an eine ORL-Praxis zur operativen Therapie

Antwort: richtig ist Antwort D.

Diskussion

Die häufigsten Gründe für eine schleichende einseitige Schwerhörigkeit stellen das Cerumen obturans, die chronische Otitis media, die Otosklerose und das Vestibularisschwannom («Akustikusneurinom») dar. Davon nur schon anamnestisch einfach abzugrenzen sind Pathologien mit rasch auftretender einseitiger Schwerhörigkeit wie der akute Hörsturz, die akute Otitis media und die Felsenbeinfraktur. Beim klinischen Untersuch in der Praxis kann die Differentialdiagnose rasch, einfach und billig mit der Otoskopie und den Stimmgabelprüfungen eingegrenzt werden. Meistens führt der otoskopische Befund bereits zur Diagnose. Die Stimmgabelprüfungen nach Weber und Rinne lassen die Art der Schwerhörigkeit unterscheiden.

Bei unserem Patienten liegt ein Cholesteatom vor, also eine Unterform der chronischen Otitis media. Die chronische Otitis media wird durch eine persistierende Trommelfellperforation definiert und in zwei Formen eingeteilt. Die chronische Otitis media simplex äussert sich mit einer sogenannten zentralen Trommelfellperforation. Zentral bedeutet hier, dass um die Perforation herum immer noch ein kleiner Saum Trommelfell bestehen bleibt. Im Kontrast dazu weist die chronische Otitis media cholesteatomatosa typischerweise eine randständige Trommelfellperforation auf. Die Perforation reicht hier also über die Begrenzung des Trommelfells hinaus bis in die Gehörgangshaut hinein. Beim Cholesteatom wächst Plattenepithel ins Mittelohr ein, wo sich normalerweise Schleimhaut befindet. Im Cholesteatomsack wird dabei Keratin retiniert. Dies löst einen chronisch-entzündlichen Prozess mit Osteolyse aus. Leitsymptom ist neben der schleichenden Schwerhörigkeit häufig die fötide Otorrhoe. Neben der Schwerhörigkeit durch die Destruktion der Gehörknöchelchen ist die Bogengangsfistel mit der Gefahr einer Ertaubung eine häufige Komplikation eines unbehandelten Cholesteatoms, seltener eine otogene Meningitis oder eine Fazialisparese. Therapie der Wahl stellt in der Regel die operative Entfernung des Cholesteatoms dar. Eine medikamentöse Therapie ist nicht möglich. Einzig akute Entzündungschübe, welche sich als fötide Otorrhö äussern und in der Regel durch Pseudomonas-Infekte ausgelöst werden, können symptomatisch mit antibiotischen Ohrentropfen beruhigt werden. Bei der operativen Therapie wird als wichtigstes Ziel das Cholesteatom radikal entfernt, gleichzeitig auch eine Hörrehabilitation durch eine Ossikuloplastik mit mikro­chirurgischer Rekonstruktion der Schalleitungskette oder Einsatz eines Mittelohrimplantates durchgeführt.

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Dr. med. Christoph Schlegel-Wagner

Klinik für Hals-Nasen-Ohren- und Gesichtschirurgie (HNO)
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Der Autor hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

L’enrouement chronique – quand faut-il investiguer ?

Questions :

1. Quelle est la cause de l’ enrouement ?
A. Polype des cordes vocales
B. Parésie des cordes vocales
C. Œdème de Reinke
D. Aucun diagnostic clinique ne peut être posé.

2. Quelles sont vos prochaines étapes ?
A. Pas de traitement, contrôle dans 3 semaines
B. Laryngoscopie ou orientation vers un médecin ORL ou un phoniatre
C. CT du larynx et du cou
D. IRM du larynx et du cou

Discussion

Nous avons devant nous une femme de 58 ans, fumeuse, présentant un enrouement chronique, sans autres symptômes. L’échelle GRB est utilisée pour décrire le type d’ enrouement (G = grade de la dysphonie, R = raucité, B = breathyness/souffle). Des valeurs de 0 à 3 sont attribuées. Une voix normale est évaluée avec G0R0B0, chez notre patiente avec une voix moyennement enrouée, modérément rauque et non voilée, le score sur l’échelle GRB est de G2R2B0.

