Quelle: Kastritis E. et al., Daratumumab-Based Treatment for Immunoglobulin Light-Chain Amyloidosis. N Engl J Med 2021;385:46-58.
Hintergrund
Die systemische Immunglobulin-Leichtketten-Amyloidose (AL) ist gekennzeichnet durch Ablagerung von Amyloidfibrillen aus Leichtketten, die von klonalen CD38+-Plasmazellen produziert werden. In der vorliegenden Studie wurde nun getestet, ob die Hinzunahme des CD38 Antikörpers Daratumumab zum Standardregimen Cyclophosphamid, Bortezomib, Dexamethason (CyBorD) die Behandlungsergebnisse verbessern kann.
Methode
Patienten mit neu diagnostizierter AL-Amyloidose wurden randomisiert entweder sechs Zyklen CyBorD (Kontrollarm) oder CyBorD mit subkutanem Daratumumab gefolgt von Daratumumab Erhaltungstherapie alle 4 Wochen für bis zu 24 Zyklen (Experimenteller Arm). Der primäre Endpunkt war ein komplettes hämatologisches Ansprechen.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 388 Patienten randomisiert. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 11,4 Monate. Der Prozentsatz der Patienten mit einem hämatologisch vollständigen Ansprechen war in dem Daratumumab-Arm signifikant höher als im Kontrollarm (53,3% vs. 18,1%; 95% Konfidenzintervall [CI], 2,1 bis 4,1; P<0,001). Das Überleben ohne wesentliche Organverschlechterung oder hämatologisches Fortschreiten begünstigte die Daratumumab-Gruppe (Hazard Ratio für schwere Organverschlechterung, hämatologische Progression oder Tod 0,58; 95% CI, 0,36 bis 0,93; P=0,02). Ein kardiales bzw. renales Ansprechen trat in dem Daratumumab-Arm deutlich häufiger als in der Kontrollgruppe (41,5% vs. 22,2% bzw. 53,0% vs. 23,9%) auf. Die vier häufigsten unerwünschten Ereignisse vom Grad 3 oder 4 waren Lymphopenie (13,0% in der Daratumumab-Gruppe und 10,1% in der Kontrollgruppe), Pneumonie (7,8% bzw. 4,3%), Herzversagen (6,2% bzw. 4,8%) und Diarrhö (5,7% bzw. 3,7%). Systemische verabreichungsbedingte Reaktionen auf Daratumumab traten bei 7,3 % der Patienten auf. Insgesamt starben 56 Patienten (27 in der Daratumumab-Gruppe und 29 in der Kontrollgruppe), die meisten aufgrund einer Amyloidose-bedingten Kardiomyopathie.
Schlussfolgerungen
Bei Patienten mit neu diagnostizierter AL-Amyloidose bewirkt die Zugabe von Daratumumab zu CyBorD eine signifikante Zunahme des hämatologischen kompletten Ansprechens und eine signifikante Verlängerung des Überlebens ohne wesentliche Organverschlechterung. (Finanziert von Janssen; ANDROMEDA-Studie; ClinicalTrials.gov-Nummer, NCT03201965).
Signifikant längere Überlebenszeit mit CPX-351-Therapie bei älteren Patienten mit sAML oder HR-AML
Quelle: Lancet JE et al., CPX-351 versus 7+3 cytarabine and daunorubicin chemotherapy in older adults with newly diagnosed high-risk or secondary acute myeloid leukaemia: 5-year results of a randomised, open-label, multicentre, phase 3 trial. Lancet Haematol 2021; 8: e481–91
Hintergrund
Daunorubicin und Cytarabin werden als Standard-Induktionschemotherapie bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) eingesetzt. CPX-351 ist eine duale liposomale Verkapselung von Daunorubicin und Cytarabin in einem synergistischen 1:5-Molverhältnis. Primäranalyse der Phase-3-Studie bei Erwachsenen im Alter von 60-75 Jahren mit neu diagnostizierter Hochrisiko- (HR-AML) oder sekundärer akuter myeloischer Leukämie (sAML) führten zur Zulassung von CPX-351 durch die US Food and Drug Administration und die Europäische Arzneimittelbehörde. Aktuell publiziert wurden die finalen 5-Jahres-Follow-up-Ergebnisse.
Methoden
Diese randomisierte, offene, multizentrische Phase-3-Studie wurde in 39 akademischen und regionalen Krebszentren in den USA und Kanada durchgeführt. Die Patienten waren 60-75 Jahre alt und wiesen eine AML-Diagnose nach den Kriterien der WHO 2008 auf, hatten keine vorangegangene Induktionstherapie und einen ECOG-Leistungsstatus von 0-2. Die Patienten wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert (stratifiziert nach Alter und Subtyp der AML). Sie erhielten bis zu zwei CPX-351 Induktionszyklen (100 Einheiten/m², verabreicht als 90-minütige intravenöse Infusion an den Tagen 1, 3 und 5; an den Tagen 1 und 3 für die zweite Induktion) oder eine Standard Chemotherapie (Cytarabin 100 mg/m² pro Tag als kontinuierliche intravenöse Infusion über 7 Tage plus intravenöses Daunorubicin 60 mg/m² an den Tagen 1, 2 und 3 [7+3 Schema]; Cytarabin für 5 Tage und Daunorubicin an den Tagen 1 und 2 für die zweite Induktion [5+2 Schema]). Patienten mit kompletter Remission oder kompletter Remission mit unvollständiger Neutrophilen- oder Thrombozytenerholung konnten bis zu zwei Zyklen Konsolidierungstherapie mit CPX-351 (65 Einheiten/m² 90-minütige Infusion an Tag 1 und 3) oder Chemotherapie (5+2, gleiche Dosierung wie im zweiten Induktionszyklus) erhalten. Der primäre Endpunkt war das Gesamtüberleben.
