Clinical Pearls: Ein Feuerwerk von speziellen Fallvignetten

Eine Reihe von speziellen Fällen aus der Praxis bereicherte auch in diesem Jahr das Programm der SGAIM-Herbsttagung. Prof. Dr. med. Martin Krause präsentierte unerwartete Notfälle, die in die Klinik für Innere Medizin am Kantonsspital Münsterlingen eingewiesen worden waren.

Fall 1: Bei diesem handelt es sich um einen 23-jährigen Studenten, der in der Notfallambulanz vorstellig wird. Er ist mit dem linken Fuss (barfuss) in einen Rechen getreten, hat eine Schwellung an der Fusssohle und rote Pappeln am inneren Fussrand, berichtete

Prof. Martin Krause

Prof. Dr. med. Martin Krause, Münsterlingen. Es erfolgt eine Eiterentleerung aus einer der Verletzungsstellen. Nach einer Woche Behandlung mit Ciprofloxacin po stellt sich wenig Besserung ein. Um welchen Erreger könnte es sich handeln?
Der Referent zählt die folgenden möglichen Erreger dieser Infektion auf: Staphyloccus aureus, Sporothrix schenkii, Nocardia asteroides, Mycobacterium marinum und Leishmania infantum.
Der Patient besitzt ein Aquarium, neben welchem der Rechen lag. Damit erhebt sich der Verdacht auf eine Infektion mit Mycobacterium marinum (Schwimmbadgranulom). Die Kultur/PCR erfolgt aus einer Hautbiopsie.
Die Behandlung mit Clarithromycin 2 x 500 mg (plus Ethambutol/Rifampicin) wurde bis zur Abheilung durchgeführt und 2 zusätzliche Monate, d.h. 4-6 Monate lang.

Fazit:

Bei Aquariumbesitzern mit Infektion an Mycobacterium marinum denken.

Fall 2: Bei einer zweiten klinischen Perle handelte es sich um einen Architekten, der über rechtsseitige Oberbauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Erbrechen und dunklen Urin klagte. Der Patient hat gelbe Augen. Er trinkt ein Glas Wein alle 2 Tage und nimmt keine Medikamente. Vor zwei Monaten war er in Ungarn auf der Jagd. Der Patient ist 184 cm gross, hat einen BMI von 28.4 kg/m2, er weist einen Ikterus auf, keine Kratzspuren, Druckdolenz im rechten Oberbauch. Seine Laborwerte sind Bilirubin 226 µmol/l (< 17), ASAT 2135 U/l (< 50), ALAT 2788 U/l (< 50), Alk. Phosphatase 131 U/l (< 129), gamma-GT 220 U/l (< 66), INR 1.6.
Handelt es sich um eine aethylische, virale oder medikamentöse Hepatitis oder eine Cholangitis? Die Zuhörerschaft tippt mit überwiegender Mehrheit auf eine virale Hepatitis. Die Virusserologie ergibt eine Hepatitis-E-Infektion (serologisch und PCR).
Die E-Virus-Hepatitis ist die häufigste virale Hepatitis, so der Referent. Weltweit gibt es 20 Mio. HEV-Infektionen pro Jahr. 3.3 Mio. sind symptomatisch, 60000 Todesfälle werden jährlich registriert. Die HEV-Seroprävalenz in der Schweiz beträgt 5-20% beim Menschen, 12% bei Wildschweinen und > 50% bei Hausschweinen. Die Übertragung erfolgt von Tieren über die Lebensmittelkette auf den Menschen (Europa und Nordamerika). In Teilen Asiens, Afrikas und Mexikos gelangt das Virus fäko-oral, d.h. durch die direkte oder indirekte Einnahme von Fäkalien, in den Organismus. Dies geschieht meistens durch kontaminiertes Wasser. HEV-Infektionen sind meldepflichtig. Es existiert eine Impfung gegen HEV.

Fazit des Referenten:

Jäger oder Liebhaber von Wild mit einer Gelbsucht = Hepatitis E.

Fall 3: betrifft einen 34-jährigen Mann, der seit 6 Wochen an Kopfschmerzen vom Nacken nach frontal ausstrahlend leidet. Er arbeitet in der IT-Branche, lebt allein.
Es wird bei ihm eine Wesensveränderung festgestellt, Fehlleistungen am Arbeitsplatz, Antriebsminderung, Gleichgültigkeit, Rückzug aus dem Freundeskreis. Es erfolgen zahlreiche Mahnungen und schliesslich die Kündigung der Arbeitsstelle, KESB.
Status: antriebslos, orientiert. Internistischer sowie neurologischer Status unauffällig. Im Labor werden keine Elektrolytstörungen gefunden, Nieren- und Leberfunktion normal.
Im MRI wird ein Tumor festgestellt. Folgende Diagnosen werden durch den Referenten hervorgehoben: Malignes Meningeom, Melanom-Metastase, Glioblastoma multiforme, Herpesenzephalitis, Cocain-induzierter «stroke». Die Zuhörerschaft tippt mehrheitlich auf ein Glioblastom.

Fazit:

Ein Neurostatus ohne fokale Ausfälle und der depressiv-inhibitorische Symptomkomplex passen zu einem Glioblastom.

Fall 4: eine 66 Jahre alte Frau aus der Psychiatrie mit einer Selbstgefährdung und Aggression und einer Vigilanzverminderung. Sie war kaum ansprechbar (soporös). Der Blutdruck betrug 160/85 mmHg, Herzfrequenz 108/min, AF 20/min, Temperatur 37.8°C, sO2 88%. Kein Meningismus, Pupillen isokor und lichtreagibel, kein fokal neurologisches Defizit. Laborwerte: Na 144 mmol/l, Ca 4.70 mmol/l (2.1-2.6), Mg 1.00 mmol/l (0,7- 1.1), Kreatinin 388µmol/l, Phosphat 1.78 mmol/l (0.87-1.45). Auffällig war der hohe Calciumwert. Erklärt das hohe Calcium die Vigilanzverminderung? Etwa 60% meinen Ja, je ca. 20% nein oder vielleicht. Ist die Niereninsuffizienz durch das hohe Calcium zusammen mit dem hohen Phosphat erklärt? Etwas mehr als die Hälfte der Zuhörerschaft meint Ja. Für die weitere Untersuchung ist die Bestimmung des Parathormons entscheidend. Dabei ergab sich ein Wert von 233pmol/l! (Norm 1.6-6.9). Normalerweise ist bei hohem Ca das Parathormon tief und umgekehrt. Im vorliegenden Fall handelte es sich um einen Hyperparathyreoidismus. Die operative Entfernung der krankhaften Nebenschilddrüsen stellt bei einer Nebenschilddrüsenüberfunktion die einzige therapeutische Option dar.

Fazit:

Hypercalcämie macht zerebrale Symptome, hohes Calcium/Phosphatprodukt = Risikofaktor für Organ- und Gefässverkalkungen. Entscheidender Parameter in der Abklärung einer Hypercalcämie ist das Parathormon.

Fall 5: Eine 55-jährige Frau beklagt, dass sie seit 6 Monaten Schnupfen habe und nie mehr gesund sei. Vor 4 Jahren erkrankte sie an einem Burkitt Lymphom. Die Frau hat Gesichtsschmerzen, eitrige Rinorrhoe, Schleim im Hals, morgendlicher Husten mit eitrigem Auswurf, verstopfte Ohren mit Taubheitsgefühl, Konjunktivitis bds.
Handelt es sich um eine Allergie, einen Immundefekt oder ein Rezidiv des Burkitt-Lymphoms? Die Zuhörerschaft äussert sich mehrheitlich für einen Immundefekt. Die Frau weist keine Eosinophilie auf, und keine IgE gegen Katzenhaare, aber ein tiefes IgA mit 0.06 g/l > 0.7), IgG 2.4 g/l (> 6.9), IgM ist nicht nachweisbar. Vor 4 Jahren erhielt die Patientin Rituximab-Hyper-CVAD, Rituximab-Methotrexat-Cytarabin. Es handelt sich um ein sekundäres Antikörpermangelsyndrom.