Les causes d’un  enrouement sont très variées, allant de l’ infection banale à la tumeur maligne. Un diagnostic peut être posé uniquement sur la base des résultats acoustiques de la voix. Quoique l’histoire et la durée de l’enrouement permettent quelques suppositions, une laryngoscopie par un médecin ORL ou un phoniatre est indispensable. Une laryngoscopie est généralement recommandée si un enrouement nouvellement apparu persiste pendant plus de 3 semaines sans s’améliorer. L’ urgence dépend également des circonstances concomitantes (stridor, hémoptysie) et des facteurs de risque (abus de nicotine et d’ alcool).

Chez notre patiente qui a une voix rauque depuis des mois, les diagnostics suivants sont les plus vraisemblables:

Laryngite chronique (Fig. 1) :
En cas de consommation chronique de nicotine (d’autres facteurs étiologiques à envisager sont le reflux gastro-œsophagien, les allergies, l’ irritation par un air sec et poussiéreux ou des fumées corrosives, la respiration buccale ou la mise au repos de la voix manquante après une laryngite aiguë).

Carcinome des cordes vocales (Fig. 2) :
Ici, on s’ attendrait plutôt à une durée plus courte des symptômes, de 2 à 4 mois. Cependant, une dégénérescence due à une laryngite chronique avec une anamnèse plus longue serait également possible. Dans le cas d’ un carcinome des cordes vocales, la détection précoce par une laryngoscopie est importante et également possible, car même les petits carcinomes des cordes vocales se manifestent en général rapidement par un enrouement. Aux stades précoces, un pronostic favorable peut être attendu suite à une résection microlaryngoscopique seule ou par une irradiation primaire ciblée.

Polype des cordes vocales (Fig. 3) :
Des facteurs mécaniques tels que la surcharge vocale et le tabagisme jouent un rôle causal.

L’ œdème de Reinke  (Fig. 4):
Il s’agit d’un oedème des cordes vocales dans l’ espace étroit entre l’ épithélium des cordes vocales et le tissu conjonctif sous-jacent. L’ œdème de Reinke est facilement reconnaissable lors d’une laryngoscopie à la loupe comme tuméfaction vitreuse pour la plupart des deux cordes vocales (plis vocaux).

Papillomatose laryngée (Fig. 5) :
Cette maladie virale du larynx, causée par le papillomavirus humain (HPV), peut survenir à tout âge. On observe de petits papillomes ayant l’aspect d’une framboise sur les cordes vocales. Une biopsie est recommandée, d’ une part pour déterminer le type de virus (6 et 11 appartiennent au « groupe à faible risque » pour le potentiel de malignité, 16 et 18 en revanche appartiennent au « groupe à haut risque »), d’ autre part pour détecter des dysplasies déjà existantes. Les autres diagnostics différentiels sont la presbyphonie, la dysphonie fonctionnelle ou les kystes des cordes vocales.

Notre patiente avait les résultats laryngostroboscopiques suivants :
Cette tuméfaction translucide et lisse des deux cordes vocales permet clairement de diagnostiquer un œdème de Reinke. Les patients typiques sont des femmes fumeuses et communiquantes âgées de 50 à 60 ans. La dégénérescence maligne n’ est pas à craindre. Pour le pronostic, l’ arrêt de la consommation de nicotine est important. En cas de faible souffrance ou de stade initial, une certaine amélioration peut être obtenue avec la thérapie vocale logopédique et l’ arrêt de la nicotine, mais dans la plupart des cas, une ablation phonochirurgicale sous anesthésie de courte durée est nécessaire. L’ ablation est notamment indiquée lorsque de gros œdèmes entraînent déjà une dyspnée à l’effort.

Cet article est une traduction de « der informierte arzt » 07_2021

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Dre Andrea Rambousek

Département d’oto-rhino-laryngologie et de chirurgie faciale
Hôpital cantonal de Lucerne, LUKS,
6000 Lucerne 16

Dr Seo Simon Ko

médecin cadre
Département d’oto-rhino-laryngologie et de chirurgie faciale
Hôpital cantonal de Lucerne, LUKS,
6000 Lucerne 16

Les auteurs n’ont pas déclaré de conflits d’ intérêts en rapport avec cet article.

◆ Un enrouement persistant pendant plus de 3 semaines sans amélioration devrait être investigué par laryngoscopie, de préférence par un médecin spécialiste en ORL / phoniatrie en particulier en présence de facteurs de risque tels que l’abus de nicotine et d’alcool.
◆ Les œdèmes de Reinke se trouvent typiquement chez des femmes fumeuses âgées de plus de 40 ans ayant une charge vocale importante et une voix grave et rauque. Selon la souffrance subjective causée par la dysphonie, ils peuvent être enlevés par microlaryngoscopie.

