Nun bereits im zehnten Jahr bietet Ihnen unsere Fortbildungszeitschrift
«der informierte arzt» Monat für Monat kompetente praxisrelevante Fortbildung aus erster Hand. Kollegen aus der Praxis bestimmen im Hausärzte-Board gemeinsam die Themen, ein Advisory-Board und weitere Schweizer Autoren verfassen die Beiträge. Kurz gesagt, «der informierte arzt» ist ein Qualitätsjournal von Ärzten für Ärzte – das Ihnen neben dem gedruckten Heft auch online mit allen Beiträgen und der immer beliebteren, von der SGAIM mit KERN-Credits anerkannten CME-Fortbildung zur Verfügung steht. In unserem Internet-Archiv können Sie zudem auf alle bisher erschienenen Inhalte zugreifen.
Einzelne Beiträge sind dabei peer reviewed und per DOI-Nummer zitierfähig. Als Leser haben Sie so die Gewissheit, dass unsere Fortbildungsartikel unabhängig von Werbe- und PR-Interessen geschrieben und wissenschaftlich überprüft sind.
Sie sehen, wir möchten nicht stehen bleiben und versuchen «der informierte arzt» für Sie in seiner Seriosität und Glaubwürdigkeit immer nachvollziehbarer und transparenter zu machen, aber auch immer nützlicher und interessanter – dies auch mit dem Launch unserer Homepage und einer App – und für Ihr Wartezimmer mit unserem Patientenmagazin «Xund».
Hierfür möchten wir Sie in die Weiterentwicklung und Gestaltung aktiv miteinbeziehen. Wir würden uns über Ihre Unterstützung sehr freuen – es lohnt sich, denn wir verlosen unter allen Teilnehmern ein iPad !
Sagen Sie uns Ihre Meinung – gerne auch online unter www.medinfo-verlag.ch !
Schon jetzt herzlichen Dank für Ihre Mithilfe, unsere Fachzeitschrift noch mehr auf Ihre Bedürfnisse auszurichten, damit Sie von der Fortbildung mit «der informierte arzt» noch mehr profitieren können.
Eleonore E. Droux
Verlegerin Aerzteverlag medinfo AG
Déjà dans sa neuvième année, notre revue de formation continue « la gazette médicale » vous offre mois après mois, de première main, une formation compétente et orientée vers la pratique. Les collègues en cabinet déterminent ensemble les thèmes au sein du comité éditorial des médecins généralistes, un Advisory Board et d’autres auteurs suisses rédigent les articles.
En bref, « la gazette médicale » est une revue de qualité par des médecins pour des médecins – qui est à votre disposition non seulement sous forme imprimée, mais aussi en ligne avec toutes les contributions et la formation continue de plus en plus appréciée, la FMC reconnue par la SSMIG et la SPSG avec des crédits essentiels. Dans nos archives Internet, vous pouvez accéder à tous les contenus publiés précédemment.
Certaines contributions sont révisées par des pairs et peuvent être citées par numéro de DOI. En tant que lecteur, vous pouvez donc être sûr que nos articles de formation ont été rédigés indépendamment des intérêts PR et publicitaires et qu’ils ont été évalués scientifiquement.
Comme vous pouvez le constater, nous restons actifs afin de rendre « la gazette médicale » de plus en plus vérifiable et transparente pour vous dans son sérieux et sa crédibilité, mais aussi de plus en plus utile et intéressante – ceci aussi avec le lancement de notre page d’ accueil remodelée ainsi qu’ une App.
À cette fin, nous aimerions vous faire participer activement à la poursuite du développement et de la conception. Nous serions très heureux de votre soutien – cela en vaut la peine, car nous tirons au sort un iPad parmi tous les participants !
Faites-nous part de votre avis – également en ligne sur www.medinfo-verlag.ch ! Nous vous remercions d’avance de votre aide pour adapter encore mieux notre revue professionnelle à vos besoins, afin que vous puissiez profiter encore plus de la formation continue avec « la gazette médicale ».
