Nach zweijähriger Corona-Pause, der auch das 10-Jahres-Jubiläum zum Opfer fiel, konnte die Tradition wieder aufgenommen werden: Der medinfo-Abend im Circus Conelli, zu dem der Ärzteverlag medinfo AG Jahr für Jahr die Chefredaktoren, Herausgeber und Autoren seiner fünf Fortbildungszeitschriften einlädt – und im geselligen Kreis im Cantinetta Antinori ausklingen lässt.
Einmal mehr war das Jahresende damit Anlass für Verlegerin Eleonore E. Droux, sich für die Unterstützung und Treue über all diese Jahre, seit sie den Verlag gründete, zu bedanken:
Bei den Chefredaktoren und Herausgebern unserer Fortbildungszeitschriften «der informierte arzt», «info@onco-suisse», «info@herz+gefäss», «info@gynäkologie» und «la gazette médicale», die die Themen der Beiträge definieren, sie organisieren und bei einigen Ideen selbst zur Feder greifen, beim jeweiligen Advisory-Board versammelter Kollegen und bei den vielen vielen weiteren Autoren, die Ausgabe für Ausgabe mit Leben füllen.
«info@onco-suisse» – das offizielle Organ der ONCOSUISSE Ein besonderes Jahr war 2022 bei medinfo für «info@onkologie», die mit dem eingestellten Schweizer Krebsbulletin zur «info@onco-suisse» fusionierte. Damit wurde sie zusätzlich das offizielle Organ der ONCOSUISSE und Publikationsplattform aller beteiligten Gesellschaften.
Prof. Reto Krapf jetzt bei medinfo Auch eine – an anderer Stelle – nicht geglückte Fusion brachte weiteren Rückenwind: «Prof. Reto Krapf verlässt nach 30 Jahren den EMH-Verlag und kommt zu uns», konnte Eleonore Droux am Latenight-Dinner kurz und bündig verkünden. «Besonders freue ich mich, dass Reto Krapf seine Expertise auch als Medizinischer Direktor in unsere Redaktion einbringen wird, und seinen Journal Watch in neuer Form in unseren Fachzeitschriften fortsetzen wird!»
Vom Start weg war Eleonore Droux überzeugt, in ihren medinfo-Titeln die Leserbedürfnisse nicht redaktionell, sondern aus erster Hand von Ärzten selbst bestimmen und umsetzen zu lassen. Gynäkologie-Herausgeberin der ersten Stunde und Freundin KD Dr. Stephanie von Orelli brachte es in ihrer Laudatio auf den Punkt: «Du hast mit Deiner genialen Kommunikationsgabe eine so illustre Schar wie uns hier zusammengebracht, um besondere Hefte zu kreieren, die man nicht wegwirft – Danke vielmals!»
Dem Dank schloss sich Geriater Prof. Reto W. Kressig gerne an, der augenzwinkernd «bereits 2008 von Ellen Droux gekapert» wurde. Die von ihr geschaffene so familiäre Atmosphäre sei hoch orchestriert – und immer wieder finde sie neue hochkarätige Unterstützer, «während sie die altverdienten weiter mitnimmt».
Unter grossem Applaus konnte die Verlegerin versichern, dass medinfo auch weiterhin nicht stehen bleibt und am besonderen Konzept und seiner durch die vielen Kollegen gesicherten Qualität festhält: «Wir bleiben unserer Philosophie treu, Fortbildung und Redaktion von Inseraten und PR klar zu trennen!»
Wir möchten uns bei Ihnen allen, liebe Chefredaktoren, Herausgeber und Autoren, herzlich für die so vertrauensvolle Zusammenarbeit bedanken und hoffen, auch für unsere Leser, dass Sie uns auch 2023 weiterhin tatkräftig unterstützen werden!