Ergebnisse
Zwischen dem 20.12.2012 und dem 11.11.2014 wurden 309 Patienten mit neu diagnostizierter HR-AML oder sAML rekrutiert und entsprechend dem Studienprotokoll für die Behandlung mit CPX-351 (153 Patienten) oder 7+3 (156 Patienten) randomisiert. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 60,91 in der CPX-351-Gruppe und 59,93 Monaten in der 7+3-Gruppe betrug das mediane Gesamtüberleben 9,33 Monate (95% CI 6,37-11,86) mit CPX-351 und 5,95 Monate (4,99-7,75) mit 7+3 (HR 0-70, 95% CI 0,55-0,91). Das 5-Jahres-Gesamtüberleben betrug 18% (95% CI 12-25%) in der CPX-351-Gruppe und 8% (4-13%) in der 7+3-Gruppe. Die häufigste Todesursache in beiden Gruppen war eine progressive Leukämie (70 [56%] von 124 Todesfällen in der CPX-351-Gruppe und 74 [53%] von 140 Todesfällen in der 7+3-Gruppe). Sechs (5%) der 124 Todesfälle in der CPX-351-Gruppe und sieben (5%) der 140 Todesfälle in der 7+3-Gruppe wurden mit der Studienbehandlung in Verbindung gebracht.
Schlussfolgerung
Nach einer Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren blieb das verbesserte Gesamtüberleben mit CPX-351 gegenüber 7+3 erhalten und unterstützt die bisherige Evidenz, dass CPX-351 bei Patienten im Alter von 60-75 Jahren zu einer langfristigen Remission und einem verbesserten Gesamtüberleben bei Patienten im Alter von 60-75 Jahren mit neu diagnostizierter Hochrisiko- oder sekundärer AML beitragen kann. (Finanziert Jazz Pharmaceuticals; ClinicalTrials.gov-Nummer NCT01696084).
Prof. Dr. med. Christoph Renner
Onkozentrum Hirslanden Zürich und Onkozentrum Zürich
Witellikerstrasse 40
8032 Zürich
Mit der Zulassungserweiterung von Romiplostim (Nplate®) für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit primärer Immunthrombozytopenie (ITP), die gegenüber anderen Therapien refraktär sind, ist der Einsatz des Thrombopoetinrezeptor-Agonisten (TPO-RA) auch unmittelbar nach Steroidversagen möglich. Bei einem Amgen-Satellitensymposium im Rahmen des EHA 2021 fokussierte Vickie McDonald vom Royal London Hospital (Vereinigtes Königreich) auf den richtigen Zeitpunkt zum Wechsel der Therapie.
Avec l’ extension de l’ autorisation du romiplostim (Nplate®) au traitement des patients adultes atteints de thrombopénie immunologique primaire (PTI) réfractaire aux autres traitements, cet agoniste du récepteur de la thrombopoïétine (TPO-RA) peut être utilisé même immédiatement après l’ échec d’ une corticothérapie. Le bon moment pour changer de traitement a été balisé par Vickie McDonald, du Royal London Hospital (Royaume-Uni), au cours d’ un symposium satellite d’ Amgen dans le cadre de l’ EHA 2021.
Die kardiale Amyloidose ist durch Ablagerungen von Amyloid bedingt, die häufigsten Formen sind monoklonale Leichtketten (AL) oder Transthyretin (TTR). Beide Formen können das Herz befallen und sind mit einer ungünstigen Prognose vergesellschaftet. Die kardiale TTR Amyloidose wird aufgrund der modernen diagnostischen Möglichkeiten immer häufiger diagnostiziert und ist viel häufiger als ursprünglich angenommen. Dies ist wichtig, da seit kurzem eine Therapie verfügbar ist, welche die Prognose verbessert.
L’amylose cardiaque est causée par des dépôts d’amyloïde. Les formes les plus courantes sont les chaînes légères monoclonales (AL) ou la transthyrétine (TTR). Les deux formes peuvent affecter le cœur et sont associées à un pronostic défavorable. L’amylose TTR cardiaque est diagnostiquée de plus en plus fréquemment en raison des méthodes de diagnostic modernes et est beaucoup plus fréquente qu’on ne le pensait à l’origine. C’est important car une thérapie est récemment devenue disponible, ce qui améliore le pronostic.
An eine kardiale Amyloidose sollte immer dann gedacht werden, wenn sich ein Patient mit Symptomen einer Herzinsuffizienz präsentiert und einen Echokardiographie- oder MRI-Befund aufweist der typisch für eine Amyloidose ist (Abb. 1 und Tab. 1) (1).
Bei der AL Amyloidose liegt die Ursache bei einer hämatologischen Erkrankung (monoklonale Gammopathie, meist Plasmazelldyskrasie, seltener lymphoplasmozytische Erkrankung) – hierbei bilden monoklonale Plasmazellen Leichtketten, welche sich im Herz und anderen Organen ablagern. Bei der TTR Amyloidose unterscheidet man die «wild-type (wt)» von der «variant» (genetische) Form. Bei der familiären Form liegt ein Gendefekt im TTR-Gen zugrunde, es kommt zu einer Fehlfaltung von TTR, das sich als Amyloid im Herzen, aber auch im Nervensystem ablagern kann (2). Der Pathomechanismus bei der wt-Form ist nicht abschliessend geklärt, wobei sich auch dort TTR als Amyloid in den Organen ablagert. Neben der kardialen Manifestation und insbesondere bei der wt-Form kann es typischerweise ein paar Jahre vor dem Herzbefall zum
Karpaltunnel Syndrom, einer Bizeps-Sehnen-Ruptur oder einer Spinalkanalstenose kommen (3).
Die AL-Amyloidose ist eine seltene Erkrankung und hat immer noch eine schlechte Prognose, insbesondere wenn das Herz betroffen ist – neue Therapien haben aber hier deutliche Fortschritte erzielt. Auch die vATTR Amyloidose ist sehr selten, in gewissen Gebieten aber endemisch (z.B. Teilen von Portugal, Schweden oder Japan). Die wtATTR Amyloidose wurde bisher ebenfalls als seltene Erkrankung angesehen, in den letzten Jahren hat sich jedoch dank verbesserter Diagnostik gezeigt, dass diese Form viel häufiger ist und meist eine bessere Prognose aufweist als bisher angenommen. Für diese Form ist seit kurzem erstmals eine spezifische Therapie zugelassen.
Diagnostik
Bei Verdacht auf eine kardiale Amyloidose (Herzinsuffizienz-Beschwerden, typisches Echo oder MRI) sollten zuerst ausführliche Laboruntersuchungen inkl. kardiale Biomarker NT-pro BNP und Troponin (zur Abschätzung der Prognose) und eine Protein-Elektrophorese mit Immunfixation im Serum und Urin sowie Bestimmung der freien Leichtketten im Serum veranlasst werden. Letzteres ist entscheidend für die Unterscheidung zwischen AL und ATTR Amyloidose. Ein EKG sollte geschrieben werden, um die Frage nach Vorhofflimmern und Blockierungen zu beantworten. Die typischerweise beschriebene «low-voltage» findet sich eher bei der AL-Amyloidose, bei der ATTR ist dies jedoch nicht so häufig (ca. 22%), typischer ist dort ein Pseudoinfarktmuster (63%).
