Akute Lungenembolie

Die akute Lungenembolie zählt zu den häufigsten Ursachen für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Je nach Thrombuslast kann die Obstruktion im pulmonalen Kreislauf von leichter Rechtsherzbelastung bis hin zum Rechtsherzversagen und kardiogenen Schock führen. Eine rasche diagnostische Abklärung und Risikostratifizierung ist essenziell, um ehestmöglich eine adäquate Therapie einleiten zu können. Diese kann von einer Antikoagulation im ambulanten Setting bis hin zu kreislaufstabilisierenden Massnahmen und notfallmässiger Reperfusion durch ein multidisziplinäres, spezialisiertes Lungenembolie-Team reichen.

Epidemiologische Aspekte und Pathophysiologie der akuten Lungenembolie

Die akute Lungenembolie (LE) zählt zu den häufigsten Ursachen für kardiovaskuläre Morbidität mit einer jährlichen Inzidenz von 1 in 1000 Personen und einer Mortalität von bis zu 30 % in Hochrisikopopulationen (1-5). Die Ursache für die hohen Mortalitätsraten liegt hierbei in der akuten rechtsventrikulären Belastung mit resultierender Rechtsherzinsuffizienz bis hin zum kardiogenen Schock und Kreislaufstillstand (6).

Anatomisch ist der rechte Ventrikel (RV) muskelschwach, dünnwandig und dehnbar und ist durch eine Crescendo-Form an den dickwandigen starken linken Ventrikel (LV) angepasst (7). Dem RV nachgeschaltet befindet sich mit dem pulmonalen Kreislauf ein Niedrigdrucksystem, woraus sich eine deutlich geringere Nachlast ergibt, als dies für den LV mit dem nachgeschalteten Körperkreislauf der Fall ist. Ein physiologisch erhöhtes Herzzeitvolumen (z. B. unter körperlicher Belastung) kompensiert der pulmonale Kreislauf durch eine Rekrutierung der Mikrozirkulation. Die Anpassungsmechanismen des RV an eine akute Nachlasterhöhung sind jedoch deutlich schlechter ausgeprägt als beim LV. Durch seine Dehnbarkeit, kann er zwar grosse Blutvolumina fassen, jedoch ist das Schlagvolumen gegen einen erhöhten Widerstand stark eingeschränkt. Dies resultiert in einer paradoxen Verschiebung des interventrikulären Septums in Richtung des LV («D-Shaping» des LV Cavums), mit dadurch verminderter Füllung des LV, resultierender Output-Reduktion und reduzierter Perfusion der Koronararterien (Abb. 1). Dadurch, sowie durch den erhöhten Wandstress kommt es zu verminderter Perfusion des RV (8). Zusätzlich kommt es durch die RV-Erweiterung zu einer Erweiterung des Trikuspidalklappen-Annulus und als Konsequenz zu einer Trikuspidalinsuffizienz, wodurch der rechtsventrikuläre Vorwärtsfluss zusätzlich negativ beeinflusst wird (7).

Diagnostik und Risikostratifizierung der akuten ­Lungenembolie

Die akute LE kann sich mit einem variablen klinischen Erscheinungsbild in Hinblick auf Symptomintensität und Dauer präsentieren. Zu den häufigen Symptomen zählen Dyspnoe, Thoraxschmerzen, Präsynkopen oder Synkopen, sowie Husten und Hämoptysen. Weitere objektivierbare Faktoren im Notfallsetting umfassen eine Hypoxie, Hypokapnie, sowie typische EKG-Veränderungen (Zeichen einer Rechtsherzbelastung, SIQIIITIII Typ, Rechtsschenkelblock) (9).

