Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer Auswurffraktion (HFpEF)

Zusammenfassung: Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer Auswurffraktion (heart failure with preserved ejection fraction; HFpEF) ist ein häufiges und im Alltag wichtiges Krankheitsbild, da HFpEF mit wiederholten Hospitalisationen und substanzieller Mortalität assoziiert ist. Pathophysiologische Hauptmerkmale der Erkrankung umfassen den kleinen linken Ventrikel mit konzentrischem Remodeling und gestörter Compliance sowie eine linksatriale Dysfunktion. Dies führt in Kombination zu einem Anstieg des linksatrialen und pulmonalen Drucks, zunächst nur unter Belastung und bei Progredienz auch in Ruhe und somit zu Belastungsdyspnoe und Leistungsintoleranz. Zusätzliche kardiovaskuläre Mechanismen (Vorhofflimmern, chronotrope Inkompetenz, koronare Herzkrankheit) und nicht kardiovaskuläre Komorbiditäten tragen in individuell unterschiedlichem Ausmass zu diesem Symptomkomplex bei. Die Dia­gnostik ist aufwendig und relativ komplex, aber zunehmend besser definiert. Die therapeutischen Optionen haben sich mit den neuen Daten zu den Sodium-Glucose cotransporter-2 inhibitors (SGLT2i) entscheidend verbessert. Im vorliegenden Artikel möchten wir eine Übersicht über das aktuelle Verständnis der Pathophysiologie von HFpEF, die Prinzipien der Diagnostik und die wichtigsten Daten aus den Interventionsstudien vermitteln und einen praktischen Therapieansatz aufzeigen.

 

Heart failure with preserved left ventricular ejection fraction (HFpEF)
Abstract: Heart failure with preserved left ventricular ejection fraction (HFpEF) is a common and very important disease entity because of its association with frequent repeat hospitalization and high mortality. Hallmarks of the underlying pathophysiology include a small left ventricular cavity due to concentric remodeling, impaired left ventricular compliance and left atrial dysfunction. This leads to an increase in left atrial and pulmonary pressure on exertion and in advanced stages of the disease already at rest with consecutive exertional dyspnea and exercise intolerance. Additional cardiovascular mechanisms including atrial fibrillation, chronotropic incompetence and coronary artery disease as well as non-cardiac co-morbidities contribute to a variable extent to the clinical picture. The diagnostic work-up is demanding and complex but the concepts have significantly improved during the last years. The study results of the Sodium Glucose cotransporter-2 inhibitors (SGLT-2-inhibitors) have revolutionized the treatment of HFpEF. In the present article, we provide an overview about the current understanding of the pathophysiology of HFpEF, the principles of the diagnostic pathways and a summary of the intervention studies in the field, and we propose an approach for the treatment in clinical practice.

Einleitung

Die Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer Auswurffraktion (left ventricular ejection fraction, LVEF; heart failure with preserved ejection fraction, HFpEF) hat sich von einer zunächst angezweifelten Entität zu einem etablierten Krankheitsbild entwickelt. Neu liegen mit den Sodium-Glucose cotransporter-2 inhibitors (SGLT2i) wirksame Medikamente zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit HFpEF vor, sodass die komplexe Diagnostik nicht mehr nur akademischen Charakter hat. Der vorliegende Artikel soll eine aktuelle Übersicht über die Pathophysiologie von HFpEF, den diagnostischen Ansatz und die Datenlage der relevanten Therapiestudien vermitteln.

Epidemiologie

Daten aus den USA suggerieren, dass die Inzidenz von HFpEF zunimmt (27 Fälle pro 100 000 Patientenjahre) und die Prävalenz der Herzinsuffizienz mit reduzierter LVEF (HFrEF) in den nächsten Jahren übersteigen wird. Während beispielsweise in der Behandlung des akuten Myokardinfarkts grosse Fortschritte gemacht wurden, was die Inzidenz von HFrEF günstig beeinflusst, sind Adipositas und Diabetes, die wichtigsten für HFpEF prädisponierenden Entitäten, weltweit auf dem Vormarsch. Traditionellerweise finden wir HFpEF bei älteren Frauen mit arterieller Hypertonie und Vorhofflimmern (old ladies heart), was immer noch Gültigkeit hat. Daneben existiert aber ein zunehmend häufiger metabo-inflammatorischer Phänotyp, der vor allem bei jüngeren Männern wichtig ist (1). Die Prognose von HFpEF ist trotz «erhaltener» LVEF nicht benigne, sondern insgesamt vergleichbar zu HFrEF.

Pathophysiologie

Patientinnen und Patienten mit HFpEF sind per definitionem charakterisiert durch eine LVEF ≥50% (2), was in der Regel mit einer normalen linksventrikulären Grösse und einem konzentrischen Remodeling einhergeht, obschon dies in der Definition nicht mehr explizit verlangt wird. Es ist unterdessen klar, dass eine «erhaltene» LVEF nicht bedeutet, dass die systolische linksventrikuläre Funktion normal ist. Häufig liegt eine Störung der Längsverkürzung vor, was mittels Tissue Doppler oder strain imaging erfassbar ist. Kennzeichnend für HFpEF (früher «diastolische Herzinsuffizienz») und im Zentrum der Diagnostik (vgl. unten) ist eine Störung der diastolischen linksventrikulären Funktion. Der linke Ventrikel weist eine Füllungsbehinderung auf (verminderte Compliance), was sowohl durch eine Störung der aktiven Relaxation als auch eine erhöhte passive Steifigkeit bedingt ist. Letztere wird durch die Kardiomyozyten (Hypertrophie und erhöhte Ruhespannung), aber auch das Interstitium (Fibrose) vermittelt. Der linke Ventrikel ist durch eine nach links und oben verschobene end-diastolische Druck-Volumen-Beziehung charakterisiert. Dies bedeutet konkret, dass der linksventrikuläre end-diastolische Druck bei einem bestimmten end-diastolischen Volumen bei HFpEF höher als bei «nicht-HFpEF» ist. Entsprechend kommt es bei HFpEF-Patientinnen und Patienten bei erhöhtem venösen Rückfluss (körperliche Belastung, Volumenzufuhr) zu einem überproportionalen Anstieg des LV-Füllungsdrucks und dadurch auch des linksatrialen Drucks, dies bei gleichzeitig nur geringer Steigerung von end-diastolischem Volumen und Schlagvolumen. Praktisch lässt sich das durch eine Rechtsherzkatheteruntersuchung mit körperlicher Belastung abbilden, wo es in der HFpEF-Situation zu einem stärkeren Anstieg des Wedge-Drucks (pulmonary artery wedge pressure, PAWP) als Ausdruck einer linksatrialen Hypertonie kommt (3). Neben der linksventrikulären Funktionsstörung ist die linksatriale Dysfunktion ein zentrales pathophysiologisches Element (1). Diese ist typischerweise die Folge einer linksventrikulären Füllungsstörung und vermittelt häufig in Kombination mit einer funktionellen Mitralinsuffizienz (sogenannte «atriale Mitralinsuffizienz») den Druckanstieg im Vorhof und in den Lungenvenen. Im weiter fortgeschrittenen Stadium kommt es zu einer chronischen pulmonalen Drucksteigerung, welche zunächst rein passiv bedingt ist durch den erhöhten linksatrialen Druck (isolierte post-kapilläre pulmonale Hypertonie), aber im Verlauf durch eine zusätzliche prä-kapilläre Komponente (pulmonalvaskuläres Remodeling) kompliziert werden kann (kombiniert prä- und post-kapilläre pulmonale Hypertonie). Dies wiederum führt früher oder später zu einer rechtsventrikulären Funktionsstörung und Dilation, einer funktionellen Trikuspidalinsuffizienz und einem erhöhten rechtsatrialen Druck. Neben dieser klassischen progressiven «Rückstau-Pathophysiologie» sind zusätzliche Aspekte zu bedenken. Erstens kommt es zu einer ventrikulären Interaktion via das gemeinsame Septum und das Perikard («ventrikuläre Interdependenz»), wobei dem pericardial restraint insbesondere bei schwerer Adipositas eine zentrale Rolle zugeschrieben wird. Zweitens ist die Entwicklung einer rechtsventrikulären und einer (bi-)atrialen Dysfunktion auch unabhängig vom linksventrikulären Druck möglich, insbesondere wenn es zu Vorhofflimmern gekommen ist. Drittens können weitere Faktoren eine Rolle spielen, wie ein erhöhter peripherer Widerstand bzw. abnormes «ventriculo-arterielles Coupling» (ungünstige Abstimmung von Ventrikel- und Gefässsteifigkeit), eine koronare Herzkrankheit und/oder eine chronotrope Inkompetenz. Die wesentlichen kardiovaskulären Mechanismen bei HFpEF sind in Abbildung 1 schematisch zusammengefasst.
Während initial die klassische Pathophysiologie der hypertensiven Herzkrankheit als HFpEF-Prototyp im Zentrum stand, wurde inzwischen klar, dass dieses Modell nicht bei allen Patientinnen und Patienten mit HFpEF erklärend ist und dass HFpEF nicht generell eine left ventricular pressure overload condition ist. Als Ursache der diskutierten kardiovaskulären Dysfunktion bei HFpEF wird aktuell eine entzündlich bedingte endotheliale Funktionsstörung (insbesondere der koronaren Mikrozirkulation) propagiert (4). Zentral bei diesem Modell ist eine verminderte Verfügbarkeit von nitric oxide (NO) mit konsekutiver zellulär reduzierter Aktivität/Verfügbarkeit von löslicher Guanylatzyklase, zyklischem Guanosinmonophosphat und Proteinkinase G. Adipositas und Diabetes werden als die zentralen Driver eines pro-inflammatorischen Zustands in der Pathogenese des «metabo-inflammatorischen Phänotyps» angesehen. Neben der kardialen Funktionsstörung wird eine Dysfunktion der Skelettmuskulatur diskutiert. Durch die verminderte Fähigkeit der Muskulatur, Sauerstoff aus dem Blut zu extrahieren und zu metabolisieren, wird die maximale Sauerstoffaufnahme zusätzlich kompromittiert. Aktuell gehen wir von der Existenz verschiedener HFpEF-Phänotypen aus (phenotype diversity). Diese unterscheiden sich durch unterschiedliche Profile bezüglich prädominanter kardiovaskulärer Mechanismen und dem Spektrum der Komorbiditäten (Abbildung 1). Dieses Konzept kann den fehlenden Effekt vieler bisher untersuchter Interventionen in unselektionierten HFpEF-Populationen erklären und verlangt nach einem individualisierten Behandlungsansatz.

