Radiotherapie und Immuntherapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren

Die Therapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Behandlungspfeiler geworden. Viele Patienten mit einer Immuntherapie erhalten im Verlauf ihrer Erkrankung auch eine Radiotherapie. Obwohl die Evidenzlage zur kombinierten Therapie und zu möglichen Interaktionen insgesamt noch unzureichend ist, sind die vorliegenden Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit vielversprechend.

Ces dernières années, le traitement du carcinome bronchique non à petites cellules par des inhibiteurs de l’immunocheckpoint est devenu un pilier important du traitement. De nombreux patients en immunothérapie reçoivent également une radiothérapie au cours de leur maladie. Bien que les données sur la thérapie combinée et les interactions possibles soient encore insuffisantes, les données disponibles sur l’efficacité et l’innocuité sont prometteuses.

Die Einführung der Immuntherapie (IT) mit Immuncheckpoint-Inhibitoren hat in den letzten wenigen Jahren die Behandlung des fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) grundlegend verändert (1). Durch Antikörper gegen Rezeptoren wie CTLA-4, PD-L1 und dessen Liganden PD-L1 werden immunsupprimierende Signalwege gehemmt, woraus eine gesteigerte Tumor-gerichtete T-Zell-Aktivierung resultiert. Beim fortgeschrittenen NCSLC konnte auf diese Weise das Gesamtüberleben (OS) im Vergleich zu einer klassischen Chemotherapie in der Erstlinientherapie und Zweitlinientherapie signifikant verbessert werden (1). In der Schweiz sind die Immuncheckpoint-Inhibitoren Nivolumab, Pembrolizumab (Anti-PD-1) und Atezolizumab (Anti-PD-L1) zur Therapie des metastasierten NSCLC zugelassen. Seit September 2018 ist zusätzlich im Stadium III nach Radiochemotherapie der anti-PD-L1-Antikörper Durvalumab zur konsolidierenden Behandlung verfügbar (2).
Ein Grossteil der Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC erhält vor oder nach einer Immuntherapie (IT) im Verlauf ihrer Erkrankung auch eine Radiotherapie (RT), sei es nach einer kurativ-intendierten Radiochemotherapie im inoperablen Stadium III oder im Rahmen einer palliativen Bestrahlung intrakranieller oder extrakranieller Metastasen im Stadium IV. Im limitierten metastasierten Stadium (Oligometastasierung) wird ausserdem zunehmend eine radikale Lokaltherapie des Primärtumors und der einzelnen Metastasen empfohlen (3). Der vorliegende Artikel fasst die aktuelle Evidenz zur Sicherheit und Effektivität der Kombination von Immuncheckpoint-Inhibitoren und Radiotherapie zusammen und gibt einen Ausblick auf momentan laufende Studien.

Potentielle Synergismen der Kombinationstherapie.

Neben dem klassischen Verständnis der zytotoxischen Wirkung der RT durch DNA-Schädigungen ist in den letzten Jahren die immunmodulatorische Wirkung der RT ins Interesse der Forschung gerückt (4). Präklinische Studien konnten nachweisen, dass die Bestrahlung von Tumoren über verschiedene Mechanismen, einschliesslich der gesteigerten Tumor-Antigen-Freisetzung, zu einer gesteigerten lokalen, aber auch systemischen Tumor-gerichteten Immunantwort führen kann (4). Die optimale Dosierung und Fraktionierung der RT in Kombination mit einer IT ist aber weiterhin unklar. Es gibt jedoch Hinweise, dass hypofraktionierte Einzeldosen bis ungefähr 10 Gy gegenüber höheren, ablativen Dosierungen vorteilhaft sind, da letztere auch immunsuppressive Mechanismen auslösen können (4).
Retrospektive Analysen zur Wirksamkeit der Kombination von IT und RT beim NSCLC zeigen insgesamt widersprüchliche Ergebnisse bezüglich einer Verbesserung des progressionfreien Überlebens (PFS) oder Gesamtüberlebens (OS) (5). Erwähnenswert ist jedoch eine ungeplante Sekundäranalyse der KEYNOTE-001 Phase I-Studie zur Therapie mit Pembrolizumab beim fortgeschrittenen NSCLC, die auf die Bedeutung einer vorgängig erfolgten RT einging (6). Die 39% der 98 Studienpatienten, die eine Radiotherapie vor Pembrolizumab erhalten hatten, zeigten ein signifikant verlängertes PFS (4.4 versus 2.1 Monate) sowie ein verbessertes OS (10.7 versus 5.3 Monate) ohne Hinweis auf erhöhte Grad ≥3 Toxizität. Einschränkend muss jedoch erwähnt werden, dass keine Details zu den jeweiligen Bestrahlungen angegeben werden konnten und die Aussagekraft des Ergebnisses dieser retrospektiven Studie durch mögliche Störfaktoren eingeschränkt ist.
Aktuell wird die Kombinationstherapie aus RT und IT in zahlreichen prospektiven Studien untersucht, wobei die grosse Mehrheit aus Phase I-II Studien besteht (5). Das untersuchte Spektrum reicht hierbei vom resektablen NSCLC im Stadium I bis zur Kombinationstherapie im metastasierten Stadium.
In der PEMBRO-RT Phase II-Studie wurden Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und mehr als zwei Therapielinien zwischen einer IT mit Pembrolizumab allein und mit der zusätzlichen Bestrahlung einer Tumormanifestation mit 3 x 8 Gy randomisiert (7). Die vorläufigen Ergebnisse der 64 auswertbaren Patienten, die auf der ASCO-Konferenz 2018 präsentiert wurden, zeigten einen nicht-signifikanten Trend für ein verbessertes progressionsfreies Überleben (PFS, 7.1 vs. 2.8 Monate, p = 0.08) sowie für ein längeres OS (19.2 versus 7.3 Monate, p = 0.1) ohne verstärkte Nebenwirkungen. Eine Subgruppenanalyse zeigte, dass der Effekt der Kombinationstherapie bei PD-L1-negativen Tumoren am deutlichsten war.
Die PACIFIC Phase III-Studie untersuchte den Nutzen einer konsolidierenden Immuntherapie mit dem PD-L1 Inhibitor Durvalumab bei Patienten mit einem inoperablen NSCLC im Stadium III nach abgeschlossener Radiochemotherapie (8). Die ein Jahr andauernde adjuvante Immuntherapie verbesserte das 2-Jahres-OS signifikant von 55.6% auf 66.3%. Eine Subgruppenanalyse bezüglich des PD-L1-Status, der für den Studieneinschluss nicht vorgeschrieben war, zeigte die OS-Verlängerung nur bei Tumoren mit einer PD-L1-Expression ≥ 1%. Durvalumab war klinisch wirksam unabhängig von dem Intervall zwischen Radiochemotherapie und IT (9). Wenngleich die PACIFIC-Studie die erste Phase III-Studie zur (sequentiellen) Kombination von RT und IT im Stadium III darstellt, kann aufgrund des Studiendesigns nicht zwischen einer unabhängigen und synergistischen Wirkung beider Therapien unterschieden werden. Ob eine konsolidierende Therapie mit Durvalumab im Stadium III auch ohne vorgängige RT das OS deutlich verbessern kann, werden aktuell laufende Studien wie z.B. SAKK 16/14 zeigen, deren Resultate für 2020 erwartet werden (10).

Sicherheit der Kombination von Radiotherapie und Immuntherapie.

Zahlreiche retrospektive Analysen zur «akzidentellen Kombination» von IT und RT im Stadium IV NSCLC und beim metastasierten Melanom haben keine Hinweise auf eine exzessive Erhöhung der Toxizität gezeigt (5, 6). Dies ist insofern beruhigend, als dass die RT und IT gerade im Bereich der Lunge mit der Pneumonitis prinzipiell überschneidende Toxizitätsprofile haben. Die kürzlich publizierte PACIFIC-Studie wies keine erhöhte Raten an Grad ≥ 3 Pneumonitis bei sequentieller Radiochemotherapie und IT mit Durvalumab auf, obwohl Durvalumab gemäss Protokoll unmittelbar nach Abschluss der Bestrahlung gegeben werden konnte (8). Auch bei einer Gabe innerhalb von 14 Tagen nach Abschluss der Bestrahlung wurde keine erhöhte Toxizität beobachtet (9). In der Phase II-Studie NICOLAS wurde eine IT mit Nivolumab bereits konkomitierend zur platinbasierten Radiochemotherapie gegeben. Eine frühe Interimsanalyse zeigte keine erhöhte Rate an Grad ≥3 Pneumonitis, wobei jedoch nur Daten zu 21 Patienten vorlagen (11).
Die kürzlich erschienenen Guidelines der Amerikanischen Gesellschaft für Radio-Onkologie (ASTRO) (12) sowie eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) (13) zur Kombination von RT und Systemtherapien fassen zusammen, dass die Kombination von RT und IT bei Patienten mit metastasierter Tumorerkrankung prinzipiell sicher erscheint, aufgrund der limitierten Datenlage jedoch Patienten, die beide Therapien erhalten, aufmerksam überwacht werden sollten. Dies trifft insbesondere zu, wenn IT und RT je nach Lokalisation der Bestrahlung ähnliche Nebenwirkungen haben können. Für die kurativen Stadien I-III liegt zurzeit jedoch keine ausreichende Evidenz vor, um eine kombinierte IT und RT ausserhalb von Studien zu rechtfertigen.

