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Eleonore E. Droux
Editrice Aerzteverlag medinfo AG

Pr Christophe Büla
Rédacteurs en chef

Dr Hans Kaspar Schulthess
Rédacteurs en chef

Kardiale Rehabilitation

Die moderne Kardiale Rehabilitation hat sich im stationären Bereich zusehends auf die polymorbiden und gebrechlichen Patienten spezialisiert und kann durch ihre Interdisziplinarität bereits sehr früh nach einem Akutereignis oder einer Operation begonnen werden. Trotz bewiesener Senkung der Mortalität und des kardiovaskulären Risikos wird das Potential zu wenig ausgeschöpft. Die Rehabilitation umfasst heute viel mehr als nur körperliches Training und beinhaltet unter anderem Edukation, Ernährungsberatung, Psychokardiologie und Sozialberatung. Es geht darum, dem Patienten die Tools und das Wissen einer effektiven Sekundärprävention zu vermitteln, damit der Langzeiteffekt gewährleistet ist.

Die gesamten Ausgaben für das Gesundheitswesen in der Schweiz betrugen 2018 gemäss internationalen Standards insgesamt 81,9 Milliarden Franken und damit 2,8% mehr als im Vorjahr. Dies ergeben die neuesten Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) zu den Kosten und der Finanzierung des Gesundheitswesens. Die Rehabilitationskosten beliefen sich 2018 auf 3.8 Milliarden Franken, was gerade mal 4,7% der Gesamtausgaben ausmacht und davon lediglich 10% für kardiovaskuläre Rehabilitation, welche als einzige Rehabilitationsform eine Mortalitätssenkung aufzeigen kann. Bei den Präventionskosten sieht das Ganze noch düsterer aus; dort werden nur 2,1 Milliarden Franken investiert, was 2,6% der Gesamtkosten ausmacht und je nach Krankenkasse auch Massnahmen wie Ayurveda, Chi-Gong u.ä. beinhaltet (1). Der Löwenanteil der Kosten wird hingegen für chronische Erkrankungen aufgewendet (Abb. 1). Wenn man bedenkt, dass Prävention und zwar sowohl Primär- als auch Sekundärprävention die wichtigsten Instrumente sind, um 80% der chronischen nicht übertragbaren Erkrankungen zu verhindern oder deren Verlauf zu korrigieren und damit die Kosten nachhaltig zu senken, sind die in diesen Bereich investierten Beträge sehr irritierend und zeigen die Fehlentwicklung, wie sie in unzähligen Gesundheitswesen anzutreffen ist. 2009 hat die WHO aufgezeigt, dass körperliche Inaktivität die viert häufigste Ursache der frühzeitigen Mortalität darstellt und weltweit für 6% aller Todesfälle verantwortlich ist. Darüber hinaus wird geschätzt, dass körperliche Inaktivität die Hauptursache für etwa 21–25% der Brust- und Dickdarmkrebserkrankungen, 27% der Diabeteserkrankungen und für etwa 30% der ischämischen Herzerkrankungen verantwortlich ist.

Der Begriff «körperliche Aktivität» sollte nicht mit «Sport» verwechselt werden. Sport im engeren Sinne ist eine Unterkategorie der körperlichen Aktivität, die geplant, strukturiert, wiederholt und zielgerichtet ist und die Verbesserung oder Aufrechterhaltung einer oder mehrerer Komponenten der körperlichen Fitness zum Ziel hat. Körperliche Aktivität hingegen umfasst Bewegung sowie andere Aktivitäten, die körperliche Bewegung beinhalten, die im Rahmen von Spielen, Arbeiten, Hausarbeit und Freizeitaktivitäten ausgeführt werden.
Regelmässige und adäquate körperliche Aktivität bei Erwachsenen reduziert das Risiko von Hypertonie, koronarer Herzkrankheit, Stroke, Diabetes Typ 2, Brust- und Darmkrebs, Depression und das Sturzrisiko. Zudem verbessert sich die Knochenstabilität. Regelmässige körperliche Aktivität ist eine wichtige Determinante für die Energiebalance und die Gewichtskontrolle (2). Die Steigerung der körperlichen Aktivität hat somit gesundheitsökonomische Bedeutung und grosses Potential für die Gesunderhaltung. Die Rehabilitation nimmt hier eine zentrale und nachhaltige Rolle ein.
Schon Studien aus den 1950er Jahren zeigten den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Mortalität in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) (3). Aufgrund unzähliger, zwischenzeitlich durchgeführter Studien besteht derzeit weitgehend Einigkeit darüber, dass körperliche Aktivität unabhängig vom Alter der Gesundheit zugutekommt. Seit diesem Jahr liegt auch ein umfassendes und sehr schönes Positionspapier der Europäischen Gesellschaft für Preventive Cardiology (EAPC) zur Kardialen Rehabilitation vor (4). Die Ziele der Rehabilitation sind in der Tabelle 1 aufgezeigt, welche der Tab. 5.2.1.2 aus den ebenfalls in diesem Jahr erschienenen S-3 Leitlinie der D-A-CH übernommen wurde (5). Die Prognose und der Verlauf der Erkrankung soll nachhaltig verbessert werden, wobei dies stark mit der kardiopulmonalen und kardiovaskulären Fitness vergesellschaftet ist. Insbesondere die symptomfreie Belastbarkeit beeinflusst die Lebensqualität im Alltag und ist wichtig für eine rasche Wiedereingliederung im Beruf und ermöglicht ebenso die Wiedererlangung der sozialen Teilhabe (5, 6).
Zu den Kernkompetenzen der Kardialen Rehabilitation gehören Patientenassessments, Beratung und Anleitung zu auf die Einzelperson zugeschnittenen körperlichen Aktivitäten, Bewegungstraining, Diät-/Ernährungsberatung, Risikofaktorkontrolle – im Speziellen Diabetes- Hypertonie-, Hyperlipidämie Management, Nikotinstopp-Beratung, Patientenaufklärung und Edukation, psychosoziales Management und psychokardiologische Unterstützung und Berufsberatung.

Evidenz

Die Wirksamkeit einer kardiovaskulären Rehabilitation bei einer koronaren Herzkrankheit ist hervorragend belegt (7) und dies auch im Zeitalter der 24h-Herzkatheter-Bereitschaft und der modernen Guidelines basierten Pharmakotherapie. Dabei können sowohl harte Endpunkte wie die Gesamtsterblichkeit als auch die kardiovaskuläre Sterblichkeit aufgeführt werden, welche durch die Kardiale Rehabilitation um ca. 26% (RR 0.74; 95%-CI 0.58-95) gesenkt werden können (8). Ähnlich überzeugend sieht die Datenlage bei allen anderen kardiovaskulären Krankheitsbildern aus.
Besonders hervorzuheben sind hier sicherlich die Patienten mit Herzinsuffizienz, denn diese werden aktuell trotz I-A-Indikation selten in eine Rehabilitation überwiesen. Doch gerade sie sind das Paradebeispiel dafür, dass es eine multimodale, integrative, intensive und bemündigende Rehabilitation braucht. Endziel muss es sein, die Lebensqualität zu steigern, Rehospitalisierungen zu vermeiden sowie die Mortalität zu reduzieren. Das intensive und eng begleitete, kontrollierte Auftitrieren der Herzinsuffizienzmedikation bis zur maximal tolerierten Dosis ist dabei ein wichtiger Pfeiler, welcher im ambulanten Setting in dieser Intensität selten möglich ist. Die Wichtigkeit der Patientenedukation in Bezug auf die Medikamentenadhärenz sowie die Förderung des Verständnisses für Wirkungen und Nebenwirkungen sind in diesem Kontext ebenso wichtig wie die Befähigung, das Volumenmanagement inklusive Veränderung der Diuretikadosis durch den Patienten selbst durchführen zu lassen. Hier ist eine auf Herzinsuffizienz spezialisierte Pflegekraft (Heart Failure Nurse), die zu-sätzlich zur ärztlichen Betreuung den Patienten mitbetreut,
schult und während der gesamten Rehabilitation engmaschig begleitet, unerlässlich. Sie hilft durch Kontakte zu anderen Herz-insuffizienz Zentren und deren Beratern mit, die Transition nach der Rehabilitation ohne Informationsverlust und ohne Unter-bruch für den Patienten zu ermöglichen. Es ist sinnvoll und wichtig, dass die Herzinsuffizienznetzwerke in der Schweiz eine reibungslose Transition der Patienten garantieren und auch die verlustfreie Informationsvermittlung und Miteinbezug der Hausärzte garantieren.
Allen Patienten sollte Unterstützung in der Krankheitsbewältigung durch erfahrene Psychokardiologen angeboten werden, da diese Interventionen bei der psychischen Stabilisierung helfen können und einen nachhaltig positiven Einfluss auf die Lebensqualität sowie den Verlauf der Erkrankung haben. Angst und Depression sind bei diesen Patienten vermehrt anzutreffen. Zudem sind bei den betagten, wie auch bei den Herzinsuffizienz Patienten vermehrte kognitive Einbussen anzutreffen. Hier bewährt sich, das enge soziale Umfeld mit einzubeziehen und wo nötig frühzeitig eine Anschlussbehandlung aufzugleisen.

Die betagten Patienten

Die Alten und dort in zusätzlichem Masse auch die weiblichen Patienten, sind mit einer verminderten Zuweisung zur Kardialen Rehabilitation assoziiert. Die alten Patienten sind meist deutlich gebrechlicher und bringen nicht nur körperliche, nutritive und koordinative, sondern oftmals auch kognitive Einschränkung mit. Diese müssen durch valide geriatrische Tests erhoben und mit einer individualisierten Therapie angegangen werden. Scores, um die Frailty zu erfassen, sollten hier ebenfalls zur Anwendung kommen (9). Da nebst der Mobilität auch der Ernährungsstatus prognostisch relevant ist, sind nebst Kraftübungen und Koordinationstraining auch Nahrungsinterventionen durch Ernährungsberater von entscheidender Wichtigkeit (10-12). Das Hauptziel in dieser Patientengruppe ist der Erhalt der Mobilität, der Unabhängigkeit und der mentalen Funktion aber auch die Prävention der Sarkopenie, der Behandlung von Depression und die soziale Reintegration, um den Patienten im Anschluss wieder dem Lebensstil vor dem Akutereignis zuführen zu können.