Eleonore E. Droux
Editrice Aerzteverlag medinfo AG
Es vergeht wohl kein Tag in einer Grundversorgerpraxis, ohne dass ein oder mehrere Patienten mit Bauchbeschwerden oder breiter gesagt Symptomen im Zusammenhang mit den Verdauungsorganen zu untersuchen, beraten und behandeln sind.
Die Fortschritte in den letzten 10 Jahren sind sowohl was die Diagnostik wie auch die Therapiemöglichkeiten anbelangt gewaltig. Moderne bildgebende Verfahren erzeugen innert Minuten Dutzende wenn nicht mehr Bilder, was unsere Patienten beeindruckt und für kurze Zeit zu beruhigen vermag, mindestens bis sie dafür die Rechnung erhalten und ihre Ängste doch wieder aufflackern. Die behandelnde Ärzteschaft ist hingegen oft eher beunruhigt, wissend, dass selbst die besten Radiologen kaum in der Lage sind, alle Bilder eingehend zu beurteilen, sowie durch zahlreiche klinisch irrelevante Zufalls- und Nebenbefunde.
Die Verwirrung im therapeutischen Armamentarium ist nicht kleiner, möglicherweise ist nicht einmal allen Fachspezialisten immer ganz klar, wann welche neueste Antikörper-, Small-molecule- und alle möglichen anderen Therapien bei wem mit Vorteil eingesetzt werden können und sollen und bei wem nicht. Das vor dem Hintergrund, dass ähnlich wie für Erkältungskrankheiten gerade für die häufigsten GI-Patienten in der Hausarztpraxis, den Patienten mit Reizdarmsyndrom, eine einfache und wirksame Behandlung immer noch fehlt.
Umso wichtiger scheint uns, dass in der Grundversorgung beim Erstkontakt mit GI-Patienten ein übersichtliches Instrumentarium zu einer zeitgerechten und adäquaten Beurteilung zur Verfügung steht. Aus dieser Überlegung heraus haben wir auf eine hiermit herzlich verdankte Anregung von Herrn Prof. Stephan Vavricka hin über das vergangene Jahr verteilt eine Reihe von praxisrelevanten Artikeln über die häufigsten gastrointestinalen Symptome publiziert, die den Ärztinnen und Ärzten an der Front erlauben, sich in kürzester Zeit Klarheit zu verschaffen über die wichtigsten Punkte der Anamnese und sinnvollen klinischen Untersuchung. Zahlreiche Gastroenterologen aus dem Raum Zürich haben sie in verdankenswerter Weise verfasst.
Damit alle diese Artikel stets greifbar sind, hat sich der Verlag entschlossen, diese Artikel in einem Sonderheft «Gastroenterologie» zusammenzustellen, dem wir wünschen, dass es physisch und online rege benutzt werde und helfe, den Umgang mit akuten und schwierigen chronischen gastrointestinalen Problemen zu strukturieren und zu vereinfachen.
Ich hoffe, die Lektüre dieses praxisnahen, symptomfokussierten Sonderheftes mache Ihnen genauso viel Freude, wie wir alle an der Erstellung der Manuskripte hatten. Ich danke an dieser Stelle allen Autoren nochmals für ihre Beiträge und allen Leserinnen und Lesern für das Interesse.
Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir ein gesundes glückliches Jahr 2022! Wir freuen uns sehr, Ihnen die erste Ausgabe von «info@ONCO-SUISSE» vorzulegen und danken allen, die mitgeholfen haben, das Zusammengehen von «info@onkologie» mit dem «Schweizer Krebsbulletin» möglich zu machen. Noch bremst uns die Coronapandemie, doch wir hoffen, auch bald wieder Redaktionssitzungen rund um einen Tisch abhalten zu dürfen, wie dies für eine gute Redaktionskultur unerlässlich ist.
