Duktales Carcinoma in situ der Brust: ein Update

Das duktale Carcinoma in situ (DCIS) ist weltweit auf dem Vormarsch. Bei circa 20% aller im Mammographiescreening detektierten Neoplasien handelt es sich um ein DCIS. In diesem Artikel fassen wir die aktuellen Empfehlungen zur Therapie des DCIS zusammen. Dabei wird auch auf die 10-Jahres-Follow-up-Daten der TAM-01 Studie eingegangen, die den adjuvanten Einsatz von «Baby-TAM» nach verschiedenen prämalignen Läsionen untersucht hat.

Ductal carcinoma in situ (DCIS) is on the rise worldwide. Approximately 20% of all neoplasms detected in mammography screening are DCIS. In this article, we summarize the current recommendations for the treatment of DCIS. The 10-year follow-up data from the TAM-01 trial, which investigated the adjuvant use of „Baby-TAM“ after various premalignant lesions, is also discussed.
Key Words: Ductal carcinoma in situ, TAM-01 trial, Baby-TAM, premalignant lesions

Einleitung

Bei ca. 20% der mittels Mammographie diagnostizierten Neoplasien handelt es sich um ein duktales Carcinoma in situ (DICS), welches zumeist durch radiologisch suspekt angeordnete Mikroverkalkungen entdeckt wird. In den letzten Jahren kam es durch die Einführung von Screeningprogrammen zu einem deutlichen Anstieg der diagnostizierten DCIS-Fälle von etwa 3% vor Einführung des Screenings auf über 25%. Diese deutliche Zunahme der Inzidenz des DCIS birgt auch eine gewisse Gefahr der Überdiagnose und Übertherapie dieser Erkrankung.

Das Krankheitsbild des DCIS ist sehr häufig assoziiert mit Mikroverkalkungen im Gewebe (Abb. 1). DCIS bilden nur selten einen Knoten und sind deshalb praktisch nicht durch eine Tastuntersuchung zu entdecken. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um eine Zufallsdiagnose im Rahmen der Vorsorge. In den letzten Jahren wird über alle Fachbereiche hinweg sehr intensiv diskutiert, inwiefern welche Therapien sinnvoll sind, um unnötige Interventionen zu vermeiden. Dieser Artikel soll einen Überblick über die aktuellen Behandlungsempfehlungen geben und einen kritischen Blick darauf werfen, was wirklich mit einem Nutzen für die Patientin einhergeht.

Histopathologie und natürlicher Verlauf

Das duktale Carcinoma in situ gehört pathomorphologisch zu einer sehr heterogenen Gruppe von präinvasiven Läsionen mit unterschiedlichem malignen Potential. Das Spektrum erstreckt sich von kleinen low-grade Befunden bis hin zu ausgedehnten high-grade Läsionen. Das Hauptmerkmal des DCIS ist die fehlende Stromainvasion. In manchen Ländern wird auch von einem intraduktalen Karzinom als non-invasivem Brustkrebs gesprochen, welcher durch eine Proliferation von abnormen Zellen innerhalb der Basalmembran erklärt wird.

Eine Einteilung nach Pathologie und Wachstumsmuster zum besseren Verständnis dieser Krankheit ist sinnvoll (Abb. 2). Es werden die Komedo-Typen und Nicht-Komedo Typen unterschieden. Bei dem häufigsten Typ, dem DCIS vom Komedo Typ, zeigen die zentralen Zellen eine Nekrose mit Kalzifikationen. Sie sind deutlich aggressiver im Wachstum als die Nicht-Komedo Typen und gehen in circa 40% der Fälle in ein invasives Karzinom über. Bei den Nicht-Komedo Typen werden solide, kribriforme, papilläre, mikropapilläre und gemischte Typen unterschieden. Trotz der ausgeprägten Heterogenität der DCIS-Typen und der damit verbundenen unterschiedlichen klinischen Verläufe, wird heutzutage noch jedes DCIS praktisch gleichbehandelt. Ansätze, die verschiedenen DCIS- Entitäten besser charakterisieren zu können und dementsprechend auch zielgerechter behandeln zu können, liegen beispielsweise in der Nutzung von Multigen-Panel-Testungen (wie z.B. Oncotype DX Breast DCIS Score). Das Ziel dieser Testung ist es, die jeweiligen biologischen Eigenschaften des DCIS zu berücksichtigen und über Risiko-Scores Patientengruppen zu identifizieren, die weniger Therapie benötigen (1). Diese Testungen sind allerdings heutzutage noch wenig im Einsatz.

Leider fehlen noch immer Prädiktoren zur Abschätzung des Progressionsrisikos eines DCIS, die darüber Auskunft geben, wann das DCIS in ein invasives Karzinom übergeht. Aus den wenigen vorhandenen Publikationen zum natürlichen Verlauf des DCIS wird ersichtlich, dass ein unbehandeltes high-grade DCIS in mehr als 50% der Fälle innerhalb von 5 Jahren in ein invasives Karzinom übergehen kann. Auch ca. 35-50% der low-grade DCIS gehen in ein invasives Karzinom über, allerdings über einen Zeitraum von > 40 Jahren (2).

Operative Therapie des DCIS

Der Stellenwert der Operation des DCIS ist weiterhin unbestritten und ist nach den aktuellen Leitlinien der AGO-Mamma die wichtigste Therapiesäule. Gemäss diesen Empfehlungen sollte bei einem histologisch gesicherten DCIS eine Exzision des Befundes erfolgen. Inwiefern eine brusterhaltende Therapie oder eine Mastektomie durchgeführt werden kann, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren, wie insbesondere Grösse von Läsion und Brust, ab und muss interdisziplinär und mit der Patientin diskutiert werden. Die ausreichende chirurgische Resektion des DCIS ist ein wichtiger Pfeiler der operativen Therapie. Da eine Korrelation zwischen freien Resektionsrändern und der lokalen Kontrolle besteht (3), sollte der Sicherheitsabstand zu den Resektionsrändern ≥ 2 mm betragen (4). Jedoch wird das Outcome der Patientinnen nachweislich nicht verbessert, wenn die Schnittränder grösser sind. Daher wird auch in einem Konsensus der SSO-ASTRO-ASCO – basierend auf einer Metaanalyse aus 20 Studien mit insgesamt 8651 Patientinnen – ein Resektatrand von 2 mm beim DCIS als ausreichend erachtet (5,6).

Eine Intervention in der Axilla mittels Sentinellymphonodektomie ist nur bei einer Mastektomie indiziert.

Strahlentherapie

Eine weitere Säule der Behandlung des DCIS ist die Bestrahlung. In den aktuellen AGO – Guidelines werden die konventionelle fraktionierte Radiotherapie (50 Gy in 25 Fraktionen) und die hypofraktionierte Radiotherapie (40-42,5 Gy in 15-16 Fraktionen) weiterhin als Standard formuliert (7). Dieses wird empfohlen nach einer brusterhaltenden Therapie und nicht nach einer Mastektomie.

Die adjuvante Radiotherapie muss jedoch mit der Patientin auf der Basis einer Risiko-Nutzen-Bewertung individuell erörtert werden, da sie keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben hat.

