Ruxolitinib bei glukokortikoidrefraktärer akuter Graft-versus-Host-Krankheit

Ruxolitinib bei glukokortikoidrefraktärer akuter Graft-versus-Host-Krankheit

Quelle: Zeiser R et al. Ruxolitinib for Glucocorticoid-Refractory Acute Graft-versus-Host Disease. New Engl J Med 2020 22. April; DOI: 10.1056/NEJMoa1917635

Hintergrund

Die akute Graft-versus-Host-Krankheit (GVHD) stellt nach wie vor eine wesentliche Komplikation der allogenen hämatopoietischen Stammzelltransplantation (allo-HSZT) dar; nicht alle Patienten sprechen auf die Standardbehandlung mit Glukokortikoiden an. In einer Phase 2-Studie (REACH1) zeigte Ruxolitinib (Rux), ein selektiver Januskinase-Inhibitor (JAK1 und JAK2), potenzielle Wirksamkeit bei Patienten mit glukokortikoid-refraktärer akuter GVHD.

Methoden

REACH2 ist eine multizentrische, randomisierte, offene Phase-3-Studie, in der die Wirksamkeit und die Sicherheit von oralem Rux (10 mg zweimal täglich) mit der Therapiewahl des Prüfarztes aus einer Liste von neun häufig verwendeten Optionen (Kontrolle) geprüft wurde. Eingeschlossen wurden Patienten im Alter von 12 Jahren oder älter, die unter einer Glukokortikoid-refraktären akuten GVHD nach allo-HSZT litten. Der primäre Endpunkt war das Gesamtansprechen (vollständiges Ansprechen oder Teilansprechen) am Tag 28. Der wichtigste sekundäre Endpunkt war ein dauerhaftes Gesamtansprechen am Tag 56.

Resultate

Insgesamt wurden 309 Patienten randomisiert; 154 Patienten wurden der Rux-Gruppe und 155 der Kontrollgruppe zugeordnet. Das Gesamtansprechen am Tag 28 war in der Rux-Gruppe höher als in der Kontrollgruppe (62% [96 Patienten] vs. 39% [61Patienten]; Odds Ratio, 2,64; 95% Konfidenzintervall [CI], 1,65 bis 4,22; P<0,001). Auch das dauerhafte Gesamtansprechen an Tag 56 war in der Rux-Gruppe höher als in der Kontrollgruppe (40% [61 Patienten] vs. 22% [34 Patienten]; Odds Ratio, 2,38; 95% CI, 1,43 bis 3,94; P<0.001). Die geschätzte kumulative Inzidenz des Ansprechverlustes nach 6 Monaten betrug 10% in der Rux-Gruppe und 39% in der Kontrollgruppe. Das mediane «versagensfreie» Überleben (failure-free survival) war mit Rux deutlich länger als in der Kontrolltherapie (5.0 Monate vs. 1.0 Monate; Hazard Ratio für ein Rezidiv oder Fortschreiten der hämatologischen Erkrankung, nicht rückfallbedingten Tod oder Zugabe einer neuen systemischen Therapie bei akuter GVHD, 0,46; 95% CI, 0,35 bis 0,60). Das mediane Gesamtüberleben betrug 11.1 Monate in der Rux-Gruppe und 6.5 Monate in der Kontrollgruppe (Hazard Ratio für Tod, 0,83; 95% CI, 0,60 bis 1,15). Die häufigsten unerwünschten Ereignisse bis zum Tag 28 waren Thrombozytopenie (bei 50 von 152 Patienten [33%] in der Rux-Gruppe und 27 von 150 [18%] in der Kontrollgruppe), Anämie (bei 46 Patienten [30%] bzw. 42 Patienten [28%]) und Zytomegalievirus-Infektion (bei 39 Patienten [26%] und 31 Patienten [21%]).

Schlussfolgerungen

Die Rux-Therapie zeigte eine signifikant bessere Wirksamkeit mit einer höheren Inzidenz von Thrombozytopenie im Vergleich zur Kontrolltherapie.

ICARIA-MM: eine randomisierte, multizentrische, open label, Phase-3-Studie mit Isatuximab plus Pomalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason vs. Pomalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason bei Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Multiplem Myelom

Quelle: Attal M et al.Isatuximab plus pomalidomide and low-dose dexamethasone versus pomalidomide and low-dose dexamethasone in patients with relapsed and refractory multiple myeloma (ICARIA-MM): a randomised, multicentre, open-label, phase 3 study. Lancet. 201;394(10214):2096-2107.

Hintergrund

Isatuximab ist ein monoklonaler Antikörper, der an ein spezifisches Epitop auf dem menschlichen CD38-Rezeptor bindet und antitumorale Aktivität über multiple Wirkungsmechanismen aufweist. In einer früheren Phase-1b-Studie wurden bei Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Multiplen Myelom mit einer Kombination von Isatuximab mit Pomalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason ein Gesamtansprechen von ca. 65% erreicht. Das Ziel dieser Studie war die Bestimmung des progressionsfreien Überlebens von Isatuximab plus Pomalidomid und Dexamethason im Vergleich zu Pomalidomid und Dexamethason bei Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Multiplen Myelom.

Methoden

ICARIA-MM ist eine randomisierte, multizentrische, open label Phase-3-Studie, welche an 102 Krankenhäusern in 24 Ländern Europas, Nordamerikas und dem asiatisch-pazifischen Raum durchgeführt wurde. Die Studienteilnehmer waren erwachsene Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Multiplem Myelom, die mindestens zwei vorangegangene Behandlungslinien erhalten hatten, darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor. Sie wurden 1:1 in die Isatuximab 10 mg/kg plus Pomalidomid 4 mg plus Dexamethason 40 mg (20 mg für Patienten im Alter von ≥ 75 Jahren) Gruppe, oder in die Pomalidomid 4 mg plus Dexamethason 40 mg Gruppe randomisiert. Die Randomisierung erfolgte mit Hilfe der Inter-active-Response-Technologie und stratifiziert nach der Anzahl der vorangegangenen Behandlungslinien (2-3 vs. > 3) und Alter (< 75 Jahre vs. ≥ 75 Jahre). Die Behandlungen erfolgten auf der Grundlage eines permutierten blockierten Randomisierungsschemas mit einer Blockgrösse von vier. Die Isatuximab-Pomalidomid-Dexamethason-Gruppe erhielt Isatuximab intravenös an den Tagen 1, 8, 15 und 22 im ersten 28-Tage-Zyklus, dann an den Tagen 1 und 15 in den nachfolgenden Zyklen. Beide Gruppen erhielten orales Pomalidomid an den Tagen 1 bis 21 in jedem Zyklus und orales oder intravenöses Dexamethason an den Tagen 1, 8, 15 und 22 von jedem Zyklus. Die Behandlung wurde bis zur Progression der Krankheit, nicht akzeptablen Toxizität oder zum Entzug der Einwilligung fortgesetzt. Dosisreduktionen bei unerwünschten Nebenwirkungen waren für Pomalidomid und Dexamethason, aber nicht für Isatuximab erlaubt. Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben, beurteilt durch ein unabhängiges Komitee in der ITT-Population. Die Sicherheit wurde bei allen Teilnehmern, die mindestens eine Dosis des Studienmedikaments erhielten evaluiert.

Ergebnisse

Zwischen dem 10. Januar 2017 und dem 2. Februar 2018 wurden 307 Patienten nach dem Zufallsprinzip einer Gruppe zugeteilt: 154 zu Isatuximab-Pomalidomid-Dexamethason und 153 zu Pomalidomid-Dexamethason. Bei einem medianen Follow-up von 11.6 Monaten (IQR 10.1-13.9) betrug das mediane progressionsfreie Überleben 11.5 Monate (95% CI 8-9-13-9) in der Isatuximab-Pomalidomid-Dexamethason-Gruppe gegenüber 6.5 Monaten (4.5- 8.3) in der Pomalidomid-Dexamethason-Gruppe; Hazard Ratio 0-596, 95% CI 0-44-0-81; p = 0-001 stratifizierter Log-Rank-Test. Die häufigsten behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse (jeder Grad; Isatuximab-Pomalidomid-Dexamethason vs. Pomalidomid-Dexamethason) waren Infusionsreaktionen (56 [38%] vs. 0), Infektionen der oberen Atemwege (43 [28%] vs. 26 [17%]) und Durchfall (39 [26%] gegenüber 29 [20%]). Unerwünschte Ereignisse mit tödlichem Ausgang wurden bei 12 Patienten (8%) in der Isatuximab-Pomalidomid-Dexamethason-Gruppe und 14 (9%) in der Pomalidomid-Dexamethason-Gruppe dokumentiert. Todesfälle aufgrund von behandlungsbedingten unerwünschten Ereignissen wurden bei einem Patienten (< 1%) in der Isatuximab-Pomalidomid-Dexamethason-Gruppe (Sepsis) und zwei (1%) in der Pomalidomid-Dexamethason-Gruppe (Pneumonie und Harnwegsinfektionen) registriert.

Interpretation

Die Zugabe von Isatuximab zu Pomalidomid-Dexamethason verbessert das progressionsfreie Überleben bei Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Multiplem Myelom. Isatuximab ist eine wichtige neue Option für die Behandlung des rezidivierten und refraktären Myeloms, insbesondere für Patienten, die refraktär auf Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor sind.

Belantamab-Mafodotin für das rezidivierte oder refraktäre Multiple Myelom (DREAMM-2): eine zweiarmige, randomisierte, open-label, Phase-2-Studie

Quelle: Lonial S et al. Belantamab mafodotin for relapsed or refractory multiple myeloma (DREAMM-2): a two-arm, randomised, open-label, phase 2 study. Lancet Oncol 2020: 21: 207–21

Hintergrund

Belantamab mafodotin (GSK2857916), ein Immunkonjugat, das gegen das B-Zell-Maturations-Antigen (BCMA) gerichtet ist, zeigte Monotherapieaktivität in der Phase-1-Studie DREAMM-1 bei stark vorbehandelten Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplem Myelom. In der DREAMM-2-Studie wurde die Sicherheit und die Aktivität von Belantamab mafodotin weiter untersucht.

Methoden

DREAMM-2 ist eine offene, zweiarmige Phase-2-Studie, die an 58 Spezialzentren für Multiples Myelom in acht Ländern, Patienten (Alter ≥18 Jahre) mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplem Myelom mit Progression der Erkrankung nach drei oder mehr Therapielinien rekrutierte. Die Patienten waren gegen immunmodulierende Medikamente und Proteasom-Inhibitoren refraktär, und refraktär oder intolerant (oder beides) gegenüber einem monoklonalen anti-CD38-Antikörper bei einem ECOG-Score von 0-2.
Sie wurden zentral nach dem Zufallsprinzip (1:1) mit permutierten Blöcken (Blockgrösse 4) randomisiert und stratifiziert nach vorherigen Therapielinien (≤4 vs >4) und zytogenetischen Merkmalen, zu Belantamab mafodotin 2-5 mg/kg oder 3-4 mg/kg über intravenöse Infusion alle 3 Wochen am Tag 1 jedes Zyklus bis zum Fortschreiten der Krankheit oder zu inakzeptabler Toxizität zugeteilt. Die Intention To Treat (ITT) Population umfasste alle randomisierten Patienten, unabhängig von der Behandlungsart. Die Sicherheitspopulation umfasste alle Patienten, die mindestens eine Dosis Belantamab mafodotin erhielten. Der primäre Endpunkt war das durch ein unabhängiges Komitee untersuchte Gesamtansprechen.

Ergebnisse

Zwischen dem 18. Juni 2018 und dem 2. Januar 2019 wurden 293 Patienten geprüft und 196 in die ITT Population aufgenommen (97 in der 2.5 mg/kg-Kohorte und 99 in der 3.4 mg/kg-Kohorte). Mit Stand 21. Juni 2019 (primärer Stichtag der Analysedaten) erreichten 30 (31%; 97-5% CI 20-8-42-6) von 97 Patienten in der 2.5 mg/kg-Kohorte und 34 (34%; 23.9-46.0) von 99 Patienten in der 3.4 mg/kg-Kohorte ein Gesamtansprechen. Die häufigste Nebenwirkung der Stufe 3-4 in der Sicherheitspopulation waren Keratopathie (bei 26 [27%] von 95 Patienten in der 2.5 mg/kg-Kohorte und 21 [21%] von 99 Patienten in der 3.4 mg/kg-Kohorte), Thrombozytopenie (19 [20%] und 33 [33%]) und Anämie (19 [20%]) und 25 [25%]); 38 (40%) von 95 Patienten in der 2.5 mg/kg-Kohorte und 47 (47%) von 99 in der 3.4 mg/kg-Kohorte berichteten über schwerwiegende unerwünschte Ereignisse. Zwei Todesfälle waren potenziell behandlungsbedingt (ein Fall von Sepsis in der 2.5 mg/kg-Kohorte und ein Fall von hämophagozytischer Lymphohistiozytose in der 3.4 mg/kg-Kohorte).

Interpretation

Belantamab mafodotin zeigt als Einzelwirkstoff eine Anti-Myelom-Aktivität mit einem beherrschbaren Sicherheitsprofil bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplen Myelom.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Prof. Dr. med.Markus G. Manz

Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich

PD Dr. med. Alexandre Theocharides

Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich

Alexandre.Theocharides@usz.ch

Hirnmetastasen: Take Home Messages 2020

Das Interesse an einem differenzierten Management von Hirnmetastasen ist gross, zum einen dank Fortschritten der therapeutischen Disziplinen, zum anderen der Grundlagenforscher, welche unser pathophysiologisches Verständnis laufend erweitern. Beides kommt der zunehmenden Zahl betroffener Patienten zugute, die sich durch längeres Überleben mit Hirnmetastasen (BM) konfrontiert sehen. Besonders drei Tumorentitäten haben ein hohes kumulatives Risiko für BM.

La gestion différenciée des métastases cérébrales suscite un grand intérêt, grâce d’une part aux progrès des disciplines thérapeutiques, et d’autre part aux chercheurs de base qui élargissent constamment notre compréhension physiopathologique. Les deux sont bébéfiques pour le nombre croissant de patients atteints de métastases cérébrales (BM) en raison d’une survie plus longue. Trois entités tumorales en particulier présentent un risque cumulé élevé pour des BM.