Akute Rhinosinusitis

Wie immer im Winter füllt sich Ihr Wartezimmer mit Patientinnen und Patienten, welche an Infekten der Atemwege leiden. Es wird geniest und gehustet. Und so meldet sich eine Mutter mit ihrem vierjährigen Sohn bei Ihnen. Er hatte vor gut zwei Wochen einen heftigen Infekt der oberen Luftwege mit Fieber erlitten, welcher zu Hause mit Hausmitteln behandelt wurde. Seit etwa 1 Woche geht es ihm aber wieder deutlich besser. Nun hat er seit gestern ein gerötetes und geschwollenes Auge links und wieder leichtes Fieber.

Persönliche Anamnese
Bisher nie schwer krank, geimpft nach Schweizer Impfplan.
Medikation
Sinupret seit 14 Tagen.
Vitalparameter
Puls 96, regelmässig, SO2 98%
Temperatur: 38.3 °C.
Grösse 108 cm, Gewicht 18 kg
Klinischer Status
Munterer Knabe, etwas abgeschlagen. Auge links geschwollen und gerötet (Abb.1). Es kann fast nicht mehr geöffnet werden. Beim Öffnen der Lider mit den Fingern erkennen Sie reizlose Konjunktiven. Die Pupillen sind isokor. Der Visus ist grob geprüft unauffällig. Die Augenmotilität ist erhalten, jedoch schmerzhaft. Kein Meningismus.

Fragen

1. Was vermuten Sie als Ursache der Augenschwellung?
A. Insektenstich mit Superinfektion
B. Akute Dakryoadentitis
C. Akute Rhinosinusitis
D. fixiertes Arzneimittelexanthem auf Sinupret

Richtig ist Antwort C. Es liegt vermutlich eine orbitale Komplikation nach einer akuten Rhinosinusitis vor. Die Anamnese mit einem biphasischen Verlauf ist recht typisch dafür. Nachdem die akute Rhinosinusitis im Rahmen des akuten Infektes der oberen Luftwege bereits am Abklingen war, äussern sich nun in einem zweiten Schritt die Folgen der orbitalen Komplikation. Die vordere Rhinoskopie zeigt viel Eiter in der linken Nasenhaupthöhle und bestätigt Ihre Vermutung.

Vom klinischen Bild eines geschwollenen Auges links mit Rötung mehr des Oberlids als des Unterlids her käme gegebenenfalls auch eine akute Dakryoadenitis in Frage. Diese zeigt sich in der Regel als umschriebene Schwellung und Rötung im lateralen Drittel des Oberlids. In unserem Fall sprechen jedoch die Anamnese und der Befund der putriden Rhinorrhoe dagegen.

2. Welche diagnostischen und therapeutischen Massnahmen leiten Sie ein?
A. Schädel halbaxial-Röntgen, Infekt-Labor
B. Überweisung auf den Notfall eines Kinderspitals mit HNO-Abteilung
C. ambulante Therapie mit Amoxicillin/Clavulansäure hochdosiert, abschwellende Nasensprays, Kontrolle engmaschig am nächsten Tag
D. Rachenabstrich

Richtige Antwort ist B. Eine orbitale Komplikation einer akuten Rhinosinusitis bei einem vierjährigen Kind muss vordringlich bildgebend abgeklärt und danach adäquat behandelt werden. Ein konventionelles Röntgenbild (Schädel halbaxial) ist dafür obsolet. Eine ambulante Therapie wäre gegebenenfalls möglich bei einer beginnenden orbitalen Komplikation mit erst umschriebener Lidschwellung und fehlender intraorbitaler Ausbreitung.

Unser Kind kann jedoch sein Auge nicht mehr aktiv öffnen und hat schmerzhafte Augenbewegungen, was für eine relevante orbitale Komplikation spricht. Und so zeigt die weitere notfallmässige Abklärung im Spital in der Computertomographie einen grossen Subperiostalabszess in der linken Orbita (Abb. 2). Der Abszess wird operativ entlastet und antibiotisch behandelt. Eine bleibende Schädigung des Auges kann vermieden werden.

Kindesalter treten vor allem orbitale Komplikationen auf, welche von den Sinus ethmoidales ausgehen. Dabei wandern die Bakterien durch die Lamina papyracea hindurch in die Orbita. Anschliessend bildet sich durch Abhebung der Periorbita der Subperiostalabszess aus. Unbehandelt können orbitale Komplikationen zu einer Erblindung oder zu einem lebensbedrohlichen aufsteigenden Infekt mit Sinus cavernosus-Thrombose und Meningitis führen.