In der NSABP-B17 und dem EORTC 10853-Trial wurde gezeigt, dass die meisten Lokalrezidive bei high-grade DCIS mit positiven oder unbekannten Resektionsrändern auftraten. Die Radiotherapie führte zur Reduktion, aber nicht zur Eliminierung der Lokalrezidivrate mit einer ca. 50%igen Risikoreduktion in allen Subgruppen. Insgesamt konnte kein Einfluss auf das Gesamtüberleben der Patientinnen festgestellt werden. Die Nebenwirkungen und Nachteile der Radiotherapie müssen gegenüber der erreichbaren Risikoreduktion abgewogen werden. Falls man auf eine Bestrahlung nach einer brusterhaltenden Therapie verzichtet, erhöht sich das lokale Rezidivrisiko ohne Einfluss auf das Überleben der Patientin. In einzelnen Fällen (z.B. hohes Alter der Patientin, kleine low risk-DCIS mit ausreichenden Resektaträndern) sollte über einen Verzicht der Bestrahlung diskutiert werden. Laufende Studien, wie der LORIS Trial (Low Risk DCIS Trial) aus England oder die LORD (Low Risk DCIS) Study der EORTC sollen die Frage klären, bei welchen Frauen vielleicht auch ein aktives Monitoring ausreicht.

Endokrine Therapie

Tamoxifen kann das Risiko für ein ipsilaterales DCIS-Rezidiv um 25% und das Auftreten eines kontralateralen DCIS-Rezidivs um 50% senken (8). Die Cochrane-Analyse zeigte aber auch, dass invasive ipsilaterale Rezidive nicht signifikant reduziert wurden, es jedoch zu einer signifikanten Reduktion der kontralateralen invasiven Karzinome kam. Insgesamt liegt die «Number needed to treat» bei 15 Patientinnen für alle In-Brust Events. Die «Number needed to treat» um ein invasives Mammakarzinom zu verhindern, liegt bei 59. Es zeigte sich kein Benefit für das Gesamtüberleben. Diesem geringen Benefit für die Reduktion lokaler Events steht ein nicht zu vernachlässigendes Nebenwirkungsprofil gegenüber: Lebensqualitätseinschränkungen, ein erhöhtes Thrombose-/Embolie-Risiko und ein erhöhtes Risiko für Endometriumkarzinome müssen sorgfältig abgewogen werden.

Die Aromataseinhibitoren wie z.B. das Anastrozol zeigen in der adjuvanten Anwendung hier vergleichbare Effekte wie das Tamoxifen. In der IBIS-II DCIS Studie (9) konnte kein Unterschied in der Rezidivrate zwischen Anastrozol und Tamoxifen festgestellt werden. Aber auch hier ist das Nebenwirkungsspektrum zu beachten, wie z.B. die Reduktion der Knochendichte, Gelenkschmerzen und Wechseljahresbeschwerden. Es ist ebenfalls zu beachten, dass sich alle Studien bezüglich adjuvanter endokriner Therapien auf postmenopausale Patientinnen beziehen, die eine brusterhaltende Therapie erhalten haben. Somit kann aktuell aufgrund der Nebenwirkungen und der aber unveränderten Gesamtmortalität die endokrine Therapie bei einem DCIS nicht generell empfohlen werden. Sicherlich kann man aber auch in Einzelfällen die endokrine Therapie als Option für die Rezidivprophylaxe anbieten.

Low-dose Tamoxifen (Baby-TAM)

In der Phase-III-TAM-01-Studie wurden 500 Frauen mit prämalignen bzw. Hochrisikoläsionen eingeschlossen: 20% mit atypischer duktaler Hyperplasie, 11% mit LCIS und 69% mit DCIS. Diese Frauen wurden randomisiert und erhielten für 3 Jahre entweder 5 mg Tamoxifen oder Placebo täglich. Nach einem medianen Follow-up von 9,7 Jahren wurden 15 in situ und 51 invasive Mammakarzinome diagnostiziert: 25 in der low-dose-Tamoxifengruppe und 41 in der Placebogruppe (Hazard ratio [HR], 0.58; 95% CI, 0.35 to 0.95; log-rank P = .03). Die meisten Rezidive waren invasiv (77%) und traten ipsilateral auf (59%). Bei den kontralateralen Rezidiven traten sechs im Tamoxifenarm auf und 16 im Placeboarm (HR, 0.36; 95% CI, 0.14 to 0.92; P = .025). Um einen Brustevent in der Tamoxifengruppe zu verhindern, mussten – bezogen auf einen Zeitraum von 10 Jahren – 14 Frauen behandelt werden. Dieser Benefit konnte in allen Subgruppen gesehen werden. Es zeigte sich eine signifikante 50-prozentige Rezidivreduktion in der DCIS-Kohorte, die 70% der Gesamtpopulation in der TAM-01-Studie repräsentierte (HR, 0.50; 95% CI, 0.28 to 0.91; P = .02). Zwischen der Placebogruppe und der low-dose Tamoxifengruppe zeigten sich auch im verlängerten Follow-up keine Unterschiede bezüglich der Inzidenz von Nebenwirkungen.

Mit den nun vorliegenden 10 Jahres-Follow-Up-Daten stellt low-dose Tamoxifen eine echte Alternative zur adjuvanten endokrinen Therapie beim DCIS dar, insbesondere bei Frauen mit einem höheren Risikoprofil.

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med. prakt. Anika Leingartner

Interdisziplinäres Brustzentrum Kantonsspital Baden
5404 Baden

Prof. Dr. med. Cornelia Leo

Interdisziplinäres Brustzentrum
Kantonsspital Baden AG
Im Ergel 1
5404 Baden

Die Autorinnen haben keine Interessenskonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

◆ Der Goldstandard der Therapie des DCIS bleibt weiterhin die operative Therapie mit ausreichendem Sicherheitsabstand ≥ 2 mm.
◆ In den meisten Fällen ist die Durchführung einer brusterhaltenden Therapie möglich und sollte hier auch bevorzugt werden.
◆ Im Anschluss an die operative Entfernung sollte, insbesondere beim high-grade DCIS, eine adjuvante Radiatio der betroffenen Brust erfolgen. Diese muss jedoch mit der Patientin auf der Basis einer Risiko-Nutzen-Bewertung individuell erörtert werden.
◆ Nach einer Mastektomie ist keine postoperative Bestrahlung indiziert.
◆ Aufgrund des hohen Nebenwirkungsspektrum der endokrinen Therapie ohne positiven Einfluss auf das Gesamtüberleben wird eine adjuvante endokrine Therapie bei einem DCIS nicht generell empfohlen.
◆ Eine endokrine Deeskalation mit Tamoxifen 5mg, dem sogenannten «Baby-TAM», kann erwogen werden.

 

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8. Staley H, et al.: Postoperative Tamoxifen for ductal carcinoma in situ: Cochrane systematic review and meta-analysis. Breast 2014; 23: 546–51
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11. Lazzeroni M. et al. J Clin Oncol. 2023 Jun 10;41(17):3116-3121.

Mind the gap!

Kürzlich fand in Bern das von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung (SAKK) organisierte zweitägige «translational urogenital cancer network meeting» statt. Akademische Forschungsgruppen aus allen Teilen der Schweiz präsentierten ihre laufenden Arbeiten im Bereich der Grundlagenforschung von Blasenkarzinom und Prostatakarzinom. Hervorragende junge Forscherinnen und Forscher zeigten dabei eindrückliche Resultate aus ihren präklinischen Studien, die in hochkarätigen internationalen Journals publiziert worden sind. Das Publikum bestand aus den Grundlagenforscherinnen sowie aus Mitgliederinnen der Projektgruppe urogenitale Tumore der SAKK. Dieses Meeting wird regelmässig seit mehr als zehn Jahren mit dem Ziel durchgeführt, eine bessere Vernetzung zwischen der Grundlagenforschung und der klinischen Krebsforschung zu erreichen.