Dr. med.Cédric Panje

Klinik für Radio-Onkologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstrasse 95
9007 St. Gallen

cedric.panje@kssg.ch

Dr. med.Markus Glatzer

Klinik für Radio-Onkologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstrasse 95
9007 St. Gallen

PD Dr. med.Martin Früh

Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Kantonsspital St. Gallen
Rorschacherstrasse 95
9007 St. Gallen

Die Autoren geben an, dass für diese Publikation kein Interessenkonflikt vorliegt.

  • Die Kombination von IT und RT ist im klinischen Alltag häufig gegeben.
  • Auch wenn eine sequentielle Therapie von IT und RT sowie eine «akzidentelle Kombination» bei einer palliativen Bestrahlung im
    Stadium IV nach heutigem Wissensstand weitgehend sicher erscheint, sollte ausserhalb von klinischen Studien keine Bestrahlung mit dem Ziel einer Immunstimulation verabreicht werden.
  • Vorerst sollten die Ergebnisse von prospektiven randomisierten Studien abgewartet werden, welche einen Vorteil dieses Therapieansatzes zeigen.
  • Eine sequentielle Radiochemotherapie und Immuntherapie im inoperablen Stadium III kann nach den Ergebnissen der PACIFIC-Studie als neuer Standard angesehen werden.
  • Für eine gleichzeitige IT und RT in den Stadien I-III sind keine ausreichenden Daten vorhanden.
  • Die aktuell laufenden randomisierten Studien werden in den nächsten Jahren zeigen, ob die vielversprechenden Hinweise auf einen Synergismus von IT und RT sich bewahrheiten werden.

Messages à retenir

  • L’ immunothérapie (IT) et de la radiothérapie (RT) sont fréquemment combinées dans la pratique clinique quotidienne.
  • Même si une thérapie séquentielle de l’ IT et de la RT ainsi qu´une «combinaison accidentelle» dans le cadre d´une irradiation palliative en stade IV paraissent actuellement être fiables, il n´est pas recommandable d’ irradier dans le but d´une stimulation immunitaire en dehors des études cliniques.
  • Pour l’ instant, il faut attendre les résultats études prospectives randomisées qui démontrent un avantage de cette approche thérapeutique.
  • Selon les résultats de l’ étude PACIFIC, la radiochimiothérapie séquentielle et l’ immunothérapie en stade III inopérable peuvent être considérées comme «le nouveau standard».
  • Toutefois on ne dispose pas de données suffisantes sur la combinaison de l’ IT et de la RT dans les stades I à III.
  • Les essais randomisés en cours montreront dans les années à venir
    si les indications prometteuses d’une synergie de l’ IT et de la RT
    s’ avéreront.

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Innovative Therapiestrategien

Kombinierte Strategien spielen eine immer wichtigere Rolle in der Onkologie. Bi- Tri- und sogar multimodale Therapiestrategien bestehend aus Chirurgie, Radiotherapie, Chemotherapie und seit neuestem auch Immuntherapie werden in verschiedenen Kombinationen heutzutage vermehrt eingesetzt. Die stereotaktische Radiotherapie (SBRT: stereotactic body radio-
therapy) stellt eine effektive Behandlungsmethode dar um eine hohe lokale Kontrolle bei niedrigen Nebenwirkungen sowie kurzer Behandlungsdauer zu erreichen. Darauf basierend, wird sie immer häufiger angewendet um entweder eine Nebenwirkungs-trächtige Systemtherapie in einzelnen Fällen zu meiden oder andererseits eine gut verträgliche Systemtherapie fortzuführen und damit den Wechsel auf eine Zweitlinientherapie zu verzögern. Ein Paradebeispiel in welchem beide Strategien zur Geltung kommen ist das oligometastasierte Stadium.

Les stratégies combinées jouent un rôle de plus en plus important en oncologie. Aujourd’ hui, les stratégies thérapeutiques bi-tri-modales, voire multimodales, comprenant la chirurgie, la radiothérapie, la chimiothérapie et, plus récemment, l’immunothérapie, sont de plus en plus utilisées dans diverses combinaisons. La radiothérapie stéréotaxique (SBRT) est une méthode de traitement efficace pour obtenir un contrôle local élevé avec de faibles effets secondaires et une courte durée de traitement. Sur cette base, elle est de plus en plus utilisée soit pour éviter une thérapie systémique associée à des effets secondaires fréquents dans des cas individuels, soit pour continuer une thérapie systémique bien tolérée et ainsi retarder le passage à une thérapie de deuxième ligne. Un excellent exemple dans lequel les deux stratégies viennent au premier plan est le stade oligométastasé.

Kombinierte Therapieverfahren gewinnen mehr und mehr an Bedeutung in der Krebstherapie. Obwohl bereits seit längerem, aufgrund ihrer verbesserten Ergebnisse, bei einzelnen Entitäten als Standardtherapie gesehen u.a. bei fortgeschrittenen Kopfhalspa-tienten (1) oder in adjuvanter Situation beim Glioblastom (2) erleben diese einen neuen Aufschwung. Die Vorteile basieren vor allem auf einem synergetischen Effekt. Dabei spielen die Sequenz sowie Intervall zwischen den verschiedenen Behandlungsoptionen als auch die Selektion der Patienten eine wichtige Rolle. Zugleich verfügt die Radioonkologie heute mit der stereotaktischen Bestrahlung über eine fokussierte hoch-präzise Behandlungsmethode die der konventionellen Bestrahlungstechnik in verschiedenen Punkten überlegen ist : Sie ermöglicht eine lokale, ablative Dosis mit gleichzeitiger besserer Schonung der umherliegenden Organe sowie kürzeren Behandlungszeiten: Die kürzlich publizierte CHISEL Studie, eine randomisierte Phase III Studie hat die normofraktionierte Radiotherapie mit der SBRT beim lokalisierten inoperablen Stadium I Lungenkarzinom verglichen: nach einer medialen Beobachtungszeit von 2.1 Jahren zeigte sich nach SBRT eine deutlich verbesserte lokale Kontrolle (HR 0.32; 95% CI 0.13-0.77, p = 0.0077) ohne erhöhte Nebenwirkungen (3).

Radiobiologische Vorteile einer Kombination

Präklinische Daten haben ergeben, dass die Strahlentherapie das adaptative Immunsystem aktivieren kann, dies mittels einer vermehrten Präsentation von Antigenen durch Antigen präsentierende Zellen. Darüber hinaus kommt es zu einer verstärkten PD-L1 Expression durch die Tumorzellen. Dank dieser immun-modulatorischen Fähigkeiten könnte die Radiotherapie eine wichtige Rolle spielen immunresistente in immunogene Tumore umzuwandeln, «kalte» Tumore in «heisse» Tumore zu ändern (4-6). Zusätzlich haben präklinische Modelle gezeigt, dass eine gleichzeitige Bestrahlung und Gabe einer Immuntherapie bessere Resultate erzielen im Vergleich zu sequentiellen Schemata, und dass höhere Bestrahlungsdosen beziehungsweise eine stereotaktische Radiotherapie einer normofraktionierten überlegen ist (7, 8). Zusätzlich gibt es vermehrt Hinweise, dass die Strahlentherapie zusätzlich zu ihrem lokalen Effekt aktuell auch einen systemischen Effekt haben kann, sprich einen Effekt ausserhalb des Strahlenfeldes (9).

Das oligometastasierte Stadium

Die Oligometastasierung stellt ein begrenzt metastasiertes Stadium dar. Hellman und Weichselbaum beschrieben erstmals dieses Konzept als eigene Entität zwischen dem lokal-begrenzten und dem metastasierten Stadium (10): in diesem Konzept erzielt eine lokal ablative Behandlung aller Tumorlokalisationen einen Überlebensvorteil. Evidenz für diese Theorie, gibt es von der seit kurzem veröffentlichten COMET Studie: Dabei wurden Patienten mit einem kontrollierten Primarius sowie 1 bis maximal 5 Metastasen eingeschlossen und randomisiert zwischen einer palliativen Standardtherapie (Arm 1) und zusätzlich einer stereotaktischen Radiotherapie aller Herde (Arm 2): Zwischen 2012 und 2016 wurden 99 Patienten rekrutiert. Mediane Beobachtungszeit war 27 Monate: Das mediane Gesamtüberleben konnte von 28 Monate im Arm 1 (95% CI 19-33) auf 41 Monate im Arm 2 verbessert werden (95% CI: 26-NA; p = 0.09) (11).
Das oligometastasierte Stadium ist allerdings komplexer und es müssen verschiedene klinische Situationen unterschieden werden. Die beiden am besten Untersuchten sollen im Folgenden vorgestellt und diskutiert werden. 1. Die Oligorezidivsituation stellt ein Stadium dar, in welchem der Patient nach Behandlung des Primarius – metachron – in einer Behandlungs-freien Phase eine Oligometastasierung entwickelt. 2. In Oligoprogression unter laufender Systemtherapie einer polymetastasierten Erkrankung entwickeln wenige Metastasen eine Resistenz und sind dann Ziel einer lokal ablativen Behandlung.