Bei unauffälliger Immunfixation ist eine AL-Amyloidose praktisch ausgeschlossen (Abb. 2). In diesem Fall sollte eine Technetium Szintigraphie durchgeführt werden. Fällt diese positiv aus, gilt die Diagnose einer ATTR-Amyloidose als gesichert (4), jedoch kann nicht zwischen wtATTR und vATTR unterschieden werden, weswegen eine genetische Testung sinnvoll ist. Diese kann nach Einholen einer Kostengutsprache durch die Krankenkasse durchgeführt werden kann. An eine hereditäre Form sollte insbesondere dann gedacht werden, wenn neurologische Symptome wie Polyneuropathie vorhanden sind. Bei negativer Szintigraphie und persistierend hohem Verdacht auf eine kardiale Amyloidose, sollte eine Endmyokardbiopsie durchgeführt werden (5).
Bei pathologischer Immunfixation und Verdacht auf eine kardiale Amyloidose ist die Situation etwas komplizierter, da die Diagnose mittels Biopsie und Nachweis von Amyloid gestellt werden muss. Normalerweise erfolgt bei pathologischer Immunfixation eine hämatologische Abklärung, gelegentlich gelingt der Nachweis von Amyloid schon in der Knochenmarksbiopsie (ca. 50%), ansonsten muss Amyloid an anderen Stellen (typischerweise Bauchfett, Speicheldrüsen, Endomyokard) gesucht und immunhistochemisch bestätigt werden, was gelegentlich herausfordernd sein kann (Abb. 2). Ein wichtiges Problem stellt die hohe Koinzidenz eines MGUS mit der wtATTR Amyloidose im fortgeschrittenen Alter dar.
Amyloidose mit Herzbefall
Während die AL-Amyloidose meist verschiedene Organe befällt (insb. Herz, Niere, Nervensystem und Magen-Darmtrakt), ist bei der wtATTR Amyloidose meist das Herz im Zentrum (bei der vATTR zusätzlich das Nervensystem). Was muss man besonders beachten bei einem Herzbefall? Im Zentrum steht die Herzinsuffizienz, mit den klinischen Zeichen einer restriktiven Kardiomyopathie (links- und rechtsseitige Volumenretention). Sehr wichtig ist die Neigung zu Vorhofflimmern und Hirninfarkten – ca. 90% der Patienten haben oder entwickeln im Verlauf ein VHF. Weitere Probleme sind Reizleitungsstörungen, welche insbesondere bei der ATTR-Amyloidose auftreten, sowie Synkopen und plötzlicher Herztod. Synkopen bei Anstrengung sind meist dadurch bedingt, dass das Herzminutenvolumen fixiert ist – die Hypotonie beziehungsweise die Orthostase aufgrund einer autonomen Dysfunktion. Auch Thoraxschmerzen aufgrund einer Beteiligung der Mikrozirkulation sind nicht selten.
Behandlung der kardialen Amyloidose
Für den Patienten steht initial die symptomatische Therapie im Vordergrund. Am wichtigsten ist die Behandlung mit Diuretika, um den Patienten von den Symptomen der Volumenretention zu entlasten. Hierbei gibt es aber zu bedenken, dass die Druck-Volumen-Kurven sehr steil sind und zu viel Diuretika auch einen übermässigen Blutdruck-Abfall bewirken können. Trotzdem müssen die Diuretika genügend hoch dosiert werden um den Patienten wirklich zu entlasten. Im Verlaufe der Erkrankung sind meist immer höhere Dosen notwendig. Die Erkrankung hat einen HFpEF Charakter und die Auswurffraktion ist meist «normal». Das bedeutet, dass trotz Herzinsuffizienz-Symptomen keine Beta-Blocker, ACE-Hemmer (ACHI), Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB) oder gar Sacubitril/Valsartan verabreicht werden sollten. Beta-Blocker werden meist schlecht vertragen da das Herzminutenvolumen kaum mehr gesteigert werden kann (das Schlagvolumen ist fixiert und der kardiale Output kann nur noch mit der Herzfrequenz gesteigert werden). Vor allem bei der AL-Amyloidose, aber auch bei der fortgeschrittenen TTR-Amyloidose werden ACEI und ARB aufgrund ihrer peripher vasodilatierenden Wirkung sehr schlecht vertragen und können Orthostase und Synkopen verursachen.
Von grösster Wichtigkeit ist das Erkennen von Vorhofflimmern und eine rechtzeitige orale Antikoagulation, um den Patienten vor einem Schlaganfall zu bewahren (häufige Erstmanifestationen einer Amyloidose). Wir empfehlen deshalb ein Holter-EKG alle 6 Monate durchzuführen. Bei einem dokumentieren VHF sollte unabhängig vom CHA2DS2-VASc Score eine orale Antikoagulation (OAK) begonnen werden. Einige Zentren beginnen damit schon, wenn der Patient noch im Sinus-Rhythmus ist, jedoch in der Echokardiographie ein restriktives Füllungsmuster aufweist. Die Rationale dahinter ist, dass in solchen Fällen die intraatrialen Druckwerte so hoch sind, dass kaum mehr Fluss erzeugt wird und der Patient zu Thromben neigt. Daten für Vorhofflimmern-Ablationen in der Amyloidose sind kaum vorhanden, wir sind hier zurückhaltend.
Die Indikationen für einen Herzschrittmacher unterscheiden sich nicht wesentlich von Patienten ohne Amyloidose, eine relevante Blockierung ist jedoch häufiger. Eine der grössten Schwierigkeiten ist die Prävention des plötzlichen Herztods. ICD-Implantation müssen im Team und mit dem Patienten gut besprochen werden und der Nutzen und die Risiken gegeneinander abgewogen werden. Es gilt zu bedenken, dass Fälle von elektromechanischer Entkoppelung und nicht Kammerflimmern die häufigsten Ursachen für einen rhythmogenen Tod bei Amyloidose darstellen – ein ICD hilft hier nicht. Auch sind inadäquate (und adäquate) Schocks häufiger als bei Nicht-Amyloidose und die Wirksamkeit eines Schocks kann aufgrund der Amyloid-Ablagerungen auch eingeschränkt sein.
