Das chronische Koronarsyndrom bei Frauen

In Europa sterben 20% der Frauen und 19% der Männer an den Folgen eines chronischen Koronarsyndroms, welches die wichtigste Todesursache überhaupt darstellt (1). Frauen mit chronischem Koronarsyndrom sind stärker symptomatisch, weisen mehr Komorbiditäten und ein schlechteres therapeutisches Outcome auf als Männer, haben aber seltener obstruktive atherosklerotische Koronarläsionen (2). Dies sollte bei der Diagnostik und Behandlung entsprechend berücksichtigt werden.

En Europe, 20 % des femmes et 19 % des hommes meurent des suites d’ un syndrome coronarien chronique, qui est la première cause de décès en général (1). Les femmes atteintes du syndrome coronarien chronique sont plus symptomatiques, présentent plus de comorbidités et un résultat thérapeutique moins bon que les hommes, mais elles sont moins susceptibles de présenter des lésions coronaires athérosclérotiques obstructives (2). Il faut en tenir compte dans le diagnostic et le traitement.

Menopause und kardiovaskuläres Risiko

Bereits in frühen Stadien unterscheidet sich die koronare Atherogenese bei Frauen und Männern. So lassen sich im jungen Erwachsenenalter bei Männern zahlreichere und weiter fortgeschrittene atherosklerotische Läsionen nachweisen (3). Entsprechend sind Männer bei der klinischen Erstmanifestation einer obstruktiven Koronaratheromatose 8-10 Jahre jünger als Frauen (4). Dieser Geschlechtsunterschied lässt sich hauptsächlich auf den atheroprotektiven Effekt endogener Estrogene zurückführen, welche vasodilatierend, lipidsenkend, antiinflammatorisch, antioxidativ, antiproliferativ und antithrombotisch wirken (5). Insofern beginnt nach der Menopause ein besonders vulnerabler Abschnitt im Leben einer Frau (2). Ab dem Alter von 50 Jahren steigen der systolische Blutdruck und das HbA1c stärker als bei Männern, und Frauen weisen in den folgenden 3 Dekaden durchschnittlich um 0.3 mmol/L höhere LDL-Cholesterin-Werte auf (6). Mit diesem Clustering von Risikofaktoren, eventuell aggraviert durch entzündliche, vorwiegend Frauen betreffende Erkrankungen wie ein systemischer Lupus erythematodes oder eine rheumatoide Arthritis, werden inflammatorische und funktionelle Veränderungen in Koronararterien begünstigt (7). Man geht dabei von einer Schädigung der Vasoreaktivität von epikardialen Koronarien (v.a. Reduktion der NO Bioaktivität) und der koronaren Mikrozirkulation sowie einem positiven Remodeling der Arterienwand aus (7). Dies kann dazu führen, dass sich unter Belastung die myokardiale Perfusion nicht mehr adäquat steigern lässt. Folge davon ist eine Myokardischämie ohne obstruktive atherosklerotische Koronarläsion, auch ischemia with no obstructive coronary artery disease (INOCA) genannt (8). Obschon diese funktionellen Veränderungen häufig mit einer diffusen Koronaratheromatose einhergehen, bilden sich obstruktive, fluss-limitierende Läsionen bei Frauen in der Regel erst ab der siebten Lebensdekade (Abb. 1).

Das Risiko für eine koronare Atherosklerose steigt bei Frauen durch einen Diabetes mellitus, eine arterielle Hypertonie oder Nikotinkonsum stärker als bei Männern (9, 10). Zusätzliche Risikofaktoren bei Frauen sind eine frühere Chemotherapie mit Anthracyclinen oder Trastuzumab, eine Radiotherapie der linken Brust (und damit eine Exposition der Koronararterien gegenüber ionisierender Strahlung), sowie hormonelle Erkrankungen, welche mit einem Estrogenmangel einhergehen (prämature Ovarialinsuffizienz, polyzystisches Ovarialsyndrom, hypothalamische Amenorrhoe, chirurgische Ovarektomie) (9-11). Auch hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, eine Frühgeburt oder ein Schwangerschaftsdiabetes sind assoziiert mit einem höheren kardiovaskulären Risiko im späteren Leben. Obwohl kein klinischer Risikoscore diese Faktoren beinhaltet, sollten sie bei der Abklärung von Patientinnen mit möglichem chronischem Koronarsyndrom berücksichtigt werden (9, 10).

Geschlechtsunterschiede in Abklärungs-Algorithmen

Obschon sich das chronische Koronarsyndrom bei Frauen und Männern in vielerlei Hinsicht unterscheidet, fokussieren die aktuellen Guidelines auf die Diagnostik und Therapie von obstruktiven Atheromen, der typischen Entität bei Männern (12, 13). Geschlechtsspezifische Aspekte werden erst in einem Unterkapitel («specific circumstances») diskutiert, was wohl der disproportional tiefen Einschlussquote von Frauen (~30%) in klinischen Studien und einem daraus resultierenden evidence gap geschuldet ist (14).
Aktuelle Abklärungs-Algorithmen räumen der Abschätzung der Vortestwahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines chronischen Koronarsyndroms basierend auf Geschlecht, Alter und Art der Angina pectoris einen hohen Stellenwert ein (12, 13). Allerdings korreliert die Einteilung in typische Angina, atypische Angina und nicht-anginöse Thoraxschmerzen bei Frauen – anders als bei Männern – schlecht mit dem Befund einer obstruktiven Koronaratheromatose (15). Mögliche Gründe sind das häufigere Vorliegen einer koronaren mikrovaskulären Dysfunktion, welche atypische Angina pectoris begünstigt, sowie vielfältigere und deshalb möglicherweise atypisch imponierende Schilderungen der thorakalen Beschwerden (2). Die American Heart Association empfiehlt deshalb, die Abschätzung der Vortestwahrscheinlichkeit bei Frauen basierend auf ihrem Alter (und damit Zeit seit der Menopause) und dem Vorliegen von Komorbiditäten, aber unabhängig von der Art der Thoraxschmerzen vorzunehmen (Abb. 2) (16).
Weiterführende Abklärungen sind gemäss den Europäischen Guidelines indiziert, wenn die Vortestwahrscheinlichkeit > 15% beträgt (was < 70-jährige Frauen lediglich mit typischer Angina pectoris erreichen können), wobei nicht-invasive Diagnostik auch im Bereich von 5-15% unter Inkaufnahme vermehrter falsch-positiver Testresultate erwogen werden kann (12). Eine Ergometrie kann zur Abschätzung der Prognose anhand der körperlichen Leistungsfähigkeit und zur Beurteilung des Kreislaufverhaltens hilfreich sein. Als Ischämietest weist sie bei Frauen aber eine noch geringere Sensitivität und Spezifität als bei Männern auf, was die diagnostische Wertigkeit reduziert und nicht selten zu diagnostischer Unsicherheit und weiteren Tests führt (16). Voraussetzungen für eine Ergometrie sollten eine ausreichende Leitungsfähigkeit (> 5 METs) und ein normales Ruhe-EKG sein. Fällt dann eine Ergometrie bei Frauen mit tiefer Vortestwahrscheinlichkeit unauffällig aus, unterscheidet sich die Prognose im Vergleich zu Patientinnen mit einer negativen Szintigraphie nicht (17). Da der positiv-prädiktive Wert einer Ergometrie bei Frauen aber < 50% beträgt (bei Männern 77%), d.h. weniger als die Hälfte der Patientinnen mit pathologischer Ergometrie tatsächlich eine obstruktive Koronarläsion aufweisen, ist ihre Aussagekraft deutlich eingeschränkt (16).
Verglichen mit der Ergometrie weisen bildgebende Ischämietests eine bessere Sensitivität zur Detektion einer obstruktiven Koronaratheromatose auf (18). Das kardiale MRI hat bei Frauen eine diagnostische Treffsicherheit für eine Myokardischämie oder –narbe von 92% (bei Männern 86%) (19) und ist möglicherweise die Kosten-effizienteste Modalität (20). Eine Stress-Echokardiographie ist demgegenüber stärker abhängig vom Untersucher und dem Vorliegen eines guten Schallfensters (18). Die diagnostische Zuverlässigkeit einer Myokardszintigraphie bei Frauen ist wegen der kleineren Herzgrösse sowie Attenuationsartefakten durch Brust- und Fettgewebe eingeschränkt, und verursacht zudem die grössten Kosten und die höchste Strahlenbelastung (16, 18). Als anatomischer Test erfreut sich die CT-Koronarangiographie zunehmender Beliebtheit zum Ausschluss eines chronischen Koronarsyndroms (12, 13). Einschränkend muss hier aber erwähnt werden, dass in einer grossen randomisierten Studie die Durchführung einer CT-Koronarangiographie zusätzlich zur Standardtherapie nach 6 Monaten zu keiner Verbesserung der thorakalen Beschwerden, der körperlichen Leistungsfähigkeit oder der Lebensqualität geführt hat (21). Dies könnte zumindest teilweise darauf zurückzuführen sein, dass mit einer anatomischen Teststrategie eine INOCA als Ursache der thorakalen Beschwerden verpasst wird (2).