Beim metastasierten Melanom geht man von einer kumulativen Inzidenz von bis zu 80% aus, für das kleinzellige Bronchuskarzinom ist sie 50-60%, Adenokarzinome der Lunge mit einer Driver-Mutation erreichen 50-70% und beim Her2-positiven metastasierten Mammakarzinom ist sie um die 50% (Abb.1). Wir verstehen heute besser, wie sich BM molekular vom Primärtumor unterscheiden, wie wichtig das ZNS–«Microenvironment» für das Entstehen von BM ist, das sich in Zukunft vielleicht für eine Prävention nutzen lässt. BM sind in klinischen Studien nicht mehr automatisch ein «exclusion criterion», was positive Beobachtungen hinsichtlich Wirksamkeit vieler neuer Substanzen im Gehirn erst möglich macht. Der Mythos einer exklusiven Bluthirnschranke für Systemtherapien ist Vergangenheit.

Das Therapieangebot hängt von der Prognose ab und umgekehrt

Eine Datenbank der RTOG (Radiation Therapy Oncology Group) mit knapp 4000 Patienten ist die Grundlage für einen Prognose-Score, der seit Jahren für die häufigsten Tumoren mit hohem BM- Risiko vorliegt. Der DS-GPA-Score (Diagnosis-Specific Graded Prognostic Assessment) wird mit molekularen Daten laufend angereichert, die neueste Version finden Sie im Internet unter http://brainmetgpa.com (1). Prognosen variieren von einer Tumor(sub)-entität zur anderen und werden durch molekulare und klinische Faktoren beeinflusst. Klinisch spielen das Alter, der Karnofsky-Performance Status sowie das Ausmass der extrakraniellen Erkrankung eine Rolle. Die Anzahl der BM scheint bei zielgerichteten Therapiemöglichkeiten (ALK, EGFR) eher eine untergeordnete Rolle zu spielen (2). Beim ALK-positiven NSCLC mit BM wird heutzutage ein medianes Überleben von mehr als 6 Jahren erreicht unter Einsatz aller zugänglichen ALK-Inhibi-toren, wohingegen bei NSCLC ohne angehbare molekulare Alterationen das mediane Überleben erst knapp über einem Jahr liegt (Abb. 2) (3).

«verzweigte Evolution» und ein Gliom-ähnliches Wachstumsmuster von gewissen Hirnmetastasen
Ein Primärtumor und seine zugehörigen Hirnmetastasen (BM) zeigen unterschiedliche molekulare Alterationen, die im Verlauf der Erkrankung separat erworben werden (sogenannte «branched evolution»), diese müssen nicht identisch sein mit Metastasen in der Peripherie, welche besser zugänglich wären, um mögliche therapeutische Targets zu finden (Abb. 3) (4). Die Konkordanz von therapierbaren Driver-Mutationen im Primärtumor und den zugehörigen Hirnmetastasen ist höher bei BRAF-mutierten Melanomen, bei ALK- positiven NSCLC und etwas weniger zuverlässig bei EGFRmut NSCLC und bei Hormonrezeptor – positiven oder Her2 – amplifizierten Mammakarzinomen.
Etwa 50% der BM zeigen ein infiltratives Wachstum («glioma-like»), was sowohl die lokale Tumorkontrolle (Operation und stereotaktische Radiotherapie, SRT) als auch die Wirksamkeit der Systemtherapie beeinträchtigt (Abb. 4) (5). Infiltrierende Tumorzellen «verstecken» sich hinter einer intakten Bluthirnschranke und sind damit einer Systemtherapie weniger gut zugänglich. Eine infiltrierende Umgebungskolonisation ist typisch für Bronchialkarzinome (SCLC, NSCLC), triple negative Mammakarzinome und Melanome (6).
Ausserhalb von Studien werden Metastasen radiologisch nach dem grössten Diameter ausgemessen, die Vollständigkeit einer Metastasenresektion (EOR, extent of resection) ist aber vom Tumorvolumen abhängig und wird deshalb häufig überschätzt (7).

Entitätsspezifische Therapiemöglichkeiten & Grenzen

1. Lunge
Die kumulative Inzidenz von BM für EGFRmut NSCLC Stadium IIIB/IV beträgt nach 3 Jahren über 45% und für ALK-translozierte Tumoren über die Jahre bis zu 70%. Diese Zahlen sind deutlich höher als für nicht molekular alterierten NSCLC, wo sich die Inzidenz für BM zwischen 20-30% bewegt (Abb. 1) (8). Neben der Lokaltherapie bestehen für molekular alterierte NSCLC-Subtypen sequentielle Systemtherapie- Optionen. Neuere Proteinkinase-Hemmer (meist Tyrosinkinase-Hemmer, TKI) sind mehrheitlich aktiv im ZNS und lassen ein Ansprechen wie in der Peripherie erwarten. Die Frage, ob bei guter Remission auf eine SRT verzichtet werden darf, kann man heute wie folgt beantworten: eine Kombination von SRT und TKI ergibt insgesamt bessere Ergebnisse als die alleinige TKI-Therapie (9), der ideale Zeitpunkt der SRT (upfront versus früh versus spät) bleibt durch weitere Studienergebnisse zu belegen und dürfte durch Krankheitsdynamik und Ansprechen auf Systemtherapie mitbestimmt sein. Bei fehlenden molekularen Alterationen ist auch eine konventionelle Chemotherapie bei manifesten BM wirksam, da diese nicht durch eine intakte Bluthirnschranke geschützt sind, die Präparate-Wahl richtet sich nach der Empfindlichkeit extrakranieller Tumormanifestationen und berücksichtigt Vorbehandlungen.

1.1. Immuntherapie bei Bronchuskarzinomen
Auch Immuncheckpoint-Inhibitoren (IO) sind bei BM wirksam. Das erstaunt, als bisher das Dogma vorherrschte, das Gehirn sei ein immunisoliertes Organ. Dem ist nicht so, der Begriff «immunprivilegiert» trifft hier besser zu. Antigen-präsentierende Zellen (APC) und aktivierte zirkulierende T-Zellen können Barrieren im Gehirn überwinden, über virtuelle perivaskuläre Räume (im Bereich postkapillärer Hirnvenulen), via arachnoidale Granulationen und über den Choroidplexus findet immunologische Kommunikation zu den zervikalen und lumbalen Lymphknoten statt (10).
Eine erste Phase II Studie, publiziert 2016 (11), mit Pembrolizumab bei therapie-naiven BM ergab eine intrakranielle ORR von 29.4% und ein medianes OS von 8.9 Monaten bei PDL-1 positiven NSCLC. Daten zu Nivolumab nach erfolgter Chemotherapie und eine Subgruppen Analyse der OAK Studie mit Atezolizumab zeigen unabhängig vom PDL-1 Status eine vergleichbare Wirksamkeit im ZNS wie in der Peripherie und ein ähnliches Nebenwirkungsprofil (12, 13). Die Evaluation der Tumorantwort nach Immuntherapie ist für den Neuroradiologen herausfordernd. Um eine Vereinheitlichung zu ermöglichen, hat die RANO Expertengruppe (RANO: Response Assessment in Neuro-Oncology) RANO-Kriterien für Hirnmetastasen (7) und iRANO Kriterien für Hirnmetastasen unter Immuntherapie definiert. Wichtig sind dabei neben radiologischen auch klinische Parameter, wie der neurologische Zustand und der Steroidbedarf. Die Gruppe empfiehlt bei fehlender neurologischer Verschlechterung eine MR Kontrolluntersuchung nach 3 Monaten (14). iRANO Kriterien sind auf intraaxiale Raumforderungen beschränkt, leptomeningealer Befall und Schädelknochenmetastasen sind schwierig zu objektivieren. Zwischen SRT und Immuntherapie scheint es eine Synergie zu geben, wenn beide Optionen innerhalb von 4 Wochen stattfinden, das lässt eine Metaanalyse mit 534 Patienten vermuten (15). Ob damit auch die Häufigkeit von Radionekrosen zunimmt, bleibt zu beobachten (16).

2. Mammakarzinom
Die kumulative Inzidenz für BM ist mit knapp 50% am höchsten beim Her2-positiven und Hormonrezeptor (HR)-negativen Mammakarzinom Stadium IV (17). Das mediane Überleben mit BM erreicht bei Her2-positiven und HR-positiven Tumoren über zwei Jahre und ist damit besser als für die anderen Subgruppen (18, http://brainmetgpa.com). Zwischen dem Primärtumor und den zugehörigen Hirnmetastasen können Diskordanzen für den Her2- und/oder HR-Status bestehen, was gelegentlich eine erneute Bestimmung dieser Marker am Metastasengewebe rechtfertigt, sofern eine Resektion klinisch indiziert ist. So waren in einer grösseren Serie die Hormon-Rezeptoren (HR, ER oder PR) bei BM in 40/160 (25%) nachweisbar bei sonst HR-negativem Primärtumoren. Her2 war in 22/173 (13%) positiv bei Her2-negativem Primärtumor (19).
Von den neueren Her2-gerichteten TKI war Neratinib (plus Capecitabine) zwar im Hirn gut wirksam, aber mit deutlicher Toxizität verbunden (Diarrhoe Grad 2 und 3), das mag an der zusätzlichen Hemmung des EGFR liegen (20). Tucatinib, ist ein Her2-spezifischer TKI mit deutlich weniger Nebenwirkungen. In einer Phase I erreicht Tucatinib in der Doppelblockade mit Trastuzumab und Capecitabine bei vorbehandeltem Mammakarzinom im ZNS eine Responserate von 42%. Der primären Endpunkt PFS in der nachfolgenden Placebo-kontrollierten Phase III Studie ergab für die ganze Kohorte (mit und ohne BM) für die Kombination Tucatinib mit Trastuzumab und Capecitabine einen Vorteil mit einen HR von 0.54 (95% CI 0.42-0,71) gegenüber Trastzumab und Capecitabine. In den beiden Armen wiesen 46 % respektive 48% der Patietinnen BM auf (21). Eine erste Interimsanalyse für die BM- Kohorte konnte den PFS Vorteil für die Tucatinib-Kombination bestätigen, das mediane PFS lag bei 7.6 Monaten.
Für CDK 4/6 Inhibitoren liegen erst präliminäre Resultate vor für das Ansprechen von BM auf Abemaciclib und zwar für HR-positive, Her2-negative Tumoren (unpublished). Für triple negative Mammakarzinome gibt es kaum neue und auf Studien gestützte Empfehlungen, Capecitabine, Eribulin, Taxane sind Optionen.

3. Melanom
Zwanzig bis 25% der Patienten mit einem metastasierten Melanom weisen bereits bei Diagnose BM auf. Im Verlauf der Erkrankung erhöht sich die Inzidenz auf 40-60% und in Autopsien findet man bis zu 80% BM. Die prinzipielle Wirksamkeit von Immuntherapie (IO) im Gehirn wurde bereits weiter vorne beschrieben. Erste Phase II Daten für Ipilimumab (CTLA-4 AK) wurden 2012 publiziert (22). Ipilimumab war besser wirksam, wenn die BM asymptomatisch und nicht steroidbedürftig waren. Pembrolizumab zeigt 2016 bei unbehandelten BM ohne Steroidbedarf ebenfalls Wirksamkeit in einer Phase II Studie (11). Es folgten Phase II Kombinationsstudien mit Ipilimumab und Nivolumab (23) und hier war die ORR mit 54 % (davon 29 % CR) erfreulich hoch, unabhängig vom PDL-1 Status und auch dauerhaft (Plateau). Wenn keine Steroide für die BM benötigt wurden, war das Ansprechen im ZNS vergleichbar mit dem in der Peripherie. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die randomisierte Phase II ABC Studie, sie vergleicht die Kombination Ipilimumab und Nivolumab versus Nivolumab-Monotherapie. In dieser Studie konnte zusätzlich gezeigt werden, dass die Ergebnisse mit Immuntherapie ohne vorgängige TKI-Therapie etwas besser ausfielen. Dies könnte Einfluss haben auf die Wahl der Therapie-Sequenz, sind doch beide Therapiestrategien bei BRAFmut Melanomen bezüglich initialem Ansprechen ähnlich. Eine CR (bis 30% in der IO Kombination) scheint einen günstigen, längerfristigen Outcome vorauszusagen (24).
Da sich ein Steroidbedarf aufgrund von BM ungünstig auf die IO Wirkung auswirkt stellt sich die Frage, ob Bevacizumab als Steroidersatz eingesetzt werden könnte, dies wird in Rahmen von Studien untersucht.
Bei BRAFmut Melanomen wirkt die Kombination von BRAF- und MEK-Inhibitoren gleich schnell und gut wie in der Peripherie, allerdings etwas weniger lang (COMBI-MB Studie, 25). Aktuelle Studien prüfen bereits eine Triple Therapie mit BRAF- und MEK-Inhibitoren kombiniert mit IO, eine weitere Erhöhung der Remissionsraten ist zu erwarten, aber auch vermehrt höhergradige Toxizitäten.
Toxizitäten (auch finanzielle) bleiben ein sehr wichtiges Thema. Dosis-Beschränkung von Ipilimumab in der Induktion auf 1mg/ kg anstelle von 3mg/kg (wie in den bisherigen Studien) oder Kombinationen mit besser verträglichen Antikörpern werden geprüft.

Hinweis: Der Artikel «Primäres Management von Hirnmetastasen» von Dr. Silvia Hofer ist mit einem Prognose-Score in der «info@onkologie» Ausgabe 02-2017 erschienen.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Dr. med. Silvia Hofer

Universitätsspital Zürich
Institut für Pathologie und Molekularpathologie
Schmelzbergstrasse 12
8091 Zürich

silvia.hofer@usz.ch

Die Autorin deklariert keine Interessenskonflikte für diesen Beitrag

  • Die Prognose von Patienten mit Hirnmetastasen (BM) ist abhängig von der Klinik, der Tumorentität und von molekularen Subgruppen. Jahrelange Verläufe mit guter Lebensqualität sind bei molekular alterierten Entitäten durchaus möglich.
  • Seit dem Einschluss von Patienten mit BM in klinische Studien wissen wir, dass die neueren onkologischen Therapien (TKI und Immuntherapien) eine vergleichbare Wirkung im ZNS aufweisen wie in der Peripherie.
  • Immuntherapien sind auch im Gehirn wirksam, das Gehirn ist nicht immun-isoliert.
  • Der Stellenwert der Lokaltherapien bei BM, die Resektion und die stereotaktische Radiotherapie, ist etabliert und abhängig vom Ausmass und der Anzahl der Raumforderungen. Die Ganzhirnbestrahlung hingegen ist heute weitgehend verlassen, Ausnahmen bleiben die prophylaktische Hirnbestrahlung beim SCLC, ein diffuser leptomeningealer Tumorbefall und seltener palliative Gründe.