Die bewährte Fortbildung der bisherigen «info@onkologie» führen wir in Studienzusammenfassungen und Beiträgen renommierter KollegInnen fort – und haben hierbei im Team der Editoren neue Unterstützung: Dr. med. Silvia Hofer und Prof. Oliver Gautschi helfen nun mit, die besten Themen zu finden und umzusetzen, während Prof. Beat Thürlimann und Prof. Christoph Renner sich im Journal Watch engagieren.
Gleichzeitig ist «info@ONCO-SUISSE» als offizielle Kommunikationsplattform der ONCOSUISSE unser neues Organ und Forum aller beteiligten Gesellschaften und Verbände. Das aktuelle Heft ist also die Erstausgabe dieser neuen gemeinsamen Aufgabe. Soweit zumindest unser Ziel, zu dem wir alle Beteiligten um Ihre Mitarbeit bitten. Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihre Aktivitäten, Diskussionsbeiträge, aber auch Personalien, Preise oder Termine print und online mitteilen zu können!
In diesem Sinne wollen wir in unserer neuen «info@ONCO-SUISSE» neben aktuellen Fortbildungsbeiträgen, Journal Watch, Presse-corner insbesondere auch Mitteilungen zu den Aktivitäten der vielseitigen Fachverbände und die nationalen Aktivitäten der Oncosuisse unseren Lesern vermitteln.
Interaktionen von Nahrungsaufnahme mit Medikamenten treten auf wegen der Nahrungsaufnahme per se, wegen spezifischer Komponenten in der Nahrung, aber auch wegen der galenischen Form der verabreichten Medikamente. In diesem Artikel werde ich mich mit der Wahl der galenischen Formulierung in Bezug auf Nahrungsaufnahme sowie mit Interaktionen von Arzneistoffen mit Nahrungsaufnahme und Nahrungsbestandteilen befassen.
Abstract: WInteractions of food intake with drugs occur because of food intake per se, because of specific components in food, but also because of the galenic form of the administered drugs. In this article I will deal with the choice of galenic formulation in relation to food intake as well as with the effect of food intake and food ingredients on the absorption of drugs. Key Words: gastric emptying, gastric and duodenal pH, drug absorption, food-drug interactions
Zwischen der oralen Einnahme eines Medikamentes und des Erscheinens des Arzneistoffes im systemischen Kreislauf gibt es verschiedene Möglichkeiten, welche zu unerwünschten oder unerwarteten Wirkungen des eingenommenen Medikamentes führen können. Dazu zählen unter anderem die Einnahme ungünstiger galenischer Formulierungen auf den vollen Magen, Interaktionen von Arzneistoffen untereinander oder mit Nahrungsbestandteilen, verminderte intestinale Aufnahme von Arzneistoffen wegen Induktion von exkretorischen Arzneistofftransportern (z.B. P-Glykoprotein) oder intestinalen Zytochromen sowie eingeschränkte hepatische Aufnahme von Arzneistoffen durch verminderte Aktivität von Importproteinen und erhöhter hepatischer Abbau durch Induktion von Zytochromen in der Leber.
Wahl der galenischen Formulierung in Bezug auf Nahrungsaufnahme
Die Interaktion zwischen Nahrungsmittelaufnahme und galenischer Formulierung ist in einem vor 20 Jahren erschienenen Artikel sehr gut abgehandelt worden (1); die Prinzipien zum Verstehen dieser Interaktion und zur Vermeidung von Komplikationen haben sich in der Zwischenzeit nicht verändert.