Invasive Diagnostik von INOCA

Von INOCA sind mehrheitlich Frauen betroffen (8), wobei das Stellen einer korrekten Diagnose auch bei einer kompatiblen Anamnese schwierig ist. Einerseits ist die Mikrozirkulation zu klein für eine bildgebende Darstellung – mit einer Koronarangiographie sind 95% der Gefässe des Herzens nicht zu sehen. Andererseits stellt die Mikrozirkulation ein komplexes System verschiedener Kompartimente – Prä-Arteriolen, Arteriolen, Kapillaren – dar, welches sich anatomisch und funktionell von den epikardialen Arterien unterscheidet, aber über humorale und physikalische Faktoren trotzdem eng mit der Makrozirkulation interagiert. Zuletzt ist auch die INOCA-Pathophysiologie vielfältig und umfasst sowohl strukturelle (mikrovaskuläre Obstruktion, Rarefizierung von Kapillaren) als auch funktionelle (erhöhter Gefässtonus, Spasmen) Veränderungen (8, 22, 23).
Typische oder atypische Angina pectoris ist das häufigste INOCA-Symptom, aber auch Anstrengungsdyspnoe und eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit sind Manifestationen der Erkrankung. Nach Ausschluss einer obstruktiven Koronaratheromatose sollten zunächst weitere Ursachen für eine myokardiale Ischämie, z.B. eine schwere Aortenstenose, Tachykardie, Anämie oder Schilddrüsenfunktionsstörung, als Differentialdiagnose ausgeschlossen werden (22). Für INOCA sprechen das Vorliegen von klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren (v.a. eines Diabetes mellitus), und häufig besteht begleitend eine Koronarsklerose. Aufwändig und nicht immer verfügbar sind nicht-invasive Messungen zur Beurteilung einer funktionellen Koronarpathologie, beispielsweise eine Bestimmung des myocardial perfusion reserve index mittels kardialem MRI oder der koronaren Flussreserve (CFR) mittels PET-CT (24, 25).
Bei Verdacht auf INOCA wird deshalb eine invasive Beurteilung der Koronarphysiologie im Hinblick auf das Vorliegen einer koronaren mikrovaskulären Dysfunktion zunehmend beliebter (ESC-Klasse IIa B Empfehlung (12)). Als Erweiterung der routinemässig durchgeführten Bestimmung der fraktionellen Flussreserve (FFR) können mit vergleichbarem Aufwand die CFR und der mikrovaskuläre Widerstandsindex (IMR) bestimmt werden, welche sich aus der FFR-basierten Druckmessung und einer Quantifizierung des Koronarflusses mittels Thermodilution errechnen lassen (Tab. 1) (23, 26). Somit ist eine Koronarangiographie nicht nur diagnostischer Goldstandard für den Nachweis einer obstruktiven Atherosklerose, sondern erlaubt gleichzeitig auch diagnostische Klarheit für das Vorliegen einer INOCA zu schaffen. Dies ist nicht trivial: prognostisch entspricht INOCA einer koronaren Eingefässerkrankung und geht mit einem erhöhten Risiko für myocardial infarction with no obstructive coronary arteries (MINOCA) sowie einer Herzinsuffizienz mit erhaltener systolischer Funktion (HFpEF) einher (27-29). Betroffene haben eine eingeschränkte Lebensqualität und werden wiederholt abgeklärt, weshalb eine korrekte Diagnosestellung auch aus ökonomischer Sicht relevant ist (8). Dies können Gründe für eine invasive Abklärung und gegen die Verwendung von INOCA als «Ausweichdiagnose» sein, obwohl bislang nicht das eine Medikament oder spezifische Therapieverfahren zur Verfügung steht.

Geschlechtsunterschiede in der Therapie

Die Koronarangiographie bietet bei Nachweis einer obstruktiven Koronarläsion gleichzeitig die Option einer PCI. Die modernen drug-eluting stents weisen dabei vergleichbare Langzeitresultate bei Frauen und Männern auf (30). Der radiale Zugang hat zudem die bei Frauen häufigeren Blutungskomplikationen nach femoraler Punktion entschärft (31). Der meist diffuse atherosklerotische Befall und der dünnere Gefässdurchmesser bei Frauen führen aber häufiger als bei Männern zu einer inkompletten Koronarrevaskularisation, dies sowohl mittels PCI als auch mittels AC-Bypass-Operation. Letztere geht bei Frauen auch mit höherer Morbidität und Langzeit-Mortalität als bei Männern einher (32, 33).
Basis jeder Behandlung des chronischen Koronarsyndroms bildet die medikamentöse Therapie, wobei auch hier wichtige Geschlechtsunterschiede zu beachten sind (34). Diese sind einerseits in der Pharmakodynamik begründet, indem Frauen eine andere Absorption, Verteilung, metabolische Aktivität (z.B. der CYP450-Enzyme) und Elimination als Männer aufweisen, was bei der Einnahme einer gleichen Dosis zahlreicher kardiovaskulärer Wirkstoffe zu höheren Plasmaspiegeln als bei Männern führt. Andererseits gibt es Geschlechts-Unterschiede in der Pharmakodynamik, d.h. der Wirkung von Arzneimitteln am Zielgewebe (34, 35). Daraus potentiell resultierende unerwünschte Wirkungen sind für Substanzklassen, die beim chronischen Koronarsyndrom eingesetzt werden, in Tabelle 2 zusammengefasst.


Für die Behandlung von INOCA fehlt bislang die Evidenz aus grösseren klinischen Studien. Empfohlen werden primär Betablocker (z.B. Nebivolol), Calcium-Antagonisten, kurzwirksame Nitrate als Anfallstherapie und –prophylaxe, sowie eine Therapie der kardiovaskulären Risikofaktoren (ACE-Hemmer, Statine, Antidiabetika) (2, 22, 26). Langwirksame Nitrate sollten vermieden werden. Erwogen werden können Nicorandil, trizyklische Antidepressiva und nicht-pharmakologische Massnahmen, z.B. ein kardiales Rehabilitationsprogramm, zur Lifestyle-Modifikation. Ein derart strukturiertes INOCA-Behandlungsprogramm im Anschluss an eine invasive Diagnostik verbesserte die Angina pectoris und die Lebensqualität in einer randomisierten Studie gegenüber dem Standardmanagement (36).
Obwohl die kardiovaskuläre Sekundärprävention bei Frauen und Männern gleich wirksam ist, werden Risikofaktoren bei Frauen seltener kontrolliert und insbesondere das LDL-Cholesterin weniger erfolgreich medikamentös behandelt (6). Dies kann eine Folge vermehrter unerwünschter Wirkungen auf Grund fehlender Geschlechts-spezifischer Behandlungsrichtlinien sein (34). Den Unterschieden in Effizienz und Sicherheit von diagnostischen und therapeutischen Massnahmen zwischen Frauen und Männern mit chronischem Koronarsyndrom sollte deshalb künftig grössere Bedeutung eingeräumt werden (2).