Wenn mit zunehmender Pneumatisation im Alter von 10-12 Jahren die Stirnhöhlen ausgebildet sind, treten im Adoleszenten- und Erwachsenenalter zunehmend endokranielle Komplikationen der akuten bakteriellen Rhinosinusitis auf. Diese gehen von den Sinus frontales aus und äussern sich in Form einer sinugenen Meningitis oder eines Hirnabszesses.

Dr. med. Christoph Schlegel-Wagner

Klinik für Hals-Nasen-Ohren- und Gesichtschirurgie (HNO)
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christoph.schlegel@luks.ch

Der Autor hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

Rhinosinusite chronique – nouvelles possibilités thérapeutiques

Questions :

Quelle est la pathologie la plus susceptible d’être à l’origine de l’obstruction nasale et de l’hyposmie ?
A. Aspergillome des sinus paranasaux
B. Infection aiguë par le SRAS-Covid 19
C. Rhinosinusite chronique avec récidive de polypes nasaux
D. Rhinite allergique avec intolérance à l’aspirine

Quels sont les symptômes ou les résultats qui vous feraient douter de ce diagnostic (red flags) ?
A. Saignements de nez récurrents et dégagement régulier de croûtes
B. Troubles et résultats unilatéraux apparaissant rapidement en l’espace de quelques semaines
C. Violentes céphalées frontales
D. Vision double, épiphora

Quel traitement recommandez-vous à ce patient souffrant de rhinosinusite chronique avec récidive symptomatique de polypes nasaux et qualité de vie nettement réduite ?
A. Changer le spray stéroïde topique (passer de la mométasone à la fluticasone ou au budésonide) et doubler la dose ?
B. Orientation vers le spécialiste ORL pour une révision chirurgicale
C. Évaluation d’un traitement par un produit biologique
D. Traitement systémique par prednisolone ou bétaméthasone

Discussion

Cliniquement, la rhinosinusite chronique est classée selon son phénotype, à savoir l’aspect sans polypes nasaux et l’aspect avec polypes nasaux. La prévalence de la rhinosinusite chronique est estimée à environ 11% en Europe, dont environ 7% présentent le phénotype sans polypes nasaux et environ 4% le phénotype avec polypes nasaux. Mais aujourd’hui, c’est surtout l’endotype sous-jacent qui nous intéresse, car il détermine le concept de traitement et le pronostic. On part du principe que dans la rhinosinusite chronique avec polypes nasaux, environ 85 % des cas présentent un endotype avec inflammation de type 2 avec une réponse immunitaire Th2. Dans la rhinosinusite chronique sans polypes nasaux, on trouve également une réponse immunitaire Th2 dans 25 à 50 % des cas, bien qu’aucun polype nasal ne soit cliniquement détectable. Les arguments en faveur de la présence d’une réponse immunitaire Th2 dans la rhinosinusite chronique sont le tableau clinique compenante de polypes nasaux, une anosmie et un asthme bronchique concomitant, une augmentation des IgE totales et des éosinophiles dans le sang en laboratoire ainsi qu’une éosinophilie tissulaire à l’histologie des polypes nasaux.

Le traitement de la rhinosinusite chronique avec polypes nasaux, basé sur des données probantes, consiste, comme traitement de base, en un traitement local par stéroïdes nasaux topiques et lavages nasaux, et si nécessaire en des traitements de courte durée par stéroïdes systémiques (au maximum 2 à 3 fois par an) et, en cas de réponse insuffisante, en un traitement complémentaire par une intervention fonctionnelle sur les sinus nasaux. Ce concept de traitement permet de traiter efficacement et de manière rentable plus de 90% des patients atteints de rhinosinusite chronique. Pour les patients souffrant d’une rhinosinusite chronique réfractaire et de polypes nasaux ou d’une inflammation de type 2 / réponse immunitaire de type 2, de nouveaux concepts de traitement prometteurs avec des médicaments biologiques sont en train de s’établir. Ces anticorps monoclonaux sont dirigés contre des cytokines importantes (Il-4, Il-5, Il-13) de la réponse immunitaire Th2 ou directement contre les IgE et sont déjà utilisés depuis longtemps dans le traitement d’autres maladies avec inflammation éosinophile comme l’asthme bronchique ou la dermatite atopique. Actuellement, le dupilumab (anti-IL-4, anti-IL-13), le mépolizumab (anti-IL-5) et l’omalizumab (anti-IgE) sont autorisés en Suisse par Swissmedic pour le traitement de la rhinosinusite chronique avec polypes nasaux. Lors de l’indication de ces traitements onéreux, il convient de suivre les directives établies telles que les EPOS Guidelines ou les recommandations de la Société Suisse d’Oto-Rhino-Laryngologie et de chirurgie cervico-faciale (https://www.orl-hno.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/