Die meisten Arzneistoffe werden im Dünndarm absorbiert, müssen also den Magen passieren, bevor sie aufgenommen werden können. Faktoren, welche den Transport eines Arzneistoffes in den Dünndarm beeinflussen, sind die Freisetzung aus der galenischen Form, die Löslichkeit und Stabilität des Arzneistoffs im Magen sowie der Transport durch den Magen. Für den Transport von Arzneistoffen durch den Magen spielt v.a. die Motorik im distalen Teil des Magens eine wesentliche Rolle. Festes Material, wie z.B. nicht dispergierte Tabletten, müssen via Magenmotorik durch den Pylorus transportiert werden. Im distalen Magen existieren im Wesentlichen 2 Motilitätsmuster, eine Nüchtern- und eine digestive Motilität. Im nüchternen Zustand (keine Nahrungsbestandteile im Magen) bewirken alle 1 bis 2 Stunden vorkommende peristaltische Wellen (Phase-3 Kontraktionen) den Transport von festem Material durch den Pylorus. Der Pylorus ist offen und grössere Nahrungsbestandteile (>0.5 cm) können durch den Pylorus transportiert werden. Nach der Einnahme von flüssiger oder fester Nahrung wechselt die Motorik des distalen Magens auf die digestive Form, solange Nahrungsreste im Magen vorhanden sind. Der Pylorus schliesst sich bis auf einen Durchmesser von wenigen Millimetern und lässt also nur noch Flüssigkeit und kleine (<0.5 cm), feste Bestandteile passieren. Die Magenkontraktionen haben zum Ziel, den Mageninhalt so zu zerkleinern, dass er den fast geschlossenen Pylorus passieren kann. Nicht dispergierte Tabletten (z.B. magensaftresistente, nicht zerfallende Tabletten), verbleiben im Magen, je nach Nahrungsmenge für einige Stunden. Während also flüssige und im Magensaft zerfallende Arzneimittel den Magen unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme passieren können, gilt dies nicht für magensaftresistente, nicht zerfallende Tabletten. Für einen schnellen oder nicht verzögerten Wirkeintritt sollten solche Präparate also mit Wasser (nicht mit kalorienhaltigen Getränken) nüchtern eingenommen werden. Dieser Sachverhalt sollte für die Zulassung solcher Medikamente geprüft worden und entsprechend in der Fachinformation vermerkt sein.
Unspezifische Effekte der Nahrungsaufnahme auf die Pharmakokinetik von Arzneistoffen
Über dieses Thema ist kürzlich ein guter Reviewartikel publiziert worden (2). Die Interaktion von Arzneistoffen mit der Nahrung muss sowohl von der FDA wie auch der EMA aus für alle Medikamente geprüft werden, welche neu auf den Markt kommen. Die entsprechenden Studien werden in der Fachinformation erwähnt (meist eine Crossoverstudie einer Einzeldosis im nüchternen Zustand versus nach Einnahme einer fettreichen Mahlzeit) und darauf beruhen die Dosisempfehlungen. Bei einem relevanten Einfluss der Nahrungsaufnahme auf die Pharmakokinetik ist es essenziell, die Patienten darauf hinzuweisen, dass sie allenfalls auf die Einnahme bestimmter Nahrungsmittel verzichten, oder das Medikament stets zum gleichen Zeitpunkt in Bezug auf Nahrungseinnahme zu sich nehmen sollen.
Die pharmakokinetischen Parameter, welche durch Nahrungsaufnahme beeinflusst werden, sind vor allem die Zeit bis zum Erreichen der maximalen Konzentration (Tmax), die maximale Konzentration (Cmax) und die Exposition (Fläche unter der Plasmakonzentration-Zeitkurve, AUC).
Die wichtigsten Mechanismen, welche zu einer Interaktion der Nahrungsaufnahme mit Arzneistoffen führen, sind in Tabelle 1 aufgelistet. Fettreiche Nahrung hemmt die Magenentleerung, was in den meisten Fällen zu einer Erhöhung der Tmax führt, die Exposition aber nicht beeinträchtigt. Die Exposition kann sich v.a. für sehr lipophile Arzneistoffe erhöhen, einerseits wegen verbesserter Löslichkeit und dann auch wegen möglicher Absorption via Lymphe. Fettreiche Ernährung führt auch zu einer Sekretion von Gallensäuren in das Duodenum, was die Dünndarmepithelien für die Penetration von Arzneistoffen durchlässiger macht. Auf der anderen Seite kommt es zur Bildung von Mizellen, was die freie Konzentration von Arzneistoffen und damit die intestinale Aufnahme senken kann. Generell kann davon ausgegangen werden, dass der Effekt der Nahrungsaufnahme bezüglich Zunahme der Exposition für schlecht wasserlösliche, aber gut penetrierbare Arzneistoffe am Ausgeprägtesten ist, da die Löslichkeit verbessert werden kann (3).