Messages à retenir

  • Le pronostic des patients atteints de métastases cérébrales (BM) dépend de la clinique, de l’entité tumorale et des sous-groupes moléculaires. Des années de progression avec une bonne qualité de vie sont tout à fait possibles dans les entités altérées au niveau moléculaire.
  • Depuis l’inclusion des patients atteints de BM dans les études cliniques, nous savons que les nouvelles thérapies oncologiques (IKT et thérapies immunitaires) ont un effet comparable dans le SNC comme dans la périphérie.
  • Les immunothérapies sont également efficaces dans le cerveau ; le cerveau n’est pas immuno-isolé.
  • L’importance des thérapies locales en BM, résection et radiothérapie stéréotaxique, est établie et dépend de l’étendue et du nombre de demandes spatiales. La radiation du cerveau entier, en revanche, est aujourd’hui largement abandonnée, les exceptions restant la radiation prophylactique du cerveau dans le cas du SCLC, une attaque tumorale leptoméningée diffuse et, plus rarement, des raisons palliatives.

1. Albert, M.R. and M.A. Weinstock, Keratinocyte carcinoma. CA Cancer J Clin, 2003. 53(5): p. 292-302.
2. Alam, M. and D. Ratner, Cutaneous squamous-cell carcinoma. N Engl J Med, 2001. 344(13): p. 975-83.
3. Nagarajan, P., et al., Keratinocyte Carcinomas: Current Concepts and Future Research Priorities. Clin Cancer Res, 2019. 25(8): p. 2379-2391.
4. Que, S.K.T., F.O. Zwald, and C.D. Schmults, Cutaneous squamous cell carcinoma: Incidence, risk factors, diagnosis, and staging. J Am Acad Dermatol, 2018. 78(2): p. 237-247.
5. Pickering, C.R., et al., Mutational landscape of aggressive cutaneous squamous cell carcinoma. Clin Cancer Res, 2014. 20(24): p. 6582-92.
6. Eigentler, T.K., et al., Survival of Patients with Cutaneous Squamous Cell Carcinoma: Results of a Prospective Cohort Study. J Invest Dermatol, 2017. 137(11): p. 2309-2315.
7. Lansbury, L., et al., Interventions for non-metastatic squamous cell carcinoma of the skin: systematic review and pooled analysis of observational studies. BMJ, 2013. 347: p. f6153.
8. Cowey, L.e.a., Treatment patterns and outcomes among patients with advanced cutaneous squamous cell carcinoma (CSCC) in a US community oncology setting. J Clin Oncol, 2019. 37(no. 15_suppl).
9. Hillen, U., et al., Advanced cutaneous squamous cell carcinoma: A retrospective analysis of patient profiles and treatment patterns-Results of a non-interventional study of the DeCOG. Eur J Cancer, 2018. 96: p. 34-43.
10. Petersen, E.T., et al., Review of systemic agents in the treatment of advanced cutaneous squamous cell carcinoma. Future Oncol, 2019. 15(27): p. 3171-3184.
11. Borradori, L., et al., Rescue therapy with anti-programmed cell death protein 1 inhibitors of advanced cutaneous squamous cell carcinoma and basosquamous carcinoma: preliminary experience in five cases. Br J Dermatol, 2016. 175(6): p. 1382-1386.
12. Falchook, G.S., et al., Responses of metastatic basal cell and cutaneous squamous cell carcinomas to anti-PD1 monoclonal antibody REGN2810. J Immunother Cancer, 2016. 4: p. 70.
13. Migden, M.R., et al., PD-1 Blockade with Cemiplimab in Advanced Cutaneous Squamous-Cell Carcinoma. N Engl J Med, 2018. 379(4): p. 341-351.
14. Guminski, A., Phase 2 study of cemiplimab, a human monclonal anti-PD-1 antibody, in patients witih metastatic cutaneous squamous cell carcinomal (mCSCC; Group 1) 12-month follow-up. J Clin Oncol, 2019. 37(suppl):9526.
15. Migden, M.R., et al., Cemiplimab in locally advanced cutaneous squamous cell carcinoma: results from an open-label, phase 2, single-arm trial. Lancet Oncol, 2020. 21(2): p. 294-305.

Bronchuskarzinom – NSCLC ohne Treibermutationen

In den letzten Jahren hat die therapeutische Anwendung von Checkpoint Inhibitoren die Therapie des NSCLC revolutioniert. Unter Berücksichtigung der Evidenz aus fünf zwischenzeitlich publizierten randomisierten Phase III Studien – IMPOWER 130 (1), KEYNOTE 189 (2), KEYNOTE 042 (3) IMPOWER 150 (4), KEYNOTE 407 (5) – veröffentlichte die ASCO zusammen mit dem Ontario Cancer Care Center im Januar 2020 ein Update der ASCO Guidelines zur Behandlung des metastasierten Nicht Kleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) ohne Vorliegen einer behandelbaren Treibermutation und ohne programmed death ligand 1 (PD-L1) Vorselektion (6). Die Literaturrecherche umfasste dabei den Zeitraum von Dezember 2015 bis August 2018. Die Ergebnisse der später publizierten CHECKMATE 227 Studie (7) werden in einem zusätzlichen Kommentar diskutiert, führen aber nicht zur Änderung der Empfehlungen und werden hier daher nicht erläutert. Die Empfehlungen zur alleinigen Chemotherapie, zur Zweitlinientherapie und zu weiteren Therapie-linien haben sich nicht geändert, so dass dieser Artikel allein die neuen Empfehlungen zur Erstlinientherapie diskutiert.

Ces dernières années, l’  utilisation thérapeutique des inhibiteurs du checkpoint a révolutionné la thérapie du CPNPC. En tenant compte des résultats de cinq études randomisées de phase III publiées entre-temps – IMPOWER 130 (1), KEYNOTE 189 (2), KEYNOTE 042 (3) IMPOWER 150 (4), NOTA CLÉ 407 (5) – En janvier 2020, l’ ASCO et l’ Ontario Cancer Care Center ont publié une mise à jour des lignes directrices de l’ ASCO pour le traitement du cancer du poumon non à petites cellules (CPNPC) métastatique sans mutation traitable du conducteur et sans présélection du ligand de mort programmé 1 (PD-L1) (6). La recherche documentaire a porté sur la période allant de décembre 2015 à août 2018. Les résultats de l’ étude CHECKMATE 227 (7), publiée ultérieurement, sont examinés dans un commentaire supplémentaire mais n’ entraînent pas de modification des recommandations et ne sont donc pas expliqués ici. Les recommandations pour la chimiothérapie seule, la thérapie de deuxième ligne et les autres lignes de thérapie n’ ont pas changé, de sorte que cet article traite uniquement des nouvelles recommandations pour la thérapie de première ligne.

Die Autoren erarbeiten in den Guidelines nacheinander die Empfehlungen für die Erstlinientherapie des Nicht-Plattenepithel (NSCC) – und Plattenepithelkarzinoms (SCC) entsprechend der PD-L1 Expression am Tumorgewebe (PD-L1 tumour proportion score – TPS) und analysieren hierfür in den fünf als praxisrelevant beurteilten Phase III Studien das Outcome (progressionsfreies Überleben – PFS, Gesamtüberleben – OS) für die Subgruppen mit PD-L1 TPS ≥ 50%, PD-L1 TPS 1-49% bzw. PD-L1 TPS < 1%. Der Empfehlungsgrad wird aus den jeweiligen Subgruppenanalysen abgeleitet. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die genannten Studien. Tabelle 2 enthält die jeweiligen Empfehlungen im Original. In diesem Übersichtsartikel werden die Empfehlungen zu Themenblöcken zusammengefasst.

Alleinige Therapie mit einem Checkpoint-Inhibitor

Unverändert zu 2017 gilt die alleinige Therapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab als Erstlinien-Therapie der Wahl bei Patienten ohne Kontraindikation für Immuntherapie mit NSCC und SCC, einem PS von 0 -1 und einem PD-L1 TPS von ≥ 50%. Die 2017 Empfehlung bezieht sich auf die Daten der KEYNOTE 024 Studie (8), das 2020 Update betrachtet darüber hinaus das Outcome der Patienten mit PD-L1 ≥ 50% der Patienten in der KEYNOTE 042 Studie. In der KEYNOTE 042 Studie wurden 1274 Patienten mit SCC und NSCC und einer PD-L1 Expression ≥ 1% 1:1 randomisiert zwischen platinhaltiger Chemotherapie und Pembrolizumab Monotherapie. Der primäre Endpunkt war das OS in der Population mit PD-L1 ≥ 50%, ≥ 20% und ≥ 1%, für alle drei Populationen war das OS signifikant länger im Pembrolizumab-Arm. Für die Gesamtpopulation der Patienten mit PD-L1≥ 50% (599 Patienten) ergab sich ein OS Benefit mit einer hazard ratio (HR) von 0.69 (95% CI, 0.56 to 0.85; p = .0003). Eine explorative Analyse für die Subgruppe der Patienten mit einer PD-L1 Expression von 1-49% zeigt allerdings, dass diese Patienten keinen signifikanten Überlebensvorteil durch die Pembrolizumab Monotherapie erfahren (HR 0.92, 95% CI 0.77- 1.11), und somit der Überlebensvorteil in der Gesamtpopulation durch die Subgruppe mit einem PD-L1 TPS ≥ 50% getragen wird. Entsprechend wird die Pembrolizumab Monotherapie für Patienten mit einer PD-L1 TPS 1-49% in den ASCO Guidelines als Möglichkeit im Einzelfall (Patienten, welche nicht für eine Chemotherapie qualifizieren oder diese ablehnen) mit allerdings schwacher Evidenz diskutiert. Wir denken, dass die Empfehlung so unterstützt werden kann und würden ebenfalls von einer unselektionierten Anwendung von Pembrolizumab in der Gruppe der Patienten mit einem PD-L1 TPS 1-49% warnen, insbesondere auch bei Patienten, bei welchen ein rasches Ansprechen erreicht werden sollte. Zudem wäre bei diesen Patienten zuerst eine Kostengutsprache einzuholen, da Pembrolizumab bei einer PD-L1 Expression < 50% in der Schweiz in der Erstlinientherapie nicht zugelassen ist.
Zum Zeitpunkt der Literaturrecherche gibt es keine ausreichende Evidenz zur alleinigen Immuntherapie mit anderen Checkpoint Inhibitoren bei Patienten mit hoher PD-L1 Expression (Daten der IMPOWER 110 Studie nicht berücksichtigt).

Checkpoint Inhibitor und Platinhaltige Kombina-tionschemotherapie bei PD-L1 TPS von 0% -49%

Für Patienten ohne Kontraindikation für eine Immuntherapie mit NSCC und SCC, PD-L1 TPS von 0% -49% sowie einem PS von 0 -1 wird in der ersten Therapielinie die Therapie mit Checkpoint Inhibitor plus platinhaltiger Kombinationschemotherapie empfohlen. Hierfür stehen mittlerweile verschiedene Behandlungsschemata zur Verfügung, welche im Folgenden kurz erörtert werden.
Beim NSCC wird die Therapie mit Carboplatin/Pemetrexed und Pembrolizumab analog der KEYNOTE 189 Studie als bevorzugte Behandlungsoption empfohlen. In der KEYNOTE 189 Studie wurden 616 Patienten mit NSCC unabhängig von der PD-L1 Expression 2:1 randomisiert und erhielten Cis-bzw. Carboplatin/Pemetrexed und Pembrolizumab für vier Zyklen mit anschliessender Erhaltungstherapie mit Pemetrexed und Pembrolizumab (bis zu 35 Zyklen) oder alleinige Chemotherapie. Das Gesamtüberleben war im Interventionsarm signifikant besser und die 12- Monats-Überlebensrate betrug 69 % mit der Pembrolizumab- Kombination versus 49% mit alleiniger Chemotherapie (HR 0,49; 95% CI 0.38-0.64, p < 0.001). Der Benefit war unabhängig von der PD-L1 Expression statistisch signifikant. Auch Patienten mit einer PD-L1 Expression < 1% profitierten von der zusätzlichen Pembrolizumabtherapie (geplante Subgruppenanalyse für PD-L1 <1%, 1-49%, > 50%, Stratifikationsfaktor PD-L1 < 1%, > 1%). Der grösste relative Benefit war bei einer PD-L1 Expression ≥ 50% zu beobachten.
Als weitere Therapieoptionen beim NSCC werden Carboplatin/Paclitaxel/Bevacizumab und Atezolizumab (IMPOWER 150 Studie) und Carboplatin/Nab-Paclitaxel und Atezolizumab (IMPOWER 130 Studie) diskutiert. Auch diese beiden Studien schlossen Patienten unabhängig vom PD-L1 Status ein. Die IMPOWER 150 Studie zeigt einen Vorteil im progressionsfreien Überleben mit Atezolizumab/Carboplatin/Paclitaxel und Bevacizumab im Vergleich zur Therapie mit Carboplatin/Paclitaxel und Bevacizumab, auch der berichtete Überlebensvorteil zum Zeitpunkt der publizierten Interimsanalyse ist statistisch signifikant mit einem medianen OS von 19.2 Monaten mit der Vierfach-Kombination versus 14.7 Monate ohne Atezolizumab (HR 0.78; 95% CI 0.64-0.96, p = 0.02). Neben den fehlenden finalen Überlebensdaten ist einschränkend zu erwähnen, dass in dieser dreiarmigen Studie nur zwei der Arme berichtet wurden – die Resultate des Armes Atezolizumab/Carboplatin und Paclitaxel sind nicht bekannt, so dass der Benefit der Bevacizumabaddition zu Atezolizumab unklar bleibt. Auch entspricht das Testverfahren für PD-L1 mit dem Ventana SP142 nicht dem aktuellen Antikörper, da die Sensitivität gegenüber anderen Verfahren zur PD-L1 Detektion eingeschränkt ist. Die IMPOWER 130 Studie zeigt einen signifikanten Überlebensvorteil für die Kombinationstherapie mit Atezolizumab/Carboplatin und (nab-)Paclitaxel gegenüber alleiniger Chemotherapie bei Patienten mit einem NSSC mit einem medianen OS von 18,6 Monaten im Interventionsarm versus 13.9 Monaten im Chemotherapie Arm HR 0,79 (95% CI 0.64-0.98, p =0.033). Auch hier wird der PD-L1 Status mit dem Ventana SP142 Testverfahren erhoben.
Patienten mit SCC, einer PD-L1 Expression von 0% -49% sowie PS von 0 -1 sollen in der ersten Therapielinie analog zum Vorgehen in der KEYNOTE-407 mit Pembrolizumab/Carboplatin/Paclitaxel oder nab-Paclitaxel behandelt werden. Im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie zeigt sich für die Gesamtpopulation hier ein signifikanter Überlebensvorteil mit einem medianen OS von 15.9 Monaten mit der zusätzlichen Pembrolizumabgabe versus 11.3. Monaten im Kontrollarm (HR 0.64, 95% CI 0.49-0.85, p< 0.001) und alle Subgruppen profitierten.
Während die Resultate der KEYNOTE 407 Studie auch in der Schweiz zur Zulassung beim metastasierten SCC geführt haben, ist beim NSCC weder die Kombination mit Atezolizumab, Bevacizumab, Carboplatin/Paclitaxel (IMPOWER 150) noch die Therapie mit Carboplatin /(nab-) Paclitaxel plus Atezolizumab zugelassen. Ersteres Regime wird aktuell in einer in der Schweiz offenen ETOP Studie bei Patienten nach Entwicklung einer EGFR-TKI Resistenz (ETOP ABC Studie) geprüft, da eine Subgruppenanalyse der IMPOWER 150 Studie einen Effekt der Quadruplettherapie bei EGFR- und ALK positiven Patienten nach TKI Resistenz suggeriert.
Das Regime der IMPOWER 130 Studie kann nach vorgängiger Kostengutsprache bei Patienten mit Kontraindikationen gegen Alimta erwogen werden.