Mitgliederbereich/Arbeitsgruppen/Rhinologie/Empfehlungen/IMORHP_Empfehlungen_AG_Rhinologie_Monoklonale_Antikoerpertherapie_chronische_Rhinosinusitis.pdf).

Dans le cas de notre patient, il s’agit en résumé d’une maladie chronique des voies respiratoires à éosinophiles avec intolérance à l’aspirine (AERD : «Aspirin-exacerbated respiratory disease»). En cas d’asthme bronchique sévère et de rhinosinusite chronique résistante aux traitements avec polypes nasaux, l’ensemble des voies respiratoires est touché. En combinaison avec les résultats de laboratoire, on peut supposer comme endotype une inflammation de type 2 avec une réponse immunitaire Th2. De plus, la rhinosinusite chronique n’est pas suffisamment contrôlée malgré les traitements systémiques par stéroïdes et les opérations des sinus, de sorte que le patient se qualifie pour un traitement par un produit biologique (anticorps monoclonal).

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Dr. med. Christoph Schlegel-Wagner

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L’  auteur n’ a déclaré aucun conflit d’ intérêt en rapport avec cet article.

◆ Dans la rhinosinusite chronique avec ou sans polypes nasaux, outre
le phénotype, l’endotype sous-jacent est également intéressant,
notamment la présence d’une inflammation de type 2 (réponse
immunitaire Th2).
◆ Plus de 90% des patients atteints de rhinosinusite chronique peuvent être traités de manière efficace et rentable par un traitement médicamenteux de base ou par une opération fonctionnelle complémentaire des sinus.
◆ Dans des cas sélectionnés de rhinosinusite chronique résistante au traitement, les médicaments biologiques (anticorps monoclonaux)
représentent une nouvelle forme de traitement prometteuse. L’indication de ce traitement devrait être posée lors d’un conseil interdisciplinaire des voies respiratoires et selon des directives établies.

sur demande auprès de l’ auteur

Chronische Rhinosinusitis – Neue Therapiemöglichkeiten

Fragen

Welches Krankheitsbild liegt am ehesten als Ursache für die Nasenobstruktion und Hyposmie vor?
A. Aspergillom der Nasennebenhöhlen
B. Akute SARS-Covid 19 Infektion
C. Chronische Rhinosinusitis mit Rezidiv-Nasenpolypen
D. Allergische Rhinitis bei Aspirin- Unverträglichkeit

Welche Symptome oder Befunde würden Sie an dieser Diagnose zweifeln lassen (red flags)?
A. rezidivierendes Nasenbluten und regelmässiger Abgang von Krusten
B. unilaterale Beschwerden und Befunde mit raschem Auftreten innerhalb von wenigen Wochen
C. heftige frontale Kopfschmerzen
D. Doppelbilder, Epiphora

Welche Behandlung empfehlen Sie diesem Patienten mit chronischer Rhinosinusitis mit symptomatischen Rezidiv-Nasenpolypen und deutlich eingeschränkter Lebensqualität?
A. Wechsel des topischen Steroid-Spray (von Mometason auf Fluticason oder Budesonid) und Dosis verdoppeln?
B. Überweisung an den ORL-Facharzt zur Revisionsoperation
C. Evaluation einer Therapie mit einem Biologikum
D. Systemische Therapie mit Prednisolon oder Betamethason

Diskussion

Klinisch wird die chronische Rhinosinusitis nach ihrem Phänotyp eingeteilt, nämlich in das Erscheinungsbild ohne Nasenpolypen und in das Erscheinungsbild mit Nasenpolypen. Die Prävalenz der chronischen Rhinosinusitis wird in Europa auf etwa 11% geschätzt, davon liegt in rund 7% der Phänotyp ohne Nasenpolypen und in rund 4% der Phänotyp mit Nasenpolypen vor. Heute interessiert uns aber vor allem der zu Grunde liegende Endotyp, da dieser das Behandlungskonzept und die Prognose bestimmt. Man geht davon aus, dass bei der chronischen Rhinosinsuitis mit Nasenpolypen in etwa 85 % ein Endotyp mit Inflammation Typ 2 mit einer Th2 Immunantwort vorliegt.