Eine proteinreiche Ernährung kann zu verminderter Aufnahme von peptidähnlichen Arzneistoffen führen, da die beim Abbau der Proteine entstehenden Peptide oder Aminosäuren mit dem aktiven Transport von Arzneistoffen konkurrenzieren können. Das könnte zum Beispiel für Angiotensinrezeptorblocker oder auch für DOPA der Fall sein. Absorbierte Aminosäuren können auch an der Blut-Hirnschranke mit der Aufnahme von L-DOPA konkurrieren, was zeigt, dass Nahrungsmittel-Arzneistoffinteraktionen nicht nur im Gastrointestinaltrakt vorkommen müssen.
Zudem können Arzneistoffe unspezifisch von Nahrungsfasern adsorbiert werden, was die Exposition solcher Arzneistoffe senkt.
Ein unspezifischer Effekt der Nahrungsaufnahme ist auch das Anheben des pH im Magen (von ca. 2 im nüchternen Zustand auf ca. 5 nach dem Essen). Der Effekt betrifft v.a. die Stabilität der Arzneistoffe; z.B. ist Leukovorin instabil bei pH<3 und sollte deshalb nicht auf nüchternen Magen eingenommen werden. Zudem kann sich mit steigendem pH die Löslichkeit vermindern, was unter anderem für den Tyrosinkinasenhemmer Elrotinib der Fall ist.
Eine der wichtigsten, spezifischen Interaktion mit Nahrungsmittel-Arzneistoffinteraktion ist diejenige mit Grapefruit und, etwas weniger ausgeprägt, auch mit Pomelo. Grapefruit und Pomelo enthalten die Furanocoumarine Bergamottin und 6’,7’-Dihydroxybergamottin, welche das Zytochrom P450 (CYP) 3A4 im Darm (aber nicht in der Leber) irreversibel hemmen (4). Das gehemmte intestinale CYP3A4 muss neu synthetisiert werden, um die intestinale CYP3A4 Aktivität wieder herzustellen, was ca. 24 Stunden dauert. CYP3A4 Substrate (z.B. Arzneistoffe), welche im Darm relevant abgebaut werden, erreichen deshalb nach der Einnahme von Grapefruitsaft höhere systemische Konzentrationen wegen Steigerung der Bioverfügbarkeit. Dies betrifft unter anderem die meisten Calciumantagonisten, Triazolam und Midazolam, Cyclosporin und Tacrolimus, Amiodaron, Apixaban und Rivaroxaban, Oxycodon sowie Simvastatin und Atorvastatin. Eine vollständigere Liste der Arzneistoffinteraktionen mit Grapefuitsaft findet sich bei Mouly et al. (5).
Die Interaktion von Grapefruitsaft mit Midazolam ist in der Abb. 1 illustriert. Gesunde Probanden wurden mit 250 mL Grapefruitsaft oder Wasser vorbehandelt und der Effekt auf die Pharmakokinetik von oral oder intravenös verabreichtes Midazolam untersucht. Ein Effekt von Grapefruit war nur nach oraler Gabe von Midazolam sichtbar, was beweist, dass Grapefruit auf das CYP3A4 im Darm, nicht aber in der Leber, wirkt. Nach oraler Gabe von Midazolam kam es durch Grapefruit ungefähr zu einem 30%-igen Anstieg der Bioverfügbarkeit, was die Sedation der Probanden verstärkte (4).