Checkpoint Inhibitor und platinhaltige Kombinationschemotherapie bei PD-L1 TPS ≥ 50%

Aktuell gibt es keine vergleichenden Studien, die zeigen ob Patienten mit einer hohen PD-L1 Expression von einer zusätzlichen Chemotherapie im Vergleich zur alleinigen Pembrolizumabtherapie profitieren. In den ASCO Guidelines wird bei Patienten mit einem PD-L1 TPS ≥ 50% die Therapie mit Checkpoint Inhibitor plus platinhaltiger Kombinationschemotherapie als eine mögliche Behandlungsoption genannt, es wird jedoch betont, dass da sowohl Kosten als auch Toxizität der Dreifachtherapie deutlich höher sind, in den meisten Fällen die Pembrolizumab Monotherapie die Therapie der Wahl ist. Als mögliche Situationen, in denen eine Dreierkombination bevorzugt werden könnte, werden unbekannte PD-L1 Expression oder hohe Tumorlast genannt. Die Empfehlung zur Wahl des jeweiligen Therapieregimes entspricht den genannten Empfehlungen für Patienten mit einer PD-L1 Expression von 0%-49%.
In der Schweiz sind beide Optionen prinzipiell zugelassen. Ein Bevorzugen der Kombinations-Immun-Chemotherapie bei hochsymptomatischer Erkrankung eines ansonsten fitten Patienten macht aufgrund der tendenziell höheren Ansprechraten prinzipiell Sinn.

Diskussion

Die Ableitung des Empfehlungsgrades allein aus Subgruppenanalysen von zwar für Lungentumorpatienten eher grossen Phase 3 Studien ist grundsätzlich nicht unproblematisch. Solche Subgruppenanalysen stellen jedoch in der Medizin oft die einzige Evidenz dar, wenn prospektive randomisierte Studien zu einer spezifischen Fragestellung fehlen. Insgesamt können die Empfehlungen der ASCO Guidelines 2020 aus Schweizer Sicht jedoch gut mitgetragen werden und entsprechen der gängigen Praxis, wobei die etwas anderen Zulassungs- und Rückvergütungsbedingungen als in den USA gut berücksichtigt werden sollten. Dies ist im klinischen Alltag aufgrund der zunehmenden Kosten nicht irrelevant, besonders auch dann wenn ein rascher Therapiebeginn notwendig ist. Zumindest formal muss bei jeder der genannten Therapieoptionen eine Kostengutsprache eingeholt werden.
Hervorzuheben ist hier nochmals die Einstufung der Pembrolizumab Monotherapie als Therapie der Wahl bei Patienten mit hoher PD-L1 Expression: solange vergleichende Studien ausstehen, ist dies ein pragmatischer und kostengünstigerer Ansatz. Zu erwähnen ist hier auch, dass uns mit dieser Behandlung längere Follow-up Daten aus der KEYNOTE 024 (25.2 Monate) (9) und KEYNOTE 001 Studie (5 Jahre) (10) vorliegen, während die Langzeitdaten der initialen Chemo-Immunokombinationsbehandlung noch fehlen. Abhängig von der individuellen Situation scheint jedoch bei im indirekten Vergleich etwas höherer Ansprechrate auch der primäre Einsatz der Dreierkombination gerechtfertigt. Verschiedene Studien aus unterschiedlichen Gesundheitssystemen haben quality adjusted life years (QALYs) der Dreier- oder sogar Viererkombinationen berechnet und die fehlende Kosteneffizienz nachgewiesen. Dies gilt es zukünftig bei knapper werdenden Ressourcen im Gesundheitssystem bei der Therapiewahl mitzuberücksichtigen. Für die Schweiz sind solche Analysen zurzeit noch ausstehend bzw. noch nicht publiziert.
Ein wichtiger praktischer Punkt bei der Wahl der Therapie ist neben der PD-L1 Expression auch der Ausschluss behandelbarer Treibermutationen vor Therapiebeginn. Leider führt das Abwarten der molekularen Analysen nicht selten zur Zeitverzögerung – Zeit, die man im klinischen Alltag bei symptomatischen Patienten nicht hat. Das Vorhandensein von genügend Tumorgewebe sowie das umgehende Einleiten (zum Beispiel Reflextesting) der molekularen Analyse und der PD-L1 Bestimmung ist deshalb entscheidend geworden. Ein «blindes» Beginnen einer Immuntherapie bei einem Patienten, bei welchem «im Nachhinein» eine EGFR Mutation detektiert wird, muss aufgrund der Datenlage mit klar eingeschränkter Wirksamkeit einer Immuntherapie bei diesen Patienten als inkorrekte Therapie beurteilt werden.
Abschliessend gilt festzuhalten, dass der Einsatz der Immuntherapie die Langzeitbehandlungsergebnisse eines kleineren Anteils der Patienten mit NSCLC revolutioniert hat und die Immuntherapie fester Bestandteil in der Erstlinienbehandlung geworden ist. Insbesondere die ersten Daten zum 5-Jahres-Überleben der KEYNOTE 001 Studie, welche Überlebensraten von knapp 30% bei Patienten mit PD-L1 TPS ≥ 50% mit Pembrolizumab in der Erstlinientherapie zeigen sind eindeutig besser, als wir dies von historischen Daten kennen. Diese Resultate werfen die Frage auf, ob wir sogar allenfalls eine kleine, bisher noch ungenügend definierte Subgruppe von Patienten langfristig als «geheilt» betrachtet können. Ob diese Langzeitresultate mit einer initialen Chemo-/Immuntherapie oder einer Immunkombinationstherapie noch weiter verbessert werden können bleibt jedoch noch abzuwarten, da die Beobachtungszeiten dieser Studien noch zu kurz sind.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Susanne Weindler

Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacher Strasse 95
9007 St. Gallen

PD Dr. med.Martin Früh

Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstrasse 95
9007 St. Gallen

MF: Research Grants from BMS, ASTRA ZENECA fees to institution, Advisor: BMS; MSD; ASTRA; Bl; ROCHE; TAKEDA fees to institution
SW: Sponsored travel: ROCHE, Merck fees to institution

  • Um die optimale Therapie des NSCLC im Stadium IV festzulegen, muss initial beim NSCC das Vorliegen einer primär behandelbaren Treibermutation ausgeschlossen werden und unabhängig von der Histologie der PD-L1 Status bestimmt werden.
  • Alle Patienten mit PS 0-1 ohne Kontraindikationen für eine Immuntherapie sollten heute in der Erstlinientherapie einen Checkpointinhibitor erhalten
  • Bei einer PD-L1 Expression von 0% und 1-49% sollte der Patient in der Erstlinientherapie eine Kombination aus Checkpointinhibitor und platinhaltiger Kombinationschemotherapie erhalten.
  • Bei einer PD-L1 Expression ≥ 50% kann sowohl die alleinige Pembrolizumab Therapie als auch eine Kombination aus Checkpoint-Inhibitor und Chemotherapie eingesetzt werden. Vergleichende Studien gibt es nicht – Pembrolizumab alleine ist deutlich weniger toxisch und kostengünstiger, bei hoher Tumorlast oder unbekanntem PD-L1 Status stellt die Kombinationstherapie aber eine sinnvolle Alternative dar.

Messages à retenir

  • Afin de déterminer la thérapie optimale pour le CPNPC de stade IV, la présence d’ une mutation conductrice primaire traitable doit être exclue initialement dans le NSCC et le statut PD-L1 doit être déterminé indépendamment de l’ histologie.
  • Tous les patients présentant une PS 0-1 sans contre-indication à l’ immunothérapie devraient recevoir aujourd’ hui un inhibiteur checkpoint dans le cadre d’ un traitement de première intention
  • Avec une expression PD-L1 de 0 % et de 1 à 49 %, le patient doit recevoir une combinaison d’ inhibiteur de checkpoint et de chimiothérapie combinée contenant du platine en première intention.
  • Dans le cas d’ une expression PD-L1 ≥ 50%, on peut utiliser à la fois la thérapie au pembrolizumab seul et une combinaison d’ inhibiteur du checkpoint et de chimiothérapie. Il n’ existe pas d’ études comparatives – le pembrolizumab seul est nettement moins toxique et moins cher, mais en cas de charge tumorale élevée ou de statut PD-L1 inconnu, la thérapie combinée est une alternative raisonnable.

1 West H, McCleod M, Hussein M et al: Atezolizumab in combination with carboplatin plus nab-paclitaxel chemotherapy compared with chemotherapy alone as first-line treatment for metastatic non-squamous non-small-cell lung cancer (IMpower130): a multicentre, randomised, open-label, phase 3 trial. Lancet Oncol 2019; 20: 924-937.
2 Gandhi L, Rodríguez-Abreu D, Gadgeel S et al: Pembrolizumab plus Chemotherapy in Metastatic Non–Small-Cell Lung Cancer. N Engl J Med 2018; 378: 2078-2092.
3 Mok TSK, Wu Y-L, Kudaba I et al. Pembrolizumab versus chemotherapy for previously untreated, PD-L1-expressing, locally advanced or metastatic non-small-cell lung cancer (KEYNOTE-042): a randomised, open-label, controlled, phase 3 trial. Lancet 2019; 393: 1819-1830.
4 Socinski MA, Jotte RM, Cappuzzo F et al: Atezolizumab for First-Line Treatment of Metastatic Nonsquamous NSCLC. N Engl J Med 2018; 378: 2288-2301
5 Paz-Ares L, Luft A, Vicente D et al: Pembrolizumab plus Chemotherapy for Squamous Non–Small-Cell Lung Cancer. N Engl J Med 2018; 379: 2040-2051
6 Hanna NH, Schneider BJ, Temin S et al: Therapy for Stage IV Non–Small-Cell Lung Cancer Without Driver Alterations: ASCO and OH (CCO) Joint Guideline Update. J Clin Oncol 38.
7 Hellmann MD, Ciuleanu TE, Pluzanski A et al: Nivolumab plus ipilimumab in lung cancer with a high tumor mutational burden. N Engl J Med 2018; 378:2093-2104
8 Reck M, Rodrıguez-Abreu D, Robinson AG et al: Pembrolizumab versus Chemotherapy for PD-L1aPositive Non–Small-Cell Lung Cancer N Engl J Med 2016;375:1823-33.
9 Reck M, Rodrıguez-Abreu D, Robinson AG et al: Updated Analysis of KEYNOTE-024: Pembrolizumab Versus Platinum-Based Chemotherapy for Advanced Non–Small-Cell Lung Cancer With PD-L1 Tumor Proportion Score of 50% or Greater, J Clin Oncol 37:537-54
10 Garon EB, Hellman MD, Rizvi NA,et al: Five-Year Overall Survival for Patients With Advanced Non–Small-Cell Lung Cancer Treated With Pembrolizumab: Results From the Phase I KEYNOTE-001 Study, J Clin Oncol 37:2518-2527

Chirurgie als bevorzugte Therapiestrategie

Dieser Artikel diskutiert die Rolle der Chirurgie bei der primären Tumortherapie von Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinomen. Die Chirurgie hat sich in den letzten 30-40 Jahren drastisch verändert, nämlich von radikal – nicht-konservativen zu funktionell – konservativen Prozeduren. Die Entwicklung minimal invasiver Technologien ist einer der chirurgischen Fortschritte, welche geholfen haben, die Morbidität und schlechten funktionellen Auswirkungen der radikalen Operationen zu senken.

Cet article traite du rôle de la chirurgie dans la thérapie tumorale primaire des carcinomes épidermoïdes de la tête et du cou. La chirurgie a considérablement changé au cours des 30 à 40 dernières années, passant de procédures radicales – non conservatrices à des procédures fonctionnelles – conservatrices. Le développement de technologies mini-invasives est l’une des avancées chirurgicales qui ont contribué à réduire la morbidité et les mauvais résultats fonctionnels de la chirurgie radicale.

Jedes Jahr werden weltweit 600 000 neue Fälle mit Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinomen gezählt; am häufigsten durch Rauchen und Alkoholabusus entstanden. Ausserdem wächst die Inzidenz von humanem Papillomavirus(HPV)-assoziierten Oropharynxkarzinomen weltweit (14). Trotz enormen Fortschritten in der Radio- und Systemtherapie (RTCX) spielt die Chirurgie noch immer eine Hauptrolle in den Therapiestrategien und hat sich in den letzten 30-40 Jahren von «radikal – nicht-konservativ» zu «funktionell – konservativ» entwickelt. Minimal invasive Techniken wie die transorale Chirurgie und Sentinel-Lymphknotenbiopsie (SLKB ) sowie Fortschritte in der Rekonstruktion mit freien mikrovaskulären Lappen haben zu Verringerung von Morbidität und verbesserter Funktionalität sowie Ästhetik geführt (17, 31, 43, 56). In diesem Beitrag werden die chirurgischen Therapieindikationen in den verschiedenen anatomischen Lokalisationen der oberen Atem- und Speisewege erläutert und aktuelle Entwicklungen diskutiert.