Prostata-Karzinom

Die diesjährig publizierte «Milestone» Studie STAMPEDE ist eine internationale, mehrarmige randomisierte Mehrphasen Kontrollstudie, die das Prostatakarzinom im fortgeschrittenen Stadium untersucht. Die Studie zeigt eindrücklich, dass eine Kombination einer Bestrahlung der Prostata zusätzlich zur Standard- Systemtherapie das progressionsfreie Überleben verbessert (HR = 0.76; 95% CI 0.68-0.84; < 0.0001). Darüber hinaus hat eine geplante Subgruppenanalyse ergeben, dass bei Patienten mit einem gering metastatischen Befall (weniger als 4 Knochenmetastasen) das Gesamtüberleben signifikant verbessert werden konnte (HR 0·68, 95% CI 0·52–0·90; p = 0·007; 3-Jahres Überleben von 73% ohne RT vs. 81% mit RT (12).
Offen ist der Nutzen der sogenannten Metastasen-gerichteten Therapie (MDT: Metastatic directed therapy) u.a einer stereotaktischen Radiotherapie in diesem Patientenkollektiv. Erwähnenswert hier ist die abgeschlossene STOMP Studie von P. Ost et al. Dabei handelt es sich um eine randomisierte, multizentrische Phase II Studie die zwischen 2012 und 2015, 62 Patienten rekrutierte in entweder den Beobachtungsarm oder den MDT Arm, in dem alle sichtbaren Metastasen lokal behandelt wurden. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 3 Jahren lag das Hormontherapie-freie Überleben bei 21 Monaten in der MDT Gruppe im Vergleich zu 13 Monaten in der Beobachtungsgruppe. (HR 0.60(80% CI 0.40- 0.90; log-rank p = 0.11). Auch in der Oligorezidivsituation mit regionalen PSMA positiven Lymphknoten nach primärer Therapie wird aktuell eine Kombination zwischen einer MDT und einer 6-monatigen Hormontherapie mit oder ohne elektive Beckenbestrahlung untersucht. (PEACE V: NCT03569241): Eine andere interessante Studie die den Nutzen einer stereotaktischen Bestrahlung bei M1a-b Prostatapatienten untersucht, kommt aus dem Sunnybrook Hospital (Toronto, Kanada). In diesem Protokoll werden Patienten mit maximal 5 Metastasen behandelt. Das Behandlungsschema sieht 5 Fraktionen vor, dies bis zu einer Gesamtdosis von 35-40 Gray auf die Prostata, 25-35 Gray auf die Lymphabflusswege und 30-40 Gray auf alle Metastasen in Kombination zur einer einjährigen Androgendeprivation.

Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom

Die randomisierte Phase III PACIFIC Studie konnte einen signifikanten Überlebensvorteil im Stadium IIIB NSCLC mit Durvalumab Erhaltungstherapie im Vergleich zu Placebo nach abgeschlossener Radiochemotherapie (RCT) feststellen und stellt somit den neuen Goldstandard in diesem Stadium dar [2 Jahres Überlebensrate 66.3 (95% CI 61.7-70.4) versus 55.6% (95% CI 48.9-61.8)] (13). Erwähnenswert ist die Subgruppenanalyse die zeigte, dass eine frühe erste Gabe Durvalumab weniger als 14 Tage nach Ende der RCT ein besseres Ergebnis erzielte (oral presentation, ESMO 2018).
Was das oligometastasierte Lungenkarzinom (NSCLC) betrifft, so gibt es auch hier Evidenz welche den Nutzen einer lokalen Therapie zusätzlich zur Systemtherapie untermauern: In einer Phase II Studie wurden Patienten mit einem Stadium IV NSCLC (≤ 3 Metastasen) randomisiert zwischen der Standardtherapie und einer zusätzlich konsolidierenden lokalen Therapie aller Tumormanifestationen: nach einer medianen Beobachtungszeit von 14.2 Monaten konnte ein Vorteil der MDT mit Verbesserung des progressionsfreien Überlebens von 14.2 Monaten (95% CI 7.4-24.3) versus 4.4 Monate ( 95% CI 2.2-8.3;p = 0.017) nachgewiesen werden. Dabei wurde keine erhöhte Grad III oder mehr Toxizität festgestellt (14). Mit einer längeren Beobachtungszeit von median 38.8 Monaten, konnte sogar eine Verbesserung des Gesamtüberlebens gezeigt werden (15): medianes Überleben von 41.2 Monaten (95% CI 18.9, NA) vs. 17 Monaten (95% CI 10.1, 39.8; p = 0.017). Auch in der Oligoprogressionssituation gibt es in der Zwischenzeit interessante Studien: Eine wichtige Studie ist die «HALT Studie» (Targeted therapy with or without dose intensified radiotHerapy for oligo-progressive disease in oncogene-Addicted Lung Tumours): Dies ist eine Phase II-III, multizentrische Studie. Einschlusskriterien sind Patienten mit einem mutierten und somit gut ansprechenden Tumor auf Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) sowie bis zu drei progredienten Herden, die resistent gegen die TKI geworden sind. Eine erste Phase II Studie untersucht ob eine zusätzliche SBRT auf eine limitierte (≤ 3) Anzahl an Metastasen mit Fortführung der Systemtherapie das Progressionsfreie Überleben verbessert im Vergleich zur alleinigen TKI Therapie. (16).

Aktuelle klinische Studien zur Kombination SBRT und Immuntherapie

Die Kombination einer Immuntherapie mit Bestrahlung wurde vor allem im metastasierten Stadium analysiert. Eine Zweitanalyse von 98 Patienten mit metastasiertem NSCLC wurden in der Keynote 001 mit Pembrolizumab durchgeführt. Dabei wurde eine Verbesserung des Progressionsfreien Überlebens (HR = 0.56, 95%; CI: 0.34–0.91) als auch des Gesamtüberlebens (HR = 0.58, 95% CI, 0.36–0.94) festgestellt bei Patienten die vorher eine RT erhielten. Eine SBRT wurde dabei in 29% der Fälle angewendet (17). Eine weitere Studie mit stereotaktischer Bestrahlung und sequentieller Therapie mit Pembrolizumab bei Patienten mit multimetastasierten soliden Tumoren ergab ein Ansprechen in nicht bestrahlten Metastasen von bis zu 27% sowie ein globales Ansprechen von 13.2%. Diese Resultate in einer sehr heterogenen Gruppe sowie unabhängig vom PD-L1 Status sind vielversprechend und unterstützen zukünftige Studien die eine SBRT mit einer Immuntherapie kombinieren (18).

Dr. med.Jean-Jacques Stelmes

Klinik Radioonkologie
Rämistrasse 100
8091 Zürich

Jean-Jacques.Stelmes@usz.ch

Prof. Dr. med.Matthias Guckenberger

Klinik Radioonkologie
Rämistrasse 100
8091 Zürich

Prof. Dr. med.Nicolaus Andratschke

Klinik Radioonkologie
Rämistrasse 100
8091 Zürich

Die Autoren geben an, dass für diese Publikation kein Interessenskonflikt vorliegt.

  • Der Stellenwert von kombinierten Strategien wird immer bedeutender in der modernen Krebstherapie. Dabei spielt die Sequenz, das
    Intervall sowie die Patientenselektion eine wichtige Rolle.
  • Patienten mit einer limitierten Anzahl an Metastasen und dies
    unabhängig von der Tumorentität, können in bestimmten Fällen von einer stereotaktischen Bestrahlung profitieren.
  • Die stereotaktische Bestrahlung stellt dabei eine innovative Behandlungsoption dar, dies aufgrund ihrer schonenden und zugleich lokal kurativen Möglichkeiten.
  • Die immunomodulatorischen Effekte stereotaktischer Bestrahlung eröffnen neue Möglichkeiten in Kombination mit Immun Checkpoint Inhibitoren, auch in der multimetastasierten Situation; diese Strategien werden aktuell prospektiv untersucht.

Messages à retenir

  • L’ importance des stratégies combinées devient de plus en plus importante dans le traitement moderne du cancer. La séquence, l’ intervalle et la sélection des patients jouent un rôle important.
  • Les patients présentant un nombre limité de métastases, quel que soit l’entité tumorale, peuvent bénéficier d’un rayonnement stéréotaxique dans certains cas.
  • L’ irradiation stéréotaxique est une option de traitement innovante grâce à ses possibilités indulgentes et en même temps curatives locales.
  • Les effets immunomodulateurs de l’ irradiation stéréotaxique ouvrent
    de nouvelles possibilités en combinaison avec des inhibiteurs immunitaires, même dans des situations multimétastatiques ; ces stratégies font actuellement l’ objet d’une étude prospective.

