Pomalidomid und andere Antimyelomtherapien

Hintergrund

In klinischen Studien hat Pomalidomid (POM) (Imnovid®) günstige klinische Ergebnisse bei Patienten mit Multiplem Myelom (MM) gezeigt, die zuvor eine Lenalidomid-Therapie (LEN) erhalten hatten. Nur wenige Studien haben jedoch die POM-Behandlung von MM im Rahmen der Gemeinschafts- Onkologie untersucht. Diese retrospektive Kohortenstudie verglich Behandlungsmuster und -ergebnisse zwischen Patienten, die nach der LEN-Behandlung entweder mit POM oder einem anderen Antimyelom-Schema behandelt wurden.

Methoden

Erwachsene Patienten mit MM im US Oncology Network (USON), die innerhalb von 60 Tagen nach dem Abbruch der LEN-Behandlung eine Post-LEN-Behandlung erhielten, die nicht Teilnehmer an einer klinischen Studie waren und ≥ 2 nachfolgende Klinikbesuche hinter sich hatten, konnten in die Studie eingeschlossen werden. Bei den Patienten, bei denen ein Behandlungsabbruch festgestellt wurde, wurde die Zeit bis zum Abbruch der Behandlung (TTTD) vom Datum des Beginns der Nach-LEN-Behandlung (Indexbehandlung) bis zum Datum des Abbruchs geschätzt. Bei Patienten, die nach der Index-Behandlung eine neue Behandlung begannen, wurde die Zeit bis zur nächsten Behandlung (TTNT) ab dem Datum des Beginns der Index-Behandlung bis zum Datum des Beginns der nächsten Behandlung geschätzt.

Resultate

Von 547 in Frage kommenden Patienten leiteten 155 (28,3%) POM und 392 (71,7%) eine weitere Antimyelom-Behandlung ein. Die demographischen Merkmale waren zwischen den Gruppen ähnlich. Insgesamt brachen 74,2% bzw. 83,7% der Patienten die Index-Behandlung in den POM- und sonstigen Behandlungsgruppen ab. In der gesamten Studienpopulation betrugen die Kaplan-Meier (KM)Schätzungen der medianen TTTD 3,5 Monate (95% KI 2,8-4,6) bzw. 1,9 Monate (95% KI 1,6-2,4) in der POM- bzw. sonstigen Behandlungsgruppe (Log-Rang P< 0,001). Insgesamt wurde bei 65,2% bzw. 71,2% der Patienten die Folgebehandlung in der POM- bzw. sonstigen Behandlungsgruppe eingeleitet. Die KM-Schätzungen des medianen TTNT betrugen 6,2 Monate (95% KI 4,5-7,8) und 4,5 Monate (95% KI 3,9-5,3) in der POM- bzw. sonstigen Behandlungsgruppe (Log-Rang P = 0,38).

Schlussfolgerungen

Bei Patienten mit MM führte die Anwendung von POM nach der LEN-Behandlung zu einer längeren TTNT und TTTD im Vergleich zu Patienten, die eine andere Antimyelom-Therapie erhielten. Diese Ergebnisse unterstützen die Anwendung von POM nach LEN als Option für Patienten mit rezidiviertem/refraktärem MM.

Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

Quelle: Robert M. Rifkin, et al A real-world comparative analysis of pomalidomide (POM) and other antimyeloma treatments following lenalidomide (LEN) discontinuation among patients with multiple myeloma. J Clin Oncol 38: 2020 (suppl; abstr e19337)

Subanalyse von Patienten mit Niereninsuffizienz aus OPTIMISMM

Hintergrund

Die Vorabbehandlung von LEN bis zum Fortschreiten der Erkrankung ist eine Standardbehandlung (Tx) beim Multiplen Myelom (MM). Die Daten zur optimalen Tx nach Erstlinien-LEN sind begrenzt, insbesondere bei LEN-refraktären Patienten, einer wachsenden Population. In der OPTIMISMM Phase 3 Studie verbesserte PVd das mediane PFS signifikant beim ersten Rezidiv bei Patienten mit rezidiviertem refraktärem MM (RRMM), von denen 100% LEN-vorbehandelt und 57% LEN-refraktär waren. Pd zeigte Wirksamkeit und Sicherheit bei RRMM Patienten mit mässiger oder schwerer Niereninsuffizienz (NI), einschliesslich Dialysepatienten. Ergebnisse mit Zweitlinien-PVd bei RRMM Patienten mit NI sind jedoch nicht evaluiert worden. Hier wird über die Wirksamkeit und Sicherheit von PVd vs Vd beim ersten Rezidiv nach Nierenstatus (CrCl < 60 vs ≥ 60 mL/min) berichtet.

