- Aus einer Mücke einen «Tiger» gemacht …
Meine Reise durch Sardinien war atemberaubend schön. Sonne, Wind und Meer mit perfekt klarem Wasser und unendlichen Stränden. Die sardische Küche ist einfach köstlich mit typischen Spezialitäten wie im Restaurant «Sa Domu Sarda Pula» mit «Culurgiones al Pomodoro» und «Seadas» zum Dessert, einer süss-salzigen Verführung aus Käse und Honig.
Aber eigentlich wollte ich Ihnen einen kulinarischen Reisebericht ersparen. Am letzten wunderbaren Abend im «Ortoristorante» in Santa Margherita di Pula, entdeckte ich SIE – (nach kühlendem «Vermentino» und abschliessendem «Mirto»).
DIE asiatische TIGERMÜCKE zwischen der Sprinkleranlage und meinem Wadenbein hin und her tigernd, bis mich das kleine Ding (im Sträflingsanzug) voll erwischt hat. Den Sonnenuntergang habe ich trotzdem genossen, abgesehen von Kratzeffekten am Unterschenkel überstand ich die Reise unbeschadet. Nach blumig-geschöntem Reisebericht an die Zurückgebliebenen freute ich mich wieder auf meinen Praxisalltag.
Getaktet mit ersten kurzweiligen Konsultationen von gebräunten Reiserückkehrern fragte mich eine langjährige Patientin, ob es mir wirklich gut gehe – was sich nach Ferien eher irritierend anhörte. Schnell setzten Schüttelfrost, hohes Fieber, massive Glieder- und Kopfschmerzen ein. Kurzerhand hat mich meine jüngste Praxisärztin mit der Bemerkung «Ich wollte schon immer mal eine Chikungunya diagnostizieren», nach Hause geschickt. In meinem Zustand dauerte es eine Weile, bis ich bei Google die etwas weit hergeholte Verdachtsdiagnose fehlerfrei eingeben konnte: Inkubationszeit und Klinik (entschuldigt liebe Rheumatiker/-innen: jetzt weiss ich, wie Arthritis sich anfühlt!), Chikungunya-Virus-IgG mit 1.9 (< 1.0) erhöht, Anti-SARS-CoV-2 IgG (Spike-Protein) 3338.5 BAU/ml (< 7.1), CRP 200; Thorax-Röntgen: Pneumonie rechts thorakal. Ja, was denn jetzt?
Kurzum: es geht mir heute wieder blendend, habe sogar eine Ausrede an die Redaktion, wieso mein Editorial so spät eingetroffen ist, und freue mich wieder gesund und leistungsfähig zu sein.
Was gelernt?
→ Auch Ärztinnen und Ärzte können erkranken
→ Erkrankte Reiserückkehrer nach Souvenirs fragen
→ Der Klimawandel bringt neue Gesundheitsrisiken mit sich
→ Flöhe und Läuse kann’s geben
→ Geriebener Pecorino mit frischem Basilikum eignet sich hervorragend zu Culurgiones al Pomodoro. Buon Appetito!
Link Tigermücken:
SRF News – Chikungunya-Virus in Europa aufgetaucht:
www.srf.ch/news/schweiz/uebertragung-durch-tigermuecke-chikungunya-virus-in-europa-aufgetaucht-ein-ueberblick
Willisau
m.wicki@hin.ch