Eine ATTR-Amyloidose wird immer häufiger bei Patienten mit Aortenstenose, welche für eine TAVI abgeklärt werden, festgestellt. Hier stellt sich die Frage ob man besser die Amyloidose oder die Aortenstenose behandelt. Es konnte gezeigt werden, dass eine TAVI bei diesen Patienten sicher ist und den Patienten nicht aufgrund der kardialen Amyloidose vorenthalten werden sollte (6).
In seltenen Fällen kommt auch die Herztransplantation in Frage. Hier ist es jedoch so, dass insbesondere bei der AL-Amyloidose die Patienten häufig bereits einen Multiorganbefall aufweisen, was eine relative Kontraindikation für eine Transplantation darstellt. Das Ausmass der systemischen Beteiligung ist hierbei entscheidend. Selten kann man bei einem isolierten Herzbefall eine Transplantation durchführen um anschliessend eine intensive Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation zu ermöglichen. Bei der ATTR Amyloidose mit rein kardialem Befall ist eine Transplantation in einigen Fällen gut möglich, meist haben die Patienten das TPL-Alter jedoch bereits überschritten.
Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung
Bei der AL-Amyloidose richtet sich die Therapie gegen die zugrundeliegende Erkrankung. Hier hat es in den letzten Jahren grosse Fortschritte gegeben, welche hier nicht im Detail besprochen werden. Wichtig ist die Zusammenarbeit mit einem für die Amyloidose spezialisierten Zentrum, um den Patienten in einem interdisziplinären Umfeld optimal zu betreuen und auch die neusten Therapien im Rahmen von Studien zugänglich zu machen.
Auch bei der ATTR-Amyloidose gab es in den letzten Jahren mehrere entscheidende Durchbrüche in der Behandlung. Mit Patisiran (RNA-Interferenz) und Inotersen (RNA antisense Oligonukleotid) kann die Bildung von Transthyretin in der Leber fast ganz blockiert werden (7). Zwei Studien bei Patienten mit einer familiären Amyloid-Polyneuropathie (familiär bedingte ATTR-Amyloidose welche das periphere Nervensystem befällt) zeigen eindrücklich, wie die Polyneuropathie in vielen Fällen aufgehalten oder gar verbessert wurden – auch bezüglich kardialer Symptome gibt es erste Hinweise für einen Nutzen. Entsprechende Studien bei der kardialen Amyloidose (vATTR und wtATTR) werden aktuell durchgeführt.
Ein weiterer Meilenstein ist die Zulassung von Tafamidis, einem TTR Stabilisator, für die Behandlung der kardialen ATTR-Amyloidose. Die ATTR-ACT Studie (mittleres Alter ca. 74 Jahre, 90% Männer, 75% wtATTR) zeigte, dass die Mortalität und die kardiovaskulär bedingten Hospitalisierungen über die Studiendauer von 30 Monaten signifikant gesenkt werden konnte (8). Bis dieser Effekt eintrat, dauerte es jedoch einige Monate. Interessant ist auch, dass die Lebensqualität und die Gehstrecke unter Tafamidis bei einem günstigen Nebenwirkungsprofil (kaum Therapieabbrüche in der Studie) weniger schnell abnehmen. Die Medikation ist zwar jetzt in der Schweiz zugelassen, jedoch nicht auf der Spezialitätenliste zu finden. Ein Kostengutsprache-Gesuch muss deshalb zwingend gestellt werden, die Verfügbarkeit ist zur Zeit limitiert.
Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Drittabdruck des in «info@herz+gefäss» 06-2020 erschienen Originalartikels.
Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG
Dipl. Ärztin Natallia Laptseva
LA Klinik für Kardiologie
Amyloidose-Netzwerk Zürich
Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
Dr. med. Rahel Schwotzer
LA Klinik für Kardiologie
Amyloidose-Netzwerk Zürich
Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
PD Dr. med. Andreas J. Flammer
LA Klinik für Kardiologie
Amyloidose-Netzwerk Zürich
Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
andreas.flammer@usz.ch
In Verbindung mit dem Manuskript: Honorare von Pfizer und Kongressbeiträge von Alnylam
RS: In Verbindung mit dem Manuskript: Honorare von Alnylam und Pfizer und einen «unrestricted research grant» von Pfizer
Nicht in Verbindung mit dem Manuskript: Honorare oder Kongressbeiträge von Janssen, Mundipharma und Takeda
AFL: In Verbindung mit dem Manuskript: Honorare von Alnylam und Pfizer
Nicht in Verbindung mit dem Manuskript: Honorare oder Kongressbeiträge von AstraZeneca, Boehringer Ingelheim, Bristol Myers Squibb, Fresenius, Imedos Systems, Medtronic, Mepha, Mundipharma, Novartis, Roche, Schwabe Pharma, Vifor und Zoll
◆ An eine Amyloidose sollte bei Patienten mit Herzinsuffizienz und einer typischen Echokardiographie oder MRI gedacht werden.
◆ Die Diagnose einer kardialen ATTR-Amyloidose kann bei fehlender monoklonalen Gammopathie (normale Immunfixation) mittels Technetium Szintigraphie gestellt werden. Die Diagnose einer AL-Amyloidose erfolgt immer mit dem Nachweis von AL-Amyloid im Gewebe.
◆ Die kardiale Amyloidose ist gekennzeichnet durch Symptome der Herzinsuffizienz, orthostatische Hypotonie, Synkopen und plötzlicher Herztod, Vorhofflimmern mit Hirninfarkten und mikrovaskulärer Angina.
◆ Die Therapie besteht aus der Behandlung der Herzinsuffizienz-Symptome und der zugrundeliegenden Erkrankung.
◆ Mit Tafamidis steht für die ATTR-Amyloidose erstmals eine Therapie zur Verfügung, welche die Prognose signifikant verbessert.
Messages à retenir
◆ L’amyloïdose doit être envisagée chez les patients présentant une insuffisance cardiaque et un échocardiogramme ou une IRM typique.
◆ Le diagnostic d’und amyloïdose ATTR cardiaque peut être posé en l’absence d’une gammapathie monoclonale (immunofixation normale) par scintigraphie au technétium. Le diagnostic de l’amyloïdose AL est toujours faite avec la détection de l’amyloïde AL dans le tissu.
