Editorial

Sicherheit in der Gynäkologie – von der Geburt bis zur Operation



Sicherheit ist ein verbindendes Element in der modernen Frauenheilkunde – sie prägt Prävention, Therapie und Notfallmanagement. Die drei Beiträge dieser Ausgabe zeigen, wie strukturierte Abläufe und evidenzbasiertes Handeln Leben retten, Beschwerden lindern und Risiken begrenzen können.

Die postpartale Hämorrhagie (PPH) bleibt weltweit eine der führenden Ursachen mütterlicher Mortalität, auch in der Schweiz. Entscheidend ist die standardisierte Blutverlustmessung, die eine frühzeitige Diagnose ermöglicht und schwere Verläufe um bis zu 60 % reduzieren kann. PPH verlangt Routine, klare Abläufe und interdisziplinäre Zusammenarbeit – sie ist ein Notfall, der nur durch Teamkoordination beherrschbar bleibt.

Mit Relugolix plus Add-back (Ryeqo®) steht erstmals eine orale Kombination aus GnRH-Antagonist, Estradiol und Norethisteronacetat zur Verfügung. Studien belegen deutliche Verbesserungen bei Myom-assoziierter Hypermenorrhoe und Endometriose-bedingten Schmerzen bei stabiler Knochendichte. Das Präparat eröffnet Patientinnen, die Operationen vermeiden oder auf Gestagene unzureichend ansprechen, eine attraktive Alternative. Gleichzeitig fehlen noch Langzeitdaten über mehr als zwei Jahre – auch hier bleibt Sicherheit eine Frage sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung.

Selten, aber kritisch ist das akute Abdomen in der Schwangerschaft. Physiologische Veränderungen erschweren die Diagnostik, doch Verzögerungen gefährden Mutter und Fötus. Bildgebende Verfahren sollten deshalb nicht zurückgestellt werden. Die Laparoskopie gilt bis ins dritte Trimester als sicheres Verfahren, sofern klare Sicherheitsstandards eingehalten werden: linksseitige Lagerung, angepasstes Pneumoperitoneum, limitierter intraabdominaler Druck. So wird chirurgische Erfahrung mit geburtshilflicher Vorsicht vereint.

Ob in der Geburtshilfe, bei hormonmodulierender Therapie oder in der operativen Notfallversorgung – alle Beiträge dieser Ausgabe betonen: Sicherheit entsteht durch Standardisierung, Wissenstransfer und Teamarbeit. Die moderne Gynäkologie steht zwischen Routine und Ausnahme stets vor derselben Aufgabe – jede Patientin in jeder Situation so sicher wie möglich zu behandeln.

Viel Freude bei der Lektüre – mit herzlichen Grüssen

KD Dr. med. Stephanie von Orelli

GYNÉ LANG
Kohlrainstrasse 10
8700 Küsnacht

info@gynäkologie

  • Vol. 15
  • Ausgabe 5
  • Oktober 2025