Gerne informieren wir Sie, dass Prof. Dr. med. Reto Krapf ab Januar 2023 seine medizin-publizistische Expertise als Medizinischer Leiter in unsere Redaktion einbringen wird. In dieser nebenberuflichen Funktion wird er auch sein ihm ans Herz gewachsene Hobby der Literaturinterpretation in angepasster und neuer Form weiter pflegen. Prof. Krapf freut sich auf seine Tätigkeit beim Aerzteverlag medinfo und das «innovative und dynamische Umfeld», wie er sagt. Wir freuen uns ebenso, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, von dieser renommierten und bestbekannten Feder künftig in unseren Fortbildungszeitschriften profitieren können – und weiterhin Monat für Monat mit der neuen Rubrik «Reto Krapf`s Medical Voice» informiert bleiben.
Ärzte schreiben für Ärzte
Unser Hausärzte-Board und die Editoren begrüssen die namhafte Bereicherung sehr, die eine der Innovationen war, die auf unserer Jahressitzung diskutiert wurde – natürlich neben der «Basisarbeit», wieder ein ganzes Jahr praxisrelevanter Fortbildung aufzustellen.
Sie wissen es ja längst: Die Beiträge der medinfo-Zeitschriften werden nicht von der Verlagsredaktion verfasst, sondern von Ihren Kolleginnen und Kollegen vom Hausärzte-Board bestimmt und von Fachspezialisten des Advisory-Boards ausgearbeitet. Deren Manuskripte, wie auch die Berichte von Fachkongressen und Symposien, werden vor Druck von unseren Chefredaktoren geprüft. Das nennen wir: Qualitätsfortbildung aus erster Hand.
Wir möchten uns, liebe Leserinnen und Leser, herzlich für Ihre Treue und Ihr Vertrauen in unsere Fortbildung bedanken – und wollten Ihnen kurz aufzeigen, dass wir hierbei, auch
weiterhin, nicht stehen bleiben. Welcome Reto Krapf!
Dieses Jahr hat sich die Stiftung entschieden, den Swiss Bridge Award 2022 dem Thema Infektionen und Krebs zu widmen. Am 26. Oktober 2022 wurde er an zwei Forschende aus der Schweiz und aus Schweden übergeben und somit konnten die Forschungsvorhaben zu infektionsbedingten Krebserkrankungen unterstützt werden.
Das Preisgeld von je 250’000 Franken dient der Umsetzung ihrer vielversprechenden Projekte.
Infektionen mit bestimmten Viren und Bakterien, wie dem humanen Papillomavirus (HPV) oder Helicobacter pylori, gelten als Risikofaktoren für die Entstehung von Krebs. Weltweit sind sie für etwa 15% aller Krebsfälle verantwortlich; in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sogar für bis zu 30% aller Fälle. Doch nicht jede infizierte Person entwickelt Krebs. Warum das so ist, ist jedoch noch wenig verstanden. Um künftig mehr infektionsbedingte Krebserkrankungen zu verhindern oder besser behandeln zu können, muss daher dringend weiter geforscht werden.
Aus diesem Grund hat die Stiftung Swiss Bridge entschieden, die Ausschreibung des Swiss Bridge Award 2022 dem Thema Infektionen und Krebs zu widmen. Insgesamt haben sich 32 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa in diesem Jahr für den Award beworben. Eine mit angesehenen Experten besetzte Jury hat in einem zweistufigen Evaluationsverfahren schliesslich zwei Forschungsvorhaben den Vorrang gegeben.
