Individuelle Bedürfnisse der Patientin bei der Brust­rekonstruktion – gibt es Grenzen für die Plastische Chirurgie?

Die Brust ist das Sinnbild für Weiblichkeit und kann essenziell sein für die körperliche Integrität einer Frau. Es gibt zahlreiche Techniken zur Brustrekonstruktion, sodass die Bedürfnisse und Limitationen jeder Patientin berücksichtigt werden können. Bezüglich der Entscheidung Silikonimplantate vs. Eigengewebe, Grösse und Form der Brust sowie Timing spielen die individuellen Präferenzen der Patientin eine wichtige Rolle. Die einzigen Gründe, auf eine Rekonstruktion zu verzichten, ist ein lokal unvollständig entfernter Tumor oder der entsprechende Wunsch der Patientin. Die Kosten für die Rekonstruktion werden von der Krankenkasse für alle Verfahren übernommen, auch für die Anpassung der Gegenseite, die Mamillenrekonstruktion und eventuelle Fettgewebetransfers.
Schlüsselwörter: Brustkrebs, autologe Brustrekonstruktion, implantatbasierte Brustrekonstruktion, Mamillenrekonstruktion, autologer Fettgewebstransfer

Einführung

Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Form von Krebs. In der Schweiz werden pro Jahr ungefähr 6600 neue Fälle von Brustkrebs diagnostiziert, davon betreffen 99 % Frauen und 1 % Männer [1]. In der Regel – ausser in primär schon fortgeschrittenen Stadien – besteht die Indikation zur chirurgischen Tumorresektion. Diese erfolgt in den meisten Fällen brusterhaltend [2]. Bei etwa 20–30 % der Patientinnen ist aufgrund des Tumorstadiums, einer Kontraindikation für eine adjuvante Radiotherapie oder auf Wunsch der Patientin eine Mastektomie indiziert. Auch bei Nachweis einer Genmutation mit erhöhtem Risiko für Brustkrebs besteht die medizinische Indikation für eine Mastektomie und nachfolgende Brustrekonstruktion.
Für die betroffenen Patientinnen ist die Diagnose Brustkrebs ein Schock, und der Fokus liegt auf der Therapie des Tumors. Oft tritt schon wenige Monate nach der akuten Behandlung und erfolgreichen Tumorkontrolle aber auch der Aspekt der körperlichen Integrität und des weiblichen Selbstbildes in den Vordergrund. Da die Patientinnen durch eine fehlende oder unzureichend rekonstruierte Brust täglich an die Erkrankung erinnert werden, hilft die Rekonstruktion auch bei der Verarbeitung der Erkrankung. Auch wenn bei der Diagnose Brustkrebs initial selbstverständlich die Behandlung des Tumors im Vordergrund steht, sollten wir als behandelndes Team vorausschauend auch diesen Aspekt beachten und von Anfang an die Rekonstruktion in unseren Therapieplan miteinbeziehen. Da es verschiedene Techniken zur Brustrekonstruktion gibt und man auch in der zeitlichen Durchführung einen grossen Spielraum hat, kann die Brustrekonstruktion sehr individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen angepasst werden.

Ziele einer Brustrekonstruktion

Das grundsätzliche Ziel einer Brustrekonstruktion ist der Erhalt der körperlichen Integrität. Dies bedeutet den Erhalt des weiblichen Körperbildes und Körpergefühls. Neben dem häufig geschilderten Verlust von Lebensqualität und der psychischen Belastung kann die asymmetrische Gewichtsverteilung bei einseitigem Fehlen der Brust muskuloskelettale Beschwerden verursachen.
Das Ziel einer Brustkonstruktion ist primär eine symmetrische, formschöne Brust. Diese sollte aus verschiedenen Gründen nicht zu gross sein. Bei einer Eigengewebs­rekonstruktion steigt die Morbidität an der Entnahmestelle mit zunehmender Grösse der rekonstruierten Brust. Auch bei einer Implantatrekonstruktion steigt das Risiko für ­Implantat-bezogene Komplikationen, je grösser das gewählte Implantat ist. Zudem ist bei einer sehr grossen Brust das ästhetische Langzeitergebnis schlechter.
Deshalb macht es häufig Sinn, die kontralaterale Brust mit einer Verkleinerung an die rekonstruierte Brust an­zugleichen. In wenigen Fällen ist auch eine angleichende Augmentation mittels Implantateinlage indiziert. Ab­geschlossen wird die Brustrekonstruktion mit der Rekonstruktion des Mamillen-Areola-Komplexes. Punkto Symmetrie wird das beste Ergebnis erreicht, wenn all ­diese Schritte gestaffelt in einzelnen Operationen durchgeführt werden [3]. Jedoch können auf Wunsch der Patientin mehrere rekonstruktive Schritte gleichzeitig gemacht werden; dies hängt von den individuellen Prioritäten ab. Als Faustregel gilt, je höher der ästhetische Anspruch, ­desto mehr operative Schritte werden benötigt [4].

Übersicht Verfahren Brustrekonstruktion

Während bis vor wenigen Jahren noch Bedenken bestanden über die onkologische Sicherheit von Haut erhaltenden Mastektomietechniken, sind diese mittlerweile zum Standard geworden [5, 6]. Es ist nur selten eine radikale Mastektomie indiziert. Man unterscheidet die Nipple-spar­ing Mastektomie (NSM), bei welcher der gesamte Hautmantel inklusive Mamillen-Areola-Komplex erhalten werden kann, und die Skin-sparing Mastektomie (SSM) bei welcher der Mamillen-Areola-Komplex mit dem Brustdrüsengewebe reseziert wird.
Diese Techniken haben die Brustrekonstruktion massgeblich verändert, da dies neue Optionen zulässt und das ästhetische Resultat deutlich besser ist [7].
Eine Brustrekonstruktion kann entweder primär im selben Eingriff wie die Mastektomie oder sekundär zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Prinzipiell ist eine primäre Brustrekonstruktion anzustreben, um der Patientin einen Zeitraum ohne Brust zu ersparen. Jedoch ist dies aus Gründen wie Tumorbiologie, geplanten adjuvanten Therapien oder auch organisatorisch nicht immer möglich. Im Fall eines hautsparenden Verfahrens sollte jedoch immer mindestens ein Platzhalter (Expander) eingelegt werden, da sich sonst die Haut kontrahiert und der Vorteil der Hauterhaltung verloren geht. Wird danach eine Eigengewebsrekonstruktion durchgeführt, wird dies im Englischen häufig als «delayed-immediate» bezeichnet.
Grundsätzlich werden die Techniken zur Brustrekonstruktion eingeteilt in die Rekonstruktion mit Eigengewebe und die Rekonstruktion mit Silikonimplantaten. Die Verfahren können auch kombiniert werden. In Abhängigkeit der Mastektomietechnik muss «nur» das fehlende Volumen des Brustdrüsengewebes ersetzt werden oder zusätzlich auch der Haut-/Weichteilmantel und der Mamillen-Areola-Komplex rekonstruiert werden.

Wünsche und Bedürfnisse der Patientin

In den meisten Fällen ist sowohl die Eigengewebsrekonstruktion als auch die Implantat-basierte Rekonstruktion möglich. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Patientin durch eine/n spezialisierte/n Arzt/Ärztin über alle mög­lichen Verfahren mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen aufgeklärt wird und so früh in den Entscheidungsprozess der Rekonstruktion einbezogen wird.
Im Gespräch sollte die Zufriedenheit mit der aktuellen Brustform und -grösse eruiert werden, sodass dies bei der Rekonstruktion berücksichtigt werden kann. Es muss abgewogen werden, wie viel eine Patientin für welches Resultat investieren möchte.
Weiter wird die Patientin auch bezüglich des Timings in die Planung einbezogen. Während die Tumorresektion zeitnah erfolgen muss, können die Rekonstruktionsschritte gut geplant und für die Patientin wichtige persönliche oder berufliche Ereignisse berücksichtigt werden.

Brustrekonstruktion mit Implantat

Die Voraussetzung für eine Brustrekonstruktion mit einem Silikonimplantat ist ein vorhandener Haut-/Weichteilmantel. Somit kommt diese Technik vor allem bei hautsparenden Mastektomien (NSM, SSM) in Frage. Nach einer radikalen Mastektomie ist eine Implantateinlage nur möglich in Kombination mit Eigengewebe oder nach vorgängiger Dehnung des Hautmantels durch einen Gewebeexpander.
Während lange Zeit die Positionierung des Brustimplantats hinter den M. pectoralis major der Standard war, hat sich dies durch die Weiterentwicklung der Implantate, die Verfügbarkeit von Matrizes bzw. Meshes sowie den technischen Fortschritt des autologen Fettgewebetransfers (­Lipofilling) grundsätzlich geändert.
Moderne Implantate haben eine weichere Hülle, jedoch eine kohäsivere Füllung, sodass weniger Falten entstehen. Um das Implantat in der richtigen Position zu halten, wird ein resorbierbares Netz oder eine azelluläre dermale Matrix eingelegt, welche sich im Verlauf inte­griert. Durch einen autologen Fettgewebetransfer können Konturunregelmässigkeiten im Bereich des Implantatrandes gut moduliert werden. Deshalb ist es nicht mehr notwendig, das Implantat unter den Brustmuskel zu positionieren. Dies hat den Vorteil, dass die Rekonstruktion weniger schmerzhaft ist, das Nachblutungsrisiko verringert ist und es vor allem nicht zu einer störenden Animation der Brust bei Aktivierung des M.pectoralis major kommt.
Für die Positionierung des Implantats können sowohl azelluläre dermale Matrizes als auch resorbierbare oder teilweise resorbierbare Meshes verwendet werden. Bis anhin gibt es keine wissenschaftliche Evidenz, dass das eine oder andere bezüglich Outcome überlegen ist [8, 9, 10]. Wird eine primäre definitive Brustrekonstruktion mit einem Implantat durchgeführt, wird dies häufig als DTI («direct-to-implant») bezeichnet, im Gegensatz zum früher üblichen Vorgehen mit temporärer Einlage eines Expanders (Abb. 1).
Vorteile: Die Brustrekonstruktion mit einem Implantat ist technisch einfacher und die zusätzliche Operationszeit für die Rekonstruktion gering. Es entstehen keine zusätzlichen Narben durch die Entnahme von Gewebe. Eine sehr gute Indikation für eine Implantat-basierte Rekonstruk­tion ist die bilaterale, prophylaktische Mastektomie [11].
Nachteile: Über die Jahre kommt es zu einer Kapsel­fibrose und das Implantat muss ausgewechselt werden. Zudem können seltenere Komplikationen wie eine Implantatdislokation oder Implantatruptur eine Reoperation notwendig machen. Insbesondere bei einseitigen Rekonstruktionen ohne Einlage eines Implantats auf der Gegenseite ist eine im Langzeitverlauf anhaltende Symmetrie schwierig zu erhalten.

Brustrekonstruktion mit Eigengewebe

Bei der Brustrekonstruktion mit Eigengewebe wird die Brust durch Verschieben von Gewebe aus der Umgebung (regionale Lappenplastik) oder die freie Transplantation von Gewebe von entfernten Körperarealen (freie Lappenplastik) rekonstruiert.
Der Goldstandard für eine autologe Brustrekonstruk­tion ist die freie Transplantation von Eigengewebe vom Abdomen (DIEP-Lappenplastik). Dabei wird Haut und Unterhautfettgewebe vom Unterbauch an den inferioren epigastrischen Gefässen gestielt gehoben, transferiert und mikrochirurgisch an die Mammaria-interna-Gefässe angeschlossen. Es kann der gesamte Hautmantel rekonstruiert werden, und häufig reicht das Gewebe aus, um beidseitig die Brust zu rekonstruieren. Alternativ können freie Lappenplastiken auch vom Oberschenkel, dem ­Gesäss oder den Flanken gehoben werden. Da die Ge­fässe mikrochirurgisch anastomosiert werden müssen, besteht das Risiko eines Lappenverlusts durch eine arterielle oder venöse Thrombose im Bereich der Anastomose. Dieses ist deutlich geringer im Fall einer regionalen Lappenplastik mit Einschwenken von Gewebe vom Rücken oder den Flanken ohne Unterbruch der Blutgefässversorgung.
Im weitesten Sinn gehört auch eine onkoplastische Tumorresektion bei einer Brust-erhaltenden Operation in die Gruppe der Eigengewebsrekonstruktionen. Dabei wird das verbleibende Brustgewebe so in der Brust umverteilt, dass wieder eine ansprechende Brustform resultiert (Tabelle 1, Abb. 2 und 3).
Vorteile: Bei der Brustrekonstruktion mit Eigengewebe sind nach einer erfolgreichen Operation keine Langzeitkomplikationen zu erwarten. Das Gewebe fühlt sich natürlich weich an und verhält sich bezüglich der Formveränderung wie die natürliche Brust. Bei sehr ausgedehnten Resektionen ist dies häufig die einzige Möglichkeit. Zudem kann durch das Einbringen von gut durchblutetem Gewebe die strahlengeschädigte Haut ersetzt werden.
Wissenschaftliche Studien hinsichtlich der Lebensqualität der Patientinnen ergaben eine höhere Zufriedenheit beim Aufbau mit Eigengewebe im Vergleich zur Implantat-basierten Rekonstruktion [12, 13].
Nachteile: Die Operation ist technisch anspruchsvoll und stellt höhere Anforderungen ans Personal und an die Infrastruktur (Mikroskop, postoperative Überwachung). Es resultieren zusätzliche Narben und mögliche Komplikationen an den Entnahmestellen.