Diagnostik

Eine «erhaltene» LVEF ist eine conditio sine qua non für die Diagnose von HFpEF, ist dafür aber nicht ausreichend. Gemäss den aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und der «universellen Definition» der Herzinsuffizienz ist HFpEF durch den LVEF-Bereich ≥50% charakterisiert und grenzt sich so von der Herzinsuffizienz mit leicht verminderter LVEF (heart failure with mildly reduced (früher: midrange) ejection fraction; HFmrEF; LVEF 41-49%) ab (2, 5). Die Entität HFmrEF wird in einem separaten Artikel in diesem Heft diskutiert. Wir gehen nur soweit darauf ein, wie es für das Verständnis der wesentlichen Aspekte von HFpEF erforderlich ist. Während bei Vorliegen von typischen Symptomen und fakultativ klinischen Zeichen (z. B. Lungenstauung, Ödeme) und Nachweis einer LVEF ≤40% oder 41-49% die Diagnose einer HFrEF bzw. HFmrEF definitiv gestellt werden kann, gilt dies für eine LVEF ≥50% nicht, da dieser LVEF-Bereich eigentlich normal ist (2). Zum einen müssen zusätzliche klinische, echokardiografische und/oder Biomarker-Kriterien erfüllt sein (siehe unten). Zum anderen müssen nicht kardiale Ursachen (z. B. Lungenerkrankung, Hyper-/Hypothyreose, Anämie) und spezifische kardiale Entitäten, welche mit erhaltener LVEF einhergehen können, aber nicht als HFpEF im engeren Sinne gelten, ausgeschlossen werden (Tabelle 1). Letztere werden aktuell entweder als «sekundäre HFpEF» (Europa) (6) oder «HFpEF-Maskierer»/«HFpEF-Mimics» (USA) (1, 7). bezeichnet. Unabhängig von der Terminologie existieren für diese Entitäten definierte Therapien. Entsprechend müssen diese Erkrankungen aktiv gesucht werden mittels definierter diagnostischer Pathways (Tabelle 1). Im klinischen Alltag werden etablierte HFpEF-Therapien (in erster Linie SGLT2i) in diesem Kontext mit dem Argument einer «HFpEF-Physiologie» eingesetzt (z. B. bei kardialer Amyloidose), was aber klar als off-label use angesehen werden muss. Im Zentrum der Diagnostik der HFpEF steht nach Ausschluss von den erwähnten spezifischen Ursachen dann der Nachweis einer linksventrikulären diastolischen Funktionsstörung und deren Konsequenzen. Als Goldstandard gilt aktuell der Rechtsherzkatheter mit Nachweis eines mittlerer PAWP (mPAWP) >15 mmHg in Ruhe und/oder >25 mmHg unter Belastung (1). Da diese invasive und aufwendige Untersuchung im Alltag nicht flächendeckend eingesetzt werden kann, existieren als Annäherung primär zwei nicht invasive Algorithmen, der europäische HFA-PEFF-Score (Abbildung 2) (8) und der amerikanische (Mayo) H2FPEF-Score (Abbildung 3) (9). Der HFA-PEFF-Score besteht aus verschiedenen echokardiografischen Parametern sowie zentral dem B-type natriuretic peptide (BNP) oder N-terminal-proBNP (NT-proBNP), wobei gemäss Major- und Minor-Kriterien ein Score von 0 bis 6 Punkten erreicht werden kann (Abbildung 2). Bei einem Score von ≥5 Punkten kann die Diagnose HFpEF gestellt werden, bei ≤1 Punkten ist diese unwahrscheinlich. Im Graubereich von 2-4 Punkten ist ein funktioneller Test notwendig, entweder eine diastolische Stress-Echokardiografie (gute Sensitivität, nicht spezifisch, zudem technisch anspruchsvoll) oder direkt ein Rechtsherzkatheter mit Belastung (8). Problematisch sind bei diesem Algorithmus das starke Gewicht des BNP/NT-proBNP bzw. die dafür vorgeschlagenen Grenzwerte. Es ist unterdessen gut dokumentiert, dass BNP und NT-proBNP bei HFpEF-Patientinnen und -Patienten im kompensierten Zustand relativ tief sein können, da die BNP-Produktion durch die linksventrikuläre Wandspannung determiniert ist, welche bei konzentrisch remodelierten Ventrikel (dicke Wand, kleiner Durchmesser) deutlich tiefer als bei HFrEF ist. Zudem führt die Adipositas zu tieferen BNP/NT-proBNP-Werten. Es wurde explizit nachgewiesen, dass übergewichtige HFpEF-Patienten, die die invasiv-hämodynamischen Kriterien einer HFpEF erfüllen, ein NT-proBNP <125 ng/l aufweisen können, was tiefer ist als das Minor-Kriterium des HFA-PEFF-Scores (10). Der HFA-PEFF-Score ist im Gegensatz zum H2FPEF-Score nicht gegen den invasiven Goldstandard validiert. Letzterer wurde in einer Kohorte von Patientinnen und Patienten ermittelt, welche sich infolge Belastungsdyspnoe einem Rechtsherzkatheter mit Belastung unterzogen (9). Ein weiterer Vorteil des H2FPEF-Scores ist dessen Einfachheit, indem wenige klinische und simple echokardiografische Parameter in einer simplen Art und Weise kombiniert werden (Abbildung 3). Die Wahrscheinlichkeit einer HFpEF verdoppelt sich mit jedem Score-Punkt. Auffallend ist die Tatsache, dass das NT-proBNP im Score nicht enthalten ist. Dies hat zum einen damit zu tun, dass bei einem Viertel der Testkohorte kein NT-proBNP gemessen wurde, aber auch die Limitation von nicht Body-Mass-Index-korrigierten NT-proBNP-Werten in der Population mit hoher Prävalenz von Adipositas (mittlerer BMI in dieser Kohorte: 33 kg/m2) spielt eine Rolle (9). Ein kürzlich publizierter Vergleich der beiden Scores in einer multizentrischen Kohorte hat klare Vorteile für den H2FPEF-Score gezeigt (vergleichbare Spezifität aber bessere Sensitivität als der HFA-PEFF-Score) (11). Im klinischen Alltag wird man eine detaillierte Echokardiografie durchführen und ein NT-proBNP messen und sich dann durch Berechnung beider Scores ein Bild verschaffen. In der Praxis wird man auch bei vielen Patientinnen und Patienten eine Koronarangiografie durchführen, da eine koronare Herzkrankheit wie oben ausgeführt eine wichtige Differentialdiagnose darstellt. In diesem Fall ist zu überlegen, ob bei intermediären Scores gleichzeitig ein Rechtsherzkatheter (in der Regel via brachialen Zugang möglich) erfolgen soll. Falls der mPAWP bereits in Ruhe erhöht ist (>15 mmHg), kann die Diagnose HFpEF gestellt werden. Falls dies nicht der Fall ist, müsste eine physikalische Belastung angeschlossen werden. Wenn dafür keine Infrastruktur/Expertise vorhanden ist, kann als Annäherung ein PAWP mit passivem Anheben der Beine gemessen werden. Es wurde kürzlich in einer kleinen Studie gezeigt, dass ein mPAWP ≥19 mmHg nach diesem Manöver 100% spezifisch für einen Anstieg des mPAWP auf >25 mmHg unter physikalischer Belastung ist (12). Im Zweifelsfall und falls dies überhaupt möglich ist (z.B. orthopädische oder koordinative Einschränkungen hinsichtlich Velofahren in Rückenlage), kann die Patientin oder der Patient einem spezialisierten Zentrum zugewiesen werden. Gleichzeitig müssen wir realisieren, dass in den klinischen Studien andere und unterschiedliche Einschlusskriterien angewendet wurden. Die beiden grossen positiven SGLT2i-Studien haben nur Patientinnen und Patienten mit NT-proBNP ≥300 ng/l (bei Vorhofflimmern: ≥600-900 ng/l) eingeschlossen, und dies sind streng genommen diejenigen, bei denen die Therapie nachgewiesenermassen effektiv ist.

Therapie

Noch in den 2021 ESC-Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz wurde festgehalten, dass keine Therapie existiert, welche Morbidität und Mortalität von Patientinnen und Patienten mit HFpEF verbessert (2). Durch die überzeugenden Daten zu den SGLT2i hat sich dies substanziell geändert, was auch ein Update der Leitlinien im Herbst 2023 bewirkte (13). Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass diverse andere Substanzen als Therapeutika bei HFpEF untersucht worden sind. Die Ergebnisse dieser Studien haben ebenfalls Implikationen für den klinischen Alltag, indem sie uns informieren, welche Substanzen bei HFpEF nicht gegeben werden sollen. Die wesentlichen Daten sind in Tabelle 2 zusammengefasst und werden nachfolgend diskutiert.

Diuretika

Weiterhin haben Diuretika in den 2021 ESC-Leitlinien (und Update 2023) eine Klasse-I-Empfehlung als symptomatische Therapie der HFpEF (einzige Klasse-I-Empfehlung neben SGLT2i und Suche nach und Behandlung von Komorbiditäten) (2, 13). Aufgrund der steilen end-diastolischen Druck-Volumen-Beziehung des kleinen und steifen linken Ventrikels ist ein Schleifendiuretikum symptomatisch bei HFpEF oft sehr effektiv. Gleichzeitig besteht aufgrund dieser Pathophysiologie die Gefahr der Überbehandlung mit Hypotonie und low output, sodass Diuretika in möglichst tiefer Dosierung und so kurz wie möglich eingesetzt werden sollen. Obschon es sich um eine Klasse-I-Indikation handelt, gibt es für Schleifendiuretika bei HFpEF keine Evidenz aus randomisierten Studien.

Angiotensin-Converting-Enzyme-Hemmer (ACE-Hemmer), Angiotensin-Rezeptor-Blocker und Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Hemmer

Die Studien mit ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptor-Blockern können dahingehend zusammengefasst werden, dass die untersuchten Substanzen Perindopril (14), Candesartan (15) und Irbesartan (16) Mortalität und Hospitalisationen bei HFpEF nicht reduzierten. Der günstige Effekt von Candesartan auf Hospitalisation in der CHARM-preserved (Candesartan versus Placebo) war durch die HFmrEF-Population der Studie erklärt (LVEF 40-49%; Einschlusskriterium für CHARM-preserved: LVEF >40%). In einer mechanistischen Studie ohne klinische Endpunkte führte der Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor Sacubtril/Valsartan bei HFpEF-Patientinnen und -Patienten (LVEF ≥45%) nach 12 Wochen zu einer stärkeren Reduktion des NT-proBNP und des linksatrialen Volumens im Vergleich zu Valsartan allein (17). Die randomisierte PARAGON-HF-Studie (Sacubitril/Valsartan versus Valsartan allein) fiel bezüglich des primären Endpunkts kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz grenzwertig aus (p=0.06) und sorgte für kontroverse Diskussionen und unterschiedliche Interpretationen (18). Für diese Studie betrug der LVEF-Grenzwert für den Einschluss ebenfalls ≥45% (also nicht ≥50%), und es bestand ähnlich wie bei der CHARM-preserved-Studie eine Interaktion der LVEF mit dem Effekt des Verums, indem die Patientinnen und Patienten mit inframedianer LVEF (≤57%) profitierten. Ebenso profitierten Frauen eher als Männer. Da dies aber Resultate von Subgruppenanalysen sind, besteht für Sacubril/Valsartan gemäss ESC-Leitlinien keine Indikation für die Behandlung von HFpEF (wohl aber für HFmrEF) (2, 13). Gemäss US-Guidelines 2022 (19) bzw. einem US-Expertenkonsensus 2023 (7) ist Sacubitril/Valsartan für Frauen mit HFpEF und Männer mit HFpEF und «LVEF <55-60%» empfohlen (Klasse IIb). Ein Angiotensin-Rezeptor-Blocker (primär Candesartan) ist in den USA empfohlen (nicht gemäss ESC), wenn Sacubitril/Valsartan indiziert wäre, dieses aber wegen Unverträglichkeit/Kosten nicht infrage kommt (auch Klasse IIb).

Betablocker

Traditionell galt das Paradigma, dass Betablocker bei HFpEF durch Verlängerung der Diastolendauer eine günstige Wirkung haben («more time to relax»). Die entsprechende Datenlage bei HFpEF ist allerdings extrem bescheiden. Kleinere Studien waren neutral oder nicht konklusiv hinsichtlich Surrogat-Endpunkten wie diastolische Funktion oder Leistungsfähigkeit (6-Minuten-Gehtest, maximale Sauerstoffaufnahme (peak VO2)). Daten der SENIORS-Studie zeigten für Patientinnen und Patienten mit LVEF >35% ähnlich günstige Effekte (kombinierter Endpunkt Tod oder Hospitalisation aufgrund von kardiovaskulären Problemen) von Nebivolol gegenüber Placebo wie für diejenigen mit LVEF ≤35% (20). Die eigentliche HFpEF-Subpopulation in diese Subgruppe (LVEF ≥50%) war aber sehr klein, sodass keine verlässlichen Schlussfolgerungen bezüglich HFpEF abgeleitet werden können. Betablocker spielen wahrscheinlich primär eine Rolle bei HFpEF mit Vorhofflimmern zum Erreichen einer ausreichenden Herzfrequenzkontrolle. Andererseits gibt es zunehmend Hinweise, dass eine tiefe Herzfrequenz im Sinusrhythmus mit Einschränkung der chronotropen Kompetenz symptomatisch ungünstig ist, da bei einem nicht steigerbaren Schlagvolumen der cardiac output von der Herzfrequenz abhängt. In einer prospektiven Studie wurde gezeigt, dass Patientinnen und Patienten mit HFpEF, die unter Betablockertherapie eine chronotrope Inkompetenz aufweisen, die peak VO2 durch Absetzen des Betablockers signifikant verbessern konnten (21). Weder die ESC- noch die US-Leitlinien geben bezüglich Betablockern bei HFpEF eine Empfehlung ab.

Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten

Zwei mechanistische Studien haben konsistente Effekte des Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten Spironolacton auf die diastolische linksventrikuläre Funktion (E/e`) in Ruhe, aber divergente Resultate bezüglich peak VO2 ergeben (eine Studie neutral, eine positiv) (22, 23). Die randomisierte TOPCAT-Studie war bezüglich des primären kombinierten Endpunkts (kardiovaskulärer Tod, überlebter cardiac arrest, Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz) neutral, wobei die Hospitalisationen infolge Herzinsuffizienz allein durch Spironolacton (d. h. Komponente des primären Endpunkts) reduziert wurden (24). Diese Studie wird aufgrund von Post-hoc-Analysen diskrepant diskutiert und interpretiert. Auffallend waren eklatant unterschiedliche Ereignisraten und Therapieeffekte bei den in Nord-/Südamerika versus Georgien/Russland eingeschlossenen Patientinnen und Patienten, indem das in Nord-/Südamerika rekrutierte Kollektiv deutlich mehr Ereignisse hatte als die Population in Russland/Georgien und von Spironolacton profitierte (25). Messungen von Metaboliten von Spironolacton im Urin und der Verlauf des Kaliums unter Therapie und die erwähnten klinischen Daten suggerieren, dass ein relevanter Prozentsatz der in Russland/Georgien eingeschlossenen Patientinnen und Patienten keine HFpEF hatte (eher COPD; viel bessere Prognose als in Amerika) und kein Spironolacton einnahm (26). Somit ist diese Studie ein starkes Signal für einen günstigen Effekt von Spironolacton bei HFpEF. Die Leitlinien der ESC empfehlen Spironolacton aber trotzdem nicht (tun dies nur für HFmrEF aufgrund einer Post-hoc-Analyse, welche zeigte, dass Spironolacton in einer Analyse der Gesamtpopulation einen Effekt auf den primären Endpunkt im tiefsten Spektrum der LVEF von 45-50% hatte) (2, 13). Die 2022 US-Leitlinien (19) und ein US-Expertenkonsensus (7) aus dem Jahr 2023 empfehlen Spironolacton aber (Klasse IIb) für die Behandlung von HFpEF mit der gleichen Spezifizierung wie für Sacubitril/Valsartan (Frauen, Männer mit LVEF <55-60%).

SGLT2i

Die SGLT2i hemmen die Glucose- und Natrium-Rück-
resorption im proximalen Tubulus, führen so zu Glucosurie und Natriurese und wirken entsprechend leicht diuretisch. Sie haben aber auch direkte kardiale Effekte, deren genauen Mechanismen viel diskutiert, aber nicht im Detail bekannt sind. Es wird davon ausgegangen, dass es keine kardialen SGLT2-Rezeptoren gibt und metabolische Anpassungen für die kardialen Veränderungen verantwortlich sind. Nachdem für die beiden SGLT2i Dapagliflozin und Empagliflozin bei HFrEF unabhängig vom Vorliegen eines Diabetes überzeugende Ergebnisse bezüglich Morbidität und Mortalität gezeigt worden waren, folgten entsprechende Studien auch für HFpEF (und HFmrEF) (27, 28). Die EMPEROR-preserved (Empagliflozin versus Placebo) (27)- und DELIVER (Dapagliflozin versus Placebo) (28)-Studien haben praktisch deckungsgleiche Populationen eingeschlossen (jeweils LVEF >40%) und fast übereinstimmende Resultate ergeben. In beiden Studien führte der SGT2i zu einer signifikanten Reduktion des primären Endpunkts (relative Risikoreduktion ca. 20%) kardiovaskulärer Tod und Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz,
wobei das Ergebnis durch die Hospitalisationen getrieben war und das Vorliegen eines Diabetes wie bei HFrEF keinen Einfluss auf die Effektivität des Verums hatte. Als Unterschiede zwischen den beiden Studien sind zu nennen, dass in DELIVER auch Patientinnen und Patienten mit auf >40% verbesserter LVEF (recovered LVEF) eingeschlossen wurden und dass in DELIVER keine Abschwächung des Effekts des SGLT2i mit steigender LVEF beobachtet wurde. Der letztere Effekt wurde in einer Metaanalyse aber als statistisch nicht bedeutsam beurteilt (29). In beiden Studien bestand separat kein signifikanter Effekt auf die kardiovaskuläre Mortalität, während dies in einer Metaanalyse der beiden Studien ein grenzwertiges Signifikanzniveau erreichte (29). Obschon die kardiovaskuläre Mortalität nicht ganz eindeutig reduziert wurde, haben die SGLT2i Empagliflozin und Dapagliflozin im 2023 Update der ESC-Leitlinien eine Klasse-I-Indikation für die Behandlung von HFpEF bekommen (13). Analog werden SGLT2i im US-Expertenkonsensus als primäre Therapie von Patientinnen und Patienten mit HFpEF empfohlen (7) (nicht in den US-Leitlinien (19), da zum Zeitpunkt der Publikation DELIVER noch nicht publiziert war). Die SGLT2i
haben grundsätzlich ein gutes Sicherheitsprofil, verursachen wenig Nebenwirkungen (primär genitale Infekte), haben nur einen minimen blutdrucksenkenden Effekt und sind so im Alltag einfach zu handhaben (fixe Dosierung von 10 mg für beide Sub­stanzen, keine Titration nötig). Wichtig für die Vermeidung der seltenen Ketoazidose ist es, dass die Patientinnen und Patienten auf die sick-day rules hingewiesen werden. Dies heisst, dass der SGLT2i bei fehlender Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme pausiert werden sollte.

Glucagon-like-peptide-1 (GLP-1)
Rezeptor Agonisten

Der GLP-1-Rezeptor-Agonist Semaglutid wurde kürzlich bei einer adipösen HFpEF-Population ohne Diabetes untersucht. Unter Semaglutid kam es zu einer ausgeprägten Gewichtsreduktion und Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke und Lebensqualität im Vergleich zu Placebo (30). Gleichzeitig wurde unter Semaglutid das NT-proBNP reduziert, was bemerkenswert ist, da eine reine Gewichtsreduktion eigentlich zu einem Anstieg des NT-proBNP führt. Diese Beobachtung wird zusammen mit vielversprechenden präklinischen Daten als Hinweis für bedeutsame kardiale Effekte durch Semaglutid gewertet.

Ivabradin

Der selektive Inhibitor des If-Kanals des Sinusknotens wurde in mehreren HFpEF-Studien untersucht, um die Hypothese des Nutzens einer reinen Herzfrequenzreduktion (vgl. Betablocker) zu prüfen. Zwei mechanistische Studien haben aber widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich des Effekts einer kurzfristigen Therapie (Dauer 7 bzw. 14 Tage) mit Ivabradin auf die peak VO2 ergeben (31, 32). Die grössere (n=179) und über einen deutlich längeren Zeitraum (8 Monate) durchgeführte EDIFY-Studie zeigte keinen Effekt von Ivabradin (Zieldosis 2×7.5 mg) auf 6-Minuten-Gehstrecke, E/e‘ und NT-proBNP 33. Aktuell hat Ivabradin in den Leitlinien keine Indikation für die Behandlung von HFpEF.

Digoxin

In HFpEF-Stratum (LVEF >45%, alle Patienten im Sinusrhythmus) der DIG-Studie hatte Digoxin keinen Effekt auf Mortalität oder Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz 34. Der Stellenwert von Digoxin bei HFpEF und Vorhofflimmern ist nicht definiert.

Kalziumkanalblocker

Theoretisch sind Kalziumkanalbocker vom Nicht-Dihydropyridin-Typ (Verapamil und Diltiazem) durch Verlängerung der Diastolendauer und lusitrope Effekte ideale Medikamente bei HFpEF. Die vorliegenden Daten sind diesbezüglich aber nicht konklusiv. Gemäss einer neuen Metaanalyse sind Kalziumkanalbocker vom Nicht-Dihydropyridin-Typ und vom Dihydropyridin-Typ (primär Amlodipin, Felodipin) bei HFpEF aber sicher (neutral hinsichtlich kardiovaskulärem Tod und Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz) und können so zur Behandlung einer arteriellen Hypertonie bei diesen Patientinnen und Patienten eingesetzt werden (35).

Verbesserung der NO-Verfügbarkeit

Entsprechend der postulierten Pathophysiologie von HFpEF haben mehrere Studien das Prinzip einer Verbesserung der NO-Verfügbarkeit durch verschiedene medikamentöse Ansätze untersucht. Klassisches Isosorbid-Mononitrat führt im Vergleich zu Placebo zu einer Reduktion (statt Zunahme) der körperlichen Aktivität (36). Da eine chronische Nitrattherapie mit Toleranzentwicklung und/oder Hypotonie einhergeht, haben neuere Studien die Verabreichung von anorganischem Nitrit als NO-Quelle untersucht. Allerdings konnten die vielsprechenden akuten hämodynamischen Effekte (Reduktion PAWP unter Belastung) von intravenösem und inhaliertem anorganischen Nitrit in einer vierwöchigen Studie mit inhaliertem anorganischen Nitrit nicht bestätigt werden (keine Verbesserung peak VO2, NT-proBNP, E/e`, Grösse des linken Vorhofs) (37). Die Daten für den Phosphodiesterase-5-Hemmer Sildenafil sind ebenfalls nicht schlüssig. Bei unselektionierten Patientinnen und Patienten mit HFpEF (38) oder HFpEF mit rein post-kapillärer pulmonaler Hypertonie (39) hatte Sildenafil keinen Effekt auf die peak VO2 bzw. den pulmonalen Druck. Dies steht im Kontrast zu einer früheren Studie bei einem ausgewählten HFpEF-Kollektiv (pulmonale Hypertonie, meist kombiniert prä- und post-kapillär, alle mit Rechtsherzinsuffizienz), die eine hochsignifikante Reduktion von pulmonalem Druck und PAWP und eine Verbesserung der rechtsventrikulären Funktion gezeigt hatte (40). Für den zyklischen
Guanylzyklase-Stimulator Riociguat (zugelassen für die Behandlung der pulmonal-arteriellen Hypertonie) wurde in einer Dosisfindungsstudie (akuter Effekt einer Einzeldosis) keine Reduktion des pulmonalen Drucks, aber eine Zunahme des Schlagvolumens und in einer randomisierten Studie über 26 Wochen bei Patientinnen und Patienten mit HFpEF und post-kapillärer pulmonaler Hypertonie ein Anstieg des Herz-Minuten-Volumens nachgewiesen (41). Die verwandte Substanz Vericiguat hatte in zwei Studien keinen Effekt auf NT-proBNP, linksatriales Volumen und 6-Minuten-Gehstrecke und nicht konklusive Auswirkung auf die Lebensqualität. Für all diese Substanzen existieren bisher keine etablierten Indikationen bei Patientinnen und Patienten mit HFpEF.

Anämie/Eisenmangel

Die Rolle von Anämie und Eisenmangel bei HFpEF ist unklar. Die Gabe von Erythropoetin bei anämen Patientinnen und Patienten mit HFpEF führte zu einem Anstieg des Hämoglobins, resultierte im Vergleich zu Placebo aber nicht in einer Reduktion der linksventrikulären Masse oder einer Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke oder der Lebensqualität (42). Während intravenöses Eisen (Eisen-Carbomaltose) bei HFrEF zumindest symptomatisch effektiv ist, liegen für HFpEF noch keine Daten vor.

Revaskularisation

Das Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit ist bei HFpEF mit einer Verschlechterung der LVEF und einer erhöhten Mortalität assoziiert, und eine retrospektive Analyse suggeriert, dass eine komplette Revaskularisation diese Entwicklung verhindern kann (43). Im Gegensatz zu HFrEF liegen uns keinerlei Daten aus randomisierten Studien zum Effekt einer interventionellen oder chirurgischen Koronarrevaskularisation bei HFpEF vor. Die koronare Herzkrankheit soll gemäss aktuellen Leitlinien basierend auf Symptomen, Ausmass einer Ischämie und anatomischer Komplexität primär unabhängig von der HFpEF behandelt werden. Erst nach adäquater Therapie der koronaren Herzkrankheit wird es klar sein, ob noch eine HFpEF im engeren Sinn vorliegt.

Management des Vorhofflimmerns

Das Vorliegen eines Vorhofflimmerns ist bei HFpEF mit einem besonders ungünstigen hämodynamischen Profil assoziiert. Wie bei HFrEF geht man von einer teufelskreisartigen Interaktion zwischen Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern aus. Eine kleine randomisierte Studie hat nun sehr eindrückliche Effekte einer Pulmonalvenenisolation auf Hämodynamik, NT-proBNP, peak VO2 und Lebensqualität nachgewiesen 44. Auch wenn die Datenlage noch zu knapp ist für eine Leitlinienempfehlung, muss man sich im Alltag bei allen Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern neben der Etablierung und Erhaltung einer oralen Antikoagulation fragen, inwieweit eine Rhythmuskontrolle realistisch und sinnvoll ist.

Training

Wie in anderen Settings können Patienten mit HFpEF durch körperliches Training ihre Leistungsfähigkeit verbessern, wobei dies auch mit Verbesserung der diastolischen linksventrikulären Funktion (E/e`, Grösse des linken Vorhofs) einhergeht (45, 46). Entsprechend sollte Training/Rehabilitation immer Teil des Behandlungskonzepts bei HFpEF sein.