Die Projektleitenden, Dr. Michal Bassani-Sternberg vom Universitätsspital CHUV in Lausanne und Dr. Sylvain Peuget vom Karolinska Institut in Stockholm, erhalten je 250’000 Franken für die Realisierung ihrer Forschungsprojekte:
Auf der Suche nach viralen Antigenen
Michal Bassani-Sternberg und ihr Team beschäftigten sich mit der Entwicklung von personalisierten Immuntherapien gegen Krebs. Grundlage ihrer Forschung sind sogenannte Tumor-Antigene, die auf der Oberfläche von Krebszellen präsentiert werden und vom Immunsystem als fremd erkannt werden können. Im prämierten Projekt konzentriert sich das Team speziell auf die Antigene von Viren, wie dem Epstein-Barr Virus, dem humanen Papillomavirus und dem Merkelzell-Polyomavirus, die mit der Entstehung von Lymphomen, Gebärmutterhalskrebs, dem Merkelzellkarzinom (einer seltenen, aber aggressiven Hautkrebsform) und anderen Krebsarten in Verbindung stehen. Hierbei planen die Forschenden in einem ersten Schritt die Proteinfragmente der einzelnen Viren genauestens zu bestimmen. Sie werden als Antigene auf infizierten Krebszellen zur Schau gestellt. Anschliessend möchten sie spezielle Abwehrzellen des Immunsystems – sogenannte T-Zellen – identifizieren, die über spezifische Rezeptoren verfügen und die viralen Antigene erkennen können. Einmal identifiziert, können diese T-Zellen zu fortschrittlichen Immuntherapien weiterentwickelt werden.
Die Funktionsweise krebsfördernder Bakterien besser verstehen
Dr. Sylvain Peuget und sein Team möchten untersuchen, welche Rolle bestimmte Bakterien in unserer Darmflora beim Entstehen und Fortschreiten von Darmkrebs spielen. Ihre Arbeit konzentriert sich dabei auf ein Tumorsuppressor-Gen namens p53, das normalerweise verhindert, dass gesunde Zellen zu Krebszellen werden. Die Forschenden gehen davon aus, dass bestimmte Bakterien im Darm in der Lage sind, die Funktion von p53 zu stören und so die Entstehung von Darmkrebs fördern können. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, diese schädlichen Bakterien genauer zu charakterisieren und zu bestimmen, über welche Signalwege sie das p53 regulieren. Ein besseres Verständnis dieser Mechanismen kann helfen, neue Möglichkeiten für die Behandlung von Darmkrebs zu finden, die entweder direkt auf die Krebszellen oder auf die krebsfördernden Bakterien abzielen.
Gerne informieren wir Sie, dass Prof. Dr. med. Reto Krapf ab Januar 2023 seine medizin-publizistische Expertise als Medizinischer Leiter in unsere Redaktion einbringen wird. In dieser nebenberuflichen Funktion wird er auch sein ihm ans Herz gewachsene Hobby der Literaturinterpretation in angepasster und neuer Form weiter pflegen. Prof. Krapf freut sich auf seine Tätigkeit beim Aerzteverlag medinfo und das «innovative und dynamische Umfeld», wie er sagt. Wir freuen uns ebenso, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, von dieser renommierten und bestbekannten Feder künftig in unseren Fortbildungszeitschriften profitieren können – und weiterhin Monat für Monat mit der neuen Rubrik «Reto Krapf`s Medical Voice» informiert bleiben.
Ärzte schreiben für Ärzte
Unser Hausärzte-Board und die Editoren begrüssen die namhafte Bereicherung sehr, die eine der Innovationen war, die auf unserer Jahressitzung diskutiert wurde – natürlich neben der «Basisarbeit», wieder ein ganzes Jahr praxisrelevanter Fortbildung aufzustellen.
Sie wissen es ja längst: Die Beiträge der medinfo-Zeitschriften werden nicht von der Verlagsredaktion verfasst, sondern von Ihren Kolleginnen und Kollegen vom Hausärzte-Board bestimmt und von Fachspezialisten des Advisory-Boards ausgearbeitet. Deren Manuskripte, wie auch die Berichte von Fachkongressen und Symposien, werden vor Druck von unseren Chefredaktoren geprüft. Das nennen wir: Qualitätsfortbildung aus erster Hand.
Wir möchten uns, liebe Leserinnen und Leser, herzlich für Ihre Treue und Ihr Vertrauen in unsere Fortbildung bedanken – und wollten Ihnen kurz aufzeigen, dass wir hierbei, auch
weiterhin, nicht stehen bleiben. Welcome Reto Krapf!
