Neue Empfehlung zu Diagnostik und Therapie bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit bei Diabetes mellitus

Im Mai 2022 wurde in der Zeitschrift «Die Diabetologie» ein neues Positionspapier zur Diagnostik + Therapie der PAVK bei Menschen mit Diabetes mellitus (DM) publiziert (1). Dieser Artikel mehrerer Deutscher Fachgesellschaften ist für Kardiologen und Internisten äusserst lesenswert.

Wir geben einige wichtige Statements für die Praxis wieder: Die Zahl der Patienten mit PAVK und Diabetes mellitus nimmt stetig zu. Bei einer kritischen Extremitäten-Ischämie besteht eine Diabetes Wahrscheinlichkeit von 50%. Beim Diabetes schreiten Gefäss­läsionen schneller voran. So ist das Risiko für eine PAVK 2 bis 4mal erhöht. Nach dem Nikotin ist der Diabetes der zweithäufigste Risikofaktor. Es besteht in dieser Population ein erhöhtes Amputationsrisiko. Daher ist das rechtzeitige Erkennen der PAVK so wichtig; ebenso die leitliniengerechte Therapie zur Senkung der kardiovaskulären Ereignisrate. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche und eine rasche Revaskularisation sind bei kritischer Extremitäten-Ischämie entscheidend. Erschwerend kommt hinzu, dass nur jeder Vierte Symptome hat; dies wegen der begleitenden sensiblen Polyneuropathie. Die Claudicatio tritt nur bei 10% aller PAVK-Patienten auf. Oft besteht eine maskierte PAVK wegen einer zusätzlichen Neuropathie, Dyspnoe oder Arthrose. Eine kritische Ischämie – Stadium III+IV nach Fontaine – kann rasch auftreten; auch ohne vorgängige Claudicatio (2, 3).

Zur Diagnostik beim Internisten resp. Kardiologen bedarf es primär einer klinischen Untersuchung mit Erfassung von Puls­status und Kapillarpuls sowie im Seitenvergleich qualitativ Hautfarbe und -temperatur und einer Knöchel-Arm-Index-Bestimmung oder -Zehenverschlussdruckmessung (ABI; TBI). Die ABI-Messung mit dem niedrigsten Knöchelarteriendruck ist wichtig zum Nachweis einer PAVK und zur Risikostratifizierung! Ein ABI-Wert in Ruhe <0,9 gilt als Beweis für das Vorliegen einer PAVK. Ein Angiologe muss konsultiert werden, wenn ein ABI <0,7, systolische Zehendrucke <40mmHg, systolische Knöcheldrucke <70mmHg ermittelt werden. Auch bei einem ABI >1,3 (Mediasklerose) bedarf es einer angiologischen Abklärung mit farbkodierter Duplexsono­graphie mit Pulskurvenanalyse, Pulsoszillographie der Digitalarterien und einer transkutanen Sauerstoffdruckmessung. Bildgebende Verfahren wie zum Beispiel die CT- oder MR-Angiografie sollen nur dann vorgenommen werden, wenn sich daraus therapeutische Konsequenzen ergeben.

Die konservative Therapie besteht neben dem allgemeinen kardiovaskulären Risikofaktorenmanagement (Nikotinstopp, Gewichts­reduktion, Bz-, BD- und Lipidmanagement) bei der «Schaufensterkrankheit» aus einem strukturiertem Gehtraining – Gehen bis an/in die Schmerzgrenze. Bei symp­tomatischer PAVK aus einem Thrombocytenaggregationshemmer. Hier wird Clopidogrel 75mg Aspirin 100mg vorgezogen. Bei einem hohen Risiko für ein ischämisches Ereignis intensivierte Gerinnungsstrategie: Rivaroxaban 2×2,5mg +Aspirin 100mg; auch nach einer peripheren Gefässintervention oder bei einer zusätzlicher CHK oder Carotisstenose. Cave: erhöhtes Blutungs­risiko (HR=1,7). Bei einer Hypertonie RAAS-Blockade mit einem ACE-Hemmer oder ARB. Cave BD <120mmHg systolisch. Zur Senkung des Amputations­risikos und der Mortalität sollte eine Statintherapie mit der für den Patienten jeweils maximal tolerablen Dosierung gewählt werden. In Reserve zusätzlich Ezetimibe resp. PCSK9-H. LDL-Ziel <1,4mmol/l.

Als antidiabetische Medikation:
1. Wahl Metformin und ein SGLT2-Hemmer oder ein GLP1-Agonist. In Reserve ein Basalinsulin nach Bedarf.

Auf die heutige moderne interventionelle Therapie mit PTA, DEB und DES ab Fontaine Stadium II und hohem individuellem Leidensdruck und je nach betroffenem Gefässabschnitt wird im Artikel eingehend eingegangen. Diese angiologische Therapie mit einer Revaskularisation ist essentiell zur Amputationsprävention! Diskutiert wird auch die kritische Extremitäten Ischämie, die Nachsorge nach Gefässeingriffen und die chirurgische Revaskularisation. Prinzipiell gilt, dass endovaskuläre Optionen Vorrang vor chirurgischen Revaskularisationen haben. Je weiter peripher die Intervention erfolgt, desto schlechter werden die Langzeitergebnisse.