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

PD Dr. med. Matthias Meyer

Leitender Arzt Kardiologie
Stadtspital Triemli
Birmensdorferstrasse 497
8063 Zürich

matthias.meyer@triemli.zuerich.ch

Der Autor hat keine Interessenskonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel.

◆ Das chronische Koronarsyndrom umfasst das gesamte Spektrum von INOCA bis zu obstruktiven atherosklerotischen Läsionen, welche beides wichtige Ursachen einer Myokardischämie bei Frauen sind.
◆ Traditionelle Abklärungsgänge, welche auf Charakteristika der thorakalen Beschwerden und einer Ergometrie basieren, haben bei Frauen eine schlechtere diagnostische Aussagekraft als bei Männern.
◆ Bei Frauen ohne obstruktive Koronarläsion ist INOCA eine Differentialdiagnose der Angina pectoris und kann durch invasive Beurteilung der Koronarphysiologie diagnostiziert werden.
◆ Geschlechtsunterschiede in der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik sollten bei der medikamentösen Therapie berücksichtigt werden um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden.

Messages à retenir
◆ Le syndrome coronarien chronique englobe tout le spectre de l’ INOCA aux lésions athérosclérotiques obstructives, qui sont toutes deux des causes importantes d’ischémie myocardique chez les femmes.
◆ Les procédures traditionnelles de bilan basées sur les caractéristiques des symptômes thoraciques et l’ ergométrie ont une moins bonne valeur diagnostique chez les femmes que chez les hommes.
◆ Chez les femmes sans lésions coronaires obstructives, l’ INOCA est un diagnostic différentiel de l’ angine de poitrine et peut être diagnostiqué par une évaluation invasive de la physiologie coronaire.
◆ Les différences entre les sexes en matière de pharmacocinétique et de pharmacodynamique doivent être prises en compte dans le traitement médicamenteux afin d’éviter les effets indésirables.

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Smarter Oncology – Höchste Zeit, damit zu beginnen!

Vor einiger Zeit wurde im Rahmen der Allgemeinmedizin die Initiative «Smarter Medicine» lanciert. Es geht hierbei darum, Über- und Fehlversorgung zu eliminieren. Das Volumen hierfür wird auf 20-30% der Leistungen geschätzt. Auch in der Onkologie sind wir gut beraten, kritisch zu hinterfragen, was wir tun. Dies gilt bei der medikamentösen Behandlung genauso wie bei Verlaufskontrollen unter oder nach einer Therapie.

Als Beispiel sei hier eine Studie der SAKK erwähnt, die festgestellt hat, dass Patienten mit hormonsensitivem Prostatakarzinom häufig mit Xgeva behandelt werden, um skelettale Events zu reduzieren. In dieser Indikation gibt es für diese Behandlung überhaupt keine Evidenz eines Nutzens, sehr wohl aber Daten zu Nebenwirkungen wie Hypocalcämie, Osteonekrose des Kiefers und bei Langzeitbehandlung möglicherweise auch vermehrt Femurfrakturen. Der finanzielle Schaden: 8 Mio. Schweizer Franken über 1 Jahr (1). Das Label von Swissmedic deckt diese Indikation ab. Können Experten dies ändern? Nein, weil eine Label-Änderung nur von der Firma kommen kann, welche Produkteinhaberin ist.

Diese Missstände müssen beseitigt werden zum Wohl unserer Patienten und unserer Gesellschaft. Gefordert sind hier die Fachverbände und die FMH mit politischen Vorstössen. Darüber hinaus wird es höchste Zeit, dass staatliche Stellen, welche für die Forschungsförderung zuständig sind, aber auch das BAG die Zeichen der Zeit erkennen und damit beginnen, Geld zu investieren, damit solche Studienfragen beantwortet werden können.

Studien, welche Fehl- und Überversorgung aufdecken, müssen endlich finanzierbar sein. Renditen von über 100% des investierten Geldes innert weniger Jahre sind dabei möglich. Davon träumen sogar Investmentbanker. Leider wurden diese Zeichen der Zeit aber weder von Bundesstellen noch von privaten Institutionen erkannt. Man investiert nach wie vor lieber in präklinische und translationale Forschung, anstatt relevante klinische Fragestellungen zu finanzieren. Gleichermassen verstecken sich die Akteure hinter Gesetzen und Paragraphen, die das angeblich verhindern. Es gilt deshalb, Druck aufzubauen und die Bevölkerung zu informieren, was hier falsch läuft und möglich wäre. Und, sofern nötig, die Gesetze zu ändern. Wir sollten nicht länger Milliarden in Mausforschungen investieren und uns in klinisch relevanter Forschung mit Brosamen begnügen. Es ist an der Zeit, smart zu denken und smart zu handeln.

Prof. Dr. med. Roger von Moos
roger.vonmoos@ksgr.ch

Prof. Dr. med. Roger von Moos

Direktor Tumor- und Forschungszentrum
Kantonsspital Graubünden
7000 Chur

tumorzentrum@ksgr.ch

1. Stoffel S, von Moos R et al. Patterns of care and economic consequences of using bone-targeted agents for castration-sensitive prostate cancer patients with bone metastases to prevent skeletal-related events in Switzerland – the SAKK 95/16 prostate study Swiss Med Wkly 2021 Mar 1;151:w20464.doi: 10.4414/smw.2021.20464.

«Kein Platz für Tyrosin-Kinase-Inhibitoren in der adjuvanten Therapie?»

Eisen T et al. Adjuvant sorafenib for renal cell carcinoma at intermediate or high risk of relapse: results from the SORCE randomized phase III Intergroup trial. J Clin Oncol 2020; 38: 4064-4075.

Zusammenfassung: SORCE is an international, randomized, double-blind, three-arm trial of sorafenib after surgical excision of primary renal cell carcinoma (RCC) at intermediate or high risk of recurrence. We randomly assigned participants to 3 years of placebo (arm A), 1 year of sorafenib followed by 2 years of placebo (arm B), or 3 years of sorafenib (arm C). Conclusion: Sorafenib should not be used as adjuvant therapy for RCC. Active surveillance remains the standard of care for patients at intermediate or high risk of recurrence after nephrectomy.

«Palbociclib nicht besser als die endocrine Therapie bei rezeptorpositivem, HER2-negativem Mammakarzinom im Frühstadium»

Mayer EL et al Palbociclib with adjuvant endocrine therapy in early breast cancer (PALLAS): interim analysis of a multicentre, open-label, randomised, phase 3 study. Lancet Oncol 2021; 22: 212–22

Zusammenfassung: The PALLAS trial aimed to investigate whether in patients with hormone-receptor-positive, HER2-negative, early-stage breast cancer the addition of 2 years of palbociclib to adjuvant endocrine therapy improves invasive disease-free survival over endocrine therapy alone. 3-year invasive disease-free survival was 88·2% (95% CI 85·2–90·6) for palbociclib plus endocrine therapy and 88·5% (85·8–90·7) for endocrine therapy alone (hazard ratio 0·93 [95% CI 0·76–1·15]; log-rank p = 0·51). At the planned second interim analysis, addition of 2 years of adjuvant palbociclib to adjuvant endocrine therapy did not improve invasive disease-free survival compared with adjuvant endocrine therapy alone. This regimen cannot be recommended in the adjuvant setting.

Irgendwie, so scheint es mir, bin ich diesmal über lauter negative grosse Studien gestolpert. Einen Lichtblick musste ich demnach finden. Und hier ist ein kleiner:

«Tisotumab-Vedotin – ein klinischer Fortschritt in der Therapie des metastasierten Zervixkarzinoms?»