Vielleicht ist es Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, schon ähnlich ergangen wie mir: Gelegentlich kommentiere ich beim Lesen von Zeitschriften einen Artikel so laut, dass meine Frau reagiert. Nicht selten entwickelt sich daraus eine Diskussion und öfters beenden wir das Gespräch mit der Feststellung: «Man sollte eigentlich reagieren und eine Replik schreiben». Aber fast immer bleibt es dabei.
Vor kurzem habe ich aber nun im Swiss Medical Forum (SMF) ein Interview mit dem Verleger der Schwabegruppe und somit auch Teilhaber an der Zeitschrift SMF, Prof. Dr. med. L.T. Heuss, gelesen. Anlass ist das 20-jährige Jubiläum der Zeitschrift. Auch meinerseits herzliche Gratulation und viel Erfolg an die Redaktion mit einer persönlichen Hoffnung: dass mir und uns die Rubrik «kurz und bündig» von Reto Krapf noch lange erhalten bleibe!
Im besagten Interview provozierten mich die Antworten und Begründungen auf die Frage, wo es noch Potential gebe, um die Zeitschrift SMF selbsttragend aufzustellen, umgehend zu akustischen Reaktionen. Im Verbund mit der Ärztezeitung, so der Verleger, sei das FSMF selbsttragend. «Im SMF wollten wir uns immer unterscheiden von anderen Heften, in denen man zuerst ein Inserat, eine Anzeige verkauft, und dann den Artikel schreibt…»und weiter: «Wenn man niemandem, keiner Agentur und keiner Pharmafirma nach dem Mund schreiben muss, kann man unabhängig die Autorinnen und Autoren wählen und das Themensetting betreiben. Das kann nur garantiert werden in Form eines Verbundes. Das ist das grosse «Asset», die grosse Wichtigkeit, die Verbindung mit der SÄZ… Die Unabhängigkeit sollte, meine ich, den Ärztinnen und Ärzten durchaus etwas wert sein…. Es würde der Ärzteschaft gut anstehen, vom doch grosszügigen jährlichen Mitgliederbeitrag einen bescheidenen Teil von 20 oder 50 Franken… zur Verfügung zu stellen… Es ist ein grosses Problem und ein grosses Risiko, wenn man die Kommunikation und Themen der Weiterbildung der Ärzteschaft finanziell ausschliesslich auf Zahlungen und Anzeigen der pharmazeutischen Pharmazie ablegt. Das birgt die Gefahr unguter Abhängigkeiten».
So ist es also: Nur wer keine Inserate an Pharmafirmen verkauft, ist in seiner Themenwahl frei, nur so kann unabhängig und glaubhaft eine gute Weiter- und Fortbildung betrieben werden. Die Kosten für die Realisierung solcher Printmedien sollen vom «Verbund», sprich vom Ärzteverband, getragen werden. Wirklich?
Die Fachzeitschrift «der informierte arzt» lesen Sie, weil diese primär für Hausärztinnen und Hausärzte, also für Sie, gemacht wird und Ihnen mit relevanten Themen eine praxisbezogene Weiter- und Fortbildung anbietet. Dafür bezahlen Sie freiwillig und ohne Verbandzugehörigkeit ggf. ein Abonnement und finanzieren so die Zeitschrift mit. Selbstredend finanzieren diese Einnahmen keine Zeitschrift vollumfänglich. Oder kennt der «Herr Verleger» Zeitungen und Zeitschriften, welche auf Inserate verzichten können und die Abonnementskosten dennoch bezahlbar bleiben? Unsere Zeitschrift wird von den Inseraten unserer pharmazeutischen Partner mitfinanziert. Aber: Was ist bitte daran schlecht und verwerflich? Wir haben ein Editorial- und ein Herausgeberboard, welche von Kolleginnen und Kollegen der Allgemeinen Inneren Medizin betreut werden und in der Auswahl der Themen und der Verfasser der Beiträge völlig unabhängig sind. Es gibt zwischen den Partnern der pharmazeutischen Industrie und Ihren Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion oder den Boards keine Abmachungen oder Verpflichtungen. Wenn der «Herr Verleger» insinuiert, dass es bei den anderen Printmedien, welche im gleichen Geschäftsfeld wie er tätig sind, alles nach dem Sprichwort: «Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing» verläuft, ist das eine doch recht üble Unterstellung.