Mundhöhlenkarzinom

Mundhöhlenkarzinome sind wegen ihrer guten Zugänglichkeit noch immer eine Domäne der Chirurgie, die in dieser Lokalität der RT(CX) bezüglich Mortalität überlegen ist (12). Je nach T-Stadium und Infiltrationstiefe wird die Resektion mit einer selektiven Neckdissection (ND) oder immer häufiger auch mit SLKB (T1-2 N0) (Abb. 1) kombiniert. Diese beiden Strategien sind bei Frühkarzinomen onkologisch gleichwertig (1, 7, 31, 49). Auch bei lokal-fortgeschrittenen Tumoren zeigt die Chirurgie mit adjuvanter RT gegenüber einer primären RTCX betreffend dem krankheitsspezifischen Überleben signifikante Vorteile (22).
Kleine Tumore werden transoral reseziert und primär oder mittels loko-regionärer Lappenplastik verschlossen (29, 38). Ausgedehnte Tumore benötigen oft eine Rekonstruktion mit freien mikrovaskulären Lappen (4, 62). Müssen Unter- oder Oberkiefer wegen Infiltration reseziert werden, erfolgt eine Rekonstruktion aus funktionellen und ästhetischen Gründen mit freien osteokutanen Lappen (6, 15). Ausgedehnte Karzinome, die eine totale Glossektomie erfordern, werden häufig primär mit RTCX behandelt, da die postoperative Schluck- und Sprechfunktion auch mit Rekonstruktion stark beeinträchtigt ist (26).

Oropharynxkarzinom

Angesichts der guten Resultate bei Larynxkarzinomen wurde in den 90er Jahren auch bei Oropharynxkarzinomen vermehrt von offener Chirurgie auf die RTCX ausgewichen (58). Neuen Schwung in die Diskussion «Chirurgie vs. RTCX» brachte die Einführung von neuen transoralen Operationstechniken mit Laser (TOLS), Ultraschall (TOUSS) und Roboterunterstützung (TORS), die zu einer deutlichen Verminderung der Morbidität geführt haben.
HPV-assoziierte Oropharynxkarzinome haben unabhängig von der Therapieart eine bessere Prognose, werden aber aktuell gleichbehandelt wie HPV-negative Karzinome. Deeskalierende Protokolle mit tieferer Strahlendosis oder Bestrahlung mit Cetuximab anstatt Standard-Chemotherapie werden aktuell geprüft (NCT03215719, NCT01663259) (14, 60).
HPV-negative/positive Frühkarzinome können sowohl chirurgisch als auch radiotherapeutisch angegangen werden, ohne Unterschied der Rezidivfreiheit und Überlebensrate (19, 36, 37). Minimal invasive transorale Resektion mit selektiver ND oder SLKB sollte die Chirurgie der Wahl sein, da damit die funktionellen Ergebnisse gegenüber der offenen Resektion verbessert werden können (36,52). Wie sich dabei die postoperative Schluckfunktion im Vergleich mit der IMRT verhält, wird derzeit in der europaweiten EORTC-1420-HNCG-ROG «Best-of»-Studie untersucht (52).
Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren ist die Chirurgie mit funktionellen Einbussen assoziiert (4). Transorale Resektion kann in ausgewählten Fällen angewandt werden, meistens ist aber eine offene Chirurgie mit kombiniertem transoralen/zervikalen Zugang und einer Rekonstruktion nötig (48). Da es aber bezüglich loko-regionaler Kontrolle und Überleben gegenüber der RTCX keinen Vorteil gibt, werden fortgeschrittene HPV-positive Karzinome primär mit RTCX behandelt (16, 25). Bei Patienten mit fortgeschrittenen HPV-negativen sowie HPV-positiven Tumoren mit Raucheranamnese weist die Chirurgie gefolgt von adjuvanter RTCX gemäss kürzlich veröffentlichten Kohortenstu­dien gegenüber primärer RTCX einen onkologi­schen Vorteil bei akzeptabler Lebensqualität auf (24, 30, 50).

Larynx- und Hypopharynxkarzinom

Stimmlippen-Frühkarzinome (T1-2 N0)
Der alleinigen RT steht die TOLS gegenüber, wobei beide Therapiemodalitäten gleiche onkologische sowie auch funktionelle Resultate aufzeigen (18, 35). Die Möglichkeit, die RT als Option zur Behandlung von Rezidiven/Zweitmalignomen aufzusparen und die niedrigeren Kosten der TOLS sind Argumente für die Chirurgie. Auf der anderen Seite wird die RT bei Patienten mit Komorbiditäten und schlechter endoskopischer Exposition bevorzugt (13).
Der Befall der vorderen Kommissur ist mit schlechterer lokaler Kontrollrate und Stimmqualität sowohl nach TOLS als auch nach RT assoziiert (57).

Supraglottische und hypopharyngeale Frühkarzinome (T1-2 N0)
Eine kürzlich publizierte Metaanalyse zeigt auf, dass die Chirurgie bei supraglotischen Karzinomen eine bessere krankheitsspezifische und allgemeine Überlebensrate zu erreichen scheint als die RT (42). Andere Studien resultierten in gleichwertigen onkologischen und funktionellen Resultaten bei supraglottischen/hypopharyngealen Karzinomen nach transoraler Chirurgie (Abb. 2) oder RT (5, 23, 44, 46). Wenn die Möglichkeit besteht, nach einer Operation die RT für Rezidive/Zweitmalignome aufsparen zu können, sollte die Chirurgie als Primärtherapie bevorzugt werden (53). Die Halslymphknoten müssen mitbehandelt werden (23, 44).

Loko-regionär fortgeschrittene laryngeale/hypopharyngeale Karzinome
T1-2 N2-3 Tumore sollten primär mit RTCX behandelt werden, da diese auch adjuvant fast immer indiziert ist, und multimodale Behandlungsstrategien vermieden werden sollten (23, 44).
Die meisten T3 und «nicht-voluminöse» T4a Karzinome werden heute nicht-chirurgisch behandelt (Induktionschemotherapie, RTCX) (8, 23, 44). Vergleichsstudien zeigen ähnliche onkologische Resultate nach primärer RTCX, partieller Laryngektomie mit adjuvanter Bestrahlung und totaler Laryngektomie auf (2, 28, 54, 55). Bei ausgewählten T3 Tumoren mit normaler Kehlkopffunktion ist gegebenenfalls die transorale sowie offene Teillaryngektomie indiziert (23). T3 Karzinome mit Kontraindikationen für eine larynx-erhaltende Therapie sollten total laryngektomiert werden (7, 23, 44).
T4a Karzinome (Knorpeldurchbruch und/oder Ausdehnung ausserhalb des Kehkopfes) sollten primär mittels totaler Laryngopharyngektomie behandelt werden, da in diesen Fällen eine Operation der RTCX bezüglich loko-regionärer Kontrolle und Überleben überlegen ist (9, 23, 44, 45). Die pharyngo-laryngeale Funktion nach RTCX ist häufig beeinträchtigt (55-67%) und kann zu einer Tracheotomie wegen Atemnot oder zum Aspirationsschutz bei Dysphagie führen (5, 54).

Halsmetastasen

Es besteht ein internationaler Konsensus, dass bei Chirurgie des Primarius die Lymphknoten mit einseitiger/beidseitiger ND (oder SLKB) angegangen werden müssen, mit Ausnahme von sehr oberflächlichen Mundhöhlen- und glottischen Larynxkarzinomen (7). Entsprechend erfolgt auch bei RT(CX) eine prophylaktische und therapeutische Dosisapplikation bei cN0 respektive cN≥1 und bei Persistenz/Rezidiv eine Salvage-ND (33). Einen alternativen Ansatz liefert die sogenannte Upfront-ND, bei der zuerst eine ND ohne Resektion des Primarius durchgeführt, und anschliessend eine den histologischen Resultaten angepasste RTCX appliziert wird. Dies eignet sich vor allem bei kleinen Primaria mit grossen Metastasen (10, 11). Mehrere Studien zeigen verbesserte loko-regionäre Kontrolle und krankheitsspezifisches Überleben mit dieser Strategie auf (10, 11). Für die präzise Planung der RT müssen dabei die ND-Level zur histopathologischen Aufarbeitung getrennt werden (Kompartimentalisierung) (34, 47).

Halsmetastasen ohne Primärtumor (CUP-Syndrom)
Bei einem CUP-Syndrom muss zur Primärtumorsuche ein PET/CT und eine Panendoskopie mit beidseitiger Tonsillektomie und Etagenbiopsien durchgeführt werden (39). Am häufigsten (> 30%) wird der Primarius im Oropharynxbereich (Tonsillen, Zungengrund) gefunden (39, 51). Die Studie von Winter et al. (2017) zeigte, dass eine TORS-gesteuerte Schleimhautresektion des Zungengrundes die Primärtumor-Erkennungsrate auf über 50% erhöht (61). Beim CUP-Syndrom ist in der Regel aus diagnostischen und therapeutischen Gründen eine ND vor adjuvanter RT(CX) indiziert. Wenn nur eine einzelne Lymphknotenmetastase ohne Nachweis einer extrakapsulären Ausbreitung im ND-Präparat gefunden wird, und diese HPV und Epstein-Barr negativ ist, kann auf eine postoperative RT ganz verzichtet werden (32, 39).

Rekonstruktion mit Lappenplastiken

Defekte könne je nach Grösse, Lokalisation oder Funktionseinbusse mit einem loko-regionären gestielten oder freien Lappen rekonstruiert werden. Freie Lappen haben eine grössere Anwendungsspannbreite, sind operativ jedoch deutlich komplizierter. Heutzutage besitzen wir ein grosses Arsenal von Transplantaten, inklusive Composite-Lappen (Haut, Fett, Muskulatur, Knochen). Für grössere Weichteildefekte ist der anterolaterale Oberschenkellappen ideal, für kleinere Defekte die weniger voluminösen freien Vorderarm- oder SCIP-Lappen (superficial circumflex iliac artery perforator) (20, 40, 41).
Bei der Rekonstruktion des Unterkiefers hat sich der freie Fibula-Lappen durchgesetzt. Bei schlechter Gefässsituation stehen alternativ der Crista iliaca- oder Skapula-Lappen zur Auswahl, die jedoch schlechtere Voraussetzungen für die dentale Rehabilitation bieten. Resektion und Rekonstruktion werden heute anhand CT-Bilder dreidimensional geplant. Dies erlaubt die Fertigung individueller Schnittschablonen und Osteosyntheseplatten, was die Operation vereinfacht und verkürzt, sowie eine optimale Symmetrie wiederherstellen lässt (Abb. 3) (3, 59).

Zukünftige Entwicklung der Chirurgie

Dank Fortschritten in der Robotik und verbesserten Endoskopen werden sich in den nächsten Jahren vor allem die minimal invasiven Operationstechniken weiterentwickeln. Die heutigen mehrarmigen Roboter sind primär auf Operationen im grossen Feld ausgerichtet (Abb. 4), Single-Port Techniken sind jedoch in der Entwicklung bereits weit fortgeschritten. Vor allem bei fortgeschrittenen Karzinomen ist die onkologische Wertigkeit dieser Verfahren jedoch noch ungenügend erforscht und laufende Studien sollten diesbezüglich in naher Zukunft therapierelevante Resultate hervorbringen (52).
In Erforschung ist zudem die Nah-Infrarot-Fluoreszenzbildgebung, welche die intraoperative Beurteilung der Tumorränder verbessert, die aktuell noch immer von blossem Auge und mittels Palpation erfolgt (21, 27). Da unvollständige Resektionen mit einer deutlich erhöhten lokalen Rezidivrate und verschlechterter Prognose einhergehen, könnten damit die chirurgischen Ergebnisse potentiell wesentlich verbessert werden. Eine routinemässig intraoperative Anwendung in naher Zukunft ist zu erhoffen.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Prof. Dr. med. Roland Giger

Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,
Kopf- und Halschirurgie
Inselspital
Universitätsspital Bern
3010 Bern

Roland.Giger@insel.ch

Prof. Dr. med., Dr. med. dent. Benoît Schaller

Universitätsklinik für Schädel-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Inselspital
Universitätsspital Bern
3010 Bern

Dr. med. Simon Müller

Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,
Kopf- und Halschirurgie
Inselspital
Universitätsspital Bern
3010 Bern

Dr. med. Radu Olariu

Universitätsklinik für Plastische- und Handchirurgie
Inselspital
Universitätsspital Bern
3010 Bern

Die Autoren haben keine Interessenskonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

Take-Home Message

  • Die Chirurgie spielt eine Hauptrolle bei der Behandlung von Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinomen
  • Die primäre Chirurgie ist bei den meisten Mundhöhlen- und T4a Larynx-/Hypopharynxkarzinomen der RT vorzuziehen
  • Die Chirurgie ist bei Frühkarzinomen die bevorzugte Therapiestrategie, womit häufig die RT vermieden und für nachfolgende Rezidive/Zweitmalignome als Behandlungsreserve aufgespart werden kann
  • Fortgeschrittene HPV-negative und HPV-positive Oropharynxkarzinome mit Raucheranamnese sollten primär operiert werden
  • Minimal invasive Techniken (TOLS/TOUSS/TORS, SLKB) werden in Zukunft vermehrt zum Einsatz kommen

Messages à retenir

  • La chirurgie joue un rôle majeur dans le traitement des carcinomes épidermoïdes de la tête et du cou
  • La chirurgie primaire est préférable à la RT pour la plupart des cancers de la cavité buccale et du T4a laryngé/hypopharyngé
  • La chirurgie est la stratégie de traitement préférée pour les carcinomes précoces, évitant souvent la RT et la conservant comme réserve de traitement pour les récidives/les secondes malignités ultérieures
  • Les carcinomes oropharyngés avancés VPH négatifs et positifs avec une anamnèse de fumeur doivent être opérés principalement
  • Les techniques mini-invasives (TOLS/TOUSS/TORS, biopsie du ganglion sentinelle) seront de plus en plus utilisées à l’avenir

