- Periarthropathien – Diagnostik und Therapie im Hausarztalltag
An den ZAIM MEDIDAYS in Zürich stellte Dr. med. Manuela Di Chiara, Rheumatologin am Luzerner Kantonsspital, aktuelle Erkenntnisse zu Diagnostik und Therapie der Periarthropathien vor. Der Workshop richtete sich an Hausärzte, die im Praxisalltag häufig mit Patienten mit Schulter-, Hüft- oder Ellbogenbeschwerden behandeln. Dr. Di Chiara zeigte, wie klinische Tests und gezielte Bildgebung und abgestufte Therapien kombiniert werden können. Sie betonte die enge Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Spezialisten.
Die Diagnostik bleibt klinisch, die Therapie erfolgt stufenweise
Periarthropathien sind lokale Schmerzzustände, die Sehnen, Sehnenscheiden und Schleimbeutel betreffen. Die jährliche Inzidenz liegt bei ein bis zwei Prozent. Die Patienten berichten über Schmerzen bei Belastung, bei Druck oder bei isometrischer Muskelspannung. Hausärzte erkennen die typischen Muster meist klinisch. Die Bildgebung mittels Röntgen, Ultraschall oder MRT dient vor allem dem Ausschluss anderer Ursachen. Die Therapie beginnt in der Akutphase mit einfachen Massnahmen. Das PECH-Schema (Pause, Eis, Kompression, Hochlagern) ist nach wie vor der Standard. Ergänzend helfen topische oder systemische NSAR. Eine frühzeitige Schmerzreduktion ist entscheidend, da Patienten dadurch Bewegungsübungen besser durchführen können. In der subakuten Phase stehen Physiotherapie, Dehnungen und Kräftigungsübungen im Vordergrund. Passive Massnahmen wie Kälte, Wärme oder TENS unterstützen die Heilung. Bei chronischen oder rezidivierenden Verläufen kommen Stosswellen, PRP-Infiltrationen oder gezielte Steroidinjektionen zum Einsatz.
Medikamentöse Therapie unterstützt die Bewegungstherapie
Die medikamentöse Therapie ist ein integraler, aber nicht allein bestimmender Teil der Behandlung. NSAR sind nach wie vor die erste Wahl in der Basistherapie. Topische Präparate bieten Vorteile bei älteren Patienten oder bei Vorliegen von Komorbiditäten. Systemische NSAR wirken zwar rascher, erfordern jedoch ein gutes Risikomanagement. Kortikosteroide in Form von Infiltrationen zeigen gute Ergebnisse in der entzündlichen Phase einer Frozen Shoulder oder bei massiver Bursitis. Innovative Verfahren wie die PRP-Therapie gewinnen bei therapieresistenten Epicondylopathien an Bedeutung. Biologika spielen eine Rolle, wenn Periarthropathien im Rahmen systemischer Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder Psoriasis-Arthritis auftreten. Diese Medikamente sollten nur von Spezialisten eingesetzt werden. In ausgewählten Fällen kann eine Radiotherapie bei rezidivierenden Fersenspornen oder chronischen Tendinopathien Linderung bringen. Dr. Di Chiara betonte, dass Medikamente und Infiltrationen die Physiotherapie nicht ersetzen, sondern ihre Wirksamkeit erst ermöglichen.
Fallbeispiele zeigen den Alltag
Die Fallberichte aus den Workshops zeigten praxisnahe Abläufe. So entwickelte beispielsweise eine Patientin mit systemischem Lupus erythematodes eine massive subakromiale Bursitis. Nachdem orale NSAR erfolglos geblieben waren, führte eine Kortisoninfiltration in Kombination mit Physiotherapie zum Durchbruch. Ein älterer Patient mit Polyarthritis litt unter therapieresistenten Hüftschmerzen. Erst die Kombination aus lokaler NSAR-Therapie, Bildgebung und gezielten Injektionen brachte Linderung. Ein dritter Fall betraf einen Patienten mit Psoriasis-Arthritis in Remission unter Biologika. Trotz stabiler Grunderkrankung entwickelte er eine chronische Epicondylopathie, die erst auf eine PRP-Behandlung ansprach. Diese Beispiele verdeutlichen den abgestuften Einsatz von Physiotherapie, Bildgebung und Pharmakotherapie.
Fazit
Periarthropathien zählen zu den häufigsten Ursachen für muskuloskelettale Beschwerden in der hausärztlichen Praxis. Die Diagnostik erfolgt klinisch, die Bildgebung dient der Ergänzung. Die Therapie verläuft stufenweise: von Basis- und Bewegungstherapie über pharmakologische Unterstützung bis hin zu spezialisierten Verfahren. Für Hausärzte bedeutet dies, dass sie die Erstdiagnose stellen, die Basistherapie einleiten und Patienten bei Bedarf gezielt weiterweisen. Die Kombination aus pharmazeutischen und physikalischen Verfahren ist am effektivsten. So lassen sich Schmerzen lindern, Funktionsverluste verhindern und die Lebensqualität der Patienten verbessern.
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