Ernährungsmedizin

Wie alle Therapiebereiche der Rehabilitation hat die Ernährungsmedizin zum Ziel, eine alltagstaugliche und stabile Lebensstiländerung der Rehabilitanden zu initiieren. Das Ernährungskonzept in einer Rehabilitationsklinik soll sowohl funktionelle als auch edukative Wirkung entfalten. Die Ernährungsmedizin ist weiterhin eine der am meisten unterschätzten Intervention mit dem wohl besten Wirkung/Nebenwirkungs-Verhältnis und daher muss sie auch einen zentralen Punkt in einer kardiologischen Rehabilitation einnehmen (13).
Die selbstbestimmte Nahrungsmittelauswahl und damit einhergehend Einfluss auf das eigene Körpergewicht zu nehmen sowie die Essensumstände selbst zu gestalten (z.B. Wahl der Komponenten und/oder der Portionengrösse), sind rehabilitationsmedizinische Kernaufgaben. Mit den Wahlmöglichkeiten kann das eigenverantwortliche Tun gefördert werden.
Als gesund für Herz und Gefässe (und bis anhin auch am besten erforscht) hat sich vor allem die mediterrane Ernährung erwiesen (5). Diese Diät wurde erstmals durch Ancel Keys systematisch erforscht. Er studierte dazu die Essgewohnheiten der Einwohner von Pioppi, einem beschaulichen Fischerdorf im Herzen des Cilento in Italien (14).
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass sie in Bezug auf diverse ernährungsbedingte Erkrankungen präventiv wirkt, diesbezüglich ist den meisten die Lyon Diet Heart Studie bestens bekannt (15). Weitere Studien konnten die positiven gesundheitlichen Auswirkungen bestätigen bzw. weitere gesundheitliche Vorteile aufzeigen, wie die Senkung der Gesamtmortalität, so z.B. die PREDIMED Studie (16) und die EPIC Studie (17).
Die mediterrane Diät würde aber zu kurz greifen, wenn man deren positive Eigenschaften einfach auf die Nahrungsmittel beschränken würde. Denn Diät kommt eigentlich vom griechischen Wort δίαιτα. Dies bedeutet «Lebensstil» und darin sind weitere Dinge enthalten wie die Kultur, das soziale Umfeld, der Espresso und Schwatz mit dem Nachbarn, die Siesta aber auch die körperliche Arbeit, die Sonne und vieles mehr (Abb. 2). Die Mediterrane Diät zu Ancel Keys Zeiten war auch geprägt durch Armut und Ressourcenknappheit. Dadurch war die Kalorienzufuhr verringert und das Essen nicht allgegenwärtig; es musste meist körperlich erarbeitet werden. Es bestand eine circadiane Rhythmik im Alltag und in der Nahrungszufuhr. Die sogenannte Chrononutrition zeigte in diversen Studien ebenfalls einen positiven Einfluss auf den Typ-2-Diabetes sowie auf den Gewichtsverlauf (18-20). All diese Facetten gilt es zu vermitteln und aufzuzeigen, damit der volle Vorteil dieser Ernährungsform erreicht und langfristig gehalten werden kann.

Stationär oder ambulant

In der Schweiz haben wir die Möglichkeit, zwischen stationärer und ambulanter Rehabilitation zu wählen. Patienten mit einem erhöhten kardialen Risiko, relevanten Komorbiditäten – hier insbesondere die Multimorbidität, fortgeschrittenes Alter sowie grosse herzchirurgische Eingriffe – aber auch Patienten mit schwer eingeschränkter Pumpfunktion oder psychischer Belastung profitieren vom stationären Setting (4). Zudem kann die frühe Transition in eine stationäre Rehabilitation die Kosten im akutstationären Bereich senken. Dabei ist wichtig, dass die Rehabilitationszentren ein umfassendes multidisziplinäres Rückgrat haben, um diese komplexen Patienten adäquat zu behandeln und potenziellen Notfallsituationen gerecht zu werden.

Summa summarum

Die moderne Kardiale Rehabilitation umfasst ein weites Feld, welches aufgrund der zunehmenden Komplexität und Polymorbidität der überwiesenen Patienten eine interdisziplinäre Betreuung des Patienten notwendig macht. Eine gute Darstellung der Hauptkomponenten einer umfassenden KardioReha, ist sehr schön in der Grafik der Britischen Association for Cardiovascular Prevention and Rehabilitation zu sehen (Abb. 3).
Die Wichtigkeit der Rehabilitation und das darin enthaltene Potential, einerseits für den individuellen Patienten aber auch für die gesamte Gesellschaft, sind evident. Dennoch besteht seit langem ein Defizit sowohl in der Umsetzung aber auch in der politischen Unterstützung und Förderung dieser schützenden und für die Gesellschaft wichtigen und insbesondere kosteneffizienten Massnahmen. Speziell und wenig nachvollziehbar ist, dass es trotz Pflichtleistung jeweils vorgängig eine Kostengutsprache der Kassen braucht, was beim vorliegenden Evidenzgrad schlichtweg nicht nachvollziehbar ist und sicherlich mitverantwortlich ist, dass die Anzahl der Patienten, welche an einem ambulanten oder stationären Rehabilitationsprogramm teilnimmt, weiterhin tief ist. Dies obwohl die kardiovaskulären Erkrankungen weiterhin eine dominierende Rolle bei Mortalität, Morbidität und verminderter Lebensqualität innehaben (23).

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Dr. med. Jan Vontobel

Ärztlicher Direktor
Chefarzt Kardiologie
Hochgebirgsklinik Davos
Herman-Burchard-Strasse 1
7265 Davos Wolfgang

jan.vontobel@hgk.ch

Der Autor hat im Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.

  • Kardiovaskuläre Rehabilitation hat eine I-A-Indikation in allen wichtigen Guidelines (ESC, AHA, EAPC) und kann insbesondere in der Sekundärprävention das kardiovaskuläre Risiko und die Mortalität
    signifikant senken.
  • Das Rehabilitationspotential von betagten und multimorbiden Patienten wird komplett unterschätzt. Hier geht es um die Verhinderung von Langzeitpflege und das Ermöglichen einer möglichst langen Selbständigkeit, was im Endeffekt kosteneffizient ist.
  • Die Herzinsuffizienzpatienten sind in den Rehabilitationen massiv unterrepräsentiert, wobei genau dort enorm viel Benefit zu erwarten ist, wenn die Rehabilitation alle Aspekte, wie Edukation, Befähigung zum Volumen- und Diuretika-Management, psychosoziale Kompetenzvermittlung und Ressourcenschaffung, Ernährung, Rauchstopp und auch intensive Kraft- und Ausdauersportanleitung und Motivation zur Bewegung umfasst.
  • Die Psychokardiologie ist ein integraler Bestandteil einer modernen und umfassenden kardiovaskulären Rehabilitation und trägt entscheidend zum Erfolg bei.
  • Fortgeschrittenes Alter, Multimorbidität und Komplexität sind klare Kompetenzen der stationären Rehabilitation.
  • Die Anforderungen an eine Kardiale Rehabilitation sind enorm gestiegen durch das polymorbide und schwer kranke, betagte Patientengut, und dadurch auch das Anforderungsprofil an die involvierten Ärzte und deren Ausbildung.

1. Gesundheit, B.f., Medienmitteilung Gesamtgesundheitsausgaben 2018. online, 2020.
2. Booth, F.W., C.K. Roberts, and M.J. Laye, Lack of exercise is a major cause of chronic diseases. Compr Physiol, 2012. 2(2): p. 1143-211.
3. Morris, J.N., et al., Coronary heart-disease and physical activity of work. Lancet, 1953. 262(6795): p. 1053-1057.
4. Ambrosetti, M., et al., Secondary prevention through comprehensive cardiovascular rehabilitation: From knowledge to implementation. 2020 update.
A position paper from the Secondary Prevention and Rehabilitation Section of the European Association of Preventive Cardiology. Eur J Prev Cardiol, 2020:
p. 2047487320913379.
5. AWMF, S3 – Leitlinie zur kardiologischen Rehabilitation (LL-KardReha) im deutschsprachigen Raum Europas, Deutschland, Österreich, Schweiz (D-A-CH) Langversion – Teil 1, 2019 AWMF Registernummer: 133/001, . 2020.
6. Vanhees, L., et al., Importance of characteristics and modalities of physical activity and exercise in the management of cardiovascular health in individuals with cardiovascular disease (Part III). Eur J Prev Cardiol, 2012. 19(6): p. 1333-56.
7. Rauch, B., et al., The prognostic effect of cardiac rehabilitation in the era of acute revascularisation and statin therapy: A systematic review and meta-analysis of randomized and non-randomized studies – The Cardiac Rehabilitation Outcome Study (CROS). Eur J Prev Cardiol, 2016. 23(18): p. 1914-1939.
8. Anderson, L., et al., Exercise-Based Cardiac Rehabilitation for Coronary Heart
Disease: Cochrane Systematic Review and Meta-Analysis. J Am Coll Cardiol, 2016. 67(1): p. 1-12.
9. Vigorito, C., et al., Frailty and cardiac rehabilitation: A call to action from the EAPC Cardiac Rehabilitation Section. Eur J Prev Cardiol, 2017. 24(6): p. 577-590.
10. Eichler, S., et al., Nutrition and mobility predict all-cause mortality in patients 12 months after transcatheter aortic valve implantation. Clin Res Cardiol, 2018. 107(4): p. 304-311.
11. Prescott, E., et al., Cardiac rehabilitation in the elderly patient in eight rehabilitation units in Western Europe: Baseline data from the EU-CaRE multicentre observational study. Eur J Prev Cardiol, 2019. 26(10): p. 1052-1063.
12. Marchionni, N., et al., Improved exercise tolerance and quality of life with cardiac rehabilitation of older patients after myocardial infarction: results of a randomized, controlled trial. Circulation, 2003. 107(17): p. 2201-6.
13. Fontana, L. and L. Partridge, Promoting health and longevity through diet: from model organisms to humans. Cell, 2015. 161(1): p. 106-118.
14. Keys, A., et al., Studies on serum cholesterol and other characteristics of clinically healthy men in Naples. AMA Arch Intern Med, 1954. 93(3): p. 328-36.
15. de Lorgeril, M., et al., Mediterranean diet, traditional risk factors, and the rate of cardiovascular complications after myocardial infarction: final report of the Lyon Diet Heart Study. Circulation, 1999. 99(6): p. 779-85.
16. Estruch, R., et al., Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet Supplemented with Extra-Virgin Olive Oil or Nuts. N Engl J Med, 2018. 378(25): p. e34.
17. Trichopoulou, A., et al., Adherence to a Mediterranean diet and survival in a Greek population. N Engl J Med, 2003. 348(26): p. 2599-608.
18. Furmli, S., et al., Therapeutic use of intermittent fasting for people with type
2 diabetes as an alternative to insulin. BMJ Case Rep, 2018. 2018.
19. Corley, B.T., et al., Intermittent fasting in Type 2 diabetes mellitus and the risk of hypoglycaemia: a randomized controlled trial. Diabet Med, 2018. 35(5): p. 588-594.
20. Jakubowicz, D., et al., Reduction in Glycated Hemoglobin and Daily Insulin Dose Alongside Circadian Clock Upregulation in Patients With Type 2 Diabetes Consuming a Three-Meal Diet: A Randomized Clinical Trial. Diabetes Care, 2019. 42(12): p. 2171-2180.
21. Trichopoulou, A., et al., Definitions and potential health benefits of the Mediterranean diet: views from experts around the world. BMC Med, 2014. 12: p. 112.
22. BACPR, The BACPR Standards and Core Components for Cardiovascular Disease Prevention and Rehabilitation 2017. 2017.
23. Kotseva, K., et al., Determinants of participation and risk factor control according to attendance in cardiac rehabilitation programmes in coronary patients in Europe: EUROASPIRE IV survey. Eur J Prev Cardiol, 2018. 25(12): p. 1242-1251.

