Schmerzen leitliniengerecht behandeln

Schmerzen sind und bleiben eine der wichtigsten Domänen ärztlicher Kunst. Bei vielen der in der Arztpraxis erscheinenden Patienten lässt sich mit rezeptfrei erhältlichen Schmerzmitteln eine effektive Schmerzlinderung erzielen. Martina Hagen und John Alchin haben in einem Review im Journal Pain Management untersucht, welche Empfehlungen hierzu die massgeblichen Leitlinien für die Behandlung gängiger Schmerzzustände geben. Lesen Sie hier eine Zusammen-
fassung des Artikels.

Klinische Leitlinien geben evidenzbasierte Empfehlungen und unterstützen damit die Entscheidungsfindung für die geeignete Therapie. Damit verbessern sie die Dienstleistungen im Gesundheitssystem und den Behandlungserfolg der Patienten. Die Verfügbarkeit wirksamer rezeptfrei erhältlicher Schmerzmittel hat Patienten die Möglichkeit zur eigenständigen Behandlung und Kontrolle ihrer Schmerzen gegeben. Dennoch ist weiterhin ärztlicher Rat gefragt – insbesondere, wenn es um Fragen zu Komorbiditäten, Begleitmedikationen und Nebenwirkungen geht. Hier bedarf es einer sorgfältigen und individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung.
Die derzeit am häufigsten eingesetzten Analgetika sind Paracetamol, Acetylsalicylsäure und nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Auch wenn diese nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen sind, so haben sie doch den Vorteil, keine unerwünschten sedierenden oder die Kognition beeinträchtigenden Nebenwirkungen zu verursachen und keine Abhängigkeit zu erzeugen. Die folgende Zusammenfassung gibt einen Überblick über die Empfehlungen nationaler und internationaler evidenzbasierter Leitlinien zum Einsatz nicht-verschreibungspflichtiger Analgetika.

Für die Übersicht verwendete Leitlinien

Für die nachfolgende Übersicht wurden Webseiten von medizinischen Fachgesellschaften, Gesundheitsinstitutionen und -organisationen zum Thema Schmerz sowie medizinische Datenbanken (PubMed, ProQuest, Embase, Google und Google Scholar) nach nationalen und internationalen evidenzbasierten klinischen Praxisleitlinien zur Behandlung gängiger Schmerzformen durchsucht. Die Recherche umfasste alle verfügbaren Leitlinien bis April 2019. Berücksichtigt wurden dabei nur aktuelle Versionen von Leitlinien und nur diejenigen, die auf das Thema «nicht-verschreibungspflichtige Analgetika» eingehen. Herangezogen wurden ausschliesslich Leitlinien in englischer Sprache. Insgesamt sind Informationen aus 114 relevanten Leitlinien für erwachsene Schmerzpatienten, vier Leitlinien zum Thema Schmerzen während der Schwangerschaft, 11 Leitlinien zu Schmerzen bei pädiatrischen Patienten und 5 Leitlinien zu Schmerzen bei älteren Patienten in die Übersicht eingeflossen.

Häufigste Schmerzformen in der Primärversorgung:

  • allgemeine Schmerzen
  • akute Rückenschmerzen (1)
  • Schmerzen aufgrund degenerativer Gelenkerkrankungen
  • Dysmenorrhö
  • Zahnschmerzen
  • Spannungskopfschmerzen (2)
  • Migräne (2)
  • postoperative Schmerzen

Leitlinienempfehlungen zur Behandlung häufiger Schmerzformen bei Erwachsenen mit nicht verschreibungspflichtigen Analgetika

Erstlinientherapie

Paracetamol und orale NSAR werden in den meisten Leitlinien als Erstlinientherapie für sämtliche Schmerzformen bei erwachsenen Patienten (insbesondere zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Schmerzen) empfohlen. In bestimmten Fällen (z. B. bei degenerativen Gelenkerkrankungen (3) und postoperativen Schmerzen (4, 5)) werden diese beiden Gruppen auch zur Behandlung schwerer Schmerzen empfohlen. In neueren systematischen Reviews wird die Wirksamkeit von Paracetamol in bestimmten Indikationen allerdings in Zweifel gezogen (6 – 9).

Zweitlinientherapie

Falls Paracetamol oder orale NSAR als Monotherapie nicht ausreichen, wird z.B. in der Zahnheilkunde nach Nutzen-Risiko-Abwägung eine Kombination aus beiden Analgetika empfohlen (10 – 18).

Topische NSAR

Topische NSAR werden derzeit vor allem zur Behandlung von Schmerzen bei degenerativen Gelenkerkrankungen empfohlen (oft sogar vor der Einnahme oraler NSAR, da sie vergleichbar wirksam sind und mit einem geringeren Risiko systemischer Nebenwirkungen einhergehen).

Andere Analgetika-Kombinationen

Manche Leitlinien empfehlen eine Kombination aus topischen NSAR und Paracetamol (19 – 26). Bei stärkeren Schmerzen aufgrund degenerativer Gelenkerkrankungen können topische NSAR mit oralen NSAR kombiniert werden (27). Ausserdem wird zur Behandlung solcher Schmerzen eine Kombinationstherapie aus Glucosamin und Chondroitin empfohlen. Zur Therapie primärer Kopfschmerzen werden Kombinationen aus Paracetamol und/oder NSAR mit Koffein als analgetischem Adjuvans empfohlen und für wirksamer gehalten als eine Monotherapie mit nur einem dieser Wirkstoffe (28).

Spezifische Empfehlungen zur Einnahme von NSAR

Manche Leitlinien empfehlen die Einnahme oraler NSAR in verschreibungspflichtigen Dosen, vor allem bei starken oder schwer behandelbaren Schmerzen wie beispielsweise Rückenschmerzen oder Migräne. Oft werden hierzu in den Leitlinien keine Dosisempfehlungen gegeben, sondern es wird lediglich geraten, orale NSAR in der niedrigsten wirksamen Dosis und über die kürzest mögliche Zeitdauer einzunehmen, um das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen zu minimieren (Abb. 1).
Die in den Leitlinien am häufigsten erwähnten oralen NSAR sind Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen. Im Allgemeinen wird kein Unterschied zwischen den verschiedenen Substanzen gemacht. Die verfügbaren Belege deuten darauf hin, dass sich die mittlere analgetische Wirksamkeit der einzelnen NSAR kaum unterscheidet (29). Individuelle Patientendaten legen allerdings nahe, dass die Wirksamkeit von Patient zu Patient verschieden sein kann (29) und man daher möglicherweise nach dem «Versuch-und-Irrtum-Prinzip» vorgehen muss, um die geeignetste Substanz für den jeweiligen Patienten zu finden.

Patientengruppen, bei denen besondere Vorsicht geboten ist:

Bei Schwangeren

Im Falle einer Schwangerschaft ist es besonders wichtig, die niedrigste wirksame Dosis einzunehmen, um das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen für die Mutter und das ungeborene Kind zu senken (30, 31). In allen klinischen Leitlinien besteht Einigkeit darüber, dass die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft als relativ sicher gilt. Orale NSAR sind nach Möglichkeit zu vermeiden. Falls solche Analgetika zur Behandlung stärkerer Schmerzen notwendig sind, sollten sie während des ersten Trimenons mit Vorsicht eingenommen und spätestens bis zur 32. Schwangerschaftswoche abgesetzt werden (32).

Bei Kinder

Schmerzen bei Kindern werden ebenfalls mit Paracetamol und oralen NSAR behandelt, allerdings in niedrigerer Dosierung als bei Erwachsenen. Die Dosierung sollte dem Gewicht des Kindes und nicht dem Alter angepasst werden.

Bei ältere Patienten

Bei älteren Patienten (> 60 Jahre) kommen Schmerzen häufig vor (33, 34, 35). Zugleich sind in dieser Patientengruppe verschiedene Faktoren wie beispielsweise altersbedingte physiologische Veränderungen, Begleitmedikationen und Komorbiditäten (z. B. kardiovaskuläre Erkrankungen, kognitive Beeinträchtigung) zu berücksichtigen, die das Risiko unerwünschter Medikamentenreaktionen erhöhen können (36, 37). Daher ist die Schmerztherapie bei älteren Patienten oft schwierig und komplex (38, 39).
In den Leitlinien zum Schmerzmanagement bei älteren Patienten wird vor allem Paracetamol empfohlen. Auch orale NSAR können eingesetzt werden. Allerdings ist in dieser Patientengruppe ganz besonders darauf zu achten, orale NSAR nur in der niedrigsten wirksamen Dosis und über die kürzest mögliche Zeitdauer einzunehmen und die Patienten auf das Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen hin zu überwachen. Bei Schmerzen aufgrund degenerativer Gelenkerkrankungen sollten zunächst topische NSAR angewendet werden. Erst wenn deren analgetische
Wirkung nicht ausreicht, wird die Einnahme oraler NSAR empfohlen (23, 40).

Dr. Martina Hagen

GlaxoSmithKline Consumer Healthcare S.A.
Category Medical Affairs Pain Relief
Route de l’Etraz 2
1260 Nyon

martina.x.hagen@gsk.com

Dr. John Alchin

Pain Management Centre, Burwood Hospital, CDHB
Burwood, Christchurch 8083, Neuseeland

Daniela Deutsch

GSK Consumer Healthcare
Medical Affairs Pain Relief
Barthstrasse 4
D-80339 München

Martina Hagen und Daniela Deutsch sind Angestellte bei GlaxoSmithKline Consumer Healthcare. John Alchin ist Angestellter bei Canterbury District Health Board, Christchurch, Neuseeland und Mitglied des Global Pain Forum von GSK CH, keine anderen Interessenkonflikte.