Da die PAVK-Prognose relevant ist bezüglich MACE (Stroke, MI, cv-Tod) und MALE (major adverse limb events) und oft maskiert auftritt, ist ein ABI-Screening im Liegen nach 10 Min. Ruhe bei
folgenden Situationen notwendig:

  • Claudicatio Patienten
  • Nicht heilende Wunden an US/Füssen
  • Asymptomatische Patienten > 65 Jahre
  • Asymptomatische Patienten < 65 Jahre mit + Familienanamnese
  • Patienten mit anderen Atherosklerosemanifestationen (KHK, Carotis, ……)
  • Zur Vorsorgeuntersuchung >55 Jahre oder auch schon früher bei entsprechenden cvRF
Dr. med. Urs N. Dürst

Zelglistrasse 17
8127 Forch

u.n.duerst@ggaweb.ch

1. Die Diabetologie 2022;18: 402–411.
2. Die Diabetologie 2022;18:549-560.
3. CardioUpdate 2022: Hot Topic Angiologie

Sigmund Freud: 16 Jahre Krebspatient

1923 wurde bei Sigmund Freud Krebs in der Mundhöhle festgestellt. In den nächsten 16 Jahren unterzog er sich 32 Operationen. 1939 starb er im Exil in London an einer Überdosis Morphium, die ihm sein Arzt verabreichte.

Das Portrait von Ferdinand Schmutzer zeigt Sigmund Freud im Jahr 1926. Bild: Archiv

1882, im ersten Jahr der Assistenzarzttätigkeit von Sigmund Freud, wurde beim damals 26-Jährigen Typhus diagnostiziert. 1884 litt er wochenlang an Ischias. Im April 1885 erkrankte er an Pocken, die allerdings keine Narben hinterliessen. Er litt unter Arrhythmie, Spannen und Brennen in der Herzgegend, an «heissem Laufen» im linken Arm sowie Atemnot. Die befragten Ärzte waren sich nicht einig. Diskutiert wurden eine Herzmuskelentzündung und Angina-Pectoris-Anfälle. Übereinstimmend rieten ihm die Ärzte, das Rauchen einzustellen. Freud war starker Raucher: zwanzig Zigarren am Tag waren die Regel. Er war, wie er es ausdrückte, nikotinsüchtig, und er betonte, ohne Rauchen könne er keine schöpferische Arbeit leisten.

Seine persönliche Krankengeschichte weist in jener Zeit neben körperlichen Erkrankungen auch psychische Störungen auf. Er diagnostizierte bei sich selbst eine Neurasthenie, starke Stimmungsschwankungen mit ausgeprägten depressiven Perioden. Er hatte Anfälle von Todesangst, litt mehrere Jahre unter anhaltender Reiseangst, speziell in Eisenbahnen.

1917 entdeckte der 61-jährige Freud eine schmerzhafte Schwellung am Gaumen, die aber bald wieder verschwand. Mitte Februar 1923 meinte er, eine «leukoplastische Geschwulst» an seinem Kiefer und Gaumen festgestellt zu haben. In den folgenden 16 Jahren unterzog sich Freud 32 Operationen. Der Onkologe Professor Thomas Cerny beschreibt im nachfolgenden Beitrag Freuds Krankengeschichte aus heutiger Sicht.

Zwei Monate nach dem «Anschluss» am 12. März 1938 floh Freud mit Frau Martha, Tochter Anna und Chow-Chow Liin, der Kinderärztin Josefine Stross und dem Hausmädchen Paula im Orient Express Richtung London. Am 6. Juni kamen sie in Victoria Station an. Freud zog in sein neues Haus in Hampstead ein, heute Freud-Museum.

Am 27. August 1939 machte Freud die letzte Eintragung in seine «Chronik». Sie endete mit dem Wort «Kriegspanik».

Freud starb um drei Uhr morgens am 23. September 1939 an einer Überdosis Morphin, die ihm sein Arzt auf seinen Wunsch hin verabreichte. Er ist mit Frau Martha und Tochter Anna auf dem Urnenfriedhof Golders Green im Nordwesten von London beigesetzt.

Jörg Weber

Quellen: Schur, Max: «Sigmund Freud. Leben und Sterben», Suhrkamp, Frankfurt a.M., 2006
Gay, Peter: «Freud – A Life for Our Time», W.W. Norton & Co., New York, 1987