Autologer Fettgewebetransfer/Hybridverfahren

Beim autologen Fettgewebetransfer (Lipofilling) wird an einer Körperstelle subkutanes Fett mittels Liposuktion gewonnen. Dieses wird gewaschen, filtriert und mittels Kanülen in die Brust eingebracht. Dort wird es initial aus der Umgebung versorgt und heilt schliesslich zu 50–70 % ein, der Rest wird resorbiert [14]. Das Verfahren eignet sich sehr gut zur Korrektur von Konturunregelmässigkeiten. Eine Brustrekonstruktion mit alleinigem Fetttransfer ist beschrieben, führt jedoch in den Augen der Autoren nicht zu einem befriedigenden Resultat. Hingegen etabliert ist das Hybridverfahren. Hier wird in mehreren Sitzungen Lipofilling der Haut-/Weichteilmantel aufgebaut, somit kann ein kleineres Implantat gewählt ­werden. Der Vorteil besteht darin, dass sich die Brust natürlicher anfühlt als bei einer klassischen Implantatrekonstruktion [15]. Mittlerweile ist die onkologische Sicherheit des autologen Fettgewebetransfers gut untersucht worden, ohne dass sich in einer Studie eine erhöhte Rate an Lokalrezidiven gezeigt hätte [16, 17].
Aktuell werden von der Krankenkasse bis zu drei ­Sitzungen für autologen Fettgewebetransfer im Rahmen einer Brustrekonstruktion übernommen, sofern sie von ­einem Facharzt für Plastische Chirurgie durchgeführt werden (Abb. 4).

Expander

Ein Gewebeexpander ist eine Silikonhülle, welche mit NaCl gefüllt werden kann und früher, wie der Name sagt, v.a. zur Dehnung des Hautmantels verwendet wurde. Heutzutage wird ein Expander häufiger als Platzhalter nach einer hautsparenden Mastektomie benutzt, z.B. wenn eine adjuvante Radiotherapie geplant ist. Bei kritischen Weichteilverhältnissen kann der Expander leer eingebracht werden, um die Bedingungen für die Wundheilung zu optimieren, und nach Abheilen aufgefüllt werden. Ein Expander kann aber auch verwendet werden, wenn eine Patientin sich in der kurzen Zeit zwischen Diagnose des Krebses und dessen Entfernung aufgrund der psychischen Belastung durch die Diagnose und den gleichzeitigen Zeitdruck nicht sofort für ein Rekonstruktionsverfahren entscheiden kann.

Limitationen

Auch wenn es verschiedenste Verfahren zur Brustrekonstruktion gibt und man den Bedürfnissen seiner Patientinnen gerecht werden möchte, gibt es in gewissen Fällen ­tumorspezifische oder auch Patienten-spezifische Limitationen und Kontraindikationen.
Die Tumorausdehnung und -biologie gibt vor, welche Technik der Mastektomie zur einer onkologisch sicheren Tumorentfernung führt. Während bei einer bilateralen Nipple-sparing-Mastektomie die Implantatrekonstruktion eine exzellente Lösung ist, wird man nach einer radikalen Mastektomie häufiger eine Eigengewebsrekonstruktion oder Kombination der Methoden anwenden.
Aufgrund des stark erhöhten Risikos für eine Kapsel­fibrose empfiehlt man im Fall einer adjuvanten Radio­therapie eine Eigengewebsrekonstruktion [18]. Da in ­einzelnen Fällen auch das Eigengewebe mit einem Volumenverlust auf die Bestrahlung reagiert, ist in unseren Augen in diesen Fällen die Einlage eines Expanders und Rekonstruktion mit Eigengewebe sechs Monate nach abgeschlossener Radiotherapie die beste Lösung [19].
Bei der Planung einer Eigengewebsrekonstruktion muss der individuelle Körperbau der Patientin evaluiert werden, um eine möglichst geringe Hebemorbidität durch die Entnahme der Lappenplastik zu verursachen und genügend Volumen für die Brust zu erhalten. Voroperationen können ein Grund sein, weshalb aus einem bestimmten Areal kein Gewebe mehr entnommen werden kann, weil die benötigten Blutgefässe nicht mehr vorhanden sind oder schlichtweg nicht genügend Gewebe vorhanden ist.
Schliesslich besteht bei Patientinnen mit kardiovaskulären Risikofaktoren (Diabetes mellitus, Adipositas, Rauchen) und bei Gerinnungsstörungen ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Verlust einer freien Lappenplastik, weshalb man in diesen Fällen auf eine gestielte Lappenplastik zurückgreift.

Dr. med. Martina Schneider

Fachärztin Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie
Clinic Utoquai
Brustzentrum Zürichsee
Utoquai 41
8008 Zürich
Schweiz

dr.mschneider@clinicutoquai.ch

Historie
Manuskript akzeptiert: 13.02.2023

Interessenskonflikte
Es bestehen keine Interessenskonflikte.

  • ORCID
    Martina Schneider
    https://orcid.org/0000-0002-5624-9919
    Farid Rezaeian
    https://orcid.org/0000-0003-0320-3762

  • Es gibt zahlreiche Techniken zur Brustrekonstruk­tion, sodass die Bedürfnisse und Limitationen jeder Patientin berücksichtigt werden können.
  • Bezüglich der Entscheidung Silikonimplantate vs. Eigengewebe, Grösse und Form der Brust sowie ­Timing spielen die individuellen Präferenzen der Patientin eine wichtige Rolle.
  • Die einzigen Gründe, auf eine Rekonstruktion zu verzichten, ist ein lokal unvollständig entfernter Tumor oder der explizite Wunsch der Patientin.
  • Die Kosten für die Rekonstruktion werden von der Krankenkasse für alle Verfahren übernommen, auch für die Anpassung der Gegenseite, die Mamillen­rekonstruktion und allfällige Fettgewebetransfers.

 

Lernfragen

1. Wie lange sollte nach einer Mastektomie gewartet werden, bevor eine Brustrekonstruktion erfolgen kann?
2. Welche Patientinnen eignen sich für eine Eigen­gewebsrekonstruktion?
3. Welche Art von Rekonstruktion ist im Fall einer ­adjuvanten Bestrahlung empfohlen?

 

Antworten zu den Lernfragen
1. In aller Regel kann der erste Schritt der Brustrekonstruktion im selben Eingriff wie die Mastektomie erfolgen. Ausnahmen sind sehr ausgedehnte Tumoren (T4) und das Inflammatorische Mammakarzinom.
2. Es kann bei praktisch allen Patientinnen eine Eigengewebsrekonstruktion durchgeführt werden. Je nach Körperbau erfolgt die Entnahme des Gewebes an einer anderen Körperstelle. Bei Patientinnen in reduziertem Gesundheitszustand oder mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko kann auch eine gestielte, regionale Lappenplastik, ev. kombiniert mit einem Fettgewebestransfer, erfolgen.
3. Aufgrund des erhöhten Risikos für eine Kapselfibrose empfiehlt man im Fall einer adjuvanten Radiotherapie oder einer stattgehabten Radiotherapie eine Eigengewebsrekonstruktion. Da auch das Eigengewebe in seltenen Fällen durch die Bestrahlung Schaden nimmt, hat sich die initiale Einlage eines Expanders für die Zeit der Radiotherapie bewährt. Die Eigengewebsrekonstruktion erfolgt in diesen Fällen sechs Monate nach abgeschlossener Radiotherapie.

1. Krebsliga Schweiz. Brustkrebs. Bern; Krebsliga Schweiz: 2022. https://www.krebsliga.ch/ueber-krebs/krebsarten/brustkrebs; letzter Zugriff: 15.02.2023.
2. Moo TA, Sanford R, Dang C, Morrow M. Overview of Breast Cancer Therapy. PET Clin. 2018;13(3):339–354. DOI: 10.1016/j.cpet.
2018.02.006.
3. Chang EI, Selber JC, Chang EI, et al. Choosing the optimal timing for contralateral symmetry procedures after unilateral free flap breast reconstruction. Ann Plast Surg. 2015;74(1):12–16. DOI: 10.1097/SAP.0b013e31828bb1e3.
4. Moller L, Berner JE, Dheansa B. The reconstructive journey: Description of the breast reconstruction pathway in a high-volume UK-based microsurgical centre. J Plast Reconstr Aesthet Surg. 2019;72(12):1930–1935. DOI: 10.1016/j.bjps.2019.
07.017.
5. Garcia-Etienne CA, Cody Iii HS 3rd, Disa JJ, Cordeiro P, Sacchini V. Nipple-sparing mastectomy: initial experience at the Memorial Sloan-Kettering Cancer Center and a comprehensive review of literature. Breast J. 2009;15(4):440–449. DOI: 10.
1111/j.1524–4741.2009.00758.x.
6. Caruso F, Ferrara M, Castiglione G, et al. Nipple sparing subcutaneous mastectomy: sixty-six months follow-up. Eur J Surg Oncol. 2006;32(9):937–940. DOI: 10.1016/j.ejso.2006.05.013.
7. Galimberti V, Vicini E, Corso G, et al. Nipple-sparing and skin-sparing mastectomy: Review of aims, oncological safety and contraindications. Breast. 2017;34 Suppl 1(Suppl 1):S82–S84. DOI: 10.1016/j.breast.2017.06.034.
8. Sorkin M, Qi J, Kim HM, et al. Acellular Dermal Matrix in Immediate Expander/Implant Breast Reconstruction: A Multicenter Assessment of Risks and Benefits. Plast Reconstr Surg. 2017;140(6):1091–1100. DOI: 10.1097/PRS.0000000000003842.
9. Asaad M, Morris N, Selber JC, et al. No Differences in Surgical and Patient-reported Outcomes Between Alloderm, Surgimend, and Dermacell for Prepectoral Implant-based Breast Reconstruction. Plast Reconstr Surg. 2022. DOI: 10.1097/PRS.
0000000000010070.
10. Ganesh Kumar N, Berlin NL, Kim HM, Hamill JB, Kozlow JH, Wilkins EG. Development of an evidence-based approach to the use of acellular dermal matrix in immediate expander-implant-based breast reconstruction. J Plast Reconstr Aesthet Surg. 2021;74(1):30–40. DOI: 10.1016/j.bjps.2020.10.005.
11. Cemal Y, Albornoz CR, Disa JJ, et al. A paradigm shift in U.S. breast reconstruction: Part 2. The influence of changing mastectomy patterns on reconstructive rate and method. Plast Reconstr Surg. 2013 Mar;131(3):320e–326e. DOI: 10.1097/PRS.0b013e31827cf576.
12. Santosa KB, Qi J, Kim HM, Hamill JB, Wilkins EG, Pusic AL. Long-term Patient-Reported Outcomes in Postmastectomy Breast Reconstruction. JAMA Surg. 2018;153(10):891–899. DOI: 10.1001/jamasurg.2018.1677.
13. Santanelli Di Pompeo F, Barone M, Salzillo R, et al. Predictive Factors of Satisfaction Following Breast Reconstruction: Do they Influence Patients? Aesthetic Plast Surg. 2022;46(2):610–618. DOI: 10.1007/s00266-021-02584-x.
14. Nelissen X, Lhoest F, Preud’Homme L. Refined Method of Lipofilling following DIEP Breast Reconstruction: 3D Analysis of Graft Survival. Plast Reconstr Surg Glob Open. 2015;3(9):e526. DOI: 10.1097/GOX.0000000000000495.
15. Alessandri Bonetti M, Carbonaro R, Borelli F, et al. Outcomes in Hybrid Breast Reconstruction: A Systematic Review. Medicina (Kaunas). 2022;58(9):1232. DOI: 10.3390/medicina58091232.
16. Cohen O, Lam G, Karp N, Choi M. Determining the Oncologic Safety of Autologous Fat Grafting as a Reconstructive Modality: An Institutional Review of Breast Cancer Recurrence Rates and Surgical Outcomes. Plast Reconstr Surg. 2017;140(3):382e–392e. DOI: 10.1097/PRS.0000000000003576.
17. Tukiama R, Vieira RAC, Moura ECR, et al. Oncologic safety of breast reconstruction with autologous fat grafting: A systematic review and meta-analysis. Eur J Surg Oncol. 2022;48(4):
727–735. DOI: 10.1016/j.ejso.2021.12.017.
18. Alderman A, Gutowski K, Ahuja A, Gray D; Postmastectomy ExpanderImplant Breast Reconstruction Guideline Work Group. ASPS clinical practice guideline summary on breast reconstruction with expanders and implants. Plast Reconstr Surg. 2014;134(4):648e–655e. DOI: 10.1097/PRS.0000000000
000541.
19. Reinders FCJ, Young-Afat DA, Batenburg MCT, et al. Higher reconstruction failure and less patient-reported satisfaction after post mastectomy radiotherapy with immediate implant-based breast reconstruction compared to immediate autologous breast reconstruction. Breast Cancer. 2020;27(3):435–444. DOI: 10.1007/s12282-019-01036-4.

