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Die Geschichte Alfred Eschers ist die Geschichte von Triumphen und Pleiten, von Skandalen und Krankheiten. Escher machte Zürich zum wichtigsten Finanzplatz der Schweiz, zum Verkehrsknotenpunkt, zur Bildungsmetropole und zur reichsten und liberalsten Stadt des Landes. Trotz zahlreicher Krankheiten arbeitete Escher mit eisernem Willen bis kurz vor seinem Tod.
Alfred Escher auf einer Radierung um 1860. Bild: Alfred Escher-Stiftung, Zürich
Patient: Alfred Escher Geboren: 20. Februar 1819, Zürich Gestorben: 6. Dezember 1882, Zürich
Der Zürcher Alfred Escher war die herausragende wirtschaftspolitische Persönlichkeit in der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Eschers Aufstieg in der kantonalen und eidgenössischen Politik war geradezu kometenhaft: Mit 26 Jahren war er zürcherischer Grossrat und Tagsatzungsgesandter, mit 29 Zürcher Regierungsrat, erstmals Präsident des Zürcher Grossen Rates und eines der jüngsten Mitglieder des 1848 gewählten ersten Nationalrates, mit 30 erstmals Regierungsrats- und Nationalratspräsident. Über die ganze Zeit seiner politischen Tätigkeit sass Escher in rund 200 eidgenössischen und zürcherischen Kommissionen, von denen er einen grossen Teil präsidierte. Eschers «Erfolgsjahrzehnt» dauerte von 1848/49 bis in die frühen 1860-er Jahre. In diesem Zeitraum realisierte Escher seine grossen wirtschafts- und kulturpolitischen Gründungen: die Nordostbahn (1852/53), das Eidgenössische Polytechnikum (1854/55, heute ETH Zürich), die Schweizerische Kreditanstalt (1856, heute Credit Suisse), die Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt (1857, heute Swiss Life). 1871 übernahm Escher trotz bereits stark angegriffener Gesundheit das Direktionspräsidium der Gotthardbahn und leitete operativ das damals grösste Bauprojekt der Welt.
Der Jahrhundertunternehmer und -politiker Alfred Escher wurde zeitlebens von zahlreichen Krankheiten heimgesucht, denen er bis zum Tod mit eisernem Willen die Stirn bot. Als Kind litt er oft an Husten, Fieber und Heiserkeit. 1838/39 erkrankte er als 19-Jähriger an Röteln. In einem Brief schrieb er seinem Schuldkameraden Jakob Escher: «Der Arzt schickte mich… sogleich zu Bette, setzte mir 10 BlutÂigel an den Kopf und nun zeigte sich ein Ausschlag, der nach sieben Tagen den höchsten Grad erreichte… Entsetzliches Schwitzen folgte jetzt, das mehrmals 12 Stunden lang in einem Tage mich quälte und Drücken und Reissen auf der Brust… 9 Tage lang ass ich – so zu sagen – nichts.»
Ende 1838 war Alfred Escher zusammen mit Jakob Escher und anderen Studenten aus der Schweiz für ein Auslandssemester in Berlin. Kaum hatte das Wintersemester begonnen, erkrankte er. Sein Zustand war so bedenklich, dass er sein Zimmer von Dezember 1838 bis Ende März 1839 nicht verlassen konnte. Bereits damals zeigte Escher die Symptome, die 1882 als Todesursache bezeichnet wurden: Diabetes und als Folge davon Furunkel sowie potenziell tödliche Karbunkel.
Arbeitsüberlastung und Raubbau am eigenen Körper
Noch im Februar 1855 erklärte Bundespräsident Jonas Furrer, dass sein Freund Alfred Escher «seit langen Jahren keine ernsthafte od. hartnäckige Krankheit zu bestehen» hatte. Bald erkrankte Escher aber ein zweites Mal so schwer, dass die Ärzte erneut das Schlimmste befürchteten.