Resultate

Von 559 rekrutierten Patienten hatten 226 (40%) eine vorherige Therapielinie; davon hatten 28% CrCl < 60 mL/min und 4% eine schwere NI (CrCl < 30 mL/min). Bei Patienten mit CrCl < 60 mL/min (PVd vs. Vd) betrug das Medianalter 74 Jahre vs. 73 Jahre. Bei Patienten mit CrCl ≥ 60 mL/min (PVd vs. Vd) betrug das Median-alter 62 Jahre vs. 64 Jahre. Ein höherer Anteil der Patienten mit einer Ausgangs CrCl < 60 (23% vs. 43%) als ≥ 60 ml/min (7% vs. 8%) hatte bei Studienbeginn das ISS-Stadium III. Das mediane PFS war mit PVd in beiden Nierengruppen verbessert. Die ORR verbesserte sich unabhängig vom Nierenstatus signifikant. Die Ansprechtiefe verbesserte sich ebenfalls mit PVd gegenüber Vd; ≥ VGPR trat bei 54% gegenüber 21% in der CrCl < 60 mL/min-Gruppe und bei 64% gegenüber 23% in der CrCl ≥ 60 mL/min-Gruppe auf. Die Myelosuppression war die am weitesten verbreitete Klasse 3/4 TEAE.

Schlussfolgerungen

Zweitlinien-PVd führte zu einer Verbesserung gegenüber Vd bei Patienten mit RRMM und NI; der PFS-Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant. Die Sicherheit war bei PVd konsistent, ohne dass neue Signale bei Patienten mit NI auftraten. Diese Ergebnisse unterstützen weiterhin die frühere Verwendung von Tx auf POM-Basis bei RRMM-Patienten, einschließlich solcher mit leichter bis mässiger NI.

Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

Quelle: Schjesvold F et al. Pomalidomide, bortezomib, and dexamethasone (PVd) in lenalidomide (LEN)-pretreated relapsed refractory multiple myeloma: Subanalysis of patients with renal impairment in OPTIMISMM. J Clin Oncol 2020 ; 38: suppl Abstract e20562

«Früher war die Brustkrebsbehandlung eine One-Man-Show»

19 Brustzentren tragen das Gütesiegel «Q-Label». Die Vorteile des Labels sind der Allgemeinbevölkerung aber auch Fachpersonen noch wenig bekannt. Die Brustkrebsspezialistin Prof. Dr. med. Monica Castiglione erklärt, was sich dank dem Label verbessert hat und mit was sie noch nicht zufrieden ist.

Frau Castiglione, wie zufrieden sind Sie mit der Brustkrebsbehandlung in der Schweiz?

Zum Teil sehr zufrieden. Die Brustzentren sind gut eingerichtet, haben sehr gut ausgebildete Leute und es gibt gute Maschinen, etwa für Mammographien. Radiologische und andere Untersuchungen und Sprechstunden können sehr schnell durchgeführt werden im Vergleich zu anderen Ländern, wo man für eine Untersuchung wochen- oder monatelang warten muss. Ich denke, man kann wirklich zufrieden sein.

Wo sind Sie noch nicht zufrieden?

Früher war der Gynäkologe der einzige, der den Brustkrebs behandelt hat. Er hat seine Patientinnen in die Strahlentherapie geschickt, vielleicht ein paar Hormone verabreicht. Er war verantwortlich für alles. Im Grunde genommen, war es einfach eine One-Man-Show, ohne umfassende Betreuung rundherum. Es gibt leider heute immer noch Ärzte, die Patientinnen im Alleingang behandeln. Nicht viele, aber doch ein paar. Mit dem Q-Label versuchen wir dem entgegenzuwirken.

In Brustzentren mit Q-Label sind also mehrere Ärzte für eine Patientin zuständig?