1. Arbeitsgruppe für Hals- und Gesichtschirurgie der Schweizerischen Gesellschaft für ORL Hals- und Gesichtschirurgie, Arnoux A, Arnold A, Dulguerov P, Fischer C, Giger R, Hasenclever S, Huber G, Mueller W, Pasche P, Stoeckli S, Zbaeren P. Empfehlungen [Internet]. 2019;(2019).
2. Bates JE, Amdur RJ, Morris CM, Hitchcock KE, Dziegielewski PT, Boyce BJ, Silver NL, Shaw C, Mendenhall WM. Curative-dose Chemoradiotherapy Versus Total Laryngectomy For Stage T3-T4 Squamous Cell Carcinoma of the Larynx: An “Apples-to-Apples” Analysis of the National Cancer Database. Am J Clin Oncol 2019;42(6):527–533.
3. Blanc J, Fuchsmann C, Nistiriuc-Muntean V, Jacquenot P, Philouze P, Ceruse P. Evaluation of virtual surgical planning systems and customized devices in fibula free flap mandibular reconstruction. Eur Arch Otorhinolaryngol 2019;276(12):3477–3486.
4. Bozec A, Poissonnet G, Chamorey E, Demard F, Santini J, Peyrade F, Ortholan C, Benezery K, Thariat J, Sudaka A, Anselme K, Adrey B, Giacchero P, Dassonville O. Results of vocal rehabilitation using tracheoesophageal voice prosthesis after total laryngectomy and their predictive factors. Eur Arch Oto-Rhino-Laryngology 2010;267(5):751–758.
5. Bussu F, Mura F, Miccichè F, Bertino G, Occhini A, Almadori G, Galli J, Pandolfini M, Gallus R, Autorino R, Guidi ML, Dinapoli N, Valentini V, Paludetti G, Benazzo M. Oncologic outcome of hypopharyngeal carcinoma treated with different modalities at 2 different university hospitals. Head Neck 2016;38(4):606–612.
6. Camuzard O, Dassonville O, Ettaiche M, Chamorey E, Poissonnet G, Berguiga R, Leysalle A, Benezery K, Peyrade F, Saada E, Hechema R, Sudaka A, Haudebourg J, Demard F, Santini J, Bozec A. Primary radical ablative surgery and fibula free-flap reconstruction for T4 oral cavity squamous cell carcinoma with mandibular invasion: oncologic and functional results and their predictive factors. Eur Arch Otorhinolaryngol 2017;274(1):441–449.
7. Colevas AD, Yom SS, Pfister DG, Spencer S, Adelstein D, Adkins D, Brizel DM, Burtness B, Busse PM, Caudell JJ, Cmelak AJ, Eisele DW, Fenton M, Foote RL, Gilbert J, Gillison ML, Haddad RI, Hicks WL, Hitchcock YJ, et al. NCCN guidelines ® insights: Head and neck cancers, version 1.2018 featured updates to the NCCN guidelines [Internet]. JNCCN J. Natl. Compr. Cancer Netw. 2018;16(5):479–490.
8. Denaro N, Russi EG, Lefebvre JL, Merlano MC. A systematic review of current and emerging approaches in the field of larynx preservation. Radiother Oncol 2014;110(1):16–24.
9. Dietz A, Wichmann G, Kuhnt T, Pfreundner L, Hagen R, Scheich M, Kölbl O, Hautmann MG, Strutz J, Schreiber F, Bockmühl U, Schilling V, Feyer P, de Wit M, Maschmeyer G, Jungehülsing M, Schroeder U, Wollenberg B, Sittel C, et al. Induction chemotherapy (IC) followed by radiotherapy (RT) versus cetuximab plus IC and RT in advanced laryngeal/hypopharyngeal cancer resectable only by total laryngectomy-final results of the larynx organ preservation trial DeLOS-II. Ann Oncol Off J Eur Soc Med Oncol 2018;29(10):2105–2114.
10. Elicin O, Albrecht T, Haynes AG, Bojaxhiu B, Nisa L, Caversaccio M, Dal Pra A, Schmücking M, Aebersold DM, Giger R. Outcomes in Advanced Head and Neck Cancer Treated with Up-front Neck Dissection prior to (Chemo)Radiotherapy. Otolaryngol Head Neck Surg 2016;154(2):300–308.
11. Elicin O, Nisa L, Dal Pra A, Bojaxhiu B, Caversaccio M, Schmücking M, Aebersold DM, Giger R. Up-front neck dissection followed by definitive (chemo)-radiotherapy in head and neck squamous cell carcinoma: Rationale, complications, toxicity rates, and oncological outcomes – A systematic review. Radiother Oncol 2016;119(2):185–193.
12. Ellis MA, Graboyes EM, Wahlquist AE, Neskey DM, Kaczmar JM, Schopper HK, Sharma AK, Morgan PF, Nguyen SA, Day TA. Primary Surgery vs Radiotherapy for Early Stage Oral Cavity Cancer. Otolaryngol Head Neck Surg 2018;158(4):649–659.
13. Fakhry N, Vergez S, Baumstarck K, Lagier A, Santini L, Dessi P, Babin E, Giovanni A. Multicentric evaluation of strategies for treatment of T1a glottic carcinomas. Eur Arch Otorhinolaryngol 2015;272(1):143–148.
14. Gooi Z, Chan JYK, Fakhry C. The epidemiology of the human papillomavirus related to oropharyngeal head and neck cancer. Laryngoscope 2016;126(4):894–900.
15. Gou L, Yang W, Qiao X, Ye L, Yan K, Li L, Li C. Marginal or segmental mandibulectomy: treatment modality selection for oral cancer: a systematic review and meta-analysis. Int J Oral Maxillofac Surg 2018;47(1):1–10.
16. Hamilton D, Khan MK, O’hara J, Paleri V. The changing landscape of oropharyngeal cancer management. J Laryngol Otol 2017;131(1):3–7.
17. Hartl DM, Ferlito A, Silver CE, Takes RP, Stoeckli SJ, Suárez C, Rodrigo JP, Sesterhenn AM, Snyderman CH, Terris DJ, Genden EM, Rinaldo A. Minimally invasive techniques for head and neck malignancies: Current indications, outcomes and future directions. Eur. Arch. Oto-Rhino-Laryngology. 2011;268(9):1249–1257.
18. Hendriksma M, Heijnen BJ, Sjögren E V. Oncologic and functional outcomes of patients treated with transoral CO 2 laser microsurgery or radiotherapy for T2 glottic carcinoma: A systematic review of the literature. Curr. Opin. Otolaryngol. Head Neck Surg. 2018;26(2):84–93.
19. Howard J, Masterson L, Dwivedi RC, Riffat F, Benson R, Jefferies S, Jani P, Tysome JR, Nutting C. Minimally invasive surgery versus radiotherapy/chemoradiotherapy for small-volume primary oropharyngeal carcinoma. Cochrane Database Syst. Rev. 2016;2016(12).
20. Iida T, Mihara M, Yoshimatsu H, Narushima M, Koshima I. Versatility of the superficial circumflex iliac artery perforator flap in head and neck reconstruction. Ann Plast Surg 2014;72(3):332–336.
21. Iqbal H, Pan Q. Image guided surgery in the management of head and neck cancer. Oral Oncol 2016;57:32–39.
22. Iyer NG, Tan DSW, Tan VKM, Wang W, Hwang J, Tan NC, Sivanandan R, Tan HK, Lim WT, Ang MK, Wee J, Soo KC, Tan EH. Randomized trial comparing surgery and adjuvant radiotherapy versus concurrent chemoradiotherapy in patients with advanced, nonmetastatic squamous cell carcinoma of the head and neck: 10-year update and subset analysis. Cancer 2015;121(10):1599–1607.
23. Jones TM, De M, Foran B, Harrington K, Mortimore S. Laryngeal cancer: United Kingdom National Multidisciplinary guidelines. J Laryngol Otol 2016;130(S2):S75–S82.
24. Kamran SC, Qureshi MM, Jalisi S, Salama A, Grillone G, Truong MT. Primary surgery versus primary radiation-based treatment for locally advanced oropharyngeal cancer. Laryngoscope 2018;128(6):1353–1364.
25. Kelly JR, Park HS, An Y, Contessa JN, Yarbrough WG, Burtness BA, Decker R, Husain Z. Comparison of Survival Outcomes Among Human Papillomavirus-Negative cT1-2 N1-2b Patients With Oropharyngeal Squamous Cell Cancer Treated With Upfront Surgery vs Definitive Chemoradiation Therapy: An Observational Study. JAMA Oncol 2017;3(8):1107–1111.
26. Kerawala C, Roques T, Jeannon J-P, Bisase B. Oral cavity and lip cancer: United Kingdom National Multidisciplinary Guidelines. J Laryngol Otol 2016;130(S2):S83–S89.
27. van Keulen S, van den Berg NS, Nishio N, Birkeland A, Zhou Q, Lu G, Wang HW, Middendorf L, Forouzanfar T, Martin BA, Colevas AD, Rosenthal EL. Rapid, non-invasive fluorescence margin assessment: Optical specimen mapping in oral squamous cell carcinoma. Oral Oncol 2019;88:58–65.
28. Ko HC, Harari PM, Chen S, Wieland AM, Yu M, Baschnagel AM, Kimple RJ, Witek ME. Survival Outcomes for Patients With T3N0M0 Squamous Cell Carcinoma of the Glottic Larynx. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2017;143(11):1126–1133.
29. Künzel J, Iro H, Psychogios G, Zenk J, Koch M. Closure of defects after resection of tumors of the oral cavity and the pharynx: medium- to long-term oncologic and functional results with the myocutaneous platysma flap. Eur Arch Otorhinolaryngol 2013;270(9):2537–2545.
30. Lacau St Guily J, Rousseau A, Baujat B, Périé S, Schultz P, Barry B, Dufour X, Malard O, Pretet J-L, Clavel C, Birembaut P, Franceschi S, Papillophar Group. Oropharyngeal cancer prognosis by tumour HPV status in France: The multicentric Papillophar study. Oral Oncol 2017;67:29–36.
31. Liu M, Wang SJ, Yang X, Peng H. Diagnostic Efficacy of Sentinel Lymph Node Biopsy in Early Oral Squamous Cell Carcinoma: A Meta-Analysis of 66 Studies. PLoS One 2017;12(1):e0170322.
32. Mackenzie K, Watson M, Jankowska P, Bhide S, Simo R. Investigation and management of the unknown primary with metastatic neck disease: United Kingdom National Multidisciplinary Guidelines. J Laryngol Otol 2016;130(S2):S170–S175.
33. Mehanna H, Wong W-L, McConkey CC, Rahman JK, Robinson M, Hartley AGJ, Nutting C, Powell N, Al-Booz H, Robinson M, Junor E, Rizwanullah M, von Zeidler S V., Wieshmann H, Hulme C, Smith AF, Hall P, Dunn J. PET-CT Surveillance versus Neck Dissection in Advanced Head and Neck Cancer. N Engl J Med 2016;374(15):1444–1454.
34. Miller MC, Goldenberg D, Education Committee of the American Head and Neck Society (AHNS). AHNS Series: Do you know your guidelines? Principles of surgery for head and neck cancer: A review of the National Comprehensive Cancer Network guidelines. Head Neck 2017;39(4):791–796.
35. Mo HL, Li J, Yang X, Zhang F, Xiong J wei, Yang Z ling, Tan J, Li B. Transoral laser microsurgery versus radiotherapy for T1 glottic carcinoma: a systematic review and meta-analysis. Lasers Med Sci 2017;32(2):461–467.
36. Monnier Y, Simon C. Surgery Versus Radiotherapy for Early Oropharyngeal Tumors: a Never-Ending Debate. Curr. Treat. Options Oncol. 2015;16(9).
37. Moore EJ, Van Abel KM, Price DL, Lohse CM, Olsen KD, Jackson RS, Martin EJ. Transoral robotic surgery for oropharyngeal carcinoma: Surgical margins and oncologic outcomes. Head Neck 2018;40(4):747–755.
38. Moro A, Saponaro G, Doneddu P, Cervelli D, Pelo S, Gasparini G, Garagiola U, D’Amato G, Todaro M. The Arterialized Facial Artery Musculo-Mucosal Island Flap for Post-Oncological Tongue Reconstruction. J Craniofac Surg 2018;29(8):2021–2025.
39. Müller von der Grün J, Tahtali A, Ghanaati S, Rödel C, Balermpas P. Diagnostic and treatment modalities for patients with cervical lymph node metastases of unknown primary site – current status and challenges. Radiat Oncol 2017;12(1):82.
40. Nouraei SAR, Middleton SE, Hudovsky A, Branford OA, Lau C, Clarke PM, Wood SH, Aylin P, Mace A, Jallali N, Darzi A. Role of reconstructive surgery in the management of head and neck cancer: a national outcomes analysis of 11,841 reconstructions. J Plast Reconstr Aesthet Surg 2015;68(4):469–478.
41. Park CW, Miles BA. The expanding role of the anterolateral thigh free flap in head and neck reconstruction. Curr Opin Otolaryngol Head Neck Surg 2011;19(4):263–268.
42. Patel KB, Nichols AC, Fung K, Yoo J, MacNeil SD. Treatment of early stage Supraglottic squamous cell carcinoma: meta-analysis comparing primary surgery versus primary radiotherapy. J Otolaryngol Head Neck Surg 2018;47(1):19.
43. Patel SY, Meram AT, Kim DD. Soft Tissue Reconstruction for Head and Neck Ablative Defects. Oral Maxillofac Surg Clin North Am 2019;31(1):39–68.
44. Pracy P, Loughran S, Good J, Parmar S, Goranova R. Hypopharyngeal cancer: United Kingdom National Multidisciplinary Guidelines. J Laryngol Otol 2016;130(S2):S104–S110.
45. Putten L, Bree R, Doornaert PA, Buter J, Eerenstein SEJ, Rietveld DHF, Kuik DJ, Leemans CR. Salvage surgery in post-chemoradiation laryngeal and hypopharyngeal carcinoma: outcome and review. Acta Otorhinolaryngol Ital 2015;35(3):162–172.
46. Razafindranaly V, Lallemant B, Aubry K, Moriniere S, Vergez S, Mones E De, Malard O, Ceruse P. Clinical outcomes with transoral robotic surgery for supraglottic squamous cell carcinoma: Experience of a French evaluation cooperative subgroup of GETTEC. Head Neck 2016;38 Suppl 1:E1097-101.
47. Robbins KT, Shaha AR, Medina JE, Califano JA, Wolf GT, Ferlito A, Som PM, Day TA, Committee for Neck Dissection Classification, American Head and Neck Society. Consensus statement on the classification and terminology of neck dissection. Arch Otolaryngol Head Neck Surg 2008;134(5):536–538.
48. Roux M, Dassonville O, Ettaiche M, Poissonnet G, Sudaka A, Bozec A. Transoral-transcervical oropharyngectomy without mandibulotomy, associated to fasciocutaneous radial forearm free-flap reconstruction, for oropharyngeal cancer: Postoperative course, oncologic and functional results, and prognostic factors. Eur Ann Otorhinolaryngol Head Neck Dis 2017;134(2):71–76.
49. Schilling C, Stoeckli SJ, Haerle SK, Broglie MA, Huber GF, Sorensen JA, Bakholdt V, Krogdahl A, Von Buchwald C, Bilde A, Sebbesen LR, Odell E, Gurney B, O’Doherty M, De Bree R, Bloemena E, Flach GB, Villarreal PM, Fresno Forcelledo MF, et al. Sentinel European Node Trial (SENT): 3-year results of sentinel node biopsy in oral cancer. Eur J Cancer 2015;51(18):2777–2784.
50. Seikaly H, Biron VL, Zhang H, O’Connell DA, Côté DWJ, Ansari K, Williams DC, Puttagunta L, Harris JR. Role of primary surgery in the treatment of advanced oropharyngeal cancer. Head Neck 2016;38 Suppl 1:E571-9.
51. Sokoya M, Chowdhury F, Kadakia S, Ducic Y. Combination of panendoscopy and positron emission tomography/computed tomography increases detection of unknown primary head and neck carcinoma. Laryngoscope 2018;128(11):2573–2575.
52. Stelmes J-J, Gregoire V, Poorten V Vander, Golusiñski W, Szewczyk M, Jones T, Ansarin M, Broglie MA, Giger R, Klussmann JP, Evans M, Bourhis J, Leemans CR, Spriano G, Dietz A, Hunter K, Zimmermann F, Tinhofer I, Patterson JM, et al. Organ Preservation and Late Functional Outcome in Oropharyngeal Carcinoma: Rationale of EORTC 1420, the “Best of” Trial. Front Oncol 2019;9(OCT):999.
53. Swanson MS, Low G, Sinha UK, Kokot N. Transoral surgery vs intensity-modulated radiotherapy for early supraglottic cancer: a systematic review. Curr Opin Otolaryngol Head Neck Surg 2017;25(2):133–141.
54. Timme DW, Jonnalagadda S, Patel R, Rao K, Robbins KT. Treatment Selection for T3/T4a Laryngeal Cancer: Chemoradiation Versus Primary Surgery. Ann Otol Rhinol Laryngol 2015;124(11):845–851.
55. Timmermans AJ, de Gooijer CJ, Hamming-Vrieze O, Hilgers FJM, van den Brekel MWM. T3-T4 laryngeal cancer in The Netherlands Cancer Institute; 10-year results of the consistent application of an organ-preserving/-sacrificing protocol. Head Neck 2015;37(10):1495–1503.
56. Tirelli G, Gardenal N, Gatto A, Bonini P, Tofanelli M, Fernández-Fernández MM. Is there a role for ultrasonic surgery in transoral laryngeal cancer resections? Expert Rev Med Devices 2019;16(4):275–279.
57. Tulli M, Re M, Bondi S, Ferrante L, Dajko M, Giordano L, Gioacchini FM, Galli A, Bussi M. The prognostic value of anterior commissure involvement in T1 glottic cancer: A systematic review and meta-analysis. Laryngoscope 2019;
58. Turner MT, Byrd JK, Ferris RL. Current Role of Surgery in the Management of Oropharyngeal Cancer. J Oncol Pract 2016;12(11):1176–1183.
59. Wang YY, Zhang HQ, Fan S, Zhang DM, Huang ZQ, Chen WL, Ye JT, Li JS. Mandibular reconstruction with the vascularized fibula flap: comparison of virtual planning surgery and conventional surgery. Int J Oral Maxillofac Surg 2016;45(11):1400–1405.
60. Windon MJ, D’Souza G, Fakhry C. Treatment preferences in human papillomavirus-associated oropharyngeal cancer. Future Oncol 2018;14(24):2521–2530.
61. Winter SC, Ofo E, Meikle D, Silva P, Fraser L, O’Hara J, Kim D, Robinson M, Paleri V. Trans-oral robotic assisted tongue base mucosectomy for investigation of cancer of unknown primary in the head and neck region. The UK experience. Clin Otolaryngol 2017;42(6):1247–1251.
62. Zhang Y, Gu Y, Guo T, Li Y, Cai H. Perioperative immunonutrition for gastrointestinal cancer: A systematic review of randomized controlled trials. Surg Oncol 2012;21(2):e87–e95.