Bei klinischem Verdacht auf eine akute LE ist das weitere Vorgehen massgeblich von der hämodynamischen Stabilität des Patienten abhängig (Abb. 2). Basierend auf der medizinischen Vorgeschichte und der klinischen Präsentation kann bei hämo­dynamischer Stabilität die Vortestwahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer LE erhoben werden. Zur verbesserten Quantifizierung stehen hierzu Tools wie der Wells Score oder der Geneva Score zur Verfügung. Bei geringer oder intermediärer Vortestwahrscheinlichkeit kann die Bestimmung des D-Dimers eine LE bereits weitestgehend ausschliessen (9). Bei hoher Wahrscheinlichkeit oder altersadaptiert erhöhtem D-Dimer sollte eine weitere Abklärung mittels pulmonaler Angio-Computertomographie (LE-CT) erfolgen, in welcher sowohl das Ausmass der LE selbst, als auch eine RV Dilatation (RV/LV ratio > 0.9) als Zeichen der Rechtsherzbelastung dargestellt werden können (10). Bei hämodynamisch instabilen Patienten kommt im primären Assessment der transthorakalen Echokardiographie eine besondere Rolle in der Beurteilung einer möglichen RV-Dilatation und Dysfunktion zu (11). Sollten diese vorliegen, kann bei umgehender Verfügbarkeit eines LE-CT dieses zur Bestätigung erfolgen, oder auch unmittelbar eine Reperfusionstherapie neben der hämodynamischen Stabilisierung erfolgen, um eine unnötige Verzögerung zu vermeiden (9).

Die akute LE mit ausgeprägter RV Belastung und hämodynamischer Instabilität wird gemäss Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC – European Society of Cardiology) als Hochrisiko – LE klassifiziert (9) und ist mit einer Mortalität zwischen 14 % und 29.8 % assoziiert (5). Am anderen Ende der Risikoskala stehen Niedrigrisiko – LE Patienten, welche weder Zeichen einer Rechtsherzbelastung in der Bildgebung, noch erhöhte kardiale Biomarker aufweisen. Zwischen den beiden extremen Risikogruppen, unterscheidet man bei symptomatischen Patienten zwischen intermediär-niedrigem und intermediär-hohem Risiko, je nachdem ob positive kardiale Biomarker oder ein Bildbefund einer RV Dysfunktion vorliegen (intermediär-niedrig), oder auch beide Befunde positiv ausfallen (intermediär-hohes Risiko) (9). Neben dieser Ampeleinteilung wird zur weiteren, objektivierten Risikostratifizierung auch der Pulmonary Embolism Severity Index (PESI) eingesetzt. Eine rasche Risikostratifizierung ist massgebend für das weitere Management hinsichtlich Monitoring und Therapie. (Abb. 3)

Therapie der akuten Lungenembolie

Die Initialtherapie der akuten LE umfasst die Korrektur der Hypoxämie mittels O2-Gabe bei Patienten mit einer Sauerstoffsättigung < 90 %. Die Spontanatmung sollte unbedingt erhalten bleiben, und nur bei zunehmender respiratorischer Erschöpfung oder auch insuffizienter spontaner Ventilation sollte eine mechanische Beatmungsunterstützung in Erwägung gezogen werden. Dabei ist es jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass eine Beatmung ohne gewährleistete pulmonale Reperfusion keine Korrektur der Hypoxämie erwirken kann (9). Tatsächlich kann eine orotracheale Intubation und Allgemeinnarkose zu einer weiteren hämodynamischen Verschlechterung durch eine medikamentöse oder auch mechanische Überlastung des RV führen (9, 12–14).

Eine sofortige Antikoagulation mit unfraktioniertem (UFH) oder niedermolekularem (LMWH) Heparin ist bereits bei Patienten mit intermediärer oder hoher Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer LE indiziert, bis weitere Testresultate zur Verfügung stehen. Der Einsatz oraler Antikoagulanzien sollte erst nach Abschluss der Riskostratifizierung und finalem weiteren Therapieentscheid erfolgen. Dabei stellen direkte orale Antikoagulanzien (NOAK), aufgrund eines deutlich verbesserten Nutzen-Risiko Profils im Vergleich zu den traditionellen Vitamin-K-Antagonisten, die Therapie der Wahl für die weiterführende Antikoagulation nach stattgehabter LE dar (9). Die Dauer der Antikoagulation sollte dabei mindestens 3 Monate umfassen; je nach Ursache kann jedoch auch eine langfristige, dauerhafte medikamentöse Therapie zur Prophylaxe erneuter Thrombosen / Embolien empfohlen werden (15).