Die heutige Sicht von Prof. Dr. med. Thomas Cerny

Eine onkologische Epikrise: Sigmund Freuds Krebserkrankung

Aus heutiger onkologischer Sicht, mehr als 100 Jahre nach der Diagnose von Leukoplakien der Mundschleimhaut und später eines konsekutiven enoralen Plattenepithelkarzinoms am Gaumen, ist die Krankengeschichte von Sigmund Freud immer noch Anlass von neuen medizinischen Publikationen. Seine geniale Persönlichkeit als beobachtender Forscher, als einfühlsamer Arzt und sich selbst immer wieder ergründender Patient (in einem Brief von 1897 schrieb er: «Der Hauptpatient, der mich beschäftigt, bin ich selbst.») und sein schriftstellerisches Talent zeigen in vielen Zeugnissen beispielhaft auf, wie die chronifizierte Krebserkrankung sein Leben zunehmend beherrschte und wie er in den verschiedenen sehr beschwerlichen Phasen der Krankheit mit meist bewundernswerter Ruhe reagierte bis zur ersehnten Erlösung mittels aktiver Sterbehilfe. In der palliativen Onkologie ist die Krankengeschichte von Freud eine ergiebige historische Quelle durch seine sehr präzisen persönlichen Zeugnisse wie sich ein solcher Krankheitsverlauf auf das Leben und die Lebensqualität, den Beruf und die Familie auswirkt und wie sie auch das Denken und die Sicht auf das Leben und die Gesellschaft prägt.

Eine Epikrise aus heutiger Sicht muss die Ursache der Krankheit zuallererst erwähnen: der massive, Jahrzehnte andauernde Zigarrenkonsum vom Arzt Sigmund Freud. Wegen seiner schon im jungen Alter vorbestehenden Herz- sowie Asthenie-Beschwerden, den Migräneattacken und chronischen Infekten (Sinusitiden) wurde ihm früh von seinen behandelnden Ärzten vom Rauchen abgeraten. Damals war die ausgeprägte Karzinogenität des Rauchens allerdings noch nicht allgemein bekannt. Es wurde vielmehr in Reklamen propagiert, dass das Rauchen für die Atemwege gesund sei, weil der Rauch eine desinfizierende Wirkung ausüben sollte. Freud hatte dieses Argument gelegentlich herangezogen, um seinen weiteren Zigarrenkonsum im langen und von dauernden Infekten begleiteten Krankheitsverlauf zu rechtfertigen. Erst in den 1940er Jahren wurden die ersten epidemiologischen Studien publiziert, welche die massive Zunahme der Lungenkrebs Inzidenz und Mortalität bei starken Rauchern dokumentierten. Beobachtungen und Diskussionen zur Schädlichkeit des Rauchens gab es aber schon wesentlich früher. Freud war sich bewusst, dass er abhängig vom Zigarrenrauchen war und den (Nikotin)-Stimulus für seine Arbeit suchte, bis ans Lebensende. Aus der Krankengeschichte von Freud geht hervor, dass aus den präkanzerösen Leukoplakien (1917) sich über die Jahre ein gut differenziertes Plattenepithelkarzinom (1923) am Gaumen entwickelte. Ob es sich um eine Untervariante eines sog. verrukösen Karzinoms auf Grund des sehr langen Krankheitsverlaufs handelt, kann nicht mehr geklärt werden. Klar ist jedoch, dass er den ersten Eingriff bei einem Arzt machen liess, welcher einen Kardinalfehler beging und in einem von massiven Blutungen begleiteten ambulanten Eingriff den Tumor nur teilweise entfernen konnte. Von da an war ein kuratives Resultat nicht mehr realistisch. Warum Freud, der zu den weltbekannten Koryphäen der damals weltweit führenden Wiener Medizin problemlos Zugang hatte, sich von einem niedergelassenen, für Krebsoperationen nicht bekannten Kollegen operieren liess, bleibt ein Rätsel. Nur eine primär radikale im gesunden Gewebe erfolgte in toto Resektion hätte damals eine kurative Chance gehabt. Dabei muss allerdings vermerkt werden, dass bei starken Rauchern multiple syn- oder metachrone Karzinome nicht ungewöhnlich sind, insbesondere wenn der intensive Tabakkonsum weithin anhält, wie dies bei Freud ja der Fall war. So sind Rezidive auch in seinem Fall nicht für alle >30 weiteren Eingriffe gesichert, da es sich zumindest vereinzelt auch um neue Karzinome gehandelt haben könnte. Bemerkenswert ist, dass Freud sich bei seiner Krebsdiagnose die Frage stellt, ob es besser ist die Diagnose zu wissen oder eben nicht. Er schwankte in diese Frage. Bereits 1923 äusserte er gegenüber seinem Freund, Schüler und Leibarzt Felix Deutsch, ihm im Ernstfall zu helfen, «mit Anstand von dieser Welt zu verschwinden». Er hat eine schwere Leidenszeit erahnt und es hat ihm vielleicht geholfen so lange durchzuhalten, weil er ein selbstbestimmtes Ende von Anfang an in Betracht zog.

Heute wäre ein solches verpfuschtes primäroperatives Vorgehen bei Verdacht auf Karzinom mit makroskopisch subtotaler Resektion klar fahrlässig und würde wohl haftrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Eine Biopsie des Gaumentumors müsste heute als allererstes erfolgen zusammen mit einem endoskopischen, bildgebenden und laborergänzten Staging zur Sicherung des Tumorstadiums. Dann würde in einer kurativen Situation nach interdisziplinärer Tumorboard Vorstellung das empfohlene weitere Prozedere dokumentiert. Das Ergebnis müsste mit dem Patienten/Familie eingehend erläutert werden mit allen Konsequenzen an Risiken und Chancen und allfälligen weiteren Optionen.