◆ L’amyloïdose cardiaque se caractérise par des symptômes d’insuffisance cardiaque, d’hypotension orthostatique, de syncope et de mort subite cardiaque, de fibrillation auriculaire avec infarctus cérébral et d’angine microvasculaire.
◆ La thérapie consiste à traiter les symptômes de l’insuffisance cardiaque et la maladie sous-jacente.
◆ Le tafamidis est le premier traitement disponible pour l’amyloïdose ATTR ce qui améliore considérablement le pronostic.
1. Brouwers S, et al.: Cardiac Amyloidosis. Cardiovasc Med. 2018;21(11): 282-289
2. Rauch PJ et al.: Systemische Amyloidosen. Schweiz Med Forum 2014 14;
943-048
3. Maurer MS et al: Expert Consensus Recommendation for the Suspicion and
Diagnosis of Transthyretin Cardiac Amyloidosis Circulation: Heart Failure 2019; 12
4. Gillmore JD et al.: Nonbiopsy Diagnosis of Cardiac Transthyretin Amyloidosis
Circulation 2016: j133(24):2404-12
5. Laptseva N et al.: Cardiac amyloidosis: still challenging. Eur Heart J 2017,
38(22): 122
6 Scully PR et al: Prevalence and outcome of dual aortic stenosis and cardiac amyloid pathology in patients referred for transcatheter aortic valve implantation.
EHJ, 2020; 41; 759-2767
7. Maurer MS et al.: Tafamidis Tratment for Patients with Transthyretin Amyloid
Cardiomyopathy, N Engl J Med 2018; 379(11): 1007-1016
8. Adams D et al.: Patisiran, an RNAi Therapeutic, for Hereditary Transthyretin
Amyloidosis. N Engl J Med 2018; 379(1): 11-21
Onkologische Rehabilitation ist eine eher neue Intervention, von der viele krebsbetroffene Menschen profitieren könn(t)en. Dabei müssen die onkologie-spezifischen Bedürfnisse resp. Funktionsdefizite berücksichtigt werden für die Gestaltung der Inhalte der Reha-Interventionen und -Programme, bei welchen je nach Indikation substantielle onkologische Fachkompetenz notwendig sein kann. Essentiell ist ein Screening im klinischen Alltag nach Einschränkungen in der Teilhabe.
La réadaptation oncologique est une intervention plutôt nouvelle dont pourraient bénéficier de nombreuses personnes touchées par le cancer. Les besoins ou les déficits fonctionnels spécifiques à l’oncologie doivent être pris en compte lors de la conception du contenu des interventions et des programmes de réadaptation, pour lesquels une expertise oncologique substantielle peut être nécessaire selon l’indication. Il est essentiel de dépister les limitations de la participation à la vie clinique quotidienne.
Krebsbetroffene Menschen (a) erfahren Einschränkungen im umfassend (b) sog. «Lebendig-Sein» als Auswirkung der Krebs-Diagnose, der Krebs-Erkrankung oder der krebsspezifischen Therapien. Typische Einschränkungen entstehen von Erschöpfung und Schwäche, Schmerzen, Neuropathie, vielfältige Krankheiten der Organe, Ängste, Dissoziation (1), oder depressive Symptome. Viele dieser Menschen erleben gleichzeitig – ein Ausdruck der existentiellen Bedrohung (2) – eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit (3). Dies kann sich äussern in Beschäftigung mit dem eigenen Lebens-Sinn, Angehen von Verarbeitungs- oder Versöhnungsprozessen, Fokussierung auf das Hier und Jetzt (4) und sog. post-traumatisches Wachstum (5). Beziehungen werden belastet: Menschen erfahren sowohl Vertiefung wie Entfremdung in Beziehungen (6), gleichzeitig ist ein starkes soziales Netzwerk assoziiert mit höherer Lebensqualität und Survival (7). Für krebsbetroffene Menschen kann Rehabilitation eine Intervention (c) sein, um diese Einschränkungen oder den Umgang mit den Einschränkungen zu verbessern (8).
Im klinischen Alltag muss daher die Frage gestellt werden, a) ob eine Rehabilitations-Intervention indiziert ist und damit stellen sich die Fragen: b) welche Inhalte der Rehabilitationsintervention benötigt meine Patientin oder mein Patient sowie c) zu welchem Zeitpunkt (in Behandlungspfaden der modernen Onkologie) und d) in welcher Form (selbstständig, ambulant, semi-stationär, stationär) soll die Reha-Intervention durchgeführt werden.
Screening für Rehabilitationsbedarf im klinischen Alltag
Ein zentraler Begriff in der Rehabilitationswelt ist die Funktion resp. die eingeschränkte Funktion oder Behinderung. Patientinnen und Patienten müssen daher durch das behandelnde Team regelmässig (d) beurteilt werden bezüglich Vorliegen und individueller Bedeutung von Funktionsdefiziten in körperlichen, psychologischen, sozialen oder intellektuellen Bereichen. Aktuell ist kein formelles Screening-Tool für den Reha-Bedarf von krebsbetroffenen Menschen etabliert, ein wichtiger Grund ist die Individualität der Funktionsdefizite der krebsbetroffenen Menschen. Eine Option ist der WHODAS (World Health Organisation Disability Assessment Schedule) (Tab. 1): Dieses Instrument erfasst das Ausmass der Behinderung mit der Kurzform (e) aus der (subjektiven) Sicht der Betroffenen, eine kürzliche Studie berichtete adäquate psychometrische Eigenschaften bei onkologischen Patientinnen und Patienten (9). Der sog. Distress-Thermometer wird in einer prospektiven Studie (ReScreen) untersucht (10).
Fazit für den klinischen Alltag: Regelmässiges aktives Nachfragen nach subjektiv belastenden Einschränkungen in den 6 Bereichen Kognition, Mobilität, Selbstversorgung, soziale Interaktion, Lebensaktivitäten und gesellschaftliche Teilnahme. Alternativ kann der Distress-Thermometer eingesetzt werden um belastende Bereiche (ja/nein, 28 Themen) zu erkennen.
Inhalte der onkologischen Rehabilitation
Rehabilitation umfasst per definitionem mehrere und koordinierte Interventionen (c): Eine Reha-Intervention setzt daher voraus, dass mehrere therapeutische Fachpersonen gemeinsam ziel-orientiert oder ziel-gesteuert (8) vorgehen und regelmässig und systematisch die Ziel-Erreichung und die Koordination der Interventionen absprechen. Dazu eignen sich sog. Reha-Boards.