Eine weitere, spezifische Interaktion mit Nahrungsbestandteilen ist die Komplexbildung mit bivalenten Metallionen (insbesondere Fe2+, Mg2+ und Ca2+). Dies muss v.a. bei der Einnahme von Milch und gewissen Milchprodukten, stark mineralhaltigem Mineralwasser und von Nahrungsmittelzusätzen, welche Mineralien enthalten, beachtet werden. Betroffene Arzneistoffe sind u.a. Mycophenolat, Fluorochinolone oder auch Thyroxin (2).
Tabelle 2 enthält eine Liste von klinisch relevanten Nahrungsmittel-Arzneistoffinteraktionen. Die Liste ist nicht vollständig; wie weiter oben ausgeführt, sollten die Empfehlungen der entsprechenden Fachinformation befolgt werden, welche auf den durch die Firmen durchgeführten Studien basieren.
Der Autor hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.
◆ Interaktionen von Nahrungsaufnahme mit Medikamenten treten auf wegen der Nahrungsaufnahme per se, wegen spezifischer Komponenten in der Nahrung, aber auch wegen der galenischen Form der verabreichten Medikamente.
◆ Die Untersuchung der Nahrungsmittel-Arzneistoffinteraktionen ist eine Bedingung für die Zulassung neuer Medikamente. Entsprechend sind detaillierte Angaben in der Fachinformation vorhanden.
◆ Relevante Interaktionen müssen mit den Patienten besprochen und durch Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel und/oder regelmässige Einnahme der Medikamente vermieden werden.
1. Walter-Sack I, Haefeli WE. [Consideration of drug absorption in customizing drug therapy]. Therapeutische Umschau Revue therapeutique. 2000;57(9):557-62.
2. Deng J, Zhu X, Chen Z, Fan CH, Kwan HS, Wong CH, et al. A Review of Food-Drug Interactions on Oral Drug Absorption. Drugs. 2017;77(17):1833-55.
3. Wu CY, Benet LZ. Predicting drug disposition via application of BCS: transport/absorption/ elimination interplay and development of a biopharmaceutics drug disposition classification system. Pharmaceutical research. 2005;22(1):11-23.
4. Kupferschmidt HH, Ha HR, Ziegler WH, Meier PJ, Krähenbühl S. Interaction between grapefruit juice and midazolam in humans. Clinical pharmacology and therapeutics. 1995;58(1):20-8.
5. Mouly S, Lloret-Linares C, Sellier PO, Sene D, Bergmann JF. Is the clinical relevance of drug-food and drug-herb interactions limited to grapefruit juice and Saint-John’s Wort? Pharmacological research. 2017;118:82-92.
Das Wallis ist bekannt für seine vielen, künstlich angelegten Wasserleiten, die das untere Rhonetal erst zur fruchtbaren Gebirgskammer werden liessen. Auf Deutsch werden sie Suonen genannt, auf Französisch Bisses. Wie dicht dieses Netzwerk von Wasserkanälen ist, um in den Seitentälern die Felder und Wiesen, im Tal unten die ungezählten Rebberge und Obst- sowie Gemüseplantagen zu bewässern, lässt sich am Beispiel von Nendaz erahnen. Die Printse, die dem bereits weitgehend abgeschmolzenen Gletschergebiet des Grand Désert entspringt, speist heute noch eine ganze Reihe von Suonen im Val de Nendaz. Auf der Ostseite sollte die Bisse de Chervé Gletscherwasser von La Gouille südlich des heutigen Stausees von Cleuson über 15 Kilometer bis zu den Weiden von Thyon führen. Mit ihrem Bau wurde 1862 begonnen. Wegen enormer technischer Schwierigkeiten, die wohl auch mit den Hangrutschungen oberhalb von Siviez in Zusammenhang standen, konnte sie aber nie auf ihrer vollständigen Länge betrieben werden. Heute liegt sie trocken. Andere Suonen auf dieser Seite des Val de Nendaz führen aber immer noch oder wieder Wasser: die Grand Bisse de Vex (12 km Länge), die Bisse de Salins (12 km) und die Bisse de Baar (6 km). Sie dienen der Bewässerung von Weiden und Wiesen, Himbeer- und Aprikosenplantagen. Auf der gegenüberliegenden Talseite führte die Bisse de Saxon über ganze 32 Kilometer Wasser aus der Printse in das Gebiet von Saxon. Heute ist diese
Suone nur noch teilweise in Betrieb. Tiefer im Tal liegen die Bisse Vieux (7 km), die Bisse du Milieu (5 km) und die Bisse d’ en Bas
(6 km), die heute noch das Gebiet von Nendaz, darunter auch Himbeerfelder versorgen.