Frauen und Sport

Frauen können und sollen sich in jeder Lebensphase regelmässig bewegen und sportlich aktiv sein. Zum Glück hat sich diese Erkenntnis in den vergangenen Jahren klar durchgesetzt. Noch vor weniger als hundert Jahren wurde Frauen aus medizinischer und gesellschaftlicher Sicht von Sport abgeraten und die Teilnahme an Wettkämpfen war nur in sehr wenigen Sportarten erlaubt (z.B. Golf). 1932 wurde in einer Zeitschrift für Gynäkologie [1] festgehalten, dass etwas gegen die «Ausartung des weiblichen Sportes gemacht werden muss», da bei der Frau «grosse Energiemengen für die normale biologische Funktion verbraucht werden, welche dem Mann als überschüssige Muskelkraft zur Verfügung stehen».
Mittlerweile ist es erwiesen, dass Sport und Bewegung auch bei Frauen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. Die positiven Auswirkungen sind jedoch je nach Art und Intensität der Bewegung sowie dem sport­lichen Niveau für Frauen und Männer unterschiedlich [2].
Für die Beratung von Frauen in der Sprechstunde braucht es demnach angepasste Empfehlungen in verschiedenen medizinischen Bereichen. So zum Beispiel zur Art und Intensität einer Aktivität, der Trainierbarkeit des kardiopulmonalen Systems oder den Einflüssen von Ak­tivität während der Schwangerschaft. In der (sport)medizinischen Literatur fehlen noch immer spezifische Erkenntnisse, die sich auf Frauen beziehen. Eine aktuelle Übersicht von Paul [3] zeigt auf, dass zwischen 2017 und 2021 in den sechs besten Sportmedizin-Journals in über 70 % der Studien isoliert Männer betrachtet wurden, in knapp 9 % nur Frauen und in den restlichen Studien jeweils beide Geschlechter. Sucht man in PubMed nach Literatur zu den beiden Begriffen «Menstrual Cycle» AND «Athlete», so findet sich ein Artikel aus 1963 und dann erst wieder einige ab 2009. 2021 wurden erstmals mehr als 20 Artikel dazu publiziert.
Nora Wieloch und Johannes Scherr beschreiben in einer Mini-Review [4] die aktuellen Kenntnisse zu internistischen, muskuloskelettalen und leistungsrelevanten Bereichen, die für die Beratung von Sportlerinnen in der Praxis hilfreich sind. Zudem zeigen sie auf, welche Faktoren beachtet werden sollen, um Schwangere bezüglich Sport und Bewegung adäquat beraten zu können. Dies ist wichtig, da Sport während einer Schwangerschaft ohne Komplikationen sowohl für die Mutter als auch für das Kind positive Auswirkungen hat. Sportliche Aktivität hat zum Beispiel einen präven­tiven Effekt auf die Entstehung eines Gestationsdiabetes oder einer Hypertonie. Aber noch heute wird schwangeren Frauen viel zu häufig von Bewegung und Sport ab­geraten, obwohl es keinen medizinischen Grund dafür gibt. Der aktuelle Artikel hilft, die bestehenden Vorurteile abzubauen.
Damit wünsche ich Ihnen eine gute Lektüre und hoffe, die Erkenntnisse daraus unterstützen Sie in der sportmedizinischen Beratung ihrer Patientinnen.
Dr. med. Sibylle Matter Brügger

Leitende Ärztin Sportmedizin
Medbase Bern Zentrum
Sports Medical Center
Schwanengasse 10
3011 Bern
Schweiz

sibylle.matter@medbase.ch

1. Vaubel H. Frauensport und Gesundheit. Monatsschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. 1932;92:173–177. DOI: 10.1159/000309628.
2. Hands BP, Parker H, Larkin D, Cantell M, Rose E. Male and female differences in health benefits derived from physical activity: implications for exercise prescription. Journal of Women’s Health, Issues and Care. 2016;5:4. DOI: 10.4172/23 25-9795.1000238.
3. Paul RW, Sonnier JH, Johnson EE, et al. Inequalities in the Evaluation of Male Versus Female Athletes in Sports Medicine Research: A Systematic Review. Am J Sports Med. 2022; DOI: 10.1177/03635465221131281. Epub ahead of print.
4. Wieloch N, Scherr J. Geschlechtsspezifische Unterschiede der Sportme­dizin. Praxis (Bern 1994). 2023;112(12):582–588.

Roboter in der Medizin – Fragen zur Haftung

Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz und die zunehmende Verbreitung autonomer Apparate im Alltag haben auch in der Medizin Einzug gehalten. Ein Beispiel hierfür ist der Da-Vinci-Roboter, der bereits seit 2001 in der Schweiz eingesetzt wird. Doch neben ökonomischen und technischen Fragen stellen sich auch Fragen der Haftung im Falle von Schäden, die durch den Einsatz eines Roboters verursacht werden können. Im Folgenden werden zwei Beispiele aus der Schweizer Politik vorgestellt.

Ein Ratsmitglied der FDP-Liberale Fraktion hat im Jahr 2015 eine Interpellation an den Bundesrat zum Thema «Neue Technologien und autonome Apparate. Rechtliche Rahmenbedingungen für die Haftung» eingereicht. Der Bundesrat hat in seiner Antwort die allgemeine Verschuldenshaftung (Art. 41 OR), die vertragliche Haftung (Art. 97 OR) sowie allenfalls eine Kausalhaftung (Art. 1 PrHG) als Anspruchsgrundlagen für die Haftung im Falle von Schäden genannt, die im Zusammenhang mit dem Einsatz autonomer Informatiksysteme entstehen können. Dabei ist die Zurechenbarkeit der schädigenden Handlung an eine deliktsfähige Person im Einzelfall entscheidend. Maschinen selbst können nicht haftbar gemacht werden. Der Bundesrat sieht derzeit keinen Anlass, über die Haftungsfragen eine vertiefte Diskussion zu führen.

Im Jahr 2017 hat ein Ratsmitglied der SP Fraktion ein Postulat eingereicht, um eine allfällige Rechtspersönlichkeit für Roboter zu prüfen. Der Bundesrat hat geantwortet, dass die zivilrechtliche Haftung im Falle von Schadensersatzforderungen in Bezug auf Roboter über das allgemeine Haftpflichtgesetz geregelt werden kann. Eine eigenständige Rechtspersönlichkeit für Roboter würde eher zu einer Haftungsbefreiung als zu einer Haftungserweiterung führen. Der Bundesrat sieht auch hier derzeit keine Notwendigkeit für weitere Abklärungen im Sinne des Postulates.
Die Frage nach der Haftung bei Robotern ist vergleichbar mit derjenigen der Schädigung durch Tiere. Mit der Einführung der Tierhalterhaftpflicht (Art. 56 OR) wurde eine adäquate Lösung geschaffen, dass der Halter für Schäden, die das Tier verursacht, grundsätzlich einstehen muss. Wer von der neuen Technologie profitiert, soll auch deren Risiken übernehmen.
Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Technologie weiterentwickeln wird und welche neuen Herausforderungen im Bereich der Haftung entstehen könnten. Es ist wichtig, dass sich die Rechtsprechung und Gesetzgebung an die neuen Entwicklungen anpassen und klare Regelungen für die Haftung im Falle von Schäden durch den Einsatz von Robotern schaffen. Gleichzeitig muss jedoch auch das Potenzial dieser Technologie berücksichtigt werden, um eine sinnvolle Nutzung zu ermöglichen und unnötige Einschränkungen zu vermeiden. Insgesamt bleibt die Thematik der Haftung bei Robotern in der Medizin ein wichtiger und spannender Bereich, der auch in Zukunft noch viel Diskussionsbedarf bieten wird.

Es ist auch wichtig zu betonen, dass die Verantwortung im Falle von Schäden nicht nur beim Hersteller des Roboters oder bei den Ärzten und Chirurgen liegt, die ihn bedienen. Auch der Einsatz von KI-Algorithmen und maschinellem Lernen kann zu einer Veränderung der Haftungsfrage führen, da die Entscheidungen des Roboters auf komplexen Datenanalysen und statistischen Modellen beruhen. Hier muss ein angemessener rechtlicher Rahmen geschaffen werden, um die Verantwortlichkeiten klar zu definieren und mögliche Konflikte zu vermeiden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Ethik im Zusammenhang mit dem Einsatz von Robotern in der Medizin. Es müssen klare ethische Richtlinien und Standards entwickelt werden, um sicherzustellen, dass der Einsatz von Robotern im Einklang mit den Grundsätzen der Medizinethik und der Patientensicherheit erfolgt. Auch hier ist eine kontinuierliche Diskussion und Weiterentwicklung notwendig, um die Vorteile dieser Technologie optimal zu nutzen und mögliche Risiken zu minimieren.

Insgesamt gibt es also eine Vielzahl von Fragen und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Robotern in der Medizin, insbesondere im Hinblick auf die Haftung. Eine umfassende Betrachtung dieser Fragen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Parteien, einschliesslich der Hersteller, Ärzte, Gesetzgeber, Ethiker und Patienten, um die rechtlichen, ethischen und praktischen Aspekte zu berücksichtigen und eine angemessene Regelung zu schaffen, die sowohl den Schutz der Patienten als auch den Fortschritt der Medizintechnologie gewährleistet.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Prof. Dr. med. Dr. iur. Thomas D. Szucs

Witellikerstrasse 40
8032 Zürich

thomas.szucs@hin.ch

Der Autor hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

Intensivierung und Persona­li­sierung der neoadjuvanten Therapie des lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinoms

In dieser Ausgabe der «Praxis» erscheint der Beitrag «Neue und etablierte multimodale Therapiestrategien beim fortgeschrittenen Rektumkarzinom» von D.C. Steinemann et al. (1). Dieses Editorial möchte einige wichtige Punkte des Artikels herausstellen (1).
In der Behandlung lokal fortgeschrittener Karzinome des mittleren und unteren Rektumdrittels stellte die neoadjuvante Langzeit-Radiochemotherapie (RCT) mit Capecitabin oder alternativ die Kurzzeit-Strahlentherapie (RT), jeweils gefolgt von einer totalen mesorektalen Exzision (TME) und einer anschliessenden adjuvanten Chemotherapie (CT) über viele Jahre hinweg den Goldstandard dar (2). Zahlreiche Studien versuchten seither dieses Therapieprotokoll, u.a. durch die Hinzunahme von Oxaliplatin während der Radiotherapie, weiterzuentwickeln, ohne dass sich hierdurch eine Verbesserung «harter» Endpunkte wie des progressionsfreien Überlebens erzielen liess (3). Erst die Etablierung der totalen neoadjuvanten Therapie (TNT), wie sie im Übersichtsartikel von Steinemann und Nocera detailliert beschrieben und kritisch diskutiert wird, definiert neue Therapiemassstäbe. Durch die Etab­lierung von TNT-Protokollen in wichtigen Studien einschliesslich RAPIDO, OPRA und PRODIGE-23 konnten höhere pathologische Komplettremissionsraten (pCR) und eine Verbesserung des metastasenfreien Überlebens sowie des progressionsfreien Überlebens erreicht werden (3, 4, 5).

Welches TNT-Protokoll eignet sich für den Alltag?

Die bisher publizierten TNT-Protokolle unterscheiden sich erheblich bezüglich verwendeter Chemo- und Radiotherapie-Protokolle sowie Therapiesequenz (6). Welchem der zur Auswahl stehenden TNT-Protokolle ist nun der Vorzug zu geben, was sind die Vor- und Nachteile? Hier ist die Diskussion noch offen. Viele Fachgesellschaften empfehlen derzeit eine Radiochemotheapie-Chemotherapie-Sequenz, da sich hiermit die wahrscheinlich höchsten pCR-Raten erzielen lassen. Es bleibt abzuwarten, welche Protokolle sich langfristig durchsetzen werden und wie zukünftige Studienergebnisse die Behandlungslandschaft prägen werden.

Wie vorgehen bei klinischer Komplettremission?

Die Behandlung des Rektumkarzinoms gehört mehr denn je in die Hände erfahrener Zentren. Durch die höheren kompletten Remissionsraten nach TNT ist der Schritt zur Operation nämlich längst kein Automatismus mehr. Auch wünschen sich Patientinnen und Patienten häufig ein organerhaltendes Vorgehen. Das Remissions-Assessment nach TNT ist anspruchsvoll und die Patientenführung in diesem Spannungsfeld mitunter eine Herausforderung. Welchen Patientinnen und Patienten wir bereits heute ohne Kompromittieren des kurativen Behandlungsziels ausserhalb von Studien Organerhalt anbieten können, ist Gegenstand intensiver Debatten. Eine offene und detaillierte Aufklärung unserer Patientinnen und Patienten stellt die essenzielle Grundlage der gemeinsamen Entscheidungsfindung dar.

Neoadjuvante Präzisionsmedizin?

Werden alle fortgeschrittenen Rektumkarzinome mit TNT richtig behandelt, und welche Rolle spielt die Tumorgenetik? Furore machten im Frühsommer neue Studiendaten des Memorial Sloan Kettering Cancer Centers. Hier ­wurden Patientinnen und Patienten mit Mismatch-Repair-defizienten (dMMR/MSI-H) Rektumkarzinomen neo­adjuvant mit Dostarlimab, einem Anti-PD-1-Antikörper, ­behandelt (7). Alle 14 bisher berichteten Behandelten erzielten innerhalb von Wochen eine komplette Remission (cCR). Keine einzige Person wurde bestrahlt, chemotherapiert oder operiert. Selbst grosse, lokal weit fortgeschrittene Tumoren verschwanden bei gleichzeitig exzellenter Therapieverträglichkeit. Auch wenn Langzeitdaten bisher fehlen, zeichnet sich hier ein neuer personalisierter Therapiestandard für die 5–10 % aller Rektumkarzinome ab, die Mismatch-Repair-Defizienz zeigen (8, 9). Zusammen­fassend entwickelt sich die neoadjuvante Therapie des lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinoms derzeit rasant weiter, und wir dürfen gespannt sein auf die Zukunft.

