Sind Ladekabel von E-Autos auch für Träger von Herzschrittmachern sicher?

Wie stark ist das Magnetfeld, das Ladekabel für E-Autos erzeugen? Könnte es einen Herzschrittmacher aus dem Takt bringen? Antworten gab es bei der Konferenz der European Heart Rhythm Association (EHRA)-Konferenz (16.-18. April) in Barcelona.

Der Verkauf und die Nutzung von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen (BEV) nehmen rasch zu. Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge und ihre Ladestationen sind eine potenzielle Quelle elektromagnetischer Interferenzen (EMI) für Patienten mit kardialen implantierbaren elektronischen Geräten (ICDs). Die neuen “Hochleistungs”-Ladestationen haben das Potenzial, starke elektromagnetische Felder zu erzeugen und EMI in ICDs zu induzieren. Die Sicherheit dieser Geräte für Patienten mit ICDs wurde noch nicht bewertet.

Methoden und Ergebnisse

Insgesamt 130 Patienten mit einem Herzschrittmacher oder ICDs luden 561 mal vier BEVs und ein Testfahrzeug (350 kW Ladekapazität) an Hochleistungsladestationen unter kontinuierlicher 6-Kanal-Elektrokardiogramm-Überwachung auf. Das Ladekabel wurde direkt über dem ICD platziert, und die Geräte wurden so programmiert, dass die Wahrscheinlichkeit einer EMI-Erkennung maximiert wurde. Die implantierbaren elektronischen Herzgeräte wurden erneut abgefragt, nachdem die Patienten alle BEVs und das Testfahrzeug auf Anzeichen von EMI aufgeladen hatten. Es traten keine EMI auf, insbesondere kein Over-Sensing, keine Stimulationshemmung, keine unangemessene Erkennung von Tachykardien, keine Modusumschaltung oder spontane Umprogrammierung. Das EMI-Risiko bei einer patientenbasierten Analyse liegt bei 0/130 [95 % Konfidenzintervall (KI) 0 %-2 %] und das EMI-Risiko bei einer ladungsbasierten Analyse bei 0/561 (95 % KI 0 %-0,6 %). Das effektive Magnetfeld entlang des Ladekabels lag bei 38,65 µT und an der Ladestation bei 77,9 µT.

Schlussfolgerungen

Die Nutzung von Elektroautos mit Hochleistungs-Ladegeräten durch Patienten mit kardialen Geräten scheint sicher zu sein, ohne dass es Hinweise auf klinisch relevante EMI gibt. Angemessene Vorsicht durch Minimierung der Zeit, die in unmittelbarer Nähe der Ladekabel verbracht wird, ist dennoch geboten, da das Auftreten von sehr seltenen Ereignissen aufgrund der Ergebnisse nicht ausgeschlossen werden kann.
Der Autor fügte an der Tagung hinzu, dass Ladekabel, wie sie im häuslichen Umfeld verwendet werden, einen geringeren Energieumsatz haben. Auch diese Verwendung sollte aber sicher sein, solange einige Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden, zum Beispiel, sich nicht über längere Zeit direkt neben dem Ladekabel aufzuhalten.

Quelle: Lennarz C et al. High-power chargers for electric vehicles: are they safe for patients with pacemakers and defibrillators? EP Europace, euad042, https://doi.org/10.1093/europace/euad04,2published: 17 April 2023.

Dr. med. Urs N. Dürst

Zelglistrasse 17
8127 Forch

u.n.duerst@ggaweb.ch

Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

riesen@medinfo-verlag.ch

AI

AI ist in aller Munde! Damit meine ich nicht unsere freundlichen Mitmenschen eines Ostschweizer Kantons oder die mit luxuriösen Mietautos und einer AI-Nummer auf unseren Strassen herumkurvenden Expats. Ich meine damit selbstverständlich die Artificial Intelligence (AI) oder künstliche Intelligenz (KI).

Die Medien sind voll von Artikeln zur AI. Man könnte meinen, neben der Gender- und Woke-Debatte drehe sich (fast) die ganze Welt nur noch um AI. Dabei ist es schwer zu sagen, mit welcher Geschwindigkeit echte AI in unserem Alltag Einzug hält. Was Chat-GPT bei meinen bisherigen Selbstversuchen an Resultaten geboten hat, hat mich wenig beeindruckt. Auch Bing nicht, die angeblich AI unterstützte Suchmaschine von Microsoft. Natürlich, kann man sagen, das sei erst der Beginn. Aber wie schnell geht das vorwärts?

Vor wenigen Jahren hat Elon Musk das autonome Autofahren angekündigt. Nach seinen damaligen vollmundigen Ankündigungen müssten wir schon längst mit seinen Teslas freihändig fahren können. Heute ist der Einsatz von autonom fahrenden Autos im Alltag weiterhin nicht absehbar.

Was heisst das für uns? Nun, dass AI mit enormen Fähigkeiten kommt, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Nur wie schnell sie sich entwickelt, ist keineswegs klar. Auch wir in der Frauenheilkunde sind von der AI betroffen. Darum müssen wir alle in unserem Arztberuf – wie wir es gewohnt sind – flexibel bleiben, so wie es Darwin schon geschrieben hat. Vielleicht ist es keine gute Idee jetzt Radiologe oder Pathologin im heutigen Sinne zu werden? Auch in der Frauenheilkunde könnten diverse Bereiche der AI zum Opfer fallen, gerade auch operative Tätigkeiten, nämlich wenn bildgebende Verfahren und die sich rasant entwickelnde Robotik miteinander kombiniert werden. Natürlich beträfe das zuerst die einfachen Eingriffe. Aber mit der weiteren Entwicklung der Methode kämen dann nach und nach auch komplexere Operationen an die Reihe. Allenfalls wäre das eine Hilfestellung, um dem zunehmend ernsthaften Mangel an Frauenärztinnen und Gynäkologen entgegenzutreten. Was aber, wenn die AI uns weitgehend ersetzen kann? Nun, überall wo Empathie und Zuwendung gefragt sind, wird uns die AI – wenn überhaupt! – nicht so einfach ablösen können. Wer sich beruflich in diese Richtung entwickelt, wird AI als unterstützende Bereicherung erleben und entspannt in die Zukunft schauen können. In diesem Sinne freue ich mich auf die Segnungen der zukünftigen künstlichen Intelligenz.

Prof. Dr. med. Bruno Imthurn

Prof. em. Dr. med. Bruno Imthurn

Senior Consultant Kinderwunschzentrum
360° Zürich

bruno.imthurn@uzh.ch

Intrapartaler Ultraschall: Standard of care im Gebärsaal?