Schon lange ist erkannt, dass ein besseres gegenseitiges Verständnis für die jeweils andere Seite zu mehr erfolgreichen Kooperationen im Bereich der Krebsforschung führt. Viele Labors in denen Grundlagenforschung betrieben wird, wissen voneinander und sind auf ihrem Gebiet national sowie international bereits sehr gut vernetzt. Weiterhin mangelt es jedoch sowohl von klinischer Seite wie auch von Seiten der Grundlagenforschung am Wissen darum, was die aktuellen Trends in der jeweils anderen Disziplin sind. Die ist umso wichtiger, als sich die Therapiemöglichkeiten für Krebserkrankungen im klinischen Bereich in den letzten Jahren sehr rasch verändert haben und somit andere Prioritäten in den Vordergrund gerückt sind. Um in Zukunft relevante Grundlagenforschung zu betreiben die Ergebnisse erzielt, welche idealerweise in der Praxis umgesetzt werden können, braucht es dieses gegenseitige Wissen und ein gutes Netzwerk nicht nur auf Ebene der Grundlagenforschung oder der klinischen Forschung, sondern insbesondere auch untereinander. Die Schweiz bietet sich hier als Modell an, mit mehreren hervorragenden Institutionen, hochmotivierten Forscherinnen und Klinikerinnen und grundsätzlich kurzen Wegen. Was es zur vielgepriesenen «Translation» braucht, ist darum eine konkrete und regelmässige Vernetzung um das Verständnis füreinander zu fördern und voneinander zum gegenseitigen Wohl zu profitieren. Hier setzen Initiativen wie dieses interdisziplinäre Forschungsmeeting der SAKK an. Weitere ähnliche Veranstaltungen wären zu begrüssen und könnten einen zusätzlichen Beitrag zur Verständigung und Verbesserung der Koordination und Kooperation leisten.

Viele spektakuläre Fortschritte in der Behandlung von Krebserkrankungen sind in den letzten Jahren dank der vermehrten Umsetzung von Erkenntnissen der Grundlagenforschung möglich geworden und helfen nun tagtäglich unseren Patientinnen und Patienten. Wir müssen weiterhin dafür besorgt sein, dass der Graben zwischen den verschiedenen Forschungsspezialitäten immer kleiner wird. Das stellt eine sehr wichtige Aufgabe für alle dar, die in diesem Umfeld aktiv sind. Mind the gap!

 

Prof. Dr. med. Richard Cathomas

Prof. Dr. med. Richard Cathomas

Klinik für Onkologie/Hämatologie
Kantonsspital Graubünden
Loëstrasse 170
7000 Chur

richard.cathomas@ksgr.ch

Patientenzentrierte Forschung zur Dosisoptimierung von Onkologika

Pharmazeutika treiben die Kosten der Krebsbehandlung erheblich an und beschränken den Zugang zu lebensrettenden Medikamenten, insbesondere in Ländern mit geringem Einkommen. Viele neue Krebsmedikamente sind teuer, was ihre Verfügbarkeit in diesen Ländern und für unversicherte Patienten stark einschränkt. Die Herstellungs- und Entwicklungskosten solcher Medikamente sind oft gering im Vergleich zu ihren Verkaufspreisen.

Pharmaceuticals significantly drive up the cost of cancer treatment and limit access to life-saving drugs, especially in low-income countries. Many new cancer drugs are expensive, which severely limits their availability in these countries and to uninsured patients. The manufacturing and development costs of such drugs are often low compared to their retail prices.
Key Words: cost of cancer treatment, cancer drugs
Orginalartikel: Annals of Oncology 2023 Aug;34(8):638-644. doi: 10.1016/j.annonc.2023.05.006.

Die Art und Weise, wie Medikamente entwickelt und dosiert wer­den, hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert.
Die herkömmliche Annahme war, dass höhere Dosen zu mehr Wirk­samkeit führen, aber dies kann auch zu mehr Toxizität ohne zusätzlichen Nutzen führen. Die optimale Dosis für viele Medikamente ist oft erheblich niedriger als die maximale verträgliche Dosis. Die FDA hat das Optimus-Projekt ins Leben gerufen, um Dosisoptimierungsstudien für neu zugelassene Krebsmedikamente zu fordern. Dieser Ansatz könnte dazu beitragen, die Kosten zu senken und den Zugang zu lebensrettenden Medikamenten zu verbessern. Es wurden Leitlinien für die Pharmaindustrie verfasst. Durch die Testung bezgl. minimal wirksamer Dosen vor der Zulassung können unnötige Toxizitäten für den individuellen Patienten reduziert werden. Gleichzeitig können direkte Kosten durch Medikamente aber auch sekundäre Kosten der Behandlung von Nebenwirkungen reduziert werden. Selbst wenn Programme wie Optimus erfolgreich sein sollten, können vermutlich dennoch nicht in allen Fällen optimale Dosierungen gefunden werden. Weitere Studien nach Markteinführung werden somit weiterhin notwendig sein.

Die meisten klinischen Studien zur Bewertung von Krebsmedikamenten werden üblicherweise von pharmazeutischen Unternehmen durchgeführt und finanziert mit dem Ziel einer Zulassung und Vergütung. Anreize zur Durchführung von Studien, welche eine Nichtunterlegenheit zeigen sind aber kaum vorhanden. So wurden bis dato kaum Studien mit bereits patentabgelaufenen Medikamenten in neuen Indikationen durchgeführt, da dies kommerziell nicht interessant ist. Genau so wenig wurde in der Vergangenheit getestet ob Medikamente in geringerer Dosis oder weniger häufig gegeben werden könnten. Dies mutet seltsam an, in einer Welt der permanent steigenden Gesundheitskosten.

Ein neues Finanzierungsmodell, bei dem solche Studien von den Kostenträgern finanziert werden, bietet das Potenzial, diese Kosten zu reduzieren. Wenn eine Dosisoptimierungsstudie zeigt, dass das Dosierungsschema mit geringeren Kosten äquivalente Vorteile bietet, wie etwa ähnliche Überlebensraten bei geringerer Toxizität, könnten die langfristigen finanziellen Einsparungen erheblich sein.

Darüber hinaus sind die Nettokostenbelastungen für die Zahler, die solche Studien finanzieren, in der Regel null oder können sogar Geld sparen. Die Einsparungen bei den Arzneimittelkosten während der Studie können dazu verwendet werden, die Kosten der Studie zu decken. Dies macht die Finanzierung solcher Studien für die Kostenträger und Patienten bereits während der Studie attraktiv.

Die hohen Kosten für Pharmazeutika haben die Forschungsdisziplin der interventionellen Pharmakoökonomie voran gebracht. Diese Disziplin bewertet die Evidenz zur effektiven Dosierung aus klinischen und pharmakologischen Studien und strebt an, Toxizität und Kosten durch Reduzierung der Medikamentendosierung zu verringern. Frühere Veröffentlichungen haben gezeigt, dass die Verschreibungskosten für bestimmte Medikamente um mehr als 50% gesenkt werden können. Dies bedeutet, dass durch die Optimierung der Dosierung von Medikamenten erhebliche Kosteneinsparungen möglich sind.

Eine weniger einschneidende Strategie ist die Anpassung von Medikamentendosen an die Körpergrösse und das Körpergewicht der Patienten, um Toxizität und Kosten zu reduzieren. Die Anpassung der Dosen entsprechend dem Körpergewicht der Patienten kann weltweit zu erheblichen Einsparungen führen. In den USA könnte die gewichtsbasierte Dosierung von Pembrolizumab bei Lungenkrebspatienten die Kostenträger um über 800 Millionen US-Dollar pro Jahr entlasten. Kosten können auch durch Dosierungsanpassungen, z.B. durch die Einnahme mit Nahrung zur Erhöhung der Bioverfügbarkeit, oder durch den Einsatz kostengünstigerer Alternativen gesenkt werden. Das Ziel ist, die klinische Wirksamkeit beizubehalten, die Toxizität zu reduzieren und die finanzielle Belastung für Patienten und Kostenträger zu verringern.