Dr. med. Ralph Fritsch

Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Universität und Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich

Dr. med. Chiara Louisa Hempel

Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich

1. Steinemann DC, Müller-Stich BP, Angehrn F, Nocera F. Neue und etablierte multimodale Therapiestrategien beim fort­geschrittenen Rektumkarzinom. Praxis (Bern 1994). 2023;112(11):539–544.
2. Fokas E, Appelt A, Glynne-Jones R, et al. International consensus recommendations on key outcome measures for organ preservation after (chemo)radiotherapy in patients with rectal cancer. Nat Rev Clin Oncol. 2021;18(12):805–816.
3. Garcia-Aguilar J, Patil S, Gollub MJ, et al. Organ Preservation in Patients With Rectal Adenocarcinoma Treated With Total Neoadjuvant Therapy. J Clin Oncol. 2022;40(23):2546–2556.
4. Conroy T, Bosset JF, Etienne PL, et al. Neoadjuvant chemotherapy with FOLFIRINOX and preoperative chemoradiotherapy for patients with locally advanced rectal cancer (UNICANCER-PRODIGE 23): a multicentre, randomised, open-label, phase 3 trial. Lancet Oncol. 2021;22(5):702–715.
5. Germer CT, Reibetanz J. Ergebnisse der randomisierten RAPIDO-Studie zur total-neoadjuvanten Therapie des Rektumkarzinoms. Chirurg. 2021;92(7):666.
6. Liu S, Jiang T, Xiao L, et al. Total Neoadjuvant Therapy versus Standard Neoadjuvant Chemoradiotherapy for Locally Advanced Rectal Cancer: A Systematic Review and Meta-Analysis. Oncologist. 2021;26(9):e1555–e1566.
7. Cercek A, dos Santos Fernandes G, Roxburgh CS, et al. Mismatch Repair-Deficient Rectal Cancer and Resistance to Neoadjuvant Chemotherapy. Clin Cancer Res. 2020;26(13):3271–3279.
8. Cercek A, Lumish M, Sinopoli J, et al. PD-1 Blockade in Mismatch Repair–Deficient, Locally Advanced Rectal Cancer. N Engl J Med. 2022;386(25):2363–2376.
9. Pecina-Šlaus N, Kafka A, Salamon I, Bukovac A. Mismatch Repair Pathway, Genome Stability and Cancer. Front Mol Biosci. 2020;7.

Kulturelle Aspekte (in) der Seelsorge – ein Essay

Arbeiten im Bereich der interkulturellen Kommunikation gingen zunächst von Verhandlungen zwischen ‚kulturell homogenen’ Delegationen aus. Im klinischen Bereich zeigte sich, dass insbesondere bei der ‚Partei’ der Patient_innen bzw. Angehörigen nicht von ‚kultureller Homogenität’ ausgegangen werden kann. So wurde für den klinischen Bereich der Ansatz der Transkulturalität entwickelt. Der Dienst der (Spital-)Seelsorge muss, wenn er richtig verstanden sein will, sich selbst einer transkulturellen Analyse unterwerfen. Er ist durch eine sich ständig wandelnde, individuell geprägte ‚Kultur’ gekennzeichnet. Dies erweist sich im klinischen Bereich als Chance.

Die Globalisierung hat zu einer starken Ausweitung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Austausch- und Kommunikationsprozesse über geographische, sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg geführt. Diese Ausweitung hat Veränderungen bewirkt, die auch den klinischen Bereich betreffen. So wurden im klinischen Bereich seit einigen Jahren beispielsweise erweiterte Sprachkompetenzen erforderlich, weil nicht mehr davon ausgegangen werden konnte und kann, dass sich alle Patient_innen, aber auch alle Gesundheitsfachpersonen in der Landessprache zu verständigen wissen (1). In klinischen und auch allen anderen gesellschaftlichen Bereichen wird jedoch deutlich, dass es mit Sprachkompetenzen allein nicht getan ist. Forschung im Feld der interkulturellen Kommunikation nimmt diese Erkenntnis ernst und analysiert, welche Faktoren nebst reinen Sprachkompetenzen für eine gelingende Kommunikation relevant sind. Interkulturelle Kommunikation wurde zunächst für Verhandlungen zwischen unterschiedlichen wirtschaftlichen Unternehmen oder politischen Organisationen entwickelt (2). Diese Unternehmen und Organisationen können als in sich je ‚kulturell homogen’ verstanden werden, da sie über eine Corporate Identity, klare interne Strukturen und Prozeduren, ein Produkt oder eine Mission, einheitliche Strategien und Zielsetzungen etc. verfügen. Sosehr die einzelnen Mitarbeiter_innen dieser Unternehmen oder Organisationen unterschiedliche kulturelle Identitäten aufweisen, sollen sie als professionelle Vertreter_innen ihres Unternehmens dessen ‚Kultur’ vertreten und nicht die eigene. Wird beispielsweise zwischen den Delegationen eines US-amerikanischen Software-Unternehmens und eines chinesischen Elektronikherstellers verhandelt, so können Fachleute für diese spezifische, interkulturelle Kommunikation den Delegationen bei der Verhandlungsführung zur Seite stehen. Sie haben präzise Kenntnisse der konkreten kulturellen Prägungen der jeweils anderen Delegation.
Im klinischen Bereich sehen die Kommunikationssituationen anders aus: Auf der einen Seite stehen zwar Gesundheitsfachpersonen, auf welche die oben genannten Voraussetzungen der institutionell vorgegebenen ‚kulturellen Homogenität’ (Corporate Identity, klare interne Strukturen und Prozeduren, einheitliche Strategien und Zielsetzungen, medizinethische Richtlinien etc.) mehr oder weniger zutreffen (3). Die Kliniken erwarten von ihren Angestellten, die Kultur der Institution zu repräsentieren. Deshalb und aufgrund des wissenschaftlichen Anspruchs auf Objektivität liegen Standardisierungen in Medizin und Pflege im Trend. (Kommunikations-)Prozesse sollen sinnvoll strukturiert, vereinheitlicht und so hinreichend transparent gemacht und rationalisiert werden.
Das Gegenüber der Kommunikation im klinischen Bereich (Patient_in, Angehörige) ist jedoch kein professioneller Rollenträger. Seine ‚kulturelle Identität’ ist geprägt durch Faktoren wie Staatszugehörigkeit, geographische Herkunft, Ethnie, Sprache, Religion, familiäre Einbindung, Erziehung, sozialer Status, institutionelles Umfeld, Kulturmilieu, Bildungsniveau etc. Seine Vorstellungen, Wünsche, Hoffnungen, Ängste in Bezug auf Gesundheit bzw. Krankheit, deren Behandlung und die Kommunikation darüber werden durch all diese kulturellen Wirkmomente beeinflusst. So beschreiben gesundheitsbezogene Wissenschaften die kulturelle Identität einer Person mithilfe des Konzepts der Transkulturalität als eine multifaktorielle, dynamische und also hoch individuelle Grösse.
Die Spitalseelsorge ist im deutschsprachigen Bereich zumeist von den evangelischen oder katholischen Kirchen getragen. Diese haben Regularien, welche die Ausbildung und Zulassung zum Spitalseelsorgedienst (Theologiestudium, allgemeine Praxisausbildung, Seelsorge-Spezialausbildung) konkretisieren und Verfassungen, in denen die Bedeutung der Spitalseelsorge u.a.m. grundgelegt ist. Obwohl Seelsorge von öffentlich-rechtlich anerkannten Organisationen getragen wird und einen professionellen Anspruch hat, muss sie jedoch als ‚kulturell heterogene’, dynamische, individuell variable Grösse verstanden werden. Sie unterliegt einem ständigen und teilweise fundamentalen Wandel und weist eine grosse Diversität auf. Von institutionsbedingter ‚kultureller Homogenität’ kann nicht in demselben Mass die Rede sein, wie dies sonst im klinischen Bereich bei Gesundheitsfachpersonen einer Institution angestrebt wird. Insbesondere die evangelischen Kirchen der Schweiz sind Gebilde, die, was ihr Gepräge betrifft, nicht mit wirtschaftlichen Unternehmen oder politischen Organisationen verglichen werden können.
Wenn hier über kulturelle Aspekte der Seelsorge gesprochen werden soll, dann will dabei v.a. der eigene ‚Kulturwandel’ und die gegenwärtige Diversität der Seelsorge bedacht sein, d.h. Seelsorge selbst muss unter der Perspektive der Transkulturalität konzeptualisiert werden. Nicht bloss das Gegenüber in der seelsorgerlichen Kommunikation ist ‚kulturell anders’, eventuell sogar fremd, sondern die seelsorgende Person erfährt in der seelsorgerlichen Begegnung mit dem Gegenüber ihre eigene Andersartigkeit, eventuell sogar Fremdheit. Sie versucht durch wache Beobachtung und sorgfältiges Nachfragen eine kommunikative Beziehung zwischen zwei Individuen in ihrer Individualität zu ermöglichen. In dieser Beziehung soll angesprochen und ausgesprochen werden können, was Patient_innen oder Angehörige beschäftigt – so könnte eine formale Kürzestdefinition von Seelsorge lauten (4). In der Seelsorge wird von kultureller Verschiedenheit geradezu ausgegangen, selbst wenn es sich um Gegenüber handelt, die durch ähnliche kulturelle Wirkmomente (Sprache, Ethnie, Religion, soziale Zugehörigkeit etc.) geprägt wurden. (Spital-)Seelsorgerliche Begegnungen sind somit wesentlich durch die Begegnung der konkreten seelsorgenden Person und mit ihrem aktuellen Gegenüber charakterisiert. Wiewohl professionelle Standards in der (Spital-)Seelsorge existieren (5), erweist sich eine gelungene seelsorgerliche Begegnung als singuläres und kontingentes Ereignis. So muss in der Seelsorge meist von strukturierter Herangehensweise und vorbestehenden Zielsetzungen abgesehen werden. Wer mit einem pragmatischen Problem-Lösungsschema Seelsorge zu betreiben versucht, verkennt ihren Beziehungscharakter und die Unverfügbarkeit einer gelingenden seelsorgerlichen Begegnung.

Kulturelle Wandlungen in der Seelsorge seit dem ausgehenden 19. Jh.

Der ‚Kulturwandel’ in der Seelsorge bzw. die dynamischen und heterogenen Entwicklungen der Seelsorge betreffen ihre theologisch-theoretische Fundierung, ihre methodisch-theoretische Herangehensweise und die praktische Ausbildung zur bzw. die Ausübung der Seelsorge. Diese Dynamik ergibt sich aufgrund theologie-interner Entwicklungen, aber auch in Wechselwirkungen mit anderen Wissenschafts- und Kulturbereichen.
Um eine Skizze dieser kulturellen Wandlungen in der Seelsorge halbwegs sinnvoll erstellen zu können, wird bei der Auswahl der dargestellten Referenzpunkte eine starke Einschränkung vorgenommen: Der vorliegende Text bespricht ausschliesslich Entwicklungen der Seelsorge im deutschsprachigen, evangelischen Bereich. Doch selbst diese starke Fokussierung wird noch immer ein kulturell heterogenes, dynamisches Bild der (Spital-)Seelsorge ergeben.
Die Skizze des Kulturwandels in der Seelsorge soll vom Bericht des Pfarrers Johann Christoph Blumhardt d. Ä. (1805 – 1880) über seine seelsorgerlichen Bemühungen um die Gottliebin Dittus ausgehen(6). Die Ereignisse von 1843/44 und ihre Rezeption können in mehrfacher Hinsicht als idealtypische Grunderzählung des Kulturwandels der Seelsorge verstanden werden. Der Dorfpfarrer und Seelsorger Christoph Blumhardt d.Ä. beschreibt in diesem Bericht seine zweijährigen, seelsorgerlichen Bemühungen um eine psychisch schwerkranke, junge Frau. Er wollte mit diesem Bericht der Kirchenbehörde seiner Gemeinde Möttlingen Rechenschaft über seine seelsorgerliche Praxis geben. Der Text gelangte jedoch durch eine Indiskretion an die Öffentlichkeit und zirkulierte bald in den unterschiedlichsten Versionen. Daher sah sich Blumhardt gezwungen, seinen Originalbericht zu veröffentlichen (7).
Seit der Reformation und bis weit ins 20 Jh. hinein wurde Seelsorge in konservativen Kreisen als Verkündigung (d.h. Predigt) gegenüber einem einzelnen Gemeindeglied verstanden. Diese an einem Gegenüber orientierte Verkündigung konzentrierte sich auf das Lob der Grösse Gottes und den Zuspruch seiner Gnade. Damit, so meinte man, wären die Probleme, die Menschen in die Seelsorge tragen würden, letztlich alle zu lösen (8).
Konservative Rezipienten des Blumhardt’schen Berichts meinten darin eine Bestätigung dieses Seelsorgekonzepts zu finden. Den äussersten Ausdruck dieser Bestätigung glaubten sie im Ausruf ‚Jesus ist Sieger’ zu hören, der in einer besonders dramatischen Seelsorgesequenz seitens der Klientin (bzw. ihres Bruders) ergangen sein soll: Die gequälte Gottliebin Dittus (bzw. ihre Angehörigen), so meinen diese Interpreten, erkannte dank Blumhardts verkündigender Seelsorge die Grösse und Gnade Gottes und bekannte nunmehr gläubig, Jesus sei Sieger auch über ihre ‚Quälgeister’. Tatsächlich trat in der Folge dieser Sitzung bald eine deutliche Besserung des psychischen Zustands der Gottliebin Dittus auf, die krisenhaften Zustände verschwanden angeblich. Konservative Theolog_innen schlussfolgerten, wenn selbst der psychisch schwerstkranken Gottliebin Dittus in ihrer äussersten Not durch die getreuliche Verkündigung des Seelsorgers habe geholfen werden können, wieviel mehr dann auch allen anderen Menschen.
Die Geschehnisse in der Kirchgemeinde Möttlingen wurden teilweise auch als eigentlicher Exorzismus (dt. Austreibung) gedeutet, in welchem Blumhardt an Gottliebin Dittus vorbei den sie besetzenden Dämonen gepredigt und befohlen habe. Varianten des Berichts, die sofort in Umlauf kamen und sich bei einer breiten Leser_innenschaft grosser Beliebtheit erfreuten, haben diesen Eindruck wohl verstärkt. Schauer- und Gruselromane lagen im Trend der romantischen Literatur des 19. Jhs. (9). Da war es naheliegend, Blumhardts Bericht in diesem Sinne phantasievoll-gruselig auszuschmücken und anzureichern.
Das Verständnis der Blumhardt’schen Bemühungen als Exorzismus verkennt jedoch das im Originalbericht dokumentierte Vorgehen vollkommen. So hat Blumhardt zunächst nie versucht den Dämonen zu predigen, sondern sich in seiner Verkündigung immer an die Gottliebin Dittus selbst gewandt und ihren Glauben an die Grösse und Gnade Gottes aufzurichten versucht. Sodann erkannte er sein konventionelles Seelsorge-Verständnis bald als nutzlos.
An diesem Punkt änderte er sein Vorgehen. Gleichsam intuitiv begann er, die Gottliebin Dittus über ihre Person und ihr Befinden zu befragen. Man könnte diese Strategieänderung Blumhardts als kopernikanische Wende der Seelsorge stilisieren: von der Verkündigung hin zur Erkundigung. Blumhardt wollte die Situation der Kranken besser verstehen. Die Ergebnisse seiner Erkundigungen bei der Kranken notierte er sorgfältig in seinem Bericht. Dieser Bericht schildert ausführlich das Familiensystem und das Kindheitserleben der Kranken und erkennt darin Voraussetzungen für das gegenwärtige Leiden der Frau. Der Bericht von 1843/44 entspricht in gewisser Weise dem, was Psychoanalytiker zu Beginn des 20 Jhs. in Patient_innenakten niederschrieben. Es erstaunt nicht, dass Blumhardts Bericht später auch aus psychoanalytischer Sicht interpretiert wurde: Seine Gespräche mit der Kranken hätten bei dieser eine Bewusstwerdung ihrer inneren Konflikte ermöglicht, wodurch die Symptome der Konflikte verschwanden (10).
Wie beschrieben, existierte das konservative Verständnis der Seelsorge als Verkündigung noch bis in die Mitte des 20. Jhs. und erlebt in gewissen neokonservativen Kreisen gegenwärtig eine Renaissance. Die Entwicklungen in der Medizin und Psychiatrie wirkten aber auch auf die Seelsorge bzw. die Wissenschaft der Seelsorge (sog. Poimenik) ein. Es existierte ein lebhafter Austausch zwischen Exponenten der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen; Pfarrer standen damals meist in hohem gesellschaftlichem Ansehen und wurden als akademisch gebildetes Gesprächsgegenüber geschätzt. Der Briefwechsel zwischen dem Zürcher Pfarrer Oskar Pfister und Sigmund Freud ist nur ein Zeugnis davon (11).