Escher hatte sich viele Verpflichtungen, Ämter und Grossprojekte aufgebürdet, so dass er überarbeitet, gesundheitlich angeschlagen, nervlich gereizt war und auf Rat seines Arztes das Belvoir nicht mehr verlassen durfte. Nach kurzer Besserung im Frühling 1855 erlitt Escher einen Rückfall und wurde von Gicht und starken Ohrenschmerzen geplagt.
Wiederum rieten ihm Freunde, sich zu schonen und kürzer zu treten. Escher beherzigte die Worte und blieb für einmal der Session in Bern fern. Der Zürcher Regierungsrat bewilligte ihm Urlaub: «Herrn Regierungspräsident Dr. Escher wird der nachgesuchte Urlaub zur Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit erteilt.»
Escher fiel es schwer, die Erholungszeit in Baden einzuhalten. Er fühlte sich als «Faulenzer» und «Invalider». Statt zu kuren, verlegte Escher das regierungsrätliche Zentrum nach Baden und reiste zwischendurch nach Zürich, um in seinen Büros oder zu Hause im Belvoir seinen Geschäften nachzugehen.
Kaum ging es ihm im Spätsommer 1855 besser, erlitt er im September erneut einen Rückfall. Er erkrankte laut seinen Ärzten an einem «lebensgefährlichen Nervenfieber». Ein zweites Mal sprang Escher über seinen Schatten und gab den Rücktritt aus dem Zürcher Regierungsrat bekannt.
Eschers Schulkamerad vom Zürcher Obergymnasium Friedrich von Wyss schrieb: «Er war durch starken Blutandrang nach dem Kopf & Geschwüre, die sich bildeten, sehr krank geworden, und da er ganz in unserer Nähe wohnte, waren wir sehr häufig bei ihm, wachten auch, als dies einmal nöthig wurde, des Nachts bei ihm. Den ganzen Winter musste er im Zimmer zubringen und konnte keine Collegien besuchen.»
Auch die Öffentlichkeit beschäftigte Eschers Gesundheitszustand. Der Dichter und Politiker Gottfried Keller schrieb im Oktober 1855 seiner Mutter: Er habe Mitleid mit Escher, «da es traurig ist in solcher Stellung, in solcher Jugend und bei solchem Reichthum abziehen zu müssen».
Aller Unkenrufe zum Trotz besserte sich Eschers Gesundheitszustand wieder. Bereits ein halbes Jahr später lud er sich mit der Gründung und Führung der «Schweizerischen Kreditanstalt» erneut eine zusätzliche schwere Bürde auf.
1860 erkrankte Escher an einem «gastrischen Fieberzustand» erneut. Am 10. Januar 1861 schrieb Escher dem Grossen Stadtrat von Zürich, «dass er durch ärztlichen Rath zur schleunigen Erleichterung der auf ihm beruhenden Geschäftslast behufs Wiederherstellung seiner ernstlich gestörten Gesundheit» die Entlassung aus seinen Ämtern beantragen müsse.
Eschers Gesundheit blieb angegriffen. Er litt wiederum an «nervöse Magenschmerzen». Zudem machten dem Direktionspräsidenten der Gotthardbahn-Gesellschaft ein «Fussübel» zu schaffen. In einem Brief an Bundesrat Emil Welti schrieb er: Der Arzt habe, «um meinem Fussübel ein rasches Ende zu bereiten, die Hälfte des Nagels der kranken Zehe samt Wurzel herausgeschnitten».
Aufgrund der finanziellen und technischen Probleme beim Bau der Gotthardbahn, die 1874/75 gehäuft auftraten, arbeitete Escher vielfach auch in der Nacht. Seine Augen litten mehr und mehr, eine Starerblindung wurde befürchtet und eine Operation unumgänglich.