Bei neuen Medikamenten führt die Suche nach niedrigeren, optimalen Dosierungen wahrscheinlich nicht zu niedrigeren Einführungspreisen, aber die Dosierungsoptimierung wird die Toxizität reduzieren und somit die Gesamtkosten für die Kostenträger senken. Bei bereits zugelassenen Krebsmedikamenten mit hohen Dosierungen gibt es erhebliches Potenzial zur Reduzierung von Toxizität und Kosten. Einige Pharmaunternehmen haben Preiserhöhungen vorgenommen, um ihre Einnahmen zu steigern, vor allem in den USA aber es ist schwierig, den Preis einer zugelassenen Dosis erheblich zu erhöhen, ohne öffentliche Empörung auszulösen. Das Teilen von Ampullen bei parenteralen Medikamenten wie monoklonalen Antikörpern bietet erhebliche Möglichkeiten zur Kosteneinsparung. Weniger häufige Dosierung oder kürzere Behandlungsverläufe können sowohl bei neuen als auch bei zuvor zugelassenen Medikamenten erhebliche Einsparungen bewirken.

Die Akzeptanz von abgesenkten Dosierungen von Krebstherapien in Industrieländern ist begrenzt, obwohl solche Ansätze das Potenzial haben, den Zugang zu wirksamen Behandlungen in ärmeren Ländern zu verbessern. Ein Beispiel hierfür ist die Tatsache, dass viele medizinische Leitlinien nach wie vor längere Behandlungszeiträume empfehlen (vergleiche hierzu Trastuzumab adjuvant über ein Jahr bei Brustkrebs versus kürzere Behandlung), obwohl kürzere Therapien, wie sie im Indian National Cancer Grid empfohlen werden, ebenfalls positive Ergebnisse zeigen. Ein weiteres Beispiel ist Abirateron, bei dem niedrigere Dosierungen, die zusammen mit Nahrung eingenommen werden, von der National Comprehensive Cancer Network (NCCN) als Alternative zu höheren, nüchternen Dosierungen aufgeführt sind.

Eine der Hauptursachen für die Zurückhaltung gegenüber abgesenkten Therapien liegt in der Befürchtung, dass dadurch die Wirksamkeit der Behandlung beeinträchtigt wird. Da in den Systemen der westlichen Welt keine Anreize bestehen kostengünstigere Alternativen zu wählen (Kosten werden ja von der Allgemeinheit über Prämien oder Steuergelder bezahlt) werden solche Optmierungen bis heute nicht nachgefragt. Kommt hinzu, dass höhere Dosen häufig auch mehr Nebenwirkungen bedeuten. Anstatt diese aber mit Dosisoptimierungen zu reduzieren liegt der Hauptfokus bei den behandelnden Onkologen darin, die Toxizitäten mit zusätzlichen Interventionen optimal zu managen.

Einen Lösungsansatz, Ärzte, Patienten und Zulassungsbehörden zu überzeugen, stellen Dosierungs-Optimierungsstudien dar. Diese Studien konzentrieren sich auf Medikamente, bei denen es Evidenz für die Wirksamkeit von Dosierungsanpassungen gibt. Die Evidenz kann aus verschiedenen Quellen stammen, wie beispielsweise Anträgen zur Marktzulassung durch Zulassungsbehörden, die gelegentlich Empfehlungen zur Untersuchung niedrigerer Dosen enthalten. Sie kann auch aus präklinischen Studien, Phase-1-Studien oder realen Daten kommen, wenn Ärzte vorbeugende Dosisreduktionen durchführen.

In diesem Kontext möchten wir das Interesse auf drei wichtige Antitumortherapien lenken: Immun-Checkpoint-Inhibitoren, Ibrutinib für lymphoide Malignome und Anti-Androgene der zweiten Generation für die Behandlung von Prostatakrebs. Diese Medikamente sind weit verbreitet und generieren hohe Umsätze weltweit. Es gibt Hinweise darauf, dass die in den großen Zulassungsstudien verwendeten Dosierungen bei diesen Medikamenten über den minimal wirksamen Dosen liegen, um ihre Ziele zu erreichen. Einige klinische Studien, die in Ländern mit begrenztem Medikamentenzugang durchgeführt wurden oder während der Anpassung an die COVID-19-Pandemie, haben aufgezeigt, dass niedrigere Dosierungen genauso wirksam sein könnten, und die Toxizität evtl. sogar reduzieren (Tab. 1).

Eigenfinanzierte Dosis-Optimierungsstudien: Chancen und Herausforderungen

Dosis-Optimierungsstudien bieten klare Vorteile, aber sie stehen vor zahlreichen Herausforderungen bei ihrem Design, ihrer Finanzierung, der Akzeptanz von Onkologen und Patienten, der Modifizierung von Medikamentenlabels und Leitlinien sowie der Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis. Diese Herausforderungen und mögliche Lösungen sind in Tabelle 2 aufgeführt, basierend auf begrenzten veröffentlichten Erkenntnissen und persönlichen Erfahrungen der Autoren.

Die Einbeziehung von Patienten und Onkologen in die Planung von Dosis-Optimierungsstudien ist entscheidend, um Endpunkte zu definieren, die später in der Expertenwelt akzeptiert sind und zu einer Praxisänderung führen. Der Fokus sollte auf einer besseren Verträglichkeit der Therapie liegen und damit einer besseren Lebensqualität bei keinen oder möglichst geringen Einbussen von Effektivitätsendpunkten. Nur wenn solche Studienresultate die Chance haben Leitlinien zu verändern sollten sie durchgeführt werden.

Die erforderlichen Beweise zur Veränderung der Praxis variieren wahrscheinlich je nach geografischem Kontext. In Industrieländern können große Nichtunterlegenheitsstudien erforderlich sein, insbesondere wenn die pharmazeutische Industrie die Reduzierung der Dosierung ablehnt. Solche Studien setzen strenge statistische Grenzen für den Nachweis, dass die reduzierte Behandlung im Hinblick auf den primären Nutzen (z. B. das Gesamtüberleben) nicht unter

legen ist gegenüber der Standarddosierung und dem Zeitplan. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs) könnten randomisierte Äquivalenzstudien mittlerer Größe mit Fokus auf Toxizitätsreduzierung und Kosten die Praxis beeinflussen.

In der Schweiz wurden bereits mehrere solcher Studien durchgeführt. Dabei konnte gezeigt werden, dass beim metastasierten Kolonkarzinom eine alleinige Erhaltungstherapie mit Bevacizumab gegenüber einer Therapiepause keinen Vorteil bietet. Eine sehr grosse Studie (Reduse, SAKK 96/12) untersucht die Gabe von Denosumab alle 3 Monate versus monatlich mit 1380 Patienten und steht kurz vor dem Ende der Rekrutierung. Die Finanzierung erfolgt über die Versicherer von Santesuisse. Der andere Krankenkassenverband Curafutura konnte sich nicht zu einer Finanzierung durchringen. Jedoch haben sowohl Helsana als auch die CSS als Einzelversicherer die Studie ebenfalls unterstützt. Einzig die Versicherungen KPT und Sanitas haben die Teilnahme verweigert und werden so, sollte die Studie positiv ausfallen als Trittbrettfahrer von ihren Konkurrenten profitieren.

Leider wurde vom BAG bei der aktuell durchgeführten KVV-Revision trotz Intervention der schweizerischen Gesellschaft für medizinische Onkologie die Aufnahme eines entsprechenden Artikels in die Verordnung abgelehnt.

Gerade in der aktuellen Zeit mit stark steigenden Kassenprämien, wären solche Optimierungen von medikamentösen Therapien ein Lösungsansatz innovative und wirksamere Therapien auch in Zukunft allen Patienten zukommen zu lassen. Ich fordere darum alle Steakholders auf mit der SGMO und der SAKK an einen Tisch zu sitzen um hier nach über 10 Jahren ohne allgemein verbindliche Regeln endlich eine Lösung zu finden.