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14. Gomez, D.R., et al., Local consolidative therapy versus maintenance therapy or observation for patients with oligometastatic non-small-cell lung cancer without progression after first-line systemic therapy: a multicentre, randomised, controlled, phase 2 study. Lancet Oncol, 2016. 17(12): p. 1672-1682.
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17. Shaverdian, N., et al., Previous radiotherapy and the clinical activity and toxicity of pembrolizumab in the treatment of non-small-cell lung cancer: a secondary analysis of the KEYNOTE-001 phase 1 trial. The Lancet Oncology, 2017. 18(7): p. 895-903.
18. Luke, J.J., et al., Safety and Clinical Activity of Pembrolizumab and Multisite Stereotactic Body Radiotherapy in Patients With Advanced Solid Tumors. 2018. 36(16): p. 1611-1618.

Personalisiertes Finetuning 2019

Da ca. 50% der Männer im Alter über 50 Jahren Prostata-Tumorzellträger sind, aber nur 8% zeitlebens daran erkranken werden, basiert die differenzierte Prostatakrebsvorsorge insbesondere auf Daten der fast 2 Jahrzehnte langen, prospektiv randomisierten ERSPC- und PLCO-Studien mit evidenzbasierter Mortalitätsreduktion und Unterscheidung von relevanten vs. insignifikanten Prostatakarzinomen (P-CA). Klinische Konsequenz ist nach einem «informed consent»-Gespräch das im Risikoalter 45-50 Jahren beginnende kostengünstige sog. «organisierte PSA-Finetuning» mit Einsatz der aus der ERSPC entwickelten Risiko-Kalkulatoren (SWOT Rotterdam/ProstateCheck Aargau) zur Festlegung der Kontrollintervalle bzw. weiterer notwendiger Abklärungen.

Étant donné qu’environ 50 % des hommes de plus de 50 ans sont porteurs de cellules tumorales de la prostate, mais que seulement 8 % développeront un cancer de la prostate au cours de leur vie, le dépistage différencié du cancer de la prostate est fondé en particulier sur les données de près de deux décennies d’études randomisées prospectivement ERSPC et PLCO avec réduction de mortalité et différenciation des carcinomes pertinents et non significatifs de la prostate (P-CA) basées sur des preuves. Après un entretien de consentement éclairé, la conséquence clinique est ce qu’il est convenu d’ appeler le «réglage fin organisé de l’ APS», qui commence à l’ âge de 45-50 ans et utilise les calculateurs de risque développés par ERSPC (SWOT Rotterdam/ProstateCheck Aargau) pour déterminer les intervalles de contrôle et d‘autres précisions nécessaires.

Da PSA bei Männern mit kleineren Prostatae ein optimaler Risiko-Parameter für die Langzeitentwicklung (15-20 Jahre) eines relevanten Karzinoms ist, können Kontrollintervalle bei mehr als der Hälfte der Männer durch die Kalkulatoren auf bis zu 4-6 Jahre ausgedehnt werden. Neben PSA und freiem PSA bieten andere Kallikreine keine wesentlichen Zusatzinformationen zu den Kalkulatoren. Bei weiteren Abklärungen ist das MRI der Prostata in der Diskussion als Direktuntersuchung vor einer Biopsie, es ist spätestens vor der Rebiopsie indiziert. Genetische Untersuchungen von Mutationen (SNPs) müssen weiter validiert werden, um in ihrer klinischen Bedeutung einen Stand in der Diagnostik zu erlangen. Die Vorsorge verliert ihren Wert bei einer Lebenserwartung von weniger als 10 Jahren.

PSA-Screening reduziert die Prostatakarzinom-Mortalität

Die langjährigen Diskussionen zwischen den Ergebnissen der prospektiv randomisierten Vorsorgestudien ERSPC und PLCO zeigen schlussendlich, dass in beiden Studien eine Mortalitätsreduktion von 25-32% nach 11 Jahren besteht (1). Die schon 2012 von uns beschriebene, das Ergebnis verzerrende extrem hohe Kontaminationsrate des PLCO-Kontrollarms, hat erst vor 2 Jahren Eingang in die Korrektur des PLCO Trials gefunden (2). Die ERSPC-Daten dokumentieren zudem, dass mit längerer Beobachtungsdauer sich die NND (Number Necessary to diagnose) von 76 (9 Jahre) auf 34 (11 Jahre), 26 (13 Jahre) und 18 (16 Jahre) weiter reduziert (2,3,4). Die 16-Jahres Ergebnisse werden in Bälde publiziert. In einer separaten populationsbasierten Kohorten-Studie beträgt die NND 16 für PSA Screening zwischen 50-54 Jahren. Verglichen mit den retrospektiven Malmö-Daten (absolut kein Screening) ist die Mortalität um 71% reduziert (6). Die USPSTF hat mittlerweile ihre Recommendation D auf C im 2017 umgestellt.

PSA ist «der» Gatekeeper für das Langzeitrisiko einer Prostatakarzinom-Entwicklung.

Die Frage des Finetunings in Bezug auf PSA-Kontrollintervalle lässt sich anhand retrospektiver (7) und prospektiver Daten (PLCO, Swiss ERSPC; Rotterdam ERSPC) wesentlich optimaler handhaben (Tab. 1). Dabei präsentiert sich der PSA-Wert als Prognoseparameter für das Langzeitrisiko der Entwicklung eines Prostatakarzinoms. Vickers et al konnten in einer Case Control Study dokumentieren, dass z.B. die oberste 10% Percentile im Alter 45-49 (PSA >1.6ng/ml) insgesamt 44% aller P-Ca-Toten nach 25 Jahren ausmacht (6). Umgekehrt zeigen Männer mit Werten < 1.0ng/ml (50% der Probanden) im PLCO, ERSPC Aargau und Rotterdam ERSPC nach 5, 8 bzw. 11 Jahren so gut wie nie ein Karzinom: 0%; 0,12% bzw. 0.36% liegt kumulativ ein aggressives P-Ca vor (?) (Tab.1.). D.h. es gibt eine grosse Gruppe von Männern, deren Kontrollintervalle auf ca. 5 und mehr Jahre verlängert werden können (8,9). Auch in der Gruppe PSA 1-1.9ng/ml können die u.g. Kalkulatoren Kontrollintervalle über ein/zwei Jahre hinaus verlängern. Dies ermöglicht die fehlende PSA-Ausschüttung bei nicht oder nur minim vorhandener benigner Prostatahyperplasie, die bei grösseren Hyperplasien einen Tumor kaschieren würde. Der PSA-Wert charakterisiert dadurch deutlicher die periphere Zone, wo am häufigsten die Karzinome entstehen (10).

Individuell «organisiertes PSA-Finetuning» ist besser als opportunistisches Gelegenheitsscreening zum Sichern des kurativen «Window of opportunity»

Es stellt sich die Frage, welche Form des Screenings die besten Ergebnisse erzielt? Dabei ist zu beachten, dass es ein «Window of Opportunity» mit kurativer Intention gibt, das nur durch kontinuierliches, aber nicht starres Follow up getroffen werden kann. Zu häufige Tests beinhalten die Gefahr der Überdiagnostik, zu seltene die des Verpassens. Ergebnisse der prospektiven Multicenter CAP-Studie dokumentieren, dass eine nur einmalige PSA-Messung die P-CA-Mortalität nach 10 Jahren nicht beeinflusst (11). Die Ergebnisse des Kontrollarms der Schwedischen ERSPC-Teilnehmer bestätigen, dass opportunistisches, unorganisiertes Screening dem organisierten unterlegen ist. Die Kontamination im Kontrollarm führte zu einer doppelt so hohen Inzidenz als erwartet, hatte jedoch nur einen minimalen Effekt auf die Mortalität. Im organisierten Screening Arm ging die Mortalität jedoch um 42% zurück (12).

Nutzen multiparametrischer Risikokalkulatoren, um Kontrollintervalle bzw. Indikationen zur weiteren Abklärung festzulegen

In Rotterdam und Aarau sind die initialen PSA-Messungen und deren Follow up nach 4, 8 und 12 Jahren in Risikokalkulatoren eingeflossen. Neben PSA können freies PSA (interessant bei kleinen Prostatae), digitale rektale Untersuchung, Alter, Familienanamnese und das Prostatavolumen mitberücksichtigt werden (13). Einerseits werden Kontrollintervalle verlängert, andererseits Biopsien gespart. Cave vor der Benutzung des amerikanischen PCPT-Kalkulators, der lediglich eine einmalige statische, bioptische Entdeckungswahrscheinlichkeit eines Karzinoms angibt und bei fehlendem FU keine Aussage zur klinischen Wertigkeit des Befundes machen kann. Z.B. wird das Karzinomrisiko für PSA < 0.9 ng / ml mit 10% angegeben, obwohl klinisch in 11 Jahren lediglich 0.36% kumulativ ein Karzinom entwickeln (Tab.1.) (14). – Der Einsatz von 4 Kallekreinen (4K) Score war dem Rotterdam-Kalkulator nicht überlegen(15).
Aktuell ist der erste Kalkulator mit jeweiligem MRI-Ergebnis verfügbar (MRI–ERSPC-RC4), der 36% der Biopsien spart, dafür 4% der aggressiven Tumore übersieht (16). Er beruht auf 2 Tesla-Geräten und ist sicher noch verbesserungswürdig. Die Rolle von Genommarkern für den Einsatz in der Diagnostik und Prognostik sind ermutigend im Sinne einer Zusatzinformation, müssen in Multi-Center-Studien jedoch noch validiert werden, bevor der Einzug in die Klinik stattfinden kann (17).