Jeder Schritt der Behandlung wird von einem anderen Spezialisten durchgeführt. Wir besprechen die einzelnen Fälle an einem Tumorboard, da sind 15, 20 Experten dabei und alle bestimmen gemeinsam über Behandlung und Betreuung. Das gibt für alle Beteiligten eine grosse Sicherheit.

Was sind weitere wichtige Vorteile eines zertifizierten Brustzentrums?

Wichtig ist, dass die Patientin im Mittelpunkt der Behandlung steht. Ganz wesentlich ist, dass pro Jahr eine Mindestanzahl von Patientinnen behandelt werden muss. Durch die Erfahrung entsteht Routine. Und es ist auch wichtig, dass ein Zentrum bestimmte Guidelines hat und Prozesse definiert.

Das Q-Label garantiert ein breites Betreuungsangebot. Wie wichtig ist beispielsweise die Psychoonkologie?

Früher hat es geheissen, ein Brustkrebs ist schlimm. Fertig. Bei psychischen Schwierigkeiten hat man die Patientin zum Psychiater geschickt. Aber die meisten Patientinnen wollten nicht zum Psychiater, auch heute nicht. Aber da ist diese Angst, mit der Frauen leben müssen, denn wir sprechen von einer Krankheit, die potentiell tödlich sein kann. Nicht viele Frauen sterben daran, aber trotzdem ein paar. Und es gibt mit Sicherheit auch schwerwiegende Veränderungen durch die Behandlung, etwa im Körperbild und im Sexualleben. Für viele Frauen sind das schwerwiegende Nebenwirkungen. Da kann ein Psychoonkologe helfen. Und wenn eine Patientin einen erleichterten Zugang zu diesen Angeboten hat, dann ist das nur positiv.

Als Ärztin wünschen Sie sich, dass Patientinnen mitdenken und fordern.

Ich bin immer für einen Austausch. Ein Arzt soll der Patientin nicht sagen: Sie brauchen eine Chemotherapie. Nein, er soll aufzeigen, warum. Das Fachpersonal ist immer mehr unter Druck, die Zeit der Konsultationen ist immer kürzer. Da muss man sich manchmal auf das Wesentliche beschränken. Da kann ich mir gut vorstellen, dass man nicht immer alle Fragen stellen kann. Aber eine Patientin kann sagen, heute haben Sie mir die Hälfte meiner Fragen beantwortet, wann kann ich mit den restlichen Fragen kommen? Eine Erstkonsultation dauert meist eine Stunde, das kann sehr wenig sein.

Das «Q» vom «Q-Label» steht für Qualität. Was bedeutet Qualität?

Qualität besteht aus vielen Kriterien. Für die Patientin bedeutet Qualität, dass sie das Beste kriegt, was sie kriegen kann. Und auch in der besten Art und Weise. Unabhängig von Bildungsstand und von Sprachkenntnissen. Das gilt auch für Personen, die fremd sind, die unser Land und unser System nicht kennen. Die Behandlung ist dieselbe für jede einzelne Patientin. Und dadurch, dass bei einem zertifizierten Brustzentrum alles an einem Ort eingebettet ist, erhalten Patientinnen das Beste konzentriert an einem einzigen Ort.

ZUR PERSON


Die Onkologin Prof. Dr. med. Monica Castiglione war Direktorin des Brustzentrums am Universitätsspital in Genf und CEO der International Breast Cancer Study Group (IBCSG). Seit der Gründung des Q-Labels überprüft sie als Auditorin die Qualität von Brustzentren.

Transparente Qualität

Das Q-Label wurde 2012 von der Krebsliga Schweiz und der Schweizerischen Gesellschaft für Senologie ins Leben gerufen, um die Qualität der Behandlung und Betreuung von Frauen und Männern mit Brustkrebs zu fördern. Es garantiert, dass ein Brustzentrum wichtige Anforderungen bei der Behandlung und Betreuung erfüllt und regelmässig von unabhängigen Expertinnen und Experten geprüft wird. Um das Q-Label zu erhalten, muss ein Brustzentrum mehr als 100 Qualitätskriterien erfüllen.