Interatriales Shunt-Device

Die Kreation eines Vorhofseptumdefekts durch ein perkutan implantierbares Device (Durchmesser 8 mm) mit der Idee einer Dekompression des linken Vorhofs hat in einer unkontrollierten Studie zu einer Reduktion des Anstiegs des PAWP unter Belastung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit bei HFpEF-Patientinnen und -Patienten geführt (Follow-up ein Jahr). Eine kleine mittels Sham-Prozedur kontrollierte Studie hat eine signifikante Reduktion des PAWP unter Belastung bestätigt. In einer grösseren randomisierten, ebenfalls mittels Sham-Prozedur kontrollierten Studie konnten aber keine relevanten Effekte auf klinische Endpunkte beobachtet werden (47). Eine Post-hoc-Analyse kam zum Schluss, dass Patientinnen und Patienten ohne «latente pulmonalvaskuläre Erkrankung» (pulmonalvaskulärer Widerstand <1.74 WU) profitieren könnten, während sich diejenigen mit latenter pulmonalvaskulärer Erkrankung verschlechtern könnten (48).

Weitere Devices

In einer kleinen randomisierten Cross-over-Studie an 32 Patienten bewirkte rechtsatriales Pacing (de novo implantation eines Schrittmachers) bei chronotroper Inkompentenz keine verbesserte Leistungsfähigkeit gemessen am peak VO2 (49). Hingegen scheint eine individuelle Anpassung der Grundfrequenz über 60 bpm bei Patientinnen und Patienten mit HFpEF und bereits vorgängig implantiertem Schrittmacher (57% Sick Sinus Syndrom, 43% AV-Block) unter möglichst guter Reduktion von RV-Pacing eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit zu bringen (50). Für die kardiale Resynchronisationstherapie bei HFpEF liegen keine Daten vor. Klappeneingriffe sind bei HFpEF ebenfalls nicht etabliert, und obschon eine funktionelle Mitral- und/oder Trikuspidalinsuffizienz (in der Regel «atriale» Insuffizienz) pathophysiologisch eine Rolle spielen kann, müssen alle Interventionen in diesem Kontext bei HFpEF vorderhand als experimentell angesehen und auch so deklariert werden. Aktuell sind verschiedene Device-Studien bei HFpEF im Gange, deren Resultate in den nächsten Jahren erwartet werden.

Vorgehen in der Praxis

Ein möglicher Ansatz für das therapeutische Vorgehen in der Praxis ist in Abbildung 4 dargestellt. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Form eines Vorschlags einer US- Expertengruppe (1). Die hauptsächliche Modifikation ist das Weglassen von Sacubril/Valsartan aus dem Algorithmus, da das Medikament wie oben diskutiert in den ESC-Leitlinien nicht empfohlen ist und in der Schweiz für die Behandlung von HFpEF auch nicht zugelassen ist und nicht vergütet wird. Spironolacton wurde im Algorithmus belassen, obschon das Medikament in den ESC-Leitlinien ebenfalls nicht empfohlen wird. Es handelt sich aber um ein kostengünstiges Medikament, welches auch zur Behandlung einer Hypertonie und/oder Hypokaliämie eingesetzt werden kann, sodass ein Einsatz bei HFpEF meist nicht mit fehlender Kostenübernahme sanktioniert werden dürfte. Wie bereits diskutiert, wird die Behandlung gemäss kardiovaskuläre Ko-Faktoren und Komorbiditäten individualisiert. Essentiell ist auch die Patientenedukation und Schulung des Selbstmanagements (z. B. Diuretika).

Prof. Dr. med. Micha T. Maeder

Klinik für Kardiologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstrasse 95
9007 St. Gallen

Literatur:

Aus Platzgründen ist die Anzahl Referenzen begrenzt. Entspre­ch­end sind einige Angaben im Text ohne Literaturzitat. Weitere Literaturangaben können bei Bedarf beim Korrespondenzautor bezogen werden.

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Wechsel von Vitamin K-Antagonisten zu Nicht-Vitamin K-Antagonisten erhöht bei gebrechlichen Patienten mit Vorhofflimmern das Blutungsrisiko

Hintergrund

Die meisten Patienten mit einem Vorhofflimmern werden zur Reduktion des Schlaganfallrisikos antikoaguliert; heute vorwiegend mit Nicht-Vitamin K-Antagonisten (DOAC). Es gibt aber noch eine beträchtliche Anzahl Patienten, die schon seit Jahren mit einem Vitamin K-Antagonisten (VKA) antikoaguliert werden. Der Nachteil der VKA ist, dass im Gegensatz zu DOAC regelmässig der INR-Wert bestimmt und eventuell die Dosierung angepasst werden muss. In verschiedenen Studien mit Patienten mit Vorhofflimmern, in denen die Wirksamkeit und Sicherheit von VKA mit DOAC verglichen wurden, schnitten DOACs besser ab.
Ein Teil der Patienten, die seit Jahren mit Vitamin K-Antagonisten behandelt werden, sind älter und auch gebrechlich («frail»). Diese Patienten waren in den genannten Studien nur in sehr kleiner Zahl vertreten.
Aus dem Grund untersuchten die Autoren die Frage der Wirksamkeit und Sicherheit der beiden Arten der Antikoagulation bei älteren, gebrechlichen Menschen.

Einschlusskriterien

  • Patienten mit Vorhofflimmern ≥ 75 Jahre und
  • vor Studienbeginn behandelt mit einem Vitamin K-Antagonisten und
  • Groningen Frailty Index ≥ 3 (ein validierter Fragebogen zur Erfassung der Gebrechlichkeit; Steverink et al. Gerontologist 2001; 41: 236-237) und
  • sie waren bereit auf Nicht-Vitamin K-Antagonisten zu wechseln

Ausschlusskriterien

  • Vorhofflimmern und Klappenerkrankung (mechanische Herzklappe; schwere Mitralstenose)
  • eGFR < 30 ml/min/1.73m2

Studiendesign und Methode

Multizentrische, randomisierte, nicht-verblindete Studie

Studienort

Acht Zentren (Dutch thrombosis services) in den Niederlanden

Interventionen

  • Gruppe 1: Stoppen der Antikoagulation mit einem Vitamin K-Antagonisten und Umstellung auf ein DOAC-Präparat, wenn der INR < 1.3 war. Initial wurde mit einem DOAC-Präparat (konnte von den behandelnden Personen frei gewählt werden) begonnen, wenn der INR-Wert < 2 war. Dabei wurden aber in der Umstellungsphase einige Blutungskomplikationen beobachtet.
  • Gruppe 2: weiterhin Antikoagulation mit einem Vitamin K-Antagonisten

Outcome

Primärer Outcome

  • Eine grosse (fatal, Blutung an kritischem Ort, wie Gehirn oder Retroperitoneum) oder eine klinisch relevante nicht so grosse Blutung (nach internationalen Kriterien klassifiziert)

Sekundäre Outcomes

  • Thromboembolische Ereignisse
  • Tod

Resultat

  • 1330 Patienten wurden randomisiert, 662 wechselten von Vitamin K-Antagonisten zu DOAC. Das mittlere Alter lag bei 83 Jahren; der mediane «Groningen fraility Index» lag bei 4. Fast 40 % waren Frauen.
  • Nachdem 163 primäre Outcomes beobachtet wurden, 101 (15.3 %) im DOAC-Arm und 62 (9.4 %) im VKA-Arm wurde die Studie abgebrochen. Die Anzahl Blutungen war in der DOAC-Gruppe bei der abschliessenden Analyse um fast 70 % höher als in der VKA Gruppe.
  • Bei den thromboembolischen Ereignissen und bei der Mortalität waren keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen beobachtbar.

Kommentar

  • Die Ergebnisse dieser Studie sind ein Hinweis darauf,
    dass bei gebrechlichen Patienten mit Vorhofflimmern
    nach einer Umstellung der Antikoagulation von Vitamin
    K-Antagonisten auf Nicht-Vitamin K-Antagonisten die
    Blutungswahrscheinlichkeit (deutlich) steigt.
  • Mit dieser Studie kann die Frage bezüglich eines Unterschiedes
    an thromboembolischen Ereignissen (ischämischer
    Insult) nicht konklusiv beantwortet werden. In der
    Studie gab es aber keine Hinwiese auf einen Unterschied
    zwischen den beiden Gruppen.
  • Die Autoren kommen zum Schluss, dass bei diesen Patienten
    von einer Umstellung auf Nicht-Vitamin K-Antagonisten
    ohne zwingenden Grund abzuraten ist.
Prof. em. Dr. med. Johann Steurer

Zürichbergstrasse 7
8032 Zürich

johann.steurer@usz.ch

Joosten L.P.T. et al. Safety of switching from a Vitamin K Antagonist of an Non-Vitamin K Antagonist Oral Anticoagulant in frail older patients with atrial fibrillation: Results for FRAIL-AF Randomized Controlled Trial. Circulation 2024; 149: 279 – 289.

Die (verpasste?) Chance der kardiovaskulären Prävention in der Schweiz

Im vergangenen Jahrhundert waren Infektionskrankheiten und die hohen Raten an Kindersterblichkeit die Haupttodesursache in der Schweiz (1). Durch die medizinische Entwicklung und die Entdeckung von Antiinfektiva, insbesondere Antibiotika und eine verbesserte Versorgung, konnte die Lebenserwartung gesteigert und Infektionskrankheiten zurückgedrängt werden (2). Aktuell führen nicht übertragbare Erkrankungen die Ranglisten der Mortalität und Morbidität weltweit sowie in der Schweiz, mit kardiovaskulären Erkrankungen an der Spitze (3,4). In den letzten 100 Jahren ist die Entwicklung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) dem epidemiologischen Wandel und der globalen wirtschaftlichen Entwicklung gefolgt (5). Auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten die Behandlung durch Einführung diverser Medikamente, Interventionen und Devices deutlich verbessert hat, sind kardiovaskuläre Erkrankungen für jeden dritten Tod verantwortlich und reflektieren mit der steigenden Prävalenz das ausserordentliche Tempo, das die Gesellschaft eingeschlagen hat (6).

In dieser Ausgabe von PRAXIS beschreiben Rosemann und Kollegen das aktuelle Thema der Prävalenz und Versorgung von kardiovaskulären Erkrankungen in der Schweiz. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Jahre mit verminderter Lebensqualität und Lebenserwartung, sogenannte DALYs (disability-adjusted life years), gelegt (7, 8). Das Konzept wurde 1993 erstmals im Weltentwicklungsbericht der Weltgesundheitsorganisation präsentiert (9). Dieses Konzept stammt ursprünglich aus dem Vereinigten Königreich und möchte sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung als Zielgrösse von medizinischen Interventionen und insbesondere präventiven Bemühungen berücksichtigen (7, 8). Die Zusammenstellung von Rosemann et al. zeigt eindrücklich, dass in Bezug auf präventive Massnahmen in der kardiovaskulären Medizin einerseits ein grosses Potenzial durch die hohe Prävalenz von kardiovaskulären Risikofaktoren vorliegt, andererseits bezüglich der Versorgung und der praktischen Umsetzung dieser präventiven Massnahmen unzureichende Umsetzung auf nationaler und kantonaler Ebene vorliegt (10). Bei der Behandlung und Prävention kardiovaskulärer Krankheiten kommt es zu einigen verpassten Chancen, wenn es darum geht, die kardiovaskuläre Versorgung zu verbessern und unnötige Kosten zu vermeiden. Im Allgemeinen lassen sich diese Möglichkeiten für Verbesserung in sechs Kategorien im Krankheitskontinuum einteilen: Änderung der Risikofaktoren, Patient/-innen-Beteiligung, korrekte Diagnosen, Anwendung von first-line Empfehlungen, Anwendung von fortschrittlichen Behandlungen, Nutzung von zusätzlichen Diensten (11). Neben den sechs Kategorien mit Verbesserungspotenzial wird auch das Ausmass der Probleme dargestellt.
Exemplarisch sei eine Kategorie mit grossem Verbesserungspotenzial herausgegriffen: körperliche Inaktivität. Sie ist, neben ungesunder Ernährung, Tabakkonsum und übermässigem Alkoholkonsum, einer der wesentlichsten verhaltensbedingten Risikofaktoren für Herzerkrankungen (12, 13). Körperliche Inaktivität oder Sitzen wird als das neue Rauchen bezeichnet (14) und führt zu erhöhtem kardiovaskulären Risiko und Mortalität (15). Im Gegensatz dazu senkt körperliche Aktivität das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (16). Wissen und Aufmerksamkeit für die positiven Effekte von Bewegung sind daher wichtige Bestandteile für Prävention in der Bevölkerung. Das Konzept für körperliche Aktivität ist in vielen Aspekten sehr früchtetragend, denn mit wenig Aufwand können sehr hohe Effekte in vielen Bereichen erzielt werden (17).