Entwicklungen in der Seelsorge in der zweiten Hälfte des 20. Jhs.

Ab Mitte des 20 Jhs. formierte sich unter dem Begriff Seelsorgebewegung eine breiter angelegte, nicht mehr bloss von einzelnen Exponenten getragene Neuorientierung der Seelsorge. Das Grundanliegen der Seelsorgebewegung war eine Annäherung an psychotherapeutische Theorien und Ausbildungskonzepte (12). Hierbei wurde zum einen der reflektierten Selbsterfahrung der Seelsorgenden viel Raum gegeben. Zum anderen wurde die nicht-direktive Gesprächsführung als Grundtechnik der Seelsorge propagiert (d.h. Erkundigung statt expliziter Verkündigung). Die teilweise interkonfessionelle Seelsorgebewegung war im deutschsprachigen Raum keineswegs homogen, denn die Psychotherapie als ihr säkulares Gegenüber war es in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. auch nicht. Zugleich wurde wiederholt der kritische Ruf laut, dass Seelsorge nicht zur ‚kirchlichen Psychotherapie’ verkommen dürfe. Diese Mahnung gründete nicht zuletzt in der Forderung, Seelsorge sei doch weiterhin als Teil der kirchlichen Verkündigung zu verstehen (13). Nunmehr sollte die Gnade Gottes in der Seelsorge jedoch nicht mehr predigend expliziert, sondern in Form der empathischen Zuwendung in der Seelsorge implizit vermittelt werden.
Angeregt durch die Seelsorgebewegung ergab sich in den 70er Jahren im Bereich der Praktischen Theologie (jener Disziplin der wissenschaftlichen Theologie, die sich mit der Theorie der kirchlichen Praxisfelder befasst) ein weiterer fundamentaler Wandel: die empirische Wende(14). Wiederum darf diese Wende nicht als singuläres Phänomen der Theologie angesehen werden, sondern muss im Zusammenhang mit der Etablierung der evidenzbasierten Medizin verstanden werden. Die evidenzbasierte Medizin bezieht ihre hohe Plausibilität daraus, dass die Medizin in vielen Bereichen eine massgeblich empirisch orientierte Wissenschaft ist. Dies trifft für die Theologie als hermeneutisch orientierte Wissenschaft nicht zu. Insofern wirft die empirische Wende in der Praktischen Theologie etliche Fragen auf: Ist die kirchliche Praxis – näherhin die Seelsorge – aufgrund eines bestimmten Outcomes zu beurteilen? Wie wäre dieser Outcome der kirchlichen Praxis zu definieren und empirisch zu messen? Können empirische Studien (oftmals semiqualitative Befragungen) diesen Outcome geeignet erfassen? Haben theologische Traditionen (beispielsweise der Glaube an die Gnade Gottes) ihr Recht jenseits der Ergebnisse empirischer Befunde? Zumindest konnte die Praktische Theologie seit der empirischen Wende an Ergebnissen empirischer Untersuchungen nicht mehr schnöde vorübergehen.
Die zuständigen kirchlichen Stellen versuchten, mit diesen sehr unterschiedlichen Entwicklungen Schritt zu halten und umzugehen, indem sie beispielsweise in der Spitalseelsorge Ausbildungsstandards formulierten und entsprechende Ausbildungen institutionalisierten. In den 80er Jahren war dies das Clinical Pastoral Training (CPT, 12 Kurswochen berufsbegleitendes Training) – in Deutschland Klinische Seelsorge Ausbildung (KSA) genannt (15). Kaum hatte sich diese Ausbildung etabliert, drängten sich auch andere Seelsorge-Konzepte und entsprechende Ausbildungsgänge ins Bewusstsein der kirchlichen Behörden. Der Versuch, die Ausbildung kirchlicherseits zu vereinheitlichen, konnte die faktische Heterogenität im Bereich der Seelsorge nicht aufheben. Im schweizerischen Ausbildungskonkordat gibt es derzeit drei anerkannte, recht unterschiedliche Seelsorgeausbildungen: Lösungsorientierte Seelsorge, Systemische Seelsorge und Clinical Pastoral Training (16).

Ausblick

Spätestens seit der Jahrtausendwende etablierte sich der Begriff Spiritual Care (17). Dieser Begriff entstammt ursprünglich der Palliative Care. Bald zeigte sich jedoch, dass spirituelle Belange nicht bloss im palliativen Bereich eine Rolle spielen. Das Novum dieser Entwicklung lag darin, dass der Begriff Spiritual Care nicht primär kirchlicherseits gesetzt wurde, sondern in medizinisch-pflegerischen Foren aufkam – allerdings oftmals durch religiös engagierte Personen portiert. In mindestens zweierlei Hinsicht verkompliziert sich dadurch die Gesamtsituation:
– Erstens muss eine grundlegende Verhältnisbestimmung und eine strukturell-institutionelle Aufgabenteilung geschaffen werden zwischen dem nach wie vor präsenten kirchlichen Dienst der Spitalseelsorge und der sich langsam etablierenden Spiritual Care. Es scheint sich dabei eine pragmatische Klärung derart zu ergeben, dass Spiritual Care als Policy der Kliniken (auch bzgl. der Mitarbeiter_innen) verstanden wird und die Spitalseelsorge darin als spezialisierte Spiritual Care funktioniert.
– Zweitens stellt sich die grundlegendere Frage, was der Begriff der Spiritualität denn eigentlich bezeichnen will. Offensichtlich ist mit dem Begriff der Spiritualität der Versuch verbunden, die Thematik aus religiös-konfessionellen bzw. kirchlich-institutionellen Zusammenhängen herauszulösen, zu öffnen und allgemeinzugänglich zu machen. Dem Begriff Spiritualität fehlt jene Bestimmtheit, welche den Begriff Religion vermeintlich auszeichnet und ihn deswegen bisweilen zur Irritation werden lässt. So scheint der Begriff Spiritualität geeigneter zu sein, die Bedürfnisse gegenwärtiger Menschen in einer globalisierten, säkularen Welt zu beschreiben. Möglicherweise wird dabei jedoch die ‚religiös-kulturelle Homogenität’ von real existierenden Religionen, näherhin der Kirchen zumindest im deutschsprachigen Raum weit überschätzt. Die evangelischen Kirchen der Schweiz haben seit 1870 liberale Verfassungen und verstehen sich als bekenntnisfreie Kirchen: Die Bestimmung dessen, was christlicher Glaube bedeutet, liegt im Ermessen der Mitglieder. So wird klar, warum Spiritual Care gegenwärtig massgeblich durch kirchliche Stellen in vielfältigen Kursen und Ausbildungen angeboten wird: Die Offenheit der Spiritual Care, ihr an Transkulturalität orientiertes Grundanliegen, entspricht dem in der zweiten Hälfe des 20. Jhs. entwickelten Selbstverständnis der kirchlichen Seelsorge.
Wie sich Spitalseelsorge und Spiritual Care mit – und nebeneinander entwickeln, wird die Zukunft zeigen. Wenn sich Kliniken verstärkt um die Spiritual Care bemühen sollten, so ist dies aus Sicht des Autors zu begrüssen. Es steht jedoch zu befürchten, dass Kliniken das Angebot der Spiritual Care der eigenen ‚kulturellen Homogenität’ in Form von Standardisierung der Aufgaben und Prozesse unterwerfen (18). Wenn dies der Fall wäre, so ist zu befürchten, dass der Offenheit, der positiv-verstandenen Zufälligkeit und der bisweilen ‚heilsamen’ Nutzlosigkeit der Seelsorge dabei nicht mehr ausreichend Rechnung getragen werden kann.

P.S. Der Autor dieses Beitrags gibt zu bedenken, dass aufgrund des dargelegten Sachverhalts auch dieser Text als eine zeitlich gebundene, partikulare Annäherung an die Thematik verstanden werden muss. Der Verfasser würde „kulturelle Aspekte (in) der Seelsorge“ vielleicht schon in einigen Jahren anders darzustellen versuchen, weshalb hier bewusst die Form des Essays gewählt wurde.

Pfr. Dr. theol. Luzius Müller

Reformiertes Pfarramt beider Basel an der Universität
Seelsorger im St. Claraspital

luzius.mueller@unibas.ch

1. z.B. der entsprechende Hinweis des Universitätskinderspitals beider Basel: https://www.ukbb.ch/de/ukbb/abteilungen-dienste/dolmetscherdienst.php (Stand: 29.6.2023)
2. Ein hilfreicher Clip zur Erläuterung der Grundbegriffe bei: https://www.youtube.com/watch?v=uGliHeQuWsI&t=95s (Stand: 30.6.2023)
3. z.B. Leitbild des Universitätsspitals Basel: https://www.unispital-basel.ch/dam/jcr:ee9de922-7254-4755-9459-4c427b32d9ab/uni023_wir_zeigen_haltung_11_a6.pdf (Stand: 30.6.2023)
4. so ähnlich z.B. auf der Homepage der EKD: https://www.ekd.de/was-ist-seelsorge-64624.htm (Stand: 30.6.2023)
5. Morgenthaler, Christoph, Seelsorge, Gütersloh 32017, 67ff.
6. Blumhardt, Johann Christoph, Krankheitsgeschichte der Gottliebin Dittus. Ausführlicher Originalbericht, neu durchgesehen, Basel 1950.
7. Scharfenberg, Joachim, Zur Lehre von der Seelsorge. Bewusstwerdung und Heilung bei Johann Christoph Blumhardt, Theologia Practica 4, 1969, 145.
8. z.B. Thurneysen, Eduard, Die Lehre von der Seelsorge, Basel 1948, 93.
9. Matuschek, Stefan, Der gedichtete Himmel. Eine Geschichte der Romantik, München 2021, 252ff.
10. Scharfenberg, Joachim, Zur Lehre von der Seelsorge. Bewusstwerdung und Heilung bei Johann Christoph Blumhardt, Theologia Practica 4, 1969, 140 – 155.
11. Noth, Isabelle (Hg.) Sigmund Freud – Oskar Pfister. Briefwechsel 1909 – 1939, Zürich 2014.
12. Morgenthaler, Christoph, Seelsorge, Gütersloh 32017, 61 – 65.
13. Winkler, Klaus, Die Funktion der Pastoralpsychologie in der Theologie, in: Riess, Richard (Hg.), Perspektiven der Pastoralpsychologie, Göttingen 1974, 111 – 121.
14. Klein, Stephanie, Empirisch theologische Forschung im Spannungsfeld von Humanwissenschaften, Theologie und Kirche, in: Heusser, Andreas (Hg.), Erfassen – Deuten – Urteilen. Empirische Zugänge zur Religionsforschung, Zürich 2013, 41 – 48.
15. Morgenthaler, Christoph, Seelsorge, Gütersloh 32017, 61 – 65.
16. vgl. https://www.bildungkirche.ch (Stand: 8.6.2023)
17. einen guten Überblick über die Entwicklung der Spiritual Care: Nauer, Doris, Spiritual Care statt Seelsorge? Stuttgart 2015, 22 – 43.
18. Diese Entwicklung zeichnet sich beispielsweise darin ab, dass seit einigen Jahren ein ‚Indikationenset für Seelsorge und Spiritual Care’ propagiert wird: https://www.palliative.ch/public/dokumente/was_wir_tun/fachgruppen/seelsorge/ndikationen-Set_fuer_Spiritual_Care_und_Seelsorge_-_Langfassung.pdf (Stand: 29.6.2023)

