Sinnvolle Phytotherapie in der Hausarztpraxis

Die moderne Phytotherapie versucht, traditionelle Erfahrung mit neuen Erkenntnissen aus wissenschaftlicher Forschung zu vereinen. In den letzten 50 Jahren hat sich die Phytotherapie in der Schweiz zu einer sinnvollen Alternative und wertvollen Ergänzung der Schulmedizin entwickelt, die jedem Arzt, bzw. Ärztin zur Verfügung steht. Die SMGP vermittelt dieses Wissen seit 30 Jahren in ihren Kursen auf einem anerkannt hohen akademischen Niveau für Ärzte und Apotheker. Diese Kurse können mit dem Fähigkeitsausweis Phytotherapie (SMGP) mit Anerkennung durch das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) der FMH abgeschlossen werden.

Ausgewählte Pflanzen wurden seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte als Arzneimittel bei Erkrankungen erfolgreich eingesetzt. Das empirisch gewonnene Wissen über die heilende Wirkung spezieller Pflanzen wurde über Jahrhunderte zuerst mündlich, später durch schriftliche Aufzeichnungen weitergegeben. Dies von der Arzneipflanzenbeschreibung des Dioskurides in der Antike, über die Kräuterbücher des Mittelalters, bis zu den aktuellen ESCOP Monographien (1) zu Arzneipflanzen der EU. Auch die heutigen, synthetischen Medikamente der modernen Medizin wären ohne die Erfahrungen aus der Pflanzenheilkunde so nicht denkbar. Der grösste Teil der chemischen Medikamente stammt ursprünglich aus der Pflanzenwelt.
Mensch und Pflanzen besitzen seit jeher eine enge Beziehung, sei es als Nahrung oder als Blumen, die mit ihren duftenden Blüten unsere Sinne erfreuen. Diesen speziellen und einzigartigen Zugang zum Patienten gilt es als Phytotherapeut zu nutzen, indem die wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung einer Arzneipflanze mit der Signatur, dem Wesen der Pflanze kombiniert wird. Dafür muss sich die Therapeutin, der Therapeut die nötige Zeit und Geduld nehmen und sich auf den Menschen in seiner Krankheit einlassen. Dann kann man aus einem grossen Angebot von Arzneipflanzen, diejenigen wählen, die zur Erkrankung wie auch zum Patienten als Mensch und Individuum passen.
Für einen sinnvollen und unkomplizierten Einstieg in die Phytotherapie eignen sich insbesondere die in der Spezialitätenliste (SL) im Kapitel 51–62 Komplementärmedizin (2) aufgeführten gut dokumentierten Arzneimittel. Dies gilt sowohl für die konfektionierten pflanzlichen Arzneimittel, als auch für Teezubereitungen und Tinkturen.

Beispiele aus der Praxis

Um einen Einstieg in die moderne Phytotherapie zu erleichtern, möchte ich beispielhaft die Anwendung von zwei häufig eingesetzten Arzneipflanzen etwas näher beleuchten.
Johanniskraut (Hypericum perforatum) hat sich nicht nur bei Hausärztinnen und Hausärzten als geeignetes Mittel zur Behandlung von Verstimmungszuständen erwiesen. Vor einigen Jahren wurde zusätzlich die Indikation für die Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen international anerkannt (3). Die Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie SGPP empfiehlt in ihren Richtlinien neu auch Johanniskraut-Extrakte mit Evidenz Level A für die Akutbehandlung depressiver Episoden (4).
Depressive Störungen werden oft spät erkannt und speziell bei Kindern und Jugendlichen zudem nur ungenügend behandelt (5). Die klassischen Antidepressiva sollten in dieser Gruppe restriktiv und nur nach individueller Abklärung von Nutzen und Nebenwirkungen gegeben werden, da sie nur geringfügig besser als Placebo wirken und schwerwiegende Nebenwirkungen haben können (6). Johanniskraut wirkt aber nicht nur antidepressiv, sondern besitzt auch eine angstlösende Wirkung (7), ohne eine Abhängigkeit zu erzeugen. Diese duale Wirkung gilt es auszunutzen. Deshalb eignet sich Johanniskraut als Extrakt (8) oder als Tee ganz besonders bei Kindern (ab 6 Jahren) und Jugendlichen. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass Johanniskraut-Tee weitgehend gleiche Inhaltstoffe enthält wie die konfektionierten Präparate. Mit täglich 2–3 Tassen Hypericum-Tee können ähnliche Mengen an Wirkstoffen (Hypericin und Flavonoide) verabreicht werden. In der Praxis lassen sich damit vergleichbare Erfolge erzielen.
Leichtere Fälle, wie psychische Verstimmungszustände und verschiedene psychosomatische Erkrankungen eignen sich für eine phytotherapeutische Behandlung durch den Hausarzt, bzw. Hausärztin. Diese Gruppe berichtet sehr häufig über unangenehme Nebenwirkungen einer medikamentösen Behandlung. Hier besitzt die Phytotherapie mit ausgesprochen geringen Nebenwirkungen einen entscheidenden Vorteil. Eine stützende Gesprächstherapie wird durch den Einsatz eines geeigneten Phytopräparates mehr als nur unterstützt.
Mit ihrem geringen Nebenwirkungspotential sind pflanzliche Arzneimittel für Mischungen, bzw. Kombinationen verschiedener Pflanzen besonders geeignet. Dadurch kann man viel besser auf das individuelle Beschwerdebild des Patienten eingehen.
Eine bewährte Mischung ist z.B. Baldrian zur Behandlung von Schlafstörungen, Passionsblume bei nervöser Unruhe und Zitronenmelisse zur allgemeinen Beruhigung. Schlafstörungen mit nervöser Unruhe sind ein Symptomenkomplex, wie er häufig in der hausärztlichen Praxis vorkommt.
Weissdorn (Crataegus monogyna/laevigata) ist ein weiteres bewährtes und gut dokumentiertes Arzneimittel der Phytotherapie, der bei kardialen Beschwerden und Erkrankungen eingesetzt werden kann. Allgemein bekannt ist die gute Wirkung bei störenden nächtlichen Palpitationen. Weniger bekannt dürfte die nachgewiesene Wirkung bei Herzinsuffizienz und Durchblutungsstörungen am Herzen sein. Weissdorn und Digitalis gehören zu den wenigen positiv-inotropen Substanzen, die dem Arzt zur Verfügung stehen. Zudem besitzt Crataegus, im Gegensatz zu Digitalis, eine sehr grosse therapeutische Breite und dies praktisch ohne Interaktionen oder Nebenwirkungen.
Weissdornpräparate können deshalb ergänzend zu den üblichen Herzmedikamenten eine spürbare Besserung der Beschwerden und damit der Erkrankung insgesamt bringen. Sinnvolle Einsatzmöglichkeiten sind bei leichten Herzrhythmusstörungen, bei leichter Angina pectoris, aber auch bei Herzinsuffizienz (Stadium I-II) (9) gegeben.
Weissdorn kann auch in Kombination mit Hopfen, Passionsblume und Baldrian bei nächtlichen nervösen Herzstörungen erfolgreich eingesetzt werden.