ABI und kardiovaskuläres Risiko

Der Knöchel-Brachial-Index (ABI), auch Knöchel-Arm-Index oder systolischer Druckindex genannt, ermöglicht die Diagnose einer obliterativen arteriellen Erkrankung der unteren Gliedmassen (PAVK) und ist ein starker Marker für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die klinische Relevanz dieses Indexes legt dem behandelnden Arzt nahe, insbesondere ältere Patienten mit besonderer Aufmerksamkeit zu beobachten, die aufgrund der eingeschränkten Mobilität oft wenige Symptome, aber ein hohes Komplikationsrisiko aufweisen. Es besteht ein reales Risiko von grösseren kardiovaskulären Ereignissen (Major Adverse Cardiovascular Events, MACE) sowie von grösseren Ereignissen in den unteren Extremitäten (Major Adverse Limb Events, MALE). In diesem Beitrag werden die Bedeutung und Interpretation der ABI-Messung vorgestellt.

Der ABI ist das Verhältnis des höchsten systolischen Drucks, der mittels kontinuierlichem Doppler auf der Ebene des Fusses und des hinteren Schienbeins gemessen wird, zum höchsten systolischen Blutdruck auf Höhe des Oberarms. Es ist unerlässlich, den Oberarmdruck bilateral zu messen, da eine signifikante Asymmetrie auf eine Subclavia-Stenose hinweisen kann, auch wenn diese asymptomatisch ist. Der ABI-Wert wäre falsch, wenn der niedrigste Druck verwendet wird.
Studien haben gezeigt, dass die ABI-Messung prinzipiell reproduzierbar ist (1). Wie bei jeder operatorabhängigen Untersuchung ist jedoch die Erfahrung ein entscheidender Faktor für eine zuverlässige und genaue Messung, insbesondere bei Patienten mit einer signifikanten obliterativen Erkrankung. Unerfahrenes Personal wird über einige wenige Tests hinaus ausgebildet werden müssen, auch nach anfänglicher Betreuung durch einen Spezialisten (2).

ABI und PAVK-Diagnose

Tabelle 1 zeigt die klinischen Korrelate zum ABI. Ein ABI ≤ 0,90 wird als PAVK-Diagnose interpretiert. Studien haben eine ausgezeichnete Sensitivität und Spezifität im Vergleich zur Angiographie mit stenotischen Läsionen gezeigt (3). Ein ABI gilt als normal zwischen 0,90 und 1,40 (4). Höhere Werte weisen auf eine arterielle Steifigkeit hin, da der Kompressionsdruck am Knöchel höher ist als der tatsächliche Druck im Gefäss. Die Mediakalzinose, die vor allem bei Diabetes und Nierenerkrankungen im Endstadium auftritt, ist eine der Ursachen. Sie verursacht an sich keine intraluminale Stenose, kann aber mit einer atheromatösen obliterativen Erkrankung assoziiert sein.
Ein ABI in der Norm schliesst eine PAVK jedoch nicht formell aus. Ein früher Beginn der arteriellen Rigidität kann den distalen Druck teilweise überschätzen. Die Berücksichtigung der Morphologie der Dopplerkurven bei der Bestimmung des ABI würde eine genauere Interpretation ermöglichen, würde jedoch zusätzlich zum gemessenen systolischen Blutdruckwert die Analyse von Spektralkurven für die Berechnung der ABI erfordern. Bei Diabetes und/oder chronischer Niereninsuffizienz ist daher bei der Interpretation einer ABI in der Norm Vorsicht geboten. Unter diesen Bedingungen ist die Messung des Zehen-Arm-Index (toe/brachial index, TBI) wertvoll. Dies liegt daran, dass digitale Arterien selten von Verkalkungen betroffen sind (3), und der gemessene Druckwert dem tatsächlichen Druck im Gefäss entspricht. Ein TBI von ≤ 0,70 gilt als pathologisch. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat gezeigt, dass von den 3760 eingeschlossenen Patienten 20,5% einen normalen ABI aber einen verminderten TBI hatten (5). Nur ein Teil dieser Patienten hatte Diabetes oder gar ein chronisches Nierenversagen, wobei eine Vaskulitis auch eine Ursache dieser Konstellation sein könnte.

ABI: Marker für ein systemisches kardiovaskuläres Risiko

In den letzten Jahren hat sich nicht nur das Management der PAVK deutlich weiterentwickelt, sondern auch die Erkenntnis, dass die PAVK ein Hinweis für multiplen Gefässbefall darstellen kann. Die atheromatöse Pathologie ist in der Tat systemischer Natur und nicht nur spezifisch für die unteren Gliedmassen.
Ohne ins Detail zu gehen, sollte daran erinnert werden, dass im Falle der PAVK 25-70% der Patienten eine assoziierte koronare Herzkrankheit haben, bis zu 20% eine Karotisstenose von mehr als 70%, nicht zu vergessen die Läsionen, die in anderen Gefässgebieten, insbesondere im Mesenterial- und Nierenbereich, auftreten können (4).
Ein ABI ≤ 0,90 zeigt einen PAVK und ist daher mit einer Erhöhung des kardiovaskulären Risikos verbunden, sowohl in Bezug auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität als auch auf die Gesamtmortalität (6). Es ist auch interessant, dass die Informationen, die der ABI liefert, in Bezug auf die Bestimmung des kardiovaskulären Risikos, über die üblicherweise zu dessen Bestimmung verwendeten Scores hinaus signifikant sind, wie z.B. der Framingham-Risiko-Score (3). Ein verminderter ABI ermöglicht daher nicht nur die Diagnose einer PAVK, sondern stellt auch einen starken Marker für das kardiovaskuläre Risiko dar, so dass der Patient in eine Hochrisikokategorie eingestuft wird (3, 6 - 9).
Der Zusammenhang zwischen ABI > 1,40 und einem erhöhten kardiovaskulären Risiko ist anerkannt (3, 6, 8). Es sollte daran erinnert werden, dass unter den Pathologien, die mit hohen ABI-Werten assoziiert sind, Diabetes und Nierenversagen im Endstadium an sich schon kardiovaskuläre Risikofaktoren sind. Ein ABI > 1,40 ist meist mit zerebrovaskulären Komplikationen assoziiert (3, 10).

Der asymptomatische Patient ist auch gefährdet

Es wäre ein Fehler zu glauben, dass asymptomatische Patienten nicht von einem erhöhten kardiovaskulären Risiko betroffen seien. Das Konzept, dass die Mehrheit der Patienten mit einer PAVK asymptomatisch ist, muss differenziert werden. Es wird geschätzt, dass etwa 30% dieser Patienten eine so genannte «maskierte» PAVK haben. Es handelt sich um Patienten mit einer Pathologie (orthopädisch, rheumatologisch, neurologisch usw.), die Anstrengungen einschränkt und die Manifestation einer arteriellen Claudicatio verhindert. Andere Patienten haben eine Neuropathie, z.B. Diabetiker, die das Schmerzempfinden bei Anstrengung, aber auch in Ruhe unterdrückt. Es handelt sich daher um besonders fragile Patienten mit einem erheblichen Risiko, von einer asymptomatischen zu einer fortgeschrittenen und schweren PAVK zu gelangen.
Selbst bei asymptomatischen Probanden ist ein pathologischer ABI mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden (7, 10, 11). Die Messung des ABI sollte daher im Prinzip nicht nur symptomatischen Patienten, sondern auch anderen Patientengruppen angeboten werden, wie in den jüngsten Leitlinien empfohlen wird (Tabelle 2) (4).

Kritische Ischämie: nicht zu unterschätzender Zustand

Die kritische Ischämie ist ein Zustand mit einem hohen Komplikationsrisiko. Es handelt sich um eine Ischämie im Ruhezustand, die in der Regel in Form von Schmerzen im Vorfussbereich symptomatisch ist. Die Patienten können nachts durch Schmerzen geweckt werden. Eine Verbesserung oder sogar Rückbildung der Symptomatik kann auftreten, wenn der Patient vom Liegen zum Sitzen oder Stehen übergeht, was auf eine Perfusionsreserve hinweist. Hinsichtlich der hämodynamischen Parameter wird sie durch einen ABI < 0,40, einen Knöcheldruck < 50 mmHg, einen Digitaldruck < 30 mmHg und eine transkutane Sauerstoffdruckmessung < 30 mmHg bestätigt (4). Im Falle einer Symptomatik in Ruhe sollte ein Revaskularisierungsmanagement in Betracht gezogen werden. Es gibt jedoch Patienten, insbesondere geriatrische Patienten, die asymptomatisch bleiben, auch unter Belastung (weniger angesichts der begrenzten Mobilität). Eine präventive Revaskularisierung wird nicht empfohlen, ausser in Fällen eines drohenden Verschlusses eines früheren interventionellen Eingriffs (z.B. Verschluss eines Bypasses, der den Patienten in ein symptomatisches Stadium bringen würde). Diese asymptomatischen Patienten erfordern jedoch eine strikte klinische Nachsorge und sofortige Behandlung, beispielsweise im Falle einer auch nur geringfügigen Verletzung oder einer beginnenden Infektion. Diese Erkrankungen sind in der Tat risikoreich und progressiv, einschliesslich Amputationen. Der anfänglich asymptomatische Zustand sollte bei diesen Patienten als besonders fragil angesehen werden.
Was die systemischen Gefässkomplikationen betrifft, so sind bei einer kritischen Ischämie der unteren Extremitäten das Fortschreiten zum Myokardinfarkt, der kardiovaskuläre Tod und der Schlaganfall doppelt so häufig wie in den weniger schweren Stadien der PAVK (12).