Atezolizumab als Erhaltungstherapie bei fortgeschrittenem resp. rezidiviertem Endometriumkarzinom

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) stellt in dieser Ausgabe eine Studie vor. Die SAKK ist eine Non-Profit-Organi­sation, die klinische Studien in der Onkologie durchführt. Bei Interesse für die hier vorgestellte Studie oder falls Sie eine Patientin oder einen Patienten zuweisen möchten, kontaktieren Sie bitte den Studienverantwortlichen (Coordinating Investigator) oder den Studienkoordinator
(Clinical Project Manager).

Für Frauen mit einem Endometriumkarzinom im Frühstadium ist die Prognose mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 95% sehr gut. Anders sieht es bei Patientinnen mit fortgeschrittenem, metastasiertem oder rezidiviertem Endometriumkarzinom aus: Ihr mittleres Überleben liegt bei nur 12–15 Monaten.
Die Erstlinien-Chemotherapie bei einem Endometriumkarzinom im Stadium III oder einer metastasierten resp. rezidivierten Erkrankung besteht aus Carboplatin plus Paclitaxel. Mittels der internationalen Studie AtTEnd soll herausgefunden werden, ob die Zugabe von Atezolizumab zur Chemotherapie und eine anschliessende Erhaltungstherapie mit Atezolizumab die Prognose der Patientinnen verbessern können, ob die Therapie sicher und gut verträglich ist und welchen Einfluss sie auf die Lebensqualität hat.
Atezolizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der direkt an PD-L1 bindet und die Interaktionen mit den PD-1-Rezeptoren blockiert. Dadurch wird die über den PD-L1/PD-1-Signalweg vermittelte Hemmung der Immunantwort aufgehoben und die antitumorale Immunantwort reaktiviert. In der Schweiz ist Atezolizumab bisher zur Therapie des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten, nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms zugelassen.
An der Studie teilnehmen können Frauen mit einem neu diagnostizierten Endometriumkarzinom Stadium III oder IV, mit residuellem Endometriumkarzinom nach Tumoroperation und Frauen mit rezidiviertem Endometriumkarzinom, die noch keine systemische Tumortherapie erhalten haben. Jede Patientin wird während 6–8 Zyklen (1 Zyklus = 3 Wochen) mit einer Standard-Chemotherapie plus Atezolizumab oder Placebo behandelt. Danach wird Atezolizumab oder Placebo weiterhin alle drei Wochen verabreicht, bis die Krankheit fortschreitet (Abb. 1).

Studienname: ENGOT-en7_AtTEnd: Phase III double-blind randomized placebo controlled trial of Atezolizumab in combination with Paclitaxel and Carboplatin in women with advanced/recurrent endometrial cancer

Teilnehmende Zentren: Kantonsspital Baden, Universitätsspital Basel, EOC – Istituto Oncologico della Svizzera Italiana, Inselspital Bern, Spital Thurgau – Kantonsspital Frauenfeld, Luzerner Kantonsspital, Kantonsspital Winterthur, UniversitätsSpital Zürich

Coordinating Investigator:
Dr. med. Manuela Rabaglio-Poretti, manuela.rabaglio@insel.ch, Inselspital Bern

Clinical Project Managers:
Jessica Schulz, jessica.schulz@sakk.ch, SAKK Bern

Kommentar Frau Dr. med. Manuela Rabaglio-Poretti, Bern

Dr. med. Manuela Rabaglio-Poretti

Im Gegensatz zu Gebärmutterkrebs im Frühstadium mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von bis zu 95%, ist die Prognose bei Patientinnen mit fortgeschrittener Erkrankung mit einem mittleren Überleben in der Grössenordnung von 12 bis 15 Monaten schlecht (mit Mortalitätsraten ähnlich denen von Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs). Uteruskarzinom wird als Tumor mit hoher Mutationslast eingestuft. Mehrere klinische Studien haben gezeigt, dass die Immun-Checkpoint-Blockade ein vielversprechender Ansatz für verschiedene Krebsarten mit hoher Mutationslast ist und die Kombination von Immun-Checkpoint-Blockade und konventioneller Chemotherapie könnte synergistische Effekte haben. Damit wird diese klinische Studie wichtige Informationen für die zukünftige Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem Gebärmutterkrebs liefern.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Prof. Dr. med. Roger von Moos

Direktor Tumor- und Forschungszentrum
Kantonsspital Graubünden
7000 Chur

tumorzentrum@ksgr.ch

30. Ärzte-Fortbildungskurs in Klinischer Onkologie

Vom 27.2. bis 29.2. fand der traditionelle Fortbildungskurs in klinischer Onkologie DESO (Deutschsprachig-Europäische Schule für Onkologie) unter der Leitung der Professoren Christoph Driessen, St. Gallen und Ulrich Güller, Thun, am Kantonsspital St. Gallen statt. Der Kurs richtet sich an Onkologen und niedergelassene Internisten und soll in interaktiver Art und Weise abgehalten werden, wie Prof. Driessen eingangs bemerkte. Davon wurde denn auch reichlich Gebrauch gemacht. Im Folgenden wird über zwei ausgewählte Referate berichtet.

Prof. Dr. med. U. Güller
Prof. Dr. Christoph Driessen

Neue Onkologika: Ethische Abwägungen rund um Kosten, Nutzen und Verfügbarkeit

Mit der Fallvignette einer heute 70 Jährigen, ED MM 2015, März 2019: Therapierefraktär nach 5 Linien, refraktär auf BTZ, LEN, POM, CFZ, DARA, schwerer progredienter Hyperviskosität , Anämie, AZ-Verschlechterung, total Protein 138g/l, IgA 86g/l schnell ansteigend und Zuweisung an das KSSG für Phase 1 Studientherapie (BCMA, initialisiert), exemplifizierte Prof. Dr. med. Christoph Driessen eine Situation, wie sie in der Praxis vorkommt. In den Monaten Juni-Juli erhielt die Patientin BTZ-Nelfinavir, Protein sinkend auf 120g/l, klinische Stabilisierung, Kostengutsprache und Wiedererwägung Nelfinavir abgelehnt, Übernahme Nelfinavir aus Klinikbudget. August: Studienprogramm kurzfristig beendet von Sponsor. Therapiebeginn Dara-POM-Dex, KoGu 6.8. Protein 115g/l, IgA 70g/l, Therapiefortsetzung. Info-Wiedereröffnung Phase 1 Studie im Winter- Wiedererwägungsgesuch, Therapiefortsetzung Protein 118g/l, IgA 66g/l, klinische Stabilisierung. KoGu vom 5.8. positiv nach Verhandlung mit Firmen, KoGu Dara-POM-Dex bis 26.9l 2019(!). 3.10. Protein 94g/l, IgA 63g/l, klinisch (dast) beschwerdefrei. Pat. geht 1 Woche in Urlaub nach Italien. 3.11. IgA 37g/l, PR, klinisch gutes Befinden, normaler Alltag. 9.10., 5.11. Nachfrage/Berichte KK wegen BTZ, Ablehnung Kosten BTZ. 2.12. 2019 gutes Befinden, Protein normal, IgA 36g/l (leichte Symptome in therapiefreier Woche). 20.1.2020 KMP/PET Staging: 90% MM Befall im KM, ubiquitär FDG-positive Skelettmanifestationen, Einschluss in BCMA-Immuntherapie Studie.

Es stellen sich die folgenden Fragen/Probleme:

  • Zugang zu hochspezialisierten Onkologika «off label» oft nur nach vorgängiger Kostengutsprache
  • Situation «neue Onkologika» und «off label»
  • Wie sieht die Entscheidungspraxis aus?
  • Was ist «medizinisch richtig»?
  • Wie «angemessen/fair» sind die Preise?
  • Was ist «moralisch richtig»
  • Welchen Kriterien folgt ärztliches Handeln

Der Referent verwies auf die Entwicklung der Preise für Onkologika zur Myelomtherapie. Während diese sich im Jahre 1950 (Melphalan) bis 1960 (Steroide) zwischen 600 und 2000$ bewegten, war die Hochdosistherapie mit autologem Stammzellsupport bereits in der Grössenordnung von 50‘000$. Mit Bortezomid (100 000$), Lenalidomid (80 000$), Pomalidomid (120 000$), Daratumumab (140 000$) im m Jahr 2015 erfolgte ein weiterer Anstieg. Die Jahre 2020 (CAR) und 2021 (BITE) werden mit 200 000$ bis 500 000$ veranschlagt.
Die neuen Onkologika sind nicht nur teurer, sie zeigen auch einen Nutzen, wie der Referent anhand des Gesamtüberlebens von non-transplant Myelompatienten in der Ostschweiz in den Jahren 2000-2005 vs. 2006-2010 zeigte.

Zunahme der Onkologika

Während in den Jahren 1941-1950 die Gesamtzahl der zyto-toxischen Medikamente 1 und die jährliche Zunahme 0.1, und die Anzahl zielgerichteter Medikamente 0 betrug, waren es
zwischen 2011-2014 3 zytotoxische Medikamente mit einer
jährlichen Zunahme von 0.75 und 30 zielgerichtete Medikamente mit einer jährlichen Zunahme von 8.25. Gleichzeitig mit der Zunahme der Krebsmedikamente steigen die Kosten für diese Medikamente immer weiter in die Höhe. Bei den Entscheidungen zur Kostengutsprache wird eine grosse Heterogenität festgestellt.

Welche Neuen Onkologika für welchen Patienten?

Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil, ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht, so besagt es der Eid des Hippokrates.

Der Referent stellt folgende Hypothese auf: Wir überschätzen oft den Zusatznutzen von neuen Onkologika, die «evidenzbasiert» eingeführt werden. Medizinische Evidenz kommt aus RCTs. Diese vergleichen grosse Kohorten, die in wenigen wesentlichen Merkmalen übereinstimmen. RCTs informieren uns über

  • einen Unterschied beim geprüften Endpunkt
  • für den Durchschnitt der Patienten in den Kohorten

Dies bedeutet nicht, dass alle Patienten im überlegenen Arm besser abschneiden. RCTs sagen uns nicht direkt, welches die beste Behandlung für unseren nächsten Patienten ist. Wir sollten abschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass dieser nächste Patient profitiert.
Der Referent stellt fest, dass nur medikamentöse Therapiestudien durchgeführt werden, die den Sponsor wirtschaftlichen Nutzen erwarten lassen. «Defensive» Studien gibt es kaum. Die Evidenz der modernen medikamentösen Tumortherapie hat einen Bias zugunsten des langen und grosszügigen Einsatzes moderner, teurer Onkologika. Neue Onkologika sind recht sicher, oft wirksam, aber ihre «Indikationsstellung» unterliegt einem relevanten Bias und ist wahrscheinlich nicht fair, so der Referent.

Ein «System» der Verfügbarkeit an den Grenzen der Fairness:

Medizinischer Fortschritt und der Bias von Evidenz, Standards, Zulassung, Erstattung. Was ist medizinisch notwendig? Was ist gesellschaftlich-ethisch angemessen?