Allgemeine Eigenschaften pflanzlicher Heilmittel

Im Gegensatz zu chemisch-synthetischen Pharmaka mit einem einzigen Wirkstoff, bestehen alle Pflanzen aus einer Vielzahl von komplexen natürlichen Stoffen. Pflanzliche Arzneimittel sind deshalb immer Vielstoffgemische und können nicht auf einen einzigen Wirkmechanismus reduziert werden. Phytopräparate besitzen deshalb ein breites Spektrum mit einem Zusammenspiel verschiedener Wirkmechanismen.
Die moderne Medizin stellt vermehrt neben der direkten Wirkung auf eine Krankheit auch die Verbesserung der subjektiven Befindlichkeit des Patienten ins Zentrum ihrer Studien. Durch den sinnvollen Einsatz von pflanzlichen Arzneimitteln wurde in zahlreichen Studien eine Verbesserung der subjektiven Befindlichkeit nachgewiesen. Die moderne Hausarztmedizin muss sich vermehrt um den Menschen kümmern und sich damit auch der Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens widmen. Pflanzliche Arzneimittel können komplementär, d.h. in Ergänzung zu Medikamenten der Schulmedizin sinnvoll eingesetzt werden.
In der Schweiz stehen der behandelnden Ärztin, dem behandelnden Arzt neben den Phytopräparaten der SL auch Tinkturen, Tees und andere Zubereitung der entsprechenden Arzneipflanzen zur Verfügung. In der ALT (Arzneimittel mit Tarif) (10), wird basierend auf den Qualitätsvorgaben der europäischen Pharmakopöe zusätzlich eine grosse Anzahl pflanzlicher Wirkstoffe für die Rezeptur aufgelistet. Diese müssen durch die Krankenversicherungen vergütet werden.
Ein besonderes Augenmerk ist auf die Qualität der Zubereitung zu richten. Empfehlenswert sind zugelassene Präparate anerkannter Hersteller von pflanzlichen Arzneimitteln. Die Schweizerische medizinische Gesellschaft für Phytotherapie (SMGP) (11) publiziert aktuelle Listen und Hinweise zu den in der Schweiz zugelassenen Präparaten auf ihrer Homepage und im Rahmen ihrer Fort- und Weiterbildung. https://www.smgp.ch/smgp/homeindex/arzneimittel.html

Phytotherapie Ausbildung

Wie jede Behandlung benötigt auch die Phytotherapie gewisse Grundkenntnisse. Zur sinnvollen Verwendung von Arzneipflanzen sollte die behandelnde Ärztin, bzw. der behandelnde Arzt die Wirkung der Pflanze nicht nur kennen, sondern sie auch dem Patienten erklären und näherbringen können.
Die SMGP vermittelt dieses Wissen seit 30 Jahren in ihren Kursen auf einem anerkannt hohen akademischen Niveau für Ärzte und Apotheker. Diese Kurse können mit dem Fähigkeitsausweis Phytotherapie (SMGP) mit Anerkennung durch das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) der FMH (12) abgeschlossen werden. Verschiedene Fachgesellschaften, wie zum Beispiel die SGAIM vergibt Fortbildungscredits für die Kurse der SMGP.