Und ausserdem: Wer finanziert dann die hochkarätigen und mit Credits wohlgefüllten Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen unserer Fachgesellschaften? Das sind auch unsere Pharmapartner, die solche Events überhaupt möglich machen. Ich spreche von Pharma-Partnern. Ja sie sind unsere Partner in unserem medizinischen Geschäft, tagaus, tagein. Wir sind gegenseitig voneinander abhängig. Es wäre gut, diesen Partnern auf Augenhöhe zu begegnen. Eine differenziertere Betrachtung des Verhältnisses Ärzteschaft und Pharmabranche dient der Sache mehr, als Pauschalverdächtigungen in die Welt zu setzen.
Das musste gesagt sein, auch so laut, dass es meine Frau auch hörte. Ihr Kommentar: Muss der Herr Verleger vielleicht mit seinen Aussagen davon ablenken, dass seine Zeitschrift eben doch nicht ganz so selbsttragend ist…?
Durch Impfung verhinderbare Infektionskrankheiten dürfen – obwohl seltene Erkrankungen – nicht in Vergessenheit geraten. Ärztinnen und Ärzte haben hier eine wichtige Rolle, da sie Fachpersonen und häufig auch Vertrauenspersonen sind und durch Aufklärung dazu beitragen können, dass diese Infektionskrankheiten nicht in Vergessenheit geraten. Daneben benötigen Patientinnen und Patienten Unterstützung durch fundiertes Faktenwissen, um die Flut an Informationen über die (sozialen) Medien zu ordnen und verzerrte oder falsche Informationen einordnen zu können. Das Ziel ist eine aufgeklärte und autonome Impfentscheidung, damit die verhinderbaren Infektionskrankheiten auch in der Zukunft seltene Erkrankungen bleiben.
Infectious diseases that can be prevented by vaccination – although rare diseases – must not be forgotten. Physicians have an important role to play here, as they are experts and often trusted persons and can help to ensure that these infectious diseases are not forgotten through education. In addition, patients need support in the form of sound factual knowledge in order to sort out the flood of information via the (social) media and to be able to classify distorted or incorrect information. The goal is an educated and autonomous vaccination decision, so that preventable infectious diseases remain rare diseases in the future.
Infektionskrankheiten, die durch Impfung verhindert werden können, sind aus unserem Alltag inzwischen vielfach verschwunden. Was nicht mehr sichtbar ist, wird vergessen. Dies betrifft einerseits uns Ärztinnen und Ärzte. Der Umgang mit seltenen Erkrankungen wird zur Herausforderung. Andererseits entsteht bei einigen Menschen der Raum für die eigentümliche Idee, warum eine Impfung durchführen, wenn es die Krankheit gar nicht mehr gibt? Damit riskieren Impfungen, Opfer ihres Erfolgs zu werden. Wie so häufig hilft hier der Blick über den Tellerrand und ein Perspektivenwechsel weitet das Gesichtsfeld. Sichtbar wird, dass die Unsichtbarkeit dieser Erkrankungen häufig nur örtlich begrenzt, aber global keineswegs selbstverständlich ist. Nicht nur der Blick auf andere Länder, auch die gegenwärtige SARS-CoV-2 Pandemie lassen dies klar erkennen. Dieser Artikel beleuchtet – am Beispiel von Masern – in der Schweiz fast vergessene und damit vermeintlich verschwundene Infektionskrankheiten. Unter Berücksichtigung der aktuellen Pandemie werden zudem Lösungen für die medizinische Praxis aufgezeigt, um vermeidbare Infektionskrankheiten im Gedächtnis zu erhalten.