Limitations of Trainings in Cross-Cultural Competence – The Practitioner Perspective

Objective: Trainings in cross-cultural competence1 are of increasing importance for psychotherapists in order to provide adequate mental health care for patients with a migration background. Yet, little is known about practitioners´ perspectives on working with migrants. Method: Problem-centered interviews with 30 practitioners offering psychotherapy within the German mental health care system have been analyzed using Grounded Theory Methodology to get an insight into practitioners´ experiences with cross-cultural work.
Results: Practitioners have to deal with strong feelings of insecurity in their cross-cultural work. Feelings of insecurity were influenced by practitioners’ underlying cultural concepts, how specific they perceived the cross-cultural contact to be and how they saw themselves in their professional role as psychotherapists. Interestingly, the analysis shows that trainings in cross-cultural competence which mainly convey “culture specific” knowledge on a rather theoretical level might even increase practitioners’ feelings of insecurity.
Conclusions: Conventional teaching formats in cross-cultural competence might not provide psychotherapists with sufficient space to reflect on their insecurities, their “cultural concepts”, and their expectations of themselves in their professional role. Therefore, other settings are required. Dealing with practitioners’ perceived lack of knowledge in the context of culture could be an effective starting point to deal with cross-cultural insecurities.

Practicing psychotherapists are confronted with an increasing number of patients with a migration background2 in their daily work – not only in Germany. This upward trend reflects the worldwide development of migration: In 2015, the United Nations (UN) stated that the number of international migrants (persons living in a country other than where they were born) reached 244 million for the world as a whole − which is an increase of 41 per cent compared to 2000. In addition, the current report of the United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) stated that the number of refugees and asylum seekers reached a regrettable record in 2015 with 65 million people leaving their home countries due to war, conflicts, and expulsion worldwide. The impact on the mental health of migrants remains unclear to date (Moussavi et al., 2007). Epidemiological studies show that the risk of mental health problems is at least as high for migrants as it is for non-migrants (Machleidt & Calliess 2005), some studies found a higher risk of mental health problems among migrants (Bhugra et al., 2014).

Migrants as Mental Health Care Users – The Example of Germany

In 2016, 22.5 percent of the German population could be identified as persons with a migration background – the highest share in German history so far (Statistisches Bundesamt, 2017). According to current data of the annual report of the Migration Integration Policy Index (MIPEX), Germany’s migrant health policy is only partly successful, with Germany ranking 22nd below average compared to other countries (MIPEX, 2015). Health care for migrants in Germany seems particularly deficient in the field of mental health care. The few studies investigating the utilization of the German mental health care system found that immigrants are still inadequately treated (Koch, Küchenhoff, & Schouler-Ocak, 2011). So-called divergent ‘cultural concepts’ and health beliefs are discussed as challenges for mental health care providers as they may provoke feelings of uncertainty, expectations of communication difficulties as well as reservation and might thus lead to a refusal to treat patients with a migration background (Dreißig, 2015; Mösko, Gil-Matinez, & Schulz, 2012).

Reception of the international Discourse on Multiculturalism and Diversity in Germany

In summary, the professional discourse on the importance of multiculturalism and diversity especially in the disciplines of psychology and medicine clearly started earlier in the Anglo-American countries compared with Germany. Indeed, the constructs of race, culture, and intergroup relationships have been research areas for psychologists since nearly the beginning of psychology (e.g. Allport, 1954). Since 1973, the American Psychological Association (APA) has maintained that the provision of multiculturally competent mental health staff is an ethical imperative (Korman, 1974). Prior to the introduction and approval of the Multicultural Guidelines of the APA (2003), several critical foundational publications provided a framework and a starting point that have influenced professional discourse on the importance of multiculturalism and diversity in the field (e.g. Arredondo, 1998; Atkinson, Morten, & Sue, 1979; Sue Arredondo, & McDavis, 1992; Sue & Sue, 1998; for a brief historical overview of multicultural counseling see Baruth and Manning, 2016).
Even though Germany has been a destination for immigrants since many years, it was not politically recognized as „country of immigration“ until 1999 (Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Bundesministerium des Inneren, 1999). This fact is discussed as possible reason for the comparatively late begin of research activities in the field of mental health improvement for migrated patients and cross-cultural competencies (Rommelspacher, 2008).
Subsequently, clinicians and researchers have increasingly demanded a greater “cross-cultural opening” of the mental health care services in Germany with the result that several guidelines were developed (e.g., The Sonnenberger Guidelines) to improve the focus on migrants’ needs and to provide orientation for mental health care professionals (Machleidt & Sieberer, 2013). Cross-cultural competencies of mental health care professionals have been discussed as an essential factor in the debate about adequate treatment for migrants with mental health problems (DGPPN, 2012, 2016). But, up to now, curricula for students of psychology, medicine, nursing and social work do not generally include lectures and course work on cross-cultural competence in health care provision, as they do for example in the Anglo-American countries (Fuentes & Shannon, 2016; Kirmayer et al., 2011; Quirk, 2012). Post-graduate training in the mental health care professions in Germany does not include this subject regularly either. The few existing training programs in cross-cultural competence in Germany derive from the Anglo-American countries. They are adapted to the local mental health care systems (Beach et al., 2005) and not sufficiently evaluated (Anderson, Scrimshaw, Fullilove, Fielding, & Normand, 2003). Currently, evaluated training programs to improve those competencies are lacking in Germany. One new training program to improve cross-cultural competencies in Germany was based on the conception of cross-cultural competence according to Sue et al., 1992 (Reichardt et al., 2017).

The Concept of Cross-Cultural Competence

In psychological or medical theory and research on cross-cultural competence, a lot of different definitions of the concept “cross-cultural competence” are used. Often, a so-called static conception of culture is assumed (Steinhäuser, Martin, von Lersner, & Auckenthaler, 2014). Certain approaches have criticized the concept of cultural competence because of its separation of multiculturalism and social justice by focusing on acquiring knowledge about „other“ cultures and assuming a static concept of culture. To overcome this, it was suggested to foster a critical consciousness of the self, others, and the world, and to support the awareness for concerns of social justice (Kumagi & Lyoson, 2009). A rather systemic constructivist understanding of culture, as suggested for example by Ahmad and Reid (2009), questions the idea that culture is „a thing people ‚have‘“ (p.2). Humanistic psychotherapies have coined the term “contextualism” for this approach (Comas-Diaz, 2012; Schneider, Pierson, & Bugental, 2014). When recognizing the relevance of context, a patient’s individual perspective becomes more important and a less ethnocentric psychological theory is needed to interpret a client’s behavior. Compatible with this, it was argued that psychotherapists should consider cross-cultural competence at the level of agency and institution and should pay greater attention to the influence of socio-political systems in individual functioning and therapy processes (see for example Dadlani & Scherer, 2009; Kirmayer, 2007; see also the concept of Multicultural and Social Justice Counseling Competencies by Ratts, Singh, Nassar, McMillan, Butler, & McCullough, 2016). The term cultural humility as a therapeutic framework is used frequently. Instead of focusing on skills and knowledge about different cultures, it rather emphasizes the need for change in attitude (in lifelong learning processes), the necessity to be aware of power imbalances as well as to be humble in every interaction with everyone (Davis et al., 2018; Mosher et al., 2017; Owen et al., 2015). Furthermore, considerations concerning adequate learning formats for cultural competencies led to the result that „a one-size-fits-all approach“ to cultural competences is destined to fail (Adames, Fuentes, Rosa, & Chavez-Dueñas, 2013).

The Perspective of Mental Health Care Professionals

Little is known about how psychotherapists themselves experience the cross-cultural setting and what they consider to be helpful (Hays, 2009). There is evidence deriving from international studies that psychotherapists experience varying degrees of distance and separation from their migrated patients. For example, therapists expected a certain language barrier and anxieties about communication before meeting the patient (Bowker & Richards, 2004). Furthermore, professionals mentioned different values between the migrated patient and their therapist, challenges arising from language differences, different conceptions of psychotherapy and so-called “cultural misunderstandings” (Suphanchaimat, Kantamaturapoj, Putthasri, & Prakongsai, 2015). Other study results show that psychotherapists tend to refuse patients with migration background due to language difficulties (42,8 percent) or cultural issues (8,4 percent; Mösko et al., 2013). Still, studies provide inconsistent results about what therapists themselves consider helpful when treating migrated patients: On the one hand, practitioners think that a specific advanced training does not seem to improve treatment. Instead, the required knowledge and sensitivity seems to be gained during contact with the patient (e.g. Vallianatou, Leavey, & Brown, 2007). On the other hand, (mostly quantitative) studies reported that high rates of participants considered trainings in cross-cultural competence to be useful (72 percent). Interestingly, only 9 percent of participants of that study stated that they had already taken part in such a training (e.g. Mösko et al., 2013).

Open Questions and Aim of this Study

The strong importance that cross-cultural competence is ascribed to reduce racial and ethnic disparities in mental health services is not yet reflected in robust evaluation research showing that paying attention to cultural factors really improves clinical services (Tao, Owen, & Imel, 2015). There is still a lack of research focusing on the specific experiences of psychotherapists working in cross-cultural settings and we miss information about what practitioners consider to be helpful (Moleiro, Freire, Pinto, & Roberto, 2018; Owen, 2018). This study aims at examining the perspective of practicing psychotherapists in the cross-cultural setting. How do practitioners experience this work? What are the challenges they encounter when providing treatment to migrated patients? This article seeks to answer these questions by analyzing the experiences of practitioners working with migrated patients – German practitioners will stand as an example.

Methods

Grounded Theory Methodology is both a research paradigm and a set of coding methods that are used to generate inductively a data-grounded theory about an underlying phenomenon (Strauss & Corbin, 1998). The steps of data collection, data analysis and theory development interweave.

Data Collection

The initial stage of data collection depends on the basic research interest (here: the subjective view of mental health care professionals on working in a cross-cultural setting). In accordance with Glaser and Holton (2004), the process of data collection is controlled by the emerging theory. Therefore, the researcher cannot plan data collection in advance of the emerging theory. Still, theoretical knowledge about the subject of interest is needed to be able to recognize the relevant data (theoretical sensitivity; Glaser & Strauss, 1967). Our theoretical pre-knowledge was reflected in our research team. The process of writing theoretical memos also helped us to increase theoretical sensitivity. Memos are theoretically notes about the data and the conceptual relations between categories (Glaser & Holton, 2004). They contain decisions as well as theoretical ideas and help the authors to reflect their own positions.
Problem-centered interviews (Witzel, 2000) were conducted with mental health care professionals working in different therapy settings (psychiatric hospital, psychotherapeutic outpatient, outreach clinic). The format of problem centred interviews is semi-structured and consists of four instruments: a short questionnaire to query relevant facts, an interview guideline, tape recordings of the discussion and a postscript to note down situational and non-verbal aspects and initial interpretation ideas (see also Kuckartz, 2010). The interview guideline was developed based on the suggestions by Helfferich (2011). She suggests starting with an open brainstorming to collect all relevant questions to the research question. Then, gradually the questions are filtered, selected, and ordered while frequently approving their contribution to the research question. Helfferich suggests including different types of questions to the interview guideline: core questions (formulated as open as possible to enable the interviewee to talk freely), questions to support the narrative flow, and concrete questions or comprehension questions. Four open core questions were formulated to stimulate longer narrative episodes: 1. Could you tell me something about the context of your work? 2. Could you tell me something about your work experiences with patients with migration background? 3. What do you consider to be helpful in working with patients with a migration background? 4. What would you recommend for working with migrated patients?

Sampling

Thirty German mental health care professionals working in therapy-related fields (psychiatric hospital, psychotherapeutic outpatient clinic, outreach clinic, psychological counselling service) were interviewed. To gain a possibly wide range of heterogeneous cases and consequently as much relevant information as possible, we followed the principle of „minimum and maximum contrast“ (Strauss, 1987): individual cases were chosen and compared to one another with respect to their substantive characteristics and features. Participants differed concerning sex, age, psychotherapeutic orientation and years of work experience. All interviewees were working in the German mental health care system as psychotherapists or co-therapists. Ten participants were still in a three to five-year training to become licensed psychotherapists. Twenty participants were already accredited psychotherapists (see table 1).
To recruit participants, a letter providing information about the study and researchers’ contact details was forwarded to therapists at different psychiatric hospitals, psychotherapeutic outpatient clinics and outreach clinics. Similarly, it was sent to different psychotherapy training institutes to reach psychotherapists in training. The interviews were conducted at the working places of the interviewees. The individual interview duration ranged between 60 and 120 minutes. Before the interview, the interviewees’ informed consent was achieved by providing them with information about the purpose and the course of the investigation, the recording of the interviews as well as the transcribing and anonymizing process. The ethical principles of informed consent, confidentiality and avoiding harm were followed rigorously. All personal data as well as any identifying information about the institution were anonymized during the transcription process. In this paper, all quotations taken directly from the interviews are italicized.