Bei krebsbetroffenen Menschen ist es eine zentrale Frage, welches das explizite Ziel der Reha-Intervention ist: orientiert (nur) am alten oder am neuen Leben? Im traditionellen Sinn bedeutet Rehabilitation (lat: rehabilitatio) Wieder-Herstellung, auch die WHO (f) verwendet den Begriff «wieder». Allerdings erlebt die grosse Mehrzahl von krebsbetroffenen Menschen eine neue eigene Realität: das Ziel ist nicht mehr «zurück ins gleiche Leben» wie vor der Krebsdiagnose, sondern «vorwärts in ein neues Leben». Die Orientierung am «alten Leben» bezüglich körperlicher, psychologischer, sozialer und intellektueller Funktion ist eine notwendige, aber nicht ausreichende Voraussetzung, da viele Menschen sog. innere Entwicklungen erfahren mit neu erkannten Prioritäten, Zielen und Lebenssinn. Eine Reha-Intervention sollte daher bei onkologischen Patientinnen und Patienten adäquate psychologische (11, 12), kreative (13, 14), existentielle (15) sowie körperbasierte (16) und Mind-Body- (17, 18) Reha-Interventionen beinhalten, dies ergänzend zu bewegungs-, physio-, ergo-, und ernährungstherapeutischen Interventionen.
Rehabilitation für onkologische Patientinnen und Patienten bedeutet Onkologische Rehabilitation resp. Onko-Reha. Eine substantielle Kompetenz in der Hauptdiagnose (Onkologie) ist für andere Reha-Bereiche (z.B. neurologische, kardiologische, oder muskuloskelettale Reha) eine Selbstverständlichkeit, in der Schweiz werden dagegen viele Onko-Reha-Angebote (traditionell) geführt von Internisten i.S. der «internistisch-onkologischen» Rehabilitation. Diese Tatsache kann zur Fokussierung resp. Limitation auf gewisse Indikationen (z.B. postoperative Onko-Reha) führen und die «volle» Integration der Rehabilitation in alle Behandlungspfade der Onkologie (noch) behindern. Die Frage nach Doppelkompetenz wurde kürzlich im Schweizer Krebsbulletin (SKB 2.2021) diskutiert (19). Der multiprofessionelle Verein oncoreha.ch erarbeitet Behandlungsempfehlungen, welche u.a. diese Frage erörtern.
Krebsbetroffene Menschen erarbeiten sich spezifische Kompetenzen im Umgang mit der Krebs-Diagnose, -Krankheit und -Therapien. Explizite Förderung der Selbstwirksamkeit soll daher ein zentrales Element jeder Onko-Reha-Intervention sein. Dies setzt substantielle Kompetenz und Erfahrung der Therapeutinnen und Therapeuten in Onkologie voraus. Der Austausch von Informationen von krebsbetroffenen Menschen, sog. Peers (20), kann eine grosse Stütze sein (21), die Bedeutung von sozialen Medien – notabene eingesetzt in strukturierten Programmen (22) – nimmt dabei zu.
Fazit für den klinischen Alltag: Inhalte der Onko-Reha-Intervention umfassen a) mehrere, koordinierte Reha-Interventionen für verschiedene Bereiche mit explizit gemeinsam formulierten Zielen, b) Reha-Interventionen fokussiert auf die existentielle, psychologische und soziale Belastung der krebsbetroffenen Menschen, c) substantielle onkologische Kompetenz und Erfahrung involvierter Therapeutinnen und Therapeuten, sowie d) Reha-Interventionen fokussiert auf Selbstkompetenz der Betroffenen mit Vermittlung von sog. Peer-support-Möglichkeiten.
Zeitpunkt der onkologischen Rehabilitation
In den Behandlungspfaden der modernen Onkologie treten akute, subakute und chronische Funktionsdefizite aller Bereiche auf, sowohl in der akuten Diagnosephase, der Behandlungsphase in kurativer Intention inkl. adjuvanter krebsspezifischer Therapien, beim Leben mit unheilbarer Krebserkrankung (23) und auch bei weit fortgeschrittener Krebserkrankung (24). Kurz, es gibt keinen klassischen Zeitpunkt für die Onko-Reha, das Ausmass der Funktionsdefizite bestimmt die Indikation.
Eine eher neue Entwicklung ist die Prä-Habilitation, d.h. Reha-Interventionen vor einer onkologischen Therapie mit Auftreten von substantiellen Funktionsdefiziten, z.B. neoadjuvante Radiochemotherapie gefolgt von Operation bei Tumoren des {oberen} GIT (25).
Fazit für den klinischen Alltag: Eine Onko-Reha-Intervention kann in jedem Zeitpunkt der Behandlungsphase, explizit in kurativen und nicht-kurativen Situationen, indiziert sein.
Form der onkologischen Rehabilitation
Reha-Interventionen können 1) von krebsbetroffenen Menschen selbstständig durchgeführt werden unter Begleitung von Fachpersonen, oder 2) in ambulanten Programmen, 3) semistationär (i.S. von Tageskliniken) oder 4) in stationären Programmen angeboten werden. Es liegen praktisch keine belastbaren wissenschaftlichen Daten vor über die Kriterien für die Form der Onko-Reha.
In der Schweiz orientiert eine nationale Studie – initiiert von der Krebsliga Schweiz – mit u.a. Survey von Betroffenen und Konsenstagung von Fachpersonen über die Situation der ambulanten Onko-Reha (26). Hauptaussagen sind: krebsbetroffene Menschen brauchen individualisierte Onko-Reha-Programme (mit modularen Standardeinheiten und fakultativen Einheiten), es braucht neue, an die moderne Onkologie angepasste Standards und Qualitätskriterien für ambulante Onko-Reha in der Schweiz. Eine neue Arbeitsgruppe des multiprofessionellen Vereins oncoreha.ch fokussiert auf diese Thematik.
Praktische Kriterien für die Frage, ob eine ambulante, teilstationäre oder stationäre Onko-Reha angezeigt ist, umfassen (neben der Frage, ob überhaupt adäquate Angebote vorhanden sind): a) Intensität und Koordinationsbedarf der Reha-Interventionen, respektive die Komplexität der Situation (g), b) Distanz vom Wohnort der krebsbetroffenen Person zu den Anbietern der Reha-Interventionen, und c) Notwendigkeit für lokale «real-time»-Zusammenarbeit der Therapeutinnen und Therapeuten.