Wir kennen das initiale Stadium nicht sicher, und es war damals auch keine den heute etablierten Stadien-Einteilungen analoge Vorgehensweise vorhanden. Doch auf Grund der damaligen Beschreibung und auch des sehr protrahierten Verlaufs über 16 Jahre ist es wahrscheinlich, dass es sich um ein noch limitiertes Stadium eines gut differenzierten Plattenepithelkarzinoms mit kurativer Chance gehandelt haben dürfte.

Für die Therapie lokoregionärer Karzinome steht heute neben der radikalen OP auch die alleinige Strahlentherapie, oder die Kombination mit systemischer Therapie, als kurative Option zur Verfügung. In den frühen Tumorstadien T1–2, N0, M0 kann die OP oder Strahlentherapie als alleinige Modalität zur Anwendung kommen. Hier müssen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Therapieverfahren in der individuellen Situation berücksichtigt werden. Cobalt Bestrahlungen kommen bei uns heute nicht mehr zur Anwendung. Die dreidimensionale konformale Planung der Bestrahlungsfelder ist heute Voraussetzung einer kurativ intendierten Strahlentherapie. Durch die Anwendung der Intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) oder die „imaging guided“ Strahlentherapie (IGRT) wird die Morbidität der Bestrahlung weiter reduziert. Für das primär chirurgische Vorgehen kommen heute Verfahren mit klassischen Kryoinstrumenten, mit Laserchirurgie und der transorale robotische Chirurgie zum Einsatz. Abhängig vom zu erwartenden Gewebsdefekt und funktionellen Störungen erfolgt eine rekonstruktive Chirurgie mit regionalen Lappenplastiken oder freier Lappenplastik. Standard der chirurgischen Behandlung der Halsweichteile ist heute die Neck Dissektion in entsprechenden Risikosituationen. Die Ausdehnung und Radikalität der kurativ intendierten Operation richtet sich nach der Histologie und dem T- und N-Stadium. Eine Salvage-Chirurgie kann bei Tumorprogression unter/nach primärer Radio(Chemo)therapie oder bei resektablen Rezidiv Tumoren in speziellen Situationen indiziert sein.

In den nun folgenden 16 Jahren folgten für den mit andauernden Komplikationen kämpfenden Sigmund Freud weitere 32 palliative Eingriffe, teils operativ teils mittels Cobalt-Bestrahlungen. Auch Gaumenprothesen wurden immer wieder neu angepasst und bereiteten ihm immer wieder grosse Probleme für das Sprechen und die immer schwierigere Ernährungssituation. Sie waren auch Ursache von Infektionen, Blutungen und weiteren Beschwerden wie Schmerzen und Dislokationen.

Damals standen noch keine onkologischen Systemtherapien zur Verfügung. Heute würde wohl auch die palliative Chemo und je nach Expressionsmuster des Karzinoms auch die Immuntherapie zur Palliation zumindest erwogen werden. Doch darf festgehalten werden, dass es sich vorwiegend um einen langsamen loko regionären Verlauf gehandelt haben muss, denn in einem bereits überregionär fortgeschrittenen Stadium wäre die Lebenserwartung wohl nur sehr kurz gewesen, median 1 bis maximal 2 Jahre. Gegen Ende des langen Verlaufs trotz aller Eingriffe durchbrach der Tumor immer mehr die Wange, es bildete sich ein Loch und der Tumor drohte in die Augenhöhle einzuwachsen. Qualvolle Schmerzen, eine zunehmende Kachexie, Atembeschwerden, Asthenie und Depressionen begleiteten diesen aussergewöhnlich langen Verlauf. Wegen nicht mehr beherrschbaren Infektionen mit Fäulnisbakterien war der Verlauf durch einen unausstehlichen Gestank begleitet, der sogar seinen Hund von seinem Krankenbett fernhielt.

Schliesslich wurde Sigmund Freud auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin durch aktive Sterbehilfe erlöst. Er wurde mit 2 Morphininjektionen durch seinen befreundeten Arzt Max Schur von diesen unerträglichen Qualen am 23. September 1939 in London von seinem langen Krebsleiden befreit. Am 1. September hat ­Hitler mit dem Überfall Polens den Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Das ganze Grauen des Krieges zumindest ist ihm als exiliertem Juden erspart geblieben.

Prof. em. Dr. med.Thomas Cerny

Rosengartenstrasse 1d
9000 St. Gallen

thomas.cerny@kssg.ch

Bei Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit

Nächtlicher Säuredurchbruch und ösophageale Übersäuerung während der Behandlung mit Dexlansoprazol im Vergleich zu Omeprazol

Der nächtliche Säuredurchbruch kann je nach Dauer der Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) und einer Infektion mit Helicobacter pylori (H. pylori) unterschiedlich sein; der nächtliche Säuredurchbruch kann die Übersäuerung der Speiseröhre und Schleimhautschäden beeinflussen. Dexlansoprazol, ein langwirksamer PPI, wurde nicht mit Omeprazol in Bezug auf nächtlichen Säuredurchbruch, Magensäuresuppression und Übersäuerung der Speiseröhre im Zusammenhang mit einer H. pylori-Infektion verglichen.