Schlussfolgerungen

Die ABI-Messung ermöglicht die Diagnose einer PAVK und ist ein Marker für das kardiovaskuläre Risiko. Effektiv ist die Assoziation zwischen PAVK und vaskulärer Beeinträchtigung in anderen Stromgebieten nicht ungewöhnlich. Ein pathologischer ABI stellt den Patienten sofort in eine hohe kardiovaskuläre Risikokategorie. PAVK ist ein Zustand, der zu systemischen (Major Adverse Cardiovascular Events, MACE) und/oder lokalen (Major Adverse Cardiovascular Events, MACE) Komplikationen führen kann, wie z.B. kritische Ischämie, Amputationen oder zurIndikation für eine Revaskularisierung.
Insbesondere für fragile Patienten, wie z.B. ältere Menschen, muss eine angemessene Nachsorge gewährleistet werden. Auch wenn sie aufgrund von Komorbiditäten und/oder der intrinsischen Natur ihres Alters asymptomatisch sein mögen, wäre es falsch, das negative Potenzial einer vaskulären Komplikation auf ihre Lebensqualität zu unterschätzen.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen übersetzten Zweitabdruck aus gazette medicale_01-20

Dr Luca Calanca

Centre Hospitalier Universitaire Vaudois
Service d’ Angiologie
Ch. de Mont-Paisible 18
1011 Lausanne

Dr Marco Fresa

Centre Hospitalier Universitaire Vaudois
Service d’ Angiologie
Ch. de Mont-Paisible 18
1011 Lausanne

Pr Lucia Mazzolai

Centre Hospitalier Universitaire Vaudois
Service d’ Angiologie
Ch. de Mont-Paisible 18
1011 Lausanne

lucia.mazzolai@chuv.ch

Die Autoren haben keine Interessenskonflikte in Bezug auf diesen Artikel erklärt.

  • Ein ABI ≤ 0,90 ermöglicht die Diagnose von PAVK und ist ein Marker für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.
  • Patienten mit asymptomatischer PAVK haben auch ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.
  • PAVK ist ein Zustand, der zu schweren systemischen und/oder lokalen Komplikationen führen kann.
  • Asymptomatische ältere Menschen, insbesondere solche mit eingeschränkter Mobilität, erfordern eine strenge Nachsorge und eine rasche Behandlung im Falle von Komplikationen, auch in den frühen Stadien.
  • Die kritische Ischämie ist ein Zustand mit einem hohen Komplikationsrisiko.

1. Casey, S., et al., The reliability of the ankle brachial index: a systematic review. J Foot Ankle Res, 2019. 12: p. 39.
2. Monti, M., et al., Genauigkeit der stationären Messung des Knöchel-Brachial-Indexes bei Patienten durch Medizinstudenten. Vasa, 2016. 45(1): p. 43-8.
3 Aboyans, V., et al., Messung und Interpretation des Knöchel-Brachial-Index: eine wissenschaftliche Stellungnahme der American Heart Association. Auflage, 2012. 126(24): p. 2890-909.
4 Aboyans, V., et al., Editor’s Choice – 2017 ESC Guidelines on the Diagnosis and Treatment of Peripheral Arterial Diseases, in Zusammenarbeit mit der European Society for Vascular Surgery (ESVS). Eur J Vasc Endovasc Surg, 2018. 55(3): p. 305-368.
5. Hoyer, C., et al., Risikofaktoren und hämodynamische Variablen bei Patienten mit niedrigem Zehen-Brachial-Index, aber normalem Knöchel-Brachial-Index. Atherosklerose, 2019. 289: p. 21-26.
6 Resnick, H.E., et al., Relationship of high and low ankle brachial index to all-cause and cardiovascular disease mortality: the Strong Heart Study. Auflage, 2004. 109(6): p. 733-9.
7. Diehm, C., et al., Mortalität und vaskuläre Morbidität bei älteren Erwachsenen mit asymptomatischer versus symptomatischer peripherer Arterienerkrankung. Auflage, 2009. 120(21): p. 2053-61.
8. O’Hare, A.M., et al., Mortalität und kardiovaskuläres Risiko über das gesamte Knöchel-Arm-Index-Spektrum: Ergebnisse aus der Cardiovascular Health Study. Auflage, 2006. 113(3): p. 388-93.
9 Sasaki, M., et al., Low ankle brachial index prognostiziert schlechte Ergebnisse, einschliesslich der Revaskularisierung der Zielläsion während der langfristigen Nachsorge nach der medikamentenbeschichteten Stentimplantation bei koronarer Herzkrankheit. J. Cardiol, 2019.
10. Criqui, M.H., et al., The ankle-brachial index and incident cardiovascular events in the MESA (Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis). J Am Coll Cardiol, 2010. 56(18): p. 1506-12.
11 Alves-Cabratosa, L., et al., Role of Low Ankle-Brachial Index in Cardiovascular and Mortality Risk Compared with Major Risk Conditions. J Clin Med, 2019. 8(6).
12 Norgren, L., et al., Ergebnisse von Patienten mit kritischer Gliedmassenschämie in der EUCLID-Studie. Eur J Vasc Endovasc Surg, 2018. 55(1): p. 109-117.

Pollenallergien – auch während der COVID-19-Pandemie aktuell !

Aktuell werden wir alle durch die Corvid-19-Pandemie massiv tangiert und stehen sicher einer der grössten Herausforderungen unseres Gesundheitssystems, ja unserer gesamten Gesellschaft und Wirtschaft gegenüber. Sei es durch betroffene Patienten, Erkrankte im eigenen Umfeld oder auch einfach durch die vom BAG angeordneten Massnahmen – das SARS-CoV-2 Virus tangiert uns alle. In diesem Artikel möchten wir auf Patienten mit einer Pollenallergien eingehen mit besonderer Berücksichtigung der Bedrohung durch SARS-COVID-19.

Nach den Ergebnissen der SAPALDIA-Studie ist jeder sechste Schweizer pollenallergisch, und 40% der 15-jährigen Schulkinder sind auf mindestens ein Allergen sensibilisiert (www.sapaldia.ch). Diese Patienten gehören zwar nicht zwingend zu den vom BAG definierten sogenannten Risikogruppen – durch Beschwerden wie Niesen, Husten, brennende Augen oder Geruchs-/Geschmacksverlust kann aber die Abgrenzung von Pollenallergie und Corona-Infekt schwierig sein. In einem ersten Teil möchten wir auf einige Fortschritte bei Pollenallergien in Bezug auf Diagnose und Therapie eingehen; in einem zweiten Teil möchten wir einige Besonderheiten im Zusammenhang von Atemwegsallergien und dem SARS-CoV-2 diskutieren.

Fortschritte bei der Diagnostik der Pollenallergie

Die Abklärung von Pollenallergien erfordert zunächst immer eine umfassende Anamnese. Es folgen Hautteste wie zum Beispiel der Prick-Hauttest und/oder Bluttests in Form von Messung spezifischer IgEs im Serum gegen einzelne relevante Pollen (1). Die in-vitro Diagnostik konnte in den vergangenen Jahren durch die sogenannte molekulare oder komponenten-basierte Diagnostik wesentlich verfeinert werden. Damit können sehr viel präzisere Aussage bezüglich möglicher Kreuzreaktivitäten etwa zu anderen Pollen oder kreuzreagierenden Nahrungsmitteln oder auch des möglichen Erfolgs einer spezifischen Immuntherapie mit Pollenallergenextrakten gemacht werden (Abb. 1, 2) (2, 3).

Die häufigsten Auslöser: Sechs Pollenarten

In der Schweiz sind bisher vor allem sechs Pollenarten für rund 95% der Pollenallergien verantwortlich: Hasel-, Erlen-, Birken -, Eschen -, Gräser- und Beifusspollen. (Siehe Pollenflugkalender unter www.pollenundallergie.ch). Da die Beschwerden stark von der Blütezeit der entsprechenden Pollen abhängig sind, sind sie jahreszeitlich sehr verschieden. Sie beginnen mit dem Pollenflug von Hasel und Erle ab Januar bis Februar und enden bei entsprechender Allergie meist im Spätsommer mit den letzten Beifusspollen Ende August.
Naturgemäss ist die Pollenbelastung auch von klimatischen und geographischen Bedingungen und der entsprechenden Vegetation abhängig.
Durch Untersuchungen des Landarztes und Allergologen Markus Gassner in Grabs konnte gezeigt werden, dass die Purpurerle (Alnus späethii), eine ursprünglich aus Sibirien und Japan stammende importierte Hybridzüchtung teils gar schon Mitte Dezemwegsallergien. Weiterhin bedroht auch der Neophyt Ambrosia, das Traubenkraut, dessen Pollen bereits das wichtigste Allergen in Kanada und den USA darstellen, unsere Allergiker. Da die Flugzeit von Ambrosiapollen sich bis weit in die Herbstmonate erstreckt, kann sich damit die Heuschnupfenzeit um mehrere Monate bis in den November hinein verlängern In Grenzgebieten wie dem Tessin und der Genferseeregion sind diese Pollen auch relevante Allergene; dank einer konzentrierten Aktion von BAG und verschiedenen Gruppierungen auch mit breit angelegten Ausreissaktion vor einigen Jahren konnte die Ausbreitung erfreulicherweise jedoch stark gebremst werden. Nach den Ergebnissen einer gross angelegten Studie an acht Orten mit über 5800 Patienten (SAPALDIA-Studie II) sind in der Schweiz bereits ca. 8% der untersuchten Bevölkerung auf Ambrosia-Pollen sensibilisiert. Bei Patienten mit vorbestehender Pollenallergie sind es sogar 21% (5).
Grosses Potential bei der Erfassung der Pollenbelastung bietet die Echtzeitmessung, welche aktuell von Meteo Schweiz untersucht wird (www.pollenundallergie.ch). Sehr nützlich sind auch digitale Hilfsmittel etwa zur Erfassung der Pollensymptome; so erlaubt etwa die App «Allyscience» eine einfache und rasche Dokumentation der Beschwerden und der auslösenden Pollen im jeweiligen Aufenthaltsgebiet über die relevante Pollensaison (www.allyscience.ch).