Es kann ein stufenweises Vorgehen gewählt werden mit eskalierender Intensität oder primär eine fachliche Triage.
Fazit für den klinischen Alltag: Die Form der Onko-Reha-Intervention soll vom Onkologie-Team oder Hausarzt mit dem krebsbetroffenen Menschen besprochen werden bezüglich Vorlieben, bei Unsicherheit resp. Fehlen von Onko-Reha-Fachpersonen vor Ort kann ein stufenweises Vorgehen gewählt werden.
Konklusion
Viele krebsbetroffene Menschen haben einen im klinischen Alltag oft unerkannten Bedarf für Reha-Interventionen, welche in «allen» Zeitpunkten der Behandlungspfade indiziert sein können als selbstständige, ambulante, teilstationäre oder stationäre Massnahme. Eine aktive Nachfrage nach Einschränkungen der Funktionen im täglichen Leben ist wichtig.
Anmerkungen:
(a) «Krebsbetroffene Menschen»: ein Begriff, der die Selbstkompetenz von Patientinnen und Patienten würdigt und die gesunden Aspekte des Menschen und die Normalität betont.
(b) Umfassend oder ganzheitlich im Sinne von körperlich, emotional-psychisch, sozial, intellektuell, und spirituell.
(c) Rehabilitations-Intervention: «Der koordinierte Einsatz medizinischer, beruflicher, pädagogischer und technischer Massnahmen sowie Einflussnahme auf das physische und soziale Umfeld zur Funktionsverbesserung zum Erreichen einer grösstmöglichen Eigenaktivität zur weitest-gehenden Teilnahme in allen Lebensbereichen, damit der Betroffene in seiner Lebensgestaltung so frei wie möglich wird.» Als Leitgedanke zur Zielsetzung (der Rehabilitation) gilt es, «Unabhängigkeit und Selbstbestimmung möglichst im vorbestehenden Umfeld wieder herzustellen». (QUELLE)
(d) Regelmässig: idealerweise bei jeder klinischen Visite, mindestens bei onkologischen Staging-Untersuchungen, neuen Entscheidungen zu Krebstherapien oder Hospitalisationen (zu dieser Frage liegt wenig Literatur vor)
(e) Kurzform WHODAS: je 2 Fragen zu Kognition (Verständnis und Kommunikation), Mobilität (Bewegung und Fortbewegung), Selbstversorgung (Körperpflege, Anziehen, Essen und alleine zurechtkommen), soziale Interaktion (Interaktion mit anderen Menschen), Lebensaktivitäten (häusliche Pflichten, Freizeit, Arbeit und Schule), und Gemeinschaftsaktivitäten
(f) Definition Rehabilitation der Weltgesundheitsorganisation: «Ein Prozess der
darauf abzielt, dass Menschen mit Funktionseinschränkungen/Behinderungen ihre optimalen physischen, sensorischen, intellektuellen, psychologischen und sozialen Fähigkeiten & Funktionen wieder erreichen und aufrechterhalten können.»
(g) Beispiel 1: bei schwerer Survivorship-Fatigue ist ein hoch-spezialisiertes, onkologie-kompetentes, und intensives Reha-Programm notwendig in einer hohen Intensität (Anzahl Reha-Einheiten pro Tag) und Koordinationsbedarf (transprofessionelle Rapporte für jede Patientin und Patient einmal pro Woche). Beispiel 2: bei Vorliegen von relevanten (aktuell aktiv behandelten) Begleiterkrankungen oder Syndromen ist oft spezialisierte internistische (z.B. Kardiologie, Pneumologie), psychiatrische oder geriatrische Expertise notwendig.
Der Autor hat in Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.
◆ Im klinischen Alltag sollen regelmässig Einschränkungen der Kognition, Mobilität, Selbstversorgung, sozialen Interaktion, Lebensaktivitäten und gesellschaftlichen Teilnahme erfragt werden.
◆ Bei der Wahl eines ambulanten, teilstationären oder stationären Onko-Reha Angebots ist (die für den aktuellen Patienten) notwendige onkologische Kompetenz und die Verfügbarkeit von Reha-Interventionen für existentielle Belastungen zu berücksichtigen.
◆ Jede Onko-Reha-Intervention muss die Selbstkompetenz der Betroffenen fördern können und Unterstützung durch und Vernetzung mit peers nach Möglichkeit einbeziehen.
◆ Eine Onkologische Rehabilitation kann in jeder Phase der Behandlungspfade der modernen Onkologie indiziert sein, inklusive kurative und nicht-kurative, sog. palliative Situationen.
◆ Bei der Wahl eines ambulanten, teilstationären oder stationären Reha-Angebots muss die notwendige Intensität und der Koordinationsbedarf berücksichtigt werden.
Messages à retenir
◆ Dans la pratique clinique quotidienne, il convient d’évaluer régulièrement les limitations en matière de cognition, de mobilité, de soins personnels, d’interaction sociale, d’activités de la vie courante et de participation sociale.
◆ Lors du choix d’un service d’onco-réhabilitation ambulatoire, de jour ou hospitalier, il convient de prendre en considération (la compétence oncologique requise pour le patient actuel) et la disponibilité d’interventions de réhabilitation pour le stress existential.
◆ Toute intervention d’onco-réhabilitation doit être en mesure de promouvoir l’auto-compétence des personnes concernées et inclure le soutien et la mise en réseau avec des pairs lorsque cela est possible.
◆ La réadaptation oncologique peut être indiquée à n’importe quel stade du parcours de traitement de l’oncologie moderne, y compris dans les situations curatives et non curatives / dites palliatives.
◆ Lors du choix d’un service de réadaptation ambulatoire, de jour ou hospitalier, il faut tenir compte de l’intensité nécessaire et des besoins de coordination.
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Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) stellt in dieser Ausgabe eine Studie vor. Die SAKK ist eine Non-Profit-Organisation, die klinische Studien in der Onkologie durchführt. Bei Interesse für die hier vorgestellte Studie oder falls Sie eine Patientin oder einen Patienten zuweisen möchten, kontaktieren Sie bitte den Studienverantwortlichen (Coordinating Investigator) oder den Studienkoordinator
(Clinical Project Manager).