Unser Rundgang wird uns entlang der Bisse Vieux ins Val de Nendaz hineinführen, auf der Bisse du Milieu werden wir nach Haute Nendaz zurückkehren. Wir starten bei der Talstation der Seilbahn nach Tracouet. Wir folgen der Strasse Richtung Isérables bis zum ersten grossen Häuserblock. Dort zweigt bergwärts ein Zufahrtssträsschen ab, das uns direkt zur Bisse Vieux hinaufführt. Von nun an kann man sich nicht mehr verlaufen. Auf dem Tretschbord, der talseitigen Begrenzung des Suonenbettes, wandern wir taleinwärts, durch Wälder und über Weiden, vorbei an den Maiensiedlungen von Sofleu, Bertouda und Le Lavantier bis zu den Mayens des Eaux (Abb. 1). Eine kleine Installation mit Kännel und geschnitzter Hand, durch die das mit harter Arbeit gewonnene Wasser fliesst, erinnert uns an die Bedeutung der Suonen für die Walliser Kulturlandschaft (Abb. 2). Ohne sie wäre dieses trockene Tal Steppe geblieben. Sobald wir die Strasse nach Siviez erreichen, verlassen wir die Bisse Vieux und gelangen über ein Fahrsträsschen zu den Häusern von Planchouet. Dabei überqueren wir die Printse.
Wer sich hier verpflegen möchte, findet bei der Strasse nach Siviez oder in Planchouet Einkehrmöglichkeiten. Bei Planchouet zweigt ein Weg zur Printse hinunter ab. Dieser führt uns zuerst zur diesseitigen Fassung der Grand Bisse de Vex und etwas weiter flussabwärts zum Beginn der Bisse du Milieu am jenseitigen Ufer der Printse. In der Regel bildet ein mehr oder weniger kompliziertes System von Schleusen den Anfang der Suonen, um die Wassermenge dem jeweiligen Bedarf exakt anpassen zu können. Nun setzen wir unsere beschauliche Wanderung entlang des leise plätschernden Wässerwassers, wie es die Oberwalliser nennen, in umgekehrter Richtung fort. Irgendwo unter uns verläuft noch die Bisse d’en Bas. Erneut queren wir Wälder und Weiden, bis sich der Blick zu den südlich von Veysonnaz gelegenen, von der Sonne verbrannten Häusern von Clèbes und Verrey öffnet. Deutlich sind auch die Terrassen der ehemaligen Felder im steilen Hang zu erkennen. Ohne die Bisse d’Erre hoch über den zwei Dörfern, die aus der vom Mont Rouge herabfliessenden Ojintse gewonnen wird, hätten die Weiden sowie alles Getreide und Gemüse verdorren müssen.
Bei Le Quatro queren wir die Strasse nach Siviez nun in umgekehrter Richtung und erreichen schon bald wieder Haute Nendaz mit dem Ausgangspunkt unserer gemütlichen Rundwanderung (Abb. 3 und 4). Ein idealer Spaziergang für unfreundliches Wetter, das einem trotz Nähe zum touristischen Zentrum Einsamkeit und Ruhe verspricht.