mpMRI spätestens vor der Rebiopsie

Auch wenn die Leitlinien der EAU und DGU das mpMRI erst vor der Re-Biopsie empfehlen, so tritt in der täglichen Praxis die Untersuchung gehäuft schon direkt nach der Risikostratifizierung ein. Wenn mpMRI, sollte es mit einem 3-Tesla durchgeführt werden. Sog. Ultraschall-Fusions-gesteuerte randomisierte Biopsien incl. mpMRI auffälliger Target-Biopsien sind z.Zt. State of the Art. Bei blandem mpMRI darf nicht auf die randomisierte Biopsie verzichtet werden, da ca. 20% P-Ca peripher übersehen werden (18). Die Anzahl Biopsien sowie der Zugangsweg transrektal vs. trans-
perineal sind in der Diskussion. Leider wird auch immer öfter ausserhalb von Studien die komplette bioptische, histologische Abbildung der Prostata durch eine sog. Template-Biopsie erhoben (n = 30-50 Biopsien), so dass die gefundene Inzidenz dann nahe an die autoptische Prävalenz von 50-80% reicht. Auswuchs ist mittlerweile eine bioptische Inzidenz von beispielsweise 47% vermeintlich relevanten Karzinomen, wenn Autoren bei einem PSA von median 5.9ng/ml trotz einer niedrigen PSA-Dichte von nur 0.12 von einem klinisch relevanten Karzinom sprechen (19). Die bisherigen Kriterien für insignifikante Karzinome zur Einleitung einer Active-Surveillance-Therapie sind unter diesen Umständen zu strikt (Epstein, PRIAS) und sollten unbedingt revidiert werden, da sie ohne mpMRI und lediglich mit 12 randomisierten Biopsien erstellt wurden.

Prof. Dr. med.Franz Recker

Prostata- und Uroonkologisches Zentrum, Kantonsspital Aarau AG
Tellstrasse 25
5001 Aarau

franz.recker@ksa.ch

Prof. Dr. med.Stephen Wyler

Prostata- und Uroonkologisches Zentrum
Kantonsspital Aarau AG
Tellstrasse 25
5001 Aarau

Dr. med.Maciej Kwiatkowski

Prostata- und Uroonkologisches Zentrum
Kantonsspital Aarau AG
Tellstrasse 25
5001 Aarau

Die Autoren haben keine Interessenskonflikte im Zusammenhang mit diesem Beitrag deklariert.

  • PSA-Screening reduziert die Prostatakarzinom-Mortalität
  • PSA ist «der» Gatekeeper für das Langzeitrisiko einer Prostatakarzinom-Entwicklung.
  • Individuell «organisiertes PSA-Finetuning» ist besser als opportunistisches Gelegenheitsscreening, um das kurative «Window of oppor-
    tunity» nicht zu verfehlen.
  • Nutzen multiparametrischer Risikokalkulatoren, um Kontrollintervalle oder aber Indikationen zur weiteren Abklärung festzulegen
  • mpMRI in der Praxis vor der ersten Biopsie, Leitlinien-gerecht spätestens vor der Rebiopsie

Messages à retenir

  • Le dépistage du PSA réduit la mortalité par cancer de la prostate
  • Le PSA est le «gardien» du risque à long terme de développement du cancer de la prostate.
  • Mieux vaut un «réglage fin organisé» individuel de la PSA qu’un
    dépistage occasionnel opportuniste afin de ne pas rater la «fenêtre d’opportunité» curative.
  • L’ utilisation de calculateurs de risques multiparamétriques pour définir des intervalles de contrôle ou des indications pour plus d‘évaluations
  • Le mpMRI en pratique avant la première biopsie, conforme aux lignes directrices au plus tard avant la rébiopsie.

1. Tosdikov, A., et al Reconcilling the Effects of Screening on Prostate Cancer Mortality in the ERSPC and PLCO Trials Annals Intern.Med. 2017 Oct.3, 167(7) 449-455
2. Kwiatkowski M. et al. Comment on the US Prevventive Services Task Force`s draft recommendation on screening for prostate cancer Eur Urol 2012 April 61 851-4
3 Schroder, F.H., et al., Screening and prostate-cancer mortality in a randomized European study. N Engl J Med, 2009. 360(13): p. 1320-8.
4. Schroder, F.H., et al., Prostate-cancer mortality at 11 years of follow-up. N Engl J Med, 2012. 366(11): p. 981-90.
5. Schroder, F.H., et al., Screening and prostate cancer mortality: results of the European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) at 13 years of follow-up. Lancet, 2014. 384(9959): p. 2027-35.
6 Carlsson S. et al. : Screening for Prostate Cancer Starting at age 50-54 Years. A Population-based Cohort study Eur Urol 71 (2017): 46-52
7. Vickers AJ et al.:Strategy for detection of prostate cancer based on relation between prostate specific antigen at age 40-55 and long term risk of metastasis: case control study BMJ 2013 Apr 15; 346
8. Bul M. et al.: Prostate cancer incidence and disease specific survival of men with initial prostate specific antigen < 3.0ng/ml who are participating in the ERSPC Rotterdam Eur Urol 2011 Apf. 59: 498-505
9. Randazzo M.: A PSA Pyramid for men with initial prostate specific antigen <= 3ng/ml: a plea for individualized prostate cancer screening Eur Urol 2015 Oct. 68:591-7
10. Recker F et al.:Enhanced expression of prostate-specific antigen in the transition zone of the prostate. A characterization folling prostatectomy for benign hyperplasia Eur Urol 1998, 33:549-55
11. Martin, R.M., et al., Effect of a Low-Intensity PSA-Based Screening Intervention on Prostate Cancer Mortality: The CAP Randomized Clinical Trial. JAMA, 2018. 319(9): p. 883-895.
12. Godtman RA et al: Opportunistic Testimg Versus Organized Prostate Specific Antigen Screening Outcome After 18 Years in the Göteborg Randomized Population-based Prostate Cancer Screening Trial Eur Urol(2015) 354-360
13. Robool M. et al: A calculator for Prostate Cancer Risk 4 Years After an Initially Negative Screen: Findings from ERSPC Rotterdam Eur Urol 2013 Apr;63(4):627-33
14. Poyet C et al: External Evaluation of a Novel Prostate Cancer Risk Calculator (ProstateCheck) Based on Data from the Swiss Arm of the ERSPC J Urol 2016; 1402-1407
15 Verbeek JFM et al: Reducing unnecessary biopsies while detecting clinically significant prostate cancer including cibriform growth with the ERSPC Rotterdam risk calculator and 4 K Score. Urol Oncol 2019 Feb.37138-144
16. Alberts AR et al:Prediction of high Grade Prostate Cancer Following Multiparametric Magnetic resonance Imaging.Improving the Rotterdam European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer Risk Kalculator. Eur Urol 2019 Febr.: 310-318
17. Cucchiara V. et al : Genomic Markers in Prostate Cancer Decision Making Eur Urol 2018 Apr. 73: 572-582
18. Porpiglia F et al Diagnostic Pathway with Multiparametric magnetic Resonance Imaging Versus Standard Pathway: Results from a Randomized Prospective Study in Biopsy-naive Patients with suspected Prostate Cancer Eur Urol 2017 Aug 72:282-288

PSMA-Liganden PET/CT und -Therapie des Prostatakarzinoms

Die PSMA-PET/CT gilt als die sensitivste und spezifischste Methode zur Rezidiv-Suche des Prostatakarzinoms (PCa).
Die Kosten der PSMA-PET/CT werden aktuell von den Versicherungen routinemässig ausschliesslich für biochemische Rezidive des PCa übernommen. Die PSMA-Therapie zeigt bei austherapierten Patienten im kastrationsrefraktären, metastasierten Stadium grosses Potential. Sie hat in der Schweiz vor kurzem eine temporäre Zulassung erhalten.

La PSMA-PET/CT est considérée comme la méthode la plus sensible et la plus spécifique pour la recherche de récidive du cancer de la prostate (CPa). Les coûts de la PSMA-PET/CT sont actuellement couverts par les compagnies d’assurance exclusivement pour les récidives biochimiques de la PCa. La thérapie PSMA montre un grand potentiel chez les patients réfractaires à la castration, au stade métastique et ayant épuisé tous les traitements. En Suisse elle a récemment reçu une autorisation temporaire.