Coleman RL et al. Efficacy and safety of tisotumab vedotin in previously treated recurrent or metastatic cervical cancer (innovaTV 204/ GOG-3023/ENGOT-cx6): a multicentre, open-label, single-arm, phase 2 study. Lancet Oncol 2021; 22: 609–19

Zusammenfassung: Tisotumab vedotin showed clinically meaningful and durable antitumour activity with a manageable and tolerable safety profile in women with previously treated recurrent or metastatic cervical cancer. Given the poor prognosis for this patient population and the low activity of current therapies in this setting, tisotumab vedotin, if approved, would represent a new treatment for women with recurrent or metastatic cervical cancer.

«Publikationen in «predatory journals»: entweder gar nicht lesen, oder dann nur sehr misstrauisch zur Kenntnis nehmen»

van den Berg R et al. A solution to academic radiology’s experience with solicitation E-mails from predatory journals. Amer J Radiol 2021; 216: 233–240

Zusammenfassung: The objective of our study was to help academic researchers avoid predatory publishers by characterizing the problem with respect to radiology and medical imaging and to test an intervention to address aggressive e-mail solicitation. Of 996 faculty, 206 responded. Most (98%) received e-mails from soliciting publishers. Only 7% published articles with these publishers. Submission reasons were invitations, fee waivers, and difficulty publishing elsewhere. Overall, 94 publishers sent 257 e-mails in 51 days. 6 journals were indexed in PubMed, and 2 had verifiable impact factors. The 6 PubMed-indexed journals had a lower mean publication fee ($824) than top medical imaging journals ($3034) (p < 0.001) and had a shorter mean duration of existence (9.5 vs 49.0 years, respectively; p = 0.005). The e-mail filters captured 71% of soliciting e-mails during the initial 51-day period and 85% during the same period 1 year later. Soliciting publishers have little impact on scientific literature. Academicians can avoid soliciting e-mails with customized e-mail filters.

Prof. em. Dr. med. Martin Fey

Bern

martin.fey@insel.ch

Interessenskonflikt: Aktien von Novartis, Roche und Johnson & Johnson

Thrombotische Thrombozytopenie nach ChAdOx1 nCov-19-Impfung

Quelle: Greinacher A et al. Thrombotic Thrombocytopenia after ChAdOx1 nCov-19 Vaccination. N Engl J Med 2021;384:2092-101

Hintergrund

Nach Impfung mit dem rekombinanten Adenovirus-Vektor, der für das Spike-Protein-Antigen des schweren akuten respiratorischen Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) (ChAdOx1 nCov-19, AstraZeneca) kodiert, entwickelten mehrere Personen thrombotische Ereignisse und eine Thrombozytopenie. Mehr Daten zur Pathogenese dieser ungewöhnlichen Nebenwirkung sind notwendig.

Methode

Die klinischen und Labor-Merkmale von 11 Patienten in Deutschland und Österreich, bei denen sich nach der Impfung mit ChAdOx1 nCov-19 eine Thrombose und / oder Thrombozytopenie entwickelt hatte, wurden untersucht. Zum Nachweis von Plättchenfaktor 4 (PF4) Heparin-Antikörpern wurde ein Standard-Enzym-Immunoassay und zum Nachweis von Thrombozyten-aktivierenden Antikörpern ein modifizierter (PF4-verstärkter) Thrombozyten-Aktivierungstest unter verschiedenen Reaktionsbedingungen verwendet. Untersucht wurden Blutproben von Patienten, die zur Abklärung von Impfstoff-assoziierten thrombotischen Ereignissen überwiesen wurden, wobei 28 positiv auf das Screening mit dem PF4-Heparin-Immunoassay getestet wurden.

Ergebnisse

Von den 11 ursprünglichen Patienten waren 9 Frauen, mit einem medianen Alter von 36 Jahren (22 bis 49 Jahre). Fünf bis 16 Tage nach der Impfung traten bei diesen Patienten eines oder mehrere thrombotische Ereignisse auf, mit Ausnahme eines Patienten, der eine tödliche intrakranielle Blutung erlitt. Von den Patienten mit einem oder mehreren thrombotischen Ereignissen hatten 9 Patienten eine zerebrale Venenthrombose, 3 eine Thrombose der Splanchnikusvenen, 3 eine Lungenembolie und 4 hatten andere Thrombosen; sechs Patienten verstarben. Fünf Patienten hatten eine disseminierte intravasale Koagulation. Keiner der Patienten hatte jedoch vor dem Auftreten der Symptome Heparin erhalten. Alle 28 Patienten, die positiv auf Antikörper gegen PF4-Heparin getestet wurden, waren positiv im Thrombozyten-Aktivierungs-Assay in Anwesenheit von PF4 und unabhängig von Heparin. Die Thrombozytenaktivierung wurde gehemmt durch Heparin, Fc-Rezeptor-blockierende monoklonale Antikörper und Immunglobuline (10 mg/ml). Zusätzliche Studien mit PF4 oder PF4-Heparin-aufgereinigten Antikörpern bei 2 Patienten bestätigten die PF4-abhängige Thrombozytenaktivierung.

Schlussfolgerungen

Die Impfung mit ChAdOx1 nCov-19 kann zu der seltenen Entwicklung von immun-thrombotischer Thrombozytopenie führen, die durch Thrombozyten-aktivierende Antikörper gegen PF4 ausgelöst werden. Diese imitiert klinisch eine autoimmune Heparin-induzierte Thrombopenie.

(Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.)

Vemurafenib plus Rituximab bei refraktärer oder rezidivierter Haarzell-Leukämie

Quelle: Tiacci E et al. Vemurafenib plus Rituximab in Refractory or Relapsed Hairy-Cell Leukemia. N Engl J Med 2021;384:1810-23

Hintergrund

Die Haarzell-Leukämie (HCL) ist ein CD20+ indolentes B-Zell-Lymphom, bei dem eine BRAF V600E-Kinase-aktivierende Mutation eine pathogenetische Rolle spielt. In klinischen Studien mit Patienten mit refraktärer oder rezidivierter HCL führte die gezielte Behandlung von BRAF V600E mit dem oralen BRAF-Inhibitor Vemurafenib zu einem Ansprechen bei 91% der Patienten; 35% der Patienten hatten ein komplettes Ansprechen. Allerdings betrug das mediane rezidivfreie Überleben nur 9 Monate nach Absetzen der Behandlung.
In einer akademischen Phase-2-Studie mit Patienten mit refraktärer oder rezidivierter HCL wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von Vemurafenib (960 mg, zweimal täglich über 8 Wochen) plus Rituximab (375 mg/m2 Körperoberfläche, verabreicht in 8 Dosen über einen Zeitraum von 18 Wochen) untersucht. Der primäre Endpunkt war ein vollständiges Ansprechen am Ende der geplanten Behandlung.

Ergebnisse

Bei den 30 eingeschlossenen Patienten mit HCL betrug die mittlere Anzahl der vorangegangenen Therapien drei. Ein vollständiges Ansprechen wurde bei 26 Patienten (87%) in der Intention-to-treat-Population beobachtet. Alle Patienten mit HCL, die auf Chemotherapie (10 Patienten) oder Rituximab (5 Patienten) refraktär waren und alle Patienten, die zuvor mit BRAF-Inhibitoren behandelt worden waren (7 Patienten), zeigten ein komplettes Ansprechen. Die Thrombozytopenie klang im Median nach 2 Wochen und die Neutropenie im Median nach 4 Wochen ab.
Von den 26 Patienten mit komplettem Ansprechen waren 17 (65%) frei von minimaler Resterkrankung (MRD). Das progressionsfreie Überleben aller 30 Patienten betrug 78% bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 37 Monaten; das rezidivfreie Überleben bei den 26 Patienten mit einem Ansprechen lag bei 85% bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 34 Monaten.
In Post-hoc-Analysen korrelierten MRD-Negativität und keine vorherige BRAF-Inhibitor-Behandlung mit einem längeren rezidivfreien Überleben. Die Nebenwirkungen, meist vom Grad 1 oder 2, waren die gleichen, die zuvor für diese Wirkstoffe festgestellt worden waren.