Methoden

In einer prospektiven, offenen, vergleichenden Beobachtungsstudie wurden Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) während der Behandlung mit Dexlansoprazol (60 mg, n = 39) und Omeprazol (20 mg, n = 41) mit Hilfe der 24-Stunden-Zweikanal-pH-Impedanz-Überwachung untersucht, um den Grad der Magensäuresuppression, die ösophageale Säureexposition und den nächtlichen Säuredurchbruch (primäre Ergebnisgrössen) zu untersuchen. H. pylori wurde mittels Urease-Schnelltest und Histologie nachgewiesen.

Resultate

Der nächtliche Säuredurchbruch war unter Omeprazol tendenziell häufiger als unter Dexlansoprazol (33/41 [80,5%] vs. 23/39 [59%]; p = 0,06). Obwohl der mittlere nächtliche Ösophagus-pH-Wert in der Dexlansoprazol- und der Omeprazol-Gruppe vergleichbar war, dauerte er in der Dexlansoprazol-Gruppe kürzer als in der Omeprazol-Gruppe (181,5 [15,2-334,2] vs. 283 [158-366] min, p = 0,03). Der nächtliche Säuredurchbruch war in der mit H. pylori infizierten Gruppe genauso häufig wie in der nicht infizierten Gruppe (11/19 [57,9 %] vs. 45/61 [73,8 %]; p = 0,1). Der nächtliche Magen- und Ösophagus-pH-Wert war in der H. pylori-infizierten Gruppe höher als in der nicht infizierten Gruppe (4,6 ± 1,7 vs. 4 ± 1,6, p = 0,157; 6,1 ± 0,6 vs. 5,8 ± 0,6, p = 0,128). Dexlansoprazol erhöhte den mittleren 24-Stunden- und nächtlichen Magen-pH-Wert bei H. pylori-Infizierten tendenziell stärker als Omeprazol (5,9 ± 1,1 vs. 4,2 ± 1,7, p = 0,023; 5,7 ± 1,2 vs. 3,8 ± 1,5, p = 0,006).

Schlussfolgerung

Dexlansoprazol ist bei der Unterdrückung der Magensäuresekretion wirksamer als Omeprazol, was zu einer geringeren ösophagealen Säureexposition und nächtlichem Säuredurchbruch führt, insbesondere in Gegenwart von H. pylori.

red.

Quelle: Uday C Ghoshal et al. Nocturnal acid breakthrough and esophageal acidification during treatment with dexlansoprazole as compared to omeprazole in patients with gastroesophageal reflux disease. Indian J Gastroenterol 2022 ;41 : 405-414. Doi : 10.1007/s12664-022-01270-3. Epub 2022 Jun 30.

Zum südlichsten Punkt der Schweiz

Die Collina del Penz birgt ein wunderbares Waldreservat und Weinberge, wie sie im Industriegebiet des Mendrisiotto und rund um Chiasso wohl kaum erwartet werden. Eine kleine Oase der Stille, umbrandet vom hektischen Alltag des Grenzgebietes zwischen der Schweiz und Italien, das zu einer kleinen erholsamen Wanderung bei jedem Wetter einlädt.

Wir starten bei der Kirche von Seseglio, wo auch ein Parkplatz zur Verfügung steht, und folgen vorerst der Strasse nach Pedrinate bis zur Haarnadelkurve mit der Höhenquote 357 Meter. Dort zweigt gegen Norden ein Waldweg ab, dessen einer Ast in östlicher Richtung durch den Bosco Penz zur Kirche S. Stefano hinaufführt (Abb. 1). Dort geniesst man einen herrlichen Ausblick über das Mendrisiotto bis hin zum Poncione d’Arzo, dem Monte S. Giorgio und über Chiasso hinaus in die Valle di Muggio (Abb. 2).

Für den Weiterweg gegen Osten wählen wir den Waldweg, der auf der Nordseite des Hügelkamms verläuft und durch Rebberge zur Hauptstrasse von Pedrinate nach Chiasso hinunterführt. Auf dieser ersten Strecke unserer Rundwanderung fallen die gegen Süden abtauchenden mesozoischen Nagelfluhbänke auf, die jüngeren weichen Flyschschichten und Ton aus dem Pliozän aufliegen. Sie erinnern an die mächtig aufragenden Nagelfluhbänke auf der Nordseite der Alpen, z. B. im Bereich des Rigigebietes. Allerdings laufen sie hier im Mendrisiotto gegen die südlichen Voralpen auf, während die Molasse auf der Nordseite durch die alpine Gebirgsbildung vor sich hergeschoben und aufgeworfen wurde. Die sandige Nagelfluh mit ihren rundgeschliffenen, zumeist kristallinen Einschlüssen wird uns auf der gesamten Wanderung begleiten.