PSMA-PET/CT

Das Prostatakarzinom (PCa) ist weltweit der häufigste maligne Tumor bei Männern. Nach initialer Therapie entwickelt sich häufig ein biochemisches Rezidiv (1,2). Dabei stellt die Tumorsuche mit konventioneller Bildgebung wie z.B. der CT oder der MRI eine grosse Herausforderung dar. Noch bis vor wenigen Jahren galt die Positronen-Emissions-Tomographie in Kombination mit der Computertomographie (PET/CT) unter Verwendung von Cholin als eine der besten Methoden zur Detektion eines PCa-Rezidivs. Jedoch zeigt sie vor allem bei niedrigen PSA-Werten und hohem Gleason Score (GSC) signifikante Einschränkungen. Die 18F-FDG-PET/CT spielt nur bei entdifferenzierten PCa eine Rolle und ist daher nur selten indiziert.
Insgesamt bestand somit die Notwendigkeit zur Suche nach besseren diagnostischen Verfahren. Dabei lag der Fokus in den letzten Jahren vor allem auf dem Prostata-spezifischen Mem-
bran-Antigen (PSMA). PSMA ist ein transmembranes Protein, welches in PCa-Zellen signifikant stärker exprimiert wird als in normalen Prostatazellen (3). Es eignet sich als Zielstruktur in einer herausragenden Weise für eine molekulare Diagnostik und Therapie (4). Nach Jahren präklinischer Vorarbeiten gelang der Durchbruch mit der Herstellung des 68Gallium-markierten PSMA-Liganden «PSMA-11» am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) (5, 6) und die klinische Einführung dieses Liganden in der PET/CT im Mai 2011 in der Nuklearmedizin der Uniklinik Heidelberg (7, 8). Seitdem hat sich diese neue diagnostische Methode, allgemein als «PSMA-PET/CT» bekannt, mit erstaunlicher Geschwindigkeit weltweit ausgebreitet und gilt als entscheidender Schritt vorwärts in der Diagnostik des rezidivierenden PCa und des Primär-Stagings bei Hochrisiko-PCa. Der Wirkmechanismus ist für eine molekulare Bildgebung optimal: 68Ga-PSMA-11 bindet an den zellexternen Bereich des PSMA-Rezeptors und wird anschliessend rasch und über die Zeit akkumulierend internalisiert. Eine gesonderte Vorbereitung der Patienten (z.B. Diät oder Pausieren von Medikamenten) ist nach aktuellem Kenntnisstand nicht erforderlich.
Bereits die ersten Publikationen zeigten das grosse Potential dieser neuen diagnostischen Modalität (7, 8). 68Ga-PSMA-11 PET/CT zeigte sich häufig imstande, auch kleine PCa-Herde mit einem hohen Kontrast darzustellen (Abb. 1). Vor allem bei niedrigen PSA-Werten und höherem GSC zeigt sie sich der etablierten Cholin-PET/CT als signifikant überlegen (9). Diese Ergebnisse wurden später auch von anderen Arbeitsgruppen bestätigt (10, 11), so dass mittlerweile in den meisten Zentren die PSMA-PET/CT die Cholin-PET/CT ersetzt hat. Bei PSMA-negativem PCa (schätzungsweise 5-10% aller PCa) kann die Cholin-PET/CT jedoch weiterhin hilfreich sein.

Bislang haben sich nur wenige Studien mit >200 Patienten mit der Wertigkeit der 68Ga-PSMA-11 PET/CT in Rezidiv-Situationen befasst. Die erste dieser Publikationen schloss 319 Patienten ein und zeigte, dass bei über 80% von ihnen die PET/CT zumindest einen pathologischen Herd zeigte (12). Im Durchschnitt aller 900 repräsentativen Tumorherde, die bei dieser Arbeit analysiert wurden, wurde eine vergleichsweise sehr hohe Tracer-Aufnahme nachgewiesen. Diese Analyse bestätigte somit die vorhergehenden Erfahrungen, dass PSMA-11 imstande ist, PCa-Metastasen mit sehr hohem Kontrast darzustellen.
Erwartungsgemäss steigt die Wahrscheinlichkeit der Detektion von PCa-Herden auch in der PSMA-PET/CT mit der Höhe des Tumormarkers PSA. Die grösste Herausforderung stellen naturgemäss die sehr niedrigen PSA-Werte dar. Unter einem PSA-Wert von 0.5 ng/ml liegt die Wahrscheinlichkeit, zumindest einen Tumorherd in der 68Ga-PSMA-PET/CT zu entdecken, neueren Analysen an einem Patientenkollektiv von > 1000 zufolge, bei ca. 50% und steigt kontinuierlich bis zu einem PSA von 3 ng/ml auf deutlich mehr als 90% an (13). Sie erreicht jedoch, wie in der Abb. 2 ersichtlich, nie 100%, da schätzungsweise 5-10% aller PCa entweder überhaupt kein oder nicht ausreichend PSMA exprimieren.
Aus präklinischen Publikationen ist bekannt, dass PCa mit höherem GSC auch mehr PSMA exprimieren (14, 15). Bei der o.g. grossen Analyse bezüglich der Wahrscheinlichkeit für pathologische PSMA-PET/CT konnte zwar eine Tendenz zugunsten höherer GSC, jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen höheren und niedrigeren GSC festgestellt werden (13).
Die Spezifität der 68Ga-PSMA-11 PET/CT ist als sehr hoch (> 95%) einzustufen, was in mehreren Studien bestätigt werden konnte (12,16–18). Es kann davon ausgegangen werden, dass jede umschriebene Mehrspeicherung in einem CT-morphologisch sichtbaren Korrelat bei Patienten mit einem biochemischen PCa-Rezidiv praktisch bis zum Beweis des Gegenteils als ein PCa-Herd gewertet werden muss. Zwar sind in den letzten Jahren multiple Fallbeschreibungen von PSMA-positiven Entitäten nicht-prostatischen Ursprungs veröffentlicht worden. Jedoch muss man beachten, dass deren Zahl nur einen minimalen Bruchteil der PCa-Herde darstellt, die täglich in der PSMA-PET/CT weltweit entdeckt werden.
Aus präklinischen Publikationen ist ferner bekannt, dass eine Androgen-Entzugs-Therapie (ADT) die PSMA-Expression in Tumormodellen steigern kann (19–21). In den beiden grössten Studien wurde tatsächlich festgestellt, dass Patienten unter laufender ADT signifikant häufiger einen pathologischen Befund in der PSMA-PET/CT aufwiesen, obwohl die ADT zu einer Volumenreduktion des Tumors und zu sinkenden PSA-Werten führt, welche wiederum die Tumordetektion beeinträchtigen (12, 13). Von den Autoren wurde jedoch als eine mögliche Ursache dieser Ergebnisse auch die Möglichkeit erwähnt, dass die ADT tendenziell bei Patienten mit fortgeschrittenem Tumorstadium, somit höherer Tumorlast, begonnen wird. Dennoch hielten die Ergebnisse viele Kollegen nicht davon ab, in Richtung einer höheren, ADT-verursachten PSMA-Expression zu spekulieren. Bei der genaueren Analyse der o.g. präklinischen Studien wird jedoch deutlich, dass die höhere PSMA-Expression der PCa-Zellen lediglich nach einer kurzzeitigen ADT (maximal 4 Wochen) zu beobachten war. Eine dieses Jahr erschienene Analyse hat eindrücklich demonstriert, dass eine Langzeit-ADT hingegen einen signifikant negativen Einfluss auf die Sichtbarkeit und Detektion von PCa-Herden in der PSMA-PET/CT zur Folge hat (22). Nur noch ein Bruchteil der vor der ADT sichtbaren Tumorherde war unter der Langzeit-ADT auch weiterhin sichtbar. Die Empfehlung der Autoren war konsequenterweise, dass bei der Rezidivsuche die PSMA-PET/CT entweder noch vor Beginn oder aber spätestens vier Wochen nach Beginn einer ADT durchgeführt werden sollte.
Es ist aktuell unbekannt, wie lange eine bereits laufende ADT pausiert werden sollte, um die maximale Sichtbarkeit des Tumors in der PSMA-PET/CT zu garantieren.

Regulatorische Situation der PSMA-PET/CT in der Schweiz

In der Schweiz ist aktuell eine temporäre Zulassung nur für 68Ga-PSMA-11 vorhanden, jedoch ist in der Zukunft zusätzlich mit alternativen PSMA-Liganden zu rechnen. Die Kosten für eine 68Ga-PSMA-11-PET/CT wurden zwischen Januar 2017 und Dezember 2018 von den Krankenversicherungen nach zyklischen Verhandlungen zwischen der Schweizerischen Gesellschaft für Nuklearmedizin und den Versicherungen ausschliesslich für die Tumorsuche nach biochemischem Rezidiv des PCa übernommen. Begleitet wurde dies von einer Registerstudie im Rahmen einer Swiss Extended PET Registry («SEPR»). Seit Januar 2019 ist diese Erfassung beendet und die PSMA-PET/CT wird für die Rezidivsituation unverändert ohne vorherige Kostengutsprachen oder Koppelungen an Studien von den Krankenversicherungen vergütet. Zudem ist die PSMA-PET/CT nicht mehr ausschliesslich an 68Ga-PSMA-11 gebunden; alternative PSMA-Tracer können nach Erfüllung behördlicher Voraussetzungen ebenfalls verwendet werden.
An der Kostenübernahme für die 68Ga-PSMA-11 PET/CT zum Primär-Staging bei Hochrisiko-PCa wird derzeit gearbeitet. Bis dahin ist eine Kostenrücksprache mit den Versicherungen oder die Selbstzahlung durch die Patienten erforderlich.