Dr. med. Valerio Rosinus

Birchiweg 10
3984 Fiesch

valerio.rosinus@bluewin.ch

Der Autor hat Interessenskonflikte verneint.

  • Die heutige Phytotherapie versteht sich als Teil der modernen Medizin und kann von jedem Arzt, jeder Ärztin eingesetzt werden.
  • Neben den Phytopräparaten der SL, stehen zahlreiche Arzneipflanzen auch in der ALT (Arzneimittel mit Tarif) z.B. als Tee oder Tinktur für die Rezeptur zur Verfügung. Diese müssen durch die Krankenversicherungen vergütet werden.
  • Die SMGP bietet in ihren Kursen eine Weiterbildung mit Fähigkeitsausweis Phytotherapie und Anerkennung durch das SIWF der FMH an.

1. European Scientific Cooperative on Phototherapy ESCOP: www.escop.com
2. Bundesamt für Gesundheit. SL Spezialitätenliste: Kapitel 51-62, sowie Kapitel 70. www.spezialitätenliste.ch
3. Linde K. et al. St.John`s wort for depression. Cochrane Reviews 2008,Issue 4. Article No. D000448
4. Richtlinien der SGPP: Die Akutbehandlung depressiver Episoden. Swiss Med Forum 2016 ;16(35) 716-724
5. Depressionen in der Schweizer Bevölkerung; Obsan Bericht Nr. 56; 2013
6. Uni-Basel: 2017 Neue Studie zu Placeboeffekt und Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen; www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Neue-Studie-zu-Placeboeffekt-und-Antidepressiva.html
7. Friede M. Wüstenberg P. Johanniskraut zur Therapie des Angstsyndroms bei depressiven Verstimmungen. Z Phytother 1998 ;19; 309-317
8. Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen: Stellenwert von Johanniskraut-Extrakt; Schweiz. Zschr. Ganzheitsmedizin 2009; 21(6) S 272-273
9. Th. Eggeling: Evidenz spricht für Weissdorn-Spezialextrakt. EHK 2012; 61(3): 133-139
10. ALT Arzneimittel-Liste mit Tarif https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/begriffe-a-z/arzneimittelliste-mit-tarif.html
11. Website der SMGP: https://www.smgp.ch/smgp/homeindex/arzneimittel.html
12. SIWF FMH; https://www.fmh.ch/bildung-siwf/fachgebiete/faehigkeitsausweise.html

Welcher Typ Diabetes mellitus liegt vor?

Ausgangssituation:

Bei einem 49-jährigen kaufmännischen Angestellten wurde 2015 bei einer Routineuntersuchung zufällig ein Diabetes mellitus Typ 2 diagnostiziert. Damals wurden ihm bei einem HbA1c von 6.6% Metformin 2 x 1g/Tag und im weiteren Verlauf Janumet 50/1000 mg 2 x pro Tag verschrieben. Darunter blieb das HbA1c praktisch unverändert. Vor ca. 5 Monaten wurde ihm zusätzlich zu Janumet noch Jardiance 10 mg/Tag gegeben. Er hatte beide Präparate gut vertragen, aber das HbA1c blieb in etwa stabil bei ungefähr 6.5%.
Der Patient ist sportlich, geht regelmässig Fussball spielen. Es stört ihn, dass er seit der Diagnose des Diabetes 2015 ca. 6 kg an Gewicht abgenommen hat, obwohl er etwa gleich viel trainiert und die Kohlenhydrate ein wenig reduziert hat. Er fühlt sich ständig müde und abgeschlagen. Er trinkt wenig Alkohol (höchstens 1 Standarddrink pro Woche) und hatte nie Oberbauchschmerzen in der Vorgeschichte.

Persönliche Anamnese

Diabetes mellitus Typ 2 seit 2015 ohne Sekundärorganschäden. Gicht.

Familienanamnese

Vater mit Diabetes mellitus Typ 2, Diagnose im 35. Lebensjahr, aktuell unter Insulintherapie, sei immer schlank gewesen.

Aktuelle Medikation:

Allopurinol 300 mg p.o. 1-0-0 unregelmässig genommen
Janumet 50/1000 mg p.o. 1-0-1
Jardiance 10 mg p.o. 1-0-0

Status:

Grösse 183 cm, 69 kg, BMI 20.6 kg/m2, BD 118/75, Puls 56/min, PSR u. ASR symmetrisch, Monofilament 10/10 bds., Vibrationssinn 7/8 bds., Bauchumfang 84 cm.

Labor:

HbA1c 6.3%
eGFR nach CKD-EPI 72 ml/min
LDL 2.6 mmol/L
HDL 1.5 mmol/L
Triglyceride 1.13 mmol/L

Bestehen Zweifel an der Diagnose des Diabetes Typ 2? Weitere therapeutische und diagnostische Überlegungen?