Fortschritte bei der Behandlung

Die Allergiebehandlung basiert weiterhin auf drei Pfeilern: Allergenreduktion, Pharmakotherapie und spezifische Immuntherapie (SIT). Basis ist und bleibt es, den Allergenkontakt soweit wie möglich zu vermeiden. Doch dies ist bei einer Pollinose meist nur sehr beschränkt möglich. Einfache Massnahmen wie das Ausbürsten oder Waschen der Haare und das Tragen von Sonnenbrille wie auch Pollenschutzfilter können helfen (siehe unter www.aha.ch )
Bei der symptomatischen Behandlung hat es in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gegeben. Und zwar durch die Einführung neuerer nicht-sedierender Antihistaminika sowie einer grossen Zahl neuer topisch einzusetzender Präparate wie der nasalen und inhalatativen Steroide bei Rhinitis, respektive asthmatischen Beschwerden. Bei konjunktivalen Beschwerden bieten sich Kombinationspräparate mit Sympathomimetika, Antihistaminika und Cromoglykate an; topische Steroide sollten hier nur zurückhaltend, bzw. in Absprache mit dem Ophthalmologen eingesetzt werden. Systemische Steroide können ausnahmsweise bei sehr starken Beschwerden notwendig sein – hier ist die kurzfristige orale Gabe über einige wenige Tage zur Kupierung der Spitzen oft ausreichend und der Depotsteroidgabe in jedem Fall vorzuziehen.
Eine allergenspezifische Immuntherapie, kurz SIT mit Pollenextrakten – auch Hypo- oder Desensibilisierung genannt – stellt weiterhin die einzige kausale Therapie dar. Sie ist sinnvoll bei mittelschwerer bis schwerer allergischer Rhinokonjunktivitis sowie bei leichtem bis mittlerem Asthma, wenn die Beschwerden über mehrere Jahre bestehen und eine Pollenallergie eindeutig nachgewiesen ist. Bei guter Indikationsstellung und sorgfältiger Extraktauswahl liegen die Erfolgschancen einer solchen Immuntherapie bei ca. 80%, wobei eine deutliche Verbesserung, Verkürzung der Dauer der Beschwerden und/oder Reduktion des Medikamentenbedarfs erreicht werden kann. Die subkutane SIT mit wöchentlicher Steigerung vor der Pollensaison und allenfalls Erhaltungsdosen alle paar Wochen erlaubt nach wie vor die breiteste Auswahl an Allergenen. In den letzten Jahren kann mit der sublingualen Therapie mittels täglich applizierter Tabletten (Gräserpollen) oder Tropfen (Birkenpollen) eine gut dokumentierte weitere Option angeboten werden. Beide Verfahren erstrecken sich üblicherweise über 3-jährige Zyklen (Tab. 1) (7).

Besondere Aspekte von Pollenallergien während der Covid-19 Pandemie

Hier sind v.a. zwei Aspekte besonders zu erwähnen:

  • Differentialdiagnostische Abgrenzung einer Pollenallergie von einer Infektion mit dem SARS-CoV-2Virus (Abbildung 1) und
  • Therapeutische Massnahmen einer Pollinose in der aktuellen Situation.

Selbstverständlich gelten auch für Allergiker und betreuendes Personal die allgemeinen vom BAG-empfohlenen Verhaltensregeln (www.bag.admin.ch). Die bisherigen Untersuchungen v.a. aus China deuten darauf hin, dass Patienten mit vorbestehender Atemwegsallergie und auch bei einem gut eingestellten Asthma bronchiale an keinem erhöhten Risiko für einen schwereren Verlauf bei einer allfälligen Corona-Infektion leiden – diese gehören wohl somit nicht zu den eigentlichen Risikogruppen (8). Andererseits leiden Patienten vor allem mit einer Baumpollenallergie typischerweise in diesen Monaten an Niesattacken, Kratzen im Hals und bei Beteiligung der unteren Atemwege auch an Husten und allenfalls Atemnot – alles Symptome, die auch bei einer akuten Corona-Infektion auftreten können. Das kann zur Verunsicherung sowie einerseits zu einer unzureichenden Behandlung von Pollenallergien durch die Angst vor einer Corona-Infektion, andererseits zum Verpassen einer Corona- Infektion und dem damit verbunden Risiko der weiteren Ausbreitung führen (Abb. 3).

Zum einen hilft die Anamnese, sind Pollinosebeschwerden doch oft auch schon in den letzten Jahren aufgetreten und verstärkt bei sonnigem, windigem Wetter. Bei einer Infektion mit SARS-CoV- 2 sind oft Fieber und als sehr typisches Symptom ein plötzlicher Verlust des Geruch- und Geschmacksinns zu beobachten (in bis zu 50% der Fälle). Aktuell ist eine vorgängige telefonische Konsultation beim betreuenden Arzt sowieso in jedem Fall empfehlenswert und erlaubt oft schon eine weichenstellende Beratung für die von Allergien betroffenen Patienten. Da natürlich auch beide Erkrankungen gemeinsam auftreten können, empfiehlt sich hier die grosszügige Indikation zum Nachweis des SARS-CoV-2 Virus aus dem Nasen- oder Rachenabstrich, auch dies selbstverständlich unter Wahrung der entsprechenden Schutzmassnahmen vor einer Tröpfchenübertragung.
Die Behandlung von Atemwegsallergien kann in den allermeisten Fällen wie bisher erfolgen – sowohl Antihistaminika wie auch topische Medikamente können weiterhin eingesetzt werden. Gerade die Behandlung von asthmatischen Beschwerden mit topisch inhalativen Steroiden und/oder Betamimektika kann und soll fortgeführt werden (9, 10). Falls Patienten wegen ganzjährig schwerem Asthma eine Therapie mit Biologika (etwa mit Omalizumab, Mepolizmab oder Benralizumab) durchführen, kann diese nach bisherigen Erkenntnissen ebenfalls weitergeführt werden (11). Zurückhaltung ist geboten mit dem Einsatz von systemischen Steroiden oder eigentlich immunsuppressiver Medikamente (wie z.B. Cyclosporin, Azathioprim oder Methotrexat), da diese die Anfälligkeit respektive Komplikationen bei Corona-Infekt erhöhen dürften.
Eine bereits laufende allergenspezifische Immuntherapie v.a. mit Hymenopterengift oder ganzjährigen Schemata mit Inhalalationsallergenen kann fortgesetzt werden, allenfalls bei subkutaner Applikation idealerweise mit verlängerten Abständen, um die Arztbesuche zu vermindern (11). Von der Neueinleitung einer subkutanen Immuntherapie mit Pollenextrakten raten wir aus demselben Grund hingegen aktuell ab. Die sublinguale Immuntherapie kann weiterhin durchgeführt werden. Im Falle einer manifesten Covid-19-Infektion hingegen sollte jegliche SIT wie auch bei sonstigen fieberhaften Infekten bis zur Abheilung in jedem Fall unterbrochen werden.

Dr. med. Claudia Lang

Allergiestation, Dermatologische Klinik
UniversitätsSpital Zürich
Gloriastrasse 31
8031 Zürich

Prof. Dr. med. Marie-Charlotte Brüggen

Allergiestation, Dermatologische Klinik des Universitätsspitals Zürich
Universität Zürich, medizinische Fakultät
Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang

Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier

Universitätsspital Zürich
Allergiestation, Dermatologische Klinik
Rämistrasse 100
8091 Zürich
www.dermatologie.unispital.ch

peter.schmid@usz.ch

Die Autoren haben in Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.

1. Hasler S et al. Allergiediagnose -wann und wie? Ther Umsch. 2019 Nov;76(6):293- 299
2. Steering Committee Authors; Review Panel Members.. A WAO – ARIA – GA2LEN consensus document on molecular-based allergy diagnosis (PAMD@): Update 2020. World Allergy Organ J. 2020 Mar 7;13(2):1
3. Matricardi PM et al. EAACI Molecular Allergology User’s Guide. Pediatr Allergy Immunol. 2016 May;27 Suppl 23:1-250
4. Gassner M, Gehrig R, Schmid-Grendelmeier P. Hay fever as a Christmas gift.N Engl J Med. 2013 Jan 24;368(4):393-4
5. Imhof K et al Ash pollen allergy: reliable detection of sensitization on the basis of IgE to Ole e 1.Allergo J Int. 2014;23(3):78-8
6. Wüthrich B et al. Prevalence of atopy and respiratory allergic diseases in the elderly SAPALDIA population. Int Arch Allergy Immunol. 2013;162(2):143-8
7. Pfaar O et al-Perspectives in allergen immunotherapy: 2019 and beyond. Allergy. 2019 Dec;74 Suppl 108:3-25
8. Zhang JJ et al. Clinical characteristics of 140 patients infected with SARS-CoV-2 in Wuhan, China.Allergy. 2020 Feb 19.
9. Bousquet J et al. Intranasal corticosteroids in allergic rhinitis in COVID-19 infected patients: An ARIA-EAACI statement. Allergy. 2020 Mar
10. Shaker MS et al COVID-19: Pandemic Contingency Planning for the Allergy and Immunology Clinic.J Allergy Clin Immunol Pract. 2020 Mar 26.: S2213-2
11. Halpin DMG et al. Do chronic respiratory diseases or their treatment affect the risk of SARS-CoV-2 infection? Lancet Respir Med. 2020 Apr 3. pii: S2213- 2600(20)30167-3
12. Klimek L. Handhabung der Allergen Immuntherapie in der aktuellen COVID-19 Pandemie: Ein Positionspapier von ARIA, EAACI, AeDA und DGAKI. 2020 (im Druck

Angststörungen

In der November-Ausgabe von «der informierte arzt» erschien der 1. Teil mit dem Titel «Angststörungen: Häufigkeit, Klassifikation und Diagnostik». Daran anknüpfend beschreiben wir in diesem 2. Teil einige Therapieoptionen. Patienten mit einer beeinträchtigenden Angststörung (Panikstörung/Agoraphobie, Soziale Phobie, Generalisierte Angststörung (GAS), «Angst und depressive Störung, gemischt») sollten psychotherapeutisch oder medikamentös behandelt werden. Langfristig zeigen psychotherapeutische und medikamentöse Interventionen eine vergleichbar starke Wirksamkeit. Eine beeinträchtigende Spezifische Phobie sollte mit Expositionstherapie behandelt werden. Im Folgenden werden die verschiedenen Behandlungsansätze genauer beleuchtet.