Die letzten Jahre und der Todeskampf
Zur Krise bei der Gotthardbahn kam nach Mitte der 1870er Jahre gleichzeitig die Krise bei der Nordostbahn. Escher arbeitete, bis er jeweils der Müdigkeit erlag und nahm die Arbeit schon nach kurzem Schlaf wieder auf. Zu den riesigen Herausforderungen kamen auch viele ungerechte und böswillige Angriffe auf Eschers Person. Auf der politischen Bühne und in den Medien wurde er verunglimpft und karikiert. Von 1878 an bis zu seinem Tod litt er immer intensiver an verschiedenen Symptomen und Krankheiten: Unwohlsein, Asthma, Fieber, Nervenüberreizung, Augenleiden, Beschwerden an den Kniegelenken, Diabetes, Furunkel und schliesslich Karbunkel. Im Mai 1882 war Escher nicht in der Lage, der bundesrätlichen Einladung zur Feier der Eröffnung «seiner» Gotthardbahn nachzukommen.
Am Donnerstag, 30. November 1882 begannen die Lippen des Kranken anzuschwellen. Trotzdem empfing er im Belvoir noch Besucher. Am Samstag verschlechterte sich sein Zustand. Stark angeschwollene Oberlippe, in der Nacht zum Sonntag hohes Fieber. Sein ganzer Rücken war eine einzige Wunde voller Eiterbeulen. Sein Zustand wurde von den Ärzten als hoffnungslos bezeichnet und man sah von einer Operation ab. Am Montagmorgen stieg das Fieber weiter. Escher erkannte im Fieberdelirium seine einzige Tochter Lydia nicht mehr und verlor zeitweise das Bewusstsein. Noch dauerte der Todeskampf zwei Tage. Escher starb am Mittwoch, 6. Dezember 1882 gegen 6 Uhr früh.
Jörg Weber
Quellen: Alfred Escher Stiftung, Zürich Jung, Joseph: Alfred Escher 1819 – 1882 – Aufstieg, Macht, Tragik, NZZ Libro
Nach Monaten, während denen seine Eltern und Bekannten um sein Leben gezittert hatten, konnte Escher seine «vier grauen Wände», seine Studentenbude, endlich verlassen, die ihm nach seinen Worten «fast zum Kerker» geworden waren und in die Schweiz zurückfahren. In der Heimat, bei Vater und Mutter, am Familiensitz Belvoir am Zürichsee, erholte sich Escher in kurzer Zeit.
Auch dieses Jahr nahmen wir den Weg nach Chicago an den Kongress der American Society of Clinical Oncology wieder auf uns.
Bereits an der Immigration sah man, dass Corona definitiv als beendet erklärt wurde, die Warteschlange an der Passkontrolle hatte Gotthard ähnliche Verhältnisse angenommen! Auch im Kongress-Gebäude war – im Gegensatz zum vorherigen Jahr – wieder Normalität eingekehrt. Nur die allgegenwärtigen Alkoholspender, die kaum mehr genutzt wurden, und vereinzelte Kongressteilnehmer mit Maske erinnerten an die Pandemie.
Dass die Forschung trotz Pandemie keinen vollständigen Stopp gemacht hat, beweisen die vielen Highlights und zum Teil Resultate vom diesjährigen ASCO, die practice changing sind und über die Sie in unserer Kongresszeitung lesen.
Ferner finden Sie Interviews mit PD Dr. Richard Cathomas, Prof. Reinhard Dummer, Prof. Martin Früh, PD Dr. Michael Mark und Dr. Egle Ramelyte.
Stolz sind wir auch, dass wir vor Ort mit Schweizer Experten ein Video organisieren konnten zu den Themen:
Dr. med. Tämer Philip EI Saadany, Chur, Thema: SAKK 80/19 Raucher Studie, Prof. Dr. med. Martin Früh, St. Gallen & PD Dr. med. Michael Mark, Chur: Thoraxmalignome, Dr. med. Michael Schwitter, Chur: Mammakarzinome, Dr. med. Andreas Müller, Winterthur: Gynäkologische Tumore, Dr. med. Alexander Siebenhüner, Schaffhausen: Obere Gastrointestinaltumore, Prof. Dr. med. et phil. nat. Markus Jörger, St. Gallen: Frühe klinische Studien,
PD Dr. med. Richard Cathomas, Chur: Urogenitalkarzinome.