Eine systemische Thrombolyse, zusätzlich zur Antikoagulation, sollte nur bei ausgewählten Hochrisikopatienten, in welchen eine rasche Auflösung des thrombotischen Materials zur Entlastung des RV angestrebt wird, erwogen werden. Metaanalysen konnten dabei eine signifikante Reduktion der Mortalität und etwaiger LE Rezidive nach dem Einsatz einer systemischen Thrombolyse nachweisen, allerdings zum Preis eines deutlich erhöhten Blutungsrisikos (16, 17). Absolute und relative Kontraindikationen für eine Lysetherapie können Tab. 1 entnommen werden.


Die Langzeit-Überlegenheit der systemischen Thrombolyse im Hinblick auf funktionelles Outcome und Entwicklung einer chronisch thromboembolischen pulmonalen Hypertonie ist aktuell nicht gesichert. Neuere Methoden umfassen die Katheter-gesteuerte Lyse, sowie die chirurgische oder minimal-invasive Katheter-gestützte Embolektomie (9). Abb. 4 illustriert die aktuell meist-verwendeten Kathetersysteme, welche an spezialisierten Lungenemboliezentren zur minimal-invasiven Behandlung der akuten LE eingesetzt werden (18-20).

Management von schwangeren Patientinnen mit akuter Lungenembolie

Das Risiko für Thromboembolien ist in der Schwangerschaft bis zu fünffach erhöht. Pathomechanistisch sind hierbei alle Komponenten der Virchow’schen Trias involviert, durch Hyperkoagulabilität, reduzierten venösen Fluss bis hin zur Stase und endotheliale Schädigung aufgrund einer venösen Hypertension oder auch im Rahmen der Entbindung. Besondere Vorsicht ist im Rahmen der Schwangerschaft hinsichtlich des Einsatzes strahlungsintensiver Untersuchungsmethoden, sowie auch den gegebenen Therapielimitationen geboten, um einen raschen Behandlungserfolg bei möglichst geringem Risiko für Mutter und Kind zu gewährleisten (21).

Der von der ESC empfohlene Diagnose- und Therapiealgorithmus ist in Abb. 5 zusammengefasst. Bei hämodynamisch stabilen Patientinnen sollte aufgrund der verlässlicheren Pharmakokinetik und Sicherheitsaspekten eine Antikoagulation mit LMWH ehestmöglich eingeleitet werden, wobei auch UFH eingesetzt werden kann (9). NOAKs sind hingegen in der Schwangerschaft kontraindiziert und auch Vitamin-K-Antagonisten mit teratogenen Effekten assoziiert. Vorsicht ist beim Einsatz von LMWH auch hinsichtlich spinaler und epiduraler Punktionen geboten, wobei die Antikoagulation nicht innerhalb der ersten 4 h nach Entfernung eines Epiduralkatheters begonnen und ein solcher auch nicht innerhalb 24 h Stunden nach letzter LMWH-Applikation eingelegt werden sollte (9).

Diagnostisches Mittel der Wahl ist ein Kompressionsultraschall zur Suche nach einer tiefen Venenthrombose (TVT) der unteren Extremität (9). Etwa 30 % offenbar isolierter LEs sind mit einer stummen TVT assoziiert (21), sodass der duplexsonographische Nachweis einer solchen bereits die Behandlung einer LE rechtfertigt. Bei negativem Resultat kann ein Thoraxröntgen zum Ausschluss anderer Ursachen für die Symptomatik dienen. Sollte dennoch der Verdacht auf eine LE bestehen und weitere Diagnostik indiziert sein, ist im Rahmen der Nutzen-Risiko-Abwägung die Durchführung eines LE-CT empfohlen. Alternativ kann insbesondere bei normalem Thoraxröntgenbefund ein weniger strahlungsintensiver Ventilations/Perfusions (VQ)-Scan durchgeführt werden, sofern verfügbar. Bei Nachweis einer LE ist die Fortführung des LMWH empfohlen. Bei Hochrisiko-LE Patientinnen und entsprechender hämodynamischer Instabilität muss die Notwendigkeit einer umgehenden thrombolytischen Therapie oder auch Embolektomie evaluiert werden. Nach überstandenem Primärereignis sollte die weitere Betreuung der Schwangerschaft wie auch die Entbindungsplanung an einem interdisziplinären Zentrum mit entsprechender Expertise in der Behandlung der Lungenembolie und möglicher Komplikationen erfolgen (9).