 

  • Bei einem BMI von 20.6 kg/m2 und einem Bauchumfang < 94 cm liegt kein metabolisches Syndrom vor.
    Der ungewollte Gewichtsverlust unter der etablierten OAD mit Metformin, Sitagliptin und Empagliflozin bei unverändertem HbA1c ist für einen klassischen Diabetes mellitus Typ 2 nicht typisch. Bei Gewichtsverlust von 6 kg wäre eine Senkung des HbA1c von mindestens 1-2% zu erwarten.
  • Das hohe HDL-Cholesterin und die normwertigen Triglyceride sprechen gegen einen Diabetes mellitus Typ 2. Typischerweise zeigen sich bei einem
  • Diabetes mellitus Typ 2 ein tiefes HDL-Cholesterin (< 0.9 mmol/L) und erhöhte Triglyceride (> 1.7 mmol/L) im Nüchternlipidstatus. Das LDL-Cholesterin ist zur Differenzierung gar nicht so relevant.
  • Familienanamnese: schlanker Vater, der seit jungen Jahren einen Diabetes mellitus Typ 2 hat, was Zweifel am Diabetes-Typ des Vaters aufkommen lässt.
  • Ist die Indikation eines SGLT-2-Blockers für den Patienten gut? Bei potenziell schlechter Insulinsekretion kann der SGLT-2-Blocker zu einer Zunahme des Glukagons und zur vermehrten Ketogenese und zu vermehrten euglykämen Ketoazidosen führen.

Zusammenfassend

ist die Diagnose eines Diabetes mellitus Typ 1 anhand der Anamnese wahrscheinlich. Die Diabetes-Autoantikörper (Anti-GAD, -IA2, -ZnT8, -Pankreas Inselzellen) waren negativ. Diese sind bei 10-15% aller Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 positiv. Anamnestisch gibt es keine Hinweise auf einen spezifischen Diabetes mellitus (normales Ferritin/Transferrinsättigung schliesst Hämochromatose aus; ein Fehlen von Bauchschmerzen und normaler Stuhl (kein Fettstuhl) spricht gegen chronische Pankreatitis). Nach Sistieren der etablierten oralen Antidiabetika und Beginn zuerst mit Basisinsulin und im weiteren Verlauf mit Bolusinsulin, hat unser Patient wieder sein athletisches Körpergewicht wie vor der Diagnose des Diabetes mellitus bekommen. Zudem ist die Müdigkeit verschwunden.

Prof. Dr. med.Roger Lehmann

UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zurich

Roger.Lehmann@usz.ch

Dr. med. Matthias Ernst

USZ Zürich

matthias.ernst@usz.ch

RL: Teilnahme an Advisory Boards und Referentenhonorare von Novo Nordisk, Sanofi, MSD, Boehringer Ingelheim, Servier und Astra Zeneca
ME: Reise- und Kongressspesen von Eli Lilly und Ipsen.

  • Bei schlanken Patienten an einen Diabetes mellitus Typ 1 oder bei rezidivierenden Bauchschmerzen, Fettstühlen oder erhöhtem Alkoholkonsum an einen spezifischen Diabetes (pankreatopriver Diabetes) denken. Bei Verdacht auf Pankreasinsuffizienz kann die Pankreaselastase-1 im Stuhl bestimmt werden.
  • In der Anamnese immer nach Gewicht/BMI der Diabetiker in der Familie fragen und bei schlanken Diabetikern genauer nachfragen. Weiter ist daran zu denken, dass ein Kind, bei dem ein Elternteil einen Diabetes mellitus Typ 1 hat, ein Risiko von ca. 3-6% hat, auch daran zu erkranken.
  • Der Nüchtern-Lipidstatus hilft zur Differenzierung von einem Diabetes mellitus Typ 2 versus einen Diabetes mellitus Typ 1 oder einen
    spezifischen Diabetes.

10 Jahre SGAD – State of the Art

Anlässlich des diesjährigen Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD), dem 10-jährigen Jubiläum, setzte die Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD) den State of the Art bei den Behandlungsstandards sowie bei den aktuellen Entwicklungen und Fortschritten im Verständnis der häufigsten psychischen Störungen Angst und Depression ins Zentrum.

Seit genau 10 Jahren erbringt die Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression (SGAD) wichtige Aufklärungs- und Fortbildungsarbeit zu den häufigsten psychischen Störungen. Auch am Jubiläumssymposium erhielten Psychiater und Hausärzte einen auf sie zugeschnittenen Überblick zu den neusten Entwicklungen.