PSMA-basierte Therapie des metastasierten Prostatakarzinoms

Die Zielstruktur PSMA eignet sich nicht nur zur Diagnostik, sondern in besonderem Masse auch für eine zielgerichtete, endogene Radiotherapie (Radioligandentherapie). Voraussetzung einer solchen Therapie ist eine ausreichend hohe PSMA-Expression der Tumorherde, die mittels PSMA-PET/CT evaluiert wird. Die ersten «PSMA-Therapien» mit radioaktiv markierten Liganden, ebenso wie die PSMA-PET/CT im Jahre 2011 klinisch erstmals eingeführt, wurden zunächst mit 131Iod-markierten Liganden durchgeführt (23, 24). Die PSMA-Therapie muss nach Tumorboardbeschluss durchgeführt werden. Sie ist bei Tumorprogress indiziert, wenn die zugelassenen Therapieoptionen zumindest der Erst- und Zweitlinie ausgeschöpft oder nicht zielführend sind oder einzelne zugelassene Therapieoptionen vom Patienten abgelehnt werden. Sofern sinnvoll, kann die PSMA-Therapie nach Tumorboardbeschluss auch in einem früheren Stadium eingesetzt werden. Seit 2013 werden nunmehr 177Lu-markierte Liganden, z.B. PSMA-617, eingesetzt. Die allgemeinen Erfahrungen mit PSMA-Therapien zeigen bereits nach einem einzigen Zyklus vielversprechende Ergebnisse (Abb. 3), auch wenn grundsätzlich eine Heilung nicht zu erwarten ist: bei > 60% der Patienten sinkt der PSA-Wert um mindestens 50%. In dosimetrischen Analysen konnten Herddosen von bis zu 162 Gy für eine verabreichte Aktivität von 7. 4 GBq 177Lu-PSMA-617 nachgewiesen werden (25). Aktuell werden 4-6 Zyklen zu je 6 – 7.4 GBq in Abständen von 6-8 Wochen empfohlen. Rund 1/3 der Patienten weisen eine sehr gute Response auf die PSMA-Therapie auf, bei 1/3 bleibt die Erkrankung zunächst stabil und 1/3 reagieren nicht auf die Therapie (26, 27). Die kurz- bis mittelfristigen Nebenwirkungen sind nach den ersten Zyklen insgesamt als gering einzustufen und betreffen vor allem die Tränen- und Speicheldrüsen, die physiologisch ebenfalls stark PSMA exprimieren. Die Nebenwirkungen auf das blutbildende Knochenmark zeigen sich moderat. Der aktuellen Datenlage zufolge können PSA-progressionsfreie Überlebensintervalle von durchschnittlich 4.5 Monaten erwartet werden (28), wobei darauf hinzuweisen ist, dass es sich bisher um end-stage Patienten handelt.

Regulatorische Situation der PSMA-Therapie in der Schweiz

Die PSMA-Therapie ist seit kurzem in der Schweiz temporär zugelassen, dem weltweit einzigen Land mit einer vergleichbaren Heilmittelbehörde. Anfang 2019 ist mit der Durchführung der ersten Therapien zu rechnen.

PD Dr. med.Ali Afshar-Oromieh

Klinik für Nuklearmedizin
Inselspital Bern
Freiburgstrasse 18
3010 Bern

ali.afshar@insel.ch

Prof. Dr. med.Axel Rominger

Klinik für Nuklearmedizin
Inselspital Bern
Freiburgstrasse 18
3010 Bern

Die Autoren deklarieren keine Interessenskonflikte in Verbindung mit dem vorgelegten Manuskript

  • Die PSMA-PET/CT gilt als die sensitivste und spezifischste Methode sowohl zur Rezidiv-Suche des Prostatakarzinoms (PCa) als auch zum Primär-Staging des Hochrisiko-PCa.
  • Eine gesonderte Vorbereitung der Patienten (z.B. Diät oder Pausieren von Medikamenten) ist nach aktuellem Kenntnisstand nicht erforderlich.
  • Die PSMA-PET/CT sollte dem aktuellen Wissensstand nach entweder noch vor Beginn oder aber spätestens vier Wochen nach Beginn einer ADT durchgeführt werden, da die Langzeit-ADT einen signifikant negativen Einfluss auf die Visualität der PCa-Herde haben kann.
  • Die Kosten für eine PSMA-PET/CT werden aktuell von den Krankenversicherungen ausschliesslich für biochemische Rezidive über-
    nommen.
  • Die PSMA-Therapie zeigt bei auf konventionellem Wege austherapierten Patienten im kastrationsrefraktären, metastasierten Stadium grosses Potential. Im Jahr 2019 ist mit der Durchführung der ersten Therapien auch in der Schweiz zu rechnen.

Messages à retenir

  • La méthode PSMA-PET/CT est considérée comme la méthode la plus sensible et la plus spécifique pour le dépistage de la récidive du cancer de la prostate (CPa) et la stadification primaire des CPa à haut risque.
  • Selon l’état actuel des connaissances, il n’est pas nécessaire de préparer les patients séparément (par ex. régime alimentaire ou interruption de la médication).
  • Selon les connaissances actuelles, la PSMA-PET/CT doit être effectuée soit avant l’apparition de l‘ADT, soit au plus tard quatre semaines après l’apparition de la FDP, car l‘ADT à long terme peut avoir un effet négatif important sur l’apparence visuelle des lésions de PCa.
  • Les coûts d’une PSMA-PET/CT sont actuellement pris en charge par les caisses d’assurance maladie exclusivement pour les récidives biochimiques.
  • Le traitement par la PSMA présente un grand potentiel chez les patients ayant épuisé tous les traitements conventionnels, étant réfractaires à la castration, au stade métastatique. Les premières thérapies devraient également être mises en œuvre en Suisse en 2019.

1. Freedland SJ, Presti JC, Amling CL, et al. Time trends in biochemical recurrence after radical prostatectomy: results of the SEARCH database. Urology. 2003;61:736-741.
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4. Eder M, Eisenhut M, Babich J, Haberkorn U. PSMA as a target for radiolabelled small molecules. Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2013;40:819-823.
5. Schäfer M, Bauder-Wüst U, Leotta K, et al. A dimerized urea-based inhibitor of the prostate-specific membrane antigen for 68Ga-PET imaging of prostate cancer. EJNMMI Res. 2012;2:23.
6. Eder M, Schäfer M, Bauder-Wüst U, et al. 68Ga-complex lipophilicity and the targeting property of a urea-based PSMA inhibitor for PET imaging. Bioconjug Chem. 2012;23:688-697.
7. Afshar-Oromieh A, Haberkorn U, Eder M, Eisenhut M, Zechmann CM. [68Ga]Gallium-labelled PSMA ligand as superior PET tracer for the diagnosis of prostate cancer: comparison with 18F-FECH. Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2012;39:1085-1086.
8. Afshar-Oromieh A, Malcher A, Eder M, et al. PET imaging with a [68Ga]gallium-labelled PSMA ligand for the diagnosis of prostate cancer: biodistribution in humans and first evaluation of tumour lesions. Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2013;40:486-495.
9. Afshar-Oromieh A, Zechmann CM, Malcher A, et al. Comparison of PET imaging with a (68)Ga-labelled PSMA ligand and (18)F-choline-based PET/CT for the diagnosis of recurrent prostate cancer. Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2014;41:11-20.
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PARP-Inhibitoren auf dem Vormarsch

Die PARP-Inhibitoren sind auf einem raschen Vormarsch bei all den Malignomen, bei denen die DNA-Reparatur genetisch gestört ist. Das seröse, wenig differenzierte Ovarialkarzinom hat genau diese Voraussetzungen vorab bei den BRCA-mutierten Patientinnen, aber nicht nur. Die Erhaltungstherapie nach einer erfolgreichen platinhaltigen Ersttherapie ist nun für Lynparza® (Olaparib) mit einer sehr eindrücklichen Reduktion des Rezidivrisikos von 70% nach 41 Monaten Follow-up dokumentiert und weist den Weg zu einer wertvollen Prognoseverbesserung, wie wir sie bisher nicht kannten. Patientinnen mit einem FIGO III und IV serösen high grade-Karzinom des Ovars haben bis anhin eine sehr unbefriedigende Prognose und die 5-Jahres Überlebensrate ist nur ca. 20% für FIGO III bzw. 5% für FIGO IV.

Les inhibiteurs PARP progressent rapidement dans toutes les tumeurs malignes où la réparation de l’ADN est génétiquement perturbée. Le carcinome de l’ovaire grave et indifférencié montre exactement ces conditions préalables chez les patientes mutées par le gène BRCA, mais pas seulement. Le traitement d’entretien de Lynparza® (Olaparib) après une première thérapie à base de platine est maintenant documenté avec une réduction très impressionnante du risque de récidive de 70% après 41 mois de suivi et ouvre la voie à une amélioration précieuse du pronostic, que nous ne savions pas encore. Les patientes atteintes d’un carcinome séreux de haut grade de l’ovaire de FIGO III et IV ont un pronostic très insatisfaisant et le taux de survie à 5 ans est seulement d’environ 20% pour FIGO III et 5% pour FIGO IV.