Fazit:

Nach Rituximab-Therapie kann ein jahrelanger symptomatischer Immunglobulinmangel entstehen.

Fall 6: Kann eine Hypophosphatämie Bewusstseinsverminderung, Gefühlsstörungen und Kraftlosigkeit verursachen?
Der Referent stellt eine 45-jährige Frau mit diesen Symptomen vor. Bereits vor 2 Monaten hatte sie ein ähnliches Ereignis. Der Phosphatwert beträgt 0.18 mmol/l (> 0.87). Ein Phosphatwert < 0.32 mmol/l bedeutet schwere Hypophosphatämie. Er geht einher mit metabolischer Encephalopathie (Delir, Krampfanfälle, Koma), Muskelschwäche/Rhabdomyolyse, Ateminsuffizienz. Die Blutgasanalyse ergibt einen pH-Wert von 7.68, pCO2 1.9kPa, pO2 15.5 kPa, HCO3 18 mmol/l. Es handelt sich um eine akute respiratorische Alkalose. Die Patientin erhält 1mg Lorazepam. 4 Stunden später ist der Phosphatwert von 0.17 auf 0.69mmol/l angestiegen.

Fazit:

Eine akute respiratorische Alkalose induziert einen Phosphat-Shift nach intrazellulär und dadurch eine schwere Hypophosphatämie. Diese muss nicht substituiert werden – sie ist nach der Korrektur der Hyperventilation rasch reversibel.

Quelle: SGAIM-Herbsttagung, St. Gallen 20.09.2019

Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

riesen@medinfo-verlag.ch

10. Wiler Hausarzt-Symposium der SRFT

Das Hausarzt-Symposium der Spitalregion Fürstenland Toggenburg nimmt seit Jahren im Terminkalender der prakt. Ärzte der Ostschweiz eine zentrale Stelle ein, und so vermochte auch die 10. Ausgabe am 28. November 2019 über 70 interessierte Mediziner anzulocken. Es hat sich auch diesmal für alle gelohnt. Die ganztägige Fortbildungsveranstaltung (unter Leitung von Dr. M. Rütti, internistischer Chefarzt am Spital Wil) war sehr gut organisiert und der Mix aus sechs Hauptreferaten und den dazwischen gestreuten Workshops in vier Sälen hat sich auch diesmal voll bewährt.

An erster Stelle referierte Prof. Dr. Mathias Binswanger (Fachhochschule Nordwestschweiz) über die leidige Frage «Warum die Gesundheitskosten auch in Zukunft steigen werden». Seine Antwort lautete klar: weil rundum die (Fehl-)Anreize zur Mengenausdehnung allzu gross sind. Es bestünde ein zu geringes Kostenbewusstsein beim Bezug von Leistungen, und die Nachfrage würde über das Angebot gesteuert (Asymmetrie zwischen Anbietern und Nachfrage). Der Referent nannte in seinem humorvollen, beachtenswerten Vortrag eine lange Liste von angedachten Sparmöglichkeiten, diese werden aber durch immer neues gewinnorientiertes Wettbewerbsdenken «überrundet». Gleichzeitig nimmt die Bürokratie im Gesundheitswesen bedrohlich zu. Das Referat musste nachdenklich stimmen.
Auch der Schlussvortag von Prof. Dr. med. dipl. soz. Tanja Krones (LA Klinische Ethik am USZ) betraf dieselbe Problematik: «Wo wir auch in Zukunft auf keinen Fall sparen sollen». Sie plädierte für ethisches Denken in der Medizin (Stichwort: advanced care planning), der Patient müsse trotz aller Fehlanreize im Mittelpunkt stehen. Die Ärzte seien vorab aufgerufen, einen vorzeitigen Tod zu vermeiden, den Krankheiten vorzubeugen, die Kranken zu betreuen, das Leiden zu vermindern. Die Liste «Choosing wisely» der verschiedenen Fachgesellschaften sei zu beachten.
Das zweite Hauptreferat am Vormittag, von PD Dr. med. Chr. Schmied (Facharzt Kardiologie und Sportmedizin, USZ), stand unter dem provokativen Titel «Ist Sport wirklich Mord?», wie es immer wieder z.B. nach einem plötzlichen Herztod in der Presse heisst. Aber Sport ist gesund, mindestens 30 Min. täglich (2,5 Std. pro Woche), die präventive Wirkung auf Herz-Kreislauf ist klar bewiesen.Trotzdem sind über 50% der Schweizer unter 60 Jahre «sportfaul». Das Optimum wäre sogar 2 Std. körperliche Bewegung täglich. Vergl. Schweizerische Empfehlungen auf www.hepa.ch. – 90% der plötzlichen Herztod-Fälle bei Sportlern könnten vermieden werden, wenn diese vorgängig genau abgeklärt würden (inkl. EKG) und wenn sie bei Ermüdung (die berühmten letzten 10 Minuten beim Langstreckenlauf) auf ihren Körper achten würden. Die «Internistischen Seattle Kriterien» zur Beurteilung des Sportler-EKGs sind massgeblich.
Das Referat «Eisen-Update» von Dr. med. M. Rütti (Chefarzt Medizin Spital Wil) vermochte das kontrovers diskutierte «Eisenmangelsyndrom» etwas zu klären. Die Kontroverse bezüglich nichtanämischem Eisenmangel (Hb über 110-120 g/l, Ferritin unter 16-30 μg/l) bleibt zwar weiter bestehen. Eine Eisensubstitution bei entsprechenden Symptomen (Müdigkeit, Schwäche, Fatigue) kann aber sehr oft Besserung bringen. Kurzinfusionen (15 min.) von Ferinject sind oft besser verträglich als die per os-Medikation.
Iatrogene Eisenüberlastung ist unbedingt zu vermeiden. Eisensubstitution, vor allem auch bei Schwangeren, ist vielfach notwendig. Nach Absetzen einer Eisen-Substitution empfiehlt sich die Ferritin-Kontrolle erst nach 6-8 Wochen.
Der Chefarzt Chirurgie Spital Wil, Dr. med. Sandro Lionetto, referierte über das praxisnahe Thema «Gallenstein – wie weiter?». Die Cholelithiasis nimmt mit zunehmendem Alter zu; 20% der europäischen Bevölkerung sind Steinträger (besonders Frauen, Diabetiker, Übergewichtige), dauernd symptomfrei bleiben nur wenige. Asymptomatische Steinträger sind nicht zu behandeln. Bei akuter Kolik stehen NSAR und Spasmolytika an erster Stelle. Da über 50% der Patienten später Komplikationen aufweisen und doch operiert werden müssen, wird die rasche Operation innert 72 Std. empfohlen, auch bei Schwangeren (besonders im 2.Trimester). Die biliäre Pankreatitis ist abzuwenden. Auch bei der akuten Cholecystitis empfiehlt sich die blosse konservative Therapie nicht. («Einmal symptomatisch bedeutet Operation») Wenn die Operation (bei High-Risk-Patienten) nicht möglich ist, muss 6-8 Wochen zugewartet werden.
Am Symposium berichten traditionsgemäss auch zwei Praktiker über ganz besonders lehrreiche, eindrückliche Krankheitsfälle aus ihrer Praxis. – Dr. med. B. Gräsel (Wilen bei Wil) referierte einerseits über einen schweren Fall von Zerebraler Sinus-Venen-Thrombose und späterer Subduraler Blutung C7-Th 3, wobei sich die Pat. von beiden gefährlichen Notfällen wieder erholte. Eine Gerinnungsstörung bestand auffallenderweise nicht. Anschliessend wurde von einem chronischen Migräne-Patienten berichtet, der plötzlich multiple embolische Hirninfarkte bei unbekanntem persistierenden Foramen Ovale erlitt. Der RoPE Score ist hier für die Beurteilung massgebend. – Dr. med. Th. Clerc (Aadorf) stellte einen verzwickten Fall eines zu lang verkannten Pankreaskopfkarzinoms vor. Die vorgängige extreme Gewichtsabnahme und die langdauernden therapieresistenten Durchfälle waren lange verwirrend.
Die vier Workshops in kleineren Gruppen erfreuen sich jedes Jahr grosser Beliebtheit. Leider können nur drei von 4 besucht werden: so kann hier über den sicher interessanten, bildreichen Kurs «Fallbeispiele aus der Dermatologie» (Dr. med. U. Hauswirth, Dermatologe in Wattwil) nicht berichtet werden.
Der Workshop «Muskelschmerzen in der Rheumatologie» (Dr. med. N. Krüger, Klinik Rheumatologie KSp St. Gallen) behandelte vorerst die unklare Ursache, die schwierige Diagnostik (vergl. Deutsche FMS-Leitlinien) und die oft frustrierende Therapie der Fibromyalgie. Typischerweise sind die Schmerzen in Gelenknähe (11 von 18 Trigger-Points positiv), die Symptomatik ist meist mit psychischen Auffälligkeiten (Depression!) verbunden. Die individualisierte Behandlung ist vorab nicht-medikamentös (es sind explizit keine Medikamente für die FMS zugelassen). Amitriptylin, SSRI und Pregabalin werden versucht. – Bei der Polymyalgia rheumatica wies die Referentin auf die neue PMR-Klassifikation hin und riet zu einem modifizierten Therapieschema: Beginn der Prednison-Therapie mit nur 15 mg (2 Wochen), dann 2 Wochen 12,5 mg, 2 Wochen 10 mg, und dann nur 1 mg pro Monat reduzieren. Therapiedauer 11 Monate. Allenfalls muss Methotrexat erwogen werden. Häufige Verlaufskontrollen sind nötig (Komorbiditäten?). Schliesslich wurden die Dermatomyositis, das Antisynthetase-Syndrom und die immunvermittelte nekrotisierende Myopathie (meist Statin-assoziiert, aber auch als paraneoplastisches Geschehen) erörtert, sie ist nicht zu verwechseln mit der «gewöhnlichen» Statin-Myopathie.