Schlussfolgerungen

In dieser kleinen Studie war eine kurze, chemotherapiefreie, nicht-myelotoxische Behandlung mit Vemurafenib plus Rituximab bei den meisten HCL-Patienten mit einem dauerhaften kompletten Ansprechen verbunden.

Prof. Dr. med.Markus G. Manz

Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich

PD Dr. med. Alexandre Theocharides

Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich

Alexandre.Theocharides@usz.ch

Systemtherapie des hepatozellulären und cholangiozellulären Karzinoms

Während beim hepatozellulären Karzinom in den letzten beiden Jahren mit der Kombination Atezolizumab und Bevacizumab eine neue Empfehlung für die Erstlinientherapie herausgekommen ist, konnten beim cholangiozellulären Karzinom noch keine wesentlichen Durchbrüche registriert werden. Der folgende Beitrag fasst die derzeitigen Erkenntnisse zur Systemtherapie zusammen.

Alors que pour le carcinome hépatocellulaire, une nouvelle recommandation pour le traitement de première ligne est apparue ces deux dernières années avec l’association atezolizumab et bevacizumab, aucune avancée significative n’a encore été enregistrée pour le carcinome cholangiocellulaire. L’article suivant résume les résultats actuels de la thérapie systémique.

Hepatozelluläres Karzinom (HCC)

Seit Einführung des Thyrosinkinasehemmers (TKIs) Sorafenib, und später von Lenvatinib, hat sich die Therapielandschaft in der Erstlinientherapie des HCCs bis 2020 wenig verändert.
Phase-II-Studienresultate mit Checkpoint-Inhibitoren haben grosse Hoffnungen in die Immunoonkologie (I-O) gesetzt. Die ersten randomisierten Studien in der Erstlinientherapie (CheckMate 459: Nivolumab versus Sorafenib), als auch in der Zweitlinientherapie (KEYNOTE-240: Pembrolizumab versus Plazebo) haben jedoch enttäuscht: eine therapeutische Überlegenheit eines I-O-Medikaments konnte nicht nachgewiesen werden. Die Vorteile der I-O-Therapie, nämlich eine deutlich bessere Verträglichkeit und eine verbesserte Lebensqualität gegenüber einem TKI, haben für eine Zulassung als I-O-Monotherapie nicht ausgereicht.
Seit Juni 2020 empfiehlt die ESMO erstmalig eine Kombinationstherapie bestehend aus Atezolizumab und Bevacizumab, neben den beiden TKIs Sorafenib und Lenvatinib, als präferenzierte Erstlinientherapien auf der höchsten Evidenzstufe (I,A).
Die Therapieempfehlung für die Kombinationstherapie mit Atezolizumab und Bevacizumab basiert auf den Resultaten der IMbrave150-Studie (1), welche 501 nicht systemisch vorbehandelte Patienten mit fortgeschrittenem HCC (80% BCLC-Stadium C, 20% BCLC-Stadium B) mit erhaltener Leberfunktion (Child-Pugh A) eingeschlossen hat. Die Randomisierung erfolgte im 2:1-Verhältnis in Atezolizumab und Bevacizumab zu Sorafenib. Vor Studieneinschluss wurden zahlreiche HCC-spezifische Ausschlusskriterien abgefragt. Hervorzuheben sind folgende: Patienten mit viel, bzw. rasch rezidivierendem Aszites wurden ausgeschlossen. Zudem waren eine obere Panendoskopie und eine bestmögliche Behandlung aller Varizen erforderlich. Patienten mit chronischer Hepatitis B-Infektion erhielten eine antivirale Medikation, die mindestens 14 Tage vor Therapiestart eingeleitet wurde.
In der Überlebensanalyse zeigte sich eine statistisch signifikante Überlegenheit (HR 0.66) von Atezolizumab und Bevacizumab gegenüber Sorafenib (Abb. 1).

Mehr Patienten in der Sorafenib-Gruppe erhielten nach Tumorprogress weitere Systemtherapien (52%), inkl. I-O-Therapien, gegenüber den Patienten in der Atezolizumab und Bevacizumab-Gruppe (36%), die nachfolgend vorwiegend mit TKIs behandelt wurden.
Der Überlebensvorteil von Atezolizumab und Bevacizumab basiert auf einer längeren progressionsfreien Zeit (7 versus 4 Monate, HR 0.65) und einer höheren Tumoransprechrate gemäss RECIST 1.1 (30% versus 11%). Die mediane Behandlungszeit war demzufolge deutlich länger unter Atezolizumab und Bevacizumab (8 und 7 Monate), als unter Sorafenib (3 Monate).
Bezogen auf behandlungsassoziierte Grad-3- und -4-Toxizitäten ergaben sich keine deutlichen Unterschiede (43%/46%). Das Nebenwirkungsspektrum zeigte hingegen Unterschiede: Hypertension, Proteinurie, Pyrexie traten häufiger unter Atezolizumab und Bevacizumab auf; hingegen dominierte eine Diarrhoe, eine Appetitminderung und ein Hand-Fuss-Syndrom unter Sorafenib. Blutungen traten bei 7% bzw. 5% der Patienten auf.
Viele Patienten erhalten seither die Therapie mit Atezolizumab und Bevacizumab. Es ist zu wünschen, dass diese Behandlung, wie auch nachfolgende Therapiesequenzen innerhalb des SAKK-Registers für Immuntherapien (AlpineTIR) verfolgt werden können. Durch den Einsatz einer I-O-Therapie verschieben sich die nachfolgenden Therapien jeweils um eine Linie. Diese Neuanordnung der Behandlungsabfolge, welche von der ASCO empfohlen wird (3), erfordert eine Neuüberprüfung der Wirksamkeit der TKIs nach Vorbehandlung mit I-O-Therapien.
In naher Zukunft wird es weitere Erkenntnisse aus grossen Therapiestudien in der Erstliniensituation geben.
Einen Überblick hierzu gibt Tabelle 1: Interessant sind dabei Kombinationen aus I-O und TKIs, sowie I-O-Kombinationen.
Ferner werden I-O-Therapien auch in 4 grossen adjuvanten Studien (CheckMate 209-9DX, EMERALD-2, Keynote-937, und IMbrave050) entweder als Monotherapie, oder als Kombinationstherapien studiert.

Cholangiozelluläres Karzinom (CCA)

Gallenwegs-, respektive cholangiozelluläre Karzinome (CAA) sind ein Sammelbegriff für klinisch und biologisch heterogene Tumore. Abgesehen von CCA im frühen Tumorstadium ist die Prognose schlecht. Nach Tumorresektion ist eine adjuvante Chemotherapie mit Capecitabine über 6 Monate gemäss BilCAP-Studie (4) ein Behandlungsstandard. Bei R1-Resektion kommt auch eine Radiochemotherapie in Frage.
In der Palliativsituation wird bei Patienten in gutem Allgemeinzustand (ECOG 0-1) eine Chemotherapie mit Cisplatin und Gemcitabine durchgeführt. Diese Behandlung basiert auf einer längeren medianen Lebensdauer (12 versus 8 Monate) unter dieser Kombinationschemotherapie, verglichen mit einer Gemcitabine-Monotherapie in einer randomisierten Studie (5). Eine Monotherapie mit Gemcitabine wird bei eingeschränktem Allgemeinzustand bevorzugt. Die progressionsfreie Zeit in der ABC-02 Studie (5) war bei einer Therapiedauer von bis zu 6 Monaten verlängert (8 versus 5 Monate). Die Tumoransprechrate lag bei 27% versus 16%.
Nach Progression unter bzw. nach der Erstlinientherapie wird frühzeitig von der ESMO eine breite molekulare Paneldiagnostik empfohlen (6), da bei ca. 50% eine prädiktive Veränderung gefunden wird, die eine zielgerichtete Therapie ermöglicht (Abb. 3; abgewandelt von (7)).
Abbildung 2 zeigt die einzelnen Therapieoptionen. Die Verteilung der einzelnen prädiktiven Veränderungen ist abhängig von der Primärlokalisation der Tumore. Beim intrahepatischen CCA dominieren FGFR-1-3-Fusionen oder Rearrangements, sowie IDH 1/2 Mutationen. HER-2-Amplifikationen und BRAF-Mutationen finden sich hingegen gehäuft beim Gallenblasenkarzinom.
In einer Phase III-Studie (8) bei IDH1-mutierten, prädominanten intrahepatischen CCAs konnte der IDH-Inhibitor Ivosidenib gegenüber Placebo ein verlängertes PFS (HR 0.37) nachweisen. 70% der Patienten im Plazeboarm erhielten im weiteren Verlauf Ivosidenib, weswegen kein statistisch signifikanter Überlebensvorteil nachweisbar war. Das gut verträgliche Medikament lässt sich aktuell leider nur in einem «for charge program» via Clinigen beziehen.