State of the Art bei Angststörungen – Schwerpunkt Epigenetik

Prof. Dr. Dr. med. Katharina Domschke M.A. (USA), Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg, präsentierte spannende Einblicke in die Interaktion zwischen Genetik und Umwelteinflüssen bei der Entstehung von Angsterkrankungen. Genetische Faktoren spielen eine grosse Rolle. Hunderte von Genen sind dafür bekannt, dass sie in einem komplexen Zusammenspiel das Risiko für eine Angsterkrankung erhöhen. Ist eine gewisse genetisch bedingte Vulnerabilität vorhanden, können soziale Ereignisse und Umweltfaktoren dazu beitragen, die Schwelle zur Erkrankung zu überschreiten. Doch wer übernimmt die Aufgabe des Dolmetschers zwischen genetischer Prädisposition und psychosozialen Risikofaktoren? Sogenannte epigenetische Modifizierungen. Dies sind biochemische Veränderungen der DNA und deren Raumstruktur, welche die Genaktivität und damit die Proteinproduktion steuern. Eine Art der epigenetischen Modifizierung ist die Methylierung von regulatorischen DNA-Sequenzen (Promotoren). Ist ein Promotor methyliert, wird das entsprechende Gen weniger aktiv abgelesen. Wird die Methylierung entfernt, steigt die Genaktivität. Dieser Zusammenhang konnte für das Monoaminooxidase-A-Gen (MAOA), ein bekanntes Risikogen für Angsterkrankungen, bestätigt werden. Der MAOA-Methylierungsstatus im Blut korreliert negativ mit der MAOA-Aktivität im Gehirn. Und diese hat wiederum Auswirkungen auf neurobiologische Prozesse, die entscheidend für den psychischen Gesundheitsstatus sind. So wurde bei Patienten mit Panikerkrankungen oder Depressionen im Vergleich zu Gesunden ein niedriger MAOA-Methylierungsstatus festgestellt, welcher somit als Marker oder Risikofaktor für diese Erkrankungen gelten könnte. Zudem kann der MAOA-Methylierungsstatus als Prädiktionsfaktor für das Ansprechen auf eine SSRI-Therapie bei Depression dienen: Patienten mit niedrigem MAOA-Methylierungsstatus erzielten nämlich schlechtere Therapieerfolge als Patienten mit hohem Methylierungsstatus.
Eindrücklich zeigte Prof. Domschke auf, dass epigenetische Modifizierungen durch Lebensereignisse dynamisch verändert werden können: So korreliert die Erfahrung von subjektiv negativen Lebensereignissen mit einem verminderten MAOA-Methylierungsstatus. Positive Lebensereignisse hingegen korrelieren mit einem erhöhten MAOA-Methylierungsstatus. Auch Psychotherapie kann Methylierung wiederherstellen: Es wurde gezeigt, dass Menschen mit einer Panikstörung, die auf eine kognitive Verhaltenstherapie ansprachen, nach der Therapie eine signifikante Erhöhung der MAOA-Methylierung aufwiesen. Bei denjenigen Patienten, die nicht auf die Therapie ansprachen, blieb sie hingegen gleich oder nahm sogar ab.

Prädiktion und Entwicklung von Depressionen im Jugend- und Erwachsenenalter

Prof. Dr. med. Martin Preisig, Psychiatrische Universitätsklinik Lausanne, befasst sich zusammen mit seiner Forschungsgruppe seit über 20 Jahren mit der Frage, welche prädiktiven Faktoren die Entstehung von unipolaren oder bipolaren Affektstörungen begünstigen. Die Identifikation und Kenntnis von modifizierbaren Risikofaktoren ist wertvoll, da dies eine Möglichkeit für präventive Massnahmen darstellt. So ist das Risiko für Kinder, bei denen ein Elternteil eine bipolare Störung (Manie/Hypomanie) hat, um den Faktor 9 erhöht, ebenfalls an dieser Störung zu erkranken. Für Kinder mit einem depressiven Elternteil ist das Risiko immer noch mehr als doppelt so hoch. Generell haben bipolare Störungen oder Depressionen ihren Ursprung bereits im frühen Kindesalter. Die Prädiktoren für bipolare Störungen und Depression sind dabei unterschiedlich. So ist bei Manien/Hypomanien eine bipolare Störung der Eltern und/oder eine schon vorhandene Depression ein ausgeprägter prädiktiver Faktor. Bei Depressionen hingegen spielen Psychotraumata, wie etwa sexueller Missbrauch oder Gewalt in der Familie, eine grössere prädiktive Rolle.
Im Gegensatz dazu ist die Prädikation einer Depression bei Erwachsenen vom Subtyp der Depression abhängig. So sind bei einer unspezifischen Depression Life Events prädiktiv, wohingegen bei der melancholischen Depression Neurotizismus und vorgängige unterschwellige depressive Syndrome eine Rolle spielen. Bei der atypischen Depression ist zusätzlich zu Neurotizismus und vorgängigen unterschwelligen depressiven Syndromen auch ein erhöhter BMI prädiktiv. Zusammenfassend sind die prädiktiven Faktoren von Depressionen im Jugend- und Erwachsenenalter sehr unterschiedlich und bieten so eine Möglichkeit die Krankheit gezielt abzuwenden.