In der Studie SAKK 67/20 erhalten Patienten mit einem metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) den neu entwickelten Wirkstoff Docetaxel micellar, der weniger Nebenwirkungen auslösen soll als das übliche Docetaxel. Eines der Studienziele besteht darin, die höchstmögliche, noch gut verträgliche Dosierung zu finden.
Die Behandlung mit Docetaxel gehört zu den Standardtherapien bei Patienten mit mCRPC. Die übliche Verabreichungsform von Docetaxel enthält Polysorbat-80; diese Substanz ermöglicht die Löslichkeit von Docetaxel, kann jedoch auch Nebenwirkungen auslösen. Vor und nach der Infusion von Docetaxel erhalten die Patienten deshalb Kortikosteroide, um die Nebenwirkungen wie Flüssigkeitsretention und Überempfindlichkeitsreaktionen zu verhindern oder zumindest abzuschwächen. Nun wurde eine neue Verabreichungsform von Docetaxel ohne Polysorbat-80 entwickelt (Docetaxel micellar). Mizellen sind kugelförmige molekulare Strukturen aus oberflächenaktiven chemischen Verbindungen, die sich wie eine Membran um den eigentlichen Wirkstoff anordnen. Es wird erwartet, dass Docetaxel micellar weniger Nebenwirkungen auslöst als das übliche Docetaxel. Sollte dies zutreffen, könnte bei der Docetaxel-Therapie von Patienten mit mCRPC eventuell auf die Gabe von Kortikosteroiden verzichtet werden. Dies hätte deutliche Vorteile, da Steroide ebenfalls Nebenwirkungen wie Immunsuppression oder Osteoporose auslösen.
Bei Brustkrebs-Patientinnen vergleichbare Wirkung wie Docetaxel
In der Phase-Ib-Studie SAKK 67/20 werden Sicherheit, Verträglichkeit und Wirkung von unterschiedlichen Dosierungen Docetaxel micellar bei Patienten mit mCRPC geprüft. Pharmakokinetik und Sicherheit von Docetaxel micellar wurden zwar schon in zwei klinischen Studien untersucht, aber nur bei Patientinnen mit Brustkrebs. In diesen Studien zeigte Docetaxel micellar eine vergleichbare Wirkung wie Docetaxel mit einem insgesamt günstigeren Sicherheitsprofil. Momentan ist Docetaxel micellar in keinem Land zur Therapie von Prostatakrebs zugelassen.
Dosisfindung mit maximal 18 Patienten
Der primäre Endpunkt von SAKK 67/20 ist die dosislimitierende Toxizität. Zu den sekundären Endpunkten gehören unter anderem das radiologische progressionsfreie Überleben, die Dauer bis zur PSA-Progression resp. PSA-Response und die Dauer der Response. An der Studie können maximal 18 Patienten mit mCRPC teilnehmen, bei denen noch keine Chemotherapie durchgeführt wurde. Die ersten drei Patienten (Patientenkohorte) erhalten im ersten Zyklus (21 Tage) 75 mg/m2 Docetaxel micellar, was der Standarddosis von Docetaxel bei der Therapie des mCRPC entspricht. Ist diese Dosis mit starken Nebenwirkungen verbunden, wird die Behandlung mit dieser Dosisstärke abgebrochen, und die nachfolgende Patientenkohorte erhält eine Dosis von 60 mg/m2. Verursacht die Behandlung mit 75 mg/m2 aber keine starken Nebenwirkungen, wird die nachfolgende Patientenkohorte mit 90 mg/m2 behandelt. Dieses Vorgehen wird so lange wiederholt, bis die höchstmögliche, noch gut verträgliche Dosis gefunden wird (maximal 100 mg/m2). Die Behandlung wird bis zur Krankheitsprogression resp. für maximal zehn Zyklen durchgeführt (Abb. 1).
Studienname: Open-label dose escalation phase 1b trial of a new micellar docetaxel compound in patients with metastatic castration-resistant prostate cancer Teilnehmende Zentren: Onkologisches Institut der Italienischen Schweiz (IOSI); Kantonsspital Graubünden; Kantonsspital St.Gallen. Coordinating Investigator: Dr. med. Ilaria Colombo, Onkologisches Institut der Italienischen Schweiz (IOSI), ilaria.colombo@eoc.ch. Clinical Project Manager: Dr. Katrin Eckhardt, SAKK Bern, katrin.eckhardt@sakk.ch. Supporting Coordinating Investigators: PD Dr. med. Aurelius Omlin, Kantonsspital St. Gallen, aurelius.omlin@kssg.ch; Prof. Dr. med. Dr. phil. nat. Markus Jörger, Kantonsspital St. Gallen, markus.joerger@kssg.ch; PD Dr. med. Anastasios Stathis, Onkologisches Institut der Italienischen Schweiz (IOSI), anastasios.stathis@eoc.ch.
Kommentar zur Studie von Dr. med. Ilaria Colombo:
Dr. I. Colombo
Docetaxel micellar ist eine neue lösungsmittelfreie (ohne Polysorbat-80) Formulierung von Docetaxel, einem etablierten Chemotherapeutikum, das zur Behandlung von Prostatakrebs eingesetzt wird. Diese innovative Formulierung ermöglicht es, den Patienten eine Prämedikation mit Steroiden zu ersparen, welche zu Knochenbrüchigkeit oder Stoffwechselproblemen führen kann. Die Verringerung des Auftretens dieser unerwünschten Nebenwirkungen ist bei Patienten mit Prostatakrebs, die auch den Folgen der Androgendeprivation ausgesetzt sind, von grösster Bedeutung.
Das Ziel der klinischen Forschung und der Entwicklung neuer Medikamente ist es nicht nur, effektivere Behandlungsmöglichkeiten für Patienten zu finden, sondern auch neue Wirkstoffe einzusetzen, welche besser verträglich sind und die Lebensqualität der Patienten nicht beeinträchtigen.
Mit dieser Studie möchten wir das Sicherheitsprofil, die maximal verträgliche Dosis und die Wirksamkeit von Docetaxel micellar bei Patienten mit mCRPC, die noch keine Chemotherapie erhalten haben, untersuchen.
Die Studie SAKK 67/20 wurde erfolgreich aktiviert und rekrutiert nun aktiv Patienten.
Prof. Dr. med. Roger von Moos
Direktor Tumor- und Forschungszentrum
Kantonsspital Graubünden
7000 Chur