  • Die meisten Leitlinien stimmen darin überein, dass Paracetamol und NSAR die besten Therapieoptionen zur initialen Selbstmedikation darstellen. Bei Schwangeren und älteren Patienten sollte die Einnahme oraler NSAR mit Vorsicht erfolgen.
  • Falls orale NSAR kontraindiziert sind oder nicht vertragen werden, ist Paracetamol die erste Therapieoption.
  • Falls beide Medikamentenklassen allein zur Behandlung stärkerer Schmerzen nicht ausreichen, kann eine Kombinationstherapie versucht werden. Bei Schwangeren ist hiervon abzusehen.
  • Bei Schmerzen aufgrund degenerativer Gelenkerkrankungen sollte vor Einnahme oraler NSAR die Anwendung topischer NSAR erwogen werden, um das Risiko systemischer Nebenwirkungen zu minimieren – vor allem bei älteren Patienten. Bei solchen Schmerzen können topische NSAR auch mit Paracetamol kombiniert werden.
  • Bei Patienten mit Lebererkrankungen ist die Einnahme von Paracetamol nicht zu empfehlen. Die Einnahme oraler NSAR kann bei Patienten mit Nierenerkrankungen, kardiovaskulären Erkrankungen oder Magengeschwüren mit Risiken einhergehen.

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Publikationsort des kompletten Artikels von Martina Hagen und John Alchin:
Hagen M, Alchin J. Nonprescription drugs recommended in guidelines for common pain conditions. Pain Manag. 2019 Dec 20. doi: 10.2217/pmt-2019-0057. [Epub ahead of print]w

Chirurgische Behandlungsmöglichkeit der Refluxkrankheit

Die chirurgische Antirefluxtherapie zeichnet sich durch eine Vielzahl technischer Varianten aus. Neben unterschiedlichen Möglichkeiten der Fundoplicatio als Goldstandard der chirurgischen Refluxtherapie, finden nun auch andere operative Therapien Beachtung. In diesem Artikel werden sowohl die Grundlagen der Indikationsstellung für ein operatives Vorgehen als auch die unterschiedlichen operativen Techniken kurz dargestellt.

Die Indikation zur chirurgischen Therapie der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) basiert auf verschiedenen Kriterien, die auf dem Boden einer stabilen Datenlage formuliert sind (1, 2).
Erstes Kriterium ist die sogenannte aktive Form der GERD. Diese ist definiert durch das Vorliegen typischer Symptome (Sodbrennen, Regurgitation), den Nachweis von Funktionsdefekten (Hiatushernie, inkompetenter unterer Ösophagussphinkter) und das Vorhandensein komplizierender struktureller Schäden der Speiseröhre (Ösophagitis, Barrett-Ösophagus). Auch die Notwendigkeit einer Dosissteigerung eines Protonenpumpeninhibitors (PPI) zum Erreichen einer Beschwerdefreiheit ist hier zu nennen.
Zweites Kriterium ist das Vorliegen säureunabhängiger Symptome trotz ausreichender Medikation mit PPI. Zu nennen ist hier insbesondere der sogenannte «Volumenreflux», der in der Impedanzmessung objektiviert werden kann.
Drittes Kriterium ist das erneute Auftreten der Symptomatik im Rahmen eines Auslassversuches einer initial erfolgreichen medikamentösen Therapie.
Die im deutschsprachigen Raum publizierten Leitlinien zur Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit (https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-013.html) fassen diese Kriterien für die Indikationsstellung einer Antirefluxchirurgie in folgender Auflistung zusammen:

1. Typische Symptome (Anamnese)
2. Jahrelange Refluxanamnese (Anamnese)
3. Präsenz einer Hiatushernie (Endoskopie)
4. Inkompetente Antirefluxbarriere (Manometrie,
High-Resolution-Manometrie)
5. Pathologische Säureexposition mit Symptomkorrelation
(pH-Metrie, Impedanz-pH-Metrie, Symptom- Association Probability)
6. Positives Ansprechen auf PPI- Therapie (PPI-Response)
7. Notwendige PPI-Dosissteigerung
8. Reduzierte Lebensqualität

Es ist offensichtlich, dass das Ansprechen auf eine Medikation mit PPI für die Indikation einer chirurgischen Therapie eine wichtige Rolle spielt. Allerdings wurde diesbezüglich in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel vollzogen: Früher wurden insbesondere Patienten, die nicht oder nicht mehr auf eine PPI-Medikation ansprachen, für eine operative Behandlung ihres Refluxes in Betracht gezogen. Heute hingegen weiss man, dass vor allem diejenigen Patienten am meisten von einer operativen Intervention profitieren, die durch eine medikamentöse Blockade der Säureexposition eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden erfahren. Dieser Indikationswandel ist in der interdisziplinären Diskussion mit den Kollegen der Gastroenterologie zu beachten und im Rahmen der fachlichen, datenbasierten Therapieentscheidung unbedingt zu berücksichtigen.
Vor dem Hintergrund der mittlerweile gut dokumentierten und zahlreichen unerwünschten Nebenwirkungen einer für gewöhnlich lebenslang notwendigen Langzeittherapie mit PPI (z.B. höhere Inzidenz einer Osteoporose mit erhöhter Gefahr hüftgelenksnaher Femurfrakturen, dokumentierte Veränderung des gastrointestinalen Mikrobioms), ist die chirurgische Therapie der Refluxkrankheit also nicht bloss eine zusätzliche Therapiealternative, die diskutiert werden kann, sondern eine Option, die interdisziplinär diskutiert werden muss (3, 4).

Die laparoskopische Fundoplicatio

Über viele Jahre hinweg war die Klärung der Pathophysiologie einer GERD Gegenstand intensiver Forschungsbemühungen. Als gesichert gilt, dass ein anatomischer bzw. funktioneller Defekt an der Zwerchfellschlinge und am unteren Ösophagussphinkter die Entstehung einer GERD begünstigt. Deshalb ist das Ziel der chirurgischen Therapie, den Druck in diesem Bereich der Antirefluxbarriere zu erhöhen. Unabhängig davon, wie diese Druckerhöhung erzielt wird, wird die zusätzliche Versorgung einer meist gleichzeitig vorhandenen Hiatushernie verlangt (5). Ob diese Versorgung mit oder ohne Netz-Verstärkung erfolgen sollte, ist weiterhin Gegenstand intensiver fachlicher Diskussionen und soll hier nicht weiter beleuchtet werden.
Als Goldstandard der operativen Druckerhöhung im Rahmen einer chirurgischen Antireflux-Therapie gilt nach wie vor die klassische laparoskopische Fundoplicatio (6). Die minimal-invasive Technik der Fundoplicatio hat sich in der Zwischenzeit gegenüber den offenen Verfahren eindeutig durchgesetzt. Die Vorteile nach minimal-invasivem Vorgehen sind eine schnellere postoperative Rekonvaleszenz und bessere Kosmetik bei mindestens gleich guter symptomatischer Refluxkontrolle. Dies gilt insbesondere auch für Revisionseingriffe, da hierbei eine wesentlich bessere Visualisierung der anatomischen Situation gewährleistet werden kann. Die gebräuchlichen laparoskopischen Techniken zur Verbesserung der Schliessfunktion des unteren Ösophagussphinkter sind die Fundoplicatio nach Toupet mit einer partiellen posterioren 270° Manschette und die Fundoplicatio nach Nissen mit einer 360° Vollmanschette, jeweils immer in Verbindung mit der Versorgung einer meist gleichzeitig vorliegenden axialen Hiatushernie (Abb. 1 – 3). In ihrer Wirksamkeit wurden beide Techniken im Rahmen von randomisierten Studien mehrfach gegen die medikamentöse Therapie mit PPI getestet. Gefunden wurde, dass in allen Untersuchungen die laparoskopische Fundoplicatio der medikamentösen Therapie mit PPI nicht nur gleichwertig, sondern im kurz- und mittelfristigen Beobachtungsfenster hinsichtlich Symptomkontrolle und Patientenzufriedenheit auch überlegen zu sein scheint (7). Ein kritischer Aspekt der laparoskopischen Antireflux-Chirurgie ist sicherlich die immer wieder diskutierte Rate postoperativer Dysphagie und Unmöglichkeit des Aufstossens (sog. gas bloat Syndrom), beides für betroffene Patienten höchst unangenehme Zustände. Die Datenlage ist unklar, es zeichnet sich aber eine zumindest tendenziell deutlich niedrigere Dysphagierate nach einer Toupet-Fundoplicatio (270°-Manschette) im Vergleich zu einer Nissen-Fundoplicatio (360°-Manschette) ab (8). Aus diesem Grund wird erstgenannte Technik in vielen Zentren, so auch in unserem, als Goldstandard betrachtet.
Zweifelsohne ist die medikamentöse Therapie der Refluxkrankheit mittels PPI hoch effektiv. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass insbesondere die Langzeit-PPI-Therapie mit Nebenwirkungen assoziiert ist, die zumindest zur Kenntnis genommen werden müssen. Auch wird die PPI-Therapie nicht von allen betroffenen GERD-Patienten vertragen, so dass hier chirurgische Therapiealternativen in Betracht gezogen werden müssen. Festzuhalten bleibt, dass bei Beachtung der oben genannten Indikationskriterien und nach Durchführung einer umfassenden, interdisziplinären Diagnostik in einem selektierten Patientengut (ca. 40-50% aller GERD-Patienten) die chirurgische Antireflux-Therapie mittels laparoskopischer Fundoplicatio sicher und erfolgreich durchgeführt werden kann und somit empfohlen werden sollte.

Neuere chirurgische Techniken

In den letzten Jahren wurden weitere interventionelle und chirurgische Techniken zur Behandlung der Refluxkrankheit entwickelt, die zum Teil auch bereits ausserhalb klinischer Überwachungsstudien zur Anwendung kommen. Die wichtigsten werden im Rahmen
dieser Darstellung genannt.

1. Das LINX-System

Hierunter versteht man ein aus kleinen Titanplättchen bestehendes Magnetband, welches laparoskopisch um den unteren Ösophagussphinkter platziert wird und der Weite bzw. Dicke des jeweiligen Ösophagus individuell angepasst wird. Bei geschlossenem Magnetband soll der Ruhedruck am unteren Ösophagussphinkter so eingestellt sein, dass kein Reflux vorliegt. Bei Passage von Nahrungsbrei wird durch den Bolus das Magnetband gedehnt und nimmt nach Passage wieder die ursprüngliche, Reflux-vermeidende Position ein. Die Sicherheit und Wirksamkeit dieses Verfahrens ist in mehreren Studien belegt und 5-Jahres Ergebnisse liegen mit einer guten Symptomkontrolle und akzeptabler Dysphagierate von 6% vor (9, 10).