Pemigatinib (Pemazyre) ist ein Vertreter von FGFR-Inhibitoren, die in Phase II-Studien eine gute Tumorwirksamkeit bei Patienten mit CCA- und FGFR2-Fusionen oder Rearrangements zeigen. Pemigatinib wurde von der FDA als erstes zielgerichtetes Medikament zur Behandlung des CCAs zugelassen und hat einen «Orphan Statuts» der EMA. Es ist als «Named Patient Programm» in der zweiten Therapielinie verfügbar. Drei FGFR-Inhibitoren (Pemigatinib, Infigratinib und Futibatinib) werden aktuell in Phase III-Studien in der Erstlinientherapie gegenüber einer Chemotherapie mit Cisplatin und Gemcitabine untersucht.
Alle weiteren zielgerichteten Therapien basieren auf Phase II-Studienevidenz. Checkpoint-Inhibitoren zeigten bislang bei unselektionierten Patienten eine geringe Wirksamkeit, ausgenommen bei Patienten mit mikrosatelliteninstabilen CCAs.
Nur wenn keine zielgerichtete Therapie möglich ist, wird eine palliative Zweitlinienchemotherapie mit FOLFOX oder FOLFIRI empfohlen.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Prof. Dr. med. Dieter Köberle

St. Claraspital AG
Tumorzentrum
Kleinriehenstrasse 30
4058 Basel

tumorzentrum@claraspital.ch

Advisory-Board-Teilnahme Roche und BMS.

1. Finn RS et al. Atezolizumab plus Bevacicizumab in unresectable hepatocellular carcinoma. NEJM 2020;382:1894-95
2. Finn RS et al. IMbrave150: updated overall survival data from a global, randomized, open-label Phase III study of atezolizumab + bevacizumab vs sorafenib in patients with unresectable hepatocellular carcinoma. ASCO GI 2021. Abstract 267
3. Gordan JD et al. Systemic therapy for advanced hepatocellular carcinoma: ASCO guideline. J Clin Oncol 2020 (36):4317-45
4. Primrose JN et al: Capecitabine compared with observation in resected biliary tract cancer (BILCAP): a randomized, controlled, multicentre, phase 3 study. Lancet Oncol 2019 (5): 663-673
5. Lamaraca A et al. Second-line FOLFOX chemotherapy versus active symptom control for advanced biliary tract cancer (ABC-06): a phase 3, open-label, randomized, controlled trial. Lancet Oncol 2021; 1:690-701
6. Mosele F et al: Recommendations for the use of next-generation sequencing (NGS) for patients with metastatic cancers: a report from the ESMO Precision Medicine Working Group. Ann Oncol 2020;11:1491-1505
7. Harsha Tella S et al: Second-line therapies in advanced biliary tract cancers. Lancet Oncol 2020;21(1):e29-e41
8. Abou-Alfa GK et al: Ivosidenib in IDH1-mutant, chemotherapy-refractory cholangiocarcinoma (ClarIDHy): a muticentre, randomized, double-blind, placebo-controlled, phase 3 study. Lancet Oncol 2020;21(6): 796-807

Onkologische Therapie der alten Frau

Das Alter unserer gynäkologischen Patientinnen steigt stetig an. Aktuell liegt die durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau in der Schweiz bei ca. 86 Jahren. Erreicht sie das
80. Lebensjahr ohne kompromittierende Nebendiagnosen, so hat sie gute Chancen, ein noch deutlich höheres Alter zu erreichen (1). Somit haben onkologische Erkrankungen und die damit verbundene Behandlung starken Einfluss auf die Lebensqualität und die noch verbleibende Lebenserwartung einer Patientin.

L’âge de nos patientes gynécologiques augmente continuellement. En Suisse, à l’heure actuelle, l’espérance de vie d’une femme se situe à env. 86 ans. Une femme qui arrive à 80 ans sans diagnostics accessoires compromettants, a de bonnes chances d’atteindre même un âge bien plus élevé (1). De ce fait, les affections oncologiques et les traitements qui en découlent influencent largement la qualité de vie d’une patiente et le nombre d’années qu’elle peut encore espérer de vivre.

Wir als behandelnde Ärztinnen sind plötzlich damit konfrontiert, Entscheidungen zu fällen, ob eine adäquate, teils belastende Therapie einer Patientin noch zugemutet werden kann oder ob der Weg der leitliniengerechten Behandlung aufgrund des Alters der Patientin verlassen werden muss. Plötzlich müssen wir uns Fragen stellen, die bei einer jungen Patientin gar nicht erst aufkommen: «Wie alt ist alt?», «Auf Grund welcher Aspekte treffen wir Therapieentscheidungen?», «Was soll die onkologische Therapie bewirken?», «Welche Evidenz haben wir für die Altersgruppe >65 Jahre bzw. >80 Jahre?» und letztendlich auch die volkswirtschaftlich und ethisch schwierige Frage «Unter welchen Bedingungen sollen die Kosten für eine teure onkologische Therapie bei Überschreiten der durchschnittlichen Lebenserwartung übernommen werden?».