Im Gebärsaal kann Ultraschall seine Stärken als Bildgebungs-Modalität ausspielen, da er schnell verfügbar, einfach anzuwenden und nicht-invasiv ist. Entsprechend haben sich über die letzten Jahre verschiedene Ansätze und Messgrössen für Ultraschall im Gebärsaal bzw. unter Geburt entwickelt. Die meisten Studien der letzten Dekade hierzu haben gemein, dass sie jeweils einen Teil-Aspekt beleuchteten und limitiert waren durch nur kleine Fallzahlen. Jedoch konnten die Arbeiten zeigen, dass der Ultraschall im Vergleich zur digitalen Untersuchung akkurater und objektiver ist, insbesondere bei der Diagnose der Position und Höhenstand des Kopfes. Eine Verbesserung des maternalen und perinatalen Outcomes durch intrapartalen Ultraschall konnte bislang nicht gezeigt werden. Entsprechend stellt der intrapartale Ultraschall einen Faktor dar, der im Kontext zum Gesamtbild und der klinischen Untersuchung gesehen werden sollte. Umso wichtiger ist daher die korrekte Anwendung und die Kenntnis der Aussagekraft.

In the delivery room, ultrasound can play to its strengths as an imaging modality because it is readily available, easy to use, and non-invasive. Accordingly, various approaches of ultrasound in the delivery room have been developed over the past years. Most of the literature has in common that it only focuses on one aspect and is limited by small case numbers. An improvement of the outcome by intrapartum ultrasound has not been demonstrated so far. Accordingly, intrapartum ultrasound is a factor that has to be seen in the context of the overall picture and the clinical examination. Therefore, correct application and knowledge of the significance are all the more important.
Key Words: Intrapartum ultrasound, transperineal ultrasound, angle of progression

Wer kennt die Situation im Dienst nicht? Zunächst sah der Geburtsverlauf bei der Erstgebärenden noch unauffällig aus. Doch kurz nach der Übergabe und einem neuen Team, ein kritischer Blick von Seiten der Hebamme. Der Geburtsfortschritt ist plötzlich alles andere als rosig. Spätestens bei einem (viel zu) hohen Vakuum wünscht man sich, man hätte objektivierbare Fakten über den Geburtsfortschritt (gehabt).

Traditionell ist Geburtshilfe eine manuelle (Kunst-)Fertigkeit, und Befunde werden digital erhoben. Damit ist die Untersuchung a priori subjektiv. Durch den intrapartalen Ultraschall kommt nun eine Untersuchungsmodalität hinzu, die versucht, einen höheren Grad an Objektivierbarkeit zu erreichen.
Inwieweit dies erfüllt werden kann, welche Techniken sich bewährt haben und wie die Datenlage ist, soll im Folgenden überblicksweise dargestellt werden.

Transabdominaler Ultraschall

Mittels des transabdominellen Zugangs können fetale Lage, Poleinstellung und Stellung, Haltung und Einstellung beurteilt werden. Hierbei ist Ultraschall der klinischen Untersuchung überlegen, sollte aber nicht als deren Ersatz, sondern als Ergänzung verstanden werden. Dies kann der Arbeit der Hebamme dienen (z.B. bei der Lagerung), als Abschätzung des Geburtsverlaufs wie auch der Planung einer (vaginal-) operativen Entbindung. Wie Sherer et al. an 102 Patientinnen zeigten, betrug die Fehlerquote der vaginalen Untersuchung 76% verglichen mit der Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der Einstellung (1). Akmal et al. zeigten an 60 Fällen, dass die Einstellung mittels vaginaler Untersuchung von der tatsächlichen Einstellung im Ultraschall in 27% der Fälle um >90° abwich, in mehr als der Hälfte davon sogar um 135-180° (2).

Der Ultraschallkopf wird suprasymphysär aufgesetzt. Mit einem Transversalschnitt lassen sich (nach weiter kranial gewinkelt) die Wirbelsäule und damit die Stellung, weiter nach unten gewinkelt der Kopf im Transversalschnitt darstellen. Dies ermöglicht eine Beurteilung der Einstellung (Abb. 1).
Dabei sollte auch auf Falx, Thalamus und die Orbitae geachtet werden: mit diesem Zugang ist die Beurteilung einer Scheitelbeineinstellung möglich (Abb. 3). Malvasi et al. beschreiben zur Detektion eines Asynklitismus das «squint sign» («Schiel-Zeichen», Abb. 2) und das «thalamic sunset sign» (3, 4), ausserdem ist die Falx im Falle eines Asynklitismus nach kaudal (vorderer Asynklitismus) bzw. kranial (hinterer Asynklitismus) verschoben.
Mittels eines suprasymphysären sagittalen Schnitts lassen sich mütterliche Blase und Symphyse sowie kindlicher Kopf und, ggf. paramedian, noch die fetale Wirbelsäule – oder aber Gesicht – darstellen (Abb. 4).

Ghi et al. prägten 2016 den Begriff «Occiput-Spine-Angle» zur Diagnose einer Deflexionshaltung (5).

Hierbei wird eine Linie tangential durch das Occiput und tangential durch den ersten Wirbelkörper gelegt.

In einer Multicenter-Bestätigungsstudie legten die Autoren den cut-off von 109° fest, unterhalb dessen ein Kaiserschnitt wahrscheinlicher war als bei einem Winkel >109° (6). Auch bei einer occipito-posterioren Einstellung war die sonografische Bestimmung der (De)Flexion möglich mittels des chin-to-chest-angles.

Transperinealer Ultraschall

Beim transperinealen Ultraschall (TPUS) wird die Ultraschallsonde mit einem Kondom oder, pragmatisch, mit einem Handschuh bezogen und mittig zwischen die Labia positioniert. Je nach Messgrösse ist die Ausrichtung der Sonde horizontal oder vertikal.

In den letzten 20 Jahren erschienen zahlreiche Arbeiten zum Einsatz von Ultraschall in der Austreibungsperiode, mit dem Ziel, die Wahrscheinlichkeit einer vaginalen bzw. Vaginal-operativen Entbindung abzuschätzen. Die Messgrössen, die sich dabei in letzter Zeit etabliert haben, sind der AoP (Angle of Progression), «head direction» und HPD (Head Perineal Distance).

Angle of Progression

Der Angle of Progression (AoP) beschreibt eine Einstellung mittels sagittalem Transperinealschall. Initial als Angle of Descent bezeichnet, wurde er 2009 von Barbera eingeführt als objektives Mass für den Geburtsfortschritt (7). Bereits 2006 korrelierten Henrich et al. die ultrasonografischen Landmarks mittels transperinealem Ultraschall mit einer dreidimensionalen computertomografischen Becken-Rekonstruktion und zeigten, dass die Interspinalebene (ISP) eine Linie 3cm distal der infrapubischen Linie, d.h. der Symphysen-Vorderkante darstellt (8) (Abb. 7).

Tutschek et al. verglichen in einer der ersten Arbeiten 2013 an 106 Fällen die Korrelation der unterschiedlichen sonografischen Marker mit Palpation (9). Sie fanden eine gute Korrelation der sonografischen Marker untereinander sowie eine moderate Korrelation der Marker mit Palpation. Dennoch wird diese Arbeit und die Tabelle draus häufig zitiert als Referenz für die Korrelation von AoP mit palpiertem Höhenstand der kindlichen Leitstelle (Tab. 1).