Bei der chronischen Rhinosinusitis ohne Nasenpolypen findet sich auch in 25-50% eine Th2 Immunantwort, obwohl klinisch keine Nasenpolypen erkennbar sind. Für das Vorliegen einer TH2 Immunantwort sprechen bei der chronischen Rhinosinusitis das klinische Bild von Nasenpolypen, einer Anosmie und eines begleitenden Asthma bronchiale, im Labor ein erhöhtes Gesamt-IgE und erhöhte Eosinophile im Blut sowie in der Histologie der Nasenpolyen eine Gewebseosinophilie.

Die evidenzbasierte Therapie der chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen besteht als Basistherapie in der lokalen Behandlung mit topischen nasalen Steroiden und Nasenspülungen, bei Bedarf in kurzdauernden Behandlungen mit systemischen Steroiden (maximal 2-3-mal pro Jahr) und bei ungenügendem Ansprechen in der ergänzenden Behandlung mit einem funktionellen Nasennebenhöhleneingriff. Mit diesem Behandlungskonzept können mehr als 90% aller Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis wirksam und kosteneffektiv behandelt werden.

Für Patienten mit einer therapieresistenten chronischen Rhinosinusitis und dem Vorliegen von Nasenpolypen respektive einer Typ 2 Inflammation /Th 2 Immunantwort sind sich nun neue und vielversprechende Behandlungskonzepte mit Biologika zunehmend am Etablieren. Diese monoklonalen Antikörper richten sich gegen wichtige Zytokine (Il-4, Il-5, Il-13) der Th2 Immunantwort oder direkt gegen das IgE und werden bereits seit längerem in der Behandlung anderer Erkrankungen mit eosinophiler Entzündung wie das Asthma bronchiale oder die atopische Dermatitis verwendet. Zur Zeit sind in der Schweiz zur Behandlung einer chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen Dupilumab (anti-IL-4, anti-IL-13), Mepolizumab (anti-IL-5) und Omalizumab (anti-IgE) von Swissmedic zugelassen. Bei der Indikationsstellung zu diesen teuren Behandlungen sollten etablierte Leitlinien wie die EPOS Guidelines oder die Empfehlungen der Schweizerischen Rhinologischen Gesellschaft beachtet werden (https://www.orl-hno.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mitgliederbereich/Arbeitsgruppen/Rhinologie/Empfehlungen/IMORHP_Empfehlungen_AG_Rhinologie_Monoklonale_Antikoerpertherapie_chronische_Rhinosinusitis.pdf).

Bei unserem Patienten im vorliegenden Fallbeispiel liegt zusammengefasst eine chronische eosinophile Atemwegserkrankung mit Aspirin-Intoleranz vor (AERD: «Aspirin-exacerbated respiratory disease»). Bei einem schweren Asthma bronchiale und einer therapieresistenten chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen sind die gesamten Atemwege betroffen. Zusammen mit den Laborbefunden kann als Endotyp von einer Inflammation Typ 2 mit einer Th2 Immunantwort ausgegangen werden. Zudem ist die chronische Rhinosinusitis trotz systemischen Behandlungen mit Steroiden und Nasennebenhöhlen-Operationen nur ungenügend kontrolliert, so dass der Patient für eine Behandlung mit einem Biologikum (monoklonalen Antikörper) qualifiziert.

 

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Kein Konflikt in Zusammenhang mit diesen Fallbesprechungen.

◆ Bei der chronischen Rhinosinusitis mit oder ohne Nasenpolypen interessieren neben dem Phänotyp auch der zu Grunde liegende Endotyp, insbesondere das Vorliegen einer Inflammation Typ 2 (Th2 Immunantwort)
◆ Über 90% aller Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis lassen sich wirksam und kosteneffektiv mit einer medikamentösen Basistherapie oder einer ergänzenden funktionellen Nasennebenhöhlen-Operation behandeln.
◆ In ausgewählten Fällen mit therapieresistenter chronischer Rhinosinusitis stellen Biologika (monoklonale Antikörper) eine neue und vielversprechende Behandlungsform dar. Die Indikation zu dieser Behandlung sollte an einem interdisziplinären Atemwegs-Board und nach etablierten Leitlinien gestellt werden.