Neben der Bedeutung für unsere Patientinnen und Patienten stellt kardiovaskuläre Prävention auch ein riesiges Potenzial aus gesundheitsökonomischer Sicht dar (18). Rosemann und Kollegen bewerten das ökonomische Potenzial einer optimalen kardiovaskulären Behandlung in der Schweiz, indem sie direkte und indirekte Kosten von kardiovaskulären Erkrankungen beziffern und das Potenzial für individuelle Gesundheit und vermeidbare ökonomische Belastungen darlegen. Das ungenutzte Potenzial einer optimalen kardiovaskulären Risikofaktorenkontrolle wird mit 69,3 % kumulativer Reduktion der Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen beziffert. Dies würde 9,3 Milliarden CHF pro Jahr sparen und neben sozioökonomischen Aspekten ca. 233 000 DALYs vermeiden. Der vermeidbare sozioökonomische Schaden wird mit 22,6 Milliarden CHF durch optimale kardiovaskuläre Risikofaktorenkontrolle beziffert. Diese eindrücklichen Zahlen sollten als Weckruf für die medizinische Community, aber auch für sämtliche Entscheidungstragende im Gesundheitswesen fungieren. Diese Zahlen sollen auch als Anstoss für ein gemeinsames Anpacken für eine nationale Strategie zur optimalen Kontrolle von kardiovaskulären Risikofaktoren dienen. Nur ein gemeinsamer Ansatz von kantonalen und nationalen Entscheidungstragenden, Vertretenden aus dem Versicherungs- und Bildungswesen, Vertretenden von Patientinnen und Patienten und sonstigen Stakeholdern kann diese unzufriedenstellende Situation in Richtung optimierter Gesundheitsversorgung bewegen.

Gloria Petrasch, MSc, BEd
PD Dr.med. David Niederseer, PhD, BSc
Hochgebirgsklinik Davos
Medizincampus Davos, Davos, Switzerland
Herman-Burchard-Strasse 1
7265 Davos Wolfgang
david.niederseer@hgk.ch

PD Dr. med. David Niederseer

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Differenzialdiagnose und medizinische Innovation – Teil 2

Am 4.12.2023 veranstaltete die Zurich Academy of Internal Medicine (ZAIM) ein Symposium zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. med. Dr. h.c. Walter Siegenthaler am Universitätsspital Zürich. Der von Medworld AG (Steinhausen) hervorragend organisierte Anlass zog ein zahlreiches Publikum bestehend aus ehemaligen Schülern, Kollegen und Freunden von Walter Siegenthaler an den Ort seines ehemaligen Wirkens.

Der erste Teil erschien in der Zeitschrift « die informierte ärztin, der informierte arzt 01, 2024. In diesem 2. Teil gibt Dr. Lorenzo Käser einen Rückblick über 100 Jahre Differenzialdiagnostik Zürich, PD Lukas Zimmerli beschäftigt sich mit Check-up und Differenzialdiagnose und Prof. Lutz Jäncke entführt uns in das Unbewusste und zeigt, wie wir richtige und falsche Entscheidungen treffen und wie unser Gedächtnis funktioniert.

100 Jahre Differentialdiagnose in Zürich

Die Entwicklung der Inneren Medizin in Zürich – die Direktoren der medizinischen Klinik und der medizinischen Poliklinik, Standorte und wichtige Publikationen – Einordnung von Siegenthalers Vita waren Gegenstand er Präsentation von Dr. Lorenzo Käser, Ressort Lehre, Direktion Forschung und Lehre USZ. Der Referent erinnerte zunächst an den weltbekannten Botaniker, Internisten und Lehrer Prof. Otto Nägeli, der von 1918 bis 1921 Direktor der Medizinischen Poliklinik und von1921 bis 1937 Direktor der Medizinischen Klinik am damaligen Kantonsspital Zürich war. Otto Nägeli veröffentlichte im Jahre 1917 das Buch Differenzialdiagnose in der Inneren Medizin im Georg Thieme Verlag. Seine Nachfolger waren Wilhelm Löffler 1937-1957 und Paul H.  Rossier 1957-1969.

Das Buch zur Differenzialdiagnose innerer Krankheiten wurde 1952 von PD Dr. Robert Hegglin neu herausgegeben. 1972 erfolgte die erste Mehrautoren-Ausgabe unter Prof. Walter Siegenthaler. 2012 wurde die Differenzialdiagnose innerer Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose unter Prof. Edouard Battegay und mit Thieme neu herausgegeben – Moderne Didaktik & Gestaltung- Schritte in die Digital- & Online-Zeit.

Von der Situation zur Differenzialdiagnose

Bedeutung, Formen und Elemente der Check-up Untersuchung, Differenzialdiagnose schützt vor Über- und Unterversorgung, Check-ups oder Sprechstunde, dies die Themen, über welche PD Dr. Lukas Zimmerli, Chefarzt Medizinische Klinik Kantonsspital Olten, referierte.

Check-ups werden häufig verlangt. Die Top 10 Gründe für Visiten in Kanada im Jahre 2019 waren

Pat. Visiten % Männer % Frauen % Patientenvisiten mit Arzneimittelempfehlungen
Hypertonie 21’296 54 46 84
Diabetes mellitus 12’651 57 43 78
Depressive Störungen 8’672 34 66 82
Angstzustände 7’879 35 65 72
Gesundheits-Check-up 7’670 50 50 3
Unbekannte/unspezifische
Gründe
5’334 47 53 100
Akute Infektion der oberen Atemwege 5’242 49 51 38
Normale Schwangerschafts-
überwachung
5’090 0 100 12
Hyperlipidämie 5’019 60 40 89
Hypothyreose 4’989 22 78 93

…über Angebote der «Check-u-Industrie»

Blut- und Urinanalysen Junior Check-up Business Check-up Executive Check-up
Ausführliches Gespräch mit dem Facharzt zum persönlichen Gesundheitszustand X X X
Ausführliche ärztliche Untersuchung X X X
Impfkontrolle und Beratung X X X
Überprüfung von Herzkreislauffunktion und Risikofaktoren X X X
Ruhe, Belastungs- und Erholungs-EKG mit Blutdruckmessung, optimaler Trainingspulsberechnung (Conconi-Test, ev. mit Laktatmessung X X X
Körpermessungen Gewichtsanamnese, BMI, Waist/Hip -Ratio, Körperfettanteil X X X
Beurteilung der Kraft und der Beweglichkeit X X X
Beweglichkeitsmessung der Wirbelsäule (nicht invasive Methode o. Strahlenbelastung X X X
Lungenfunktionstest X X X
Screening auf Hautveränderungen X X X
Prostata-Screening X X
Darmkrebs-Screening (Stuhltest) X X

Platinum Check-up
Detaillierte Leistungen

Anamnese-Gespräch zum persönlichen Gesundheitszustand
Umfassende ärztliche Untersuchung
Impfkontrolle
Besprechung der Untersuchungsergebnisse
Ausführliche altersangepasste Laboruntersuchungen (Blut, Urin)
Ruhe-EKG
Belastungs-EKG
Messung der Körperzusammensetzung
Lungenfunktionstest
Kraft- und Beweglichkeitsmessungen, Wirbelsäulen-Check
Überprüfung des Sehvermögens
Augendruckmessung
Prostata bei Männern über 45
Massnahmenplan mit praktischen Übungsbeispielen inkl. Beratung
MRI Ganzkörper
Echokardiografie und Carotis-Sonografie
Gastroskopie und Kolonoskopie
Alle Untersuchungen an einem Tag
2 Jahre Premium-Mitgliedschaft

.. zur Selbstoptimierung

Krankheiten früh erkennen und deine Gesundheit optimieren. Buche deinen ersten Health Check-up und profitiere von einer professionellen Beratung sowie personalisierten Empfehlungen on unseren renommierten Ärzt:innen und Health Coaches. Gratisberatung.
Der Referent präsentierte anschliessend die häufigsten Todesursachen nach Altersklassen mit wenigen Todesfällen wegen Unfällen oder «übrigen»  bei den 0-24 Jährigen und einem guten Drittel an Herz-Kreislauferkrankungen, gefolgt von Demenz und Krebs bei über 85-Jährigen.

Die Elemente des Check-ups

Regelmässige Gesundheitsuntersuchung
Beratung und Verhaltensänderung
Impfungen
Screening        Bei symptomfreien Personen Einschätzung des persönlichen Risikoprofils
Case Finding  Spezifisches identifizieren von Risikofaktoren →individuelle Risikofaktorenbeurteilung
Hidden Agenda. Nicht deklarierte Beweggründe für einen Arztbesuch (Ängste, Befürchtungen, Erwartungen…)

Differenzialdiagnostisches Denken ist zentral für Case Finding

Case Finding ist das identifizieren von asymptomatischen Erkrankungen resp. deren Risikofaktoren während einer (Routine-)Konsultation. Individuelle Risikobeurteilung der Patient:innen je nach Vorhandensein weiterer Risikofaktoren, Symptomen, Begleiterkrankungen (z.B. chronisch entzündliche Darmerkrankung) und Familienanamnese (z.B. prämature KHK).
→ differenzialdiagnostisches Denken ist zentral für individuelle Risikobeurteilung

Hidden Agenda

Hidden Agenda bezeichnet seitens der Patint:innen  nicht deklarierte Beweggründe für einen Arztbesuch. Hierzu gehören auch Erwartungen, Gefühle, Ängste, der Patient:innen, welche dem Ärzt:innen nicht ohne weiteres preisgegeben werden.

Patient:innen verlangen Check-up nicht nur  wegen Prävention

Prospektive Studie an der Medizinischen Poliklinik Basel: 66 Patient:innen (35% w), mittleres Alter 45±16 Jahre, 66% der Patient:innen in regelmässiger hausärztlicher Kontrolle, Patient:innen hatten 4.7±3.1 Symptome, jede/r 3. Patient:in hatte noch  «versteckte Gründe» für eine Check-up -Untersuchung.

Hidden Agenda bei 23 Patient:innen während der zweiten Konsultation:

Psychosoziale Belange der Patient:innen    8

Krankheitsverständnis der Patient:in   6

Krankheiten im sozialen Umfeld   3

Gesundheitliche Bedenken

  • Krebs   4
  • HIV   3
  • Herzkrankheit   3
  • Lifestyle (Rauchen, Diät, Trinksucht)   2
  • Hypertonie   2

Differenzialdiagnose schützt vor Fehl-  und Überversorgung

Patient:innen überschätzen den Nutzen von Interventionen und unterschätzen das Risiko (z.B. Krebs-Früherkennung) Patient:innen dürfen nicht durch unnötige  Interventionen gefährdet werden

→Schutz vor Überdiagnosen

→Subjektives Wohlbefinden muss zentral sein

→Shared Decision Making ist zentral

Check-ups oder Sprechstunde?

…the PHE (Periodic Health Evaluation) may provide clinicians time  to consider preventive  care more fully, thusleading to their instituting preventive measures more frequently.

… PHE has a stronger effect on improving the delivery of preventive services that are performed by clinicians  at the time of the office visit.

Check-up as a vehicle to develop  meanungful long-term relationship with patients:  «Time for the physicican to get to know the patient as a person and vice versa» (Boulware LE et al. Ann Intern Ned 2007;146:289-300/Brett AS. JMA 2021;325:2259-2261).

Check-ups zur Burnout-Prophylaxe von Ärzt:innen?

Die American Medical Association hat festgestellt, dass es wichtig ist, die Beziehungen zwischen Patienten und Ärzten zu verbessern, um eine qualitative hochwertige Pflege zu gewährleisten und Burnout vorzubeugen. Allgemeinmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, die zumindest teilweise darauf ausgerichtet sind, solche Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten, könnten jungen Ärzten   helfen, ihre Berufswünsche zu erfüllen, die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit zu steigern und die Wahrscheinlichkeit eines Burnout zu verringern (Brett AS JAMA 2021;325:2259-2261).