Wiederauftreten von durch Impfung vermeidbaren seltenen Infektionskrankheiten
Seltene Krankheiten sind in der EU definiert als Krankheiten mit einer Prävalenz von weniger als 5 pro 10’000 Einwohner (1). Damit sind Infektionskrankheiten, die durch Impfung verhindert werden können, in der Schweiz mehrheitlich seltene Erkrankungen und dies schon seit vielen Jahrzehnten. Obwohl Wirksamkeit und Verträglichkeit von Impfungen inzwischen über Jahrzehnte dokumentiert sind, ist das Beinahe Verschwinden verhinderbarer Infektionskrankheiten mitnichten ein Selbstläufer. Beispiele sind Masern aber auch die Poliomyelitis.
Masern in der Schweiz, globale Situation
Masern sind in der Schweiz selten geworden mit regelmässigen kleineren und grösseren Ausbrüchen über die vergangenen Jahre. 2019 gab es in der Schweiz letztmalig eine Zunahme der Masernfälle. Mehrheitlich manifestiert sich die Erkrankung inzwischen im Jugendlichen- und Erwachsenenalter und ist damit keine eigentliche Kinderkrankheit mehr. Dies zeigte sich auch 2019; mehr als die Hälfte der 221 Erkrankten war bereits im Erwachsenalter. Von den Erkrankten mit bekanntem Impfstatus waren 91% ungeimpft. Zwei Erwachsene sind verstorben. Ein Erwachsener erhielt nach knapp 3 Tagen und vor Auftreten von Symptomen eine postexpositionelle Immunoprophylaxe, verstarb dann aber an der Erkrankung mit dem Wildtyp Virus (2). Nach dieser Zunahme gab es 2021 hingegen keinen einzigen Masernfall in der Schweiz und dies erstmalig seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1876. Wahrscheinlich sind die im Rahmen der Pandemie verstärkten Hygienemassnahmen wie auch die verminderte Reisetätigkeit verantwortlich. In vielen Ländern sind die Masern jedoch immer noch häufige Erkrankungen. Und dies, obwohl in den letzten 30 Jahren die Anzahl der Masernerkrankungen global um mehr als 80% rückläufig war. Dabei zeigt sich ein klarer und gegenläufiger Zusammenhang zwischen der Durchimpfungsrate und der Maserninzidenz (3). Wie rasch aber ein vorgängiger Erfolg kippen und welche schwere Krankheit die Masern auch heute noch bedeuten kann, illustriert ein Masernausbruch im Herbst 2019 auf dem Inselstaat Samoa im Pazifik. Bei einer Bevölkerung von knapp 200’000 sind fast 3% erkrankt und mehr als 80 Menschen verstorben. Vorgängig war die Durchimpfungsrate (1 Impfung im Alter von 1 Jahr) von 99% (2013) auf 40% (2018) gefallen (4). Entsprechend betrafen die meisten Todesfälle Kinder in den ersten 5 Lebensjahren. Bei uns geht das leider gerne vergessen, obwohl wir wie oben dargelegt, Todesfälle auch in der Schweiz registrieren. Was nicht mehr sichtbar ist, wird vergessen.