Für eine korrekte Messung des AoP wird der Ultraschallkopf positioniert wie in Abb. 6 und idealerweise so gewinkelt, dass die Symphyse horizontal im Bild verläuft. Eine Linie wird durch die Längsachse der Symphyse gelegt, eine zweite tangential durch das distale Ende der Symphyse (das Ende des hypoechogenen Bereiches) und über das Occiput. Dabei ist zu beachten, dass der AoP vor allem für eine occipito-anteriore Einstellung etabliert ist und dass die Tangente über den knöchernen Teil gelegt wird, nicht z.B. über ein etwaiges Geburtsgeschwulst (Abb. 8). Der AoP ist der Winkel zwischen diesen 2 Linien. Im Laufe der Zeit hat sich in mehreren Studien der AoP von 120° als ISP-Ebene etabliert (10), wobei Iliescu et al. sogar einen Fallbericht präsentieren, in dem sie eine Patientin unter Geburt mit einem Vaginalbefund von palpatorisch interspinaler kindlicher Leitstelle mittels MRI untersuchten und unmittelbar danach mittels transperinealem Ultraschall. Sie korrelierten hierbei palpatorisch und auch MR-tomografisch bestätigt die ISP-Ebene mit einem AoP von 120° (11).

Während ebenfalls gut anerkannt ist, dass der AoP eine akkurate Sensitivität für «complicated or failed vaginal operative delivery» (12) hat, bleibt der genaue Winkel für eine «einfache» oder spontane Entbindung kontrovers. In der ersten Arbeit zu dem Thema beschrieben Kalache et al. (an einer Fallserie von 26 Entbindungen!), dass bei einem AoP >120° die Wahrscheinlichkeit für eine einfache Vakuumentbindung oder Spontangeburt bei über 90% lag (13), Katzir et al. beschrieben an 191 Entbindungen, dass bei einem AoP >127° die Rate an vaginalen Entbindungen bei 89% lag (14). Wenn man nun dem MR-Fallbericht von Iliescu Glauben schenken darf, dann wünscht man sich doch in jedem Fall bei einer vaginal-operativen Entbindung einen Höhenstand von «mindestens» Interspinal. In der Praxis bewährt hat sich zudem die Messung des AoP sowohl in Ruhe als auch im Weh; durch die Änderung zwischen den beiden Messungen ergibt sich ein guter Eindruck für die Dynamik der kindlichen Leitstelle. Nach Lau et al. (15) ergibt sich für die Änderung des AoP in Ruhe bzw. im Weh >15° eine Sensitivität von 73% für die Unterscheidung zwischen Vaginal-operativer und Schnitt-Entbindung. Chan und Lau bieten eine gute Übersicht über die Literatur zum AoP und verwendete cut-offs für «schwierige» Entbindungen (16): Ein AoP von 135° als Faustregel für erfolgreiche vaginale Entbindungen scheint aus der Erfahrung hierbei am realistischsten.

Head Direction

Die «head direction» definierten Tutschek et al. 2011 als die längste sichtbare Achse des fetalen Köpfchens (in der Regel die Falx); zeigte diese nach oben wurde dies als «head up» bezeichnet (17). (vergl. auch Bild 7, die grün gestrichelte Linie). Ein positives Head up Sign korreliert gut mit einer einfachen und erfolgreichen operativ-vaginalen Entbindung.

Head Perineum Distance

Für die head perineum distance (HPD) wird der Ultraschallkopf quer aufgesetzt wie in Abbildung 5. Das Gewebe wird so weit komprimiert wie möglich. Die HPD stellt die Distanz zwischen Ultraschallkopf und kindlichem Schädel dar. Ein HPD von 35-36mm wird als Interspinalebene angesehen (10). Fraser zeigten an 150 Geburten, dass ein HPD <40mm mit einer Rate an vaginalen Entbindungen von 92% einhergeht (18). In einer Multicenter-Studie mit 222 Entbindungen zeigten Kahrs et al., dass eine vaginal-operative bei einem HPD <25mm schneller ging als >25mm(19). Die Sectiorate bei HPD <25mm lag bei 1%, >25mm bei 12%, bei HPD <35mm bei 4% und bei HPD >35mm bei 22% (19).

Die Patientinnen-Perspektive

Unter Patientinnen scheint intrapartaler Ultraschall guten Anklang zu finden: in einer Umfrage unter 200 Wöchnerinnen nach intrapartalem Ultraschall wurde der Ultraschall als signifikant angenehmer als ein transvaginal-Ultraschall, vaginale Untersuchung oder Zervix-Abstrich beschrieben. 67% der Patientinnen berichteten einen höheren Grad an Selbstsicherheit, wenn sie am Ultraschallbildschirm den erhobenen Untersuchungsbefund nachvollziehen konnten (20).

In einer Studie von 215 Patientinnen wurde der Geburtsfortschritt sowohl mittels Vaginaluntersuch als auch mittels Ultraschall beurteilt. 87 % der Patientinnen gaben an, dass sie bei Ihrer nächsten Geburt Ultraschall gegenüber der manuellen Untersuchung präferieren würden (21).
In einer Fokusgruppe wurden 21 Hebammen und 29 Patientinnen zu ihren Ansichten zu intrapartalem Ultraschall befragt. 86% der Patientinnen sahen intrapartalen Ultraschall positiv, verglichen mit 34% der Hebammen (22).

Fazit

Intrapartaler Ultraschall ist ein exzellentes Hilfsmittel – nicht weniger, aber aktuell nicht mehr.

Entsprechend hierzu auch die Feststellung der ISUOG in ihrer Guideline zum intrapartalen Ultraschall: «We do not imply or suggest that ultrasound in labor is a necessary standard of care» (23) – Ultraschall ist kein notwendiger Standard of care, jedoch in vielerlei Hinsicht hilfreich. Er sollte als eine wichtige Zusatzinformation im Kontext der vaginalen Untersuchung und der klinischen Gesamtsituation gesehen werden, jedoch nicht als alleinige Entscheidungsgrundlage. Dabei sollte im Idealfall eine Kombination aus mehreren Messgrössen zurate gezogen werden. Dies deckt sich auch mit Empfehlungen von ISUOG (23), der World Association of Perinatal Medicine (10) und der AWMF (24). Zur richtigen Anwendung braucht es Übung. Es lohnt sich deshalb, die intrapartale Ultraschalluntersuchung routinemässig durchzuführen. Nur so verfügt man im Ernstfall über ausreichend Expertise und kann den Befund entsprechend interpretieren. Am Geburtszentrum Luzern wird der intrapartale transperineale Ultraschall mit Bestimmung des AoP, Head direction und HPD seit 2016 routinemässig durchgeführt. Wir haben dazu auch eine SOP verfasst, die unter www.obsgyn-wiki.ch frei zugänglich ist. Unsere Erfahrungen sind durchwegs positiv.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Dr. med. Benedict Krischer, MPH

Oberarzt, Fellow Fetomaternale Medizin
Luzerner Kantonsspital, Frauenklinik
Spitalstrasse
6000 Luzern 16

KD Dr. med. Markus Hodel

Chefarzt Geburtshilfe und Fetomaternale Medizin
Co-Leitung Perinatalzentrum Luzern
Frauenklinik Luzerner Kantonsspital
Spitalstrasse
6000 Luzern 16

markus.hodel@luks.ch

Die Autoren haben keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.