Die wichtigsten Kriterien im Überblick:

  • Das Team eines zertifizierten Brustzentrums behandelt über 125 Personen pro Jahr und verfügt damit über umfassende Erfahrung.
  • Die Befunde aller Patientinnen und Patienten werden in einem Tumorboard besprochen. Darin sind alle für die Therapieentscheidung wesentlichen Expertinnen und Experten vertreten. Je nach Situation kommen zu Chirurgie, medizinischen Onkologie, Radio-Onkologie, Radiologie und Pathologie weitere Fachrichtungen hinzu. Gemeinsam geben sie eine auf die Situation zugeschnittene Behandlungsempfehlung ab.
  • Verschiedene Fachrichtungen arbeiten zusammen. Zum interdisziplinären Ansatz gehören neben den oben genannten etwa auch die Plastische Chirurgie, die spezialisierte Onkologiepflege (Breast Care Nurse), die Psychoonkologie, die Physiotherapie und weitere Disziplinen wie Seelsorge und Diätberatung.
  • Die Information der Betroffenen erfolgt zeitgerecht, fachkompetent, rücksichtsvoll, umfassend und verständlich. Die Breast Care Cancer Nurse begleitet die Patientin / den Patienten bei Bedarf durch den Therapieprozess.
  • Für alle Patientinnen und Patienten ist geregelt, wer die Nachsorge, also die Betreuung und weitere Kontrollen nach der Behandlung, übernimmt.
  • Abklärung, Behandlung, Betreuung und Nachsorge orientieren sich an aktuellen und international anerkannten Leitlinien.
  • Das Brustzentrum beteiligt sich an klinischen Studien.

Individuelle Startdosierung ermöglicht bessere Verträglichkeit bei gleicher Wirkung

Individuelle Startdosierung ermöglicht bessere Verträglichkeit bei gleicher Wirkung.
Mit der Einführung der PARP-Inhibitoren haben sich die Therapieoptionen beim rezidivierten Ovarialkarzinom deutlich erweitert.
So ermöglicht eine Erhaltungstherapie mit Niraparib den Patientinnen ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (1).
Dabei ist Niraparib in der Schweiz mit einer individuellen Startdosierung zugelassen, wodurch die Verträglichkeit bei gleichbleibender Wirksamkeit verbessert werden kann (2-4).

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Pharma-Sonderreport verantwortet von GlaxoSmithKline AG

Traitement par carfilzomib chez les patients inéligibles au lénalidomide

D’ après la Prof. Dr Katja Weisel de l’ hôpital universitaire de Hamburg-Eppendorf et le Dr Tilman Steinmetz du centre de soins oncologiques et hématologiques de Cologne, chaque patient traité dans le cadre d’ un myélome multiple devrait recevoir un inhibiteur
du protéasome1, 2. Au vu de l’ administration systématique de lénalidomide en première ligne de traitement, le traitement ciblé par
inhibiteurs du protéasome est particulièrement pertinent chez les patients réfractaires ou inéligibles au lénalidomide. Dans les
études de phase III ASPIRE (KRd27 vs Rd) et ENDEAVOR (Kd56 vs Vd), le carfilzomib (Krypolis®), en tant qu’ inhibiteur du protéasome
de nouvelle génération, a prolongé la survie sans progression (PFS) et la survie globale (OS) de manière significative3, 4.

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Pharma-Sonderreport verantwortet von AMGEN Switzerland AG, Rotkreuz

Behandlung mit Carfilzomib bei Lenalidomid-ungeeigneten Patienten

Im Rahmen der Behandlung des multiplen Myeloms sollte jeder Patient mit einem Proteasominhibitor behandelt werden, so Prof. Dr. Katja Weisel, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, und Dr. Tilman Steinmetz, MV-Zentrum für Onkologie und HämatologieKöln1, 2. Mit der konsequenten Gabe von Lenalidomid in der ersten Therapielinie wird die zielgerichtete Proteasominhibitor-Therapie besonders wichtig für refraktäre Patienten sowie für Patienten, für die eine Therapie mit Lenalidomid ungeeignet ist.
Carfilzomib (Kyprolis®), ein Proteasominhibitor der nächsten Generation, bewirkte in den Phase-III-Studien ASPIRE (KRd27 vs. Rd) und ENDEAVOR (Kd56 vs. Vd) eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS) und des Gesamtüberlebens (OS) 3, 4.

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Pharma-Sonderreport verantwortet von AMGEN Switzerland AG, Rotkreuz