Im Workshop «Psychosomatische Notfälle» präsentierte der Moderator (Dr. med. M. Brabetz, Klinik Littenheid) eindrückliche Fälle von anfänglich falsch beurteilten «psychiatrischen» Fällen: «Depression» bei HIV-Patient mit Sepsis, Erschöpfungszustand und vegetative Symptome bei verkannter schwerer Hyperkalzämie (prim. Hyperparathyreoidismus), Psychose bei Drogenabusus vs. schwere Kardiomyopathie bei unbekanntem Brugada-Syndrom, sowie auffällige Persönlichkeitsstörung (Alexithymie) bei akuter lymphatischer Leukämie.
Schliesslich behandelte Dr. med. M. Diethelm (Chefarzt-Stv. Ksp St. Gallen) im Workshop «Arterielle Hypertonie – neue Zielwerte, alte Diskussionen» die Kontroverse über die anzustrebenden Zielwerte in den verschiedenen Guidelines unter Berücksichtigung der «number needed to treat». Die Empfehlungen sind je nach Kontinent unterschiedlich; Alter, Geschlecht, Nierenfunktion, übrige Risikofaktoren sind zu berücksichtigen. Da hilft der AGLA-Risikorechner oder die Webseite chd.bestsciencemedicine.com/calc2.html weiter. Eine evidenzbasierte Blutdruck-Therapie strebt – natürlich bei modifiziertem life style – systolische Werte von 130-140/80 mmHg an, bei kardiovaskulärem Risiko eventuell 10% tiefer. Aber was gilt bei Älteren: «How low is too low?»; sicher diastolisch nicht unter 70  mm Hg, meinte der Moderator.
Bei der Verabschiedung konnte der Symposiumsleiter wiederum feststellen: Der Fortbildungstag (5 Credits) hat sich mehr als gelohnt und die Teilnehmer haben sich bereits das 11. Wiler Hausarzt-Symposium am 26.11.2020 vorgemerkt. – Die Referate sind unter www.wiler-symposium.ch abzurufen.

Quelle: 10. Wiler Hausarzt-Symposium der SRFT, katholisches Pfarreizentrum Wil, 28. November 2019

Dr. med. Hans-Ulrich Kull

Küsnacht

Optimale Behandlung einer schweren asymptomatischen Aortenstenose

Der beste Zeitpunkt und die Indikation für eine chirurgische Intervention bei Patienten mit asymptomatischer schwerer Aortenstenose werden kontrovers beurteilt.

In aktuellen Guidelines wird verlangt, dass Patienten mit schwerer Aortenstenose Symptome im Zusammenhang mit ihrer Klappenkrankheit aufweisen, um für einen TAVI oder einen operativen Aortenklappenersatz zu qualifizieren.
In einer südkoreanischen Multicenter Studie wurden zur Klärung dieser Frage 145 asymptomatische Patienten mit sehr schwerer Aortenstenose einer frühen chirurgischen Sanierung oder einer konservativen Behandlung gemäss den aktuellen Guidelines randomisiert zugeführt. Der primäre Endpunkt war eine Kombination von Tod während oder innert 30 Tage nach Operation oder Tod aus kardiovaskulären Gründen während der ganzen Follow-up-Periode.
In der Gruppe mit früherer Operation wurden 69 von 73 Patienten innert 2 Monaten nach Randomisierung operiert. Der primäre Endpunkt trat bei 1 Patienten in der früh operierten Gruppe auf und bei 11 von 72 Patienten in der konservativ behandelten Gruppe (HR 0,09, P = 0.003). In der früh operierten Gruppe verstarben insgesamt 5 Patienten und 15 in der konservativ behandelten Gruppe (HR 0,33), wobei es in beiden Gruppen keine operative Mortalität gab. Ohne Operation kam es nach 4 Jahren bei 4% und nach 8 Jahren bei 14% zu einem plötzlichen Tod.
Bemerkenswert ist, dass auch in der primär konservativ behandelten Gruppe im Laufe der Zeit 78% der Patienten operiert werden mussten, 17% notfallmässig. Die Resultate dieser Studie stellen in Frage, ob bei der Sanierung einer schweren Aortenstenose tatsächlich auf das Vorhandensein von assoziierten Symptomen abgestellt werden müsse. Allerdings müssen vor der Übernahme dieser Resultate in die tägliche Praxis in Anbetracht eines in der heutigen Zeit immer breiteren und früheren Einsatzes eines TAVI die Resultate von aktuellen grösseren randomisierten Studien zum Thema abgewartet werden.

Quelle: Early Surgery or Conservative Care for Asymptomatic Aortic Stenosis. Kang D-H. et al: N Engl J Med 2020; 382:111-119.

Dr. med. Hans-Kaspar Schulthess

Facharzt FMF Innere Medizin und Gastroenterologie
Neuhausstrasse 18
8044 Zürich

Schulthess_hk@swissonline.ch

Fitness korreliert mit Verbesserung des Risikofaktorprofils

Auch in den soeben freigegebenen Schweizer Richtlinien zur Behandlung des Diabetes Typ 2 sind Änderungen des Lifestyles als Basis jeglicher Therapie empfohlen. Von Patientenseite kommt jedoch oft die Frage, ob das auch sinnvoll sei.

