SOHC-Kongress

SSMO-Konsensus Brustkrebs

Therapie des fortgeschrittenen HR- positiven/HER2-negativen Mammakarzinoms

Dr. med. Kalil Zaman aus Lausanne ging in seinem Vortrag auf die verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung von fortgeschrittenen Hormonrezeptor-positiven und Human Epidermal Growth Factor Receptor 2 negativen Mammakarzinomen ein. Er beleuchtete dabei insbesondere die Datenlage zu den neuen Optionen wie den CDK4/6 Inhibitoren.



Untersuchungen zeigen, dass wir es sowohl im frühen als auch im fortgeschrittenen Stadium in einem überwiegenden Teil der Fälle mit Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinomen zu tun haben», erklärte Dr. med. Kalil Zaman, Lausanne. In seinen weiteren Ausführungen konzentrierte er sich denn auch auf die Hormonrezeptor-positiven (HR +) und Human Epidermal Growth Factor Receptor 2 negativen (HER2-) Tumore.

Resultate einer endokrinen Therapie

Im Zentrum der Behandlung von HR + / HER2- Mammakarzinomen steht die endokrine Therapie. Dr. Zaman präsentierte dazu eine Zusammenstellung der wichtigsten Resultate, die mit den entsprechenden Optionen erreicht werden können. Am Anfang stand der selektive Östrogenrezeptormodulator Tamoxifen. «Der Vergleich einer Tamoxifen-Erstlinientherapie mit einer Aromatasehemmertherapie ergab, dass Aromatasehemmer eine bessere Ansprechrate und ein besseres progressionsfreies Überleben erreichen, sich das Gesamtüberleben aber nicht verbessert», erläuterte er. Ein Vergleich des Östrogenrezeptor-Antagonisten Fulvestrant 500 mg mit dem Aromatasehemmer (AI) Anastrozol als Erstlinientherapie bei lokal fortgeschrittenen und metastasierten HR+ Mammakarzinomen ergab für Fulvestrant ein signifikant besseres progressionsfreies Überleben (PFS) von 16,6 Monaten (vs. 13,8 Monate). «Bei Patientinnen ohne viszerale Erkrankung konnte mit Fulvestrant ein medianes PFS von annährend zwei Jahren erreicht werden», betonte Dr. Zaman zudem.

Neue Optionen bei Resistenz

Bei der Suche nach neuen Optionen, die im Falle einer Resistenz gegenüber einer endokrinen Therapie eingesetzt werden können, rückte ein spezifischer Pfad ins Zentrum des Interesses, der sich aus PI3K, Akt, mTOR und Cyclin D-CDK4/6 zusammensetzt. «Eine Aktivierung dieses Pfads führt zu einer Proliferation der Tumorzellen und zu einer Reduktion der Apoptoserate», erklärte der Redner. «Wir befinden uns nun in der einzigartigen Lage, dass wir über Möglichkeiten verfügen, an allen Targets dieses Pfades anzugreifen», ergänzte Dr. Zaman (Tab. 1).
Im Weiteren erläuterte er, welche Resultate mit diesen neuen Optionen erreicht werden können. «Während wir in der ersten Linie mit den AI bei einem medianen PFS von 8 bis 16 Monaten liegen, können wir mit der Kombination AI plus CDK4/6-Inhibitor ein medianes PFS von bis zu 25 Monaten erreichen», fasste er zusammen. In der zweiten Linie liesse sich durch die neuen Substanzen, v.a. kombiniert mit Fulvestrant 500 mg, das mediane PFS von rund 6 Monaten auf annähernd 12 Monate verdoppeln.
Daten zum Gesamtüberleben (OS), das mit den neuen Optionen erreicht werden kann, liegen aus den Studien PALOMA-3 und MONALEESA-7 zu den CDK4/6-Inhibitoren Palbociclib und Ribociclib vor. PALOMA-3 zeigte für Patientinnen mit Ansprechen auf eine vorangegangene endokrine Therapie ein medianes OS von 39,7 Monaten für Palbociclib plus Fulvestrant vs. 29,7 Monaten für Placebo plus Fulvestrant (HR 0,72). In MONALEESA-7 erreichte Ribociclib plus endokrine Therapie bei prämenopausalen Patientinnen nach 42 Monaten eine geschätzte OS-Rate von 70,2% (vs. 46,0% für Placebo plus endokrine Therapie). «Mit diesen neuen Optionen können wir das Outcome unserer Patientinnen wirklich verbessern», so der Redner.

Direktvergleich Chemotherapie vs. endokrine Therapie

Im nächsten Teil seines Referats widmete sich Dr. Zaman der Frage, ob eine Chemotherapie oder eine endokrine Therapie eingesetzt werden sollte. Er wies darauf hin, dass gemäss der ESMO-Guidelines die endokrine Therapie die bevorzugte Option für HR+ Brustkrebs darstellt, selbst wenn eine viszerale Erkrankung vorliegt. «Es gibt aber keine Studie, die randomisiert eine endokrine Therapie mit der Chemotherapie verglichen und dabei auch die Lebensqualität untersucht hat», betonte er. Aus diesem Grund hat die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) die Studie 21/18 ins Leben gerufen. In dieser randomisierten Phase-III-Studie erhalten therapienaive postmenopausale Frauen mit fortgeschrittenem HR + / HER2- Brustkrebs in Arm A eine endokrine Therapie plus Ribociclib und in Arm B eine Monochemotherapie (für mind. 12 Wochen), gefolgt von einer endokrinen Erhaltungstherapie + / - Ribociclib. Die Studie überprüft, ob die antihormonelle Therapie in Kombination mit Ribociclib gleich schnell und gleich gut wirkt wie eine klassische Chemotherapie und vergleicht gleichzeitig die Lebensqualität zwischen diesen Therapien. «Mithilfe von Plasmaproben, die wir im Laufe der Studie sammeln, hoffen wir zudem herausfinden zu können, welche Patientinnen besser auf welche Art der Therapie anspreche», schloss Dr. Zaman.

Dr. Therese Schwender

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  • Vol. 9
  • Ausgabe 4
  • August 2019