◆ Die Sonografie ist im Vergleich zur digitalen Palpation akkurater und reproduzierbarer. Intrapartaler Ultraschall gilt aktuell als ideale Ergänzung der klinischen manuellen Untersuchung
◆ Ein intrapartaler transabdominaler und transperinealer Zugang sowie Ultraschall in Ruhe und im Weh ergibt eine gute Übersicht
◆ Ein AoP >120° und HPD <35mm entspricht unterhalb der Interspinal-Ebene.
◆ Besonders bei protrahierten Verläufen und schwierigen Palpationsbefunden Ultraschall einsetzen, nach Fehleinstellungen/-haltungen suchen.
◆ Vor einer vaginal-operativen Entbindung kann der Ultraschall helfen, die Schwierigkeit und die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Eingriffs abzuschätzen. Dies ermöglicht ein besseres «Shared Decision Making» mit den werdenden Eltern.

1. Sherer DM, Miodovnik M, Bradley KS, Langer O. Intrapartum fetal head position I: comparison between transvaginal digital examination and transabdominal ultrasound assessment during the active stage of labor. Ultrasound Obstet Gynecol [Internet]. 2002 Mar;19(3):258–63. Available from: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11896947
2. Akmal S, Kametas N, Tsoi E, Hargreaves C, Nicolaides KH. Comparison of transvaginal digital examination with intrapartum sonography to determine fetal head position before instrumental delivery. Ultrasound in Obstetrics and Gynecology. 2003 May;21(5):437–40.
3. Malvasi A, Stark M, Ghi T, Farine D, Guido M, Tinelli A. Intrapartum sonography for fetal head asynclitism and transverse position: sonographic signs and comparison of diagnostic performance between transvaginal and digital examination. The Journal of Maternal-Fetal & Neonatal Medicine [Internet]. 2012 May 14;25(5):508–12. Available from: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.3109/14767058.2011.648234
4. Malvasi A, Barbera A, Di Vagno G, Gimovsky A, Berghella V, Ghi T, et al. Asynclitism: a literature review of an often forgotten clinical condition. The Journal of Maternal-Fetal & Neonatal Medicine. 2015 Nov 2;28(16):1890–4.
5. Ghi T, Bellussi F, Azzarone C, Krsmanovic J, Franchi L, Youssef A, et al. The “occiput–spine angle”: a new sonographic index of fetal head deflexion during the first stage of labor. Am J Obstet Gynecol. 2016 Jul;215(1):84.e1-84.e7.
6. Dall’Asta A, Rizzo G, Masturzo B, Di Pasquo E, Schera GBL, Morganelli G, et al. Intrapartum sonographic assessment of the fetal head flexion in protracted active phase of labor and association with labor outcome: a multicenter, prospective study. Am J Obstet Gynecol. 2021 Aug;225(2):171.e1-171.e12.
7. Barbera AF, Pombar X, Peruginoj G, Lezotte DC, Hobbins JC. A new method to assess fetal head descent in labor with transperineal ultrasound. Ultrasound in Obstetrics and Gynecology. 2009;33(3):313–9.
8. Henrich W, Dudenhausen J, Fuchs I, Kämena A, Tutschek B. Intrapartum translabial ultrasound (ITU): Sonographic landmarks and correlation with successful vacuum extraction. Ultrasound in Obstetrics and Gynecology. 2006 Nov;28(6):753–60.
9. Tutschek B, Torkildsen EA, Eggebø TM. Comparison between ultrasound parameters and clinical examination to assess fetal head station in labor. Ultrasound in Obstetrics and Gynecology. 2013;41(4):425–9.
10. Rizzo G, Ghi T, Henrich W, Tutschek B, Kamel R, Lees CC, et al. Ultrasound in labor: clinical practice guideline and recommendation by the WAPM-World Association of Perinatal Medicine and the PMF-Perinatal Medicine Foundation. J Perinat Med [Internet]. 2022 Oct 26;50(8):1007–29. Available from: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/35618672
11. Iliescu D, Tudorache S, Dragusin R, Carbunaru O, Patru C, Florea M, et al. The Angle of Progression at Station 0 and in Magnetic Resonance and Transperineal Ultrasound Assessment. Case Rep Obstet Gynecol [Internet]. 2015;2015:1–3. Available from: http://www.hindawi.com/journals/criog/2015/748327/
12. Skinner SM, Giles-Clark HJ, Higgins C, Mol BW, Rolnik DL. Prognostic accuracy of ultrasound measures of fetal head descent to predict outcome of operative vaginal birth: a comparative systematic review and meta-analysis. Am J Obstet Gynecol [Internet]. 2023 Jul;229(1):10-22.e10. Available from: https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0002937822021871
13. Kalache KD, Dückelmann AM, Michaelis SAM, Lange J, Cichon G, Dudenhausen JW. Transperineal ultrasound imaging in prolonged second stage of labor with occipitoanterior presenting fetuses: how well does the ‘angle of progression’ predict the mode of delivery? Ultrasound in Obstetrics and Gynecology [Internet]. 2009 Mar;33(3):326–30. Available from: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/uog.6294
14. Katzir T, Brezinov Y, Khairish E, Hadad S, Vaisbuch E, Levy R. Intrapartum ultrasound use in clinical practice as a predictor of delivery mode during prolonged second stage of labor. Arch Gynecol Obstet [Internet]. 2022 May 16;307(3):763–70. Available from: https://link.springer.com/10.1007/s00404-022-06469-5
15. Lau WL, Leung WC, Chin R. What is the best transperineal ultrasound parameter for predicting success of vacuum extraction? Ultrasound in Obstetrics and Gynecology. 2009 Jun;33(6):735–735.
16. Chan VYT, Lau WL. Intrapartum ultrasound and the choice between assisted vaginal and cesarean delivery. Am J Obstet Gynecol MFM [Internet]. 2021 Nov;3(6):100439. Available from: https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S2589933321001348
17. Tutschek B, Braun T, Chantraine F, Henrich W. A study of progress of labour using intrapartum translabial ultrasound, assessing head station, direction, and angle of descent. BJOG. 2011;118(1):62–9.
18. Fraser WD, Marcoux S, Krauss I, Douglas J, Goulet C, Boulvain M. Multicenter, randomized, controlled trial of delayed pushing for nulliparous women in the second stage of labor with continuous epidural analgesia. Am J Obstet Gynecol. 2000 May;182(5):1165–72.
19. Kahrs BH, Usman S, Ghi T, Youssef A, Torkildsen EA, Lindtjørn E, et al. Sonographic prediction of outcome of vacuum deliveries: a multicenter, prospective cohort study. Am J Obstet Gynecol. 2017 Jul 1;217(1):69.e1-69.e10.
20. Iliescu DG, Tudorache S, Cara ML, Dragusin R, Carbunaru O, Florea M, et al. Acceptability of Intrapartum Ultrasound Monitoring – Experience from a Romanian Longitudinal Study. Curr Health Sci J [Internet]. 2015;41(4):355–60. Available from: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30538842
21. Mohan A, Mittal P, Bharti R, Grover SB, Suri J, Mohan U. Assessment of labor progression by intrapartum ultrasonography among term nulliparous women. International Journal of Gynecology & Obstetrics. 2019 Oct 29;147(1):78–82.
22. Wilkinson M, Usman S, Barton H, Lees CC. The views of pregnant women, midwives, and a women’s panel on intrapartum ultrasound research: A pilot study. Australas J Ultrasound Med. 2019 Aug 19;22(3):186–90.
23. Ghi T, Eggebø T, Lees C, Kalache K, Rozenberg P, Youssef A, et al. ISUOG Practice Guidelines: intrapartum ultrasound. Ultrasound in Obstetrics and Gynecology. 2018 Jul 1;52(1):128–39.
24. Abou-Dakn M, Schäfers R, Peterwerth N, Asmushen K, Bässler-Weber S, Boes U, et al. Vaginal Birth at Term – Part 1. Guideline of the DGGG, OEGGG and SGGG (S3-Level, AWMF Registry No. 015/083, December 2020). Geburtshilfe Frauenheilkd [Internet]. 2022 Nov 3 [cited 2023 Jun 29];82(11):1143–93. Available from: http://www.thieme-connect.de/DOI/DOI?10.1055/a-1904-6546

Schilddrüsenerkrankungen in der Schwangerschaft: Wo liegen die Beweise?