Um die Frage zu klären, ob eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Trainingsumfang und Abbruch der Behandlung mit glukosesenkenden Medikamenten bei gut behandelten Patienten mit Typ-2-Diabetes von weniger als 10 Jahren Dauer bestehe, wurde in Dänemark eine sekundäre Analyse einer randomisierten, kontrollierten, bewegungsbasierten Lifestyle-Interventionsstudie vorgenommen. Patienten mit nicht-insulinabhängigem Typ-2-Diabetes wurden randomisiert einer intensiven Lifestyle-Intervention (A, n=61) oder einer Standardbehandlung (B, n=31) zugeordnet. Beide Gruppen erhielten Lifestyleberatung und eine zielgerichtete medizinische Therapie. Zusätzlich erhielt Gruppe A ein beaufsichtigtes Training und individuelle Ernährungsberatung.
Die medianen Trainingszeiten lagen bei 178, 296 und 380 Min. pro Woche und waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit verbunden, dass die Behandlung mit glukosesenkenden Medikamenten unterbrochen werden konnte, mit entsprechenden Quotenverhältnissen von 12.1 resp. 30.2 und 34.4, jeweils im Vergleich zur Standardbehandlung. Die kardiovaskulären Risikofaktoren wie der Gehalt an HbA1c, Fitness, 2-Stunden-Glukosespiegel und Triglyzeridspiegel waren im Vergleich zur Gruppe B im mittleren und oberen, nicht aber im unteren Tertil signifikant verbessert.
Damit wird einmal mehr belegt, dass Churchill nicht recht hat: Sport ist nicht nur nicht ungesund, sondern gerade bei Diabetes von ausschlaggebender Bedeutung, indem nicht nur das Risikofaktorprofil verbessert wird, sondern oft auch eine derartige Verbesserung der Stoffwechsellage erreicht werden kann, dass bei einem relevanten Prozentsatz die antidiabetische Medikation abgesetzt werden konnte. Dies allerdings nur bei einem Trainingsvolumen ab rund 290 Minuten pro Woche. Die ärztliche Kunst besteht darin, bisherige Bewegungsmuffel mit Lifestyle-Empfehlungen nicht abzuschrecken und gleichzeitig mit Empathie, aber konsequent, zum gesundheitlich notwendigen Trainingsvolumen zu führen.

Quelle: Dose-Response Effects of Exercise on Glucose-Lowering Medications for Type 2 Diabetes: A Secondary Analysis of a Randomized Clinical Trial. MacDonald CS et al: Mayo Clin Proc. 2020 Jan 29. doi: 10.1016/j.mayocp.2019.09.005. [Epub ahead of print]

Dr. med. Hans-Kaspar Schulthess

Facharzt FMF Innere Medizin und Gastroenterologie
Neuhausstrasse 18
8044 Zürich

Schulthess_hk@swissonline.ch

Highlights in der Radio-Onkologie

PET-gesteuerte Behandlung des Hodgkin Lymphoms im Frühstadium

Endergebnisse der internationalen, randomisierten Phase III-Studie HD16 der GHSG

In dieser Phase III Studie wurden 1.150 Patienten mit Hodgkin-Lymphom im Frühstadium randomisiert, die sich einer Behandlung mit Standard-Adriamycin/Bleomycin/Vinblastin/Dacarbazin (ABVD) über 2 Zyklen mit anschliessender FDG-PET-Untersuchung unterzogen. Im Standard-Arm wurden 20 Gy-Involved-Field-Radiotherapie (IFRT) appliziert, während im experimentellen Arm die IFRT nur bei Patienten mit PET-positiven Restbefunden nach 2 Zyklen ABVD durchgeführt wurde. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 47 Monate. Bei Patienten mit PET-negativer Erkrankung nach zwei Zyklen ABVD (PET-2) betrug das progressionsfreie 5-Jahres-Überleben (PFS) 93,4 % (90,4-96,5%) mit sequentieller Chemo- und Radiotherapie und 86,1% (81,4-90,9%) nur mit Chemotherapie (Hazard Ratio 1,78; 95% Konfidenzintervall 1,02-3,12). Die PFS-Differenz resultiert in erster Linie aus einem signifikanten Anstieg der In-Feld-Rezidivraten (2,1 vs. 8,7%, p = 0,0003), wobei es keinen Unterschied bei den Out-of-Field-Rezidiven gibt. Die Fünf-Jahres-Gesamtüberlebensrate betrug 98,1% mit kombinierter Behandlung vs. 98,4% nur mit Chemotherapie. In der kombinierten Behandlungsgruppe betrug die 5-Jahres-PFS 93,2% bei PET-Negativität vs. 88,1% bei PET-Positivität. Bei Verwendung des Deauville-Scores 4 für PET-Positität war dieser Unterschied bei der 5-Jahres-PFS mit 93,1% gegenüber 80,1% noch ausgeprägter.

Schlussfolgerung: Bei einem Hodgkin Lymphom im Frühstadium verbessert RT das PFS nach 2 Zyklen ABVD, auch wenn die PET negativ ist. Eine positive PET nach 2 Zyklen ABVD ist ein Risikofaktor für ein schlechteres PFS, selbst bei 20 Gy Konsolidierungs-RT, insbesondere bei einem Deauville-Score von 4. In einer zwischenzeitlich erschienenen Vollpublikation der Studie (Fuchs M et al, JCO 2019) empfiehlt die Studiengruppe daher explizit, dass die konsolidierende Strahlentherapie als Standardbehandlung bei den Patienten, die nach 2 Zyklen ABVD ein Ansprechen im PET zeigen, beibehalten wird.

Körperstereotaxie im Vergleich zur externen Standardbestrahlung bei lokaler Metastasierung der Wirbelsäule

Ergebnisse der Phase III der NRG Oncology/RTOG 0631

In dieser Phase III NRG Oncology/RTOG Studie wurden 339 Patienten mit Wirbelsäulenmetastasen 2:1 zu einer stereotaktischen Körperbestrahlung (SBRT, 16 oder 18 Gy in 1 Fraktion) gegenüber einer konventionellen Strahlentherapie (RT, 8 Gy in 1 Fraktion) randomisiert. Der primäre Endpunkt war die Schmerzkontrolle, definiert als eine 3-Punkt-Verbesserung auf der numerischen Schmerzskala (0-10). Die 3-Monatsveränderung des Schmerzscores unterschied sich nicht zwischen den Armen (-3,00 bei SBRT gegenüber -3,83 bei konventioneller RT). Ausserdem wurde kein Unterschied in der Ansprechrate der Schmerzreduktion nach 3 Monaten beobachtet (40,3% bei SBRT vs. 57,9% bei konventioneller RT, p = 0,99).

Schlussfolgerung: Die SBRT der Wirbelsäule konnte im Vergleich zur konventionellen RT die Schmerzreduktion aus Patientensicht nach 1, 3 und 6 Monaten bei Patienten mit lokalisierten Wirbelsäulenmetastasen nicht verbessern.