Dieser Artikel enthält wesentliche Textpassagen von Annals of Oncology Volume 34, Issue 8, 2023, bei der R von Moos als Coautor mitgewirkt hat. Wir empfehlen an dieser Stelle diesen Artikel im Original zu lesen.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Prof. Dr. med. Roger von Moos

Direktor Tumor- und Forschungszentrum
Kantonsspital Graubünden
7000 Chur

tumorzentrum@ksgr.ch

Der Autor hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

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Management of Vulvar Cancer

Das Vulvakarzinom ist ein seltener bösartiger gynäkologischer Tumor, der vor allem bei älteren Frauen auftritt. Die häufigsten klinischen Symptome sind Juckreiz oder Schmerzen an der Vulva, die mit einem Knoten oder einem Geschwür einhergehen können. Es gibt keine Evidenz für ein Screening in einer unselektierten Population. Jede verdächtige Läsion sollte biopsiert werden, um eine Invasion auszuschliessen. Der häufigste Subtyp ist das Plattenepithelkarzinom, das 90 % der invasiven Vulvakarzinome ausmacht. Die Behandlung des Vulvakarzinoms hängt von der Histologie und dem chirurgischen Staging ab. Die primäre Behandlung des Vulvakarzinoms ist die Operation, aber eine primäre oder begleitende Chemoradiotherapie ist eine Alternative, insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren. Die Behandlung sollte individuell erfolgen und von einem multidisziplinären Team in einem Krebszentrum mit Erfahrung in der Behandlung von Vulvakarzinomen durchgeführt werden.

Vulvar cancer is a rare gynaecological malignancy that mainly affects older women. The most common clinical symptoms are vulvar pruritus or pain, which may be associated with a lump or an ulcer. There is no evidence to support screening in an unselected population. Any suspicious lesion should be biopsied to exclude invasion. The most common subtype is squamous cell carcinoma, which accounts for 90% of invasive vulvar cancers. Treatment of vulvar cancer depends on histology and surgical staging. Surgery is the main treatment for vulvar cancer, but primary or concurrent chemoradiotherapy is an alternative, especially for advanced tumors. Treatment should be individualised and carried out by a multidisciplinary team in a cancer centre experienced in treating vulvar cancer.
Key words: Vulvar cancer; Staging; Treatment; Surgery; Chemoradiotherapy

Introduction

Vulvar cancer is rare, accounting for approximately 4-6% of cancers diagnosed in the female genital tract and less than 1% of all cancers in women (1, 2). The 5-year survival rate for vulvar cancer that has not spread beyond the vulva is almost 87%, and drops to less than 50% if it has spread to surrounding tissues or organs and/or regional lymph nodes (1, 3). There are several different types of vulvar cancer, with squamous cell carcinoma (SCC) being the most common, accounting for about 90% of all vulvar cancers, followed by vulvar melanoma, adenocarcinoma, basal cell carcinoma, sarcoma and undifferentiated vulvar cancer (2-4). Vulvar SCC originates from the squamous epithelium of the vulva and is divided into HPV-dependent and HPV-independent subtypes (2-4). Other common risk factors in addition to HPV include 1. a history of anogenital cancer, especially cervical cancer, 2. vulvar lichen sclerosus and vulvar lichen planus, 3. HIV infection or a weakened immune system, 4. smoking, and chronic local irritation, for example from long-term pessary use (2-4).

Diagnostic workup and staging

The diagnosis of vulvar cancer involves several diagnostic tests including physical examination, colposcopy, tissue biopsy and imaging. The pathology report of the preoperative biopsy should include at least the histological type, depth of invasion, molecular testing for HPV, and p53 immunohistochemistry is recommended for HPV-independent carcinoma (4). Computed tomography (CT) and magnetic resonance imaging (MRI) scans may be helpful in identifying enlarged lymph nodes in the groin or pelvis, the extent of spread, or other metastases for treatment planning (5). Fluorodeoxyglucose positron emission tomography CT (PET-CT) can also be used to assess and detect inguinofemoral lymph node involvement and is additionally used when metastatic disease is suspected or in the recurrence scenario, particularly when exenteration is considered (4, 6).

Vulvar cancer can be staged using the FIGO staging system and TNM classification (Table 1). However, due to lack of evidence to base treatment on the FIGO 2021 staging, the TNM classification is advised (4).

Treatment algorithm

Vulvar cancer affects predominantly elderly women and comorbidities increasing with age may prove challenging when planning management. Current guidelines for the management of vulvar cancer are based on retrospective or comparative studies and, because of its rarity, on data from cervical cancer. The management of vulvar cancer should be individualised and provided by a multidisciplinary team in a cancer centre experienced in the management of vulvar cancer. This care should include sexual medicine and psycho-oncology to provide advice on post-treatment vaginal dysfunction.

Early stage

(FIGO: IA and TNM: T1a, N0, M0)
Radical local excision is recommended with the aim of achieving tumour-free pathological margins. A minimum pathological margin of >2-3 mm appears to be sufficient, but the optimal margin remains to be determined (4). In addition, patients with early stage disease (depth of invasion ≤1 mm) do not require deep groin treatment (4, 6). Depending on the extent of the disease, radical wide local excision, partial or complete radical vulvectomy or even pelvic exenteration may be used. If skin grafting is needed, it should be done by a multidisciplinary team with a plastic/reconstructive surgeon.

Adjuvant radiotherapy should be given when (1) invasive disease extends to the pathological margins of the primary tumour and further surgical excision is not possible, and (2) in the case of close but clear pathological margins, radiotherapy may be considered to reduce the incidence of local recurrence. There is currently no consensus on a pathological margin distance threshold below which adjuvant radiotherapy should be recommended (4). Adjuvant radiotherapy should be started within 6 weeks of surgery if possible.

Radiotherapy is mainly used in the adjuvant setting for early stage vulvar cancer. However, individual women who are unable to tolerate surgery may be treated with primary radiotherapy with or without chemotherapy (2, 4).

Locally advanced stage

(FIGO: IB-IVA and TNM: T1b, N0, M0 – T3, any N, M0)
Treatment of advanced vulvar cancer often involves several treatment modalities. Primary chemoradiotherapy should be considered in advanced stages to avoid exenterative surgery (4). Radiosensitising chemotherapy, preferably with weekly cisplatin, is recommended. In addition, individual women who are unfit for surgery may be treated with primary radiotherapy with or without chemotherapy.

Surgery remains the main treatment for locally advanced vulvar cancer. Radical local excision with inguinal treatment is recommended (2-4, 7). Sentinel lymph node sampling is recommended in patients with stage > pT1a and unifocal cancers < 4 cm, without obvious lymph node spread on clinical examination and imaging (Figure 1). A preoperative lymphoscintigram is recommended to allow preoperative identification, location and number of sentinel lymph nodes. A radioactive tracer is used to identify the sentinel lymph node, with optional use of blue dye or indocyanine green (4). Intraoperative assessment should be performed to avoid a second surgical procedure. There is a risk of missing micrometastases (≤2 mm), but inguinofemoral lymphadenectomy can be safely omitted in favour of radiotherapy for micrometastatic disease (4). An inguinofemoral lymphadenectomy of the affected area should be performed if metastatic disease (>2 mm) is detected in the sentinel lymph node or if no sentinel lymph node is found (2, 4). Bilateral sentinel lymph node sampling is required for tumours involving the midline, and if unilateral metastasis is detected, the incidence of contralateral metastasis is low and further treatment can be limited to the affected groin (4).
Inguinofemoral lymphadenectomy through a separate incision is recommended for tumours ≥ 4 cm and/or multifocal invasive disease. If the tumour is > 1 cm from the midline, ipsilateral inguinofemoral lymphadenectomy is recommended. In addition, contralateral inguinofemoral lymphadenectomy should be performed if the ipsilateral nodes show metastatic disease. Re-excision is the treatment of choice if the cancer extends to the pathological margins of the primary tumour (2-4).