An der Tagung der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäko­logie und Geburtshilfe sprach Frau Prof. Dr. med. Sophie Leboulleux, Genf, über Schilddrüsenerkrankungen während der Schwangerschaft.

Prof. Dr. med. Sophie Leboulleux

Im ersten Trimester einer normalen Schwangerschaft erfolgt eine Zunahme von fT3 und fT4 mit einer moderaten Suppression von TSH, beides im Zusammenhang mit der Zunahme der hCG-Spiegel. Die Schilddrüsenfunktion der Mutter in der Frühschwangerschaft ist ein wichtiger Faktor für die frühe Entwicklung des fetalen Gehirns, da die fetale Schilddrüse vor 12-14 Wochen kein T4 produzieren kann, so die Referentin. Es sollten spezifische Referenzbereiche für TSH bestimmt werden. Für den Fall, dass Zentren eigene Referenzwerte nicht bestimmen können, haben frühere Leitlinien feste Referenzbereiche für TSH angegeben. Diese Leitlinien empfehlen feste Obergrenzen für TSH von 2.5mU/l für das erste und zweite Trimester und 3.0mU/l für das dritte Trimester. Bei schwangeren Frauen kommt offene Hypothyreose in 0.5%, subklinische Hypothyreose in 3.5% und isolierte Hypothyroxinämie in 2.1% vor.

Die häufigsten Gründe für Hypothyreose während er Schwangerschaft sind Hashimoto Thyreoiditis postoperative oder postablative Hypothyreose oder schwerer Jodmangel.

Die Aetiologie der Hypothyroxinämie ist weniger klar. Man spricht von Jodmangel, Übergewicht, Eisenmangel, Exposition gegenüber umweltbedingten, endokrinen Disruptoren, Exposition gegenüber angiogenen Faktoren.

Auswirkungen der Hypothyreose, Hypothyreose und Hypothyroxinämie auf Schwangerschaft und fetale Ergebnisse.

Hypothyreose: Auswirkungen auf die Entwicklung im Säuglingsalter: Eine entsprechende Fallkontrollstudie (Haddow JE et al. NEJM 1999;341:549-555) rekrutierte Frauen mit Hypothyreose während der Schwangerschaft (2. Trimester pränatal) mit hohem TSH ≥ 97.7 Perzentile ohne Berücksichtigung des Behandlungsstatus. Ihre Kinder wurden zwischen März 1996 und Dezember 1997 getestet. 47 Frauen hatten TSH- Werte über der 99.7. Perzentile der Werte aller schwangeren Frauen, 15 Frauen hatten Werte zwischen der 98. und 99.7 Perzentile inklusive in Kombination mit tiefen Tyroxin-Werten. und 124 vergleichbare Frauen hatten normale Werte. Ihre Kinder wurden 15 Tests unterzogen, die sich auf Intelligenz, Aufmerksamkeit, Sprache, Lesefähigkeit, schulische Leistungen und visuell-motorische Leistungen bezogen. Die Kinder der 62 Frauen mit hohen Serum-Thyrotropin-Werten schnitten bei allen 15 Tests etwas schlechter ab. Von den 62 Frauen mit Schilddrüsenmangel wurden 48 während der Studie nicht behandelt. Die gesamte IQ-Punktzahl ihrer Kinder war im Mittel 7 Punkte tiefer als diejenigen der Kinder aus den 124 vergleichbaren Kontrollen. 19 Prozent hatten Punktezahlen von 85 oder weniger. Eine nicht diagnostizierte Hypothyreose bei schwangeren Frauen kann sich nachteilig auf den Fetus auswirken; daher ist ein Screening auf Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft gerechtfertigt.

Eine weitere Studie (Männisto T et al. J Endocrinol Metab 2013;98: 2725-2733) zeigte an einer US amerikanischen Kohorte, dass primäre Hypothyreose während der Schwangerschaft mit Präeklampsie, überlagerter Präeklampsie, Gestationsdiabetes, Frühgeburt, Kaiserschnittnach spontanen Wehen und Aufnahme in die Intensivstation einherging. Die Daten deuten darauf hin, dass entweder ein besseres Management von Schilddrüsenerkrankungen während der Schwangerschaft erforderlich ist oder dass es einen intrinsischen Aspekt der Schilddrüsenerkrankung gibt, der zu schlechten Schwangerschaftsergebnissen führt.

Subklinische Hypothyreose während der Schwangerschaft ist ferner mit einem höheren Risiko für Präeklampsie vergesellschaftet (Toloza FJK et al Lancet Diabetes Endocrinol 2022; 10: 243-252). Es bestand ein U-förmiger Zusammenhang zwischen TSH und Präeklampsie. Die Resultate ergänzen die Gesamtheit der Nachweise über das Risiko negativer mütterlich-fetaler Ergebnisse einer Schilddrüsenfehlfunktion während der Schwangerschaft.

Isolierte Hypothyroxinämie: Konsequenzen für die Entwicklung in der Kindheit

Die isolierte Hypothyroxinämie in der Frühschwangerschaft kann ein wichtiger Risikofaktor für eine gestörte Entwicklung des Kindes sein (Pop et al Clin Endocronol 1999;50:149-153). Sie kommt vor in einer Jod-ausreichenden Gegend im Südosten der Niederlande. Es handelt sich um Frauen ohne frühere Schulddrüsenstörung mit normalen Schwangerschaften und Geburten. 220 Kinder mit normalem TSH und FT4 wurden eine Woche nach Geburt untersucht. Eine Untersuchung der neurologischen Entwicklung erfolgte im Alter von 10 Monaten, Bayley Skalen der kindlichen Entwicklung und mütterliche TSH, fT4 und TPO- Antikörper wurden untersucht an Woche 12 und 32 der Schwangerschaft. Niedriges fT4 war assoziiert mit einem niedrigeren mittleren Score für den psychologische Entwicklungsindex der Bayley Skala. Unterschiede im mentalen Score waren nicht statistisch signifikant. Es gab keine Korrelation zwischen den Scores und fT4 in der 32. Schwangerschaftswoche. Erhöhte anti-TPO Antikörper (>50U/l) sind mit einem relativen Risiko von 3.1 in der 12.