 

Take Home Message

Individuelle Risikokomponenten beachten (Case finding)
Patient:innen verlangen Check-up Untersuchungen  oft wegen Symptomen und Sorgen (Open Agenda)
An mögliche nicht-deklarierte Beweggründe einer Check-up-Untersuchung denken (Hidden Agenda)
Prävention, falls möglich, in Grundversorgung der Patient:innen einbauen

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

riesen@medinfo-verlag.ch

Cystische Lungenerkrankungen

Einleitung

Lungenzysten zählen zu den vermehrt diagnostizierten radiologischen Zufallsbefunden, begünstigt durch die weit verbreitete Verfügbarkeit von hochauflösenden Computertomographien (HRCT). Sie können als Teil des natürlichen Alterungsprozesses des Lungenparenchyms auftreten oder sich im Rahmen verschiedener Lungenerkrankungen manifestieren, einschliesslich postinfektiöser, maligner oder entzündlicher Genese. Bei der Konfrontation mit Lungenzysten in der HRCT ist ein systematischer Ansatz unerlässlich (Abbildung 1). Der erste Schritt besteht darin, sie von anderen umschriebenen, gering absorbierenden Bereichen zu unterscheiden, die häufig auftreten, beispielsweise Emphysem, Bronchiektasien oder Honeycombing. Anschliessend klassifiziert die Anzahl der Zysten, das Muster der Verteilung sowie das Vorhandensein von begleitenden Lungenanomalien die Zysten weiter in lokalisierte, zufällig auftretende oder diffuse zystische Lungenerkrankungen. Das Vorhandensein einer diffusen zystischen Lungenerkrankung rechtfertigt weitere Tests für eine präzise Diagnose, da die Behandlungsoptionen krankheitsspezifisch sind.

Birt-Hogg-Dubé-Syndrom

Das Birt-Hogg-Dubé Syndrom (BHD) ist eine seltene autosomal dominante Störung mit einer hohen Penetranz (geschätzt bei 90-95%) (1). Sie entsteht aufgrund von Keimbahnmutationen im Tumorsuppressorgen FLCN, das auf Chromosom 17p11.2 liegt und das Folliculin-Protein codiert. Die phänotypischen Merkmale der Krankheit umfassen eine Triade aus diffusen pulmonalen Zysten, Hautläsionen und renalen Neoplasien unterschiedlicher Histologie. Es betrifft in der Regel junge Erwachsene ohne Geschlechtspräferenz und tritt überwiegend bei Personen im Alter von 20 bis 40 Jahren auf; es kann jedoch in allen Altersgruppen auftreten. Bei BHD werden bei der Mehrheit der Patienten (ungefähr 80%) pulmonale Zysten beobachtet. Diese Zysten weisen im Vergleich zu anderen diffusen zystischen Lungenerkrankungen (DZLE) eine linsenförmige Form, größere Abmessungen und eine basale Dominanz auf (Abbildungen 2 und 3). Eine Studie zu radiologischen Merkmalen, die mit den vier Hauptursachen diffuser Lungenzysten assoziiert sind, zeigte eine deutlich höhere Inzidenz von paramediastinalen Zysten bei Personen mit BHD (2).
Die klinischen Manifestationen der Lungenbeteiligung bei BHD sind unspezifisch und werden hauptsächlich durch ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Pneumothorax charakterisiert (etwa 50-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung) (3). So entwickeln etwa 24% der Patienten mit Lungenzysten bei BHD einen Pneumothorax mit einer sehr hohen Rezidivrate von 75% (1).
Eine Hautbeteiligung tritt bei mehr als 85% der Patienten auf und äussert sich durch die Bildung gutartiger Hauttumore wie Fibrofollikulomen, Trichodiskomen und Acrochordonen (1). Die charakteristischsten Hautläsionen bei BHD sind Fibrofollikulome, schmerzlose kleine papuläre Wucherungen, die sich allmählich über die Kopfhaut, das Gesicht, den Hals und die Brust verteilen.
Eng mit einer erhöhten Mortalität verbunden ist eine renale Beteiligung, die bei etwa 30% der Patienten mit BHD diagnostiziert wird (4). Die häufigsten Histologien umfassen Onkozytome und chromophobe Adenome, obwohl klarzellige und papilläre Karzinome ebenfalls auftreten können. Das Vorhandensein von bilateralem oder multifokalem Nierenkrebs mit frühem Beginn sollte den Verdacht auf BHD wecken.

Die Identifikation eines Pneumothorax bei jungen Personen mit einer positiven Familienanamnese bezüglich Pneumothoraces oder Nierentumoren sollte eine Untersuchung auf das Birt-Hogg-Dubé-Syndrom nach sich ziehen. Diese Evaluation umfasst eine hochauflösende Computertomographie (HRCT), eine dermatologisches Konsil mit Hautbiopsie sowie genetische Testung. Eine Lungenbiopsie ist bei typischer Konstellation respektive nachgewiesener Mutation nicht indiziert.

Die Behandlung besteht hauptsächlich in der Bewältigung von Komplikationen. Darüber hinaus ist das Screening auf renale Neoplasien entscheidend und wird in der Regel ab dem 20. Lebensjahr mit regelmässigen Screenings im Intervall von drei Jahren unter Verwendung der Magnetresonanztomographie (MRT) empfohlen (5,6).
Lymphozytäre interstitielle Pneumonie
Die lymphozytäre interstitielle Pneumonie (LIP) beschreibt eine diffuse Infiltration des Lungenparenchyms durch reaktives lymphoides Gewebe (7). Es kann sich als idiopathischer Zustand manifestieren oder mit verschiedenen zugrunde liegenden Faktoren assoziiert sein, wobei Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom (25-50% der LIP-Fälle), systemischer Lupus erythematodes (SLE) und rheumatoide Arthritis (RA) die häufigsten Ursachen sind. Immunodefizienzzustände wie HIV und eine gemeinsame variable Immundefizienz (CVID) können ebenfalls mit LIP in Verbindung gebracht werden (8).
Radiologische Anomalien bei LIP zeigen verschiedene Erscheinungsformen, darunter Ground Glass Opazitäten (GGO), zentrilobuläre Noduli und zystische Veränderungen. Ground Glass Opazitäten werden eher im frühen Stadium der Krankheit beschrieben, während Noduli und Zysten bei chronischer, langjähriger LIP vermehrt beobachtet werden (9). Pulmonale Zysten wurden bei 60-80% der Patienten mit LIP festgestellt und zeigten eine durchschnittliche Größe von 16 mm (3-52 mm), bilaterales Auftreten und eine subpleurale oder peri-broncho-vaskuläre Verteilung. Eine zufällige Verteilung ist ebenfalls in der Literatur dokumentiert. Die Lungenfunktionsprüfung zeigt in der Regel ein restriktives Muster mit reduzierter Diffusionskapazität. Eine histologische Bewertung ist unerlässlich, um die Diagnose zu bestätigen.

Die Behandlung von LIP zielt darauf ab, die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln. In Fällen, die mit HIV assoziiert sind, haben antiretrovirale Therapien klinische Wirksamkeit gezeigt und eine Remission der LIP wurde berichtet (10). Für die meisten anderen Fälle ist ein immunsuppressives Regime mit Kortikosteroiden oder eine Kortikosteroid-sparend Therapie zur Verbesserung oder Stabilisierung der Krankheit empfohlen. Eine enge Überwachung mit wiederholten radiologischen Kontrollen wird bei Erkrankungen wie dem Sjögren-Syndrom empfohlen, jedoch ist das optimale Intervall und die Dauer der Nachbeobachtung noch zu bestimmen.

Lymphangioleiomyomatose

Die Lymphangioleiomyomatose (LAM) ist eine seltene zystische Lungenerkrankung, die durch die Proliferation von muskelähnlichen Zellen charakterisiert ist, die Mutationen in den Genen TSC1 (Hamartin) und TSC2 (Tuberin) aufweisen (11). Diese Gene kodieren Proteine, die den Signalweg von Rapamycin (mTOR) regulieren (11). Ein Mangel oder eine Dysfunktion von Hamartin und Tuberin führt zu einer hochregulierten mTOR-Aktivität, was zu einer erhöhten Proteinsynthese und unangemessenen zellulären Proliferation, Migration und Invasion führt. Zusätzliche Effekte von TSC1- und TSC2-Mutationen umfassen die Unterdrückung der Autophagie, einen Wechsel zu glykolytischem Stoffwechsel und die Expression von vaskulären endothelialen Wachstumsfaktoren (=vascular endothelial growth factor/ VEGF-C und VEGF-D) (12). Ein erhöhter Serumspiegel von VEGF-D ist bei 50-70% der Patienten mit LAM messbar und dient als nützlicher diagnostischer und prognostischer Marker (13,14).
Die Rolle von Östrogen in der Pathologie von LAM ist noch nicht vollständig verstanden, jedoch steht eine Progredienz in Verbindung mit hohen Östrogenspiegeln etwa während der Schwangerschaft und Hormonersatztherapie. Ein Pneumothorax während der Schwangerschaft sollte stets den Verdacht auf LAM wecken. Oft wird postmenopausal eine verlangsamte Krankheitsprogression beobachtet. LAM wird entweder als sporadisch oder im Zusammenhang mit dem tuberösen Sklerosekomplex (TSC) klassifiziert. Sporadische LAM zeigt TSC1- und TSC2-Mutationen nur in neoplastischen Läsionen und betrifft hauptsächlich junge Frauen. Im Gegensatz dazu betrifft TSC-assoziierte LAM alle Zellen und tritt bei beiden Geschlechtern auf, wenn auch nicht gleichmässig verteilt (häufiger bei Frauen). TSC-LAM tritt bei 30% der Frauen mit TSC und bei 10-15% der Männer mit TSC auf (15). Das durchschnittliche Alter bei der Diagnose liegt bei 35 Jahren, aber es wurden auch seltene Fälle bei Kindern und älteren Menschen beschrieben.

Abb. 5: MRT des Abdomens zeigt ein renalen Angiomyolipom links (orangener Pfeil) bei einer Patientin mit TSC-LAM (Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Universitätsspital Basel)

Lungenzysten bei LAM sind typischerweise rund, gleichmäßig in beiden Lungen verteilt und in Form und Grösse relativ einheitlich (Abbildung 4). Bei TSC-LAM treten häufig Lungennoduli mit einer Grösse von 2 bis 14 mm auf, die die zystischen Läsionen begleiten und eine multifokale mikronoduläre Pneumozyten-Hyperplasie repräsentieren. Bei 10% der LAM-Patienten treten weiterhin chylöse Pleuraergüsse auf.
Eine abdominale Beteiligung tritt insbesondere mit renalen Angiomyolipomen auf – gutartigen Tumoren, die ein hohes Blutungsrisiko bei >4 cm Grösse darstellen (Abbildung 5). Abdominale oder mediastinale Lymphangioleiomyome, Aszites und Lymphadenopathien können ebenfalls auftreten.
Der klinische Verlauf der LAM ist durch fortschreitende Dyspnoe bei körperlicher Anstrengung, das wiederholte Auftreten eines Pneumothorax und die Ansammlung von chylöser Flüssigkeit thorakal und abdominal gekennzeichnet. Bei der Lungenfunktion wird häufig ein obstruktiver Defekt und eine Hyperinflation festgestellt. Eine Verschlechterung der Lungenfunktion ist bei Patientinnen im reproduktiven Alter, hohen VEGF-D-Spiegeln und bei Verwendung von östrogenhaltigen Medikamenten festzustellen.

Die Durchführung einer HRCT Untersuchung zum Ausschluss einer LAM ist gerechtfertigt bei Auftreten eines Pneumothorax in der Schwangerschaft oder bei jungen, weiblichen Nichtraucherinnen, bei asymptomatischen Patienten mit TSC sowie bei der zufälligen Entdeckung von Angiomyolipomen oder unerklärlichem chylösem Aszites beziehungsweise Pleuraerguss. Die Leitlinien der ERS (European Respiratory Society) weisen darauf hin, dass die Diagnose von LAM auf der Grundlage charakteristischer zystischer Läsionen bei einem Patienten mit TSC, Angiomyolipom oder Chylothorax gestellt werden kann. Ein VEGF-D-Serumspiegel über 800 pg/ml bei einem Patienten mit typischen Zysten ist ebenfalls diagnostisch für LAM (16).

In der MILES-Studie (17) hat Sirolimus eine Verlangsamung der Progredienz der LAM gezeigt. Evidenzbasierte Empfehlungen schlagen vor, die Sirolimus-Behandlung zu beginnen, wenn das forcierte exspiratorische Volumen in einer Sekunde (FEV1) unter 70% fällt. Die optimale Behandlungsdauer bleibt unklar, und viele Patienten werden unbefristet behandelt. Ein weiterer Aspekt des LAM-Managements umfasst die regelmäßige radiologische Überwachung von Angiomyolipomen. Nachgewiesen ist ein höheres Blutungsrisiko bei Läsionen grösser als 4 cm, wonach sich eine Intervention, wie eine chirurgische Entfernung oder Embolisation, empfiehlt.