Zwei Jahre Anti-Androgen-Behandlung erhöht die Sterblichkeit bei Männern, die eine frühe Salvage-Strahlentherapie erhalten

Eine Sekundäranalyse der randomisierten Phase III-Studie NRG/RTOG 9601

Diese Phase III NRG Onkology-Studie randomisierte 760 Patienten mit Prostatakrebs nach radikaler Prostatektomie mit biochemischem Rezidiv (post-op PSA 0,2-4,0 ng/mL und mit initial entweder pT2-Stadium mit positiven chirurgischen Rändern oder pT3), die dann eine Salvage-RT (64,8 Gy/36 Fraktionen) plus 150 mg Bicalutamid täglich gegen Placebo für 24 Monate erhielten. Diese Sekundäranalyse zeigte einen signifikanten Gesamtüberlebensvorteil (OS) für Bicalutamid bei Männern mit PSA > 1,5 ng/mL (Hazard Ratio [HR] 0,45; 0,25-0,81), jedoch nicht für PSA 0,2-1,5 ng/mL (HR 0,87; 0,66-1,16). Männer mit PSA ≤ 0.6 ng/mL hatten eine erhöhte anderweitige Mortalität durch Bicalutamid (HR 1,94; 1,17 - 3,20). Im Bicalutamid-Arm gab es erhöhte kardiale Ereignisse des Grades 3-5 (p = 0,04).

Schlussfolgerung: PSA ist sowohl prognostisch als auch prädiktiv für den Nutzen einer Hormontherapie mit Salvage RT. Eine langfristige Androgenentzugstherapie verbessert das OS bei Patienten, die eine frühzeitige Salvage-RT mit PSA < 1.5 ng/mL erhielten, nicht und kann die Mortalität anderer Ursachen erhöhen.

Eine Phase III Multi-Center randomisierte Studie zum Vergleich von Adjuvanter versus Früh-Salvage Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie

Ergebnisse der TROG 08.03 und ANZUP-Studie «RAVES»

Diese Phase III Studie randomisierte 333 Patienten mit extraprostatischer Extension (EPE), Samenblaseninvasion (SVI) oder positiven Rändern und PSA < 0,10 ng/mL zur adjuvanten Strahlentherapie (RT) innerhalb von 6 Monaten nach radikaler Prostatektomie im Vergleich zur Salvage RT, die bei einem Anstieg des PSA ≥ 0.20 ng/mL durchgeführt wurde. Die Behandlung bestand aus 64 Gy/32 Fraktionen auf das Prostatabett, mit oder ohne Androgenentzugs-Therapie. Primäres Ziel war es, eine 10%ige Unterlegenheit in der Freiheit von biochemischem Versagen (FFBF) im Salvage-RT-Arm auszuschliessen. Die Rekrutierung wurde aufgrund der geringen Anzahl von Ereignissen vorzeitig beendet. Es wurde kein Unterschied zwischen 8-yr FFBF für adjuvante RT und Salvage RT (79% vs. 76%; NS) festgestellt. ~50% der Männer erhielten aufgrund des steigenden PSA-Wertes eine Salvage RT. Die Grad ≥2 genito-urinäre (GU) Toxizitätsrate war im RT-Arm des Salvage-RT-Armes geringer (Odds Ratio 0,34; p = 0,002). Es gab keinen Unterschied bezüglich Grad ≥ 2 gastrointestinaler Toxizität.

Schlussfolgerung: Das Konzept der Salvage RT verschont die Hälfte der Männer nach radikaler Prostatektomie vor einer RT und ist mit einer geringeren GU-Toxizität verbunden.

Randomisierte Beobachtungsstudie der Phase II versus stereotaktische Ablativbestrahlung bei oligometastatischem Prostatakrebs (ORIOLE)

Primäre Ergebnisse

In dieser Phase II-Studie wurden 54 Patienten mit rezidivierendem, hormonsensitivem oligometastatischem (1-3 Stellen) Prostatakrebs für eine stereotaktische Körperbestrahlungstherapie (SBRT) versus Beobachtung randomisiert. Primärer Endpunkt war die Progression nach 6 Monaten. Bei der SBRT wurde eine signifikant geringere Progression nach 6 Monaten festgestellt, 19% gegenüber 61% in der Beobachtungsgruppe. Alle 35 Patienten in der SBRT-Gruppe hatten eine verblindete PMSA-PET-CT zu Beginn und nach 6 Monaten. Patienten, die eine vollständige Konsolidierung der PET-positiven Läsionen hatten, entwickelten nach 6 Monaten weniger wahrscheinlich neue Metastasen (16% vs. 63% p = 0,006) und hatten ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (PFS, nicht erreicht vs. 11,8 Monate, p = 0,003) sowie ein verbessertes fernmetastasenfreies Überleben (29 vs. 6 Monate, p = 0,0008).

Schlussfolgerung: SBRT der Metastasen bei Patienten mit oligometastatischem, hormonsensitivem Prostatakrebs ist mit einem verbesserten PFS verbunden.

Strahlentherapie versus Trans-Oral-Roboterchirurgie bei oropharyngealem Plattenepithelkarzinom

Ergebnisse einer randomisierten Studie

In dieser Phase II Studie wurden 68 Patienten mit T1-T2, N0-N2 (≤ 4 cm, keine extrakapsuläre Ausbreitung in der Bildgebung) Oropharynx-Plattenepithelkarzinom (OPSCC) randomisiert in einen Arm mit trans-oraler Roboterchirurgie (TORS) versus definitive Radiotherapie (bei T1-2N0) respektive definitive Radiochemotherapie (bei T1-2N1-2). Die Bestrahlungsdosis betrug 70 Gy/35 Fraktionen), als Chemotherapie wurde Cisplatin gegeben. Die Patienten wurden nach dem p16-Status stratifiziert. Der primäre Endpunkt der Studie war die Lebensqualität beim Schlucken nach 1  Jahr (Beurteilung gemäss dem MD Anderson Dysphagie Inventory MDADI). Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 27 Monate. Der Bestrahlungsarm zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung der MDADI-Scores nach 1 Jahr (p = 0,04), erfüllte jedoch nicht die vorgegebene Definition einer klinisch sinnvollen Veränderung (d.h. 10-Punkte-Verbesserung des MDADI). In Subset-Analysen wurde keine Untergruppe identifiziert, die TORS begünstigt. Es gab einen TORS-bedingten Blutungstod.

Schlussfolgerung: Die Toxizitätsmuster unterschieden sich zwischen den Gruppen. Patienten mit OPSCC sollten über beide Behandlungsoptionen informiert werden.

Internationale randomisierte kontrollierte Phase-III-Studie PACE-B

Patienten-berichtete akute Toxizität, bei der die stereo-taktische Körperbestrahlung mit konventionell fraktionierter oder mässig hypofraktionierter Strahlentherapie bei lokalisiertem Prostatakrebs verglichen wurde

In dieser Phase III non-inferiority Studie wurden 874 Patienten mit Prostatakrebs mit niedrigem und mittlerem Risiko (Gleason-Score 4 + 3 ausgeschlossen) randomisiert in einen Arm konventionelle (78 Gy in 39 Fraktionen) oder mässig hypofraktionierte (62 Gy in 20 Fraktionen) Strahlentherapie versus stereotaktische Körperbestrahlung (SBRT, 36.25 Gy in 5 Fraktionen über 1-2 Wochen). Primärer Endpunkt: Freiheit von biochemischem oder klinischem Versagen (bereits publiziert). Co-Primärer Endpunkt: Rate akuter Grad 2 oder schwerere genito-urinäre/gastrointestinale (GU/GI) Toxizität (Patienten-berichtet). Es gab keinen Unterschied zwischen den Armen hinsichtlich der Toxizität-Raten des Grades 2 oder mehr (GI oder GU).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse von PACE-B zeigten keine signifikanten Unterschiede in den wichtigsten patientenberichteten Endpunktmassen, was darauf hindeutet, dass SBRT weder die GI- noch die akute GU-Toxizität erhöht.