Adjuvant radiotherapy to the vulva should be considered when 1. invasive disease extends to the pathological excision margins of the primary tumour and further surgical excision is not possible, and 2. to reduce the incidence of local recurrence in cases with close but clear pathological margins. In cases with > 1 metastatic lymph node and/or the presence of extracapsular lymph node involvement, adjuvant radiotherapy to the inguinofemoral region should be considered (2, 4).

Metastatic

(FIGO: IVA and TNM: Any T, any N, M1)
Metastatic vulvar cancer is a palliative condition. There are limited treatment options and no standard of care for metastatic vulvar cancer. Therefore, the best supportive care should be discussed with the patient as an alternative to medical treatment. As more than one third of vulvar cancer cases occur in older women, it is important to carefully assess the eligibility of these patients for cancer-specific treatment, taking into account overall life expectancy and specific goals related to the cancer diagnosis, before initiating a comprehensive pre-treatment evaluation (2, 4).
First-line platinum-based chemotherapy should be considered, with cisplatin or carboplatin and paclitaxel as the preferred regimen (2, 4). Based on the data from cervical cancer, adding pembrolizumab in cases with PD-L1 expression and CPS≥1 and/or bevacizumab to platinum-based chemotherapy may be considered in selected first-line patients, although these drugs are not approved for vulvar cancer (8). There is no standard treatment after progression to platinum-based first-line chemotherapy. Immune-checkpoint and epidermal growth factor receptor-targeted inhibitors may be considered as monotherapy. However, there is no specific approval for any of these drugs. Therefore, enrolment of metastatic vulvar cancer patients in clinical trials is strongly encouraged.

Treatment should be managed by a multidisciplinary team and early referral to a palliative care specialist is recommended. Palliative care may include medications, radiotherapy, surgery and psycho-oncological therapies that can lead to improved outcomes and quality of life (9).

Local recurrent disease

Restaging by CT (or PET-CT) of the thorax/abdomen/pelvis should be performed. The recommended treatment is radical excision when possible, followed by postoperative radiation in radiotherapy naive patients. Additionally, inguinofemoral lymphadenectomy should be performed if the depth of invasion is > 1 mm and previous sentinel lymph node removal only was performed (4). The indications for postoperative radiotherapy are comparable to those for the treatment of primary disease. If surgical treatment is not possible, chemoradiotherapy should be used (2, 4).

Follow-up

Local recurrences are most common in the first 2 years after treatment, and because therapy is highly dependent on further excision or radiotherapy, detection of recurrence as early as possible is necessary. Therefore, after primary surgical treatment, the ESGO vulvar cancer guidelines (4) recommend follow-up every 3-4 months for the first 2 years after the initial postoperative follow-up of 6-8 weeks, then every 6 months for the third and fourth years, and from then on long-term follow-up, which should include clinical examination of the vulva and groin with biopsy if suspected, and review of symptoms (10). Follow-up after definitive (chemo)radiotherapy is the same, with the exception of a first follow-up 10-12 weeks after completion of definitive (chemo)radiotherapy with CT or PET-CT to document complete remission. Close follow-up is also required to check for injury or tightness and scarring of vulvar and vaginal tissues. Some women may be advised to use vaginal dilators as a prophylactic measure.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

 

PD Dr. med. Tibor A. Zwimpfer

Frauenklinik, Universitätsspital Basel
Spitalstrasse 21
4031 Basel

Prof. Dr. med. Viola Heinzelmann-Schwarz

Leiterin Frauenklinik & Gynäkologisches Tumorzentrum
Chefärztin Gynäkologie/Gyn. Onkologie
Frauenklinik
Universitätsspital Basel
Spitalstrasse 21
4031 Basel

viola.heinzelmann@usb.ch

Die Autoren haben keine Interessenkonflikte angegeben.

◆ Vulvar cancer predominantly affects older women, and the increase in co-morbidities with age can be a challenge when planning treatment.
◆ Surgery is the mainstay of treatment for vulvar cancer, but primary or concurrent chemoradiotherapy is an alternative, particularly for advanced tumours.
◆ Management of vulvar cancer should be individualised and provided by a multidisciplinary team in a cancer centre experienced in managing vulvar cancer.

1. [https://www.cancer.net/cancer-types/vulvar-cancer/statistics].
2. Olawaiye AB, Cuello MA, Rogers LJ. Cancer of the vulva: 2021 update. Int J Gynaecol Obstet. 2021;155 Suppl 1(Suppl 1):7-18.
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Ausgewählte Studien zu soliden Tumoren

Depressionen, Ängste und das Krebsrisiko: Eine Meta-Analyse der Daten einzelner Teilnehmer

van Tuijl L.A. Depression, anxiety, and the risk of cancer: An individual participant data meta-analysis. Cancer First published: 07 August 2023, https://doi.org/10.1002/cncr.34853

Seit langem wird vermutet, dass Depressionen und Angstzustände mit einem erhöhten Krebsrisiko zusammenhängen. Trotz der umfangreichen Forschungsarbeiten sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Um eine solidere Grundlage für die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Depressionen, Ängsten und der Häufigkeit verschiedener Krebsarten (Gesamtkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs, alkoholbedingter Krebs und Krebs im Zusammenhang mit dem Rauchen) zu schaffen, wurden im Rahmen des Konsortiums Psychosocial Factors and Cancer Incidence (PSY-CA) Meta-Analysen der Daten einzelner Teilnehmer (IPD) durchgeführt.

Methoden

Das PSY-CA-Konsortium umfasst Daten aus 18 Kohorten mit Messungen von Depressionen oder Angstzuständen (bis zu N = 319.613; Krebsinzidenzen, 25.803; Personenjahre des Follow-up, 3.254.714). Sowohl die Symptome als auch die Diagnose von Depressionen und Ängsten wurden als Prädiktoren für das zukünftige Krebsrisiko untersucht. Es wurden zweistufige IPD-Meta-Analysen durchgeführt, zunächst unter Verwendung von Cox-Regressionsmodellen in jeder Kohorte (Stufe 1) und dann durch Aggregation der Ergebnisse in Meta-Analysen mit zufälligen Effekten (Stufe 2).

Ergebnisse

Es wurden keine Zusammenhänge zwischen Depressionen oder Angstzuständen und Krebs insgesamt, Brust-, Prostata-, Darmkrebs und alkoholbedingten Krebserkrankungen festgestellt. Depressionen und Angstzustände (Symptome und Diagnosen) wurden mit der Inzidenz von Lungenkrebs und rauchbedingten Krebserkrankungen in Verbindung gebracht (Hazard Ratios [HRs], 1,06-1,60). Diese Assoziationen wurden jedoch erheblich abgeschwächt, wenn zusätzlich bekannte Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und Body-Mass-Index berücksichtigt wurden (HRs, 1,04-1,23).

Schlussfolgerung

Depressionen und Angstzustände stehen nicht in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die meisten Krebserkrankungen, mit Ausnahme von Lungenkrebs und rauchbedingten Krebserkrankungen. Diese Studie zeigt, dass wichtige Kovariaten wahrscheinlich den Zusammenhang zwischen Depressionen, Ängsten und Krebserkrankungen der Lunge und des Rauchens erklären.

Kommentar

Robuste Zahlen zu einer oft gestellten Frage. Auch ein gutes Beispiel dafür, dass Assoziationen keine Kausalzusammenhänge beweisen und dass die subjektive Erfahrung mit vielen depressiven Krebskranken meist Folge und nicht Ursache des Beobachteten ist. Zudem zeigt die Studie, dass ein Zusammenhang, wenn denn einer existiert, häufig durch Begleitfaktoren bedingt ist.