2. Das EndoStim®-System

Auch dieses System wird laparoskopisch eingebracht. Nach Präparation des unteren Ösophagus werden am Ösophagussphinkter zwei Elektroden angebracht, die mit einem subkutan platzierten Schrittmacher verbunden sind. Der untere Ösophagussphinkter wird elektrisch stimuliert mit dem Ziel, den Ruhedruck in diesem Bereich zu erhöhen und somit einen gastroösophagealen Reflux zu vermeiden. Bei gleichzeitigem Vorliegen einer axialen Hiatushernie wird diese in gleicher Operation mit einer Hiatoplastik versorgt. Da es sich hierbei nicht um eine direkte kontraktile Stimulation der Muskulatur des unteren Ösophagussphinkters handelt, ist frühestens nach drei Monaten mit einer objektivierbaren Besserung der Refluxproblematik zu rechnen (11). Daher ist eine überlappende Medikation mit PPI notwendig. In der Zwischenzeit liegen auch hier 2-Jahres Daten vor, die eine sehr gute Symptomkontrolle und Patientenzufriedenheit dokumentieren (12). Allerdings ist der Hersteller aktuell in wirtschaftliche Schieflage geraten, so dass der weitere Einsatz des Verfahrens mehr als fraglich erscheint.

3. Das RefluxStop™-System

Dies ist ein neues operatives Verfahren, bei dem nach laparoskopischer Versorgung der Hiatushernie ein Silikonwürfel von gut 2 cm Kantenlänge in unmittelbarer Nachbarschaft des unteren Ösophagussphinkters in eine Art Serosatasche fixiert wird und dafür sorgen soll, dass der untere Sphinkter unterhalb des Zwerchfellschenkels verbleibt und ohne Beeinträchtigung der Nahrungspassage eine suffiziente Refluxbarriere entsteht. Erste vielversprechende 1-Jahres Ergebnisse liegen vor, weitere Untersuchungen sind aber notwendig.

PD Dr. med. Andreas Thalheimer

Stv. Chefarzt Viszeralchirurgie
Spital Männedorf
Asylstrasse 10
8307 Männedorf

a.thalheimer@spitalmaennedorf.ch

Der Autor hat in Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.

  • Die GERD ist eine sehr häufige Erkrankung. Grundlage der Therapie ist nach entsprechender Diagnostik (Funktionsdiagnostik inkl. Endoskopie des oberen Gastrointestinaltraktes, Impedanz-pH-Metrie und High-Resolution Manometrie) die medikamentöse Behandlung mit PPI.
  • Unter Berücksichtigung bestimmter Selektionsparameter ist in einer gut definierten Subgruppe der Patienten eine chirurgische Therapie indiziert.
  • Idealerweise erfolgt die Indikationsstellung für eine Operation im interdisziplinären Kontext zusammen mit den Kollegen der Gastroenterologie.
  • Goldstandard der operativen Therapie ist auch weiterhin die laparoskopische Fundoplicatio. Bei Berücksichtigung der genannten Selektionskriterien ist eine sehr gute Symptomkontrolle und Patientenzufriedenheit auch im langfristigen Verlauf nach operativer Therapie zu erreichen.

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Medikamentöse Therapie der chronischen Herzinsuffizienz

Die medikamentöse Therapie der chronischen Herzinsuffizienz hat sich in den letzten Jahren durch den Miteinbezug neuer Medikamenten-Klassen in die Behandlungsrichtlinien stark weiterentwickelt. Der vorliegende Artikel fasst die aktuellen Empfehlungen kurz zusammen und geht insbesondere auf neue Studienergebnisse seit der Veröffentlichung der aktuellen Herzinsuffizienz-Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) von 2016 näher ein (1).

Die medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz hängt nach wie vor entscheidend von der linksventrikulären Auswurffraktion (left ventricular ejection fraction, LVEF) ab, auch wenn wir wissen, dass die LVEF kein perfektes Mass für die systolische linksventrikuläre Funktion ist.
Gemäss den aktuellen ESC-Leitlinien werden gemäss LVEF drei Herzinsuffizienz-Kategorien unterschieden (Tab. 1): 1) Herzinsuffizienz mit reduzierter LVEF <40% (Heart Failure with reduced Ejection Fraction, HFrEF), 2) Herzinsuffizienz mit erhaltener LVEF (LVEF ≥50%; Heart Failure with preserved Ejection Fraction, HFpEF), und 3) eine seit 2016 definierte Zwischenkategorie der Herzinsuffizienz mit mässig eingeschränkter LVEF (LVEF 40-49%; Heart Failure with mid-range Ejection Fraction, HFmrEF). Im vorliegenden Artikel werden die Neuigkeiten der medikamentösen Therapie in Bezug auf die verschiedenen Herzinsuffizienz-Kategorien getrennt dargestellt.

Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF)

Für die HFrEF existieren mehrere symptomatisch und prognostisch wirksame Behandlungsmassnahmen (Abb. 1), deren sequentieller Einsatz durch die Datenlage bzw. die aktuellen Leitlinien relativ gut definiert ist (1). Die Basis-Therapie besteht dabei neben einer symptomatischen Therapie mit Schleifendiuretika (Prinzip: «so viel wie nötig, so wenig wie möglich») immer aus einer Kombination eines ACE-Hemmers (ACE-I) oder Angiotensin-II Rezeptor-Blocker (ARB; nur bei ACE-I-Unverträglichkeit) und einem Betablocker, wobei die Reihenfolge des Einsatzes der beiden Medikamentenklassen unwesentlich ist, aber beide möglichst maximal dosiert werden sollen. Bleibt die LVEF trotz dieser Basistherapie ≤35%, und ist der Patient weiterhin zumindest leicht symptomatisch (NYHA ≥II), kommt zusätzlich ein Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonist (MRA; Spironolacton oder Eplerenon) zum Einsatz. Bei weiterhin persistierender Symptomatik bestehen danach drei weitere Therapie-Optionen, die einzeln oder bei passender Indikation sequentiell kombiniert zur Anwendung kommen sollen:
1) Wechsel des ACE-I/ARB auf einen Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI), sofern weiterhin ein erhöhtes B-type natriuretic peptide (BNP) resp. N-terminales proBNP (NT-pro BNP) nachweisbar ist. 2) Einsatz von Ivabradin bei Sinusrhythmus mit HF ≥70/min unter maximal tolerierter Betablocker-Dosis.
3) Implantation eines kardialen Resynchronisations-Devices (CRT) bei verbreitertem QRS-Komplex (bester Effekt wenn QRS≥150 ms) und typischer Linksschenkelblock-Morphologie. Bei persistierender Dyspnoe NYHA ≥II kommen individuell weitere, weniger gut etablierte Optionen wie Digoxin und H-ISDN (Hydralazin und
Isosorbid-Dinitrat) in Frage. Als letzte Optionen stehen bei einem sehr ausgewählten Patientengut ventrikuläre Assist-Devices und die Herztransplantation zur Verfügung.

HFrEF-Therapie mit einem Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI)

Kurz vor Erscheinen der aktuellen ESC-Leitlinien von 2016 (1) wurden die Resultate der PARADIGM-HF Studie (2) veröffentlicht. Dabei zeigte sich bei Patienten mit HFrEF und NYHA II-IV unter Therapie mit Sacubitril/Valsartan gegenüber der Therapie mit Enalapril eine 20% Reduktion des primären kombinierten Endpunktes (kardiovaskulärer Tod und Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz). Durch dieses Studienresultat fand die ARNI-Therapie mit einer Klasse IB Indikation Eingang in die Leitlinien.
In der Zwischenzeit konnte in verschiedenen Analysen gezeigt werden, dass der relative Benefit von Sacubitril/Valsartan gegenüber Enalapril auch bei Patienten mit tiefen Ausgangs-Blutdruckwerten (3) und bei nötiger Dosisreduktion (4) bestehen bleibt. Da Patienten mit diesen beiden Eigenschaften eine Population mit fortgeschrittener HFrEF repräsentieren und deshalb auch eine allgemein gesehen höhere Ereignisrate aufweisen, profitieren diese Patientengruppen absolut gesehen sogar am meisten von einer Therapie mit Sacubitril/Valsartan. Andererseits sind das genau die Patienten, bei denen die Etablierung einer ARNI-Therapie auf Grund der relativ stark hypotensiven Wirkung besonders schwierig ist. In dieser Population ist es umso wichtiger, dass vor Therapieumstellung eine allfällige diuretische Therapie auf die minimal nötige Dosis reduziert wird und nicht-prognostisch wirksame Komedikationen mit blutdrucksenkender Wirkung abgesetzt werden.
Weitere Analysen der PARADIGM-Studie haben folgendes gezeigt: 1) Sacubitril/Valsartan verlangsamt gegenüber Enalapril die Verschlechterung der Nierenfunktion bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz (5) und führt zu weniger schweren Hyperkaliämien. 2) Der Effekt von Sacubitril/Valsartan ist innerhalb des HFrEF-Spektrums unabhängig von der LVEF (6) und 3) Sacubitril/Valsartan kann im Vergleich zu Enalapril das Risiko eines plötzlichen Herztodes reduzieren (7).
Bisher wurden Patienten gemäss Guidelines bei chronischer HFrEF meist im ambulanten stabilen Setting auf ARNI umgestellt. Kürzlich konnte die PIONEER HF Studie zeigen, dass eine solche Therapieumstellung auch bei auf Grund einer dekompensierten Herzinsuffizienz hospitalisierten Patienten nach hämodynamischer Stabilisierung ohne wesentliche Risiken gut möglich ist und vielleicht sogar zu einem besseren klinischen Verlauf führt (8, 9).

Diabetes mellitus und HFrEF-Therapie

Die Gruppe der Sodium-Glucose Cotransporter 2-Inhibitoren (SGLT2-Inhibitoren), welche über eine gesteigerte Glucosurie zur Reduktion des Blutglucose-Spiegels führen, hat in letzter Zeit in kardiologischen Kreisen grosses Aufsehen erregt. In den grossen, von den Behörden verlangten kardiovaskulären Sicherheitsstudien für Empagliflozin (10), Canagliflozin (11) und Dapagliflozin (12) zeigte sich das überraschende Resultat einer signifikanten Reduktion der Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz bei diabetischen Patienten. Die genauen, diesen Resultaten zugrundeliegenden Mechanismen sind bis anhin nicht gänzlich geklärt. Unter anderen kommen sie durch eine diuretische Wirkung, sowie eine Reduktion der Vor- und Nachlast zu Stande. Nebst der Klärung dieser Wirkmechanismen stellte sich die Frage, ob die SGLT 2-Inhibitoren auch als primäre Herzinsuffizienztherapie bei HFrEF Patienten ohne Diabetes mellitus eine prognostische Wirkung zeigen können. Die erste von mehreren gross angelegten diesbezüglichen Studien wurde kürzlich publiziert (13): Dapagliflozin zeigte gegenüber Placebo neben einer 26%igen Risikoreduktion des kombinierten Endpunktes (kardiovaskulärer Tod, Herzinsuffizienz-Hospitalisationen, dringende Herzinsuffizienz-Therapie mit i.v. Therapie) auch eine signifikante Reduktion der herzinsuffizienzbedingten Hospitalisationen um 30%. Wesentlich ist, dass in dieser Studie nur 50% der Patienten einen Diabetes aufwiesen, und dass die Effekte bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern in gleichem Masse ausfielen.
Aufgrund dieser Daten haben die SGLT 2-Inhibitoren in der Diabetestherapie bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko oder bereits etablierten kardiovaskulären Erkrankungen respektive HFrEF eine zentrale Rolle erlangt. Ob und wie die SGLT 2-Inhibitoren auch als primäre Herzinsuffizienztherapie bei Patienten ohne Diabetes in der Klinik in Zukunft eingesetzt werden, wird sich mit der Überarbeitung der Herzinsuffizienz-Richtlinien 2021 zeigen. Nicht zuletzt wird dies auch von den Resultaten weiterer kurz vor Abschluss stehender Studien abhängen (z.B. EMPEROR-Reduced).

Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF)

Im Gegensatz zur HFrEF konnte bei HFpEF noch für keine medikamentöse Therapie eine Reduktion der Mortalität nachgewiesen werden. Die Leitlinien (1) halten für das Management von HFpEF fest, dass, 1) eine diuretische Therapie bei hypervolämen Patienten indiziert ist und 2) dass Komorbiditäten (z.B. Übergewicht, Lungenerkrankungen, Schlafapnoe) systematisch gesucht und wenn vorhanden rigoros behandelt werden sollen.
Allerdings muss festgehalten werden, dass in den letzten Jahren das Wissen über HFpEF durch zahlreiche Studien zu verschiedenen Therapieansätzen deutlich erweitert werden konnte (14). Zusätzlich ergaben sich wichtige neue Aspekte zur randomisierten, multinationalen TOPCAT Studie (15), welche die Wirkung von Spironolacton bei HFpEF untersucht hat. Vorangegangen waren mechanistische Studien, welche günstige Effekte von Spironolacton auf die diastolische LV-Funktion und die Leistungsfähigkeit dokumentiert hatten. Die TOPCAT-Studie fiel zwar bezüglich des primären kombinierten Endpunkts (kardiovaskulärer Tod, überlebter plötzlicher Herztod, Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz) und Mortalität insgesamt neutral aus. Allerdings konnte eine Reduktion der Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz für Spironolacton gezeigt werden, was für die alten und polymorbiden HFpEF-Patienten ein wichtiges Ergebnis ist. Auf Grund einerseits sehr unterschiedlicher Ereignisraten und andererseits unterschiedlicher Therapieeffekten in den USA/Kanada gegenüber Russland wurden im Verlauf verschiedene Analysen durchgeführt, welche suggerieren, dass in Russland ein relevanter Anteil der eingeschlossenen Patienten wahrscheinlich keine HFpEF hatte (viel besserer Outcome als in den USA) und wahrscheinlich keine Spironolacton-Therapie erhielt (kein Nachweis von Spironolacton-Metaboliten im Urin und keine Veränderungen des Serum-Kaliums unter Therapie) (16). Wenn man dies berücksichtigt, könnte TOPCAT doch auf eine günstige Wirkung von Spironolacton bei HFpEF hinweisen.
Die kürzlich publizierte PARAGON-HF Studie (17), welche eine Therapie mit Sacubitril/Valsartan versus einer Therapie mit Valsartan bei Patienten mit LVEF >45% untersuchte, verfehlte es knapp, einen statistischen Benefit bezüglich Herzinsuffizienz-Hospitalisationen und kardiovaskulärem Tod zu zeigen. Subgruppen-Analysen suggerieren jedoch, dass vor allem Frauen und Patientinnen und Patienten mit tiefnormaler oder leicht eingeschränkter LVEF doch profitieren könnten (17, 18).
Aktuell noch ausstehend sind diverse grosse Studien, welche die Wirkung der SGLT 2-Inhibitoren bei HFpEF untersuchen (u.a. EMPEROR-Preserved, DELIVER).

Herzinsuffizienz mit mässig eingeschränkter Auswurffraktion (HFmrEF)

Bisherige Herzinsuffizienztherapiestudien haben sich auf die zwei Entitäten HFrEF (Einschlusskriterium jeweils meist LVEF <40% oder <35%) und HFpEF beschränkt, wobei die Einschlusskriterien für HFpEF variabel waren (LVEF >40% bis LVEF ≥50%). Die in den aktuellen Leitlinien neu geschaffene Kategorie der HFmrEF wurde somit bisher nie allein studiert, sondern nur innerhalb von HFpEF-Studien. Es ist somit unklar, ob HFmrEF-Patienten von einer HFrEF-Therapie profitieren oder eher wie HFpEF-Patienten auf die Therapie reagieren.
In einer grossen Metaanalyse (19) zeigten sich bei HFmrEF intermediäre Patienten-Charakteristika bezüglich kardiale und nicht-kardiale Komorbiditäten, Alter und Geschlecht verglichen mit Patienten der beiden anderen Herzinsuffizienz-Kategorien. Jedoch war die koronare Herzkrankheit als Ursache der Herzinsuffizienz bei HFmrEF signifikant häufiger als bei HFpEF-Patienten und von der Häufigkeit sogar vergleichbar mit derjenigen der HFrEF Populationen. Dies kann auf gewisse Ähnlichkeiten der HFmrEF Population mit der HFrEF Population auch im Hinblick auf mögliche Therapieoptionen hindeuten.
Einige post-hoc Analysen grösserer Herzinsuffizienzstudien suggerieren, dass eine HFrEF-Therapie auch im Setting einer HFmrEF einen Benefit haben könnte. In der TOPCAT Studie (Spironolacton vs Placebo bei HFpEF (15)) wurden Patienten mit LVEF >45% eingeschlossen. Der stärkste therapeutische Benefit von Spironolacton fand sich in der Subgruppe der Patienten mit LVEF 45-50%, was damit wiederum auf einen Nutzen bei HFmrEF Patienten hindeutet (20). Des Weiteren zeigte auch eine Analyse der CHARM-Studie (21), welche alle drei Herzinsuffizienz-Typen eingeschlossen hat, eine vergleichbare signifikante Reduktion des primären Endpunktes (bestehend aus kardiovaskulärer Mortalität und Hospitalisation aus Herzinsuffizienz-Gründen) unter Candesartan bei HFmrEF- und HFrEF-Patienten, während bei HFpEF kein Benefit dokumentiert werden konnte. Wie oben bereits dargelegt gibt es auch für Sacubitril/Valsartan erste Daten, die ein Therapieansprechen bei Patienten mit leicht eingeschränkter LVEF suggerieren (18).
Insgesamt gibt es somit gute Hinweise, dass Patienten mit HFmrEF von einer HFrEF-Therapie profitieren könnten. Zukünftig sind prospektive Studien nötig, um diese Daten zu bestätigen.

Dr. med. Marc Buser

Klinik für Kardiologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstrasse 95
9007 St. Gallen

marc.buser@kssg.ch

Prof. Dr. med. Hans Rickli

Klinik für Kardiologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstrasse 95
9007 St. Gallen

Prof. Dr. med. Micha T. Maeder

Klinik für Kardiologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstrasse 95
9007 St. Gallen

Dr. Buser: Referentenhonorare von Novartis und Boehringer, Dr. Maeder: Advisory Board Tätigkeit für Novartis. In direktem Zusammenhang mit diesem Artikel haben die Autoren keine Interessenskonflikte deklariert.

  • Die etablierte medikamentöse HFrEF-Therapie ist prognostisch hoch wirksam und beinhaltet neben einem ACE-Hemmer/Angiotensin
    II-Rezeptor-Antagonisten einen Betablocker und einen Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten. Zusätzlich haben heute auch der Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Antagonist Sacubitril/Valsartan sowie Ivabradin ihren Stellenwert in der HFrEF Behandlung. SGLT 2-Inhibitoren scheinen eine positive Wirkung bei HFrEF zu haben. Laufende Studien werden zeigen, ob diese Substanzen in Zukunft auch in der primären Herzinsuffizienz-Therapie (ohne Diabetes mellitus) einen Stellenwert erlangen.
  • Auch wenn in den letzten Jahren durch zahleiche Studien zur HFpEF-Therapie das Wissen stark erweitert werden konnte, gibt es weiterhin kein Medikament, welches das Überleben dieser Patienten verbessert.
  • In einigen post-hoc Analysen scheint ein gewisser Benefit einer HFrEF-Therapie (mit Spironolacton und Candesartan respektive auch Sacubitril/Valsartan) bei HFmrEF-Patienten zu bestehen. Prospektive Studien sind auf diesem Gebiet nötig, um die präliminären Daten zu bestätigen oder zu widerlegen.

1. Ponikowski P, Voors AA, Anker SD, Bueno H, Cleland JG, Coats AJ, Falk V, González-Juanatey JR, Harjola VP, Jankowska EA, Jessup M, Linde C, Nihoyannopoulos P, Parissis JT, Pieske B, Riley JP, Rosano GM, Ruilope LM, Ruschitzka F, Rutten FH, van der Meer P. 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure: The Task Force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC). Developed with the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. Eur Heart J 2016;37:2129-200.
2. McMurray JJ, Packer M, Desai AS, Gong J, Lefkowitz MP, Rizkala AR, Rouleau JL, Shi VC, Solomon SD, Swedberg K, Zile MR; PARADIGM-HF Investigators and Committees. Angiotensin-neprilysin inhibition versus enalapril in heart failure. N Engl J Med 2014;371:993–1004.
3. Böhm M, Young R, Jhund PS, Solomon SD, Gong J, Lefkowitz MP, Rizkala AR, Rouleau JL, Shi VC, Swedberg K, Zile MR, Packer M, McMurray JJV. Systolic blood pressure, cardiovascular outcomes and efficacy and safety of sacubitril/valsartan (LCZ696) in patients with chronic heart failure and reduced ejection fraction: results from PARADIGM-HF. Eur Heart J. 2017 Apr 14;38(15):1132-1143.
4. Vardeny O, Claggett B, Packer M, Zile MR, Rouleau J, Swedberg K, Teerlink JR, Desai AS, Lefkowitz M, Shi V, McMurray JJ, Solomon SD; Prospective Comparison of ARNI with ACEI to Determine Impact on Global Mortality and Morbidity in Heart Failure (PARADIGM-HF) Investigators. Efficacy of sacubitril/valsartan vs. enalapril at lower than target doses in heart failure with reduced ejection fraction: the PARADIGM-HF trial. Eur J Heart Fail. 2016 Oct;18(10):1228-1234.
5. Damman K, Gori M, Claggett B, Jhund PS, Senni M, Lefkowitz MP, Prescott MF, Shi VC, Rouleau JL, Swedberg K, Zile MR, Packer M, Desai AS, Solomon SD, McMurray JJV. Renal Effects and Associated Outcomes During Angiotensin-Neprilysin Inhibition in Heart Failure. JACC Heart Fail. 2018 Jun;6(6):489-498.
6. Solomon SD, Claggett B, Desai AS, Packer M, Zile M, Swedberg K, Rouleau JL, Shi VC, Starling RC, Kozan Ö, Dukat A, Lefkowitz MP, McMurray JJ. Influence of Ejection Fraction on Outcomes and Efficacy of Sacubitril/Valsartan (LCZ696) in Heart Failure with Reduced Ejection Fraction: The Prospective Comparison of ARNI with ACEI to Determine Impact on Global Mortality and Morbidity in Heart Failure (PARADIGM-HF) Trial. Circ Heart Fail. 2016 Mar;9(3):e002744.
7. Desai AS, McMurray JJ, Packer M, Swedberg K, Rouleau JL, Chen F, Gong J, Rizkala AR, Brahimi A, Claggett B, Finn PV, Hartley LH, Liu J, Lefkowitz M, Shi V, Zile MR, Solomon SD. Effect of the angiotensin-receptor-neprilysin inhibitor LCZ696 compared with enalapril on mode of death in heart failure patients. Eur Heart J. 2015 Aug 7;36(30):1990-7.
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9. Morrow DA, Velazquez EJ, DeVore AD, Desai AS, Duffy CI, Ambrosy AP, Gurmu Y, McCague K, Rocha R, Braunwald E. Clinical outcomes in patients with acute decompensated heart failure randomly assigned to Sacubitril/Valsartan or Enalapril in the PIONEER-HF Trial. Circulation. 2019;139:2285-2288.
10. Zinman B, Wanner C, Lachin JM, Fitchett D, Bluhmki E, Hantel S, Mattheus M, Devins T, Johansen OE, Woerle HJ, Broedl UC, Inzucchi SE; EMPA-REG OUTCOME Investigators. Empagliflozin, Cardiovascular Outcomes, and Mortality in Type 2 Diabetes. N Engl J Med. 2015 Nov 26;373(22):2117-28.
11. Neal B, Perkovic V, Mahaffey KW, de Zeeuw D, Fulcher G, Erondu N, Shaw W, Law G, Desai M, Matthews DR; CANVAS Program Collaborative Group. Canagliflozin and Cardiovascular and Renal Events in Type 2 Diabetes. N Engl J Med. 2017 Aug 17;377(7):644-657.
12. Wiviott SD, Raz I, Bonaca MP, Mosenzon O, Kato ET, Cahn A, Silverman MG, Zelniker TA, Kuder JF, Murphy SA, Bhatt DL, Leiter LA, McGuire DK, Wilding JPH, Ruff CT, Gause-Nilsson IAM, Frederiksson M, Johansson PA, Langkilde AM, Sabatine MS; DECLARE-TIMI 58 Investigators. Dapagliflozin and cardiovascular outcomes in Typ 2 Diabetes. N Engl J Med. 2019;380(4):347-357.
13. McMurray JJV, Solomon SD, Inzucchi SE, Kober L, Kosiborod MN, Martinez FA, Ponikowski P, Sabatine MS, Anand IS, Belohlavek J, Böhm M, Chiang CE, Chopra VK, de Boer RA, Desai AS, Diez M, Drozdz J, Dukat A, Ge J, Howlett JG, Katova T, Kitakaze M, Ljungman CEA, Mekely B, Nicolau JC, O’Meara E, Petrie MC, Vinh PN, Schou M, Tereshchenko S, Verma S, Held C, DeMets DL, Docherty KF, Jhund PS, Bengtsson O, Sjostrand M, Langkilde AM; DAPA-HF Trial Committees and Investigators. Dapagliflozin in patients with heart failure and reduced ejection fraction. N Engl J Med. 2019;381(21):1995-2008.
14. Maeder MT, Buser M, Brenner R, Rickli H. Heart failure with preserved ejection fraction (HFpEF).Ther Umsch. 2018 Sep;75(3):161-169.
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16. De Denus S, O’Meara E, Desai AS, Claggett B, Lewis EF, Leclair G, Jutras M, Lavoie J, Solomon SD, Pitt B, Pfeffer MA, Rouleau JL. Spironolactone Metabolites in TOPCAT – New Insights into Regional Variation. N Engl J Med. 2017 Apr 27;376(17):1690-1692.
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Schweizer Richtlinien 2020 zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2

Die Schweizerische Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie (SGED/SSED) hat als eine der ersten Fachgesellschaften moderne und auf nach heutigem Wissensstand bezüglich kardiovaskulärem Risiko fokussierte Empfehlungen herausgegeben, die im Folgenden präsentiert werden.

Seit 2008 werden von der «Federal Drug Administration» (FDA) kardiovaskuläre Sicherheits- und Endpunkt-Studien verlangt. Diese Entwicklung hat zu ganz neuen Entwicklungen in den Therapieempfehlungen für den Diabetes mellitus Typ 2 geführt. Bis heute versterben noch ungefähr zwei Drittel der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 an einem kardiovaskulären Ereignis. Aus diesem Grund soll zukünftig der Fokus auf Therapeutika, welche das kardiovaskuläre Risiko senken und Todesfälle verhindern, gesetzt werden.
Aktuell bestehen diese Daten für SGLT2-Hemmer und für GLP1-RA, durch welche eine Risikoreduktion sowohl für kardiovaskuläre Ereignisse als auch Mortalität und Nierenschutz erreicht werden konnte. Bei SGLT2-Hemmern wurde zusätzlich ein positiver Effekt auf Herzinsuffizienz und die Progression der Nieren-insuffizienz nachgewiesen. Die GLP1-RA haben zusätzlich eine Risikoreduktion von ischämischem Hirnschlag gezeigt. Für den SGLT2-Hemmer Empagliflozin und den GLP1-RA Liraglutid wurde eine Reduktion der Gesamtmortalität gezeigt. Eine direkte Vergleichsstudie beider Klassen oder eine kardiovaskuläre Endpunktstudie mit Kombination beider Substanzklassen liegt bis anhin nicht vor. Dennoch gibt es post hoc Analysen, welche auf einen additiven Effekt bezüglich HbA1c-Senkung, Gewichtsreduktion und Senkung des kardiovaskulären Risikos (Ereignisse und Mortalität) hindeuten.

Vorgehen im Praxisalltag

Wir werden nun systematisch die wichtigsten Aspekte zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 anhand von Vorerkrankungen und Risikofaktoren vorstellen. Zudem ist eine gute Lifestylemodifikation (Nikotin-stopp, Bewegung etc.) als Grund-pfeiler der Therapie wichtig. Die folgenden Fragen sollen als Gedankenstütze im Praxisalltag dienen. Zusammenfassend enthalten die Abbildungen 1 und 2 alle wichtigen Informationen.

1. Braucht der Patient Insulin?

Bei Hinweisen auf eine katabole Stoffwechsellage als Ausdruck von Insulinmangel wie Gewichtsverlust, Polyurie, Polydipsie oder bei HbA1c > 10% ist Insulin als Primärtherapie nie falsch. Bei chronischer Pankreatitis und/oder Ketonurie als Redflag sollte Insulin verabreicht werden. Bei der Wahl des Basisinsulins ist ein ultralang wirksames Insulin (Insulin Degludec (Tresiba) oder Insulin GlarginU300 (Toujeo) angebracht, weil darunter nachweislich weniger Hypoglykämien auftreten.

2. Wie ist die Nierenfunktion?

Eine wichtige Frage, weil die meisten Therapeutika unter eGFR 30ml/min nicht mehr verabreicht werden können

eGFR 30-45ml/min:

SGLT-2-Hemmer können gemäss Compendium bis zu einer eGFR von 45ml/min (ausser Ertugliflozin nur bis eGFR 60ml/min) gegeben werden. Neuere Daten in kardiovaskulären Outcome-Studien mit Empagliflozin (Jardiance) und Canagliflozin (Invokana) zeigen, dass diese bis zu einer eGFR von 30ml/min sicher verschrieben werden können. Die positiven Effekte bezüglich kardiovaskulärer Endpunkt oder Nierenschutz bleiben, wobei die HbA1c-senkende Wirkung verringert ist.

Ein Therapiebeginn mit Meformin ist nicht mehr empfohlen und falls bereits eine etablierte Therapie besteht, ist eine Dosisreduktion auf 1000 mg täglich sinnvoll.

eGFR < 30ml/min:

GLP1-RA (falls BMI > 28kg/m2) können bis zu einer eGFR von 15ml/min und sogar bis zur Dialyse verabreicht werden. DPP4-Hemmer sind sicher, aber ohne positiven Effekt auf die Gesamtmortalität. Für Linagliptin (Trajenta) braucht es, selbst bei Dialysebedürftigkeit, keine Dosisanpassung. Für Sitagliptin ist eine Dosisanpassung nötig. Lediglich Saxagliptin hat Hinweise auf eine erhöhte Rate von Herzinsuffizienz gezeigt.
Metformin muss gestoppt werden.

3. Leidet der Patient an Herzinsuffizienz oder soll diese verhindert werden?

Ein SGLT2-Hemmer und Metformin sollten etabliert werden, weil mit dem SGLT2-Hemmer das kardiovaskuläre Risiko deutlich gesenkt werden kann. Gute Evidenz gibt es für HFREF (heart failure with reduced ejection fraction), wobei eine positive Wirkung auf HFPEF (heart failure with pre-
served ejection fracture), als häufigste Form bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 pathophysiologisch wahr-scheinlich ist. Auch wenn beim Typ 2 Diabetes mellitus alle Risikofaktoren optimal eingestellt sind, besteht ein 45% höheres Risiko für eine Herzinsuffizienz.

4. Was ist das HbA1c-Ziel?

Bei jungen Patienten ohne Sekundärorganschäden sollte das HbA1c auf 6.5% gesenkt werden, sofern dafür keine Hypoglykämien in Kauf genommen werden müssen. Falls das HbA1c z.B. unter GLP1-RA unter 6.5% geht, sollte die Therapie deswegen nicht reduziert werden.
Ältere und polymorbide Patienten, welche Insulin oder Sulfonylharnstoffe haben, sollten keinesfalls Hypoglykämien haben und ein HbA1c von < 8% ist angemessen.

Quelle: Swiss Recommendations of the Society for Endocrinology and Diabetes (SGED/SSED) for the Treatment of Type 2 Diabetes Mellitus (2019). Diese können auf www.sgedssed.ch heruntergeladen werden.

Prof. Dr. med.Roger Lehmann

UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zurich

Roger.Lehmann@usz.ch

Dr. med. Matthias Ernst

USZ Zürich

matthias.ernst@usz.ch

RL: Teilnahme an Advisory Boards und Referentenhonorare von Novo Nordisk, Sanofi, MSD, Boehringer Ingelheim, Servier und Astra Zeneca.
ME: Reise- und Kongressspesen von Novo Nordisk, Eli Lilly und Ipsen.

  • Haupttherapieziel bei Diabetes mellitus Typ 2 soll eine Reduktion des kardiovaskulären Risikos und eine Nephroprotektion sein.
  • Hypoglykämien sollten vermieden werden und ein Gewichtsverlust ist erwünscht und deshalb sind primär SGLT2-Hemmer und GLP1-RA, oder deren Kombination, empfohlen.
  • Bei der Kombination kommen die Vorteile in Bezug auf die Herzinsuffizienz (SGLT-2 Hemmer) und in Bezug auf die Reduktion von Apoplexie (GLP-1 RA) voll zum Zug und auch die Effekte auf HbA1c Senkung und Gewichtsverlust sind additiv.

Covid-19-Pandemie – eine Bestätigung für den Bedarf einer hochstehenden Altersmedizin

Beim Verfassen dieses Editorials scheint die Covid-19-Pandemie in der Nordwestschweiz erst am Anrollen zu sein. Im Tessin sind die Grenzen der medizinischen Versorgungsmöglichkeiten schon bald erreicht. Nicht nur die Schweiz, die ganze Welt steht im Bann dieses neuen Virus, der insbesondere für ältere vulnerable Menschen eine grosse Bedrohung ist.

Angesichts der sich verknappenden medizinischen Ressourcen braucht es insbesondere für die (gottlob) kleinste, aber schwerst erkrankte und auf Intensivbehandlung angewiesene Gruppe von Covid-Patienten klare und gerechte Entscheidungsgrundlagen, die den Zugang zu Intensivstationen regeln. Die SAMW stützt sich dabei auf ethische Grundprinzipien, die in der Altersmedizin, wie wohl in keiner anderen medizinischen Disziplin auch in nicht-Pandemie Zeiten alltagspräsent sind.
Das Antizipieren schwieriger medizinischer Entscheidungen kann ohne bestehenden Zeitdruck mittels Patientenverfügung oder eines «Advanced Care Planning (ACP)» in einer später auftretenden akuten Notsituation vieles (wenn auch nicht alles!) entspannen. Wichtig ist, dass ältere Patienten beim Verfassen solcher Dokumente von altersmedizinisch geschulten Ärzten unterstützt werden.
Dies macht insofern Sinn, als dass so der Patientenwille hinsichtlich Reanimation und Umfang intensivmedizinischer Massnahmen bei allfälligen Komplikationen gestützt auf die medizinische Realität, d.h. im Wissen einer allenfalls deutlich schlechteren Lebensprognose bei vorliegender erhöhter Vulnerabilität (bestehende funktionelle Einschränkungen, chronische Multimorbidität) definiert wird. Diese Vulnerabilität kann mittels validierten geriatrischen Mess- und Assessmentmethoden objektiv erfasst und mit einer fundierten Prognose bei medizinischen Komplikationen verbunden werden. Aus altersmedizinischer Sicht ist es entscheidend, dass ein Patient von seiner eigenen Vulnerabilität und der damit verbundenen medizinischen Prognose Kenntnis hat. Die Diskussion einer im Pandemie-Kontext verwehrten Intensivstationsaufnahme kann sich damit weitgehend erübrigen. Beim Verfassen von Patientenverfügung und ACP muss der Patient auch volle Aufklärung zu den Prinzipien und Möglichkeiten einer umfassenden Palliative Care erhalten.
Das erfolgreiche Kommunizieren zu diesen schwierigen medizinischen Inhalten ist anspruchsvoll und zeitaufwändig. Deshalb lohnt es sich, dies rechtzeitig und wenn möglich ohne zu grossen Zeitdruck anzugehen. Der folgende Beitrag der Kollegen Blum und Schlögl aus Zürich zeigt auch, dass dies mit etwas Übung und der Kenntnis von ein paar einfachen Grundregeln gar nicht so schwierig ist.

Ich wünsche gute Lektüre!

Prof. Dr. med. Reto W. Kressig, Basel

Prof. Dr. med. Reto W. Kressig

Ärztlicher Direktor & Klinischer Professor für Geriatrie
Universitäre Altersmedizin FELIX PLATTER & Universität Basel
Burgfelderstrasse 101
4002 Basel

RetoW.Kressig@felixplatter.ch

Praktische Hinweise für den Umgang mit terminalen Patienten

Die aktuelle COVID–19–Pandemie stellt eine grosse Herausforderung von unbekannter Dauer dar, in der möglicherweise Hunderttausende von Menschen erkranken, einige davon kritisch, und mehrere Tausende sterben könnten. Diejenigen, die alt oder gebrechlich sind und/oder an einer chronischen oder schweren Grunderkrankung leiden, sind durch das neue Coronavirus am stärksten gefährdet (1).

Die Palliativmedizin umfasst die Betreuung und die Behandlung von Menschen mit unheilbaren, lebensbedrohlichen und/oder chronisch fortschreitenden Krankheiten. Sie wird vorausschauend miteinbezogen; ihr Schwerpunkt der Anwendung liegt in der Zeitspanne, in der die Heilung der Krankheit als nicht mehr möglich erachtet wird und deshalb kein primäres Ziel mehr darstellt. Patientinnen und Patienten wird eine ihrer Situation angepasste optimale Lebensqualität bis zum Tode gewährleistet, indem man versucht Leiden und Komplikationen vorzubeugen (2).
Die Palliativmedizin versteht sich dabei als eine Haltung, welche die Grenzen der Medizin anerkennt und sich dem Sterben des Patienten und dem häufig anklingenden Gefühl der Hilflosigkeit stellt (3). Palliativversorgung ist dabei in einem breiten Spektrum von Bereichen der Gesundheitsversorgung durchführbar, vom Spital der Maximalversorgung bis hin zur medizinisch-ambulanten Grundversorgung. Alle in der Gesundheitsversorgung Beschäftigten sollten eine angemessene Palliativversorgung anbieten können, dies ist gerade in einer drohenden Krise besonders wichtig. Sie müssen daher kontinuierlich aus- und weitergebildet werden, um entsprechendes Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen zu erlangen. Nur so ist es möglich, den herausfordernden Bedürfnissen der Patienten und ihrer Familien gerecht zu werden und – unabhängig von der zugrundeliegenden Diagnose – den höchstmöglichen Versorgungsstandard zu erreichen (4).

Offene und angemessene Kommunikation

Aufgrund der aktuellen COVID-19-Pandemie werden die Mitarbeiter in den Gesundheitsberufen mit einer Vielzahl von schwierigen Gesprächssituationen konfrontiert, für die manche von ihnen geschult sind, andere nicht. Ungenügende kommunikative Fähigkeiten von Gesundheitsfachpersonen können nicht selten zur Vermeidung emotional belastender Diskussionen mit schwer erkrankten Patienten führen (5).
Die Begleitung sterbender Menschen und ihres sozialen Umfelds erfordert dabei Empathie, Feingefühl und Intuition. Darüber hinaus sollten Ärzte und Pflegefachpersonen wissen, welche Möglichkeiten der Kommunikation sich ihnen bieten. Studien haben dabei gezeigt, dass diese besonderen Kompetenzen in speziellen Kommunikationsseminaren geschult werden können (6), was letztlich zu mehr Selbstsicherheit im Umgang mit Patienten und einer höheren Zufriedenheit mit dem eigenen Beruf führt (7) – alles wichtige Faktoren in der Prophylaxe von Überforderung und Burnout, was speziell im Berufsbild des Arztes eine Gefahr ist. In der Ausbildung haben sich dazu interprofessionelle Kurskonzepte besonders bewährt (z.B. mit Ärzten und Pflegefachpersonen) (8).
Die aktuellen Erfahrungen in Italien haben gezeigt (9), dass medizinische Rationierungsentscheidungen erforderlich sein können. Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) und die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) haben daher am 20. März 2020 gemeinsame Richtlinien für Triage-Entscheidungen hinsichtlich Aufnahme und Verbleib auf Intensivstationen veröffentlicht, deren jeweils aktuelle Fassung online verfügbar ist: www.samw.ch/corona.

Folgende Probleme kommen möglicherweise auf uns zu oder haben uns bereits erreicht:

  • Familienangehörigen und Bevollmächtigten ist es untersagt, akut kranke Spitalpatienten und chronische Langzeitpflegebedürftige in Pflegeeinrichtungen zu besuchen. Um unerwünschte Spitalaufenthalte und Intensivbehandlungen zu vermeiden, ist es von grösster Bedeutung, die Präferenzen der Patienten in einem Notfalldokument (z.B. die Schweizer Version der Ärztlichen Notfallanordnung, ÄNO) klar zu ergründen und zu dokumentieren. Dabei ist es wichtig, die Wünsche der Patienten zu dokumentieren und die Dokumente für eine akute Situation verfügbar zu machen (10).
  • Die Betreuung von Schwerstkranken oder Sterbenden fordert vom gesamten Behandlungsteam ein grosses Engagement ab. Personen, welche im palliativen Bereich tätig sind, sind fortlaufend belastenden Situationen ausgesetzt. Dies kann dazu führen, dass ein Missverhältnis zwischen Kraft und Last entsteht, was wiederum die Anfälligkeit auf Krankheiten und Ineffizienz in einem Team erhöht. Andere Fachpersonen werden vielleicht nach Hause geschickt, um zwei Wochen in Zwangs-Quarantäne zu verbringen, obwohl sie wissen, dass ihre Patienten und Kollegen sie brauchen. Moralische Bedrängnis, Trauer und Frustration werden Nerven und Beziehungen zerreissen. Geistige und spirituelle Betreuung, Teamunterstützung und Anleitung zur Selbstpflege werden mehr denn je im Zentrum stehen.

Schwierige Gespräche in Krisensituationen und am Lebensende

Gerade junge Kollegen sind mit dieser Art von Gesprächen oftmals überfordert. Auch wenn es schwierig ist, für die individuellen Situationen kommunikative Standards zu benennen, gibt es Kompetenzen, die erworben werden können, um das Wohl des Patienten und seiner Angehörigen in diesen schwierigen Situationen zu unterstützen (12 – 14). Hierzu ist jedoch ein interprofessionelles Vorgehen wichtig. Nur eine gute Abstimmung und ein enger Austausch zwischen Ärzten und Pflegenden im Aufklärungsprozess kann das Risiko widersprüchlicher Aussagen verringern (Tab. 1). Eine der dabei bekanntesten Kommunikationsstrategien ist das sog. SPIKES–Protokoll (15). Dieses leicht zu merkende englische Akronym stellt strukturierte Schritte zur Überbringung schlechter Nachrichten dar. Deren Umsetzung im Gespräch muss geübt werden und kann – mit etwas Erfahrung – die eigene Kommunikationsfähigkeit in schwierigen Situationen massgeblich verbessern. Dabei können folgende Punkte von besonderer Wichtigkeit sein:

• Setting

Planen Sie genügend Zeit für ein Aufklärungsgespräch ein und informieren Sie sich über die relevanten Fakten zur Krankheit und zum Patienten. Wählen Sie dafür einen geeigneten Ort für das Gespräch (z.B. separater Raum, Ruhe, kein Telefon, ausreichend Sitzgelegenheiten) und klären Sie, wer ausser dem Patienten am Gespräch teilnehmen soll (z.B. Pflegefachperson, Partner, Kinder). Neben diesen eher formalen Kriterien ist es jedoch auch wichtig, sich selbst emotional auf das schwierige Gespräch vorzubereiten. Eine kürzlich im JAMA erschiene Übersichtsarbeit hat diesbezüglich unterschiedliche evidenz- und erfahrungsbasierte Praktiken beschrieben, die dem Kliniker helfen sollen, sich vor bzw. während eines wichtigen Gesprächs aufmerksam und sensibel zu verhalten (16).

• Perception

Hier geht es um die Einschätzung der Patientenwahrnehmung bzw. um den Wissensstand des Patienten. Ohne zu wissen wo die «Baseline» des Patienten ist, ist ein Gespräch auf «Augenhöhe» nicht möglich!

• Knowledge

Führen Sie schrittweise zu der Nachricht hin, z.B. indem Sie die bisherigen Untersuchungen zusammenfassen. Nennen Sie den Namen der Krankheit und beschreiben Sie diese in verständlicher Sprache. Kündigen Sie die schlechte Nachricht ggf. durch eine «Warnung» an und lassen Sie dem Patienten ausreichend Zeit, die Nachricht aufzunehmen. Dabei gibt der Patient ganz klar das Tempo vor (17). Lassen Sie sich daher von dem leiten, was der Patient besprechen möchte, und passen Sie ihre Themen daran an. Dem Credo folgend «Es ist nicht wichtig was der Arzt sagt, sondern was der Patient verstanden hat!» vergewissern Sie sich durch Rückfragen, ob der Patient Sie verstanden hat (17). Die Prognose von Überlebenszeit stellt ein sehr herausforderndes und ethisch empfindliches Thema im Rahmen des Umgangs mit schwer kranken und sterbenden Menschen dar. Hierzu sind in Tab. 2 einige Hilfestellungen aufgeführt. Ein Leitfaden für eine COVID-19 kompatible Kommunikation basierend auf der VitalTalk-Open-Source ist aktuell von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ins Deutsche übersetzt worden (11, 18) (Tab. 2).

• Emotions

Achten Sie auf die Reaktionen und Emotionen des Patienten und gehen Sie empathisch darauf ein, indem Sie das vermutete Gefühl des Patienten in Form einer Frage ansprechen bzw. spiegeln. Melden Sie beim Patienten beobachtete nonverbale Reaktionen zurück, ohne sie zu interpretieren (Tab. 2). Emotionen wie Schock, Trauer, Wut, Rückzug und Vermeidung muss Raum gegeben und Beachtung entgegengebracht werden, sie dürfen und sollen angesprochen werden. Erfahrungsgemäss unterbinden starke negative Emotionen die Informationsverarbeitung der Aufklärung, sodass Patienten nachträglich berichten, nicht aufgeklärt worden zu sein.

• Summary

Wiederholen Sie wichtige Aspekte und fassen Sie diese zusammen. Bitten Sie Ihrerseits den Patienten um eine Zusammenfassung (Tab. 2). Ihr Patient wird es dabei schätzen, wenn Sie Ihm stichpunktartig die wesentlichsten Dinge des Gespräches notieren (zeitgleich ermöglicht dies Ihnen, sich während des Schreibens nochmals Gedanken zu machen!). Weisen Sie ggf. auf Unterstützungsmöglichkeiten hin (z. B. Psychologe, Selbsthilfegruppe…) und planen Sie einen Termin für ein nächstes Gespräch bzw. die nächsten Schritte, ohne dabei einen Ansprechpartner für Nachfragen zu vergessen. Nach dem Gespräch ist es wichtig, sich selbst einen Moment der Ruhe und Reflexion zu gönnen, um auch im eigenen Gleichgewicht zu bleiben. Ein schönes Ritual hierfür kann (wie VOR dem Gespräch) zum Beispiel das Händewaschen sein, in dem man nochmals für einen Moment innehält und reflektiert (16).

Urteilsfähigkeit

Bei geriatrischen, polymorbiden Patienten kann es oft zu einer Einschränkung der Urteilsfähigkeit kommen. Die Frage, wie Urteilsfähigkeit am besten evaluiert werden soll, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen (19). Angehörige sind oftmals wichtige Auskunftspersonen, um den (mutmasslichen) Willen der urteilsunfähigen Patienten zu eruieren, sie übernehmen aber auch Vertretungsfunktionen, wenn der Patient selbst nicht mehr entscheiden kann. In Anlehnung an die in den USA gängigen Voraussetzungen definiert die SAMW die folgenden Kriterien für eine Urteilsfähigkeit (20):

  • Die Fähigkeit, Informationen in Bezug auf die zu fällende Entscheidung zu verstehen.
  • Die Fähigkeit, die Situation und die Konsequenzen, die sich aus alternativen Möglichkeiten ergeben, richtig abzuwägen.
  • Die Fähigkeit, die erhaltenen Informationen im Kontext eines kohärenten Wertesystems rational zu gewichten.
  • Die Fähigkeit, die eigene Wahl zu äussern.

Im klinischen Alltag sollte man dabei eine situative und zeitliche Relativität von Urteilsfähigkeit beachten. So kann auf der einen Seite eine Person als urteilsunfähig erachtet werden, wenn es um schwerwiegende medizinische Entscheidungen geht, zeitgleich ist es aber durchaus möglich, dass für alltägliche Entscheidungen wie zum Beispiel der Ernährung oder Körperpflege eine Urteilsfähigkeit besteht (situative Relativität). Auf der anderen Seite gilt die Beurteilung der Urteilsfähigkeit immer nur für einen bestimmten Zeitpunkt, da die relevanten psychischen Fähigkeiten zum Beispiel im Rahmen eines Deliriums stark fluktuieren können (zeitliche Relativität). Es ist daher notwendig, die Urteilsfähigkeit periodisch zu reevaluieren (20). Eine Einschränkung der Urteilsfähigkeit soll aber nicht dazu führen, dass die Behandler nicht mit dem Patienten sprechen!

Delirium

Neben eingeschränkter Urteilsfähigkeit ist speziell das Delirium bei terminalen Patienten oftmals eine Herausforderung für alle Beteiligten. Der Begriff des Deliriums umschreibt ein neuropsychiatrisches Syndrom. Dieses definiert sich als Störung des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, einhergehend mit Beeinträchtigungen kognitiver Funktionen und Wahrnehmungsveränderungen, die typischerweise innerhalb weniger Stunden oder Tage auftreten und während des Tagesverlaufs fluktuieren. Dabei soll die stärkste Ausprägung eines Symptoms zur Bewertung herangezogen werden (21, 22).
In der Palliativmedizin kann ein Delirium oftmals mit intensivem Träumen oder visionärem Erleben in Todesnähe verwechselt werden. Studien zeigen, dass mindestens 30 – 36% der Sterbenden, die von den befragten Personen begleitet wurden, solche Erlebnisse hatten (23). Das Bilderleben in Todesnähe kennt dabei verschiedene Formen. Zu unterscheiden ist zwischen jenen Erlebnisformen, die den Sterbeprozess begleiten, und solchen, die von Menschen berichtet werden, die sich vorübergehend in akuter Todesnähe befanden. Typisch für das Bilderleben am Lebensende sind Traum- und Wachvisionen. Während Patienten im Delirium oft verängstigt und misstrauisch sind, werden diese intensiven Träume oft als Ressource erlebt. Im Sinne einer patientenzentrierten Fürsorge bedarf es hierzu einer unvoreingenommenen und sorgsamen Validation z.B. durch die Kollegen der Spiritual Care (24). In dieser Situation ist es besonders wichtig, nicht mit Medikamenten zu reagieren.
Im Jahr 2017 wurden die bis heute einzigen zwei randomisiert-kontrollierten Studien zur Pharmakotherapie eines Deliriums in der Palliativmedizin durchgeführt. Eine Schweizer Expertengruppe aus unterschiedlichen Fachbereichen (Palliativmedizin, Psychiatrie, Geriatrie) hat sich in einer Übersichtsarbeit kritisch mit den beiden Studien auseinandergesetzt und Handlungsempfehlungen entworfen (21).
An erster Stelle steht die Identifikation von Patienten mit einem erhöhten Risikoprofil mittels entsprechender Screening Methoden (z.B. Delirium Observational Screening Scale). An zweiter Stelle stehen die nicht-pharmakologischen Massnahmen. Inouye et al. konnten zeigen, dass rein pflegerische Massnahmen die Delirentstehungsrate und -dauer um ein Drittel senken (26). An dritter Stelle steht die Prävention, Identifizierung und Behandlung des Auslösers (Kausaltherapie), wie z.B. die Fiebersenkung oder die effektive Schmerzbehandlung. Sollten diese Schritte nicht ausreichen, so ist eine adäquate antipsychotische Begleittherapie mit Neuroleptika unumgänglich. Soweit es sich nicht um Entzugsdelirien handelt, sollte auf die Gabe von Benzodiazepinen zugunsten von Neuroleptika/atypischen Neuroleptika verzichtet werden (21).

Symptomkontrolle

Unabhängig vom Behandlungsziel in Bezug auf die Lebensdauer ist eine ausreichende Symptomtherapie für die Lebensqualität des Patienten von entscheidender Bedeutung. Die interprofessionelle Behandlung und Begleitung konzentrieren sich dabei auf die Linderung belastender Symptome physischer, psychischer, sozialer und spiritueller Natur und die bestmögliche Erhaltung der Lebensqualität. Da insbesondere ältere multimorbide Patienten gefährdet sind, hat die Fachgesellschaft Palliative Geriatrie Behandlungsempfehlungen für die häufigsten zu erwartenden Symptome im ambulanten Setting herausgegeben (Tab. 3) (10). Für weiterführende Informationen rund um den Covid-19 Virus hat die Schweizerische Gesellschaft für Palliative Medizin, Pflege und Betreuung (palliative ch) die Task Force «Fokus Corona» mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Fachgruppen Ärztinnen und Ärzte, Pflege und Seelsorge ins Leben gerufen und entsprechende Guidelines erarbeitet, die online verfügbar sind (26).

Prof. Dr. med. David Blum

Oberarzt meV Kompetenzzentrum Palliative Care
UniversitätsSpital Zürich
Klinik für Radio-Onkologie
Rämistrasse 100
8091 Zürich

david.blum@usz.ch

Dr. med. Mathias Schlögl, MPH, EMBA HSG

Department für Innere Medizin
Abteilung für Akutgeriatrie, Geriatrische Rehabilitation & Langzeitpflege
5017 Barmelweid

mathias.schloegl@waid.zuerich.ch

Die Autoren haben in Zusammenhang mit diesem Beitrag keine Interessenskonflikte deklariert.

  • Im Kontakt mit Schwerkranken und Sterbenden ist auf klinisch relevante Punkte wie Urteilsfähigkeit, Delirium und visionäres Erleben am Lebensende zu achten.
  • Kommunikative Kompetenzen können im Rahmen von interprofessionellen Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen gelernt werden und sollten in den aktuellen Curricula der Facharztausbildung in der Schweiz verstärkte Beachtung finden.
  • Nicht-medikamentöse Massnahmen in der Delir-Therapie sind bei der Begleitung Sterbender besonders hilfreich.
  • Die Versorgung von Sterbenden umfasst körperliche, psychologische, soziale und spirituelle Massnahmen, dabei ist sie multiprofessionell und endet nicht mit dem Tod des Patienten.

1. Weiss P, Murdoch DR. Clinical course and mortality risk of severe COVID-19. Lancet Lond Engl. 2020 Mar 17;
2. Nationale Leitlinien Palliative Care 2010, Bundesamt für Gesundheit (BAG). 2010.
3. Medizin-ethische Richtlinien und Empfehlungen Palliative Care, Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW). 2006.
4. Krumm N. Kernkompetenzen in der Palliativversorgung. Z Palliativmed. 2015;16:152–167.
5. Parle M, Maguire P, Heaven C. The development of a training model to improve health professionals’ skills, self-efficacy and outcome expectancies when communicating with cancer patients. Soc Sci Med 1982. 1997 Jan;44(2):231–40.
6. Fallowfield L, Jenkins V, Farewell V, Saul J, Duffy A, Eves R. Efficacy of a Cancer Research UK communication skills training model for oncologists: a randomised controlled trial. Lancet Lond Engl. 2002 Feb 23;359(9307):650–6.
7. Ramirez AJ, Graham J, Richards MA, Cull A, Gregory WM. Mental health of hospital consultants: the effects of stress and satisfaction at work. Lancet Lond Engl. 1996 Mar 16;347(9003):724–8.
8. Schildmann J, Harlein J, Burchardi N, Schlogl M, Vollmann J. Breaking bad news: evaluation study on self-perceived competences and views of medical and nursing students taking part in a collaborative workshop. Support Care Cancer Off J Multinatl Assoc Support Care Cancer. 2006 Nov;14(11):1157–61.
9. Lazzerini M, Putoto G. COVID-19 in Italy: momentous decisions and many uncertainties. Lancet Glob Health. 2020 Mar 18;
10. Kunz R, minder M. Covid-19-Pandemie: Aspekte der Palliative Care für alte und gebrechliche Menschen zu Hause und im Alters- und Pflegeheim. Fachgesellschaft Palliative Geriatrie; 2020.
11. https://www.dgpalliativmedizin.de/images/COVID_ready_communication_German-DEUTSCH_V01.pdf.
12. Paladino J, Bernacki R, Neville BA, Kavanagh J, Miranda SP, Palmor M, et al. Evaluating an Intervention to Improve Communication Between Oncology Clinicians and Patients With Life-Limiting Cancer: A Cluster Randomized Clinical Trial of the Serious Illness Care Program. JAMA Oncol. 2019 Jun 1;5(6):801–9.
13. Kiely BE, Stockler MR. Discussing Prognosis, Preferences, and End-of-Life Care in Advanced Cancer: We Need to Speak. JAMA Oncol. 2019 Jun 1;5(6):788–9.
14. Bernacki R, Paladino J, Neville BA, Hutchings M, Kavanagh J, Geerse OP, et al. Effect of the Serious Illness Care Program in Outpatient Oncology: A Cluster Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med. 2019 Jun 1;179(6):751–9.
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18. LeBlanc TW, Marron JM, Ganai S, McGinnis MM, Spence RA, Tenner L, et al. Prognostication and Communication in Oncology. J Oncol Pract. 2019 Apr;15(4):208–15.
19. Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW). Medizin-ethische Richtlinien – Urteilsfähigkeit in der medizinischen Praxis. Ethik in der Medizin. 2019;31:91–102.
20. Trachsel M. Urteilsfähigkeit. Schweiz Med Forum. 2014;(2014):221–225.
21. Gaertner J, Eychmueller S, Leyhe T, Bueche D, Savaskan E, Schlögl M. Benzodiazepines and/or neuroleptics for the treatment of delirium in palliative care?-a critical appraisal of recent randomized controlled trials. Ann Palliat Med. 2019 Sep;8(4):504–15.
22. Schlögl M, Schietzel S, Kunz R, Savaskan E, Kressig RW, Riese F. [The Physical Examination of an «Uncooperative» Elderly Patient]. Praxis. 2018 Sep;107(19):1021–30.
23. Peng-Keller S. «Palliative Imagination» und Spiritual Care am Lebensende. Vol. 1. palliative.ch; 2017. 12–15 p.
24. Peng-Keller S. Symbolisierungen des ultimativen Abschieds: zum Bilderleben ­Sterbender. Swiss Arch Neurol Psychiatr Psychother.; 2016. 81–87 p. (167; vol. 03).
25. Inouye SK, Bogardus STJ, Charpentier PA, Leo-Summers L, Acampora D, Holford TR, et al. A multicomponent intervention to prevent delirium in hospitalized older patients. N Engl J Med. 1999 Mar 4;340(9):669–76.
26. https://www.palliative.ch/de/fachbereich/task-forces/fokus-corona/