Klinische Phase III Studie NRG Oncology/NSABP B39-RTOG 0413

Kosmetische Ergebnisse der Post-Lumpektomie-Bestrahlung der ganzen Brust (WBI) gegenüber der Bestrahlung der partiellen Brust (PBI)

In dieser Phase III NRG Oncology/NSABP-RTOG-Studie wurden Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium nach Lumpektomie in Teilbrustbestrahlung gegenüber einer Vollbrustbestrahlung randomisiert. Bereits zuvor publiziert wurden die 10 Jahres lokalen Kontroll-Daten, die einen Unterschied von weniger als 1% bei den Brust-Rezidivraten zeigten. In der vorliegenden Teilstudie zur Lebensqualität (900 analysierbare Patientinnen) wurden die kosmetischen Ergebnisse zwischen den Armen von Patientinnen, Ärzten und der zentralen Übersichtsarbeit verglichen. Die von den Patientinnen bewerteten kosmetischen Ergebnisse waren gleichwertig. Bei der Bewertung durch den Arzt waren die anfänglichen Ergebnisse gleichwertig, während die Bestrahlung einer Teilbrust nach 3 Jahren zu schlechteren kosmetischen Ergebnissen führte. Bei der verblindeten zentralen Überprüfung wurde nach 3 Jahren kein Unterschied in den kosmetischen Ergebnissen festgestellt.

Schlussfolgerung: Während die kosmetischen Ergebnisse der Teilbrustbestrahlung aus Ärzte-Sicht schlechter waren als die der Vollbrustbestrahlung, zeigte die Patientinnen-Beurteilung und der verblindete Review kosmetisch gleichwertige Resultate.

Prof. Dr. med. Daniel M. Aebersold

Inselspital
Universitätsspital Bern
Universitätsklinik für Radio-Onkologie
Freiburgstrasse
3010 Bern

Melanom, Urogenital-Tumoren, Mammakarzinom, GIST im 2019

Melanom

Die Entwicklung zur Behandlung des Melanoms war dieses Jahr eher evolutiv als revolutionär. Neue Kombinationen wie z.B. die Kombination von Cobimetinib mit Atezolizumab gegenüber Pembrolizumab (IMSpire170) alleine vermochte in einer randomisierten Phase III Studie keinen Benefit zu verzeichnen (1). Dies obwohl das Rationale (Erhöhung der Lymphozyten Infiltration des Tumors durch den MEK Inhibitor) eigentlich überzeugend war.
Dem gegenüber standen Langzeit-Daten zur Immuntherapie und TKI Therapie beim Melanom. Bei der Immuntherapie (Checkmate 067) wurden die 5 Jahres Überlebensdaten gezeigt (2)
Dabei wurden Zahlen erreicht, von denen wir früher nicht mal geträumt haben. Patienten mit Nivolumab erreichten ein Gesamtüberleben nach 5 Jahren von 46%, bei der Kombination mit Nivolumab plus Ipililumab waren es 60%. Leider gibt uns diese Studie keine klare Antwort, inwiefern die Kombination der PD1 Monotherapie überlegen ist und welche Subgruppen möglicherweise am meisten profitieren. Wäre diese Studie von einer kooperativen Gruppe designt worden, wäre dies vermutlich nicht «passiert».
Daneben wurden auch die Daten zum 5 Jahres progressionsfreien Überleben für Dabrafenib plus Tramentinib gezeigt (3).
Interessant hierbei ist vor allem, dass Patienten mit Low Risk Erkrankung (LDH normal und <3 Befallstationen) ein 5 Jahres PFS von 31% erreichen, derweil Patienten mit LDH hoch ein 2 Jahres PFS von 14% und ein 5 Jahres PFS von 8% erreichen. Leider wissen wir, dass Patienten mit hoher LDH leider auch auf Immuntherapien deutlich schlechter ansprechen als mit LDH normal. Für diese Patienten Population, die etwa 50% aller Patienten mit metastasiertem Melanom ausmachen, ist bis heute leider nur sehr wenig bis nichts erreicht worden.
Zuletzt finde ich auch noch die Studie der australischen Gruppe um Owen et al. bemerkenswert (4). Diese Gruppe hat eine retrospektive Outcome Analyse ihrer Patienten, die mit PD1 AK adjuvant behandelt wurden publiziert. Dabei legte sie den Fokus auf die Patienten mit Rezidiv und analysierte deren Outcome. Es wurde festgestellt, dass 71% der Patienten während der Immuntherapie rezidivierten, 29% nach Ende der adjuvanten Therapie. Von den Patienten, die nach Therapie-Ende rezidivierten, hatten 18% der Patienten die Therapie aufgrund von Toxizität frühzeitig abgebrochen.
43% der Patienten hatten ihr Rezidiv lokoregionär und 57% der Patienten hatten Fernmetastasen. Patienten mit lokoregionärem Rezidiv wurden meist erneut in kurativer Absicht reseziert. In 40% der Fälle erhielten diese Patienten zusätzlich eine andere Therapie wie Radiotherapie, erneut PD1 AK oder BRAF plus MEK Inhibtion. Insgesamt haben von den so behandelten Patienten 56% ein erneutes Rezidiv gemacht.
Patienten mit initialem Fernrezidiv oder sekundärem Fernrezidiv nach initialem lokoregionären Rezidiv wurden bezgl. ihrer Therapie und Outcome untersucht. Dabei konnte beobachtet werden, dass Patienten, die unter PD1 AK Therapie rezidiviert waren, meist die Immunkombination IPI plus NIVO (24% Response Rate) resp. die TKI Kombination MEK plus BRAF (78% Response Rate) erhielten. Der erneute Einsatz von PD1 AK alleine ergab keinen Nutzen (0% RR). Trotz zweiter Resektion kommt es häufig zu einem weiteren meist auch Fernrezidiv. Ob dabei eine sekundär adjuvante Therapie irgendeinen Stellenwert hat, ist bis dato völlig unklar.

Urogenital-Tumoren

Prostatakarzinom

Trotz grossen Fortschritten bei der Behandlung des Prostatakarzinoms sind viele Fragen zur Sequenz der verschiedenen Medikamente und der «best use of» nach wie vor unklar. Einen Puzzle-Stein zum verbesserten Verständnis einer solchen Frage wurde noch im Dezember im New England Journal of Medicine (5) publiziert. Hierbei ging es darum herauszufinden, ob nach einer Vorbehandlung mit Docetaxel und einem Rezidiv innert 12 Monaten unter Abiraterone oder Enzalutamid erneut eine Chemotherapie, diesmal mit Cabazitaxel oder dem alternativen Androgen-Blocker, durchgeführt werden soll. Dabei stellte sich klar heraus, dass die Behandlung mit Cabazitaxel überlegen ist bezgl. progressionsfreiem Überleben (4.4 versus 2.7 Monate; HR 0.52), dem Gesamtüberleben (13.6 versus 11.0 Monate; HR 0.64) sowie diversen anderen Endpunkten (Abb. 2). Cabazitaxel darf somit als Standardtherapie in dieser Situation gelten.
Darüber hinaus hat die Biomarker gesteuerte Therapie beim Prostatakarzinom nun erstmals erfolgreich Einzug gehalten (6). Im Rahmen einer randomisierten Placebo kontrollierten Phase II Studie wurden Patienten in der Kohorte A mit einer HRR Genmutation (ATM, BRCA1 und 2) auf Olaparib versus einem Androgen Rezeptor Inhibitor allein (Abiraterone bzw. Enzalutatmide) randomisiert. Dabei betrug das PFS für den Olaparib 7.39 Monate versus 3.55 Monate im Placebo-Arm. Die PFS Rate nach 12 Monaten war 28% versus 9%. Die Interim OS Daten zeigten 18.5 Monate für den Olaparib-Arm versus 15.1 Monate bei ARI allein. In der Kohorte B ohne Mutationen waren die Zahlen wenig beeindruckend.
Diese Therapie stellt somit bei Patienten mit Mutationen ein vielversprechendes Therapiekonzept dar und ist hoffentlich nur der Anfang der zielgerichteten Therapie beim Prostatakarzinom.