Die folgenden Therapieempfehlungen beziehen sich hauptsächlich auf die S3-Leitlinien, die 2014 veröffentlicht wurden (1). Die Beschreibungen zu den Evidenz- und Empfehlungsgraden sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Als Therapieindikation für eine Angststörung gelten die Diagnose nach ICD-10 (2, 3), sowie ein mittelgradiger bis schwerer Leidensdruck des Patienten, psychosoziale Einschränkungen und/oder negative Konsequenzen durch die Angststörung. Typische negative Konsequenzen wären eine sekundäre Depression, Suizidgedanken oder Alkoholmissbrauch (1, 4). Allgemeine Ziele einer Behandlung sind die Reduktion von Angstsymptomen, Vermeidungsverhalten und der Rückfallwahrscheinlichkeit, sowie die Verbesserung der Bewegungsfähigkeit, der Lebensqualität, der sozialen Integration und die Wiederherstellung der beruflichen Leistungsfähigkeit. Die meisten Angststörungen können ambulant behandelt werden. Indikationen für einen stationären Aufenthalt wären Suizidalität, ein mangelnder Behandlungserfolg im ambulanten Setting oder bedeutsame Komorbiditäten, wie eine mittelgradige bis schwere Depression, Persönlichkeitsstörungen oder Substanzmissbrauch (4).
Prinzipiell sollte ein Patient mit Panikstörung/Agoraphobie (Ia/A), Generalisierter Angststörung (Ia/A) und Sozialer Phobie (Expertenkonsens/KKP) über die Möglichkeit der Behandlung mittels Psychotherapie und Pharmakotherapie informiert werden. Dabei sollte die Präferenz der Patienten berücksichtigt werden, nachdem sie über folgende Aspekte informiert wurden: Wirkeintritt, Nachhaltigkeit, unerwünschte Wirkungen und Verfügbarkeit. Ist eine Therapieform unzureichend wirksam, sollte die jeweils andere, beziehungsweise eine Kombination, angeboten werden (Expertenkonsens/KKP).

Empirische Evidenz für Psychotherapie versus Pharmakotherapie

Eine Metaanalyse mit 234 Studien zeigte beim Vergleich von Prä-Post-Veränderungen starke Effekte bei der Pharmakotherapie und der Psychotherapie, wobei die Effekte der Pharmakotherapie signifikant grösser waren (5). Die durchschnittliche Dauer für die Pharmakotherapie in dieser Metaanalyse war 9.2 Wochen, für die Psychotherapie 12.4 Wochen. Eine Metaanalyse mit 91 Studien, welche die Langzeiteffekte von Angstbehandlungen untersuchte, zeigte, dass es 26-104 Wochen nach Beendigung der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) zu einer weiteren signifikanten Verbesserung der Symptomatik kam (6). Die Effekte der Pharmakotherapie waren über den Beobachtungszeitraum hinweg stabil und wurden auch nach Absetzen des Medikaments beibehalten. Über den längeren Beobachtungszeitraum unterschieden sich die Effekte zwischen Pharmakotherapie und Psychotherapie nicht signifikant. Die Wirksamkeit von KVT und von Pharmakotherapie war hierbei im Vergleich zu Medikamentenplacebo über alle Angststörungen hinweg moderat (5). Kombinationsbehandlungen waren der jeweiligen Monotherapie meist nicht überlegen (1).

Psychotherapie bei Angststörungen

Grundlage jeder Psychotherapie ist der Aufbau und die Aufrechterhaltung einer guten, tragfähigen therapeutischen Beziehung, welche den Therapieerfolg positiv beeinflusst. Allen Patienten mit einer Angststörung sollten Psychoedukation zu ihrer Diagnose, der möglichen Ätiologie und Information zu den verschiedenen Behandlungsformen angeboten werden (4). Da die KVT zurzeit die beste empirische Evidenz (Ia/A) für die psychotherapeutische Behandlung von Angststörungen hat (1, 4), wird diese im Folgenden genauer beschrieben. Sollte sich die KVT als nicht genügend wirksam, nicht erwünscht oder nicht verfügbar erweisen, sollte eine psychodynamische Psychotherapie angeboten werden (IIa/B; Soziale Phobie: Ib/B).

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Grundlage kognitiver Therapien ist, dass Gedanken unsere Gefühle beeinflussen und die Reaktion eines Individuums auf eine Situation von deren Interpretation abhängt (1). So kann ein Vortragender das Gähnen einer Person im Publikum als «mein Vortrag ist langweilig» oder als «die Person hat letzte Nacht wenig geschlafen» interpretieren. Je nach Interpretation wäre die darauffolgende emotionale Reaktion unterschiedlich. Im Laufe der Sozialisation werden gewisse Grundannahmen (Schemata) herausgebildet, welche die Interpretation von Situationen beeinflussen. Beck geht davon aus, dass maladaptive Gedanken, welche die Gefühle und das Verhalten von Patienten beeinflussen, ein gemeinsames Merkmal von psychischen Störungen sind (7). Dementsprechend kann eine Modifikation des Denkens zu einer Verbesserung der Stimmung und des Verhaltens führen. Neben den kognitiven Aspekten ist ein wesentlicher Anteil der KVT die Konfrontation mit angstauslösenden Situationen bzw. Stimuli. Während der Konfrontation ist es das Ziel, zu lernen, dass die gefürchtete Reaktion nicht eintritt (z.B. «die Spinne beisst mich nicht”), oder dass die gefürchtete Reaktion ausgehalten werden kann (z.B. «ich kann auch ängstlich einen Vortrag halten»). Die Konfrontation kann in der echten Situation (in vivo), in der Vorstellung (in sensu) oder in der virtuellen Realität (in virtuo) erfolgen (1).
Auch modernere Formen der KVT im Rahmen der sogenannten «dritten Welle der Verhaltenstherapie», wie Achtsamkeitsbasierte Therapie, Acceptance and Commitment Therapy (ACT) und Compassion Focused Therapy (CFT), sind vielversprechend in der Behandlung von Angststörungen (8, 9, 10, 11). Achtsamkeitsbasierte Therapie und ACT fokussieren im Vergleich zur klassischen KVT mehr auf die Akzeptanz von maladaptiven Gedanken als darauf, diese zu verändern (12). Im Rahmen der CFT lernen Patienten sich selber zu beruhigen, wenn sie Angst empfinden, indem sie sich selber mit Mitgefühl begegnen (13).

In Tabelle 2 werden die Therapieelemente der KVT bei Panikstörung/Agoraphobie genauer beschrieben. In der Psychoedukation zur Panikstörung wird erklärt, dass Panikattacken als besonders dramatisch ablaufende Alarmreaktionen des Körpers auf Stress verstanden werden können. In Phasen eines allgemein hohen Anspannungsniveaus kann schon eine alltägliche Stresssituation zum Auslöser einer Panikattacke werden («Stress Modell» der Panikstörung; 1). Aufgrund der stark furchterregenden Wirkung einer Panikattacke kommt es in der Folge häufig zu einer Sensibilisierung gegenüber den erlebten körperlichen Reaktionen (z.B. Herzrasen, Schwitzen), was in der Folge erneute Panikattacken auslösen kann (14). Die dabei auftretenden katastrophisierenden Missinterpretationen der körperlichen Empfindungen (z.B. «Ich habe einen Herzinfarkt») führen über die Symptome zu einem Gefühl der Gefährdung und damit zu weiteren Körpersymptomen («Teufelskreis der Angst»; 15).

Tabelle 3 beschreibt die Elemente der KVT bei GAS, welche in der Therapie bearbeitet werden. Laut kognitiven Modellen (16) wird die GAS aufrechterhalten durch den Gebrauch des «Sich-Sorgen-Machens» als inadäquate Bewältigungsstrategie sowie die anschliessende negative Evaluation derselben (z.B. «Sich-Sorgen-Machen macht mich krank») und die als mangelhaft wahrgenommene Kontrolle hierüber. Zudem wenden Patienten mit GAS häufig Sicherheitsverhalten an (z.B. Rückversicherungsanrufe), welches zur Aufrechterhaltung der Störung beiträgt.
In Tabelle 4 werden die Therapieelemente der KVT bei Sozialer Phobie genauer beschrieben. Aufrechterhaltende Faktoren der Sozialen Phobie sind neben Vermeidungsverhalten eine stärkere Selbstaufmerksamkeit, Sicherheitsverhalten und negativ gefärbte kognitive Verarbeitungsprozesse während und nach sozialen Situationen (17). Sicherheitsverhalten kann oft kontraproduktiv sein (wie z.B. keinen Blickkontakt halten und auf den Boden blicken), da Personen, die dieses Verhalten zeigen, mehr auffallen. Manchmal führt das Sicherheitsverhalten auch zu der befürchteten Reaktion (z.B. Arme andrücken, um Schwitzen nicht zu sehen, was zu verstärktem Schwitzen führt) (18).
Zur Behandlung der Spezifischen Phobie wird vor allem die Expositionstherapie eingesetzt. Für die effektive Behandlung von spezifischen Phobien sind nur wenige Sitzungen notwendig (4). In Studien werden 1-5 Sitzungen zu 1-3 Zeitstunden beschrieben. Wenn eine in-vivo-Exposition nicht möglich ist, sollte eine Virtuelle-Realität-Expositionstherapie angeboten werden (Expertenkonsens/KKP). Derzeit existieren diverse Szenarien zur Behandlung von spezifischen Phobien (z.B. Höhensituationen zur Behandlung von Höhenphobie, Szenarien mit virtuellen Spinnen zur Behandlung von Spinnenphobie etc.) (19).

