Editorial

Ohne Praxis keine Zukunft: Ärztliche Weiterbildung im Umbruch



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Mit der Schliessung von kleineren und mittleren Spitälern, vornehmlich Landspitäler, und der politisch gewollten Verlagerung von der stationären Medizin in den ambulanten Bereich wird auch die Weiterbildung der jungen Kolleginnen und Kollegen beeinflusst. Bis jetzt wird der Grossteil der ärztlichen Weiterbildung in den Spitälern geleistet. Durch das Wegfallen der kleineren Spitäler verschwinden zunehmend die interessanten Weiterbildungsstellen in allgemeiner Innerer Medizin und auch solche in den «kleinen Fächern» wir Allgemeine Chirurgie, welche wegen medizinischer Vielfältigkeit und ihrer Praxisnähe besonders bei angehenden Hausärztinnen und Hausärzten beliebt sind. Noch gibt es genug stationäre Stellen in Allgemeiner Innerer Medizin, aber diese Angebote sind oft in einer Fachspezialität zu finden oder sie liegen nicht in der gewünschten Nähe. Der Trend in die ambulante medizinische Versorgung und somit auch die Verlagerung der Weiterbildung in den ambulanten Bereich ist klar. Für andere Fachdisziplinen gilt ähnliches: mit der Ausrichtung der Gesundheitsversorgung von stationär zu ambulant wir auch hier die Weiterbildung teilweise in den ambulanten Bereich verschoben.

Für die Hausarztmedizin ist dies nichts Neues; im Gegenteil. Genuin hausärztliches Wissen und Können kann nur in der Hausarztpraxis gelernt und erworben werden. Seit Jahren wird die Praxisassistenz als anerkannte Weiterbildung zur Fachärztin-Facharzt Allgemeine Innere Medizin angeboten. In der Schweiz stehen gut 320 Praxisassistenzstellen für die AIM und etwas über 50 Stellen für die Kinder -und Jugendmedizin zur Verfügung. Eigens für diese Tätigkeit ausgebildete Lehrärztinnen und Lehrärzte garantieren eine qualitativ einwandfreie Weiterbildung. Und das Interesse an der Lehrtätigkeit ist gross:1793 Personen haben von 2016-2024 an den Lehrärztekursen teilgenommen.

Neben der medizinisch -didaktischen Kompetenz, welche für eine Lehrarzttätigkeit notwendig ist, wird natürlich das medizinische Fachwissen, welche à jour sein sollte, vorausgesetzt. Das betrifft alle Hausärztinnen und Hausärzte, gilt aber insbesondere für Lehrkräfte. Neben den Fortbildungsangeboten der Fachgesellschaften und anderen Fortbildungsveranstaltungen nimmt das Selbststudium einen wichtigen Platz im lebenslangen Lernen ein. Hier ist das Angebot – ob Print oder online- riesig und selbstredend ist auch die Qualität sehr divers. Oft ist in diesen Printmedien oder online-Angeboten nicht ersichtlich, aus welcher Feder ein Artikel stammt, wer hinter einer «neuen» Empfehlung steht und ob das Gesagte oder Geschriebene wissenschaftlich wirklich erhärtet ist und wer für die gemachten Informationen verantwortlich ist.

In unserer Zeitschrift schreiben Ärztinnen und Ärzte für Ärztinnen und Ärzte- für Sie- seien Sie noch in der Weiterbildung oder in der Fortbildung. Die Autorinnen und Autoren arbeiten in unseren Spitälern, Kliniken, Praxen und Instituten. Sie kennen die Besonderheiten der «helvetischen Medizin» und des Gesundheitswesens. Sie Schreiben über relevante Themen der Hausarztmedizin, welche auf einem wissenschaftlich begründet sind und unterschreiben ihren Artikel mit ihrem Namen. So soll es bleiben. Dies ist unser Beitrag an die ärztliche Weiter- und Fortbildung.

Dr. med. Christian Häuptle

Otmarweg 8, 9200 Gossau

haeuptle@hin.ch

der informierte @rzt

  • Vol. 15
  • Ausgabe 10
  • Oktober 2025