Abkürzungen
CT Computertomographie
ESC European Society of Cardiology
LE Lungenembolie
LMWH Niedermolekulares Heparin
LV Linker Ventrikel
NOAK Neue orale Antikoagulanzien
RV Rechter Ventrikel, rechtsventrikulär
(s)PESI (simplified) Pulmonary Embolism Severity Index
TTE Transthorakale Echokardiographie
TVT Tiefe Venenthrombose
UFH Unfraktioniertes Heparin
VQ Scan Lung Ventilation Perfusion Scan

Copyright
Aerzteverlag medinfo AG

PD Dr. med. et phil. Dominik F. Draxler MBA

Zentrum für Lungenembolie
Klinik und Poliklinik für Kardiologie
Universitätsspital, Inselspital Bern
Freiburgstrasse 20
3010 Bern

Prof. Dr. med. Stefan Stortecky

Zentrum für Lungenembolien
Klinik und Poliklinik für Kardiologie
Universitätsspital, Inselspital Bern
Freiburgstrasse 20
3010 Bern

stefan.stortecky@insel.ch

Die Autoren haben keine Interessenskonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

  • Etwa 45 % aller Patienten mit akuter LE weisen Zeichen einer RV Belastung auf, mit potenziell resultierender Rechtsherzinsuffizienz, welche bis hin zum kardiogenen Schock und Kreislaufversagen führen kann.
  • Eine rasche Diagnostik mittels bildgebender Massnahmen, sowie Risikostratifizierung auf Basis von hämodynamischen Merkmalen, RV-Belastung, (s)PESI-Score und Troponin-Bestimmmung ist essenziell und bestimmt das therapeutische Vorgehen.
  • Eine sofortige Antikoagulation ist die zentrale Therapiekomponente der akuten LE. Bei selektionierten LE Patienten mit intermediär-hohem oder hohem Risiko muss zudem eine rasche Reperfusionsstrategie evaluiert werden, wobei hier neben der systemischen Lyse heutzutage kathetergesteuerte Interventionen, und die chirurgische Embolektomie zur Verfügung stehen.
  • Schwangerschaft und die peripartale Phase stellen einen besonderen Risikofaktor für die Entwicklung einer akuten LE dar. Für die Diagnostik sollten primär strahlungsarme Massnahmen gewählt werden und Therapiestrategien durch ein interdisziplinäres Lungenembolieteam festgelegt werden, um die beste Option zum Wohlergehen von Mutter und Fötus zu gewährleisten.