Blasenkarzinom

Auch beim Blasenkarzinom sind im Jahr 2019 relevante Daten publiziert worden. Im Rahmen der IMvigor-130 Studie (7) wurden Patienten mit fortgeschrittenem muskelinvasiven und metastasiertem Blasenkarzinom randomisiert auf Chemotherapie allein (Platin/Gemc) versus Chemo plus Atezolizumab versus Atezolizumab allein in der First line. Dabei zeigte sich der primäre Endpunkt PFS positiv (Chemo 6.3 Monate, Chemo/Immuno 8.2 Monate), aber noch kein statistisch signifikanter OS Benefit. Hier muss noch etwas abgewartet werden, bevor die Praxis bei Patienten mit Mutationen geändert werden kann.

Nierenzellkarzinom

In einer Phase III Studie wurden 861 nicht vorbehandelte Patienten mit metastasiertem nicht vorbehandelten klarzelligen Nierenzellkarzinom auf eine Behandlung mit Axatinib plus Pembrolizumab gegenüber Sunitinib randomisiert (8). Nach 12 Monaten waren im Axatinib/Pembro Arm 89.9% der Patienten am Leben, mit Sunitinib waren es 78.3%. Das PFS wurde ebenfalls verbessert (15.1 versus 11.1 Monate).
Ebenfalls verbessert wurde die Response Rate, so dass die Kombinationstherapie aus Axatinib und Pembrolizumab als neuer Standard in dieser Indikation gelten darf. Da die CR Rate numerisch mit Ipililumab und Nivolumab eher noch höher ist und auch das Toxizitätsprofil vorteilhaft ist, würde ich bei intermediate und high Risk die Immunkombination und bei Niedrig Risiko eher die TKI/Immunkombination einsetzen. Selbstverständlich ist bei der Wahl der Behandlung die individuelle Situation des Patienten zu berücksichtigen.

Mammakarzinom

KEYNOTE-522

Die Studie Keynote-522 (9) ist eine Phase III Studie, welche beim neoadjuvant behandelten TNBC die zusätzliche Gabe von Pembrolizumab prüft. Die pCR-Raten von fast 65% (gegenüber 51%) sind eindrücklich. Interessanterweise konnte der Benefit unabhängig des PD-L1 Status in den Subgruppen gezeigt werden. Auch die frühen EFS-Daten sind vielversprechend. Ein längeres Follow-up ist sicher noch notwendig, doch hat die zusätzliche Gabe von Pembrolizumab in dieser Indikation das Potential zu einem neuen Therapiestandard.

MONALEESA-7

Die CDK4/6-Inhibitoren haben in der Behandlung des hormonrezeptorpositiven metastasierten Mammakarzinoms eine eindrückliche Verbesserung des PFS gezeigt (10). Dies wurde auch in der Monaleesa-7 Studie bestätigt, welche den Effekt nun auch bei prämenopausalen Patientinnen zeigte (Abb. 3). Die endokrine Therapie in Kombination mit Ribociclib verbesserte das PFS von 13 auf 23.8 Monate (HR 0.55). Am ASCO in diesem Jahr wurden nun auch die OS-Daten präsentiert, welche ebenfalls positiv sind mit einer Verbesserung des OS nach 42 Monaten von 46% auf 70.2% (HR 0.71).

DESTINY-Breast01

Trastuzumab Deruxtecan ist ein sogenanntes «Antibody-drug conjugate». Die Behandlung des metastasierten, HER2 positiven Mammakarzinoms nach Versagen von Trastuzumab, Pertuzumab und T-DM1 gestaltet sich schwierig. In San Antonio wurde eine Phase II-Studie präsentiert, welche Trastuzumab Deruxtecan prüfte (11). Mit einer ORR von 60.9% und einer DCR von 97.3% waren die Resultate eindrücklich. Das mediane PFS in dieser Phase II-Studie mit vorbehandelten Patientinnen betrug 16.4 Monate. Zu erwähnen ist das Auftreten einer interstitiellen Pneumopathie in 13% der Fälle mit vier Todesfällen (2.2%). Die FDA-Zulassung ist bereits erfolgt. Mit Spannung erwarten wir die Phase III-Daten dieser neuen Substanz.

Gastrointestinale Tumoren

Kolorektale Tumoren

Im Bereich Kolorektalkarzinome wurden dieses Jahr wenig «practice changing» Ergebnisse publiziert. Erwähnenswert ist die Beacon Studie bei Patienten mit BRAF V600E Mutationen, welche nach 1 oder 2 Chemotherapie Linien in drei Arme randomsiert wurden: 1. Encorafenib, Binimetinib und Cetuximab, versus Encorafenib plus Cetuximab versus FOLFIRI und Cetuximab resp.
Irinotecan und Cetuximab. Dabei war das OS für die Triplet Therapie 9,0 Monate, für den Chemoarm 5.4 Monate. Der Doublet Arm erreichte ein OS von 8.4 Monaten. Somit kann die Triplet Kombination nach Chemo Vorbehandlung nun als Standard gelten (12). Nachdem bei Patienten mit MSI kolorektalem Karzinom überzeugende Daten schon länger vorliegen, ist nun auch die Kassenpflichtigkeit für Nivolumab gegeben. Für die Kombination Nivolumab und Ipilimumab liegt die Swissmedic-Zulassung ebenfalls vor, die Kassenpflicht ist noch ausstehend. Somit wird der klinische Alltag betreffend Kostenübernahme für MSI high CRC-Patienten deutlich vereinfacht.

Nicht-kolorektale Tumoren

Im Bereich non CRC gibt es nach langer Durststrecke einige Lichtblicke.