Schwangerschaftswoche assoziiert. Niedrige mütterliche Plasmawerte von fT4 während der frühen Schwangerschaft stellen einen wichtigen Risikofaktor für eine beeinträchtigte kindliche Entwicklung dar.

Eine weitere Studie (Levie et al. J Clin Endocrinol Metab 2018; 103: 2967-2979) bestätigt eine konsistente Assoziation zwischen niedrigen mütterlichen FT4 Konzentrationen und niedrigerem IQ der Kinder in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichem Jod-Status.

Diese Studien deuten darauf hin, dass die Nachkommen von einer Behandlung der Mutter wegen einer subklinischen Hypothyreose profitieren würden, stellen aber die Auswirkungen eines routinemässigen Screenings in Frage.

Pränatales Schilddrüsenscreening und kognitive Funktion des Kindes: Die CATS-Studie (Lazarus JH et al. NEJM 2012; 366; 493-501): bestätigte die derzeitigen Leitlinien, die ein antenatales Screening auf Hypothyreose während der Schwangerschaft nicht empfehlen. Die CATS-Studie fand keinen Nutzen eines routinemässigen Screenings auf mütterliche Hypothyreose in der 12. Bis 13. Gestationswoche im Hinblick auf die Prävention einer beeinträchtigten kognitiven Funktion beim Kind.

Behandlung der subklinischen Hypothyreose oder Hypothyroxinämie in der Schwangerschaft

Zwei multizentrische, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie wurden parallel in 15 Zentren durchgeführt. Die Patientinnen hatten eine Hypothyroxinämie (normales TSH und fT4 <0.86 ng/dl, oder TSH >4.0mU/l und normales T4. Die Behandlung erfolgte mit 50µg Levothyroxin oder entsprechendes Placebo, bzw. 100µg Levothyroxin oder entsprechendes Placebo.

Der primäre Endpunkt (Ergebnisse zur Bewertung von Kognition, Motorik, Sprache, Aufmerksamkeit, Verhalten und soziale Kompetenz im Alter von 12, 24, 36 Monaten) wurde nicht erreicht. Die Behandlung mit Levothyroxin ändert den IQ im Alter von 3 Jahren nicht. Aber die Behandlung mit Levothyroxin startete erst an Woche 16-18. Es gab 3 Punkte Differenz im IQ-Score. Die Kinder von Müttern, die positiv für anti-TPO Antikörper waren oder die den höchsten TSH-Wert oder die tiefsten fT4 Konzentration hatten, erzielten die höchste IQ-Zunahme als Folge der Behandlung mit Levothyroxin.

Effekte von Levothyroxin auf Schwangerschaftsergebnisse bei subklinischer Hypothyreose ohne anti-TPO Antikörper

Bei Verwendung des TSH-Grenzwertes von 2,5 mIU/L wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen mit und ohne Levotyroxin-Behandlung in Bezug auf Frühgeburten festgestellt [relatives Risiko (RR): 0,86; 95% Konfidenzintervall (CI): 0,47 bis 1,55; P = 0,61]. Eine log-binomiale Modellanalyse auf der Grundlage eines Grenzwertes von 4,0 mIU/L zeigte jedoch eine signifikant niedrigere Frühgeburtenrate bei Frauen, die mit LT4 behandelt wurden, im Vergleich zu Frauen, die keine Behandlung erhielten (RR: 0,38; 95% CI: 0,15 bis 0,98; P = 0,04).

Angesichts dieser Erkenntnisse ist es sinnvoll, Frauen mit subklinischer Hypothyreose mit LT4 zu behandeln, insbesondere wenn ihr TSH-Wert >10mU/l ist.

Die Diagnose und das Management der Hypothyreosen in der Zeit vor der Schwangerschaft stellen besondere Herausforderungen dar. Bei der Entscheidung über die Behandlung ist es wichtig, die Risiken und den Nutzen der Behandlungen nicht nur für die Mutter, sondern auch für den Feten abzuwägen. Ein systematisches Screening wird nicht empfohlen.

Hyperthyreose bei Schwangeren

Die Prävalenz der klinisch transienten Schwangerschafts-Thyreotoxikose beträgt 2-3%. Sie löst sich in der Regel bis zur 16. Schwangerschaftswoche auf. Sie ist assoziiert mit hohen hCG- Spiegeln von >180000IU/l.

Die Prävalenz vorexistierender Graves Hyperthyreose: beträgt 0.5-1.3%, diejenige neuauftretender Graves Hyperthyreose 0.05%. Ein Prozent gebären hyperthyreote Neugeborene. Die Prävalenz der autonomen Sekretion von Schilddrüsenhormonen beträgt 0.1%.

Offene Hyperthyreose während der Schwangerschaft ist assoziiert mit Bluthochdruckerkrankungen, Frühgeburt, in Bezug auf Gestationsalter kleinen Neugeborenen und intrauterinem fetalem Tod.

Statistische Belege für die positive Wirkung einer medizinischen Behandlung liegen nur für Ergebnisse wie Abruptio Placentae, fetale Wachstumsverzögerung, Schwangerschaftsdiabetes, postpartale Blutungen und Totgeburt vor.

Bei subklinischer Hyperthyreose wurde kein Nutzen von der Behandlung demonstriert.

Die Plazenta

T4 wird über die Plazenta auf den Fetus übertragen. Dasselbe gilt für Jod, anti-TPO Antikörper, anti-TSH-Rezeptorautoantikörper (TRAK), anti-Thyreoidea-Synthese- Autoantikörper. T3, TSH, TBG sind dagegen nicht Placenta-gängig.

Risiko für fetale Hyperthyreose korreliert mit TRAK-Spiegel

Mütterliche Thyroxin-bindende Autoantikörper von über 5 IU/l weisen auf das Risiko einer neonatalen Hyperthyreose hin. Bei diesen Müttern trägt eine TRAK-Messung (2. Generationstest) dazu bei, diejenigen genauer zu identifizieren, die eine engmaschige fetale Ultraschallkontrolle der Schilddrüse benötigen.

Morbus Basedow bei schwangeren Frauen

Serum-TSH-Rezeptor Antikörper (TRAK) sollten bei der ersten Vorstellung in der Schwangerschaft bestimmt werden, wenn eine Anamnese für Basedow-Krankheit vorliegt, und bei einer Erhöhung erneut in der 18. Bis 22. Schwangerschaftswoche. Wenn erhöht, fetale Ultraschallüberwachung. Keine Blockade, keine T3-Behandlung.

Fazit

Niedrige mütterliche Plasmawerte von fT4 während der frühen Schwangerschaft stellen einen wichtigen Risikofaktor für eine beeinträchtigte kindliche Entwicklung dar.

Die Hypothyreose bei Schwangeren ist mit einem erhöhten Risiko für Präeklampsie, vorzeitiger Plazentalösung, Frühgeburt, sehr früher Frühgeburt (< 32 SSW) und einer eingeschränkten neuropsychologischen Entwicklung des Kindes assoziiert.