Pulmonale Langerhans-Zell-Histiozytose

Die pulmonale Langerhans-Zell-Histiozytose (PLCH) ist eine systemische Erkrankung, die sich als diffuse zystische interstitielle Lungenerkrankung manifestiert und hauptsächlich junge Erwachsene betrifft, die rauchen. Obwohl die genaue Pathogenese der Krankheit noch diskutiert wird, besteht ein gut dokumentierter Zusammenhang mit Nikotinabusus als begünstigendem Faktor. Die Prävalenz des Zigarettenrauchens liegt bei über 90% der diagnostizierten PLCH-Patienten (18). Somatische Mutationen in den MAPK-Signalwegen, insbesondere BRAF V600E und MAPK2K1, sind in den meisten Fällen nachweisbar (19).

Das klinische Bild ist bei der Mehrheit der Patienten unspezifisch und reicht von minimalen Symptomen bis zu Dyspnoe und Husten. Eine schwerere Präsentation mit konstitutionellen Symptomen wie Gewichtsverlust und Fieber ist ebenfalls möglich, beschränkt sich jedoch auf 20% der Fälle. Etwa 20% der Patienten zeigen extrapulmonale Manifestationen zum Zeitpunkt der Diagnose. Am häufigsten handelt es sich um zystische Knochenläsionen und pathologische Knochenbrüche. Eine skelettale Beteiligung kann pulmonalen Manifestationen vorausgehen und betrifft typischerweise flache Knochen. Eine Hypothalamus-Beteiligung, die zur Entwicklung von Diabetes insipidus führt, tritt bei 5-15% der Patienten auf, während Hautbeteiligung bei weniger als 5% zu beobachten ist. Die Lungenfunktion bleibt bei PLCH in der Regel erhalten. In den frühen Phasen der Krankheit wurde ein restriktives Muster beschrieben, das CT-radiologisch überwiegend nodulären Veränderungen entspricht. In den fortgeschrittenen Phasen der Krankheit zeigt sich lungenfunktionell ein obstruktives Muster, CT-radiologisch einem vorherrschend zystischen Muster entsprechend. Die Diffusionskapazität ist häufig im Verhältnis zu den Veränderungen des Lungenvolumens übermässig reduziert.

Die hochauflösende Computertomographie (HRCT) spielt eine entscheidende Rolle bei der Evaluation von PLCH. Das charakteristische Merkmal ist das Vorhandensein von diffusen Zysten und Noduli, die sich überwiegend in den mittleren bis superioren Bereichen der Lungen ansammeln, wobei der kostophrenische Winkel nicht befallen ist (20) (Abbildung 6). Die Noduli weisen oft eine schlecht definierte Form auf und messen typischerweise zwischen 2 und 10 mm.

Langerhans-Zellen sind spezialisierte dendritische Zellen, die eine entscheidende Rolle bei der Regulation der Schleimhautimmunität spielen (20). In der Pathologie von PLCH umfasst die initiale Läsion die Ansammlung aktivierter Langerhans-Zellen um die terminalen und respiratorischen Bronchiolen. Die Signale, die zur Aktivierung der Langerhans-Zellen führen, sind noch Gegenstand der Debatte, wobei das Rauchen einen prominenten Faktor darstellt (21). Die Langerhans-Zellen und die nachfolgende Rekrutierung von Entzündungszellen tragen zur Bildung von Noduli bei, die der Entwicklung von Remodeling der Atemwege und zystischen Veränderungen vorausgehen (19).
Die Diagnose von PLCH sollte bei jungen Rauchern, die sich mit zystischen und nodulären Infiltraten präsentieren, in Betracht gezogen werden. Eine Anamnese mit aufgetretenem Pneumothorax oder das Vorhandensein von Diabetes insipidus sollte die Aufmerksamkeit der Ärzte auf das mögliche Vorhandensein von PLCH lenken. HRCT ist ein wesentlicher Bestandteil der Untersuchung auf PLCH. Wenn klinische und radiologische Befunde auf PLCH hinweisen, sind weitere invasive diagnostische Verfahren angebracht. Zur Bestätigung der Diagnose kann eine bronchoalveoläre Lavage (BAL) ausreichend sein, wenn mehr als 5% CD1a-positive Zellen identifiziert werden, was eine hohe Spezifität, aber eine geringe Sensitivität zeigt. Weitere invasive diagnostische Methoden wie transbronchiale Biopsie (TBB) mit einer diagnostischen Ausbeute von 30% und Video-assistierte Thorakoskopie (VATS) können erforderlich sein. Ein Fluordesoxyglukose-Positronenemissionstomographie (FDG PET)-Scan kann bei der Diagnose von PLCH hilfreich sein, da Läsionen typischerweise FDG-positiv sind, insbesondere wenn der Verdacht auf extrapulmonale Beteiligung besteht.

Das Management von PLCH konzentriert sich hauptsächlich auf die Raucherentwöhnung und die Behandlung von Komplikationen wie Pneumothorax und respiratorisches Versagen. Eine medikamentöse Therapie mit Immunsuppression wird in der Regel bei Patienten mit beeinträchtigter Lungenfunktion zum Zeitpunkt der Diagnose oder einem Rückgang bei seriellem Testen trotz erfolgreichem Rauchstopp in Betracht gezogen. Die Wahl des Immunsuppressivums bleibt Gegenstand der Debatte, wobei begrenzt verfügbare Daten aus randomisierten kontrollierten Studien vorliegen. Erfahrungen deuten auf eine begrenzte Wirksamkeit von oralen Kortikosteroiden hin, während andere Substanzen wie Azathioprin, Methotrexat und Cladribin eine höhere Wirksamkeit zeigen können. In den letzten Jahren war ein neues Gebiet die targeted therapy, unter Berücksichtigung der hohen Prävalenz von Mutationen in den Genen der MAPK-Signalwege. Vemurafenib, ein BRAF-Kinaseinhibitor, zeigte eine gute Wirksamkeit in der Krankheitskontrolle (22) und eröffnete neue therapeutische Möglichkeiten bei PLCH.

Silviu-Mihail Chirila, silviu-mihail.chirila@usb.ch
Stv. Oberarzt
Universitätsspital Basel
Klinik für Pneumologie
Petersgraben 4
4031 Basel

Interessenskonflikte: Der Autor hat keine Interessenskonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

 

Silviu-Mihail Chirila

Universitätsspital Basel
Klinik für Pneumologie
Petersgraben 4
4031 Basel

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17. Francis x. McCormack, Yoshikazu Inoue, Joel Moss, Lianne G. Singer, Charlie Strange, Koh Nakata, Alan F. Barker, Jeffrey T. Chapman, Mark l. Brantly et al., Efficacy and Safety of Sirolimus in Lymphangioleiomyomatosis
18. Vassallo R, Ryu JH, Schroeder DR, Decker PA, Limper AH. Clinical outcomes of pulmonary Langerhans’-cell histiocytosis in adults. N Engl J Med2002;346:484–490
19. Gupta N, Vassallo R, Wikenheiser-Brokamp KA, McCormack FX. Diffuse Cystic Lung Disease. Part II. Am J Respir Crit Care Med 2015; 192:17.
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Arbeitsplatzassoziiertes Fieber oder wenn es doch das Zebra ist…

Einleitung

Febrile Körpertemperaturen kombiniert mit Grippesymptomatik (Kopf- und Gliederschmerzen, Malaise) sind oftmals angetroffene Beschwerden. Zumeist ist die Ursache in einer viralen oder bakteriellen Infektion zu suchen. Nebst der infektiösen Genese kommen aber auch zahlreiche weitere Krankheiten als Auslöser des Fiebers infrage [1].
Wie immer steht auch hier der Anamnese eine herausragende Bedeutung zu. Es soll u.a. nach der Häufigkeit und Dauer der Fieberschübe, den Begleitsymptomen (inklusive B-Symptomatik), der Umgebungsanamnese, Medikamenteneinnahme, Reisen mit entsprechendem Risikoverhalten und besonderen Freizeitbeschäftigungen gefragt werden.
Die Berufsanamnese soll dabei nicht vergessen werden, denn auch der Arbeitsplatz kann Fieberzustände auslösen. Sind zum Beispiel andere Mitarbeiter ebenfalls von ähnlichen Symptomen betroffen und/oder verschwinden die Beschwerden während des Wochenendes, respektive Urlaubs, lohnt es sich, einen detaillierten Tätigkeitsbericht zu verlangen. Eine Arbeitsplatzbegehung kann weitere Informationen betreffend Tätigkeit und Expositionen am Arbeitsplatz liefern.
Hauptaufnahmeweg von Noxen in der Arbeitswelt ist oft die Inhalation und so tritt häufig begleitend auch eine pulmonale Symptomatik (z.B. Husten, Dyspnoe) auf.
Bereits 1992 gab es Diskussionen bezüglich des Begriffs «Inhalationsfieber» [2], allerdings wurde bis heute kein Konsens bezüglich einheitlicher Nomenklatur gefunden. Gemäss Hendrick et al. werden unter dem Begriff «Inhalationsfieber» [3] eine Gruppe von grippeartigen Syndromen wie z.B. das Metalldampffieber, das Polymerrauchfieber und das organic dust toxic syndrom (ODTS) zusammengefasst. Die Hypersensitivitätspneumonitis (HP), traditionell auch exogen allergische Alveolitis (EAA) genannt [4], welche immunbedingt ebenfalls zu Fieber führt und oft ihren Trigger in der Arbeitswelt findet, wird in der Literatur nicht unter dem Begriff der «Inhalationsfieber» subsumiert.
Bei den Expositionen kann eine Unterscheidung und somit vereinfachende Einteilung in «organische Stäube » und «anorganische Substanzen» gemacht werden. Bei detaillierter Betrachtung der Einteilung gibt es aber Ausnahmen bezüglich der Zuordnung in die Bereiche «organisch» versus «anorganisch».
Durch die Inhalation von organischen Stäuben können die Krankheitsbilder der Hypersensitivitätspneumonitis (HP) und des organic dust toxic syndromes (ODTS) entstehen. Anorganische Substanzen, z.B. in Form von Dampf oder Rauch, verursachen u.a. das Metalldampffieber.
Berufsbedingte Lungenerkrankungen können toxisch oder immunvermittelt sein. Die toxische Wirkung ist abhängig von der Eigenschaft, der Dosis und der Einwirkungszeit der Substanz. Ab einer bestimmten Expositionshöhe kommt es immer zu einer Manifestation von Symptomen. Im Gegensatz dazu ist die immunvermittelte Reaktion eine individuelle Überempfindlichkeitsreaktion.
Je nach Berufsbild und somit Arbeitsort, respektive Inhalationsexposition lässt sich an verschiedene Krankheiten denken. In der Folge werden wir uns auf fieberhafte Zustände in Zusammenhang mit typischen Berufsbildern und deren potentielle Ursache konzentrieren.