Wir überqueren die Hauptstrasse und folgen weiter gegen Osten der Quartierstrasse bis zum Wald. Hier führt zwischen den zwei dem Waldrand folgenden Strässchen ein Pfad hangaufwärts in den Wald hinein. Über ihn erreichen wir die Zufahrt zum Rebberg in der Lichtung von Laghetto. Sobald wir den Grenzzaun erreichen, wenden wir uns gegen Westen und folgen der Landesgrenze bis zum Grenzstein 74 oberhalb einer kleinen Senke der Colma. Ein schmaler Weg auf der Hügelkrete führt uns gegen Westen zu einem Waldlehrpfad und einem Rastplatz mit Informationstafeln über Wald und Pilze. Gegen Südosten erreichen wir das Tälchen zwischen den Hügeln Colma und Moreggi. Letzteren umgehen wir gegen Süden bis zum südlichsten Grenzpunkt der Schweiz, wo wir auch wieder auf den hier mssiven Grenzzaun stossen, der im 2. Weltkrieg durch die Italiener errichtet wurde, im Versuch den Waren- und Menschenschmuggel zu unterbinden.

Wir folgen der Grenze bis zu den neu angelegten Rebbergen oberhalb von Ca Nova und weiter dem nördlichen Waldrand bis zu einem Weg, der von einem Ökonomiegebäude herkommend in den Wald hineinführt (Abb. 3). Nach wenigen Metern zweigt im Wald ein an Bollensteinen reicher Pfad talwärts ab, über den wir zur Strasse absteigen, die von Ca Nova herkommt. Dieser folgen wir auf kurzer Strecke bis zur ersten Abzweigung, wo wir wieder talwärts die ehemalige Osteria Helvezia erreichen. Hier stossen wir auf das ehemalige Fahrsträsschen, das von Campora zu den Reben von Roncaccio und Rompetti hinaufführte. Dieses leitet uns nach Sesseglio zurück. Stellenweise sind noch der gepflästerte Belag und die Randbefestigungen erhalten, die beide aus Bollensteinen gefertigt wurden (Abb. 4). Diese kleine Rundwanderung ist nicht nur äusserst abwechslungsreich, sondern liefert auf zahlreichen Informationstafeln viel Wissenswertes über den Bosco Penz und vor allem auch über den Rebbau im Mendrisiotto.

Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo

Riedstrasse 9
6430 Schwyz

christian.besimo@bluewin.ch

Sarkom-Betreuung in der Schweiz und der Region Auvergne-Rhône-Alpes

Sarkome sind sehr seltene, bösartige Tumoren des Stütz- oder Bindegewebes. In der Schweiz werden jährlich ca. 300 Weichteilsarkome und 100 Knochensarkome diagnostiziert. Obwohl das Wissen über Sarkome in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, ist die Prognose für die Betroffenen nach wie vor schlecht. Entscheidend für die Heilungssausichten sind die Vorstellung an einem interdisziplinären Sarkomboard und die Operation in einem Referenzzentrum. Um die Versorgungsqualität zu verbessern, ist eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen medizinischen Onkologen mit Sarkom-Schwerpunkt anzustreben. In diesem Artikel soll ein Blick auf die Betreuungssituation in der Schweiz, sowie in der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes geworfen werden.

Sarcomas are very rare, malignant tumors of the supporting or connective tissue. In Switzerland, approximately 300 soft tissue sarcomas and 100 bone sarcomas are diagnosed annually. Although knowledge about sarcomas has increased significantly in recent years, the prognosis for those affected is still poor. Presentation to an interdisciplinary sarcoma board and surgery at a referral center are crucial for cure prospects. To improve the quality of care, constructive collaboration among medical oncologists with a sarcoma focus is desirable. This article will take a look at the care situation in Switzerland, as well as in the French region Auvergne-Rhône-Alpes.
Key Words: sarcomas, sarcoma board, tumors, whoops lesions

Sarkome sind sehr seltene Tumoren des Stützgewebes und des Bewegungsapparats. In Europa beträgt die Sarkom Inzidenz 4-9/100’000/Jahr (1). Somit werden in der Schweiz mit derzeit 8.7 Millionen Einwohnern jährlich ca. 300 Weichteilsarkome und 100 Knochensarkome diagnostiziert (2). Zur Seltenheit von ­Sarkomen kommt hinzu, dass in der 2020 publizierten WHO-Klassifikation ca. 150 Sarkom Subtypen Erwähnung finden, viele sind also ultrarare Tumoren gemäss Definition der WHO (3, 4). Es ist für alle Beteiligten im Gesundheitswesen eine Seltenheit, Patienten mit einem Sarkom zu begegnen. Die Prognose von Sarkomen ist schlecht: die 5-Jahres Mortalität liegt bei 35-40% (5, 6, 7). Tumoren mit lokal aggressivem Verhalten können ausserdem zu einer relevanten Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.