1. Wendelboe, A.M. and G.E. Raskob, Global Burden of Thrombosis: Epidemiologic Aspects. Circ Res, 2016. 118(9): p. 1340-7.
2. Keller, K., et al., Trends in thrombolytic treatment and outcomes of acute pulmonary embolism in Germany. Eur Heart J, 2020. 41(4): p. 522-529.
3. Lehnert, P., et al., Acute Pulmonary Embolism in a National Danish Cohort: Increasing Incidence and Decreasing Mortality. Thromb Haemost, 2018. 118(3): p. 539-546.
4. Payne, J.G., et al., Current estimates of the incidence of acute venous thromboembolic disease in Canada: A meta-analysis. Thromb Res, 2021. 197: p. 8-12.
5. Becattini, C., et al., Acute pulmonary embolism: mortality prediction by the 2014 European Society of Cardiology risk stratification model. Eur Respir J, 2016. 48(3): p. 780-6.
6. Bryce, Y.C., et al., Pathophysiology of right ventricular failure in acute pulmonary embolism and chronic thromboembolic pulmonary hypertension: a pictorial essay for the interventional radiologist. Insights Imaging, 2019. 10(1): p. 18.
7. Bristow, M.R., et al., The pressure-overloaded right ventricle in pulmonary hypertension. Chest, 1998. 114(1 Suppl): p. 101s-106s.
8. van Wolferen, S.A., et al., Right coronary artery flow impairment in patients with pulmonary hypertension. Eur Heart J, 2008. 29(1): p. 120-7.
9. Konstantinides, S.V., et al., 2019 ESC Guidelines for the diagnosis and management of acute pulmonary embolism developed in collaboration with the European Respiratory Society (ERS). Eur Heart J, 2020. 41(4): p. 543-603.
10. Carrier, M., et al., Subsegmental pulmonary embolism diagnosed by computed tomography: incidence and clinical implications. A systematic review and meta-analysis of the management outcome studies. J Thromb Haemost, 2010. 8(8): p. 1716-22.
11. Kurzyna, M., et al., Disturbed right ventricular ejection pattern as a new Doppler echocardiographic sign of acute pulmonary embolism. Am J Cardiol, 2002. 90(5): p. 507-11.
12. Messika, J., et al., Severe pulmonary embolism managed with high-flow nasal cannula oxygen therapy. Eur J Emerg Med, 2017. 24(3): p. 230-232.
13. Lacroix, G., et al., High-flow oxygen, a therapeutic bridge while awaiting thrombolysis in pulmonary embolism? Am J Emerg Med, 2013. 31(2): p. 463.e1-2.
14. Page, R.L., 2nd, et al., Drugs That May Cause or Exacerbate Heart Failure: A Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation, 2016. 134(6): p. e32-69.
15. van Es, N., et al., Direct oral anticoagulants compared with vitamin K antagonists for acute venous thromboembolism: evidence from phase 3 trials. Blood, 2014. 124(12): p. 1968-75.
16. Marti, C., et al., Systemic thrombolytic therapy for acute pulmonary embolism: a systematic review and meta-analysis. Eur Heart J, 2015. 36(10): p. 605-14.
17. Zhang, R.S., et al., Efficacy and Safety of Anticoagulation, Catheter-Directed Thrombolysis, or Systemic Thrombolysis in Acute Pulmonary Embolism. JACC Cardiovasc Interv, 2023. 16(21): p. 2644-2651.
18. Draxler, D.F. and S. Stortecky, Interventional Reperfusion Strategies for Acute Pulmonary Embolism. Praxis (Bern 1994), 2021. 110(13): p. 743-751.
19. Pruszczyk, P., et al., Percutaneous treatment options for acute pulmonary embolism: a clinical consensus statement by the ESC Working Group on Pulmonary Circulation and Right Ventricular Function and the European Association of Percutaneous Cardiovascular Interventions. EuroIntervention, 2022. 18(8): p. e623-e638.
20. Finocchiaro, S., et al., Percutaneous interventions for pulmonary embolism. EuroIntervention, 2024. 20(7): p. e408-e424.
21. Devis, P. and M.G. Knuttinen, Deep venous thrombosis in pregnancy: incidence, pathogenesis and endovascular management. Cardiovasc Diagn Ther, 2017. 7(Suppl 3): p. S309-s319.

6. Internationales Symposium über Arrhythmogene ­Kardiomyopathien

Symposiums, Prof. Corinna Brunckhorst und Prof. Firat Duru, beide von der Klinik für Kardiologie des Universitätsspitals Zürich, konnten über 90 hochkarätige Experten aus aller Welt im Hotel Belvoir in Rüschlikon begrüssen.