Pharmakotherapie bei Angststörungen

Für die pharmakologische Behandlung von Angststörungen (keine Empfehlung für die Spezifische Phobie) bestehen die höchsten Evidenzkategorien (Ia) und Empfehlungsgrade (A) für die SSRIs (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) und SNRIs (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer). Je nach Angststörungen werden auch andere Substanzklassen empfohlen wie z.B. Trizyklische Antidepressiva (TZAs) (Ia/B).
Beim Einsatz von SSRIs/SNRIs und TZAs wird der Patient über eine Wirklatenz von ca. 2 Wochen (1-6 Wochen) und über mögliche unerwünschte Nebenwirkungen informiert (bei SSRIs/SNRIs z.B. Unruhe / Schlaflosigkeit in den ersten Tagen, sexuelle Dysfunktionen, Absetzphänomene; bei TZAs/Opipramol: z.B. anticholinerge Wirkung, Sedierung, Gewichtszunahme, kardiovaskuläre Wirkung). Darüber hinaus zeigte eine Studie 2017 (20), dass rund ein Viertel einer Patientenpopulation, die wegen Angst oder Depression mit z.B. Escitalopram, Sertralin, Desvenlafaxin (aktiver Hauptmetabolit von Venlafaxin) behandelt wurde, innerhalb der ersten 6 Behandlungswochen eine ängstlich-agitierte Symptomatik mit motorischer Unruhe («jitteriness syndrome») entwickelte. Bei den SSRIs und SNRIs besteht eine flache Dosis-Response-Kurve, d.h. dass ca. 75% der Patienten bereits auf eine initiale/niedrige Dosis reagieren. Bei bestehenden Leberfunktionsstörungen können Dosierungsanpassungen erforderlich sein (z.B. Citalopram). Für einige Präparate bestehen Empfehlungen für altersbedingte Dosis-anpassungen (z.B. TZAs, Citalopram, Escitalopram). Um Überstimulierungen und Schlaflosigkeit zu verhindern, sollte die Dosis morgens oder mittags gegeben werden. TZAs sollten in niedriger Dosierung begonnen und alle 3-5 Tage erhöht werden.
Um Rückfälle zu vermeiden wird empfohlen die Psychopharmakotherapie nach eingetretener Remission noch mindestens 6-12 Monate weiterzuführen. Eine Verlängerung der Dauer kann u.a. dann erwogen werden, wenn ein Absetzversuch zu einem Wiederauftreten der Angstsymptomatik führte oder der Krankheitsverlauf besonders schwer war.
Benzodiazepine sind zwar wirksam (Ia/Ib), sollen jedoch aufgrund gravierender Nebenwirkungen (Abhängigkeitsentwicklung, Toleranz, Verlängerung der Reaktionszeit, Stürze etc.) nicht angeboten werden (KKP). In Ausnahmefällen (z.B. bei schwerer kardialer Erkrankung, bestehenden Kontraindikationen für die jeweiligen Standardmedikamente oder Suizidalität) können sie unter sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung angewendet werden. Sie sollten dann aber in der Regel nur für wenige Wochen eingenommen und nach längerer Behandlung sehr langsam ausgeschlichen werden (ggf. über mehrere Wochen).
Gemäss den S3-Leitlinien gibt es für die Wirksamkeit homöopathischer oder pflanzlicher Präparate bislang keine wissenschaftlichen Nachweise. In einer jüngeren Studie zeigte sich bei Patienten mit subsyndromaler Angst oder Generalisierter Angststörung nach 2 Wochen unter Einnahme einer Substanz aus Lavendelöl eine deutliche Besserung der Symptome bei sehr guter Verträglichkeit (21).
Bei der Panikstörung/Agoraphobie (siehe Tabelle 5) sollten Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin oder Venlafaxin angeboten werden (Ia/A). Bei deren ungenügendem Ansprechen oder bei Unverträglichkeit soll Clomipramin angeboten werden (Ia/B).
Bei der GAS (siehe Tabelle 6) sollte eine Behandlung mit Escitalopram, Paroxetin, Venlafaxin oder Duloxetin angeboten werden (Ia/A). Zudem sollte der Kalziummodulator Pregabalin (Ia/B) angeboten werden, jedoch nicht bei Patienten mit aktivem oder früherem Substanzmissbrauch (z.B. Opioidmissbrauch oder multipler Substanzgebrauch) (22). Für Quetiapin besteht keine Zulassung für Angststörungen. In einer Übersichtsarbeit von 2019 (23) zeigten sich für die GAS unter Quetiapin zwar hohe positive Effekte bei jedoch gleichzeitig bestehender schlechter Verträglichkeit. Bei Unwirksamkeit oder Unverträglichkeit dieser Strategien kann Opipramol (Ib/0) oder Buspiron (Ib/0) angeboten werden.
Bei der Sozialen Phobie (siehe Tabelle 7) sollte Escitalopram, Paroxetin, Sertralin oder Venlafaxin angeboten werden (Ia/A). Bei deren Unwirksamkeit/Unverträglichkeit kann gemäss Expertenkonsens der reversible Monoaminooxidase A Inhibitor (RIMA) Moclobemid angeboten werden.

Weitere ausgewählte Behandlungsansätze

Internetbasierte Psychotherapie

Zunehmend gibt es auch mehr Studien zu Internetbasierter Psychotherapie mit nur geringem oder keinem Therapeutenkontakt (4). Bis zum heutigen Zeitpunkt gibt es noch nicht genug Evidenz darüber, ob diese so effektiv ist wie die «face-to-face» KVT. Für die Soziale Phobie besteht zurzeit die beste empirische Evidenz für internetbasierte Psychotherapie. Für die anderen Angststörungen sind die Resultate weniger konsistent (24).

Sport

Nebst der psychotherapeutischen und psychopharmakologischen Behandlung hat sich in unserer klinischen Praxis die Wichtigkeit von körperlichem Training in der Verminderung von Angstsymptomen gezeigt. Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse zeigte einen moderaten Effekt in der Verbesserung von Angstsymptomen bei Patienten mit einer diagnostizierten Angststörung (25).

Biofeedback

Zudem bestehen vielversprechende Verfahren in Form von Biofeedback-Therapie, bei welcher Veränderungen biologischer Zustandsgrössen (z.B. Herzrate/Herzratenvariabilität, Atemfrequenz/tiefe, muskuläre Anspannung, Hautleitwert) mittels elektronischen Hilfsmitteln in Echtzeit am Bildschirm sichtbar und so dem eigenen Bewusstsein zugänglich gemacht werden können. Hier zeigte eine Meta-Analyse 2017 z.B. dass Herzratenvariabilitäts-Biofeedback-Training mit einer starken Reduktion bezüglich Angst- und Stress-erleben einhergeht (26).

Dr. phil. Olivia Bolt

Eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin
Sanatorium Kilchberg AG und eigene Praxen in Zürich
Selnaustrasse 6
8001 Zürich

olivia.bolt@hin.ch

Dr. med. Lucas Krug

Psychiatrie und Psychotherapie FMH
Sanatorium Kilchberg AG und eigene Praxen in Zürich
Selnaustrasse 6
8001 Zürich

l.krug@hin.ch

Die Autoren haben in Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.

  • Zur Behandlung von Panikstörungen (inklusive Agoraphobie), Generalisierter Angststörung und Sozialer Phobie sollten Psychotherapie oder Pharmakotherapie angeboten werden und die Präferenz des Patienten einbezogen werden. Bei Spezifischer Phobie hat Expositionstherapie die beste Wirksamkeit
  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist die Psychotherapie erster Wahl. Ist diese nicht wirksam oder vom Patienten nicht erwünscht, sollte eine psychodynamische Therapie angeboten werden
  • Bei der Psychopharmakotherapie von Angststörungen haben SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) und SNRIs (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) die beste Evidenz. Benzodiazepine sind zwar wirksam, sollen jedoch aufgrund gravierender Nebenwirkungen nicht angeboten werden
  • Kombinationsbehandlungen sind den Monobehandlungen meist nicht überlegen

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2. World Health Organisation (WHO), Tenth Revision of the International Classification of diseases, Chapter V (F): Mental and Behavioural Disorders (including disorders of psychological development). Clinical Descriptions and Diagnostic Guidelines. 1991, Geneva: World Health Organisation.
3. DIMDI, Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision, German Modification (ICD-10-GM). 2020.
4. Bandelow, B., Michaelis, S., Wedekind, D. (2017). Treatment of anxiety disorders. Dialogues in Clinical Neuroscience, 19(2): p. 93-106.
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Neue Therapiemöglichkeiten beim lokalisierten Prostatakarzinom?

Im Bestreben, die Invasivität und Nebenwirkungsquote der aktuellen Behandlungsoptionen des Prostatakarzinoms zu reduzieren, werden aktuell verschiedene fokale Therapieverfahren entwickelt und kommen heute zunehmend als experimentelle Behandlung v.a. im Rahmen von klinischen Studien zum Einsatz. In diesem Artikel werden die Verfahren im Einzelnen vorgestellt. Es sei aber betont, dass die EAU Guidelines (European Association of Urology) all diese fokalen Therapien als klinisch experimentell betrachtet und nur in prospektiv kontrollierten Studien zur Anwendung empfiehlt. Aktuell stellt einzig die radikale Prostatektomie, die Radiotherapie oder die LDR-Brachytherapie eine leitliniengerechte onkologische Therapie mit vertretbaren Nebenwirkungen dar.
Da es sich hauptsächlich um prospektive klinische Studien handelt mit nur kurzem Follow-up sind keine Zahlen bezüglich des tumorfreien Überlebens oder PSA free survival vorhanden.

Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern. Weltweit wurden 2012 schätzungsweise 1,1 Millionen diagnostiziert. Das sind 15% aller diagnostizierten Krebserkrankungen. Schweizweit sind es ca. 6000 Neuerkrankungen pro Jahr und 1300 Todesfälle aufgrund der Erkrankung.
Ein Hinweis für das Vorliegen einer Prostatakrebserkrankung kann das Abtasten der Prostata und die Bestimmung des PSA Wertes geben. Die Diagnose wird schlussendlich durch eine Gewebeentnahme (Biopsie) gesichert, heutzutage wird diese meistens mittels MRT-TRUS fusionsgesteuert durchgeführt.
Aufgrund eines wachsenden Bewusstseins für das Prostatakarzinom (PCa) zeigte sich in den letzten zwei Dekaden ein Trend zur früheren Diagnose durch Screening-Strategien und laufend verbesserte Bildgebungen. Die Folge davon ist, dass Männer in einem früheren Stadium mit kleineren Tumoren, die nur einen geringen Teil des Prostatavolumens ausmachen (meistens unifokal oder unilateral), identifiziert werden (1, 2). Daher sind in den letzten Jahren immer mehr neue Therapiemodalitäten entwickelt worden, die mit den Standardverfahren zur kurativen Therapie konkurrieren. Das Ziel ist, mit einem minimal invasiven Verfahren eine gleichwertige onkologische Sicherheit, eine verringerte Toxizität und verbesserte funktionelle Ergebnisse zu gewährleisten, indem sie nur die Indexläsion, also den klinisch relevanten Tumorherd, eliminieren (3, 4). Im Folgenden werden ausgehend von den Standardtherapieverfahren die neuen fokalen Therapiemodalitäten, die in der Literatur beschrieben sind, aufgeführt.