Einfluss der Pandemie – Masernausbrüche und seit Jahrzehnten wieder ein Fall von Poliomyelitis
Das komplette Ausbleiben der Masern 2021 in der Schweiz – wie auch fast aller respiratorischen Erkrankungen – illustriert, dass die Häufigkeit von Infektionskrankheiten nicht nur von der Durchimpfung oder der medizinischen Versorgung und Verteilung der Impfstoffe abhängt. Auch Ereignisse wie die aktuelle SARS-CoV-2 Pandemie zeigen Auswirkungen in mehrfacher Hinsicht. Die Effekte sind bedauerlicherweise nicht immer vorteilhaft. Bekannt war schon länger, dass mit Einführung der Schutzmassnahmen die Zahlen der verabreichten Routineimpfungen weltweit eingebrochen sind. Die Sorge bestand, dass dies zu einer «Pandemie in oder nach der Pandemie» d.h. zum Wiederauftreten verhinderbarer Infektionskrankheiten bei Kindern führen könnte. Damit wären Kinder erneut indirekt von Massnahmen gegen SARS-CoV-2 betroffen. Bei uns haben sich die Zahlen der Routineimpfung inzwischen fast wieder erholt. Nicht aber in anderen Ländern, insbesondere auch in Entwicklungsländern. Entsprechend meldet die WHO nun, dass die Masern im Januar und Februar 2022 im Vergleich zum Vorjahr global wieder um 79% zugenommen haben (5). Doch nicht nur die Masern, auch eine weitere Infektionskrankheit kehrt aus der Vergessenheit zurück: Israel meldet nach über 30 Jahren wieder einen Polio Fall bei einem 4-Jahre alten Kind. In der Schweiz liegt der letzte Poliofall 40 Jahre zurück. Gründe für das Wiederauftreten der Polio in Israel sind nicht die fehlende medizinische Versorgung durch mangelnde Infrastruktur oder erschwerter Zugang zur Impfung bedingt durch einen Lockdown, sondern zunehmende Impfskepsis. Was aber erklärt die Skepsis gegenüber bewährten Präventionsmassnahmen von schweren Erkrankungen?
Verunsicherung bei der Impfentscheidung durch Überfluss an Informationen
Aus dem nationalen Forschungsprogramm zur Impfskepsis (NFP74) des Schweizerischen Nationalfonds gibt es neue Erkenntnisse für die Schweiz und Vorschläge, wie Ärztinnen und Ärzte eine erfolgreiche Impfberatung durchführen (6). Im Zentrum des Dialogs mit impfskeptischen Patientinnen und Patienten steht die ausgewogene und transparente Information (Vor- und Nachteile erläutern), wenn möglich sollen Pauschalaussagen vermieden werden (z.B. «Impfungen sind wirksam und sicher!») und idealerweise erfolgt das Gespräch auf der Basis eines Vertrauensverhältnisses. Dafür braucht es fundiertes Faktenwissen, sowohl zu Impfungen und Infektionskrankheiten, daneben auch Kommunikationskompetenz. Ersteres lässt sich aneignen und letzteres ist eine der Kernkompetenzen der medizinischen Grundversorgung. Impfskeptische Patientinnen und Patienten sind sehr wohl einer guten Impfberatung zugänglich und verweigern sich nicht grundsätzlich den Impfungen. Ziel im gemeinsamen Entscheidungsprozess (shared decision making) ist kein Impfentscheid auf Basis der Angst vor Krankheit und Tod, vielmehr die aufgeklärte und autonome Entscheidung für das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten und ihrer Kinder. Ein ergebnisoffener Dialog trägt hierzu bei. Das Gegenteil sehen wir in der derzeitigen Pandemie. Ein Überfluss an teilweise falschen oder verzerrten Informationen führt zur starken Verunsicherung und wird bereits als Infodemie (7) bezeichnet. Die unkomplizierte Verbreitung von Inhalten über die sozialen Medien spielt dabei eine wesentliche Rolle. Umso wichtiger ist hier die Einordnung der Fakten durch Fachpersonen, damit eine überzeugte Impfentscheidung möglich wird. Wie aber lässt sich fundiertes Faktenwissen aneignen und aktuell erhalten?
Fundiertes Faktenwissen
In der Schweiz gibt es unabhängige Fachinformationen für die Impfberatung über das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Das BAG wird beraten durch die ausserparlamentarische Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF), die seit 2011 für die jährlichen Impfempfehlungen zuständig ist. Die nachstehende Tabelle fasst online und kostenlos verfügbare Informationen für Ärztinnen und Ärzte für die Schweiz zusammen.