Mammakarzinom

Die Behandlung des Mammakarzinoms der älteren Frau oder, deutlich seltener, des älteren Mannes stellt uns, wie manch anderes Karzinom im Alter, vor teilweise schwierige Entscheidungen, insbesondere wenn es sich nicht um ein kleines, Hormonrezeptor-positives Karzinom handelt. Je älter die Patientinnen, desto häufiger sind Co-Morbiditäten, welche die Entscheidungsfindung deutlich beeinflussen. Zum einen reduziert sich die Lebenserwartung bei einem Mammakarzinom und gleichzeitigem Vorliegen von Co-Morbiditäten um stattliche 50% (2), zum anderen steigt das Risiko von Nebenwirkungen und somit deutlicher Einschränkung der Lebensqualität hervorgerufen durch die onkologische Therapie.
Insgesamt treten 50% aller Mammakarzinome bei Frauen über 65 Jahre auf und das Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken, steigt mit dem Alter. Während das Risiko bei 40-49 Lebensjahren noch bei 1:68 liegt, ist es bei 60-69 Lebensjahren schon bei 1:26. Ist eine Frau älter als 70 Jahre, liegt ihr Lifetime-Risiko sogar bei 1:8. Die «Standard»-Mammakarzinom-Patientin ist also nicht 35-50 Jahre alt, sondern 61 Jahre!
Ältere Frauen sind jedoch sehr oft von den üblichen adjuvanten Mammakarzinom-Studien ausgeschlossen, weswegen es keine gute Evidenz für die Behandlung in dieser Population gibt. Ausserdem sind die üblichen Online-Tools, wie z.B. Adjuvant Online!, nicht validiert für Frauen >69 Jahre und lassen relevante Komorbiditäten ausser Acht.
Gemäss Literatur erhalten ältere Patientinnen häufiger eine primäre endokrine Therapie ohne Operation oder direkt eine Mastektomie und seltener eine Radiotherapie nach brusterhaltender Operation (3).
Eine weitere Studie mit fast 50 000 Brustkrebspatientinnen zeigte, dass die Rate an adjuvanter Chemotherapie für das Mammakarzinom Stadium I-II, HR-negativ und nodal positiv bei den 67- bis 69-Jährigen bei 80% lag und bei den über 85-Jährigen nur noch <10% (4).
Zudem konnte gezeigt werden, dass das Risiko, am Mammakarzinom Stadium 1 und 2 zu versterben, bei den 85-89-Jährigen im Vgl. zu den 67-69-Jährigen höher liegt (hazard ratio 1.5, 95% Cl 1.3-1.7) (4, 5). Dies ist sicherlich auch damit zu begründen, dass höheres Alter meist weniger Therapie bedeutet, und die Karzinome wegen fehlendem Mammographiescreening ab 70 Jahre später entdeckt werden.
Die Entscheidung betreffend der Therapie des Mammakarzinoms der älteren Frau sollte individualisiert erfolgen und neben der Tumorbiologie und dem allgemeinen Gesundheitszustand auch die persönlichen Präferenzen der Patientin und allenfalls ihrer Familie miteinbeziehen. Das Alter alleine sollte nicht primär für eine Therapieentscheidung relevant sein.
Verschiedenste Tools und Assessments sind mittlerweile zur Standortbestimmung bei älteren Patientinnen verfügbar und in Studien getestet. So schätzt beispielsweise das Online Tool ePrognosis (6) die Lebenserwartung aufgrund verschiedenster Parameter ab. Dieses Tool wurde auch in einer Studie mit älteren Patientinnen mit frühen Mammakarzinom-Stadien untersucht (7). Da es das Mortalitätsrisiko ohne Karzinomerkrankung berechnet, kann es vor allem bei der Entscheidung über eine Chemotherapie hilfreich sein.
Anhand der vorliegenden Daten zeigt sich nämlich, dass bei Patientinnen über 65 Jahre das Risiko, aufgrund einer Nebenwirkung einer adjuvanten Chemotherapie hospitalisiert zu werden, mehr als doppelt so hoch ist als bei den jüngeren Frauen (8). Der Chemo-Toxicity Calculator (www.mycarg.org, Copyright © 2020 Cancer and Aging Research Group) könnte in Zukunft auch ein nützliches Tool sein, da er sich auf die Berechnung der Wahrscheinlichkeit von Grad 3-5 Toxizitäten während der Chemotherapie bei älteren Patienten spezialisiert (9). Andere Modelle zur Voraussage der Chemotherapietoxizität werden aktuell in Studien erarbeitet und/oder getestet (10).
Eine prätherapeutische geriatrische Standortbestimmung ist ebenfalls sehr hilfreich. Auch hier gibt es verschiedenste Fragebogen, auf welche wir später noch eingehen werden.
Gemäss den aktuellen Empfehlungen soll die Behandlung des Mammakarzinoms der älteren Frau, welche sich in einem guten Allgemeinzustand befindet, analog der Behandlung der jüngeren Frau erfolgen. Die chirurgische Therapie sollte gemäss den aktuellen Leitlinien erfolgen, wobei aber ein axilläres Staging nur empfohlen ist, wenn es einen Einfluss auf die Nachbehandlung hat. Da mit dem Alter das Risiko eines Lokalrezidives sinkt, kann unter folgenden Bedingungen auf eine Radiotherapie verzichtet werden: Alter >70 Jahre, T1-Tumor, ER positiv, cN0 oder pN0, compliant für endokrine Therapie (Abb. 1) (11). Eine Alternative zur herkömmlichen Radiotherapie kann das hypofraktionierte Schema mit 15-16 Sitzungen sein. Auch die Indikation zur Chemotherapie soll in Analogie zu jüngerem Alter erfolgen. Der Benefit einer Chemotherapie ist identisch bei der älteren Altersgruppe, wobei aber die Toxizität, wie bereits erwähnt, bis zu 10-fach höher liegt. Alternative Chemotherapie-Regimes zu einer Anthrazyklin-haltigen Chemotherpie sind z.B. Docetaxel/Cyclophosphamid (TC), orales CMF oder eventuell Capecitabine. Ist die Patientin über 70 Jahre alt, wird eine primäre Prophylaxe der febrilen Neutropenie mit G-CSF empfohlen.
Bei der älteren Mammakarzinom-Patientin in einem reduzierten Allgemeinzustand bzw. mit relevanten Co-Morbiditäten, ist, falls möglich, die Chirurgie der medikamentösen Therapie vorzuziehen. Das Rezidivrisiko ist nach Chirurgie mit oder ohne adjuvanter endokriner Therapie deutlich kleiner als nach alleiniger endokriner Therapie (12, 13).
Eine adjuvante Nachbehandlung, ausser der endokrinen Therapie, ist insbesondere bei erniedrigter Lebenserwartung und zu erwartender hoher Toxizität nicht empfohlen.
Ist eine chirurgische Therapie nicht möglich oder nicht gewollt, sind folgende Vorgehen empfohlen: Beim ER-positiven Karzinom eine primär endokrine Therapie, beim ER-negativen Karzinom eine single-agent Chemotherapie in Analogie zur metastatischen Situation, beim Her-2-positiven Karzinom Trastuzumab mit/ohne Chemotherapie analog einer metastatischen Situation oder alternativ eine rein supportive Therapie. Eine primäre Radiotherapie sollte im Falle einer nicht möglichen chirurgischen Therapie rein palliativ aufgrund von Resistenz auf die primäre endokrine Therapie bzw. von lokalem Progress erfolgen.

Gynäkologische Tumore

Die Diagnose eines Ovarial- oder Endometriumkarzinomes wird häufig im höheren Alter gestellt und dann nicht selten in einem fortgeschrittenen Stadium. So ist die Inzidenz des Ovarialkarzinoms in der Altersgruppe der 75- bis 79-Jährigen am höchsten. Entgegen der oftmals verbreiteten Meinung, dass es sich im Alter um weniger aggressive Tumoren handle, zeigt sich gerade bei älteren Patientinnen mit diesen Karzinomen häufig sogar eine aggressivere Tumorbiologie (14, 15).

Ovarialkarzinom

Bezüglich des Ovarialkarzinoms ist das Tumordebulking mit möglichst R0-Resektion, gefolgt von einer platinhaltigen Chemotherapie, seit Langem die leitliniengerechte Therapie. Eine Studie aus Frankreich zeigte jedoch, dass lediglich rund die Hälfte aller Patientinnen älter als 70 Jahre eine adäquate operative und systemische Therapie erhalten haben (16). In dieser Metaanalyse von 2007 wurde gezeigt, dass in einzelnen Kohorten fast die Hälfte aller Patientinnen >80 Jahre keine Chemotherapie erhielten, in der Gruppe >65 Jahre waren es lediglich ein Viertel (17). Dies mit der entsprechend negativen Auswirkung auf die Mortalität. Oftmals zeigt sich die Nachbehandlung bei älteren Patientinnen nicht adäquat: eine adjuvante Chemotherapie beginnt aufgrund von postoperativen Komplikationen verzögert oder wird aufgrund von Toxizität vorzeitig abgebrochen. Es zeigte sich, dass eine vermehrte Rate an Komplikationen mit erhöhter Krebsmortalität assoziiert ist: bei zwei oder mehr postoperativen Komplikationen oder Verzögerung des Beginns der adjuvanten Chemotherapie erhöht sich das Risiko, am Ovarialkarzinom zu versterben, um 30% (18). Eine retrospektive Kohortenstudie in den USA von 7938 Frauen älter als 65 Jahre zeigte, dass das alleinige Tumordebulking ohne nachfolgende Chemotherapie den gleichen Outcome bezüglich Survival hatte wie rein supportive Massnahmen. Die alleinige Chemotherapie führte zu einem Survival Benefit von 14.4 Monaten, während die optimale Therapie ein medianes Überleben von 39 Monaten zeigte (19).
Die bei älteren Frauen mit FIGO III Karzinom häufiger durchgeführte neoadjuvante Chemotherapie hat somit durchaus ihre Berechtigung, jedoch nur mit optimalem Resultat, wenn diese Patientinnen in der Folge auch dem Intervalldebulking zugeführt werden. Wenn jedoch nach der systemischen Therapie keine anschliessende Operation durchgeführt wird oder werden kann, wirkt sich dies für die Patientinnen nachteilig aus (20).