Data Analysis

The analyzing process was based on the coding procedures of Grounded Theory Methodology, including open coding, axial coding, and selective coding (Strauss & Corbin, 1998). The first step is data collection to be able to form codes, concepts, and categories. These form the basis for the emerging of a theory. Data analysis contains three steps that are recursive: (1) Open coding. Segments of data were categorized with a short name that at the same time summarized and accounted for each piece of data (Charmaz, 2014). So-called in vivo codes were mainly created. In vivo codes are theoretically rich remarks of interviewees. While sticking closely to concrete utterances, they are still able to explicate the subjective theories manifested in the underlying data (without merely reproducing existing academic theories). The categories that turned out to be the most fitting were chosen to sort, integrate and organize the data material. Then, the codes were formed to preliminary categories which include information about the phenomenon. (2) Axial coding. Axial coding was used to relate categories to subcategories, specify the properties and dimensions of each category, and compile the date we had first fractured during open coding, which allows new ways of understanding the investigated phenomenon (Charmaz, 2014). (3) Selective coding. The final stage of data analysis can be described as the process by which categories are related to a “core category” and the core category systematically being related to the other categories and subcategories while validating those relationships. The category system was validated according to the recommendations of concept building, the constant comparative analysis, building minimal and maximal contrasts, as well as constantly writing and analyzing memos. Data collection and analysis was continued until new material did not generate new information and the category system did not change any more (this is called data saturation; Strauss & Corbin, 1998). Preliminary results were repeatedly discussed in a research seminar. Moreover, the research process of collecting and analyzing data was continuously discussed in a research team consisting of four researchers with different professional backgrounds (ethnology, sociology, psychology, economy).

Results

The analysis of 30 interviews resulted in 12605 meaning units. 127 meaning units were deemed unrelated to the subject and therefore were excluded from analysis. The remaining 12478 meaning units were organised and analysed, and finally yielded a model consisting of four categories, of which one was identified as the core category or central phenomenon, named cross-cultural insecurities (1). Three further categories were identified: intervening conditions of cross-cultural insecurities (2), context factors of cross-cultural insecurities (3), and effects of insecurities on emotions and actions (4). The four categories contained of twelve lower-level categories, described below.

Category 1: Cross-Cultural Insecurities

The mental health practitioners of our study experience the cross-cultural setting as unsettling in many ways. The mere information that a patient has a migration background seems to unsettle practitioners in advance. Practitioners described two types of insecurities they experience when treating migrated patients: insecurities regarding their own therapeutic behavior in the cross-cultural setting and insecurities concerning the therapeutic relationship when treating a migrated patient.

Insecurities regarding own therapeutic Behavior in the Cross-Cultural Setting

Insecurities regarding the therapeutic behavior are mainly related to the interventions used during treatment. Practitioners worry if they can use the same techniques for migrated patients that they also use for their other, non-migrated patients. They often reported the feeling of having done something “wrong” during treatment: “She [the patient] was irritated after I asked her about her religion. And that was a moment where I realized: I made a mistake.” (IP2, ll. 59-863).

Insecurities concerning the therapeutic Relationship when treating a migrated Patient

This subcategory includes insecurities about topics that might be taboos. For example, religion was mentioned several times as a topic which practitioners feel a lot of uncertainty about. They are for example worried to ask the wrong questions and to hurt the patient without realizing it. Furthermore, practitioners reported uncertainty concerning their own professional role in the cross-cultural context. They wonder how migrated patients experience their role as practitioners and if the treatment satisfies the patient. Some interviewees stated that they are feeling insecure in a general sense in contact with migrated patients because they were afraid of being or acting racist in some way: “It is a general uncertainty how to behave: How to behave correctly? What is acting in an ethically correct manner? When am I acting racist?” (IP5, l. 746). They fear not to be able to fulfill their patients´ expectations of treatment: “And I felt this pressure: I am the German therapist and I won´t be able to give her what she really needs from me.” (IP5, ll. 396-398). Noteworthy, role-related insecurities were reported mainly by young practitioners who have just started working while the other insecurities mentioned were reported by all practitioners regardless of their work experience.

Category 2: Intervening Conditions of Cross-Cultural Insecurities

We identified conditions that substantially influence practitioners’ insecurities in the cross-cultural setting in its extent. These two subcategories are underlying cultural concepts3 and the experience of the cross-cultural setting as distinct from other therapeutic settings.

Underlying Cultural Concepts

Most interviewees have a static concept of culture rather than a dynamic one. That means, they clearly associate culture with nation and assume cultural groups to which several countries relate. Thus, every human being inherits a certain “culture” from birth. Therefore, the interviewees presupposed that two people from two different countries are “culturally” different in principle. In line with this, “cultural” difference becomes greater the greater the geographic distance between two countries is and stays geographically fixed: “You have a patient and he has slit eyes. And he comes from China. Or somewhere else. Then you reason: this patient ticks differently. If you have patients coming from the US, he or she ticks almost the same as I do. That means, it is much less visible. But they- really, they do tick differently.” (IP11, ll. 688-691). It seems noteworthy that the interviewees regard the ways a person thinks and feels to be “culturally” determined. Furthermore, professionals believe that culture determines how contact with another person is established, how mental health problems are dealt with and what position an individual holds in society. Observed characteristics (and life circumstances) of a patient are interpreted as characteristic of his or her cultural background: “…women for example, if they are ill and they have another cultural background, they may moan much loader. It is just their cultural background that makes them moan that loud.” (IP 5, l. 1145). In the interviews, the question often arose whether patients’ behavior or way of thinking is culturally or individually determined. Practitioners hope to get orientation and certainty about treatment by answering this question.

The Experience of the cross-cultural Setting as distinct from other therapeutic Settings

All interviewees consider the encounter with migrated patients to be different from encountering non-migrated patients and they regard the fact of the patient’s migration background to be an issue in their treatment. For some practitioners it seems to be an essential topic in treatment even though the patient does not specifically mention it as important: “[…] well, I cannot imagine that it [the migration background] doesn´t affect a person or that it is not a topic at all […]” (IP1, ll. 476-477). Others think that it does make a difference, but rather a small one: “[…] I think, the difference is not big. And I wouldn´t make much of a difference, just because there are some cultural differences.” (IP7, ll. 392-398). Nevertheless, a patient’s migration background never goes unnoticed by therapists and some therapists mentioned how surprised they were after treatment that the migration background was hardly ever discussed. Practitioners expect patients with migration background to bring foreign topics into the (therapeutic) setting, which the practitioners do not know how to deal with. In line with this, practitioners expounded the problem of different values and attitudes between their migrated patients and themselves, which, in their opinion, increases the distance within the therapeutic relationship. Also, practitioners assumed a lack of knowledge on the side of migrated patients of how treatment (e.g., psychotherapy) works and therefore expect migrated patients to have unrealistic expectations of treatment. Practitioners reported that they sometimes feel forced to act against their own values and to accept unacceptable behavior to solve situations, e.g., accepting family members as interpreters. Besides that, practitioners reported that migrated patients come to treatment with a lot of socially determined problems (e.g., unemployment), more than other, non-migrated patients. Another difference that practitioners found in patients with migration backgrounds is the patients’ basic expectation of being discriminated against by the practitioners and the whole mental health care system. The differences practitioners perceive convince them that treating patients with a migration background must be – somehow – different and that there is need for something special as the following quotation shows: “[…] it is clearly not enough to just face them [patients with migration background] normally, but one requires a certain sensitivity for their culture […]” (IP6, ll. 684-686). Noteworthy, if practitioners have a static cultural concept and consider the “cultural” background of a patient to be important in their treatment, they reported more insecurities since they feel more (emotionally) distant from the patient and attribute this to the different “cultural” background, which they could not overcome. Accordingly, they assume a definite (theoretical) knowledge to be a prerequisite for the treatment of a patient from that “culture”. This may, obviously, result in the conviction of not being well-prepared (i.e. lacking sufficient theoretical knowledge about a certain nation) and therefore not having enough competencies to treat migrated patients adequately.

Category 3: Context Factors of Cross-Cultural Insecurities

Four lower-level categories were identified that influence practitioners’ feelings of insecurity in a more contextual manner. That means that these categories impact feelings of overstrain in a more subtle and implicit way.

The medical Model of Psychotherapy

The data indicate that the interviewees base their work upon assumptions that derive from a medical model of psychotherapy (for example criticized by Wampold & Imel, 2015). That means that they focus on the psychological disorder of their patient and use psychological explanatory models for the disorder. Within these models, theoretical knowledge allows for assumptions of how changes of the disorder are possible. Furthermore, success of a certain treatment is considered to be based on the interventions of the professional. That may explain why the interviewed practitioners, especially if they work without a team, reported that they do not feel prepared for dealing with the mostly socially determined problems of their (migrated) patients. They do not feel confident about questions of referral (Which institutions are competent in dealing with certain social questions?) and do not think they have access to a professional network: “There are not enough institutions for these people [migrated patients], we have not enough knowledge, not enough network. It is so sad.” (IP17B, l. 473). There is high insecurity regarding laws and political decisions (e.g. concerning financing interpreters) among the interviewees and they reported a lack of time to keep their knowledge constantly up to date. One interviewee stated, migrated patients do not need „real psychotherapy, but rather contact and information.“ (IP17, l. 320).

The public and scientific Discourse on Migration

The interviewees reported that they follow the public and scientific debates on migration through the media, professional journals, and related events in the scientific community. The analysis of the data shows that the practitioners’ view of patients with migration backgrounds seems to be strongly influenced by the current public and scientific discourse on migration. The data indicate that they seem to have a clear picture of migrated individuals in Germany as not having been integrated successfully into German society. Some interviewees considered this lack of integration to be the main reason for mental distress: “That is the problem: that they are not fully integrated into society. Of course, they develop mental health problems. But these are all resultant problems deriving from, for the most part, integration problems.” (IP7, ll. 229-232). They assumed that migrated people face hard times finding work and housing and getting settled in Germany. Furthermore, therapists seem to be convinced that migrated persons have no or only few options to influence their life conditions. Instead they face daily anticlimax, barriers and disadvantages in their attempts to be integrated into German society: “I maintain that our society is profoundly racist. And that´s why every migrated patient is used to encounter racism everywhere. That´s a problem for our work. Some even ask this: ‘I would like to know if you are racist.’” (IP1, ll. 425-433). The interviewees believe that migrated people, especially their patients, have to deal with discrimination by individuals and by the system: “[…] and I still remember this – insults or something like this [by colleagues].” (IP5, ll. 1212-1213). They reasoned that this might lead migrated patients to develop extraordinary expectations as far as their psychotherapeutic treatment is concerned, and they do not dare to limit patients’ expectations as they are used to do with other clientele.

Mental Health Care Structures in Germany

Practitioners problematized the relationship between migrated patients and the mental health care system: they are convinced that migrated patients are not treated adequately, and they see many barriers for migrated patients to get into the mental health care system: low levels of education and insufficient knowledge of the German language, fears of stigmatization and reservations concerning the mental health system. Furthermore, practitioners seem to accept that the mental health care situation for migrated patients is worse than for non-migrated patients − they consider the mental health care structures to be responsible for the unsatisfactory conditions. But in their view, effecting the necessary reforms as individuals seems impossible: “[…] but I think they [migrated patients] benefit worse from the wards. It is normal that patients who have a migration background do not really benefit from the treatment as—and this is accepted […]” (IP4, ll. 1316-1328).

The Practitioner’s Construction of their professional Role

There is evidence in the data that practitioners often see themselves as representatives of society. Some statements of the interviewees indicate that they feel a huge responsibility not only for dealing with mental disorders but also as ‘midwife of integration’. They feel responsible not only to help migrated patients ease their symptoms but also to help them become integrated into German society. Some practitioners state that they feel responsible to repair the deficits that politics and society have caused. The data indicate an intrinsic demand on themselves to treat everyone equally (and to avoid any discrimination) regardless of diagnosis or culture. The data show practitioners very high sense of responsibility to be helpful in their work and to act as ‘bridge builders’ for migrated patients in particular: “One needs to reach the patients. That´s important. No? And to tear down barriers, to build bridges, and you achieve this by informing them that we exist.” (IP7, ll. 621-623). It seems that they feel trapped between the demands of their migrated patients and the expectations placed on them by society, politics and – not least – by themselves.

Category 4: Effect of cross-cultural Insecurities on Practitioners Emotions, Attitudes, and Behavior

Several consequences of practitioners’ insecurities on their emotional reaction, their attitudes, and resulting behavior emerged from the data and resulted into four lower level categories.

Effects on Practitioners emotional Reactions

The data indicate that the insecurities experienced by practitioners are associated with different emotional reactions. Practitioners reported that treating migrated patients is associated with an increase of work in different ways: possible language problems require extra effort, especially because they have no or very little experience in working with translators. Even more, they report many concerns about engaging them. Practitioners find that migrated patients do not have the same psychological explanatory models as they do so that they feel the need to “teach” the patients, which seems to be arduous and exhausting: “It was educational work.” (IP17B, l.189). Some practitioners reported that working with migrated patients increases their workload to such an extent that they reach their personal limits. Moreover, building a therapeutic relationship with migrated patients is associated with more time and even with more economic resources. As a result, practitioners reported that they do not feel satisfied with the quality of their work in the cross-cultural setting; instead, they often feel helpless and overwhelmed by a societal responsibility they are ill-equipped to deal with. Moreover, they reported feelings of shame since they feel insufficient due to a lack of “culture” specific knowledge. They seem to feel responsible not only for treating mental health problems, but for making the migrated patients “fit” for integration. One interviewee described himself as “a poor little psychotherapist” (IP7, l. 518) who seems to be in charge of the deficits politics and the society had caused. Some interviewees stated that these thoughts evoke frustration and aggression.