  • Hepatozelluläres Karzinom
    Beim HCC konnte nach über 10 Jahren erstmals eine Therapie in der 1. Linie einen Überlebensvorteil gegenüber der Standardtherapie mit Sorafenib zeigen. Am ESMO ASIA wurden die Daten der IMbrave150 (13) gezeigt, bei der die Kombination von Atezolizumab mit Bevacizumab überzeugen mit Überlebensvorteil, besserem progressionsfreien Überleben und besserer Lebensqualität und wird sich wohl als neuer Standard in der 1. Linie durchsetzen.
  • Cholangiokarzinom (CCC)
    Auch hier gibt es neue Hoffnungsträger. Hier sticht die ClarIDHy Studie (14) heraus. Trotz tiefer Inzidenz ist dank internationaler Zusammenarbeit gelungen, eine randomisierte Phase III Studie durchzuführen und den Investigatoren gebührt hierfür grosser Respekt. Es wurden Patienten mit IDH1 positiven (somit fast ausschliesslich intrahepatischen) CCC nach Vorbehandlung mit einem IDH 1 Inhibitor Ivosidenib behandelt mit eindrücklicher Verbesserung des PFS (HR 0.37) und des adjustierten OS (HR 0.46).
    Ebenfalls profunde Arbeit hat die Studiengruppe der FIGHT 202 Studie (15) geleistet. In akribischer Kleinarbeit wurden beim CCC die verschiedenen FGFR Alterationen analysiert und deren Korrelation zu Klinik und Ansprechen auf eine zielgerichtete Therapie beschrieben. In dieser nicht randomisierten Phase II Studie konnten eindrückliche Ansprechraten, PFS und OS Daten für FGFR2 Fusion/Rearrangement unter Behandlung mit dem FGFR Inhibitor Pemigatinib gezeigt werden.
  • Magen/GEJ Karzinom
    Beim metastasierten Magen/GEJ Karzinom wurden zunächst enttäuschende Daten der KEYNOTE 062 Studie (16) präsentiert. Der Vergleich des Chemoarms mit dem Kombinationsarm Chemo plus Pembrolizumab führte zu keiner Verbesserung des OS. Die später gezeigten Subgruppenanalysen relativieren jedoch deutlich. Insbesondere die MSI high Patienten profitieren deutlich von der Zugabe des PDL-1 Inhibitors. Klarer ist das Bild beim Vergleich Immuntherapie versus Chemo, nebst den MSH-high Tumoren konnten auch die CPS>10 mit verbesserten OS profitieren (Abb. 4).
  • Pankreaskarzinom
    Auch beim metastasierten Pankreaskarzinom ergab sich mit der POLO Studie (17) für die gBRCA1+2 mutierten Patienten eine vorsichtige Euphorie. Nach platinhaltiger Chemotherapie konnte mit einer Olaparib Erhaltungstherapie das PFS deutlich verlängert werden. Leider zeigte sich bei der ersten gezeigten Analyse keinerlei OS Benefit.
    Meiner Meinung nach ist die Chance äusserst gering, dass hier noch eine Differenz zustande kommt. Angesichts der Situation, dass 2. und 3. Linientherapien nur einen sehr geringen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben, scheint mir die Interpretation, dass der Effekt von Olaparib durch weitere Therapielinien ausgeschaltet wird, abwegig. Sollte es also nicht gelingen, noch eine Subruppe zu zeigen mit OS Benefit, ist die weitere Verwendung dieses Moleküls in diesem Setting nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt.
  • Plattenepithelkarzinom
    Nicht zuletzt gibt es gute Neuigkeiten für Patienten mit metastasiertem Plattenepithelkarzinom des Ösophagus: Die ATTRACTION-03 Studie (18) konnte im second line setting einen numerisch moderaten aber statistisch signifikanten Überlebensvorteil von Nivolumab versus Chemotherapie zeigen bei deutlich geringerer Toxizität.

Insgesamt konnten also in verschiedenen Bereichen der GI-Tumoren Fortschritte erreicht werden und auch hier werden molekulare Marker zunehmend wichtiger. Häufig ungelöst ist nach wie vor die Frage bzgl. Selektion bei Immuntherapien. Hier erhoffe ich mir in der Zukunft mit einem Immuno Score ein besseres Instrument zur Selektion von Patienten in die Hände zu bekommen. Das Ziel sollte es sein, Patienten, die keinen Benefit einer solchen Therapie haben, identifizieren zu können und damit auch die Verabreichung dieser meist kostspieligen Therapien zu vermeiden.

Prof. Dr. med. Roger von Moos

Direktor Tumor- und Forschungszentrum
Kantonsspital Graubünden
7000 Chur

tumorzentrum@ksgr.ch

1. A.M. Arance et al. Combination treatment with cobimetinib (C) and atezolizumab (A) vs pembrolizumab (P) in previously untreated patients (pts) with BRAFV600 wild type (wt) advanced melanoma: Primary analysis from the phase III IMspire170 trial. ESMO Annual Congress 2019, LBA69.
2. Larkin et al. Five-Year Survival with Combined Nivolumab and Ipilimumab in Advanced Melanoma. NEJM 2019 Oct 17;381(16):1535-1546. doi: 10.1056/NEJMoa1910836. Epub 2019 Sep 28.
3. Robert C et al. Five-Year Outcomes with Dabrafenib plus Trametinib in Metastatic Melanoma. NEJM 2019 Aug 15;381(7):626-636. doi: 10.1056/NEJMoa1904059. Epub 2019 Jun 4.
4. Owen CN et al. A multicenter analysis of melanoma recurrence following adjuvant anti-PD1 therapy. J Clin Oncol ASCO Abstract 9502.
5. de Wit R et al. Cabazitaxel versus Abiraterone or Enzalutamide in Metastatic Prostate Cancer. NEJM 2019;381:2506-2518. doi: 10.1056/NEJMoa1911206. Epub 2019 Sep 30.
6. Hussain M et al. Phase III study of olaparib vs enzalutamide or abiraterone for metastastic castration resistant prostate cancer with homologous recombination repair gene alterations. ESMO Annual Congress, 2019, LBA12_PR.
7. Grande E et al. Imvigor 130: a phase III study of atezolizumab with or without platinum-based chemotherapy in previously untreated metastatic urothelial carcinoma. ESMO 2019 Annual Congress LBA14_PR
8. Rini B et al. Pembrolizumab plus Axitinib versus Sunitinib for Advanced Renal-Cell Carcinoma. NEJM 2019;380:1116-1127
9. Schmid P, Cortes J, Dent R, et al. KEYNOTE-522: Phase 3 study of pembrolizumab + chemotherapy vs placebo + chemotherapy as neoadjuvant treatment, followed by pembrolizumab vs placebo as adjuvant treatment for early-stage high-risk triple-negative breast cancer. ESMO Annual Congress 2019, LBA8_PR
10. Im SA, Lu YS, Bardia A, et al: Overall survival with ribociclib plus endocrine therapy in breast cancer. NEJM 2019 ;381:307-316. doi: 10.1056/NEJMoa1903765. Epub 2019 Jun 4.
11. Modi S, Saura C, Yamashita T, et al. Trastuzumab Deruxtecan in Previously Treated HER2-Positive Breast Cancer. NEJM; Published online 11 December 2019. DOI: 10.1056/NEJMoa1914510
12. Kopetz S. Encorafenib, Binimetinib, and Cetuximab in BRAF V600E-Mutated Colorectal Cancer. NEJM 2019 Oct 24;381(17):1632-1643.
doi: 10.1056/NEJMoa1908075. Epub 2019 Sep 30.
13. Cheng AL et al. – IMbrave150: Efficacy and safety results from a ph III study evaluating atezolizumab (atezo) + bevacizumab (bev) vs sorafenib (Sor) as first treatment (tx) for patients (pts) with unresectable hepatocellular carcinoma (HCC)ESMO Annual Conference 2019, LBA3
14. Abou-Alfa G.K. et al. ClarIDHy: A global, phase 3, randomized, double-blind study of ivosidenib (IVO) vs placebo in patients with advanced cholangiocarcinoma (CC) with an isocitrate dehydrogenase 1 (IDH1) mutation Annals of Oncol. 2019;30 (suppl_5:v851-v934
15. Shitara K, Van Cutsem E, Bang Y-J, et al. Pembrolizumab With or Without Chemotherapy vs Chemotherapy in Patients With Advanced G/GEJ Cancer (GC) Including Outcomes According to Microsatellite Instability-High (MSI-H) Status in KEYNOTE-062.ESMO Annual Conference 2019, LBA44
16. Van Cutsem E et al. Health-Related Quality of Life (HRQoL) Impact of Pembrolizumab (P) Versus Chemotherapy (C) as First-Line (1L) Treatment in PD-L1–Positive Advanced Gastric or Gastroesophageal Junction (G/GEJ) Adenocarcinoma.ESMO Annual Conference 2019, LBA45
17. Golan T et al: Maintenance olaparib for germline BRCA-mutated metastatic pancreatic cancer. NEJM 381:317-327, 2019.
18. Kato K, et al. Nivolumab versus chemotherapy in patients with advanced oesophageal squamous cell carcinoma refractory or intolerant to previous chemotherapy (ATTRACTION-3): a multicentre, randomised, open-label, phase 3 trial. Lancet Oncol 2019; DOI: 10.1016/S1470-2045(19)30626-6.