Zwar haben die diagnostische Sicherheit und das Wissen über die Molekularbiologie der Sarkome in den letzten Jahren deutlich zugenommen (8), diese übersetzen sich jedoch noch nicht in bessere Heilungsraten und damit eine wesentliche Verbesserung der Prognose.

Seit langem ist klar und auch mittlerweile wissenschaftlich gut belegt, dass die ersten Schritte bei der Diagnosestellung und Behandlung – Vorstellung an einem interdisziplinären Sarkomboard und Operation in einem Referenzzentrum – entscheidend sind für:

  • Heilungsaussichten,
  • Funktionelles Ergebnis,
  • Verhinderung wiederholter Eingriffe (welche Patienten und Gesundheitswesen belasten),
  • Vermeidung von Komplikationen (9, 10).

Trotz dieses Wissens gelingt es nicht, die Rate ungeplanter Sarkom Resektionen (sogenannte Whoops Prozeduren) relevant zu reduzieren. Diese liegt seit Jahren international bei ca. 20 – 40% (11).

Sarkomboard

Schon beim Verdacht auf ein Sarkom, sollten Patienten an ein Zentrum mit einem speziellen Sarkomboard überwiesen werden. Diese Überweisung muss also vor einer Biopsie und vor einer Operation initiiert werden. Hierbei sind Grundversorger, niedergelassene Chirurgen und Orthopäden, jedoch auch Organspezialisten gefordert, denn Sarkome können überall im Körper auftreten.

Ein Sarkom sollte in Betracht gezogen werden bei:

  • Tumoren ≥3cm (12)
  • raschem Wachstum
  • Schmerzen

Eine wichtige Aufgabe des Sarkomboards ist die primäre Einschätzung eines pathologischen Weichteil- oder Knochenbefunds. Mit Hilfe der Anamnese und des Bildmaterials wird die Entscheidung zur Biopsie mit Festlegung des Biopsiewegs getroffen, alternativ zur primären Resektion oder auch Beobachtung. Nur ein Teil der besprochenen Patientenfälle erweist sich schlussendlich als Sarkom, daneben werden Lipome, Schwannome, Knochenzysten, Karzinom Metastasen, Lymphome etc. diagnostiziert.

Betreuungssituation in der Schweiz

Die Patientenorganisation Sarkom Schweiz weist auf ihrer Internetseite 11 Standorte für die Sarkom Behandlung in der Schweiz aus (13). Es gibt einen Zusammenschluss von Orthopäden, welche einen Schwerpunk bei der Behandlung und Erforschung von Sarkomen haben (14). Und es gibt das «Swiss Sarcoma Network», welches jedoch entgegen dem Namen nicht die gesamte Schweiz umfasst (15).
Die Betreuungslandschaft von Sarkomen in der Schweiz ist unübersichtlich und teilweise von Konkurrenz geprägt.

Bislang gibt es keine Regulierung bezüglich der Behandlung erwachsener Sarkom Patienten. Es wird jedoch die Aufnahme von Sarkom Operationen in die Liste der Hochspezialisierten Medizin erwartet, welche Leistungsaufträge für komplexe stationäre Interventionen erteilt (16). Damit kann ggf. sichergestellt werden, dass zukünftig nur noch erfahrene Chirurgen und Orthopäden Sarkome operieren und eine qualitätssichernde jährliche Fallzahl erreichen. Dem Umstand, dass die kritische Betreuungsphase von Sarkom Patienten bereits vor der Diagnosestellung beginnt, wird hiermit jedoch nicht Rechnung getragen.

Betreuungssituation in Auvergne-Rhône-Alpes

Es lohnt ein Blick über die Landesgrenze nach Frankreich. Dort wurde 2010 ein klinisches Referenznetzwerk für Sarkome gebildet (NetSarc), dieses umfasst 28 Referenzzentren für Weichteilsarkome und 14 für Knochensarkome (17). NetSarc ist um die Vereinheitlichung der Sarkom-Therapie bemüht, reguliert den Versand von Tumorgewebe an Referenz-Pathologie-Institute, führt ein Register, koordiniert Projekte und erleichtert die Teilnahme an klinischen Studien. Eines der NetSarc-Referenzzentren ist das Centre Léon Bérard in Lyon (18). Lyon mit 523’000 Einwohnern ist die Hauptstadt der Region Auvergne-Rhône-Alpes, in der etwas mehr als 8 Millionen Menschen leben (19). Das Sarkomboard des Centre Léon Bérard hat 2021 427 neue und insgesamt 2’683 Patienten diskutiert. Die Bewältigung dieser Fallzahlen ist durch Spezialisierung und Fokussierung möglich: mehrere Radiologen, Pathologen, medizinische Onkologen, Chirurgen, Orthopäden, Radioonkologen, spezialisierte Pflegefachpersonen und Forschungsteams widmen sich ganz der Sarkom Diagnostik und Behandlung. Es bedarf jedoch zudem der regionalen und überregionalen Zusammenarbeit, der Mitwirkung von Zuweisern und lokalen Fachpersonen des Gesundheits­wesens.