Ziel des diesjährigen Symposiums war es, die Grundlagen für das Consensus Dokument über die Genotyp basierten Guidelines zur Arrhythmogenen Kardiomyopathie (ARVC) zu schaffen. Das Management soll in Zukunft patientenspezifischer werden und dementsprechend war ein wichtiger Teil des Symposiums der genbasierten Diagnostik und Therapie gewidmet. Das dreitägige Symposium gliederte sich in 6 Sitzungen. Der erste Tag beinhaltete einen allgemeinen Überblick über die Pathologie, Pathophysiologie und Krankheitsmechanismen, die genetische Basis der Erkrankung, weiterhin über die Elektrokardiographie, Echokardiographie, Magnetresonanztomographie, Risikostratifizierung und den Einfluss von körperlicher Aktivität sowie die Präsentation der arrhythmogenen Kardiomyopathie im jungen Alter mit speziellen Betrachtungen für die pädiatrische Population.

Der zweite Tag beinhaltete zwei Sitzungen zu Genotypen: Plakophilin-2 (PKP2) Kardiomyopathie, Desmoglein-2 (DSG2/­Desmocollin-2 (DSC2) Kardiomyopathie, Desmoplakin (DSP) Kardiomyopathie sowie Phospholamban (PLN) und Transmembranprotein 43 (TMEM43) Kardiomyopathie und am Nachmittag Plakoglobin (JUP), Desmin (DES), Filamin-C (FLNC) und Cadherin-2 (CHH2) Kardiomyopathie Anschliessend wurden die verschiedenen Therapiestrategien, wie Antiarrhythmika, Herzinsuffizenztherapien, Device Indikationen und die Katheterablation diskutiert.

Der letzte Tag begann mit Vorträgen zu immunsuppressiver Therapie und Gentherapie und endete mit der Roadmap zum Konsensus-Dokument und der Planung der nächsten Schritte.

Der folgende Bericht enthält einen Auszug aus den zahlreichen Präsentationen.

Allgemeine Sessionen I

Pathologie der Arrhythmogenen Kardiomyopathie

Prof. Christina Basso, Padua, und Prof. Jeffrey Saffitz, Boston, erinnerten zunächst an eine erste Publikation zum Thema aus dem Jahre 1982 (Marcus FI et al. Right ventricular dysplasia, a report of 24 adult cases. Circulation 1982;65:384-98), in der 24 Fälle von Erwachsenen mit ventrikulärer Dysplasie untersucht wurden. Die Autoren kamen zu folgendem Schluss: Die rechtsventrikuläre Dysplasie ist durch eine Anomalie in der Entwicklung eines Teils der rechtsventrikulären Muskulatur gekennzeichnet. Bei Patienten mit rechtsventrikulärer Dysplasie können ventrikuläre Tachykardien, supraventrikuläre Arrhythmien, Rechtsherzinsuffizienz oder asymptomatische Kardiomegalie auftreten.

Bei dem Versuch, die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie klinisch zu diagnostizieren, wurde eine Vielzahl von zum Teil aufwendigen bildgebenden Verfahren eingesetzt. Keines dieser Verfahren hat bisher so überzeugende Ergebnisse geliefert, dass es uneingeschränkt als Referenzverfahren angesehen werden kann. Die Schwierigkeiten in der klinischen Diagnostik der Erkrankung spiegeln sich auch in dem Vorschlag wider, die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie anhand von Haupt- und Nebenkriterien zu diagnostizieren, ohne die Art der bildgebenden Verfahren zu berücksichtigen. Strukturelle, histologische, elektrokardiographische Arrhythmien und genetische Faktoren dienen als Arbeitsrahmen für eine bessere Erkennung dieser Erkrankung. Dies sollte zu einer besseren Darstellung des Stammbaums, zur Identifizierung der verantwortlichen Gene und zu einem besseren Verständnis des natürlichen Verlaufs führen. Diese Ansätze ermöglichen entweder eine präzisere klinisch-pathologische Diagnose oder im Idealfall eine Diagnose auf der Grundlage einer genetischen Anomalie.