Effects on Practitioners Behavior towards treating migrated Patients

Practitioners reported that they behave differently because of this situation: some statements indicate that the practitioners lose interest in the cross-cultural topic, which might lead to a refusal to treat migrated patients at all: “Yes, I had more work with him [a migrated patient] in the beginning. I had to teach him the whole and needed to explain what it all is about and so on. Of course, it was a barrier.” (IP1, ll. 761-764). Others stated that they did not feel like treating migrated patients because they considered the therapy to be exhausting: “[…] because I can choose the patients I want to treat and because I do not feed like treating this clientele. It is just that you can only talk with them with a translator. And that is difficult. And even if they are differentiated, it still is very exhausting. Very exhausting.” (IP11B, ll. 83-89). Others stated that they would rather refer migrated patients to other institutions. Another result of our investigation is that practitioners become more and more uncertain about acting in an adequate way and feel increasingly irritated by their migrated patients’ needs.

Practitioners Attitudes to Patients Needs

Practitioners attitudes towards needed competencies for a (cross-cultural) treatment may result from practitioners perceptions of what patients need for a successful treatment. Even though practitioners generally believe that a migration background must play a role in treatment, two different opinions of what migrated patients need for an adequate treatment were discernible: some practitioners are convinced that there is no need for any specific competency to treat migrated patients, while other practitioners strongly believe in the need for specific competencies or tools.
If practitioners think that there is no need for any specific treatment, they believe in the universal needs of every individual instead and consider the same requirements for every patient: feeling understood, supported and taken seriously. In line with this, practitioners believing in the latter think that there is no need to gain any extra theoretical knowledge. In contrast, they emphasized the risks of manualized treatment: “[…] yet everyone is an individual every time, and then the danger is, when you approach it with such a manual, that you then look at him only as a butterfly, a mounted butterfly – such a specimen of his kind. That’s not a good basis for working together.“ (IP1, l. 843). In fact, it seems more appropriate to be open to the topics the (migrated) patients bring up and to ask questions if the patient’s meaning is not understood. Being authentic seems to be more important to them than any specific tool. Common attitudes were mentioned by these practitioners, e.g., appreciation, curiosity, sensitivity and tolerance. In this context, practitioners do not believe that these competencies can be distilled into specific tools or trainings for a particular clientele. Therefore, a seminar in cross-cultural competence appeared almost as a farce to them: “[…] I’m not going to learn that in a seminar in two and a half days, that’s ridiculous. And I then think that’s almost dishonest.” (IP7, l. 529).
Other practitioners believe that specific competencies are needed for adequate treatment and that these competencies can be taught and trained. Usually, they meant rather theoretical knowledge about a specific nation. This knowledge should be gained in seminars, trainings and manuals. Interviewees who ascribe to this view associate an increase of knowledge with an increase of security and orientation within the treatment process. Otherwise, none of the interviewees stated that they would need such specific knowledge or that they would like to attend a seminar in cross-cultural competence themselves. If trainings in cross-cultural competence were considered a helpful solution, the interviewees rather formulated it as a recommendation for younger professionals. Another critical point was that interviewees problematized the lack of voluntariness for advanced trainings in cross-cultural competence. It seemed only helpful for them if one could attend these trainings voluntarily.

Practitioners Attitudes to Requirements for improved Treatment

Whether or not practitioners feel the need for specific requirements depends on the importance they attribute to a patient’s migration background. Specific knowledge was seen as a potential solution for a perceived lack of competence, whereas structural changes came into focus when practitioners felt sufficiently competent.
If they wish to improve their competencies, practitioners consider a more intimate setting where they can discuss open questions and experiences with colleagues to be more helpful than a seminar or training. They wish to reflect on stereotypes and the process of stereotyping and hope to get thought-provoking impulses: “[…] and I would say the confrontation with one’s own prejudices are important. And I wished that to be a provocative process.” (IP1, l. 480). Practitioners also mentioned that they would need more courage to treat migrated patients: to ask the patient questions and to show personal insecurities or lack of knowledge concerning the patient’s experience and country of origin and, by doing so, get into a stable therapeutic relationship with their patients. They wish to be more up to date with the relevant laws and regulations and their implementation. Knowing the local professional networks is seen as a support. Some practitioners believe that they find certainty and orientation in a specific therapeutic concept for migrated patients. All in all, interviewees expressed that they wish to get more support and validation for their work. If practitioners consider lack of integration into German society as a main source of mental health problems for their migrated patients, they see a proper job and German language classes as more important for their patients than their improved competencies as practitioners. Structural, political, and societal changes are needed in their opinion.

Discussion

As described above, cross-cultural competence in psychosocial care has become a more important concern, also in Germany. Some of the interviewees have not received a formal cross-cultural training themselves but draw from their working experience. This study thus may offer the unique chance to document and describe how this competence is developing as psychotherapeutic quality. And, even more interesting, our empirical data from Germany seem to support the theoretical approaches (e.g., the concept of cultural humility), basically deriving from Anglo-American countries, which have not reached the German discourse yet.
First, the implications we derived from the data are presented. They concern practitioners’ insecurities and how to deal with them on the one hand and, on the other hand, the acquisition of cross-cultural competence and how it could be improved. Then strengths and limitations of our study are discussed.

Implication 1: Raising Psychotherapists Capacities to deal with personal Insecurities

Trainings in cross-cultural competence should raise the psychotherapist’s capacities to deal with personal insecurities. We consider this a (life) long learning process in experiential and reflexive learning formats (e.g., supervision, encounter groups).
Our research shows that practitioners face a lot of challenges in cross-cultural encounters and how this might lead to feelings of insecurity and distress. It seems particularly important that practitioners are sensitive to their own emotional reactions when working with patients with a migration background (e.g., feeling uncertain or frustrated) in order to be aware of possible consequences (e.g. refusal of patients, own depletion, higher tendency to stereotype) and in order to find ways to deal with these feelings. It seems necessary, that practitioners meet settings to reflect on their own stereotypes and the function of stereotyping by asking themselves questions such as: Why am I explaining a certain behavior of my patient by his/her cultural background? What is the consequence of this explanation? What is my expectation when treating this patient? The concept of cultural humility is fitting with our results and might provide ways for psychotherapists to work with personal insecurities and to engage in a connection with their clients instead (Davis et al., 2018; Mosher et al., 2017; Owen et al., 2015). Furthermore, our results indicate that practitioners seek to become more encouraged to work with migrated patients. What could be an adequate format to acquire this? Our data question conventional trainings where merely (theoretical) knowledge is taught and learned as a suitable format. This format might give practitioners the impression that specific (theory-based) knowledge and specific tools are needed to treat patients with a migration background and that without them one is not only ill-equipped but also not entitled to do so. It is doubtful to which extent personal feelings of overstraining or insecurities can be contained. Instead, it seems necessary to support a deeper exchange with other practitioners facing the same challenges, e.g., in supervision or supportive professional peer group settings. This idea is supported by studies that show that practitioners rate supervision to be highly beneficial to their professional development (Ronnestad & Orlinsky, 2005). When implementing trainings in cross-cultural competence, the excessive demands of the profession and the limited time resources of practitioners need to be taken into consideration. Otherwise, the training would risk producing the direct opposite of what it intends to achieve (increased feelings of overstraining and therefore a higher chance of refusing to work with this clientele). Our article wishes to encourage practitioners to start talking about the feelings they experience in cross-cultural encounters and ensure support through supervision or supportive professional peer groups.

Implication 2: Fostering a Dynamic and Contextual Model of Psychotherapy

Trainings in cross-cultural competence should foster a dynamic and contextual model of psychotherapy including culture as one aspect among (many) others. A dynamic concept of culture is the absolute prerequisite to overcome one-sided culturalization and stereotyping.
The reflection on one’s own cultural concepts seems to be important, because, as our results show, a static concept of culture may increase the risk of stereotyping and in turn inhibits individualized treatment. If theoretical based seminars are offered, it seems important that “culture” specific knowledge is eluded to avoid one-sided culturalization and stereotyping by imparting a dynamic concept of culture. Practitioners might conclude that stereotyping reduces insecurities because it simplifies reality. But, as our results show, the resulting explanatory models might be oversimplified and rather hinder than help when trying to understand an individual’s behavior, which might in turn increase insecurities.
Furthermore, a different conceptual understanding of psychotherapy, which focuses more on contextualism and holism, might also reduce stereotypes and might help dealing with insecurities because a practitioner’s particular understanding of reality is emphasized (for the contextual model of psychotherapy, see Wampold & Imel, 2015). Our data indicate that a one-sided imparting of rather theoretical culture-specific knowledge might foster the illusion that only theoretical knowledge qualifies for treating migrated patients and could discourage practitioners even further from offering cross-cultural treatment. Instead, practitioners need to reflect on their attitudes concerning their professional role: How does theoretical knowledge impact the way I work with my patients? How do I deal with not knowing? A broader understanding of professional competencies of psychotherapists is needed. The discussions concerning the competency movement (Rubin et al., 2007) or “deliberate practice” (Ronnestad & Skovholt, 2001) may provide helpful suggestions. They emphasize that the development of psychotherapeutic competencies is a long-term and complex learning process. This should be kept in mind when discussing the development of cross-cultural competence.

Implication 3: Building supportive Structures for Psychotherapists

Trainings in cross-cultural competence should focus on building supportive structures for psychotherapists. Trainings in cross-cultural competence should impart migration-related laws and networking opportunities in the cross-cultural context as our results implicate. The discussion about improvements in mental health care for migrated patients should not focus on the individual practitioner and her/his competencies alone. Psychotherapists may regain a feeling of self-efficacy by addressing the structural problems in political actions. In this way they redirect the responsibilities to the causes. In their sessions it may be helpful to mutually address these issues with their patients. This could also decrease the high level of responsibility practitioners feel and would probably make working with this clientele more attractive. Improving the mental health care situation for patients with a migration background by increasing cross-cultural competences of practitioners can only be constructive if the needs of practitioners are taken into consideration.

Strengths and Limitations of the Study

One strength of our study is that it examined a unique population (practicing psychotherapists) concerning their experiences in the cross-cultural setting. As far as we know, there is no comparable examination, studying this topic with this certain qualitative approach. Another strength is the comparatively high number of participants (compared with usual numbers of participants in qualitative research designs). Furthermore, our methodical approach (theoretical sampling, which is considered to be a technique of generalizability/ external validity) meets the requirements of Williams’ postulate of “moderate generalization” of our results (Williams, 2002, p.131). Still, our study is exploratory and therefore results need to be carefully interpreted. One of our most salient limitations of the current research is that our sample only comprised psychotherapists working (and being qualified) in Germany. This further limits the representative status of our results. Still, the question of how to deal with feelings of insecurities in the psychotherapeutic encounter seems relevant, independent from the country of origin or the causes of feelings of insecurity. Also, the question of how to deal with stereotypes and prejudices seem an actual and timeless challenge. We hope to be able to stimulate the international discourse on content and format of competence acquisition (what should be trained, and how?) with our empirical material and our resulting implications.

Footnote:

1. In this paper, the construct of being or acting cross-cultural (equally used with the construct of transcultural/ transculturality) is understood in line with Welsch (1999) and is defined to include race, ethnicity, class, gender/sex, religion, sexual orientation, and ability/ disability status. To give one example of a definition of cultural competence: „Multicultural counseling competence is defined as the counselor‘s acquisition of awareness, knowledge, and skills needed to function effectively in a pluralistic democratic society (ability to communicate, interact, negotiate, and intervene on behalf of clients from diverse backgrounds), and on an organizational/ societal level, advocating effectively to develop new theories, practices, policies and organizational structures that are more responsive to all groups.“ (Sue, 2001, p. 802).
2. In Germany ‘migration background’ is a common term in science and in society in general. It refers to all foreigners and naturalized individuals, to those Germans that immigrated to today’s German territory after 1949 as well as to all individuals born in Germany as Germans with at least one migrated parent or a parent born as a foreigner in Germany (Statistisches Bundesamt, 2017, p. 4).
3. With „underlying cultural concept“ we mean the subjective perceptions and assumptions the interviewees have concerning the concept of culture, which is expressed through their statements in the interviews. While a static/ traditional cultural concept is characterized by social homogenization, ethnic consolidation and intercultural demarcation, a dynamic cultural concept tries to pass through classical cultural boundaries and is therefore characterized by hybridization: for every culture, all other cultures have come to be inner-content or satellites (for detailed information concerning the definitions see Welsch, 1999).

Dr. Theresa Steinhäuser

MAPP-Institut
Klausener Str. 12
D-39112 Magdeburg

theresa.steinhaeuser@mapp-institut.de

Univ. Prof. a.D. Dr. Anna Auckenthaler

Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie
Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Psychotherapie
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 45
D-14195 Berlin

a.auckenthaler@fu-berlin.de

M.Sc., B.A. Steffen Schödwell

AG Transkulturelle Psychiatrie/ZIPP Klinik für Psychiatrie &
Psychotherapie, Charité Universitätsmedizin
Charitéplatz 1
D-10117 Berlin

schoedwell@charite.de

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