Omega-3-Fettsäuren gegen mittelgradige und schwere Depressionen im Kindes- und Jugendalter

PD Dr. med. Gregor Berger, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrische Universitätsklinik, Zürich, betonte, dass Depressionen bei Kindern und Jugendlichen häufig nicht oder falsch diagnostiziert werden. So erfüllt beispielsweise ein Grossteil der Kinder und Jugendlichen mit der Diagnose «Anpassungsstörung» auch die Kriterien einer – zumindest leichten – Depression. Zur Problematik bei der Diagnosestellung kommt erschwerend eine bei Kindern und Jugendlichen sehr eingeschränkte Zahl an pharmakologischen Therapieoptionen hinzu. So ist in der Schweiz kein Antidepressivum zur Behandlung der klinischen Depression zugelassen. Dabei wäre gerade bei dieser Patientengruppe eine optimale, langfristige Behandlung der Schlüssel zum Erfolg. Nach der ersten depressiven Episode erleidet die Hälfte der Betroffenen eine zweite Episode. Nach der zweiten Episode erhöhte sich das Risiko für eine zusätzliche Episode bereits auf 80% und man kann von einer Chronifizierung ausgehen. Spätestens nach der dritten depressiven Episode ist eine lebenslange Rückfallprophylaxe empfohlen.
PD Dr. Berger forscht intensiv zur antidepressiven Wirkung von Omega-3-Fettsäuren bei Kindern und Jugendlichen und leitet die derzeit laufende multizentrische Schweizer Studie Omega-3-pMDD – mit einer angestrebten Zahl von 220 eingeschlossenen depressiven Kindern und Jugendlichen die grösste Studie dieser Art weltweit. Die Omega-3-pMDD-Studie ist randomisiert und placebokontrolliert. In der Behandlungsgruppe werden zusätzlich zur Basistherapie die beiden Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (eicosapentaenoic acid, EPA, 1000 mg täglich) und Docosahexaensäure (docosahexaenoic acid, DHA, 500 mg täglich) verabreicht. Die bisherige Evidenz zur antidepressiven Wirkung von mehrfach ungesättigten Fettsäuren legt nämlich nahe, dass EPA einen Anteil von mindestens 60% der Gesamtmenge ungesättigter Fettsäuren ausmachen sollte und dass eine Kombination von EPA und DHA effektiver ist als EPA bzw. DHA allein. Die Omega-3-pMDD-
Studie wird untersuchen, ob besonders Kinder und Jugendliche, die einen vorbestehenden Mangel an Omega-3-Fettsäuren oder einen erhöhten inflammatorischen Grundstatus haben, von dieser neuen Therapieoption profitieren.

Quelle: 10th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD), 4. April 2018, Zürich

Sonia Fröhlich de Moura

Roger Konrad

Die Zukunft der Selbstdispensation – mit oder ohne Marge?

An unserer diesjährigen APA-Informationsveranstaltung im März durften wir wieder über 120 Gäste begrüssen. Das Thema des Anlasses lautete «Die Zukunft der Selbstdispensation – mit oder ohne Marge?».

Vermeidung von Fälschungen

Dr. René P. Buholzer, Direktor der Interpharma, berichtete über das Engagement der Pharmaindustrie bezüglich der Einführung eines Systems zur Verhinderung von Medikamentenfälschungen, des Aufbaus von Pflichtlagern zur Verringerung von Versorgungsengpässen sowie bezüglich eines rascheren Zugangs zu Innovationen.

Neuer QR-Code

Seit Februar dieses Jahres werden Arzneimittel in der EU mit speziellen QR-Codes ausgestattet, so dass Fälschungen erkannt werden. Dieselben Codes kommen auch in der Schweiz zur Anwendung. «Die Pharmaindustrie leistet so einen wichtigen Beitrag zur Medikamentensicherheit», sagte Dr. Buholzer. Dabei sei sie jedoch auf die Mithilfe der Ärzteschaft angewiesen. Er hoffe, dass der «Check-out» aus der Hersteller- und Lieferkette zukünftig in den Arztpraxen und den Apotheken erfolge.

Faireres Abgeltungsmodell

Einen anregenden Vortrag hielt Pius Zängerle, Direktor von curafutura. Mit seinem Modell einer anreizneutraleren Vertriebsmarge eröffnete er Perspektiven für eine neue Margenordnung. Das Modell würde im Vergleich zu den vorgesehenen Einsparungen des BAG für eine fairere Verteilung der Lasten bei den Leistungserbringern sorgen.

Fehlmedikationen vorbeugen

Als CIRS-Verantwortliche der SGAIM erklärten die Allgemeinmediziner Dr. med. Markus Gnädinger und Dr. med. Esther Henzi in ihrem Vortrag das CIRS-Tool: Die Datenbank ist ein System, welches Medikations- und Kommunikationsfehler aus Praxen und Spitälern anonym rapportiert und zugänglich macht. Das Tool leistet einen wertvollen Beitrag für eine verbesserte Patientensicherheit, kann Fehlmedikationen reduzieren und wirkt einer unnötigen Medikamentenverschwendung entgegen. Ärztinnen und Ärzte können sich unter www.forum-hausarztmedizin.ch registrieren lassen.