Leider werden diese Zusammenhänge in den Medien häufig bei der Berichterstattung vernachlässigt, nicht nur in der Medizin.

Erstlinienbehandlung mit Pembrolizumab + Chemotherapie versus Placebo + Chemotherapie bei persistierendem, rezidivierendem oder metastasiertem Gebärmutterhalskrebs: Endgültige Ergebnisse zur Gesamtüberlebenszeit von KEYNOTE-826.

Monk BJ et al. First-Line Pembrolizumab + Chemotherapy Versus Placebo + Chemotherapy for Persistent, Recurrent, or Metastatic Cervical Cancer: Final Overall Survival Results of KEYNOTE-826. DOI: 10.1200/JCO.23.00914 Journal of Clinical Oncology

Die doppelblinde Phase-III-Studie KEYNOTE-826 mit Pembrolizumab 200 mg oder Placebo einmal alle drei Wochen für bis zu 35 Zyklen plus platinbasierter Chemotherapie mit oder ohne Bevacizumab zeigte einen statistisch signifikanten Überlebensvorteil Dieser Artikel berichtet über das Gesamtüberleben (OS), die in den Populationen PD-L1 combined positive score (CPS) ≥1, all-comer und CPS ≥10 getestet wurden. Die mediane Nachbeobachtungszeit der Studie beträgt 39,1 Monate (CI 32,1-46,5 Monate). In den Populationen PD-L1 CPS ≥1 (N = 548), All-Comer (N = 617) und CPS ≥10 (N = 317) betrug das mediane OS mit Pembrolizumab- gegenüber Placebo 28,6 Monate versus 16. 5 Monate (Hazard Ratio [HR] für Tod, 0,60 [95% CI, 0,49 bis 0,74]), 26,4versus 16,8 Monate (HR, 0,63 [95% CI, 0,52 bis 0,77]) und 29,6versus 17,4 Monate (HR, 0,58 [95% CI, 0,44 bis 0,78]). Die Inzidenz von unerwünschten Ereignissen des Grades ≥3 lag bei 82,4 % unter der Pembrolizumab-Chemotherapie und bei 75,4 % unter der Placebo-Chemotherapie. Diese Ergebnisse zeigen, dass Pembrolizumab plus Chemotherapie, mit oder ohne Bevacizumab, bei Patienten mit persistierendem, rezidivierendem oder metastasiertem Gebärmutterhalskrebs weiterhin klinisch bedeutsame Verbesserungen des Überlebens bietet.

Kommentar

Nach mehreren Dekaden Stillstand bei den gynäkologischen Tumoren, auch beim fortgeschrittenen Zervixkarzinom, kommt hier positive Bewegung auf….Einmal mehr durch Pembrolizumab und interessanterweise weitgehend unabhängig vom PD-L1 Status. Die kombinierte Chemo-Immuntherapie war nur mit einem relativ kleinem Zuwachs an Toxizität verbunden. Neben den schon früher positiven Daten für PFS zeigt sich jetzt auch ein klarer Vorteil im Gesamtüberleben: practice changing.

Die Frage bleibt, wie, die es am meisten brauchen, die Frauen in den LMIC zu Pembrolizumab +/- Bevacizumab kommen. Eine grosse Verantwortung und Aufgabe für die Industrie und die Regulierer.

Risiko von hämatologischen Malignomen durch CT-Strahlenexposition bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Bosch de Basea Gomez, M. et al. Risk of hematological malignancies from CT radiation exposure in children, adolescents and young adults. Nat Med (2023). https://doi.org/10.1038/s41591-023-02620-0

Mehr als eine Million Kinder in Europa werden jährlich einer Computertomographie (CT) unterzogen. Obwohl die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung in mittlerer bis hoher Dosis ein anerkannter Risikofaktor für hämatologische Malignome ist, sind die Risiken bei CT-Untersuchungsdosen nach wie vor unklar. In einer multinationalen Kohorte (EPI-CT) von 948.174 Personen, die sich vor dem Alter von 22 Jahren in neun europäischen Ländern einer CT-Untersuchung unterzogen haben, wurde in einer kürzlich publizierten Studie nachverfolgt. Die Strahlendosen für das aktive Knochenmark wurden auf der Grundlage des gescannten Körperteils, der Patientenmerkmale, des Zeitraums und der abgeleiteten technischen Parameter der CT geschätzt. Die Autoren fanden einen Zusammenhang zwischen der kumulativen Dosis und dem Auftreten hämatologischer Malignome mit einem relativen Risiko von 1,96 (95% Konfidenzintervall 1,10 bis 3,12) pro 100 mGy (790 Fälle). Ähnliche Schätzungen wurden für lymphoide und myeloide Malignome ermittelt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass von 10.000 Kindern, die heute untersucht werden (mittlere Dosis 8 mGy), 1 bis 2 Personen in den folgenden 12 Jahren ein hämatologisches Malignom entwickeln werden, das auf eine Strahlenexposition zurückzuführen ist. Die vorliegenden Ergebnisse untermauern die Belege für ein erhöhtes Krebsrisiko bei niedrigen Strahlungsdosen und unterstreichen die Notwendigkeit, pädiatrische CT-Untersuchungen weiterhin zu rechtfertigen und die Dosis zu optimieren.

Kommentar

Die Möglichkeit CTs durchzuführen ist ein medizinischer Segen, die Schwelle tief, der Gewinn an Information hoch, aber es hat auch seinen Preis:
Das beunruhigende an der Studie ist, dass die Beobachtungszeit der Fälle «nur» 7 Jahre beträgt und die jungen Erwachsenen noch viele Jahre dem erhöhten, möglicherweise wachsenden Risiko ausgesetzt sein werden trotz «low-dose» Technik.

Prof. Dr. med. Beat Thürlimann

SwissBreastCare
Bethanienspital
Toblerstrasse 51
8044 Zürich

Ausgewählte Studien aus der Hämato-Onkologie

Reale Ausgaben und Überlebenszeit nach CAR-T-Behandlung bei grosszelligem B-Zell-Lymphom in der Schweiz: eine retrospektive Studie anhand von Versicherungsdaten

Trottmann M, et al. Swiss Med Wkly. 2023;153:3441

Dass Myelodysplastische Neoplasien (MDS) und akute Myeloische Leukämien (AML) in gewissen Familien gehäuft vorkommen ist bekannt, eine kürzlich beschriebene Keimbahnmutation, welche einen Teil dieser Häufung erklärt, ist die DEAD box RNA helicase 41 gene (DDX41-GPV) Mutation. Dies wurde in einer grossen UK Populationsdatenbank mit über 450’000 Menschen untersucht um das Risiko von MDS und AML zu definieren. 452 unterschiedliche Keimbahn Varianten wurden in 3538 (1 in 129) Menschen gefunden. Pathogene Varianten wurden in 1 von 430 Menschen gefunden. Bei einem Follow-up von 13 Jahren wurde ein 12 fach erhöhtes Risiko für MDS und AML gefunden. Der Krankheitsbeginn war mit 71 Jahren relativ spät, häufiger bei Männern. Die biologischen Mechanismen sind nicht gut bekannt. Meist ist die Entwicklung zum MDS / AML mit der Acquisition einer zweiten Mutation und einem erhöhten MCV vergesellschaftet.

Klonale Hämatopoese war nicht häufiger, ebenso gab es keine Assoziation mit myeloproliferativen Neoplasien, lymphatischen Neoplasien, soliden Tumoren oder mit Autoimunerkrankungen. Das absolute Risiko ist 3.2% (5.5% bei Männern, 1.4% bei Frauen). Das Risiko war unterschiedlich je nach Typ der Mutation, höher bei trunkierenden und start-loss Mutationen. Diese Daten informieren über das Risiko von Menschen mit einer solchen Keimbahnmutation an einem MDS oder AML zu erkranken. Bedeutung haben diese Daten auch für die Auswahl von Spendern für Patienten mit einer solchen Keimbahnmutation.