Organische Stäube

Ein Landwirt stellt sich mit Fieber vor…
Bei der Arbeit im Landwirtschaftsbereich besteht in der Regel eine hohe Exposition gegenüber organischen Stäuben, dies z.B. in Form von Heu, Getreide, Silage etc. Durch Feuchtigkeitsbelastung kann Schimmel (Aspergillus spp [5], Saccharomycetes spp., termophile Aktinomyzeten) entstehen, dessen Bestandteile dann als Antigene fungieren. Nach Inhalation der genannten Antigene kann sich eine Hypersensitivitätspneumonitis (HP) entwickeln. Bei einem Landwirt wird die Erkrankung treffenderweise auch «Farmerlunge» genannt, wobei diese mit einer saisonalen und geographischen Häufung auftritt [6].
Zusammenfassend stammen die Antigene von folgenden Klassen: Mikroorganismen (Bakterien, Mykobakterien, Pilze), tierischen und pflanzlichen Proteinen (organisch), und auch von Chemikalien (Ausnahme: teilweise anorganisch). Die Autoren Raghu et al. [7]. und auch die Homepage www.hplung.com liefern eine umfassende Übersicht bezüglich HP-auslösenden Antigenen. So ist als bekannteres Beispiel der HP die Taubenzüchterlunge und die Befeuchterlunge zu nennen, exotischer ist dabei die Käsewäscherlunge oder die Federduvetlunge.
Patienten strukturiert zu befragen und an alle möglichen, teils seltenen Expositionen (z.B. Dampfbügeleisen, Blasinstrumente oder Bettfedern) zu denken kann schwierig sein. Hilfestellung liefert ein übersichtlicher Fragebogen, welcher von den Autoren Kreuter et al. [8] erstellt wurde und frei erhältlich ist. Um organisiert vorzugehen, kann man sich vom Patienten auch den detaillierten Tagesablauf schildern lassen.
Die Pathogenese der HP ist nicht abschliessend geklärt; man geht davon aus, dass es nach Inhalation der alveolengängigen Antigenen zu einer Infiltration durch mononukleäre Zellen und Neutrophile im Bereich der Bronchiolen, Alveolen und Interstitium mit folglicher Granulombildung kommt [9].
Da für die Krankheitsauslösung eine Sensibilisierungsphase benötigt wird, gibt es kein Auftreten nach einem Erstkontakt. Ob die Krankheit schliesslich ausbricht, ist abhängig von der Dauer der Exposition, der Staubkonzentration und der genetischen Prädisposition des Patienten [4].
Die HP ist eine seltene Erkrankung und die Inzidenz ist abhängig z.B. von geographischen und klimatischen Bedingungen [10].
Unterschieden wird eine akute, subakute und chronische Form der HP [11]. Die akute Form äussert sich mit Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und pulmonaler Symptomatik (Husten und Dyspnoe) vier bis zwölf Stunden nach massiver Antigenexposition (Bsp. Reinigung eines Taubenschlages) und klingt nach 24 bis 48 Stunden spontan wieder ab. Oft heilt eine akute Form ohne Spätschäden aus. Hingegen braucht es für die chronische Form der HP Kontakt mit kleineren Antigenmengen über einen längeren Zeitraum. Die Symptome sind dann unspezifischer; es zeigen sich trockener Husten, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust und sind assoziiert mit einer schlechteren Prognose.
In der klinischen Untersuchung findet man beim Vorliegen einer bereits fibrotischen (respektive chronischen) Manifestation zumeist ein Knisterrasseln (Sklerosiphonie, velcro rales). Lungenfunktionell zeigt sich eine Restriktion. Eine Diffusionsstörung mit Abfall der Sauerstoffsättigung unter Belastung sind typisch bei fortgeschrittener Erkrankung.
Erhöhte Entzündungsparameter (Leukozyten, CRP) und teils positive antigen-spezifische Immunglobuline G Werte (Präzipitine) sind in der laborchemischen Untersuchung zu detektieren. Durch positive, spezifische IgG kann die Diagnose nicht bestätigt werden, ebenso wenig können negative IgG die Krankheit ausschliessen [10].
Die bronchoalveoläre Lavage (BAL) zeigt häufig eine relevante Lymphozytose und histopathologisch wird eine bronchiolozentrische Entzündung mit kleinen, histiozytären Granulomen nachgewiesen [7].

Richtungsweisend ist sicherlich die radiologische Bildgebung (HRCT) mit den typischen Befunden der Akutphase wie zentrilobuläre Noduli, Milchglasopazitäten, Airtrapping in Exspiration und in der chronischen Phase zusätzlich Retikulationen und Traktionsbronchiektasen [7].
Da die Diagnosestellung knifflig sein kann, liefern die Autoren Raghu et al. [7] ein Flussdiagramm, welches die Kriterien der passenden Anamnese, HRCT- Bildgebung, Labor, BAL und Histopathologie inkludiert.

Die Expositionskarenz, d.h. Urlaub an einem anderen Ort oder die Expositionstestung, welche direkt am Arbeitsplatz oder auch arbeitsplatzsimulierend vorgenommen werden kann, komplettieren schliesslich die Verdachtsdiagnose. Besonders aussagekräftig ist der Karenztest, wenn die abgeschwächten oder bereits ganz verschwundenen Symptome bei erneuter Exposition, z. B. nach einem Urlaub, wieder auftreten (Karenz−Reexpositionstest).
Nebst der Expositionskarenz, welche entscheidend ist, sind je nach Krankheitsstadien unterschiedliche Medikationsansätze möglich (Glukokortikoide, z.B. Prednison 0.5-1mg/kgKG [12], Immunsuppressiva, Antifibrotika). In einem terminalen Stadium bleibt -bei geeigneten Betroffenen- schliesslich nur die Lungentransplantation.
Betroffene Landwirte erhalten bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (www.bul.ch) weitere, praxisorientierte Informationen.

Es stellt sich noch ein Landwirt mit Fieber vor…
Als Differentialdiagnose zur HP ist das organic dust toxic syndrome (ODTS) [13] zu nennen. Hierbei handelt es sich um eine toxische Alveolitis, welche vier bis zwölf Stunden nach Inhalation von organischem Staub auftritt. Antigene sind dabei Mykotoxine oder Endotoxine, herkommend von u.a. schimmligem Getreide, Heu, Zellwandbestandteile von gramnegativen Bakterien und Pilzsporen. Folgedessen sind Arbeitsumgebungen in der Landwirtschaft (speziell Geflügel- und Schweinezucht), aber auch beispielsweise Baumwoll- oder Kornabbauindustrie [3] und Arbeiten mit/bei (schimmligen) Klimaanlagen/Befeuchtungssystemen betroffen. Klinische Erkrankungen sind u.a. das Drescher-, Korn- und Befeuchterfieber und das Siloentladesyndrom, welche alle deutlich häufiger in den Sommermonaten auftreten [3].
Bei regelmässigem Kontakt mit der auslösenden Substanz kann es einerseits zu einer Toleranzentwicklung beim ODTS kommen, andererseits klingen die Symptome nach 24 bis 48 Stunden spontan wieder ab und Spätfolgen werden nicht gesehen. Aufgrund der genannten Toleranzentwicklung kommt es typischerweise am Montag nach einem arbeitsfreien Wochenende/Urlaub wieder zu Beschwerden (sogenanntes «Montagsfieber»). Oft tritt ein ODTS auf, nachdem eine grosse Antigenmenge freigesetzt wurde, dies in Folge z.B. einer Siloreinigung, einer Be-/Entladung grosser Heumengen oder einer Kompostleerung. Die Krankheit tritt mit einer Inzidenz von 20-190/10000 häufiger als die HP auf. Wie es der Name sagt, handelt es sich um eine toxisch ausgelöste Erkrankung, d.h. liegt die Staub Exposition über einem gewissen Schwellenwert, erleiden ganze Menschengruppen, sogenannte Cluster, ähnliche Symptome [14]. Eine Sensibilisierung ist nicht nötig und Beschwerden können bereits bei der ersten Exposition auftreten. Interessanterweise sind sowohl bei der HP als auch beim ODTS mehr Nichtraucher als Raucher betroffen [12, 15].
Die Patienten klagen über einen trockenen Husten und ein akutes, febriles Krankheitsgefühl (inklusive Myalgien, Kopfschmerzen). In der laborchemischen Untersuchung zeigt sich eine milde Leukozytose. Im Gegensatz zur HP sind der Auskultationsbefund und die radiologische Bildgebung zumeist unauffällig und in der bronchoalveolären Lavage (BAL) finden sich vorherrschend Neutrophile.
Aufgrund der raschen Selbstlimitierung stellen sich wenige Patienten mit ODTS ärztlich vor. Die Therapie ist symptomatisch, Steroide werden nicht empfohlen. Generell soll
auf den Nutzen einer adäquaten, persönlichen Schutzausrüstung hingewiesen werden.

Anorganische Substanzen

Hat ein Schweisser am Montag Fieber…
Der Sektor der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie ist mit 320’000 Beschäftigten der grösste industrielle Arbeitgeber und eine der grössten Exportbranchen der Schweiz [16]. Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist das Metalldampffieber, für welches zahlreiche Synonyme (Gelbgiesserfieber, Zinkfieber, Montagsfieber) existieren, heutzutage deutlich weniger bekannt, respektive beachtet.
Bei diversen Metallarbeiten wie z.B. dem Schweissen wird unter Anwendung von grosser Hitze und/oder Druck eine unlösbare Verbindung von Bauteilen (u.a. Stahl, Aluminium) eingegangen. Zusatzwerkstoffe in Form von Stäben und Drähten können zugeführt und abgeschmolzen werden und erstarren schliesslich in der Fuge. Für einen besseren Korrosionsschutz wird Stahl teils verzinkt. Zink verdampft ab 907°C und es entsteht in Kombination mit Sauerstoff Zinkoxid (ZnO).
Durch die hohe Hitzeanwendung beim Schweissen werden bei weitem nicht nur Zinkoxid, sondern je nach involvierten Materialien auch andere aerosolisierte Partikel (u.a. Mangan, Chrom, Eisen, Nickel) mit einer Grösse von ca 0.1 μm Durchmesser generiert.
Vier bis zehn Stunden nach direkter Inhalationsexposition mit metallhaltigem Rauch können grippeartige Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Myalgien und respiratorischen Beschwerden (Husten, Dyspnoe) beklagt werden. Manchmal wird auch über einen süsslich-metallischen Geschmack im Mund berichtet. Über die Arbeitswoche wird eine Toleranzentwicklung [17] beobachtet, hingegen sind die Beschwerden am Montagmorgen nach arbeitsfreien Wochenenden besonders intensiv. Ein zyklisch auftretendes Fieber sollte somit Anlass zur genaueren Nachforschung geben.
Die Pathogenese ist nicht schlüssig geklärt; man geht von einer immunologisch-entzündlichen sowie direkt toxischen Wirkung im Bereich der Atemwege aus [18].
Sowohl die klinische als auch radiologische Untersuchung fallen meistens unauffällig aus. Nur selten und bei schwerwiegenderen Fällen werden bilaterale Infiltrate beschrieben. Laboranalytisch können erhöhte Entzündungsparameter gemessen werden. Im Allgemeinen sind die Beschwerden zwölf bis 48 Stunden nach Exposition selbstlimitierend; eine allfällig benötigte Therapie ist symptomatisch.
Durch Absaugvorrichtungen und dem Tragen von Atemschutzmasken wird das Metalldampffieber heute deutlich seltener gesehen, nichtsdestotrotz gibt es auch viele do-it-yourself Hobbyschweisser, welche nicht unter betrieblichen Schutzmassnahmen stehen und sich dann mit den genannten akuten Beschwerden notfallmässig vorstellen.
Ergänzend sei auf das Polymerrauchfieber hingewiesen, welches sowohl in der Pathogenese als auch den Symptomen, der Therapie und dem Verlauf mit dem Metalldampffieber vergleichbar ist. Erstmals tritt es in der Literatur 1951, kurz nach dem Entdecken von Polytetrafluorethylen (PTFE) bzw. Teflon® [19] auf. PTFE ist ein thermoplastischer Kunststoff, welcher in der Industrie vielfältig als Antihaft- respektive Schmiermittel eingesetzt wird. Die bekannteste Anwendung ist sicherlich die Antihaftbeschichtung in Pfannen und Töpfen. Es wurde beobachtet, dass beim Überhitzen von Teflon® über 300°C ein Dampf/Rauch respektive giftige Fluorverbindungen entstehen. Eine Unterscheidung zwischen Metalldampffieber und Polymerrauchfieber ist nur anhand der Anamnese mit entsprechender Exposition möglich.

Abkürzungen
BAL: Bronchoalveoläre Lavage
DLCO: Diffusionskapazität von Kohlenmonoxid
EAA: Exogen allergische Alveolitis
HP: Hypersensitivitätspneumonitis
HRCT: high resolution Computertomographie
IgG: Immunglobuline G
ILD: interstitielle Lungenerkrankung (interstitial lung disease)
ODTS: organic dust toxic syndrome
TBLB: transbronchiale Lungenbiopsie

Interessenskonflikte
Es bestehen keine Interessenskonflikte.

Dr. med. Celine Schumacher, celine.schumacher@usz.ch
Universität Zürich
Arbeits- und Umweltmedizin
Hirschengraben 84
8001 Zürich

 

Dr. med.Celine Schumacher

Universität Zürich
Arbeits- und Umweltmedizin
Hirschengraben 84
8001 Zürich

Key messages

• Die Hypersensitivitätspneumonitis (HP) ist eine immunvermittelte Reaktion auf Antigene und tritt nach einer Sensibilisierungsphase auf. Sie äussert sich durch Fieber, Husten und Grippegefühl, sowie einem pulmonalen Knisterrasseln. Bei fortbestehender Exposition kann diese Krankheit verheerende Folgen haben.
• Als Differentialdiagnose zur HP muss an das organic dust toxic syndrome (ODTS) gedacht werden. Diese selbstlimitierende Krankheit tritt häufiger auf und nicht selten präsentiert sich eine Menschengruppe (sogenannte Cluster) mit den gleichen Symptomen.
• Das Metalldampffieber ist eine gutartige, in der Regel selbstlimitierende Erkrankung, welche typischerweise durch Inhalation von Zinkoxidrauch infolge Schweissarbeiten auftritt.
• Treten Fiebersymptome zyklisch auf und haben einen Zusammenhang mit Arbeitsplatz, Haushalt oder Hobby, lohnt es sich, eine diesbezüglich detaillierte Anamnese zu erheben. Strukturierte Fragebögen können hilfreich sein. Bei komplexen Fällen kann stets die Expertise der Arbeitsmedizin zu Rate gezogen werden.

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