Dr. Fadila Farsi, Direktorin des regionalen Krebsnetzwerks Auvergne-Rhône-Alpes ONCO AURA (20), nennt 6 Leitmotive:

  • Kultur
  • Überzeugung
  • Vertrauen
  • Transparenz
  • Expertise
  • Hingabe

Über Jahre ist eine Kooperation entstanden, welche die Versorgungsqualität in der Region verbessert hat und exemplarisch ist für andere französische Referenzzentren.

Sarcoma Medical Oncology Exchange

Auch in der Schweiz gelingt eine konstruktive und kollegiale Zusammenarbeit innerhalb einer Gruppe medizinischer Onkologen mit Sarkom Schwerpunkt aus allen Landesteilen (Abb. 1, Tab. 1): jede Woche findet eine Online-Konferenz statt, in deren Rahmen Patientenfälle diskutiert, klinische Studien in den einzelnen Zentren ausgetauscht und gemeinsame Projekte besprochen werden. Dieser «Sarcoma Medical Oncology Exchange» ist ein offenes Format und lädt ein, Patienten vorzustellen oder über diese Plattform einem Sarkomzentrum zuzuweisen. Die involvierten medizinischen Onkologen sind auch bei der SAKK Sarcoma Working Group aktiv und bemüht, die klinische Studienaktivität auszubauen (21).

Perspektive

Eine unserer Ambitionen ist es, zukünftig Whoops-Prozeduren in der Schweiz durch Vigilanz von Grundversorgern, Chirurgen, Orthopäden und Organspezialisten zu vermeiden, und andrerseits die Leitmotive in der Zusammenarbeit unter Sarkom-Experten erkennbar werden zu lassen: Kultur, Überzeugung, Vertrauen, Transparenz, Expertise und Hingabe.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

PD Dr. med. Christian Rothermundt

Leitender Arzt / Leitung Ambulatorium St. Gallen & Rorschach
Kantonsspital St. Gallen
Klinik für Med. Onkologie/Hämatologie
Rorschacher Strasse 95
9007 St. Gallen

Der Autor hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

1. de Pinieux G, Karanian M, Le Loarer F, et al. Nationwide incidence of sarcomas and connective tissue tumors of intermediate malignancy over four years using an expert pathology review network. PLoS One 2021;16(2):e0246958.
2. 1177-2100-de.pdf [Internet]. [cited 2022 Nov 10];Available from: https://www.nkrs.ch/assets/files/publications/Krebsbericht2021/1177-2100-de.pdf
3. CDM F, JA B, PCW H, F M. WHO Classification of Tumours of Soft Tissue and Bone [Internet]. [cited 2022 Sep 22]. Available from: https://publications.iarc.fr/Book-And-Report-Series/Who-Classification-Of-Tumours/WHO-Classification-
Of-Tumours-Of-Soft-Tissue-And-Bone-2013
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Zeit der knappen Ressourcen, was bedeutet das für die Onkologie

Lehmann Pleite, Corona Pandemie und Krieg in Europa. Verschuldete Staaten, unterbrochene Lieferketten, nicht mehr verfügbares Personal. Die Auswirkungen spüren wir in den onkologischen Zentren unmittelbar. Nicht nur dass in vielen Spitälern Abteilungen geschlossen werden müssen wegen Pflegenotstand, auch bei der Rekrutierung neuer Ärzte gibt es auch bei uns Spezialisten mittlerweile Engpässe. Natürlich sind wir nicht die einzigen, welche über Personalmangel klagen. Aber es kommen nun erschwerend weitere Faktoren dazu.

In Zeiten von just in time und lean Lagerhaltung kommt es immer mehr zu Lieferengpässen. Dies meist nicht bei der sehr neuen, hochpreisigen Medikamentengruppe, sondern meist bei Medikamenten die nicht mehr patentgeschützt sind. Die «Geiz ist geil» Debatte hat nun die Entscheider im Gesundheitswesen ergriffen. Nur noch das günstigste Generikum soll in Zukunft vergütet werden. Versorgungssicherheit ist ein Luxus, den man sich nicht mehr leisten will. Das Gedächtnis im BAG und bei den Politikern scheint sehr kurz zu sein und das Maskendebakel bereits vergessen. Über 700 Lieferengpässe bestehen am 4.11.2022 gemäss Enea Martinelli. Einer davon, nämlich die Verfügbarkeit von liposomalen Doxorubicin beschäftigte meine Apothekerinnen und mich letzte Woche über Stunden. Über England ist das Medikament verfügbar, allerdings zum fast dreifachen Preis, welcher nach SL vergütet wird.

Eine übermässige Ökonomisierung im Gesundheitswesen hat ihren Preis, den bezahlen in allererster Linie die Kranken in unserer Gesellschaft. Hier muss ein neues Gleichgewicht gefunden werden, denn Geiz ist eben nicht geil.

Prof. Dr. med. Roger von Moos
roger.vonmoos@ksgr.ch

Prof. Dr. med. Roger von Moos

Direktor Tumor- und Forschungszentrum
Kantonsspital Graubünden
7000 Chur

tumorzentrum@ksgr.ch