Kommentar

Die Information, dass sogenannte sporadische Tumorerkrankungen z.T. auch eine genetische Prädisposition haben, ist nicht neu. Die Erforschung dieser Prädispositionen ist für die Betroffenen wichtig. Strategien, wie mit solchen Belastungen umzugehen ist, sind zu definieren.

CD19-gerichtete chimäre Antigenrezeptor-T-Zelltherapie bei Patienten mit gleichzeitigem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom und rheumatischen Autoimmunerkrankungen: eine Propensity-Score-Matching-Studie

Wang J et al. Bone Marrow Transplanation 2023;58:1223-1228

Diese observationelle Studie untersucht die Wirkung der CD19 gerichteten CAR-T Zell Therapie bei älteren Patienten mit diffusem grosszelligen B-Zell Lymphom (DLBCL). Die CD19 CAR-T Zellen sind gentechnisch veränderte autologe T-Lymphozyten mit einem T-Zell Rezeptor der das CD19 Antigen auf den B-Zellen erkennt. Die CAR-T zellulären Therapien sind in der Schweiz zugelassen ab der Zweitlinienbehandlung für diffus grosszellige B Zelllymphome. Ob diese Therapie auch bei älteren Patienten nützlich ist, ist wenig untersucht. 551 Patienten > 65 Jahre alt wurden auf Grund der Medicare Rechnungen zwischen 2018 -2020 eingeschlossen. CAR T Zellen wurde zu dieser Zeit ab der dritten Behandlungslinie angewendet, 19% 65 – 69 Jahre alt, 22% 70 – 74 Jahre alt, 13% ≥75 Jahre alt. Medianer Spitalaufenthalt war 21 Tage. Das EFS nach 1 Jahr war 34%, 43%, und 52% in den 3 Altersgruppen. Mediane Kosten waren $352 572 in den ersten 3 Monaten und unterschied sich nicht in den 3 Altersgruppen. Die Anwendung der CAR-T Technologie war in den 3 Altersgruppen unterschiedlich und wurde bei den älteren Patienten weniger häufig eingesetzt. Die Autoren kommen zum Schluss, dass auch bei etwas schlechteren Resultaten diese Technologie bei älteren Patienten ähnlich gut wirkt wie bei jüngeren Patienten.

Kommentar

Die CAR-T Zell Technologie verteuert die Behandlung von DLBCL Patienten erheblich. Der Einsatz ist auch bei älteren Patienten mit gutem Allgemeinzustand möglich. Die Therapieentscheidungen bleiben bei dieser Patientenpopulation aber komplex. Zwei Drittel der DLBCL Patienten ist > 65 Jahre alt, ein Drittel > 75 Jahre. Outcome Daten sind schwierig zu interpretieren, da mit progressivem Alter die Patienten, die für komplexe Therapien ausgewählt werden, wohl stärker selektioniert sind.

Praktische Erfahrungen mit der CAR-T-Zelltherapie bei älteren Patienten mit rezidiviertem/refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom.

Chihara D, et al. Blood (2023) 142 (12): 1047–1055.

In einer observationellen Studie hatten von 1363 Patienten mit einem B Zell Lymphom 58 (4.3%) gleichzeitig eine rheumatologische Autoimmunerkrankung. Die Gruppe der gleichzeitig vorliegenden Autoimmunerkrankungen war heterogen und schloss Lupus, Rheumatoide Arthritis, Sjoegren Syndrom, Polymyositis, ankylosierender Spondylitis, Psoriasis ein. Die CD19 CAR-T Zellen sind gentechnisch veränderte autologe T-Lymphozyten des Patienten mit einem T-Zell Rezeptor, der das CD19 Antigen auf den B-Zellen erkennt. Die CAR-T zellulären Therapien sind in der Schweiz zugelassen ab der Zweitlinienbehandlung für diffus grosszellige B Zelllymphome, aber auch für die akute B-lymphatische Leukämie, follikuläre und Mantelzelllymphome. Die Komplikationen der CAR-T Therapie war vergleichbar bei Patienten mit und ohne rheumatologische Autoimmunerkrankung. Das Überleben, die Rezidivrate der Lymphome unterschied sich nicht in den beiden Gruppen. Eine erhebliche Anzahl der Patienten rheumatologischer Autoimmunerkrankung erlebte ein Ansprechen der Entzündungszeichen, der Autoantikörper und benötigte weniger Steroide und andere gegen die Autoimmunität gerichtete Medikamente.

Kommentar

Patienten mit Lymphom und rheumatologischer Autoimmunerkrankung können mit CAR-T Therapien ohne erhöhte Risiken behandelt werden. Diese bemerkenswerten Ergebnisse, Patienten mit Autoimmunerkrankungen haben ein erhöhtes Lymphomrisiko und das Vorliegen beider Entitäten ist somit keine Ausnahme, führen zur Frage, ob die CD19 (B-Zell Marker) gerichtete CAR-T Technologie auch für schwere Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden können. Dies kann in Analogie zum Einsatz der autologen Stammzelltransplantation die für gewisse Formen der Autoimmunerkrankungen gesehen werden.

Immuneffektorzellen-assoziierte Hämatotoxizität: EHA/EBMT-Konsens zur Einstufung und Empfehlungen für bewährte Verfahren

Rejeski K et al. Blood 2023;142:865-877

CAR-T Zellen sind gentechnisch veränderte autologe T-Lymphozyten mit einem T-Zell Rezeptor der das CD19 oder das BCMA-Antigen erkennt. CAR-T zelluläre Therapien sind in der Schweiz zugelassen für Lymphome, die akute lymphatische Leukämie (CD19) sowie für Plasma Zell Myelome (BCMA). Die Toxizitäten sind gut bekannt und beschrieben, insbesondere das CRS (Zytokin Freisetzungssyndrom) sowie das ICANS (Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom). Weitere Toxizität schliessen die B-Zell Depletion mit notwendiger Immunglobulinsubstitution sowie hämatologische Ztopenien ein. Dieses Paper beschreibt, gradiert die hämatologischen Zytopenien (ICAHT) und schlägt Behandlungs-Algorithmen vor. Hämatologische Toxizitäten sind häufig nach CAR-T Behandlung, können langdauernd sein und zu infektiösen Komplikationen führen. Für die Gradierung wurde auf die Tiefe und die Dauer der Neutropenie zurückgegriffen (Tabelle), sowie auf den zweiphasigen Verlauf, früh in den ersten 30 Tagen und spät nach 30 Tage nach Behandlung hingewiesen. Risikofaktoren wurden im CAR-HEMATOTOX score zusammengefasst, welcher prätherapeutische Blut- und Entzündungswerte umfasst. Die Risikofaktoren schliessen die Grundkrankheit sowie die Krankheitslast, Vorbehandlungen, Knochenmarksbefall, Inflammation, immunologische und infektiöse Komplikationen mit ein. Zu diesen Toxizitäten gehört auch die CAR-T assoziierte Hämophagozytose. Behandlungsempfehlungen sind Transfusionen, Wachstumsfaktoren, prophylaktische Antiinfektiva und als Ultima Ratio eine Stammzelltransplantation.

Kommentar

ICAHT ist eine wichtig zu kennende Komplikation der CAR-T Zell Therapie. Prolongierte Zytopenien und Immunsuppression führen zu Problemen, die eine sorgfältige Nachbetreuung erfordern.

Prof. Dr. med. Jakob R. Passweg

Klinik für Hämatologie
Hämatologische Diagnostik Labormedizin
Universitätsspital Basel und Blutspendezentrum beider Basel SRK
Petersgraben 4
4031 Basel