Neben diesen online Ressourcen steht allen Fachpersonen auch die Registrierung bei Infovac offen. Die Mitgliedschaft beinhaltet einen monatlichen Newsletter (Infovac-Bulletin), individuelle Impfberatung per E-Mail mit persönlicher Beantwortung aller Impffragen innert 1-2 Arbeitstagen sowie Zugriff auf verschiedene nützliche Dokumente und alle früheren Infovac-Bulletins. Eine Mitgliedschaft kostet 25 CHF pro Jahr. Unabhängige interaktive Fortbildungen, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden im klinischen Alltag werden in jährlich mehrmals stattfindenden VacUpdate Seminaren angeboten (8).
Reisemedizin, Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacher Strasse 95
9007 St. Gallen
Frau Dr. Niederer-Loher ist Mitglied der Infovac-Experten und wird für diese Tätigkeit vom Bundesamt für Gesundheit entlohnt. Daneben arbeitet sie unentgeltlich in der eidgenössischen Kommission für Impffragen. Weitere Interessenskonflikte haben die Autoren im Zusammenhang mit diesem Artikel nicht deklariert.
◆ Durch Impfung verhinderbare Infektionskrankheiten gehören in der Schweiz schon lange zu den seltenen Krankheiten.
◆ Obwohl mehrheitlich unsichtbar, sind sie aber nicht verschwunden, verlaufen immer noch schwer (z.B. Masern) und dürfen daher keinesfalls vergessen werden.
◆ Globale Krisen wie die SARS-CoV-2 Pandemie und die Infodemie
über die sozialen Medien zeigen zudem exemplarisch, wie fragil
dieses vermeintliche Verschwinden ist.
◆ Die ärztliche Grundversorgung spielt eine zentrale Rolle in der
Unterstützung des aufgeklärten und autonomen Impfentscheids der Patientinnen und Patienten.
Literatur :
1. EMA. EU Orphan Regulation No 141/2000 [Internet]. European Medicines
Agency. 2018 [cited 2022 Apr 27]. Available from: https://www.ema.europa.eu/en/human-regulatory/overview/orphan-designation-overview
2. BAG B für G. Masern Schweiz – Ausbrüche 2019 [Internet]. [cited 2022 Apr 27]. Available from: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/ausbrueche-epidemien-pandemien/vergangene-epidemien-pandemien/masern-lagebericht-schweiz.html
3. Wang R, Jing W, Liu M, Liu J. Trends of the Global, Regional, and National Incidence of Measles, Vaccine Coverage, and Risk Factors in 204 Countries From 1990 to 2019. Frontiers in Medicine [Internet]. 2022 [cited 2022 Apr 24];8. Available from: https://www.frontiersin.org/article/10.3389/fmed.2021.798031
4. Craig AT, Heywood AE, Worth H. Measles epidemic in Samoa and other Pacific
islands. The Lancet Infectious Diseases. 2020 Mar 1;20(3):273–5.
5. UNICEF and WHO warn of perfect storm of conditions for measles outbreaks,
affecting children [Internet]. [cited 2022 May 5]. Available from: https://www.who.int/news/item/27-04-2022-unicef-and-who-warn-of–perfect-storm–of-conditions-for-measles-outbreaks–affecting-children
6. Lisa ST, Clara Z, J DM, Bernhard W, Caesar G, Peter C, et al. Impfskepsis: 10 Punkte für eine erfolgreiche Impfberatung. Primary and Hospital Care [Internet]. 2022 Mar 9 [cited 2022 Apr 24];(3). Available from: https://primary-hospital-care.ch/article/doi/phc-d.2022.20103
7. WHO Infodemic [Internet]. [cited 2022 Apr 27]. Available from:
https://www.who.int/health-topics/infodemic
8. Medvis | VacUpdate [Internet]. [cited 2022 May 5]. Available from:
https://www.medvis.ch/veranstaltungen/vacupdate