Genetische Basis der ACM und genetische Testung

Die Themen von Prof. Peter van Tintelen, Amsterdam und Prof. Cindy James, Baltimore waren:

Genetische Basis der ACM / Rationale
• ACM-Gene
• Prinzipien der ACM-Vererbung

Genetische Testung
• Strategie für Genanalysen und Testauswahl
• Auswertung der Ergebnisse genetischer Tests
• genetische Beratung
• besondere Überlegungen – Kinder, reproduktive Entscheidungsfindung

ACM-Definition und phänotypische Klassifikation
Abb. 1

ACM/ARVC-assoziierte Gene
Die Referenten präsentieren eine internationale, evidenzbasierte Neubewertung von Genen, die mit ARVC in Verbindung gebracht werden, unter Verwendung des ClinGen Framework (Cynthia James et al Circ Genome Precis Med 2021 Apr 8.doi 10.1161/CIRCGEN .12000 3273).Bei der Verwendung des Ansatzes der Clinical Genome Resource zur Gen-Krankheits-Kuration wurden nur bei 8 Genen (PKP2, DSP, DSG2, DSC2, JUP, TMEM43, PLN und DES) eindeutige oder mäßige Hinweise auf ARVC gefunden, und diese Gene machten fast alle pathogenen/wahrscheinlich pathogenen ARVC-Varianten in ClinVar aus. Daher sollten nur pathogene/wahrscheinlich pathogene Varianten in diesen 8 Genen ein Hauptkriterium für die ARVC-Diagnose darstellen. Pathogene/wahrscheinlich pathogene Varianten, die in anderen Genen bei einem Patienten identifiziert werden, sollten eine weitere Phänotypisierung veranlassen, da Varianten in vielen dieser Gene mit anderen kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung stehen.

Definitive Gene sind DSP, PKP2, DSC2, DSG2, JUP, TMEM43. Moderate Gene: DES, PLN, umfasst auch CDH2 und FLNC.

ACM-Vererbung – die Grundlagen
In der Regel autosomal-dominant mit reduzierter altersbedingter Penetranz und variabler Expressivität. De-novo-Varianten sind selten. Es gibt Gen- und Genotyp-spezifische Ausnahmen.

James et al (Eur Heart J 2020;41:1393-1400) beschrieben ein neues Schwellenwertmodell für die ACM-Vererbung, bei dem mehrere Faktoren, einschließlich pathogener Varianten in bekannten ACM-Genen, genetischer Modifikatoren und Umweltexpositionen, insbesondere körperliche Aktivität, erforderlich sind, um einen Schwellenwert für die Krankheitsexpression zu erreichen. Die Autoren überprüften auch Best Practices für die Integration von Genetik -einschließlich jüngster Entdeckungen – in die Pflege von ACM-Familien und betonen den Nutzen des Genotyps sowohl für das Management betroffener Personen als auch für prädiktive Tests bei Familienmitgliedern.

Komplexität – multiple PLP- Varianten
Das Vorhandensein mehrerer pathogener Varianten in desmosomalen Genen (DSC2, DSG2, DSP, JUP und PKPs) bei Patienten mit ARVC wurde mit einem schweren Phänotyp in Verbindung gebracht. Die Pathogenität der Varianten wird jedoch häufig neu klassifiziert, was zu einer veränderten klinischen Risikovorhersage führen kann. In einer letztjährigen Publikation (Nagyova E et al. J Cardiovas Trans Res 2023) wurde die Erfassung, Reklassifizierung und Korrelation der klinischen Ergebnisse für die bisher grösste Serie von ARVC-Patienten, die mehrere desmosomale pathogene Varianten tragen (n = 331) zusammengestellt. Nach der Reklassifizierung bleiben nur 29% der Patienten Träger von zwei (Wahrscheinlich) pathogenen Varianten. Sie erreichten den zusammengesetzten Endpunkt (ventrikulärer Arrhythmien, Herzversagen durch Tod) deutlich früher als Patienten mit einer oder keiner verbleibenden reklassifizierten Variante. Die regelmässige Reklassifizierung von Varianten trägt zu einer genaueren Risikostratifizierung und einer anschliessenden klinischen Behandlungsstrategie bei.