Standardtherapieverfahren

Beim klinisch lokalisierten Prostatakarzinom sind die nachfolgend aufgeführten Standardtherapieverfahren bekannt, es sei nochmals darauf hinzuweisen, dass diese bis heute als einzige Therapieverfahren gelten, die zur Kuration der Tumorerkrankung führen können. Alle Standarttherapieverfahren sind mit einer gewissen Morbidität insbesondere erektiler Dysfunktion oder Kontinenzproblemen verbunden, die auch die Lebensqualität der Patienten einschränken können.
Eine Lebenserwartung von mindestens zehn Jahren sollte vorhanden sein, um von einer lokalen Behandlung zu profitieren. Bei Männern mit PCa sind die Komorbiditäten wichtiger als das Alter, um die Lebenserwartung vorherzusagen.

Radikale Prostatektomie (RP): offen retropubische oder heutzutage meistens roboterassistierte laparoskopische Prostatektomie (RALP). Das Ziel dieser Therapiemethode ist die totale Entfernung des Tumors, wobei die Kontinenz und Potenz erhalten bleiben, wann immer dies möglich ist. Das Verfahren umfasst das Entfernen der gesamten Prostata mit intakter Kapsel und Samenbläschen, gefolgt von einer vesiko-urethralen Anastomose. Zur Erhöhung der postoperativen Kontinenz- und Potenzraten kann bei der Operation je nach Tumorstadium meist eine Nervschonung angeboten werden. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass das CSS (cancer specific survival) beim low risk und intermediate risk Karzinom (Tab. 1) 80-99% beträgt, bei einem medianen follow-up von, je nach Studie, 120-283 Monaten (5, 6, 7).

Radiotherapie (EBRT, External Beam Radiation Therapy)
Bei der perkutanen Strahlentherapie, das heisst der Bestrahlung von ausserhalb des Körpers, werden hochenergetische Röntgenstrahlen eingesetzt, um die Krebszellen abzutöten. Patienten mit einem Tumor mit niedrigem Risiko sollen mit mindestens 70-72 Gray (Gy; ggf. 74-80 Gy bei intensitätsmodulierter Strahlentherapie, IMRT) bestrahlt werden. Patienten mit einem Tumor mit mittlerem Risiko sollten dagegen eine höhere Strahlendosis (74- 80 Gy) erhalten. Die Bestrahlung dauert je nach Einzeldosisapplikation (ca. 2.5 Gy) 4-6 Wochen. Zudem folgt konkomitierend je nach Aggressivität des Prostatakarzinoms eine Androgendeprivation für 6-24 Monate. Häufige Nebenwirkungen sind irritative Miktionsbeschwerden. Je nach Studie zeigt sich eine 5-Jahres-Überlebensrate von 85% beim low risk oder intermediate risk Karzinom.
Bei der Low-dose rate (LDR) Brachytherapie werden Titanstifte mit niedriger Dosisrate permanent in die Prostata implantiert. Meistens wird für die radioaktiven Samen Iod-125 (I-125) oder auch Palladium (PD-103) verwendet. Die Strahlendosis wird über Wochen und Monate abgegeben. Die Samen können problemlos in der Prostata belassen werden. Akute Nebenwirkungen wie obstruktive oder irritative Miktion klingen über Monate ab. Es gibt bestimmte Kriterien, die über die Möglichkeit der Verwendung dieser Therapieoption entscheiden. Das 5 bis 10 Jahre tumorfreie Überleben bei low risk Karzinom liegt je nach Studien, zwischen 71%-93% bzw. 65%-85% (8).

Fokale Therapiemodalitäten

Der Hauptzweck der Fokaltherapie besteht darin, Tumore selektiv abzutragen und gleichzeitig die Toxizität zu begrenzen, indem die neurovaskulären Bündel der Prostata, der Schliessmuskel und die Harnröhre geschont werden (Tab. 2) (9, 10).
Die Hauptunterscheidung zwischen den Ablationsmodalitäten besteht darin, ob die Ablation auf einer thermischen Schädigung des Gewebes oder nicht-thermischen Veränderungen beruht, die auf zellulärer Ebene zu Apoptose führen.

Unter Kryotherapie versteht man die kontrollierte Abtötung von Tumorgewebe durch Gefrieren und Auftauen, wodurch der Zelltod durch Dehydratisierung induziert wird. Über Denaturierungsprozesse führt dies zur ischämischen Apoptose. Das Einfrieren der Prostata wird durch die Platzierung von Stiften unter TRUS (Transrektaler Ultraschall)-Führung, durch den Damm in das Prostatagewebe, durchgeführt. Es erfolgen Einfrier-Auftau-Zyklen, die zu einer Temperatur von -40 ° C führen (11). Häufigste Nebenwirkungen sind erektile Dysfunktion und Harninkontinenz. Die Behandlung erfolgt in Teil- oder Vollnarkose.
Hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIFU) besteht aus fokussierten Ultraschallwellen, die von einem Wandler ausgesendet werden und Gewebeschäden durch mechanische und thermische Effekte sowie durch Kavitation verursachen (12). Das Ziel von HIFU ist es, Tumorgewebe über 65° C zu erhitzen, so dass es durch koagulative Nekrose zerstört wird. Zu den Nachteilen von HIFU gehören Schwierigkeiten bei der Erzielung einer vollständigen Ablation der Prostata, insbesondere in Drüsen, die grösser als 40 ml sind, und bei der Bekämpfung von Krebserkrankungen in der vorderen Zone der Prostata (13). Nebenwirkungen, die kurz nach Intervention auftreten können, sind Miktionsprobleme oder Erektionsstörungen. Die Behandlung erfolgt in Teil- oder Vollnarkose.
Unter photodynamischer Therapie (PDT) versteht man eine Behandlungsmethode, bei der eine Substanz intravenös appliziert wird. Der Wirkstoff (Photosensibilisator) reichert sich im Tumor an und schädigt diesen, sobald er mit Licht, über eine transperineal eingeführte Laser-Faser, in der Prostata aktiviert wird. Dabei überträgt sich die Lichtenergie auf das Medikament, es entsteht aktiver Sauerstoff, der die Tumorzelle zerstört (14). Nebenwirkungen können Prostatitis und Miktionsprobleme sein.
Laser-induzierte Thermotherapie (LITT), auch fokale Laserablation genannt, ist ein weiteres thermisches Verfahren, das zur Ablation führt. Es wird Wärmeenergie in Form von Laserlicht anstelle von heissen Drähten oder elektrischem Strom, verwendet. Im Gegensatz zu PDT ist LITT eine direkte Wärmeenergie und verwendet keine Photosensibilisatoren. Die Laserfasern sind transperineal oder transrektal direkt im Tumor positioniert. Die Anzahl der Fasern hängt vom Volumen des Zielgewebes ab (15). Eine lokale Betäubung ist möglich.
Radiofrequenzablation (RFA) ist ein weiteres thermisches Verfahren, das mittelfrequenten oder hochfrequenten Wechselstrom liefert, um im Zielgebiet Wärme zu erzeugen, die zum Zelltod führt. Ähnlich wie bei allen anderen Energiequellen, ausser HIFU der Prostata, wird es durch transperineales Einführen bestimmter Nadeln abgegeben (15). Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose.
Die PAE (Prostatic Artery Embolization, dt. Prostataembolisation) ist ein Verfahren, welches in örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Es wird die prostatische arterielle Versorgung mittels selektiver Arteriographie identifiziert. Danach die Prostatagefässe selektiv katheterisiert und die Arterien, welche die Prostata mit Blut versorgen, selektiv mit kleinen Kunststoffpartikeln verschlossen. In einer Pilotstudie wurde gezeigt, dass durch das Verfahren in einige Läsionen Tumorregression induziert wurde, ohne allerdings den vitalen Krebs vollständig zu eliminieren (16).
Die irreversible Elektroporation (IRE) ist eine neuartige bildgesteuerte Gewebeabtragungstechnologie, die den Zelltod durch sehr kurze, aber stark gepulste elektrische Spannung, die durch im Tumor applizierte Nadeln (transperineal eingeführt), induziert wird, hervorruft. Der Hauptunterschied zu anderen Ablationsmodalitäten besteht darin, dass es nicht thermischer Natur ist (17). Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose. Es zeigen sich weniger Nebenwirkungen als bei thermischen Verfahren, trotzdem können Entzündung des Einstichkanals oder Blutungen auftreten.
Bisher ist die onkologische Wirksamkeit für die meisten Fokaltherapien angesichts des Mangels an zuverlässigen prospektiven Daten noch nicht belegt und muss weiter untersucht werden, bevor Empfehlungen für die klinische Routinepraxis gegeben werden können.
Eine leitliniengerechte onkologische Therapie mit vertretbaren Nebenwirkungen stellt aktuell einzig die radikale Prostatektomie, die Radiotherapie oder die LDR-Brachytherapie dar.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Dr. med. Christa Babst

Klinik für Urologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstr. 95
9007 St. Gallen

Dr. med. Charlotte Düwel

Klinikum rechts der Isar
Technische Universität München
Klinik und Poliklinik für Urologie
Ismaninger Strasse 22
D-81675 München

Prof. Dr. med. Hans-Peter Schmid

Klinik für Urologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstr. 95
9007 St. Gallen

Die Autoren haben im Zusammenhang mit diesem Beitrag keine Interessenskonflikte zu deklarieren.

  • Der Hauptzweck jeder invasiven Therapie des Prostatakarzinoms besteht in der Tumorfreiheit und einem anhaltenden tumorfreien Überleben, was mit der fokalen Therapie bis heute noch keinesfalls der Fall ist, denn Tumore können nicht selektiv abgetragen werden, um das Karzinom zu heilen.
  • Das Rationale für eine fokale Therapie besteht darin, Tumore selektiv abzutragen und gleichzeitig die Toxizität zu begrenzen unter Schonung des neurovaskulären Bündels, des Schliessmuskels und der Harnröhre.
  • Aufgrund der aktuellen Datenlage handelt es sich um klinisch experimentelle Verfahren und können daher nicht gleichwertig wie die Standardtherapieverfahren in Bezug auf Kuration des Prostatakarzinoms gesehen werden.

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