Endometriumkarzinom

Auch beim Endometriumkarzinom wird eine Untertherapie bei älteren Patientinnen häufiger beobachtet, obwohl die Mehrheit der Patientinnen minimalinvasiv operiert werden kann. Die systematische pelvine und paraaortale Lymphonodektomie mit der damit verbundenen Morbidität wurde insbesondere bei den nicht high-risk Histologien mittlerweile durch das Sentinel-Verfahren zunehmend abgelöst. Ein nodales Staging soll aber nur indiziert werden, wenn eine adjuvante Systemtherapie oder Radiotherapie in der Folge auch durchgeführt werden würde. In Bezug auf adjuvante Behandlungen zeigte sich ebenfalls, dass bei betagteren Patientinnen diese signifikant seltener durchgeführt werden, was Auswirkungen auf die Rezidivrate und die Mortalität zeigt (14, 15) und als negativer prognostischer Faktor gilt (14).
In der prätherapeutischen Tumorboard-Besprechung ist es von essentieller Bedeutung, dass der Alterszustand einer Patientin durch eine onkologisch erfahrene ÄrztIn eingeschätzt wird, welche sie persönlich kennt und das Gremium bezüglich individueller Risiken und Nutzen von Behandlungsstrategien wie auch Behandlungswünschen der Patientin beraten kann. Dabei können geriatrische Assessments hilfreich sein. Präoperativ diejenigen Patientinnen herauszufiltern, welche ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Komplikationen aufweisen und welche nicht fit genug sind, ein radikales Tumordebulking durchzustehen, ist essentiell. Das Gleiche gilt für Patientinnen, welche einer aggressiven Chemotherapie zugeführt werden sollen.
Eine deutsche Arbeitsgruppe konnte den prognostischen Nutzen des age-adjusted Charlson Comorbidity Index (ACCI) (Abb. 2
und 3) auf die postoperative Morbidität und das Overall-Survival bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom klar nachweisen (21). Residueller Tumor nach Debulking-Operation war in der Gruppe mit einem hohen ACCI-Score signifikant häufiger als in der Gruppe mit einem tiefen ACCI-Score. Das Gleiche gilt für die postoperativen Komplikationen sowie das Overall-Survival: ein hoher ACCI-Score ist mit mehr Komplikationen sowie einem geringeren Overall-Survival assoziiert.


In der prospektiven multizentrischen Kohortenstudie ONCODAGE konnte gezeigt werden, dass der G8 geriatric questionaire (Abb. 4) mit guter Sensitivität aktuell eines der besten Screening-Tools ist, um Patientinnen zu identifizieren, welche von einer geriatrischen Einschätzung profitieren (22) und die behandelnden Ärzte eine maximale Therapie möglicherweise nochmalig überdenken lassen sollte. Das Erfassen des G8 dauert ungefähr 5 Minuten und kann sowohl durch den Arzt als auch durch Pflegefachpersonal oder wissenschaftliche Mitarbeiter erfasst werden. Er lässt sich einfach in die tägliche praktische Tätigkeit integrieren und kann so in der Beurteilung bezüglich Morbidität im Rahmen einer Krebsbehandlung hilfreich sein.


Wünschenswert wäre es, mit Hilfe solcher Assessment-Tools sowie weiterer Forschung die prätherapeutischen Prozesse so zu verfeinern, dass jede Patientin – insbesondere die ältere und alte Frau – die für sie optimale Therapie erhält, welche sowohl ihre individuellen Risikofaktoren als auch Ressourcen berücksichtigt, und ihr trotz Co-Morbiditäten eine möglichst leitliniengerechte Behandlung ermöglicht. Somit könnten unsere Patientinnen an den Tumorboards objektiver beurteilt und es könnte eine individualisierte Therapieempfehlung abgegeben werden.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Zweitabdruck des in info@gynäkologie 06-2020 erschienen Originalartikels.

Dr. med. Sabrina Schraag

Frauenklinik Stadtspital Waid und Triemli Zürich
Birmensdorferstrasse 497
8063 Zürich

Dr. med. Nadja Bosshard

Frauenklinik Stadtspital Waid und Triemli Zürich
Birmensdorferstrasse 497
8063 Zürich

Dr. med. Natalie Gabriel

Frauenklinik Stadtspital Waid und Triemli Zürich
Birmensdorferstrasse 497
8063 Zürich

Die Autorinnen haben im Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.

◆ Bei älteren Patientinnen ist eine onkologische Untertherapie aufgrund von postoperativen Komplikationen mit damit verbundenem verspätetem Beginn einer adjuvanten Therapie oder vorzeitigem Therapieabbruch wegen Toxizitäten häufiger zu beobachten als bei jüngeren Frauen, was sich nachteilig auf die Prognose auswirkt.
◆ Bei der älteren Patientin sollte eine individualisierte Karzinomtherapie unter Einbezug des Gesundheitszustandes mit Zuhilfenahme der aktuell verfügbaren Tools und Assessments erfolgen.
◆ Die Behandlung des Mammakarzinoms bei der Seniorin in einem guten Allgemeinzustand erfolgt analog der Behandlung der jüngeren Patientin.
◆ Beim Ovarialkarzinom FIGO III-IV bei älteren Patientinnen muss die Indikation zum primären Tumordebulking vorsichtig gestellt werden, damit die im Anschluss notwendige Chemotherapie nicht wegen postoperativen Komplikationen deutlich verzögert oder gar nicht durchgeführt werden kann.
◆ Beim Endometriumkarzinom ist auch bei alter Patientin nach Möglichkeit die minimal-invasive Hysterektomie mit Adnexektomie die Therapie der Wahl. Ein nodales Staging soll nur durchgeführt werden, wenn weitere adjuvante Therapien in Frage kommen würden.

Messages à retenir
◆ Chez la patiente plus âgée, un sous-traitement oncologique s’observe plus souvent que chez la patiente plus jeune, notamment en raison de complications post-opératoires retardant le début du traitement adjuvant ou de toxicités provoquant un arrêt prématuré du traitement. Ceci péjore le pronostic.
◆ Chez la patiente plus âgée le traitement oncologique devrait être individualisé et prendre en considération son état de santé global, en utilisant les tools et assessments actuellement disponibles.
◆ La prise en charge du cancer du sein chez la patiente plus âgée en bon état général est comparable à celle de la patiente plus jeune.
◆ En cas de cancer de l’ovaire du stade FIGO III – IV, le debulking maximal primaire doit être indiqué avec prudence. Il s’agit d’éviter des complications postop. qui retarderaient de manière importante – ou rendraient même impossible – le début de la chimiothérapie.
◆ En cas de cancer de l’endomètre, la thérapie de premier choix chez la patiente plus âgée est, pour autant que possible, l’hystérectomie mini-invasive avec annexectomie bilatérale. Une lymphadénectomie devrait seulement être indiquée si un traitement adjuvant postop. était réellement envisagé.

1. Bundesamt für Statistik BFS – BEVNAT, STATPOP, ESPOP.
2. Extermann M, Aapro M. Assessment of the older cancer patient. Hematol Oncol Clin North Am 2000; 14:63.
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