Wandertipp

Intschialp

Einsamer Höhenweg für einsame Spätherbsttage



Zwei kleine Klippen gilt es zu Herbstzeiten im Vorfeld dieser Rundwanderung hoch über dem Urner Reusstal zu umschiffen. Einerseits sollte man die Tour nicht zu spät im Jahr planen, um dem Wintereinbruch zuvor zu kommen. Auf der anderen Seite kann ein heftiger Föhn die Seilbahnfahrt von Amsteg nach Mittel-Arni hinauf vereiteln. Allerdings braucht es hier schon einen starken Sturm, da die Bahn recht gut geschützt im Windschatten des Axeli liegt, im Gegensatz zu jener von Intschi nach Arni, deren Trasse wesentlich exponierter verläuft und es deshalb häufiger zu Betriebseinstellungen kommt.

Die Seilbahn vom Amsteger Industriegebiet hinauf nach Mittel-Arni ist atemberaubend steil und lässt tief in die zerfurchten Felswände blicken. Von der Bergstation aus erreichen wir auf breitem Weg und nach kurzer Zeit den Arnisee. Bei der Sennhütte zweigt bergwärts ein schmaler Pfad ab, der an einer Wegkapelle vorbei direkt zum Eingang des Leitschachtals führt. Dort queren wir den gleichnamigen Bach bei dessen Fassung über eine Brücke. Am jenseitigen Ufer beginnt der kurze steile Aufstieg durch den stotzigen Wald zur Hangterrasse von Twären hinauf. Hier lassen sich die verschiedenen Verläufe der Gletschermoränen noch gut erkennen (Abb. 1). Zwischen diesen liegen vereinzelt kleine Tümpel, die seit der Eiszeit noch nicht ganz verlandet sind. Auf diesem ersten Wegabschnitt scheuchen wir mehrere Birkhühner auf, die mit gurrendem Alarmschrei davonfliegen. Zudem kommen wir kaum vorwärts, weil es so viele süsse Heidelbeeren zu naschen gibt.

Von nun an folgt der Pfad mehr oder weniger eben der Hangschulter bis zur Strahler- oder Jägerhütte von Redelbalmen und weiter zur Alp Wichel, die gut geschützt vor Lawinen auf einem Gratausläufer des Mittelstocks liegt. Leicht absteigend queren wir den aus dem nördlich gelegenen Felsenkessel abfliessenden Bach und verlassen den ins Tal führenden Weg bei der zweiten Abzweigung, die nicht zur Schindlachtalhütte, sondern unterhalb dieser den Steilhang traversiert bis zum breiten Weg, der dem Fuss des Wittenstocks entlang verläuft bis zur Sennhütte und dem langen Stall der Wildampferen, die schon von weitem zu sehen sind.

Der gesamte Höhenweg verzaubert durch seine Aussicht hinüber zu den Windgällen und zum Bristen, dessen Pyramide zwischen Maderaner- und Fellital hoch aufragt. Eindrücklich am Bristen sind das Gross- und Teiftal, durch die im Winter immer wieder mächtige Lawinen zu Tal fahren. Den Durchreisenden auf der Autobahn ist die von den umliegenden Bergen ausgehende Bedrohung wohl kaum bewusst, unterfahren sie doch diese Gefahrenstelle im sicheren Tunnel. Und der Felssturz von den Hälen Platten dürfte längst vergessen sein, auch wenn die Anrissstelle noch immer weithin gut sichtbar ist.

Wir steigen gegen Nordwesten zur Seewlisegg ab, wo sich die Alphütte hinter einen mächtigen Felsen duckt (Abb. 2 und 3). Die Längsseiten der Holzkonstruktion werden zudem durch dicke Steinmauern geschützt. Wir folgen dem Pfad weiter bis zur unteren der zwei Brücken, die zur Alp Staldi hinüberführen. Gleich jenseits des Intschital Bachs zweigt talwärts ein schmaler Weg ab, der kurz entlang des Wassers verläuft, dann aber gegen Nordosten in den Rostwald eintaucht. Er liegt über einer Wasserleitung und führt zur Heissigegg hinüber. Hier erreichen wir das Fahrsträsschen, das uns nach Hinter- und Mittel-Arni zurückbringt (Abb. 4).

Aufgepasst

In dieser Rubrik werden Berg- und Schneeschuhwanderungen vorgestellt, die in der Regel wenig bekannt sind, zu aussergewöhnlichen Orten führen und die Genugtuung einer besonderen persönlichen Leistung bieten, sei es, dass man sich am Abend nach der Arbeit noch zu einer kleinen körperlichen Anstrengung überwindet, bzw. sich in ein oder zwei Tagen abseits breit getretener Wege unvergessliche Naturerlebnisse erschliesst. Zur besseren Beurteilbarkeit des Schwierigkeitsgrades der Tourenvorschläge wird jeweils eine Einschätzung anhand der SAC-Skala für Berg- (T1 bis T6) und für Schneeschuhwanderungen (WT1 bis WT6) gegeben. Die schwierigste Wegstelle, unabhängig von ihrer Länge, bestimmt jeweils die Gesamtbewertung der Route. Letztendlich bleibt aber jeder selbst für die Beurteilung seiner Fähigkeiten und Eignung für die vorgestellte Wanderung verantwortlich. Die Gehzeiten sind Richtwerte und gelten für normal trainierte Wanderer. Sie müssen nicht zwingend mit den Angaben auf Wegweisern übereinstimmen.

Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo

Riedstrasse 9
6430 Schwyz

christian.besimo@bluewin.ch

der informierte @rzt

  • Vol. 11
  • Ausgabe 11
  • November 2021