Ob eine subklinische Hypothyreose (normaler fT4-Wert bei erhöhtem TSH-Wert) und eine Hypothyroxinämie (normaler TSH-Wert, verminderter fT4-Wert) in der Schwangerschaft zu einer Einschränkung der kognitiven Entwicklung der Kinder führt, ist umstritten und die Therapie mit Levothyroxin in diesen Situationen wird kontrovers diskutiert.

Offene Hyperthyreose während der Schwangerschaft ist assoziiert mit Bluthochdruckerkrankungen, Frühgeburt, in Bezug auf Gestationsalter kleinen Neugeborenen und intrauterinem fetalem Tod.

Das Risiko für fetale Hyperthyreose korreliert mit den TRAK-Spiegeln.

Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

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Konsequenzen von BRCA-Mutationen und HRD für Genitalkarzinome der Frau

Patientinnen mit Ovarialkarzinom sind schwierig zu behandeln und schwierig zu diagnostizieren, weil wir keine guten Screeningmethoden und keine Früh-Symptome haben, die eine frühe Diagnose erlauben würden, stellte Frau Prof. Dr. med. Christine Brambs, Luzern, fest. Die Prognose ist schlecht, insbesondere bei Patientinnen, bei denen die Diagnose zu einem späten Stadium erfolgt. Die Risikofaktoren für Ovarialkarzinom sind bekannt, z.B. Ovulation, Reduktion der Ovulation durch Einnahme von Ovulationshemmern und Stillen. Es gibt aber auch eine genetische Komponente, die die Behandlung beeinflusst. Diese besteht gewöhnlich aus 2 Komponenten, der Chirurgie und einer medikamentösen Therapie, ausser bei Diagnose in einem sehr frühen Stadium. Die Chirurgie ist extrem wichtig, insbesondere die Qualität der chirurgischen Massnahmen. Das Ziel der primären Operation sollte die vollständige Resektion sein.

Bedeutung genetischer Komponenten

Warum ist die genetische Komponente wichtig? Warum empfehlen die Guidelines, dass die Patientinnen alle eine genetische Testung und Beratung erhalten?

BRCA1/2 Mutationen sind Keimbahnmutationen, die in etwa 20% vorkommen. Sie werden im Blut getestet, nicht im Tumor. Bei HRD, welches für homologe Rekombinationsdefizienz steht, handelt es sich um einen Defekt in der DNA-Reparatur. Der Ausfall dieses homologen Rekombinations-Reparatursystems verstärkt insgesamt die genomische Instabilität der Tumorzellen. Bei Krebserkrankungen wird dies häufig durch Mutationen in den für das homologe Reparatursystem relevanten Genen verursacht. Zu diesen zählen zum Beispiel BRCA1, BRCA2.

Patientinnen mit BRCA1/2-Mutationen haben eine bessere Prognose als Nichtmerkmalsträgerinnen. Als mögliche Ursachen für die Differenzen werden Unterschiede in der Tumorbiologie und ein besseres Ansprechen von Merkmalsträgerinnen auf die platinhaltigen Chemotherapien diskutiert.
Die Genetik spielt aber auch bei den neueren Therapien eine hervorragende Rolle. Das Enzym Poly(ADP-Ribose)-Polymerase-1 (PARP-1) fungiert als Sensor für DNA-Schäden. Es erkennt DNA-Schäden und erleichtert die DNA-Reparatur, indem es die DNA-Reparaturmaschinerie zu den Schadensstellen rekrutiert. Wenn dieses Enzym nicht funktionsfähig ist, z.B. weil es durch eine medikamentöse Therapie blockiert wird oder bei HRD positiven Zellen kommt es zum Zelltod.

Angesichts der Empfindlichkeit von BRCA-mutierten Krebs­arten gegenüber Poly(ADP-Ribose)-Polymerase-1 (PARP1)-Inhibitoren und Platinanaloga ist es wichtig, die Häufigkeit somatischer BRCA(1/2)-Veränderungen zu bestimmen.

Erhaltungstherapie

Einige Dinge haben sich in den letzten Jahren geändert. Patientinnen mit der Diagnose eines fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms (III-IV) sollten zusätzlich eine Erhaltungstherapie erhalten. Als Erhaltungstherapie können folgende Substanzklassen oder Kombinationen eingesetzt werden (S3-Leitlinie von 2022)

  • Bevacizumab
  • PARP-Inhibitoren
  • PARP-Inhibitoren + Bevacizumab

PARP-Studien: Erstlinie

Verschiedene Studien haben die Therapiepraxis verändert. Die Referentin präsentierte die wichtigsten Studien:
– Maintenance Olaparib in patients wiht newly diagnosed advanced ovarian cancer (Moore K et al. N Engl J Med 2018 Dec 27;379:2495-2505). Die Erhaltungstherapie mit Olaparib brachte Frauen mit neu diagnostiziertem fortgeschrittenem Eierstockkrebs und einer BRCA1/2-Mutation einen erheblichen Vorteil in Bezug auf das progressionsfreie Überleben, wobei das Risiko eines Fortschreitens der Krankheit oder des Todes unter Olaparib um 70 % geringer war als unter Placebo.
– Niraparib in patients with newly diagnosed advanced ovarian cancer (Gonzàlez-Martin A et al. Olaparib plus Bevacizumab as first-line mainenance in ovarian cancer. N Engl J Med 2019;381:2391-2402). Bei Patientinnen mit neu diagnostiziertem fortgeschrittenem Eierstockkrebs, die auf eine platinbasierte Chemotherapie ansprachen, hatten diejenigen, die Niraparib erhielten, ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben als diejenigen, die ein Placebo erhielten, unabhängig vom Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines Mangels an homologer Rekombination.

– Olaparib plus Bevacizumab as First-Line Maintenance in ovarian cancer (Ray-Coquard I et al. N Engl J Med. 2019;381:2416-2428). Es zeigte sich dabei, dass bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom, die eine Erstlinien-Standardtherapie einschliesslich Bevacizumab erhielten, die zusätzliche Gabe von Olaparib zu einem signifikanten Vorteil beim progressionsfreien Überleben führte, der bei Patientinnen mit HRD-positiven Tumoren, einschliesslich solcher ohne BRCA-Mutation, erheblich war.

Die Studien wurden typischerweise mit Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom durchgeführt, die eine chirurgische Therapie hinter sich hatten. Die Studien waren ähnlich in ihrem Konzept. Die erste Studie, die herauskam, war SOLO-1: Olaparib verglichen mit Standard of Care. Das primäre Ziel war PFS. Die Patientinnen hatten BRCA-Mutationen. Die Resultate waren eindrücklich und Praxis verändernd. Die nächste Studie war PRIMA, Niraparib vs. Placebo bei Patientinnen mit und ohne BRACA-Mutationen. Auch Patientinnen mit Wildtyp. Auch hier ergaben sich eindrückliche Resultate. Patientinnen mit HRD profitierten in Bezug auf PFS. Bei Patientinnen ohne HRD waren die Resultate auch positiv aber lange nicht so eindrücklich wie bei denjenigen mit HRD.