Globalbudget: Alternativen werden gefordert

Die Gemüter erhitzte einmal mehr der «Bericht aus Bern» unseres geschätzten FMH-Präsidenten, Dr. Jürg Schlup. In seinem Vortrag räumte er mit medialen «Fakenews» im Gesundheitswesen auf und warnte vor Leichtgläubigkeit. Zudem thematisierte er die allfällige Einführung eines Globalbudgets. Gegen ein solches müssten wir uns nach bestem Wissen und Gewissen wehren, stelle es doch eine Limitation dar, die weder im Interesse der Patienten noch der Ärzteschaft sei. Die geeignete Antwort darauf müsse ein revidiertes Tarifsystem sein. «Wir stehen in der Verantwortung, Alternativen zu liefern und Massnahmen zu ergreifen», betonte der FMH-Präsident.

APA: Alle packen an!

Die Zukunft der Selbstdispensation als gleichwertiger und wichtiger Abgabekanal ist mittlerweile rechtlich gesichert, nicht aber die hierfür nötige Abgeltung. Unser politischer Einsatz ist deshalb nach wie vor nötig. Es gilt, zusammenzustehen und mit vereinten Kräften unsere Position lautstark zu vertreten.

Dr. rer. publ. Sven Bradke

Monte Sant’Agata – Zauberhafter Abendspaziergang

Our little tour starts at the church of Rovio. The stately homes that line the narrow streets are reminiscent of the wealth of this village, which is in constant competition with the neighboring settlement of Arogno. Both villages benefit from their location on a sunny hillside terrace on Mount Generoso and from the proximity to Ceresio and Lugano.
We follow the main road that leads east through the village. At the same time, we notice the large well-troughed wells. These are Etruscan sarcophagi that have been used for the water supply of the village. The lane at the edge of the village turns steeply up the steep slope into the valley of Sovaglia.A pathway with a faded crucifixion scene divides the way. We take the lower path, which leads to a stone bridge over the Sovaglia and further up the Alpe di Melano to the Bellavista. If you have a keen eye, halfway to the bridge, you will see a track that points south to the gorge of Sovaglia. There are ruins of a former mill, which used the water of Sovaglia. But be careful, the terrain is steep and slippery!
Immediately in front of the bridge, we rely on another path up the river. At the first brook bend there is the ruins of another mill. Within the walls are still the millstones on the ground.Above the rocky stage, over which the waters of the Sovaglia fall, becomes part of the inflow channel for the wheel of the wheel is recognizable.

About this rock level also leads our way. Here, too, caution is advised, the stones are mossy and covered by moist leaves. The path crosses a tributary of the Valli della Croce and dei Cugnoli, also here the rocky ground is very slippery. We turn now to the Prato di Pioda, a clearing with meadow. In spring many daffodils bloom here, later fire lilies. At the southern edge of the meadow we climb up to its mountain end. There we find a path that brings us east to the wall of Sasso della Roba. Here an arm of the Sovaglia rises from a large rock opening called by the locals “ul böcc” (buco = hole) (fig. 2). The cave was first committed in the dry season of 1983, when the Sovaglia completely dried up.

Für den Abstieg wählen wir den Weg, der zur bereits erwähnten Fahrstrasse hinunterführt. Wer die zuvor beschriebene Kraxelei der Sovaglia entlang nicht auf sich nehmen will, dem sei dieser Weg zur Quelle der Sovaglia empfohlen. Wir folgen nun der Fahrstrasse bis zu der Stelle, wo der erste breite Weg bergwärts abzweigt und den Südhang des Monte Sant’Agata hinauf zur Lichtung von Salera quert. An ihrem Nordende wenden wir uns bei einer kleinen Schutzhütte wieder gegen Süden und erreichen in kurzer Zeit den Gipfel des Monte Sant’Agata mit seiner im lombardischen Stile erbauten Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Die Aussicht von hier aus ist phantastisch und reicht über den Ceresio zum Monte San Giorgio, Monte Arbòstora, Monte San Salvatore bis hin zu den Walliser Alpen mit dem Monte Rosa und der Mischabelkette. Nördlich des Monte Tamaro verliert sich der Blick in den zerklüfteten Verzascheser Bergen (Abb. 1).

Abb. 4: Routenverlauf

Auf gleichem Weg steigen wir zur Schutzhütte ab. Dort wenden wir uns gegen Norden zur Alpe Bogo, wo wir nicht den markierten Weg nach Westen, sondern jenen nach Süden wählen. Dieser führt durch ein kleines Tal zwischen den Dossi und dem Monte Sant’Agata zu den Häusern von Cerro hinunter. Dabei treffen wir auf einen alten gepflasterten Weg, der neulich wieder freigelegt wurde und uns das ursprüngliche Bild der hiesigen Wege vor Augen führt. Diese verliefen zwischen Mauern, die die umliegenden Felder begrenzten und schützten. Rund 200 Meter nach Cerro zweigt gegen Westen ein schmaler Pfad ab, der uns direkt über die bergseitigen Terrassen nach Rovio zurückbringt.
If you have not experienced enough yet, follow the road that runs southeast along the large parking lot below the church and village to its fork. Here begins the path to the waterfall of Sovaglia, which can be reached in 15 minutes. In dry seasons a miserable trickle, the Sovaglia can swell in steady rain to a thunderous waterfall, the high mashed up. A huge spectacle that should not be missed (pictures 3 and 4).

Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo

Riedstrasse 9
6430 Schwyz

christian.besimo@bluewin.ch

Monte Sant’Agata – Zauberhafter Abendspaziergang

Our little tour starts at the church of Rovio. The stately homes that line the narrow streets are reminiscent of the wealth of this village, which is in constant competition with the neighboring settlement of Arogno. Both villages benefit from their location on a sunny hillside terrace on the western tip of Mount Generoso and from the proximity to Ceresio and Lugano.
We follow the main road that leads east through the village. At the same time, we notice the large well-troughed wells. These are Etruscan sarcophagi that have been used for the water supply of the village. The lane changes steeply up the terraced slope into the valley of the Sovaglia.A pathway with a faded crucifixion scene divides the way. We take the lower path, which leads to a stone bridge over the Sovaglia and further up the Alpe di Melano to the Bellavista. If you have a keen eye, halfway to the bridge, you will see a track that points south to the gorge of Sovaglia. There are ruins of a former mill, which used the water of Sovaglia. But be careful, the terrain is steep and slippery!
Immediately in front of the bridge, we rely on another path up the river. At the first brook bend there is the ruins of another mill. Within the walls are still the millstones on the ground.Above the rocky stage, over which the waters of the Sovaglia fall, becomes part of the inflow channel for the wheel of the wheel is recognizable.

Über diese Felsstufe führt auch unser Weiterweg. Hier ist ebenfalls Vorsicht geboten, die Steine sind bemoost und von feuchten Blättern bedeckt. Der Pfad quert darauf einen Zufluss aus den Valli della Croce und dei Cugnoli, auch hier ist der felsige Boden sehr rutschig. Wir wenden uns nun dem Prato di Pioda zu, einer Waldlichtung mit Wiese. Im Frühjahr blühen hier viele Narzissen, später Feuerlilien. Am Südrand der Wiese steigen wir bis zu ihrem bergseitigen Ende auf. Dort stossen wir auf einen Pfad, der uns gegen Osten zur Wand des Sasso della Roba bringt. Hier entspringt ein Arm der Sovaglia aus einer grossen Felsöffnung, die durch die Einheimischen «ul böcc» (buco = Loch) genannt wird (Abb. 2). Die Höhle konnte erstmals in der Trockenzeit von 1983 begangen werden, als die Sovaglia vollständig versiegte. Die Grotte reicht über 500 Meter in den Berg hinein und gilt als die Grösste des Sottoceneri.

Für den Abstieg wählen wir den Weg, der zur bereits erwähnten Fahrstrasse hinunterführt. Wer die zuvor beschriebene Kraxelei der Sovaglia entlang nicht auf sich nehmen will, dem sei dieser Weg zur Quelle der Sovaglia empfohlen. Wir folgen nun der Fahrstrasse bis zu der Stelle, wo der erste breite Weg bergwärts abzweigt und den Südhang des Monte Sant’Agata hinauf zur Lichtung von Salera quert. An ihrem Nordende wenden wir uns bei einer kleinen Schutzhütte wieder gegen Süden und erreichen in kurzer Zeit den Gipfel des Monte Sant’Agata mit seiner im lombardischen Stile erbauten Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Die Aussicht von hier aus ist phantastisch und reicht über den Ceresio zum Monte San Giorgio, Monte Arbòstora, Monte San Salvatore bis hin zu den Walliser Alpen mit dem Monte Rosa und der Mischabelkette. Nördlich des Monte Tamaro verliert sich der Blick in den zerklüfteten Verzascheser Bergen (Abb. 1).

Abb. 4: Routenverlauf

Auf gleichem Weg steigen wir zur Schutzhütte ab. Dort wenden wir uns gegen Norden zur Alpe Bogo, wo wir nicht den markierten Weg nach Westen, sondern jenen nach Süden wählen. Dieser führt durch ein kleines Tal zwischen den Dossi und dem Monte Sant’Agata zu den Häusern von Cerro hinunter. Dabei treffen wir auf einen alten gepflasterten Weg, der neulich wieder freigelegt wurde und uns das ursprüngliche Bild der hiesigen Wege vor Augen führt. Diese verliefen zwischen Mauern, die die umliegenden Felder begrenzten und schützten. Rund 200 Meter nach Cerro zweigt gegen Westen ein schmaler Pfad ab, der uns direkt über die bergseitigen Terrassen nach Rovio zurückbringt.
If you have not experienced enough yet, follow the road that runs southeast along the large parking lot below the church and village to its fork. Here begins the path to the waterfall of Sovaglia, which can be reached in 15 minutes. In dry seasons a miserable trickle, the Sovaglia can swell in a continuous rain to a thunderous waterfall, the high mashed up. A huge spectacle that should not be missed (pictures 3 and 4).

Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo

Riedstrasse 9
6430 Schwyz

christian.besimo@bluewin.ch