Die Videos finden Sie hier.
Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre viel Vergnügen. Prof.  Dr. med. Roger von Moos & Eleonore E. Droux
EDITORIAL EHA
Rückblick EHA 2023 Kongress: Die Immuntherapie schreitet voran!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen
Ich freue mich, Ihnen erneut ein paar Höhepunkte vom diesjährigen Jahreskongress der europäischen Gesellschaft für Hämatologie (EHA) vorstellen zu dürfen. Der Kongress fand in Frankfurt am Main statt und viele Kolleginnen und Kollegen nutzten die Gelegenheit des persönlichen Austausches. Die maligne Hämatologie stellte wie in den Vorjahren Âeinen wesentlichen Schwerpunkt dar und greift zunehmend auf die Âzelluläre und humorale Immuntherapie als wesentlichen Eckpfeiler unseres zukünftigen Armamentariums zurück.
Ein gutes Beispiel dafür ist die S1826 Studie (F. Herrera et al., Abstract LBA4), die die Hinzunahme des PD-1-Inhibitors Nivolumab anstelle von Brentuximab Vedotin zur Erstlinien-Chemotherapie bei Kindern und Erwachsenen mit neu diagnostiziertem klassischem Hodgkin-Lymphom (cHL) im Stadium 3 oder 4 getestet hat. Fast 1000 Patienten/innen im Alter > 12 Jahren wurden randomisiert, um 6 Zyklen Nivolumab plus AVD (Doxorubicin, Vinblastin, Dacarbazin) oder Brentuximab-Vedotin plus AVD zu erhalten. Nach 12 Monaten war das progressionsfreie Überleben (PFS) mit Nivolumab-AVD signifikant höher als mit Brentuximab Vedotin-AVD (94% vs. 86%; HR 0,48). Dieser Vorteil war in allen Untergruppen gleich.
Generell ist die Immuntherapie in der Lymphom- und MyelomÂbehandlung weit fortgeschritten und uns stehen mit bispezifischen Antikörpern als auch CAR T Zellen beide neuen Immuntherapien zur Verfügung. Die CAR T Zelldaten sind derzeit ausgereifter und besondere Beachtung erlangte die CARTITUDE-4 Studie (H. Einsele et al., Abstrakt S100) zur Behandlung von Patienten/innen mit Lenalidomid-refraktärem Multiplem Myelom nach 1 bis 3 vorangegangenen Behandlungslinien. Verglichen wurde die einmalige Ciltacabtagene-Autoleucel-Infusion mit einer Standardbehandlung (Pomalidomid-Bortezomib-Dexamethason oder Daratumumab-Pomalidomid-Dexamethason). Nach 12 Monaten lag die PFS-Rate der CAR T Gruppe bei 75,9% im Vergleich zu 48,6% für die Standardtherapie. Darüber hinaus wies die CAR T Therapie höhere und länger anhaltende Ansprechraten und eine höhere Negativität der minimalen Resterkrankung (MRD) auf.
Als letztes möchte ich gerne der IELSG Studiengruppe ein Kränzchen binden. Sie hat wieder eine Industrie-unabhängige, klinisch relevante Therapieoptimierungsstudie in einer selten Lymphomentität, dem primär mediastinalen B-Zell Lymphom (PMBL), durchgeführt (M. Martelli et al., Abstrakt S101) und belegt, dass eine mediastinale Strahlentherapie bei Patienten/innen, die nach einer Chemoimmuntherapie eine komplette metabolische Remission (CMR) erreicht haben, sicher weggelassen werden kann. Das PFS war mit 96,2% für die Beobachtung vs. 98,5% mit Strahlentherapie nahezu identisch (P = .274) und die Studie unterstützt somit den Verzicht auf eine Strahlentherapie bei PMBL Patienten/innen, die nach einer ChemoÂimmuntherapie eine CMR erreichen.
Ich hoffe, mit diesen ersten Studien Ihr Interesse geweckt zu haben und wünsche viel Spass beim Lesen!