Die dritte Studie, die die Referentin präsentierte war PAOLA-1: Olaparib plus Bevacizumab vs. Placebo bei Patientinnen mit BRCAm/wt und HRDd/p. Das Design ist etwas unglücklich. Heute würde man Olaparib + Bevacizumab vs. Olaparib allein vergleichen, um die Wirkung von Bevacizumab zu analysieren. Dies ist mit diesem Studiendesign nicht möglich, so die Referentin. Die Studie zeigt einen Effekt bei HRD-positiven Patientinnen und weniger bei solchen ohne HRD.

Biomarker sind wichtig

BRCA und HRD sind wichtig für die Therapieentscheidung. Die Referentin präsentierte eine Übersicht über verschiedenen Gruppen von Patientinnen und die entsprechenden Medikamente, die verabreicht werden könnten. Ob ein PARP-Inhibitor verabreicht werden soll oder nicht, oder eine Kombination eines PARP-Inhibitors mit Bevacizumab wird im Wesentlichen durch die Biomarker-Analyse bestimmt. Die Übersicht zeigt, dass Erhaltungstherapie beim Ovarialkarzinom ziemlich komplex geworden ist.

PARP-Inhibitoren in weiteren Linien

NOVA-Studie: In der ENGOT-OV16/NOVA-Studie verlängerte die Erhaltungstherapie mit Niraparib, das progressionsfreie Überleben von Patientinnen mit platinsensitivem, rezidivierendem Ovarialkarzinom, die auf ihre letzte platinbasierte Chemotherapie angesprochen hatten. In NOVA wurde der klinische Nutzen bei Patientinnen, die auf ihre letzte platinhaltige Therapie teilweise (PR) und vollständig (CR) angesprochen hatten untersucht. Dabei zeigte sich, dass Patientinnen einen klinischen Nutzen aus der Erhaltungstherapie mit Niraparib unabhängig vom Ansprechen auf die letzte platinbasierte Therapie erzielten. Die Resultate zeigen aber auch, dass Patientinnen ohne BRCA-Mutationen und negativen HRD-Status von Niraparib nicht profitierten.

Die FDA zog infolgedessen die Zulassung von PARP-Inhibitoren teilweise zurück: Die Zulassung von Olaparib, Niraparib und Rucaparib wird durch die FDA beschränkt auf Patientinnen mit BRCA 1/2-Mutationen und/oder positivem HRD-Status. Dies illustriert die Dynamik dieser Erkrankung und ihrer Therapieoptionen, so die Referentin.

Krebsprävention bei BRCA-Mutationsträgern

Glücklicherweise wurden wirksame Strategien entwickelt, um das Risiko für die Entwicklung von Brust- und Eierstockkrebs bei Frauen mit BRCA1/2-Mutationen zu verringern, so dass Gentests auf diese Mutationen ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Frauen mit einer ausgeprägten Familienanamnese für diese Krankheiten sind.

Die Ovariektomie hat sich als sehr wirksame Methode zur Risikoreduktion erwiesen. Als Beispiel wird dabei stets die Filmschauspielerin Angelina Jolie zitiert, die sich aus prophylaktischen Gründen einer Ovarektomie und Mastektomie unterzogen hat.

Take Home Messages

  • Es gibt genetische Komponenten beim Ovarialkarzinom
  • Genetische Beratung und Testung sind wichtig
  • Wahl der adäquaten Erhaltungstherapie
  • PARP Erstlinie
  • PARP ≥2. Linie
  • Biomarker sind wichtig
  • Die Genetik spielt eine Schlüsselrolle bei der Prävention des Ovarialkarzinoms
Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

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Korrelation zwischen überaktiver Blase und Detrusorüberaktivität: eine retrospektive Studie

Überaktive Blase ist ein Begriff, der die Symptome beschreibt, während Detrusorüberaktivität eine physiologische Messung ist, die eine übermäßige Muskelkontraktion zeigt. In vielen Fällen wird Detrusorüberaktivität als eine der Hauptursachen für eine überaktive Blase angesehen.
Eine kürzlich publizierte Studie beschäftigte sich mit der Korrelation zwischen überaktiver Blase und Detrusorüberaktivität (1).

Das primäre Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz der überaktiven Blase und der Detrusorüberaktivität bei Patientinnen zu bestimmen, die aufgrund von Symptomen des unteren Harntrakts zur urodynamischen Untersuchung überwiesen wurden. Das sekundäre Ziel besteht darin, die subjektiven und objektiven Unterschiede zwischen Patientinnen mit überaktiver Blase mit und ohne Detrusorüberaktivität zu bestimmen.

Experimentelles

Alle Patientinnen, die sich zwischen Juni 2016 und September 2019 einer urodynamischen Untersuchung wegen Symptomen der unteren Harnwege unterzogen, wurden retrospektiv untersucht. Es wurden Anamnese, Krankengeschichte, körperliche Untersuchung und validierte Fragebögen erhoben. Es wurden ein einstündiger Pad-Test und eine urodynamische Mehrkanaluntersuchung durchgeführt. Alle statistischen Analysen wurden mit SAS 9.4 durchgeführt. Ein P-Wert < 0,05 wurde als statistisch signifikant angesehen.

Ergebnisse

Bei insgesamt 4184 Patientinnen wurde zwischen Juni 2016 und September 2019 eine urodynamische Untersuchung wegen Symptomen der unteren Harnwege durchgeführt; 1524 Patientinnen wurden auf überaktive Blase oder Detrusorüberaktivität untersucht. Das Auftreten von überaktiver Blase lag bei 36,4 %. Die Gesamtinzidenz von Detrusorüberaktivität bei Patientinnen mit überaktiver Blase betrug 15,5 %; 9,5 % aller Patientinnen hatten Detrusorüberaktivitäts-Befunde bei der urodynamischen Untersuchung, und 4,6 % waren Zufallsbefunde. Es gab signifikante Unterschiede zwischen Patientinnen mit und ohne Detrusorüberaktivität in Bezug auf Durchschnittsalter, Parität, ICIQ-UI SF (International Consultation on Incontinence Questionnaire-Urinary Incontinence Short Form), OABSS (Overactive Bladder Symptom Score), POPDI-6 ((Pelvic Organ Prolapse Distress Inventory-6), und alle urodynamischen Untersuchungs-Parameter (außer maximalem Harnröhrendruck und Druckübertragungsverhältnis). Bei den Patientinnen mit Detrusorüberaktivität gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Alter, Parität und Body Mass Index mit oder ohne überaktive Blase-Symptome. Es gab jedoch signifikante Unterschiede zwischen dem mittleren OABSS, dem ICIQ-UI SF, dem UDI-6, dem IIQ-7 (Incontinence Impact Questionnaire-7) und dem Pad-Test.

Schlussfolgerungen

Patientinnen mit Detrusorüberaktivität sind mit einem höheren Alter, einer höheren Parität, einem größeren Urinverlust und einer schlechteren Speicher- und Miktionsfunktion bei der urodynamischen Untersuchung assoziiert. Kombinationen aus subjektiven und objektiven Messungen sind bessere Vorhersagemodelle für Patientinnen mit überaktiver Blase.

Quelle: Huang T-X et al. Correlation between overactive bladder and detrusor overactivity: a retrospective study . Int Urogynecol J 2023; 34:867-875. doi: 10.1007/s00192-022-05274-7. Epub 2022 Jun 25.

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