Gentest:
Zunächst eine Familien- und Gentestanamnese durchführen.
Gentest-Geschichte:
• Hat der Patient einen vorherigen Gentest gehabt?
• Wurde eine ähnliche genetische Ursache bereits identifiziert?
• Wenn ein früherer Test negativ war, was war die verwendete Methodologie-Generationsstammbaum und die genetische Abdeckung?
Familienanamnese – Erhalte einen Dreigenerationen-Stammbaum
• Ist eine P/LP Variante bereits in der Familie bekannt?
• Gibt es eine bekannte genetische Diagnose in der Familie?
• Gibt es ein lebendes Familienmitglied mit signifikant jüngerer oder schwerer Krankheit?
• Verlasse Dich nicht auf Resultate von «Freizeit-Gentests»

ACM-Gentest – Methodik und Testspektrum
Gentest für präsymptomatische Testung
• LP/P Variante beim Probanden →präsymptomatisch (Kaskade) genetische Testung, Beratung
• (nur für die entsprechende Variante)
Gentest für Segregationsanalyse-VUS beim Probanden → VUS-Testung bei den Eltern/betroffenen Verwandten.

ACM Genetische Testung
• Analytische Validität (niemals 100%) Regeln der nationalen Verbände und Vorschriften

Kaskadentest
Es wird ACM -Probanden empfohlen allen jugendlichen und erwachsenen Verwandten ersten Grades eines G+ ACM betroffenen Verwandten Gentests anzubieten.

Molekulare Autopsie
Klinische Beratung:
Teste wenn möglich einen nicht betroffenen Verwandten
DNA- Bank sollte Betroffenen angeboten werden. Beratung über die relativ geringe Wahrscheinlichkeit eines positiven Ergebnis. Idealerweise Konzentration auf wahrscheinliche Kandidaten-Gene, von denen bekannt ist, dass sie in kausalem Zusammenhang mit dem vermuteten Phänotyp stehen.

Klinischer Kontext des Gen-erst-Ansatzes bei ACM
Probanden – heterogene, existierende Guidelines
Molekulare Autopsie – sich abzeichnende Guidelines
Kaskaden genetische Testung (Verwandte – Konsistente starke fachliche Empfehlungen für Kaskaden-Gentests)
Zuerst Gen/sekundäre Findungskohorten – ACM Gene werden als Sekundärbefund empfohlen, wenn P/LP-Varianten entdeckt werden.

Genetische Beratung
Klinische Beratung; Die genetische Beratung ist ein integraler Bestandteil des ACM-Gentestverfahrens. Sie sollte sowohl die Bereitstellung von Informationen als auch psychosoziale Unterstützung umfassen.

Pädiatrische Gentests
Probanden /symptomatische Verwandte: Patienten, bei denen die Symptome in der Pädiatrie festgestellt werden – vor allem Probanden – haben oft einen schwereren Krankheitsverlauf. Gentests bei klinisch betroffenen pädiatrischen und adoleszenten Probanden werden empfohlen.

Asymptomatische Verwandte
Genetische Kaskadentests in der Pädiatrie können in Absprache mit dem Patienten und seiner Familie angebracht sein, um eine Entscheidung für ein kardiales Screening und eine bestimmte Lebensweise zu treffen. Das Testalter sollte sich nach dem Genotyp und der Familienanamnese richten und die Werte und Präferenzen der Familie einbeziehen.

Alle
Genetische Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen sollten eine umfassende genetische Bewertung vor dem Test beinhalten, um sowohl den medizinischen als auch den psychosozialen Auswirkungen der Testergebnisse zu besprechen.

Reproduktive Entscheidungsfindung
Klinische Beratung: Eine genetische Beratung sollte denjenigen angeboten werden, die über die Vererbung von ACM oder pränatale Gentests und reproduktive Optionen für die Familienplanung sprechen möchten. Verfügbarkeit und Leitlinien für diese Optionen sind eine wichtige Voraussetzung für die Entscheidungsfindung.

Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

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Was wissen Schweizerinnen und Schweizer über ­kardiovaskuläre Risikofaktoren?

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Statine führen auch in hohem Alter in der Primärprävention zu ­weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen

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Lungenembolie: Thrombektomie ist der Thrombolyse überlegen

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Workplace-Based Assessments in Postgraduate Specialist Palliative Medicine: a narrative review

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