  • Wirtschaft und Gesellschaft: Preis, Wert und Verfügbarkeit
  • Verteilungsgerechtigkeit und Ethik

Die 4 Determinanten des Preises (WHO2018, Industrieperspektive)
a) Kosten R&D
b) b Kosten Produktion und Kommerzialisierung
c) «Wert» einer Medizin
d) Ausreichender Gewinn auf R&D

Kosten Forschung und Entwicklung

WHO 2018:99FDA Zulassungen 1989-2017. Return 14.5 US$ per US$ R&D Kosten – adjustiert für gescheiterte Projekte und Opportunitätskosten.
Der Weltmarkt für Onkologika betrug 2018 130 Mrd. US$ Der %-Gewinn (EBIT) pro Umsatz der Branche weltweit beträgt für Bergbau, Rohölproduktion 19.8%, Pharmazie 19.1%, für Konsumgüter Nahrungsmittel 11.9%, Telekommunikation 7.5%, Raumfahrt und Verteidigung 6.2% um nur einige zu nennen.
Die Rechtfertigung hoher Preise für Onkologika ist zumindest fraglich. Es herrscht ein Bias im System medizinischer Evidenz. Der Nutzen ist in (vielen?) Einzelfällen hoch. Die Ressourcen der Gesellschaft sind begrenzt. Wie kann der Onkologe hier «gut» entscheiden und handeln?

Ethik:
Frage nach dem guten Handeln im gesellschaftlichen Kontext.

Deontologie («Pflicht»): Pflichtethik, Moral, das «Erforderliche», das «Gesollte». Teleologie («Ziel»): Utilitarismus, konsequentialistische Theorie. Moralität und Legalität (Emanuel Kant), (modif. nach G. Majo, Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin, 2012)

Medizinethik: «Pflichtenethik», «Primum non nocere», Autonomie, Prinzip der Menschenwürde. Das «Vier-Prinzipien Modell der Medizinethik» (BeauchampTL, Childress F. Principles of Biomedical Ethics (1877), 7th Ed, OUP 2012.

Personalisierte Medizin und das Gerechtigkeitsproblem:

  • Informationszunahme stellt Gerechtigkeit in Frage
  • Differenz untergräbt Versicherungsidee, erschwert Solidarität
  • Was bedeutet Gerechtigkeit, wenn die Fähigkeit zur Unterscheidung drastisch zunimmt?

Gerechtigkeit teilt sich auf in Gesetzesgehorsam und Gleich-behandlung auf.
Gerechtigkeitstyp: kommutative Gerechtigkeit vs. distributive Gerechtigkeit, erstere ist formal arithmetisch, letztere verhältnismässig/geometrisch. Gleichbehandlung durch Wegsehen gegenüber Ungleichbehandlung durch Hinsehen. Anwendung ohne Ansehen der Person gegenüber «Gleiches gleich, Ungleiches ungleich» verteilen.
Gerechtigkeit und Pflichtenethik vs. Gewinne, Verluste, Kosten, DRGs etc.
1. Wir sind primär den Patienten verpflichtet
2. Wir erbringen unsere Leistung medizinisch vernünftig, mit Augenmass, Kenntnis und Erfahrung, in einer vernünftigen und effizienten operationsform, auf dem aktuellen Stand der medizinischen Möglichkeiten
Aufgabe eines Vergütungssystems ist es, in diesem Rahmen einen wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen. Tut es dies nicht, muss eine politische Diskussion geführt werden.
Unsere Verpflichtung unseren Patienten gegenüber ist höherwertig als die gegenüber dem Vergütungssystem. Sie wird deshalb nicht dem Vergütungssystem angepasst.

Therapiewahl und Kosten in der Praxis:

  • für Patienten die medizinisch beste verfügbare Therapie finden
  • wenn diese Therapie vom «System» erstattet wird, ist der «Preis» unerheblich (Systemproblem)
  • Der Arzt muss gewährleisten, dass er/sie in der Entscheidung (finanziell) unabhängig ist («Marge» Medikamentenabgabe, «Sponsoring» ad personam).

Wenn die Therapie nicht vom System erstattet wird:

ambulant:

  • A) medizinisch akzeptable Argumentation und geringer individueller Zusatznutzen gegenüber Alternative (ESMO-MCBS) (nach meiner Einschätzung für diesen Patienten) alternative Therapie
  • B) fachlich inakzeptable Argumentation oder hoher individueller Zusatznutzen (s.o.): Therapie durchführen, Zeitpunkt nach
    Klinik 1-3 Wiedererwägungsgesuche.
  • stationär:
  • A) individueller Zusatznutzen nur kurzfristig: Verschieben in ambulanten Bereich, Kostengutsprachegesuch
  • B) individueller Zusatznutzen kurzfristig hoch: Therapie gemäss medizinischer Entscheidung, unabhängig von Kosten/Erstattung
  • Primat «keine Ausrichtung Therapie am Erstattungssystem»

Wege aus der Krise:

  • Evidenz: «real world evidence», «n=1 Trials», «defensive Studien» (Sponsor: Versicherer, Gesundheitssystem)
  • Medikamentenentwicklung: «drug repurposing»
  • Kostengutsprache: Modelle zentriert auf Nutzen und verantwortungsvolle ärztliche Entscheidung

Drug Repurposing in der Onkologie:

  • Wir haben ca. 5000 Medikamente, die «sicher» sind, die meisten davon sind ausserdem «generisch»
  • Die meisten haben biologisch relevante molekulare Wirkungen
  • Wir kennen die onkologisch relevanten molekularen Wirkungen dieser Medikamente meist nicht, weil a) die Medikamente mit anderem Fokus untersucht wurden, b) die molekularen onkologischen Mechanismen nicht bekannt waren
  • Systematische Nutzung molekularer Wirkungen bekannter, zugelassener Medikamente für «targeted therapy», schnell, sicher, verfügbar, preisgünstig Zentrum für die Wiederverwendung von Medikamenten: eine Medikamentenbibliothek und Informationsquelle der nächsten Generation.

Das TCGA (The Cancer Genome Atlas)-Projekt

Die Daten aus diesem Pilotprojekt werden den Forschern und Klinikern einen Einblick in einen umfassenden Atlas mit molekularen Informationen über die genomischen Veränderungen bei allen Krebsarten vermitteln. Die von TCGA generierten genomischen Informationen könnten Fortschritte in der Krebsforschung stimulieren und Möglichkeiten für die Entdeckung und Entwicklung neuer Ziele für Krebstherapeutika ermöglichen. Sie könnten auch neue Möglichkeiten zur Unterstützung von Klinikern bei der Entwicklung personalisierter Behandlungspläne für jeden Patienten liefern und es klinischen Studien ermöglichen, sich auf die Patienten zu konzentrieren, die am ehesten auf bestimmte Behandlungen ansprechen. Das TCGA Projekt hat gezeigt, dass 244 Gene statistisch signifikant als «Cancer Driver» mutiert sind, 47% der Gene/Pathways haben ein korrespondierendes Medikament /Compound in der Medikamentenwiederverwendungsbibliothek.
Der Referent schloss mit einem Vorschlag eines neuen Paradigmas für Forschung, Entwicklung, Zulassung und Vergütung.

Molekularbiologie für die onkologische Praxis

Krebs – es ist alles in den Genen! … aber es wird durch seine kodierten Proteine induziert. Durch epigenetische Änderungen, durch das Mikroumgebungssystem des Wirts, durch das Immunsystem und durch die Blutgefässe. Nur etwa 1% der DNA besteht aus Proteinkodierenden Genen (ca. 21000 Protein-kodierende Gene) und 99% ist Schrott, stellte Prof. Dr. med. Adrian Ochsenbein, Bern, fest.

Molekulare Mechanismen, die zu Krebs führen

Der Referent erwähnte zunächst die Mehrstufenkarzinogenese und als Beispiel das Kolonkarzinom, mit der APC Genmutation, die zur Hyperproliferation und dem frühen Adenom, der K-ras Mutation, die mit dem intermediären Adenom einhergeht, der DCC-Genmutation und dem späten Adenom, der p53 Mutation, die zum Karzinom führt und weiteren Mutationen, die die Metastase auslösen. Weitere genetische Alterationen, die zu Krebs führen, sind das Vorhandensein von Oncogenen und die Absenz von Tumorsuppressorgenen. Sie führen zu Proliferation und Apoptose. Die Onkogene wirken als Wachstumsfaktoren, Wachstumsfaktorrezeptoren, Signalüberträger, Proteinkinasen Transkriptionsfaktoren und Apoptoseregulatoren. Die Protoonkogene stellen die normale Form des Gens, welches in eine positive Regulation des Zellzyklus involviert ist, dar.
Die Tumorsuppressorgene kontrollieren den Zellzyklus Checkpoint, den Proteinturnover, den DNA- Schaden und die Hypoxie. Das normale Gen verhütet Krebs, eine erste Mutation führt zu einem anfälligen Träger, die zweite Mutation zu Krebs. Die Expression des P53 Gens geht mit Inhibition der Angiogenese, Wachstumsanhalten, DNA-Reparatur und Apoptose einher.
Die genetischen Veränderungen, die zu Krebs führen, umfassen durch Oncogene Mutationsaktivierungen, Genamplifikation, Gentranslokation, durch Tumorsuppressorgene Mutationsinaktivierung, Genedetektion, Gen «Silencing». Die Genalterationen bestehen aus Punktmutationen, Chromosomenaberrationen, ausgewogene und nicht ausgewogene strukturelle Abweichungen, numerische Abweichungen: Trisomie, Monosmie. Als Beispiele für genetische Abweichungen zeigte der Referent Änderungen im Satz «THE RED CATZ SAT: Eine Punktmutation wäre «THE ROD CAT SAT», eine Inversion «THE DER CAT SAT», eine Deletion «TED ERC ATS AT, eine Insertion «THH EDE RCA TSA T» und eine Translokation «THE SAT RED CAT».
Die Mutationsfrequenz ist bei den verschiedenen Krebsarten unterschiedlich. Relativ wenig Mutationen werden beim Ewing Sarkom, Schilddrüsenkarzinom und beim Rhabdokarzinom festgestellt, während sie bei. Kolonkarzinom, Lungenkarzinom und Melanom u.a. häufig sind (Laurence MS, Nature 2013).
Driver und Passenger Mutationen: Die Driver Mutation (Verstärker-Mutation) ist eine Mutation im Signaltransduktionsweg, die die Proliferation der Tumorzelle fördert. Mutationen, die keinen kausalen Zusammenhang zu Wachstum und Proliferation zeigen, werden als Passenger-Mutationen bezeichnet.
Ausgewogene chromosomale Rearrangements umfassen chimäre Fusionsgene und deregulierte Expression von strukturell normalen Genen. Zu den chimären Fusionsgenen gehören die genetischen Änderungen in den Tyrosinkinasegenen und den Transkriptions-faktorgenen.

Unausgewogene chromosomale Rearrangements:

Genom Gewinn: Komplette Trisomie, partielle Trisomie, intrachromosomale Amplifikation. extrachromosomale Amplifikation.
Genom Verlust: Monosmie, large-scale Deletion, submikroskopische Deletion. Oncomire bei Krebs: Ein Oncomir ist eine mit Krebs assoziierte microRNA. Einige Oncomire sind Onkogene, andere sind Tumorsuppressoren.
Epigenetische Änderungen: Unter Epigenetik versteht man Vererbung ohne Änderungen der DNA-Sequenz. Es handelt sich um Methylgruppen, Acetylgruppen oder Phosphatgruppen Die DNA-Methylierung kann DNA markieren und Gene aktivieren oder reprimieren.

Detektion von molekularen Abnormalitäten

Diese umfasst DNA Codes: Genetik/Genomik/Epigenomik:
Studium von DNA-Variabilitäten, die mit einer Krankheitsprädisposition bei malignen Merkmalen assoziiert ist.
RNA Expression: Transkriptomik: Quantitative Untersuchung von RNA (mRNA oder nicht-kodierende RNA) , die durch Zellen oder Gewebe als Antwort auf einen Stimulus exprimiert wird.
Protein Expression: Proteomik: Quantitative Untersuchung von Proteinen, die in Körperflüssigkeiten, einer Zelle oder Gewebe produziert werden als Antwort auf einen Stimulus.
Des Weiteren stellt der Referent die FISH Methode (Fluorescence in situ hybridization) vor. Es handelt sich dabei um eine Methode zum Nachweis von RNA und DNA-Molekülen in situ, d.h. in Geweben, Zellen oder auf Chromosomen mit fluoreszenzmarkierter RNA- oder DNA-Sonden.
Die vergleichende Genom Hybridisierung ist eine Labormethode zur Messung von Gewinn oder Verlust von chromosomalen Regio-nen in Tumorzellen. Man nimmt an, dass Gewinne und Verluste der DNA in Tumorzellen nicht völlig zufällig, sondern teilweise mit einer gewissen Kausalität zusammenhängen. Modelle, die die Tumorprogression mit dem Auftreten von DNA-Gewinn oder -Verlust in Beziehung setzen, könnten bei der Suche nach Krebs-genen und bei der Krebsdiagnose nützlich sein.
Der Referent erwähnte ferner die Polymerase Chain Reaction und die Real-time quantitative RT-PCR, sowie die digital PCR, Next generation PCR high-throughput quantification sowie die Next Generation Sequencing (NGS) Technologie. Er verglich die Methodologien zur Erfassung und Analyse von ctDNA.

Biomarker

Prognostische Biomarker: Information über Outcome/natürlicher Krankheitsverlauf, unabhängig von der Therapie.
Prädiktive Biomarker: Information über das Ansprechen auf eine gegebene Therapie. Diagnostik (Detektion/Monitoring der Krankheit) TRK Fusion, ein prädiktiver Biomarker.
Mutationen verschiedener Gene können Krebs im gleichen Organ auslösen, andrerseits können Veränderungen eines bestimmten Gens zu Tumoren an verschiedenen Orten im Körper führen. Ein Vertreter eines solchen molekulargenetischen Markers ist TRK, der bei verschiedenen Krebsarten als mutmasslicher Auslöser nachgewiesen wurde. Larotrectinib hat sich bei TRK Fusions-positiven Krebsarten sowohl bei Erwachsenen als auch Kindern als wirksam erwiesen. MGMT Promotor Methylierung ist ein weiterer prädiktiver Biomarker. Ein diagnostischer Biomarker ist das Konzept des «minimal residual disease», wie der Referent erklärte. Den Schluss des Referats machte
die Precision Medicine (Proteomics, Metabolomics, Genomics, Transcriptomics und Big Data), um nur einige Begriffe zu nennen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen