Kongressausgabe ESMO 2023

Hier finden Sie das PDF der ESMO-Kongresszeitung

Aufbruch in eine Neue Ära der Krebstherapie

Highlights vom ESMO-Kongress 2023 in Madrid

Der Europäische Krebskongress der ESMO (European Society for Medical Oncology) fand in diesem Jahr in der geschichtsträchtigen Stadt Madrid statt. Inmitten der majestätischen Kulisse wurden wegweisende Forschungsergebnisse präsentiert, die das Potenzial haben, einige Standards der Krebsbehandlung zu verändern.
Eine Flut von Daten wurde auf dem Kongress präsentiert und viele dieser Erkenntnisse werden das Feld der Tumortherapie nachhaltig beeinflussen. Die personalisierte Medizin macht weiter Fortschritte und setzt sich zunehmend auch in der adjuvanten und neoadjuvanten Therapie durch. Daneben wird die Diagnostik mit Liquid Biopsies immer wichtiger.
Von immunonkologischen Durchbrüchen über fortschrittliche Genomsequenzierungstechnologien bis hin zu innovativen Therapieansätzen wurde eine Palette von Strategien vorgestellt, die eine präzisere, wirksamere und patientenorientierte Behandlung ermöglichen. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, der nicht nur die Überlebensraten verbessern, sondern auch die Lebensqualität der betroffenen Patienten erhöhen könnte.

Prof.  Dr. med. Roger von Moos

Miktionsstörung bei jungen Patientinnen

Dieser Praxis-Fall beschreibt eine 28-jährige Patientin, die unter unklarer Restharnbildung leidet. In der urogynäkologischen Untersuchung zeigt sich eine stark hyperkapazitäre Blase bei atonem Detrusor. Nach Ausschluss weiterer gynäkologischer und neurologischer Differentialdiagnosen wurde die Diagnose des Fowler-Syndroms gestellt. Dabei handelt es sich um eine schmerzlose Restharnbildung bei typischem Beckenboden-EMG mit Beckenbodendyskoordination. Die Diagnose kann nur durch eine vollständige Urodynamik mit Beurteilung der Miktionsphase, der Druckflusskurve einschliesslich EMG-Ableitung gestellt werden. Kausale Therapien existieren keine. Sakrale Neuromodulation, perkutane tibiale Nervenstimulation oder intermittierende Selbstkatheterisierung sind mögliche Therapieansätze.

Anamnese und Befunde

Zuweisung der 28-jährigen Patientin in die urogynäkologische Sprechstunde bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen aufgrund erhöhter Restharnwerte. Im Rahmen einer regulären gynäkologischen Kontrolle zeigte sich im transvaginalen Ultraschall eine stark gefüllte Harnblase, unmittelbar nach Spontanmiktion. Ebenso traten in den letzten Monaten rezidivierende Harnwegsinfektionen (HWI’S) auf, die stark symptomatisch waren und antibiotisch behandelt werden mussten. Auf Nachfrage berichtete die junge Patientin, dass sie seit 2-3 Jahren die Blase nicht mehr richtig entleeren könne und Restharngefühl bestehe.
In der Anamnese hatte die Patientin beim ersten Kind eine sekundäre Sectio caesarea, das 2. Kind kam per Spontangeburt. Zudem besteht eine bekannte peritoneale Endometriose sowie ein Uterus myomatosus mit einem Hinterwandmyom von 40mm. Die Antikonzeption wird mittels Hormonspirale durchgeführt. 2017 litt die Patientin an Nephrolithiasis mit vorübergehender Harnableitung mittels Doppel-J-Katheter links.
Zur weiteren Abklärung der erhöhten Restharnwerte erhielt die Patientin ein Aufgebot in die urodynamischen Spezialsprechstunde. Die urogynäkologische Untersuchung zeigte sich bis auf eine Zystozele I° und schwache Levatorenschenkel unauffällig. Unauffällige Urethralkalibrierung bis Charr 25. In der Untersuchung fiel eine, für eine so junge Patientin, ausgeprägte Blasenentleerungsstörung mit stark erhöhten Restharnwerten auf. Im Uroflow zeigte sich eine mehrgipflige verlängerte Spontanmiktion von 413ml mit deutlich erniedrigtem Flow sowie stark erhöhtem Restharnwert von 250ml (Normwert <100ml) (Abbildung 1). Zystotonometrisch zeigte sich eine hyperkapazitäre Blase von 619ml (Normwert 500ml) mit einem normalen ersten Harndrang bei einer Füllmenge von 319ml. In der Entleerungsphase fiel ein atoner Detrusor auf. Die Miktion erfolgte hauptsächlich über die Bauchpresse. In der Beckenboden-Elektromyographie (EMG) zeigte sich eine verstärkte Aktivität im Sinne einer Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination (Abbildung 2). Kein Hinweis einer Obstruktion. Die Urethro-Zystoskopie fiel unauf­fällig aus (Abbildung 3). Ebenso zeigte sich im Urin­status ein erneuter Harnwegsinfekt, der resistenzgerecht antibiotisch therapiert wurde. Zusammenfassend zeigte sich somit eine unklare Blasenentleerungsstörung, die zu rezidivierenden HWI’s führt. Als erste Therapieoption wurde mit der Patientin eine getimte Miktion alle 2-3 Stunden sowie eine Beckenbodenphysiotherapie mit Biofeedback und Trink- und Miktionstraining besprochen.


Differentialdiagnostische Überlegungen

Grundsätzlich müssen differentialdiagnostisch die verschiedenen Mechanismen, die zur unvollständigen Blasenentleerung führen, beachtet werden. Hierbei können neurologische von nicht-neurologischen Ursachen unterschieden werden (1).

Neurologische Ursachen

Eingeschränkte Detrusoraktivität

Grundsätzlich tritt mit zunehmendem Alter eine signifikante Reduktion Nervenfunktionalität und folglich der Muskelaktivität auf mit ggf. erhöhten Restharnwerten.
Ein Diabetes mellitus kann alleine, oder insbesondere in Kombination mit hohem Alter, die Detrusoraktivität durch eine zunehmende Neuropathie einschränken (2).
Weitere neurologische Krankheitsbilder mit eingeschränkter Detrusoraktivität können eine Multiple Sklerose oder eine Parkinson-Erkrankung sein. Insbesondere bei jungen Patient_innen sollte eine Multiple Sklerose ausgeschlossen werden. Eine Parkinson-Erkrankung kann ebenso zu einer Blasenentleerungsstörung führen, wenn auch öfters zur über­aktiven Blase (1,3).
Neurologische Krankheitsbilder mit Schädigung der Cauda equina und des sakralen Rückenmarks können zu einer Blasenatonie (Schädigungen des Gehirns hingegen zu einer Detrusorhyperreflexie und im Bereich des Rüchenmarks zu einer Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie) führen. Viele Patient_innen leiden nach Wirbelsäulentraumata (Spinalkanalstenosen, mediale Diskushernien und traumatische Verletzungen) unter erhöhtem Restharn. Zusätzlich kann es als Folge ausgedehnter gynäkologischer und viszeralchirurgischer Operationen zur iatrogenen Denervierung der Blase kommen (1).

Nicht-neurologische Ursachen

Obstruktion

Unter den obstruktiven Differentialdiagnosen werden anatomische Gegebenheiten zusammengefasst, die zu einer
Obstruktion der Urethra führen. Einerseits kann ein Beckenbodendeszensus (vor allem eine Zystozele) zu einem Quetsch-­­ hahnphänomen und somit zu einem Abknicken der Urethra führen. Andererseits können Raumforderungen im kleinen Becken zu einer externen Obstruktion der Urethra führen. Dabei sollte vor allem an Uterusmyome, Adnexbefunde aber auch Darmpathologien und -tumore gedacht werden.
Intrinsische Ursachen einer Urethraobstruktion sind Urethrastrikturen (iatrogen und idiopathisch) und –divertikel. Ebenso sollten intraluminale Befunde der Urethra wie Steine, Malignome, aber auch ein erodiertes Band nach suburethraler Schlingeneinlage, ausgeschlossen werden (1).

Weitere Abklärungsschritte und Verlauf

Die junge Patientin wurde im Anschluss engmaschig in die urogynäkologische Sprechstunde angebunden. Da sich in der klinischen Untersuchung eine Zystozele I° zeigte, wurde zum Ausschluss eines Quetschhahnphänomens eine Pessartherapie versucht. Bei fehlender Besserung der Symptomatik trotz Pessar wurde die Therapie im Verlauf auf Wunsch der Patientin wieder gestoppt. Zum Ausschluss einer neurologischen Ursache, insbesondere einer Multiplen Sklerose, wurde die Patientin den Kolleginnen der Neurologie zugewiesen. Die klinische Untersuchung zeigte sich dabei unauffällig, ebenso wurde ein unauf­fälliges MRI Neurocranium inkl. Wirbelsäule durchgeführt.
Im Verlauf wurde bei hohem Leidensdruck der Patientin und fehlender Besserung durch die Physiotherapie und getimte Miktion eine medikamentöse Therapie mit einem blasentonisierenden Medikament versucht, ebenfalls ohne deutliche Besserung. Zwischenzeitlich traten wiederholt symptomatische Harnwegsinfektionen mit der Notwendigkeit einer antibiotischen Therapie auf. Konservative prophylaktische Therapieversuche zur Reduktion der HWI’s waren ebenfalls frustran. Es wurden wiederholt Uroflow-Messungen durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass die Restharnwerte umso grösser waren, je höher das gesamte Blasenvolumen war. Maximal zeigte sich eine stark hyperkapazitäre Blase mit einem Volumen von 1500ml, wobei über 900ml als Restharn in der Blase verblieben (Bild 4).
Bei hohem Leidensdruck der Patientin aufgrund der erhöhten Restharnwerte und der folgenden HWIs erfolgte die interdisziplinäre Vorstellung und Besprechung des Falles.


Diagnose

Aufgrund der multiplen unauffälligen Abklärungen wurde bei unklarer Blasenentleerungstörung der jungen Patientin die Diagnose des seltenen Fowler-Syndroms gestellt. Das Krankheitsbild präsentiert sich mit schmerzlosem Harnverhalt aufgrund einer fehlenden Urethrasphinkter-Relaxation. Es können sich Restharnmengen von über einem Liter zeigen (4,5).

Kommentar

Beim Fowler-Syndrom handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die typischerweise bei jungen Frauen (Durchschnittsalter 27 Jahre) auftritt und sich durch unerklärten, schmerzlosen Harnverhalt manifestiert. Die hohen Restharnwerte prädisponieren für rezidivierende Harnwegsinfektionen, mit hohem Leidensdruck der jungen Patientinnen. Da es sich beim Fowler-Syndrom um eine Ausschlussdiagnose handelt, besteht oft ein jahrelanger Leidensweg bis die Diagnose gestellt wird. In der Literatur wird eine Assoziation mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom beschrieben. Dies war bei unserer Patientin nicht der Fall. Die Aetiologie des Fowler-Syndroms ist unklar. Es besteht keine kausale Therapie (4). Mögliche Therapieansätze sind die sakrale Neuromodulation. Dabei kommt es zur Schrittmacheranlage, der durch externe Impulse die Sakralnerven ansteuert. Alternativ kann eine perkutane tibiale Nervenstimulation erfolgen, dabei wird der Nervus tibialis im Bereich des Fusses extern stimuliert. Als weniger invasive Therapieoption kann mit den Patient*Innen die intermittierende Selbstkatheterisierung besprochen werden (4). Wir haben mit der Patientin die verschiedenen Therapieoptionen besprochen und sie zur Besprechung der definitiven Therapie den Kolleg_innen der Urologie zugewiesen.

Im Artikel verwendete Abkürzungen
EMG Elektromyographie
HWI’s Harnwegsinfektionen

Dr. med. Désirée Abgottspon

Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstrasse 95/Haus 06
9007 St. Gallen

desiree.abgottspon@kssg.ch

Historie
Manuskript eingereicht: 25.09.2023
Manuskript akzeptiert: 01.11.2023

Interessenskonflikte
Es bestehen keine Interessenskonflikte.

Unvollständige Blasenentleerung kann zu rezidivierenden Harnwegsinfektionen und somit zu einem hohen Leidensdruck führen. Bei unauffälliger urogynäkologischer und neurologischer Abklärung soll, insbesondere bei jungen Frauen, an das Fowler-Syndrom gedacht werden. Kausale Therapieoptionen bestehen keine. Es gibt jedoch vielversprechende Therapieansätze, die zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität der Patientinnen führen.

1. Ihnenfeld I, Blick N, Passweg D. Störung der Harnblasenent­leerung bei der Frau. info@gynäkologie, Volume 23, Augsgabe 3, 2023. p. 11 – 15.
2. Olujide LO, O’Sullivan SM. Female voiding dysfunction. Best Pract Res Clin Obstet Gynaecol. 2005;19(6):807-28.
3. Griebling TL. Urologic Issues in Geriatric Health Care. Clin Geriatr Med. 2015;31(4):xiii-xiv.
4. Szymanski JK, Słabuszewska-Józwiak A, Jakiel G. Fowler’s Syndrome-The Cause of Urinary Retention in Young Women, Often Forgotten, but Significant and Challenging to Treat. Int J Environ Res Public Health. 2021;18(6).
5. Fowler CJ, Christmas TJ, Chapple CR, Parkhouse HF, Kirby RS, Jacobs HS. Abnormal electromyographic activity of the urethral sphincter, voiding dysfunction, and polycystic ovaries: a new syndrome? BMJ. 1988;297(6661):1436-8.

Interdisziplinäre Zugänge bei Blasenentleerungsstörungen

Die Autorin aus St. Gallen beschreibt einen spannenden Fall einer jungen Frau, die mit hohen Resturinmengen auffällt, auch weil der Resturin rezidivierende Harnwegsinfektionen triggert [1]. Das beschriebene Fowler Syndrom ist eine seltene Ausschlussdiagnose (die nur mit Urodynamik mit Miktionsphase und EMG gestellt werden kann), was so viel heisst, dass man andere Ursachen für die Harnretention bei der Frau kennen und durchdenken muss.
Was kann man aus der Praxis für die Praxis mitnehmen? Anamnese und Basisuntersuchungen sind die halbe Miete – wie immer:
Anamnese – aktuelles Leiden: Weniger eindrücklich als Männer beschreiben auch Frauen eine Miktionsstörung mit abgeschwächtem Strahl, Mehrfachmiktion, Resturingefühl und Nachtröpfeln und nicht nur Urininkontinenz und Drang. Wenn eine jüngere Frau mit unklarer Inkontinenz und mit einer Miktionsstörung auffällt, dann soll man nach anderen neurologischen Ereignissen fragen wie z.Bsp nach Sehstörungen, Sensibilitätsstörungen, Gangstörungen, motorischen Ausfällen. Ein unklarer Drang oder Dranginkontinenz, allenfalls kombiniert mit einer Entleerungsstörung, können bei einer jungen Frau die ersten Symptome einer MS sein.
Persönliche Anamnese: Durchgemachte urogynäkologische Operationen geben den richtigen Hinweis: Ein zu eng eingelegtes suburethrales Band ist heute wahrscheinlich die häufigste Ursache für eine Obstruktion (bladder outlet obstruction) mit Miktionsstörung und Urge. Typischerweise treten die Symptome DeNovo nach der Operation auf.
Leidet die Patientin an einem Genitalprolaps erklärt das Quetschhahnphänomen die Entleerungsstörung.
Ein Zustand nach ausgedehnter Operation im kleinen Becken zum Beispiel bei tief infiltrierender Endometriose oder gynäkologischen oder gastrointestinalen Tumoren erklärt den Ausfall der autonomen Innervation und die konsekutive Blasenatonie (bladder underactivity).
Eine autonome Polyneuropathie erklärt die Miktionsstörung durch die Blasenatonie beim Diabetes.
Auch kann man einfache Untersuchungen nicht genug wertschätzen:
Der Resturin lässt sich mit dem billigsten Ultraschallgerät einfach erkennen und messen und man kann so bei unklaren Symptomen im unteren Harntrakt die Retention erkennen. Fehlen oder Vorhandensein von Resturin definiert mögliche Diagnosen, die weiteren Abklärungen und Therapien.
Um einen gynäkologischen Vorfall zu erkennen, braucht man einen gynäkologischen Untersuchungsstuhl, der nicht immer zur Verfügung steht. Allerdings weiss die Patientin von sich, ob sie einen Prolaps hat.
Mit Anamnese und Basisuntersuchungen kommt man also weit, auch bei der chronischen Harnretention der Frau [2]. Je nach Situation geht es dann allenfalls weiter zur Gynäkologie, Urologie, Neurourologie oder Neurologie und es können Untersuchungen folgen, wie im Artikel schön beschrieben.
Dr. med. Daniel Passweg

Frauenklinik Stadtspital Weid und Triemli
Birmensdorferstrasse 501
8063 Zürich

daniel.passweg@triemli.zuerich.ch

1. Abgottspon et al, PRAXIS 2023, 112(13): 656-658.
2. Ihnenfeld I, Passweg D. Störung der Harnblasenentleerung bei der Frau. info@gynäkologie 2023; 13:11-15.

Lipidmanagement in der Praxis

Die Behandlung von Hyperlipidämien erfolgt in Abhängigkeit des kardiovaskulären Risikos. In der Primärprävention erfolgt die Indikationsstellung zu einer Therapie unter Berücksichtigung des Lebenszeitrisikos für kardiovaskuläre Ereignisse. Primäres Therapieziel ist eine Reduktion des LDL-Cholesterins, wobei v.a. bei Personen mit Hypertriglycerdämien, kombinierten Hyperlipidämien und Typ-2-Diabetes das Apo B, das die Zahl aller atherogenen Lipoproteine reflektiert, das kardiovaskuläre Risiko besser einzuschätzen vermag und das LDL-C als wichtigsten Zielparameter ablöst. Die Basis der medikamentösen Behandlung stellen Statine dar. Bei Patientinnen und Patienten mit hohem bzw. sehr hohem kardiovaskulären Risiko können durch die Kombination mit Ezetimibe, PCSK9-Inhibitoren bzw. der PCSK9 siRNA Inclisiran und Bempedoinsäure das LDL-C bzw. die Zielwerte meistens erreicht werden, wobei bei der Verschreibung aktuell bestehende Limitationen beachtet werden müssen.

Bedeutung und Definition der Hyperlipidämie

Hyperlipidämien sind der bedeutendste behandelbare kardiovaskuläre Risikofaktor [1]. Sowohl LDL als auch ­triglyceridreiche Lipoproteine (v.a. VLDL) und deren Rem­nants sind atherogen [2]. Mit der bevorstehenden Verfügbarkeit von wirksamen Therapien rückt auch das Lipoprotein (a) als unabhängiger Risikofaktor vermehrt in den Focus [3]. Durch eine lipidsenkende Therapie kann die Morbidität und Mortalität kardiovaskulärer Erkrankungen deutlich reduziert werden. Hierfür stehen wirksame und sichere Behandlungsstrategien zur Verfügung, mehrere neue Präparate sind seit kurzem auf dem Markt.
Anhand der jeweils erhöhten Lipidfraktion werden im Wesentlichen vier verschiedene Entitäten voneinander abgegrenzt (Tabelle 1).
Eine Sonderform stellt die heterozygote familiäre Hypercholesterinämie dar, die durch autosomal dominant vererbte Mutationen im LDL-Rezeptor-, Apo B- und PCSK9-Gen verursacht wird. Die Prävalenz weist grosse regionale Unterschiede auf, wird weltweit mit 1:313 angegeben, in der Schweiz mit 1:200 [4]. Die Dunkelziffer ist hoch, schätzungsweise wurde bei weniger als 10 % aller Betroffenen die korrekte Diagnose gestellt. Allein in der Schweiz ist von mehr als 30 000 undiagnostizierten Pa­tient_innen auszugehen. Als Hilfsmittel für die Diagnosestellung steht der Dutch Lipid Clinic Network Score (kurz DLNC-Score) zur Verfügung [5]. Hierbei werden für fünf ­verschiedene Diagnosekriterien 1 bis 8 Punkte vergeben, deren Addition die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer familiären Hypercholesterinämie widerspiegelt (Tabelle 2).

Das kardiovaskuläre Risiko steigt bekannterweise in Abhängigkeit der kumulativen LDL-Exposition [6]. Die heterozygote familiäre Hypercholesterinämie ist daher mit einem deutlich höheren kardiovaskulären Risiko behaftet als in den gängigen Risikorechnern kalkuliert. Dies gilt insbesondere für junge Patient_innen. So kommt es unbehandelt bei jedem zweiten männlichen Patienten bis zum 50. Lebensjahr zum Auftreten einer klinisch manifesten kardiovaskulären Erkrankung [7]. Eine frühzeitige medikamentöse Lipidsenkung ist also unbedingt erforderlich und führt zu einer signifikanten Risikoreduktion. Eindrücklich kann eine primärpräventive Statintherapie das Herzinfarkt-Risiko erkrankter Patient_innen auf jenes nicht Betroffener reduzieren. Neben einer adäquaten Behandlung der Betroffenen ist auch ein klinisches und genetisches Screening der Familienangehörigen unabdingbar.

Diagnostik der Hyperlipidämien

Generell sollten folgende Patient_innen auf das Vorliegen einer Fettstoffwechselstörung untersucht werden [8]:
• Personen mit stattgehabtem kardiovaskulärem Ereignis
• Personen mit weiteren kardiovaskulären Risiko­faktoren oder familiär gehäuften/vorzeitigen kardiovasku­lären
Erkrankungen
• Asymptomatische Männer ≥ 40 Jahre und Frauen
≥ 50 Jahre (oder postmenopausal)
Neben der Familienanamnese, bei der ein Augenmerk auf bekannte Fettstoffwechselstörungen und vorzeitige kardiovaskuläre Ereignisse gelegt werde sollte, können sich auch in der klinischen Untersuchung Hinweise auf eine Hyperlipidämie ergeben. Besonders geachtet werden sollte auf das mögliche Vorliegen eines Acus lipoides cornea sowie Sehnenscheidenxanthomen, vor allem der Achillessehnen, und Xanthomen.
Fettstoffwechselstörungen können sekundäre Folge anderer Erkrankungen sein. Ergeben sich Hinweise auf eine solche (z.B. Hypothyreose, Cushing-Syndrom, Lymphome), ist eine weiterführende Diagnostik erforderlich. Auch an unerwünschte Wirkungen bestimmter Medikamente muss gedacht werden. So können beispielsweise Steroide und orale Kontrazeptiva zu einer Hypertriglycerdidämie führen.
Bei der Labordiagnostik, die lediglich bei Patient_innen mit bekannter Hypertriglycerdidämie nüchtern erfolgen sollte, empfiehlt sich die Bestimmung folgende Parameter [9]:
• Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin und
  HDL-­Cholesterin
• Triglyceride
• Lipoprotein (a)
• Apolipoprotein B
• Non-HDL-Cholesterin
Empfohlen ist eine Direktbestimmung des LDL-Cholesterins vor allem bei Triglyceriden > 4,6 mmol/l, da bei diesen Werten die Berechnung via Friedewald-Formel zu falschen Ergebnissen führt.
Erhöhte Triglyceride stellen einen eigenständigen, aber schwachen kardiovaskulären Risikofaktor dar, ein Therapienutzen ist nur bei exzessiven Hypertriglycerdidämien bewiesen.
Beim Lipoprotein (a) handelt es sich um ein Lipoprotein (LDL) niedriger Dichte, das an ­Apolipoprotein (a) gebunden ist. Seine Konzentration ist zu 90 % genetisch determiniert und unterliegt keinen grossen Schwankungen, weshalb eine einmalige Bestimmung ausreichend ist. Werte über 50 mg/dl, wie bei etwa 20–25 % der Weltbevölkerung zu finden, sind mit einem deutlich erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert, auch wenn alle übrigen Risikofaktoren gut kontrolliert sind. Immer mehr Studienergebnisse deuten darauf hin, dass ein Absenken erhöhter Lp(a) Spiegel das kardiovaskuläre Risiko reduziert und Studien mit spezifisch Lp(a)-senkenden Medikamenten sind im Gange. Während weder Lifestyle-Massnahmen noch eine Behandlung mit Statinen oder Ezetrol zu einer Reduktion führen, zeigt sich unter Therapie mit PCSK-9-Inhibitoren eine moderate Reduktion der Serumspiegel um etwa 25 %. An verschiedenen RNA-basierten Wirkstoffen zur gezielten Senkung des Lp(a) wird derzeit geforscht, zu nennen sind exemplarisch das Antisense-Oligonukleotid Pelacarsen sowie die Small-interfering-RNA Olpasiran, die laut bisherigen Studienresultaten zu einer Absenkung um etwa 90 % führen könnten [3].
Apolipoprotein B spiegelt die Anzahl aller atherogener Lipoproteine wider und reflektiert somit das residuelle Risiko unter Statintherapie [10, 11]. Da das LDL-Cholesterin insbesondere bei Vorliegen signifikant erhöhter Triglyceride falsch-tief bestimmt wird, stellt Apo B bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas oder Hypertriglyceridämie den zu bevorzugenden Parameter zur Risikostratifizierung und natürlich auch zur Therapieüberwachung dar und sollte bei diesem Patientengut stets mitbestimmt werden [8]. Alternativ kann als Surrogatmarker zur Erfassung des durch  triglyzeridreiche Lipoproteine vermittelte kardiovaskuläre Risiko auch das Non-HDL verwendet werden.
Bei Verdacht auf eine familiäre Hypercholesterinämie ist, insbesondere bei jungen Patienten oder bei Patienten mit Familienangehörigen oder Nachkommen, die ebenfalls betroffen sein könnten, eine genetische Diagnostik indiziert [12]. Die Kosten hierfür belaufen sich aktuell auf etwa 3000 Franken, es bedarf eines vorgängigen Kostengutsprachegesuches. Der Nachweis einer monogenetischen, autosomal-dominanten FH ermöglicht es, ebenso betroffene Familienmitglieder frühzeitig zu identifizieren und behandeln.

Atheroskleroseimaging zur Risikostratifizierung

Relativ neu ist das Konzept der «negativen Risikofaktoren». Der fehlende Nachweis einer Atherosklerose in der nicht-invasiven Bildgebung (Plaque-Imaging) relativiert das mit Risikorechnern (AGLA-Score, Score-Charts) eingeschätzte kardiovaskuläre Risiko. Dies gilt insbesondere für jüngere Patienten mit intermediärem Risiko und kann bei diesem Patientenkollektiv helfen, das kardiovaskuläre ­Risiko besser zu beurte ilen [13, 14, 15]. Koronare Verkalk­ungen werden mittels Computertomografie bestimmt und zur Berechnung von Scores (Agatson-Score, CAC-Score: Coronary Artery Calcium Score) genutzt, die gut mit der atherosklerotischen Gesamtlast übereinstimmen. Bei einem fehlenden koronaren Kalknachweis (CAC = 0) kann das Risiko in den nächsten 5–10 Jahren unabhängig von weiteren Risikofaktoren als niedrig eingeschätzt werden.

Therapie der Hypercholesterinämie

Seit der Zulassung des ersten Statins vor über 35 Jahren (1987) haben sich die Behandlungsmöglichkeiten ständig verbessert. Die LDL-C-Zielwerte werden anhand des kardiovaskulären Risikos definiert. Praktiziert wird daher ein individuelles Therapiekonzept in Abhängigkeit des jeweiligen Risikoprofils, auch «treat-to-target» genannt. Primäres Therapieziel ist die Reduktion des LDL-Cholesterins. Je grösser und langfristiger deren Senkung und je höher das absolute kardiovaskuläre Risiko, desto höher ist der zu erwartende Benefit einer Therapie [16]. Die aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften (EAS/ESC 2019, AGLA 2020) haben die Therapieziele nochmals etwas nach unten korrigiert [8, 17, 18]. Eine Indikation zur Senkung des LDL-Cholesterins besteht bei Personen mit bereits stattgehabtem kardiovaskulärem Ereignis immer, d. h. unabhängig vom LDL‑Cholesterin-Ausgangswert. Empfohlen ist eine Senkung des LDL-Cholesterins um 50 % und auf < 1,4 mmol/l. Bei der Primärprävention wird eine cholesterinsenkende Therapie in Abhängigkeit des individuellen kardiovaskulären Gesamtrisikos empfohlen. Zunehmende Bedeutung erfährt hier das Konzept des Lebenszeitrisikos, mit dem der langfristige Nutzen einer lipidsenkenden Therapie beurteilt werden soll [17, 19]. Hierfür stehen mittlerweile auch praxistaugliche online-tools zur Verfügung, die eine solche Einschätzung ermöglichen (www.u-prevent.com). Die Zielwerte für LDL-Cholesterin und Apo B sind in Tabelle 3 dargestellt (Tabelle 3). Bei hohem oder sehr hohem kardiovaskulärem Risiko, aber nur gering oder moderat erhöhten Ausgangswerten, ist eine Reduktion des LDL-Cholesterins um mindestens 50 % anzustreben, da der kardiovaskulär präventive Effekt vor allen durch die absolute Senkung des LDL-Cholesterins bestimmt wird.
Lebensstilmodifizierende Massnahmen (bedarfs­gerechte Anpassung der Ernährung, regelmässige und ­vermehrte körperliche Aktivität, Gewichtsreduktion, Rauchstopp) sind Grundlage der Therapie von Fettstoffwechselstörungen, da sie das kardiovaskuläre Risiko reduzieren. Eine mediterrane Ernährungsform kann sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprävention die kardiovaskuläre Morbidität reduzieren [20, 21].
Therapie der ersten Wahl sind nach wie vor Statine, die durch kompetitive Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase zu einer Senkung des LDL-Cholesterin führen und die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität in der Primär- und Sekundärprävention reduzieren [22, 23, 24]. Bei Einsatz potenter Präparate wie Atorvastatin oder Rosuvastatin, kann mit einer Senkung des LDL-Cholesterins von bis zu 50 % gerechnet werden. Bei etwa 10 % der behandelten Patient_innen kommt es zu einer Statinunverträglichkeit, mehrheitlich zu Myalgien, die auch ohne Erhöhung der Creatinkinase (CK) beobachtet werden. Oft führt ein Präparatewechsel zu einer besseren Verträglichkeit. Besteht eine inkomplette Statinintoleranz, empfiehlt sich die Einnahme der maximal tolerierten Dosis. Im Samson Trial konnte eindrücklich gezeigt werden, dass 90 % der Beschwerden unter Statintherapie auch durch Einnahme eines Placebos hervorgerufen wurden (Nocebo-Effekt) [25]. Die Nebenwirkungen werden also durch Einnahme des Medikamentes verursacht, nicht ­unbedingt jedoch durch das Statin. Bei kompletter Statinintoleranz oder Vorliegen von Kontraindikationen muss der Einsatz alternativer Präparate erwogen werden.
Verstärken lässt sich die cholesterinsenkende Wirkung durch die additive Gabe von Ezetrol, das die intestinale Cholesterinresorption hemmt und so zu einer zusätzlichen Cholesterinsenkung um etwa 20 % führt. Ezetimibe in Kombination mit Statinen reduziert das kardiovaskuläre Risiko, und die Kombination von Ezetimibe mit einem ­moderat LDL-C-senkenden Statin ist diesbezüglich mit einem potenten Statin vergleichbar [26, 27, 28].
Die Wirkung der PCSK9-Inhibitoren beruht auf einer Hemmung des Enzyms PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin Kexin Typ 9). Dieses bindet an der Oberfläche von Hepatozyten an LDL-Rezeptoren und fördert so deren Abbau in den Lysosomen. Die PCSK9-Inhibitoren sind monoklonale Ak und binden selektiv an zirkulierendes PSCK9 und erhöhen so die LDL-Rezeptoraktivität und die hepatische LDL-Aufnahme. Dies resultiert in einer LDL-C-Senkung von 50–60 %. Der Effekt ist additiv zu der Wirkung von Statinen und Ezetrol, eine Kombinationstherapie mit beiden ist möglich und sinnvoll. Die Gabe von Evolocumab und Alirocumab reduziert bei mit potenten Statinen behandelten Patient_innen mit hohem kardiovaskulärem Risiko, vorwiegend mit bekannter KHK, kardiovaskuläre Ereignisse, und neue Resultate suggerieren ­einen sogenannten «legacy effect» bei frühzeitigem Therapiebeginn [29, 30, 31]. Die aktuelle Limitatio der Spezialitätenliste des BAG (01/2023) erlaubt in der Schweiz den Einsatz, wenn mit einer Kombinationstherapie aus Statin und Ezetimibe in maximal tolerierter Dosis über mindestens drei Monate keine Senkung des LDL-Cholesterins unter 1,8 mmol/l (klinische ASCVD) bzw. unter 2,6 mmol/l (heterozygote Familiäre Hypercholesterinämie) gelang. Diagnose, Erstverordnung und Kontrollen müssen durch «Spezialist_innen» erfolgen, zudem muss der Nachweis über eine Senkung des LDL-Cholesterins über 50 % bzw. < 1,4 mmol/l erbracht werden. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören lokale Reaktionen an der Injektionsstelle.
Inclisiran ist eine synthetisch hergestellte, kurze, doppelsträngige small interfering RNA (siRNA), die durch RNA-Interferenz die Translation und somit die Synthese des Proteins PCSK9 in der Leber hemmt, die PCSK9-Spiegel um ca. 60 % reduziert und so, analog der Wirkung der PCSK9-Inhibitoren, zu einer verbesserten Funktion der LDL-Rezeptoren und einer ca. 45–50-prozentigen LDL-C-Senkung führt [32, 33, 34]. Die selektive Aufnahme des Wirkstoffes in die Hepatozyten wird durch Konjugation der siRNA mit ­N-Acetylgalactosamin erhöht (Drug Targeting). Daten aus kardiovaskulären Endpunktstudien liegen bislang noch nicht vor.
Bei dem Wirkstoff Bempedoinsäure handelt es sich um ein Prodrug, das in der Leber aktiviert wird (durch ­ACSVL1 = Very Long-Chain Acyl-CoA Synthetase, zu Bempedoyl-CoA) und dort die Cholesterinsynthese durch kompetitive Hemmung der ATP-Citrat-Lyase vermindert [35, 36]. Da die Behandlung, wahrscheinlich durch verminderte renale Harnsäureexkretion, zu einem Anstieg der Harnsäure führt und so mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten einer Gicht einhergeht, ist von einer Anwendung bei Pa­tient_innen mit bekannter Urikopathie abzuraten. Das Präparat Nilemdo® (180 mg), das seit Ende 2020 in der Schweiz zugelassen ist, wird in Form einer Filmtablette einmal täglich mahlzeitenunabhängig eingenommen. Auch ein Kombinationspräparat mit Ezetrol ist verfügbar (Nustendi®: Bempedoinsäure + Ezetimibe 180/10). In Studien konnte eine Senkung des LDL-Cholesterins um 18 % erreicht werden, durch Kombination mit Ezetrol gelang eine bis zu 38-prozentige Senkung. Kombinationsbehandlungen mit einem Statin sind möglich. Die aktuell veröffentlichte Clear-Outcomes-Studie hat eine kardiovaskuläre Risikoreduktion durch Bempedoinsäure bestätigt [44].
Abbildung 1 zeigt einen Algorithmus zur lipidsenkenden Therapie bei Personen mit hohem und sehr hohem kardiovaskulärem Risiko, der die aktuellen Guidelines und Limitationen (01/2023) der Spezialitätenliste berücksichtigt.

Therapie der Hypertriglyceridämien

Während bei der Hypercholesterinämie eine medikamentöse Therapie unumgänglich ist, um eine hinreichende Reduktion des LDL-Cholesterins zu erreichen, stellt bei der Hypertriglyceridämie die Ernährungsumstellung mit Reduktion der Kalorien- und Fettzufuhr den wirksamsten und zudem kausalen Therapieansatz dar. Die konsequente Umsetzung gestaltet sich allerdings oft schwierig. Eine medikamentöse Behandlung sollte bei der schweren Hypertriglyceridämien (Chylomikronämie) erwogen werden, wenn kein Absinken der Triglyceride unter 10 mmol/l gelingt und somit ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung ­einer Pankreatitis vorliegt [37, 38, 39]. Eine Übersicht über die Definition der Hypertryglyceridämie findet sich in Tablette 4 (Tabelle 4).
Fibrate sind eine Wirkstoffgruppe, die durch Bindung an den intrazellulären Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptor Alpha zu einer gesteigerten Lipolyse von triglyceridreichen Lipoproteinen führen und so vor allem eine Reduktion der Triglyceride bewirken (20–40 %), ohne dass jedoch die Anzahl der zirkulierenden atherogenen ­Lipoproteine reduziert wird. Eingesetzt werden Fibrate aufgrund des fehlenden Nachweises eines signifikanten Effekts auf kardiovaskuläre Ereignisse nicht zur kardiovaskulären Prävention, sondern zur Senkung der Triglyceride respektive der Verhinderung einer Chylomikronämie [40].
Icosapentethyl ist eine modifizierte Form der Eicosapentaensäure (EPA), einer Fischöl-Omega-3-Fettsäure, deren Wirkmechanismus noch nicht vollständig geklärt ist; unter anderem spielt die Stimulation der Betaoxida­tion, die Reduktion des mikrosomalen Triglycerid-Transferproteins und eine Synthesehemmung von Cholesterin, Fettsäuren und Triglyceriden eine Rolle. Bei Patient_innen mit einer Hypertriglyceridämie unter Statintherapie und hohem kardiovaskulärem Risiko konnte eine deutliche ­kardiovaskuläre Risikoreduktion nachgewiesen werden [41, 42]. Da dieser kardiovaskuläre Nutzen mit anderen Fischölderivaten nicht nachweisbar ist, scheint der hohe Gehalt an EPA bedeutend [43].
Dr. med. Barbara Dehos

Oberärztin Endokrinologie
Spital Grabs
Spitalstrasse 44
9472 Grabs

barbara.dehos@srrws.ch

Historie
Manuskript akzeptiert: 15.02.2023

Interessenskonflikte
Es bestehen keine Interessenskonflikte.

1. Yusuf S, Joseph P, Rangarajan S, et al. Modifiable risk factors, cardiovascular
disease, and mortality in 155 722 individuals from 21 high-income,
middle-income, and low-income countries (PURE): a prospective cohort
study. Lancet. 2020 Mar 7;395(10226):795-808.
2. Rosenson RS, Hegele RA, Gotto AM Integrated Measure for Atherogenic
Lipoproteins in the Modern Era. JJ Am Coll Cardiol. 2016;67:202–204.
3. Kronenberg F, Mora S, Stroes ESG, Lipoprotein(a) in atherosclerotic cardiovascular
disease and aortic stenosis: a European Atherosclerosis Society
consensus statement. Eur Heart J. 2022;43:3925–3946.
4. Beheshti SO, Madsen CM, Varbo A, Nordestgaard BG Worldwide Prevalence
of Familial Hypercholesterolemia: Meta-Analyses of 11 Million Subjects.
J Am Coll Cardiol 2020;75:2553–2566.
5. Watts GF, Gidding S, Wierzbicki AS, et al. Integrated guidance on the care
of familial hypercholesterolemia from the International FH Foundation. J
Clin Lipidol. 2014;8:148–172.
6. Brandts J, Ray KK. Familial Hypercholesterolemia: JACC Focus Seminar
4/4. J Am Coll Cardiol. 2021;78:1831–1843.
7. Nordestgaard BG, Chapman MJ, Humphries SE, et al. Familial hypercholesterolaemia
is underdiagnosed and undertreated in the general population:
guidance for clinicians to prevent coronary heart disease: consensus
statement of the European Atherosclerosis Society. Eur Heart J.
2013;34:3478–3490a.
8. Mach F, Baigent C, Catapano AL, et al. 2019 ESC/EAS Guidelines for the
management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular
risk. Eur Heart J. 2020;41:111–188.
9. Langlois MR, Nordestgaard BG, Langsted A, et al. Quantifying atherogenic
lipoproteins for lipid-lowering strategies: consensus-based recommendations
from EAS and EFLM. Clin Chem Lab Med. 2020;58:496–517.
10. Johannesen CDL, Mortensen MB, Langsted A, Nordestgaard BG. Apolipoprotein
B and Non-HDL Cholesterol Better Reflect Residual Risk Than LDL Cholesterol
in Statin-Treated Patients. J Am Coll Cardiol. 2021;77:1439–1450.
11. Marston NA, Giugliano RP, Melloni GEM, et al. Association of Apolipoprotein
B-Containing Lipoproteins and Risk of Myocardial Infarction in Individuals
With and Without Atherosclerosis: Distinguishing Between Particle
Concentration, Type, and Content. JAMA Cardiol. 2021.
12. Sturm AC, Knowles JW, Gidding SS, et al. Clinical Genetic Testing for Familial
Hypercholesterolemia: JACC Scientific Expert Panel. J Am Coll Cardiol.
2018;72:662–680.
13. Mortensen MB, Fuster V, Muntendam P, et al. Negative Risk Markers for
Cardiovascular Events in the Elderly. J Am Coll Cardiol. 2019;74:1–11.
14. Blaha MJ, Blankstein R, Nasir K. Coronary Artery Calcium Scores of Zero
and Establishing the Concept of Negative Risk Factors. J Am Coll Cardiol.
2019;74:12–14.
15. Lowenstern A, Alexander KP, Hill CL, et al. Age-Related Differences in the
Noninvasive Evaluation for Possible Coronary Artery Disease: Insights From
the Prospective Multicenter Imaging Study for Evaluation of Chest Pain
(PROMISE) Trial. JAMA Cardiol 2019.
16. Ference BA, Ginsberg HN, Graham I, et al. Low-density lipoproteins cause
atherosclerotic cardiovascular disease. 1. Evidence from genetic, epidemiologic,
and clinical studies. A consensus statement from the European
Atherosclerosis Society Consensus Panel. Eur Heart J. 2017.
17. Visseren FLJ, Mach F, Smulders YM, et al. 2021 ESC Guidelines on cardiovascular
disease prevention in clinical practice. Eur Heart J. 2021;ehab484.
18. AGLA: Prävention der Atherosklerose 2022 (deutsch). PDF. 2022. https://
www.agla.ch/de/shop/product /pravention-der-atherosklerose-2022-
deutsch-pdf-agla.
19. U-prevent. https://u-prevent.com/; letzter Zugriff: 12.02.2023.
20. Estruch R, Ros E, Salas-Salvadó J, et al. Primary Prevention of Cardiovascular
Disease with a Mediterranean Diet Supplemented with Extra-Virgin
Olive Oil or Nuts. N Engl J Med. 2018;378:e34.
21. Delgado-Lista J, Alcala-Diaz JF, Torres-Peña JD, et al. Long-term secondary prevention
of cardiovascular disease with a Mediterranean diet and a low-fat diet
(CORDIOPREV): a randomised controlled trial. Lancet. 2022;399:1876–1885.
22. Cholesterol Treatment Trialists’ (CTT) Collaboration, Fulcher J, O’Connell R,
et al. Efficacy and safety of LDL-lowering therapy among men and women:
meta-analysis of individual data from 174,000 participants in 27 randomised
trials. Lancet. 2015;385:1397–1405.
23. Cholesterol Treatment Trialists’ (CTT) Collaborators, Mihaylova B, Emberson
J, et al. The effects of lowering LDL cholesterol with statin therapy in
people at low risk of vascular disease: meta-analysis of individual data from
27 randomised trials. Lancet. 2012;380:581–590.
24. Cholesterol Treatment Trialists’ (CTT) Collaboration, Baigent C, Blackwell L,
et al. Efficacy and safety of more intensive lowering of LDL cholesterol: a
meta-analysis of data from 170,000 participants in 26 randomised trials.
Lancet. 2010;376:1670–1681.
25. Bytyçi I, Penson PE, Mikhailidis DP, et al. Prevalence of statin intolerance:
a meta-analysis. Eur Heart J. 2022 Sep 7;43(34):3213–3223.
26. Cannon CP, Blazing MA, Giugliano RP, et al. Ezetimibe Added to Statin Therapy
after Acute Coronary Syndromes. N Engl J Med. 2015;372:2387–2397.
27. Ouchi Y, Sasaki J, Arai H, et al. Ezetimibe Lipid-Lowering Trial on Prevention
of Atherosclerotic Cardiovascular Disease in 75 or Older (EWTOPIA
75): A Randomized, Controlled Trial. Circulation. 2019;140:992–1003.

Antithrombotic therapy and assessment for bleeding diathesis in elective gastrointestinal endoscopy – Expert Opinion Statement on behalf of the Swiss Society of Gastroenterology

Introduction

Endoscopic procedures are increasingly performed on patients receiving antithrombotic therapy for high-risk thromboembolic conditions. This raises questions about the necessity of discontinuing antithrombotic drugs pre-pro­cedure and whether coagulation assessment is essential to reduce the risk of post-interventional bleeding. Factors considered are anticoagulation type, indication, and type of endoscopic intervention. Commonly used procedures are gastroscopies with biopsies and colonoscopies with polypectomy.
This expert opinion statement provides updated guidance on antithrombotic drug use and coagulation testing before endoscopic procedures.

Pre-procedural assessment for bleeding diathesis – a questionnaire frequently exerts a greater impact compared to routine laboratory tests

Assessing the patient’s risk of bleeding before gastrointestinal endoscopies is crucial. Routine determination of the international normalised ratio (INR) and platelet count is common practice. If the INR is < 1.5 and platelet count > 50 G/l, the examination or intervention is performed.
However, evidence on the utility of routine laboratory tests before elective gastroenterological endoscopic examinations is limited, drawing from surgical patient experiences. Large prospective cohort studies (1, 2, 3) have shown that baseline coagulation tests (INR, aPTT, bleeding time, platelet count) are not predictive of intraoperative or postoperative bleeding in patients with an unremarkable bleeding history.
The American Society for Gastrointestinal Endoscopy (ASGE) published an expert opinion statement in 2014 emphasising the significance of medical history (4). Routine coagulation work-up is deemed unnecessary if the bleeding history is inconspicuous, even for interventions with high bleeding risk. Accordingly, in the recommendations of the Swiss Society of Gastroenterology (SSG) from 2016, bleeding history is prioritised in the coagulation work-up (5, 6). A negative response to all items in the questionnaire suggests no increased risk of bleeding, obviating the need for coagulation assessment (Table 1). However, in cases of a history or indication of increased bleeding risk (e.g. liver cirrhosis, severe renal insufficiency, malnutrition), deter­mining INR and platelet count is recommended.
If two or more affirmative responses are elicited in the question­nai­re, indicating the pre­sence of major post­­operative bleeding, a history of bleeding disorder, or a personal bleeding diathesis, there exists a heightened risk of bleeding. Therefore, prior to endoscopy, as well as biopsies or any interventions, a coagulation assessment (e.g. INR, aPTT, thrombin time, fibrinogen, platelet count, and possibly platelet function assay) should be conducted following consultation with a hematologist. Subsequently, the procedures and interventions should be deferred until the risk is mitigated.
However, the questionnaire is inapplicable to patients under antithrombotic therapy. Routine coagulation assessments are generally unnecessary for such patients, except when vitamin K antagonists (VKAs) are involved. In VKA-treated individuals, assessing the INR before endoscopies with planned biopsies or interventions (e.g. polypectomy) is prudent to avoid overlooking any cases of excessive anticoagulation.

Antithrombotic management in the elective peri-procedural setting

The escalating prevalence of antithrombotic agents and its challenges

Oral anticoagulants and antiplatelet agents play a crucial role in modern cardiovascular medicine, and their combined use is becoming more common (Table 2).
Managing patients on antithrombotic therapy before and after endoscopic procedures presents challenges. Balancing the risk of intervention-related bleeding against the potential thromboembolic risk due to temporary discontinuation of antithrombotics requires careful consideration. Engaging in shared decision-making with patients is essential
to understand their preferences in such situations.
While preventing post-interventional bleeding is desirable, it is essential to note that the mortality associated with bleeding is very low. Most bleeding incidents can be effectively treated endoscopically, avoiding surgery or radiological intervention. This contrasts with the higher mortality risk associated with potential thromboembolic events after antithrombotic discontinuation, particularly coronary stent thrombosis.

Risk stratification for patients on anticoagulant therapy

Table 3a provides risk stratification for patients on anticoagulant therapy based on thromboembolic risk. High-risk patients may require procedural deferral or bridge therapy during temporary VKA interruption for elective endoscopy (7).

Risk stratification for discontinuing P2Y12 receptor antagonists

Table 3b provides risk stratification for discontinuing P2Y12 receptor antagonists (clopidogrel, prasugrel or ticagrelor) based on thrombosis risk (8).
High-risk patients may require procedural deferral and consultation with a cardiologist and hematologist before stopping the antiplatelet agents.

Empirical endoscopic procedural bleeding risk stratification

Table 4 presents an empirical framework for suggested intra- and post-procedural bleeding risk stratification (9). With advancements in endoscopic techniques, the current estimation of post-procedural bleeding risk is subject to change.
Existing data on endoscopic interventions under antithrombotic therapy are limited and controversial. Most studies focus on post-polypectomy bleeding in the colon and are retrospective. Prospective studies and randomised controlled trials are scarce; much of the evidence is based on expert opinion and extrapolation from other clinical situations. This is mainly due to the infrequency of relevant bleeding events after endoscopic procedures (0.07 – 1.7% after colonic polypectomy) (10), necessitating large case numbers to identify significant risk factors.
In 2016, new guidelines on antithrombotic therapy during endoscopic procedures were published by American and European / British authorities (11, 12). Switzerland also adapted its recommendations, particularly for colonic polypectomy, focusing on lower bleeding risk for endoscopic removal of very small (diminutive) polyps up to 5 mm, treating them similarly to biopsies (5).

The effect of thrombocyte inhibitors on colonic polypectomy and its implications

In 2016, we extended the acceptance of endoscopic removal of polyps up to 10 mm under clopidogrel therapy, basing this decision on a large prospective study involving 516 patients (13). This study demonstrated a higher rate of clinically relevant bleeding in the colon (after polypectomy) under thienopyridines (clopidogrel or prasugrel) compared to other antithrombotics (2.4% vs. 0%, p = 0.01). However, it is noteworthy that all bleeding cases in the thienopyridine group occurred in patients concurrently taking acetylsalicylic acid (ASA) and with larger polyps (mean size 12.8 mm, range 8-20 mm). None of the bleeding events were fatal or required surgical or radiological intervention.
In 2019, the first prospective, randomised, double-blind study on the impact of clopidogrel in colonic polypectomies was published (14). The study aimed to investigate whether continuous clopidogrel therapy significantly increased the risk of bleeding after colonic polypectomy. The study included 423 patients on clopidogrel treatment for seven days before a colonoscopy, who were randomly assigned to continue either clopidogrel (n = 208) or a placebo (n = 215) until the morning of the colonoscopy. One hundred and six patients on clopidogrel and 110 on the placebo underwent polypectomy. The bleeding rate within 30 days after the procedure was surprisingly low and similar (3.8% in the non-paused clopidogrel group, 3.6% in the 7-day paused group). All bleeding cases occurred in patients who were also taking ASA and were successfully treated endoscopically. No bleeding events were observed in patients who were solely on clopidogrel.
As a result, the 2016 guidelines’ recommendation to pause clopidogrel before polypectomy is no longer supported. Current data suggest that clopidogrel does not significantly increase the risk of bleeding after colonic polypectomy compared to ASA. Therefore, medium-sized polyps (10–20 mm) can likely be resected under clopidogrel alone, particularly using the cold snare polypectomy technique (Table 5).
Limited data are available for the thrombocyte inhibitors prasugrel and ticagrelor in colonic polypectomy. These drugs are usually administered with ASA and do not need to be paused during diagnostic endoscopies with biopsies. A small randomised trial in patients undergoing cold snare polypectomy of polyps ≤ 10 mm reported similar delayed post-polypectomy bleeding rates between those continuing dual antiplatelet therapy (DAPT: ASA + clopidogrel, ticagrelor, or prasugrel) and those on ASA alone (2.4% vs 0%) (15).
For patients on dual thrombocyte inhibition with polyps larger than 10 mm, it might be advisable to wait until monotherapy is sufficient, if possible. Alternatively, the resection of polyps larger than 10 mm can be considered, accepting a higher risk of bleeding. Pausing clopidogrel before polypectomy in patients on concomitant ASA therapy does not appear to reduce the risk of post-polypectomy bleeding. An interesting alternative could be to pause P2Y12 receptor inhibitors for seven days after the day of polypectomy.
However, the randomised trials (13, 14, 15) had limited numbers of post-polypectomy bleeding events and wide confidence intervals, raising concerns about the sample size’s adequacy to detect a true difference. Further research may be needed to better understand the optimal approach in these cases.

The effect of oral anticoagulants on colonic polypectomy and its implications

A prospective, randomised, controlled study in Japan with 184 patients on oral anticoagulants (warfarin or direct oral anticoagulants, DOACs) examined endoscopic resection of non-sessile colon polyps < 10 mm (16). One group underwent cold snare polypectomy without interrupting anticoagulants, while the other group had anticoagulants paused and bridged with heparin during resection with diathermy. The primary endpoint was significant post-polypectomy bleeding, and no statistically significant difference was observed. Surprisingly, the oral anticoagulation group demonstrated reduced bleeding (4.7% vs. 12%), supporting a pre­ference for resecting small colonic polyps under oral anticoagulation, particularly using the cold snare polypectomy technique.
Furthermore, it is noteworthy that for elective colonoscopies, DOACs can be readily paused without significant risk in the overwhelming majority of instances.
The data discussed above indicate a decrea­sing trend in discontinuing antithrombotics before colonic polypectomy (Table 5).
The most recent international guidelines (8, 9) and a recent systematic review (17) now substantiate and endorse this emerging pattern. The 2021 European guidelines allow the removal of colonic polyps < 10 mm under clopidogrel, while the US-Canadian guideline in 2022 classifies polypectomy < 10 mm as a low/moderate bleeding risk procedure without the need to interrupt anticoagulant or antiplatelet therapy. Similar considerations apply to other endoscopic interventions with a high risk of bleeding, where ASA can be left in place. However, caution should be exercised in specific procedures (e.g. polypectomy/mucosectomy in the upper gastrointestinal tract, ampullectomy, wide-field endoscopic mucosal resection (EMR), endoscopic submucosal dissection (ESD), peroral endoscopic myotomy (POEM) and radiofrequency ablation (RFA)) (Table 4).
However, pausing is still recommended for other antithrombotic drugs in high-risk bleeding procedures (8, 9, 18, 19, 20).
For diagnostic endoscopies with biopsies, as well as for other endoscopic examinations with a low bleeding risk (e.g. endoscopic retrograde cholangiopancreatography (ERCP) without papillotomy/with stenting, endosonography without fine needle puncture (FNP), diagnostic device-assisted enteroscopy, gastrointestinal stents, argon plasma coagulation (APC), marking, capsule endoscopy; see Table 4), antithrombotic drugs can generally be left in place, including DAPT.
DOACs can be omitted in combination with antiplatelet agents on the morning of the examination, without issues. Caution is advised when VKAs are combined with antiplatelet agents, especially during biopsies (8, 9, 21).
ERCP with papillary balloon dilatation and balloon dilatation of luminal stenosis are considered low/moderate bleeding risk procedures in the latest US-Canadian guideline (9). However, data on these procedures under antiplatelet agents (especially P2Y12 receptor inhibitors) and anticoagulants are still limited, and a cautious approach is recommended, categorising them as high-risk procedures in such cases.
Polypectomy < 10 mm in the colon using the cold snare technique and preventive measures (e.g. coagulation, clips) is considered a procedure with a low risk of bleeding. However, in the upper gastrointestinal tract, a more cautious approach is advised; such interventions are still categorised as high-bleeding-risk procedures.

The recommendations for clinical practice regarding antithrombotic medication and endoscopic procedures can be summarised as follows:

1. Routine checks for INR and platelets before endoscopies are not necessary. However, the bleeding history should be thoroughly assessed (using a questionnaire, Table 1) to identify relevant coagulation disorders.
2. For diagnostic gastroscopies with potential biopsies, antiplatelet agents (monotherapy and dual therapy) and oral anticoagulants (VKAs, DOACs) in monotherapy can be continued without the need for routine discontinuation. We recommend to omit DOACs in the morning of the examination. In the concurrent administration of antiplatelet agents, DOACs should be avoided on the day of the examination (Figures 1 & 4).
3. Before diagnostic colonoscopies, antithrombotic drugs can generally be continued, as the majority of polyps found are small (< 10 mm) and can be directly resected, especially using the cold snare polypectomy technique. It is recommended to pause DOACs routinely, as this can be done with minimal risk (Figures 2 & 4).
4. In patients with a high thromboembolic risk, VKAs should not routinely be stopped before diagnostic colonoscopies. In low-risk patients, VKAs can be stopped 5–7 days before the colonoscopy without bridging, but stopping may not be necessary, and polyps up to 10 mm can be directly resected using the cold snare technique (Figures 2 & 4).

5. Antiplatelet agents do not need to be stopped before colonoscopy. With ASA, most polyps, including larger ones (> 20 mm), can be removed. Under P2Y12 receptor inhibitors, polyps up to 10 mm can be resected, possibly in combination with ASA. If switching from dual thrombocyte inhibition to monotherapy is anticipated, the colonoscopy should be postponed until then (Figure 2, Table 5).
6. For other endoscopic procedures with an increased risk of bleeding (e.g. EMR, ESD, percutaneous endoscopic gastrostomy, percutaneous endoscopic jejunostomy), antithrombotic drugs should be paused, except for ASA (Figures 3–4, Table 4).
7. There is no one-size-fits-all approach; decisions should be individualised, considering the risk of intervention-related blee­ding versus thromboembolism caused by temporary discontinuation of antithrombotics (Table 3a & 3b). Shared
decision-making with patients is essential in such situations.
Overall, these recommendations represent a suitable approach to continue with antithrombotic medication in spite of planned endoscopic procedures and aim to balance between the risks of bleeding and thromboembolism. In complex cases it may be helpful to have interdisciplinary discussions involving cardiologists and hematologists.

Disclaimer

These recommendations have been developed in accor­dance with the current guidelines and recommendations from America, Europe and the United Kingdom (ASGE, ESGE, BSG), in collaboration with a hematologist experienced in hemostasis (W. Wuillemin).
These recommendations may need to be adjusted and revised in future, depending on new data, new technologies, and practical experience.
The recommendations are intended to provide guidance for clinical practice and should not be applied as universally
valid rules. The clinical situation may require deviation from the currently proposed recommendations.

Nico Wiegand

Gastroenterology Center
Hirslanden Lucerne

nico.wiegand@hirslanden.ch

Martin Geyer

Gastroenterology Practice Wettingen

Gianluca Lollo

Division of Gastroenterology & Hepatology
Ente Ospedaliero Cantonale Bellinzona

Walter A. Wuillemin

Department of Hematology
Luzerner Kantonsspital

Patrick Aepli

Department of Gastroenterology and Hepatology
Luzerner Kantonsspital

History
Manuscript submitted: 22.10.2023
Accepted after revision: 02.11.2023

Disclosures
The authors have no conflict of interest or financial disclosures to declare.

1. Kaplan EB et al.: The usefulness of preoperative laboratory screening. JAMA 1985;253(24):3576-81. doi:10.1001/jama.1985.033 50480084025.
2. Blery C et al.: Evaluation of a protocol for selective ordering of preoperative tests. Lancet 1986;1(8473):139-41. doi:10.1016/s0140 -6736(86)92271-3.
3. Houry S et al.: A prospective multicenter evaluation of preoperative hemostatic screening tests. Am J Surg 1995;170(1):19-23. doi: 10.1016/s0002-9610(99)80245-1.
4. Pasha SF et al.: Routine laboratory testing before endoscopic procedures. ASGE Standards of Practice Committee. Gastrointest Endosc 2014;80(1):28-33. doi:10.1016/j.gie.2014.01.019.
5. Wiegand N et al.: Antiplatelet agents, oral anticoagulants, and assessment for bleeding diathesis in elective gastrointestinal procedures (endoscopy, liver biopsy and FNA). Practical Management 2016. SGG website (https://sggssg.ch/empfehlungen /oral-anticoagulants -practical-management-2016/).
6. Molliex S. et al.: Routine preinterventional tests. Ann Fr Anesth Reanim 2012;31(9):752-763. doi:10.1016/j.annfar.2012.06.009.
7. Spyropoulos AC et al.: Scientific and standardization committee communication: guidance document on the peri-procedural management of patients on chronic oral anticoagulant therapy: recommendations for standardized reporting of procedural/surgical bleed risk and patient-specific thromboembolic risk. J Thromb Haemost 2019;17(11):1966-1972. doi:10.1111/jth.14598.
8. Veitch AM et al.: Endoscopy in patients on antiplatelet or anticoagulant therapy: British Society of Gastroenterology (BSG) and European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) guideline update. Gut 2021;70(9):1611-1628. doi:10.1136/gutjnl-2021-325184.
9. Abraham NS et al.: American College of Gastroenterology-Canadian Association of Gastroenterology clinical practice guideline: Mana­gement of anticoagulants and antiplatelets during acute gastrointestinal bleeding and the periendoscopic period. Am J Gastroenterol 2022;117(4):542-558. doi:10.14309/ajg.0000000000001627.
10.Feagins LA: Colonoscopy, polypectomy and the risk of bleeding. Med Clin North Am 2019;103(1):125-135. doi:10.1016/j.mcna. 2018.08.003.
11.Veitch AM et al.: Endoscopy in patients on antiplatelet or anticoagulant therapy, including direct oral anticoagulants: British Society of Gastroenterology (BSG) and European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) guidelines. Endoscopy 2016;48(4):385-402. doi:10.1055/s-0042-102652.
12.Acosta RD et al.: The management of antithrombotic agents for patients undergoing GI endoscopy. ASGE Standards of Practice Committee. Gastrointest Endosc 2016;83(1):3-16. doi:10.1016/j.gie.2015.09.035.
13.Feagins LA et al.: Low rate of postpolypectomy bleeding among patients who continue thienopyridine therapy during colonoscopy. Clin Gastroenterol and Hepatol 2013;11(10):1325-1332. doi: 10.1016/j.cgh.2013.02.003.
14.Chan FKL et al: Risk of postpolypectomy bleeding with uninterrupted clopidogrel therapy in an industry-independent, double-blind, randomized trial. Gastroenterology 2019;156(4):918-925. doi: 10.1053/j.gastro.2018.10.036.
15.Won D et al. Cold snare polypectomy in patients taking dual antiplatelet therapy: a randomized trial of discontinuation of thienopyridines. Clin Transl Gastroenterol 2019;10(10):e00091. doi:10.14309/ctg.0000000000000091.
16.Takeuchi Y et al.: Continuous anticoagulation and cold snare polypectomy versus heparin bridging and hot snare polypectomy in patients on anticoagulants with subcentimeter polyps: a randomi­zed controlled trial. Ann Intern Med 2019;171(4):229-237. doi:10. 7326/M19-0026.
17.Telford JJ et al.: Management of antiplatelet and anticoagulant agents before and after polypectomy. Gastrointest Endosc Clin N Am 2022;32(2):299-312. doi:10.1016/j.giec.2021.12.006.
18.Chan FKL et al: Management of patients on antithrombotic agents undergoing emergency and elective endoscopy: Joint Asian Pacific Association of Gastroenterology (APAGE) and Asian Pacific Society for Digestive Endoscopy (APSDE) practice guidelines. Gut 2018;67(3):405-417. doi:10.1136/gutjnl-2017-315131.
19.Barkun AN et al.: Management of patients on anticoagulants and antiplatelets during acute gastrointestinal bleeding and the peri-endoscopic period: a clinical practice guideline dissemination tool. Am J Gastroenterol 2022;117(4):513-519. doi:10.14309/ajg. 0000000000001688.
20.Hansen-Barkun Ch et al.: Peri-procedural management of patients with atrial fibrillation receiving a direct oral anticoagulant undergoing a digestive endoscopy. Am J Gastroenterol 2023;118(5):812-819. doi:10.14309/ajg.0000000000002076.
21.Chan A et al. Anticoagulation and antiplatelet management in gastrointestinal endoscopy: A review of current evidence. World J Gastrointest Endosc 2020;12(11):408-450. doi:10.4253/wjge.v12.i11.408.