Ein therapeutischer Vorteil von 2 Jahren oder mehr verlängertem, progressionsfreiem Überleben ist für jede fortgeschrittene Tumorerkrankung ein aussergewöhnlich bedeutsamer Erfolg von hohem potentiellem klinischem Nutzen. Dies insbesondere, wenn diese Therapie in diesem Ausmass alternativlos ist, eine akzeptable Verträglichkeit aufweist und somit auch eine hohe Akzeptanz bei den Patientinnen erwarten lässt. Dies trifft in hohem Mass für die Erhaltungstherapie mit den PARP-Inhibitoren zu bei Patientinnen mit fortgeschrittenem, platin-sensitivem, rezidiviertem, high-grade serösem Ovarialkarzinom im Anschluss an eine platinhaltige Chemotherapie bei Vorliegen einer kompletten oder partiellen Remission. Dabei zeigen neuere Daten, dass nicht nur BRCA-mutierte seröse high-grade Formen von Ovarial-, Tuben- und Endometriumkarzinom-Patientinnen davon profitieren. Die am ESMO präsentierte SOLO1-Studie mit der Erhaltungstherapie mit Lynparza® (Olaparib) bei BRCA-mutierten Patientinnen mit FIGO III und IV high grade serösen Ovarial-,Tuben und Endometriumkarzinomen zeigt hier den Weg. War bisher für Patientinnen mit einem fortgeschrittenen serösen high-grade Ovarial-Tuben- oder Endometriumkarzinom die Weiterbehandlung nach einer Primärtherapie mit Carboplatin und Paclitaxel ohne Avastin und in der Folge einer Monotherapie mit Avastin (15 mg / kg Körpergewicht einmal alle 3 Wochen) eine Option von eher bescheidenem therapeutischem Nutzen von wenigen Monaten, so zeigt die Studie SOLO1 (NCT01844986) mit einer oralen Erhaltungstherapie mit Lynparza® (Olaparib) hier einen wesentlich bedeutsameren PFS-Vorteil und dies wird künftig für viele Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom die Situation verbessern und zu einem neuen Standard werden (1).

PARP-Inhibitoren

Heute sind bereits drei PARP-Inhibitoren auf dem Markt in den USA (Olaparib, Niraparib and Rucaparib). Mindestens zwei weitere, Talazoparib und Veliparib, sind in der klinischen Pipeline mit bisher positiven Resultaten und dürften bald die verbleibenden Indikations-Lücken anpeilen (2).
Lynparza® (Olaparib), der erste zugelassenen PARP-Inhibitor, ist ein starker Inhibitor der humanen Poly-(ADP-Ribose)-Polymerasen (PARP-1, PARP-2 und PARP-3) und hemmt als Monotherapie oder in Kombination mit Chemotherapie das Wachstum diverser Tumorzelllinien in vitro und das Tumorwachstum in vivo. PARP-Enzyme werden für die effiziente Reparatur von Einzelstrangbrüchen in der DNA benötigt. In normalen Zellen werden diese DNA-Doppelstrangbrüche über homologe Rekombinationsreparatur repariert, für welche unter anderem funktionsfähige BRCA1- und BRCA2-Proteine erforderlich sind. Ist die HRR defekt, z.B. durch pathogene Mutationen in BRCA1/2 oder anderen Genen im HRR Signalweg, spricht man von einer HRD (Homologous recombination deficiency). So können DNA-Doppelstrangbrüche nicht mehr über HRR repariert werden und die Zellen sterben ab (3).

SOLO1-Studie mit Lynparza® (Olaparib) als Erstlinien-Erhaltungstherapie

Diese wegweisende, internationale, auf mehreren Kontinenten durchgeführte grosse Studie wurde erstmals am ESMO 2018 präsentiert und die Publikation erfolgte bereits Ende 2018 im NEJM, obwohl die mediane Beobachtungsdauer mit 41 Monaten noch zu kurz war, um definitive Überlebensdaten zu dokumentieren (1). Es wurden in dieser randomisierten, Placebo-kontrollierten, doppelblinden Phase 3 SOLO1-Studie total 1084 Patientinnen gescreent und schliesslich 391 BRCA-mutierte Frauen mit Stadium FIGO III und IV, Ovarial-, Tuben- oder Endometriumkarzinom mit einer partiellen oder kompletten Remission nach einer platinhaltigen Primärtherapie in einer 2:1 Randomisierung mit oral Lynparza® (n: 260) oder Placebo (n:131) während 2 Jahren behandelt. Lynparza® war nicht Teil der kombinierten Primärtherapie. Die Dosis betrug 300mg Lynparza® 2 x täglich für 2 Jahre. Zu beachten ist, das Lynparza mindestens eine Stunde nach einer Mahlzeit eingenommen werden muss und danach sollte die Patientin möglichst 2 Stunden lang nichts essen. Der Nachweis der BRCA-Mutation erfolgte entweder durch eine zentral oder lokal durchgeführte Keimbahnuntersuchung anhand einer Blutprobe oder mittels Untersuchung einer Tumorgewebeprobe in einem lokalen Test. Der BRCA-Status aller Patientinnen wurde soweit möglich mithilfe des Myriad Integrated BRACAnalysis® Tests, des Myriad BRACAnalysis CDx® oder des FoundationOne CDxTM Clinical Trial Assay der Foundation Medicine überprüft.
Der primäre Endpunkt war das vom Untersucher dokumentierte PFS gemessen ab Randomisierung. Die sekundären Endpunkte umfassten das PFS2 (Zeit ab Randomisierung bis zur 2. Progression), die Lebensqualität und das Gesamtüberleben. Die mediane Beobachtungszeit betrug 41 Monate. Beobachtet wurden die bereits bekannten bisher beobachteten Nebenwirkungen (≥ 10%) wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Dyspepsie, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Dysgeusie, verminderter Appetit, Schwindel. Die häufigsten Grade ≥ 3 Nebenwirkungen waren Anämie (22%) und Neutropenie (8%). Eine AML wurde bei 3 in der Verumgruppe und bei keiner Patientin der Placebogruppe dokumentiert. Langzeitresultate sind nun notwendig, um diese Beobachtung einordnen zu können. Die erhobenen Lebensqualitätsdaten zeigten keinen Unterschied in den beiden Behandlungsarmen.
In SOLO1 zeigte sich für Olaparib mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,30 eine klinisch relevante und statistisch signifikante Verbesserung des vom Investigator beurteilten PFS gegenüber Placebo (95%-KI 0,23 – 0,41; p< 0,0001; median nicht erreicht für Olaparib versus 13,8 Monate für Placebo). Basierend auf der Kaplan-Meier-Berechnung betrug der Anteil der Patientinnen, die nach 12, 24 und 36 Monaten progressionsfrei waren, 88%, 74% bzw. 60% für Olaparib versus 51%, 35% bzw. 27% für Placebo.
Auch wurde eine klinisch bedeutende und statistisch signifikante Verbesserung des PFS2 mit einer HR von 0,50 (95%-KI 0,35–0,72; p = 0,0002; Median nicht erreicht für Lynparza® versus 41,9 Monate für Placebo) beobachtet, was darauf hinweist, dass der beobachtete Vorteil der Erhaltungstherapie mit Lynparza® auch bei der nachfolgenden Therapie anhielt.
Zum Zeitpunkt der PFS-Analyse waren die Interimsdaten zum OS mit Ereignissen bei 82/391 (21%) Patientinnen noch unreif (HR 0,95; 95%-KI 0,60–1,53; Median OS nicht erreicht). Bei den mit Lynparza® behandelten Patientinnen wurde eine klinisch bedeutende und statistisch signifikante Verbesserung der TFST (time to first subsequent therapy or death) verzeichnet (HR 0,30; 95%- 0.30; 95% CI: 0.23 zu 0.41; P< 0.001). Im Dendrogramm zeigt sich zudem eindrücklich, dass auch in der Subgruppenanalyse alle bezüglich PFS deutlich profitiert haben:
In der Zwischenzeit wissen wir aber, dass auch Patientinnen ohne BRCA-Mutation von den PARP-Inhibitoren profitieren. Die Firmen AstraZeneca und MSD führen derzeit weitere Studien beim Ovarialkarzinom durch, einschliesslich der laufenden Phase-III-Studie PAOLA-1. Diese Studie untersucht die Erhaltungstherapie von Olaparib in Kombination mit Bevacizumab vs. Bevacizumab mit Placebo nach einer primär Platin-basierten Chemotherapie bei Patientinnen mit neu diagnostiziertem, fortgeschrittenem Ovarialkarzinom, unabhängig von ihrem BRCA-Status. Erste Ergebnisse sollten im zweiten Halbjahr 2019 erwartet werden.

Zejula® (Niraparib) ohne BRCA-Mutation zugelassen nach Vorbehandlung

Neben Lyparza mit der bereits vorliegenden, von Swissmedic zugelassenen Indikation (4). Zur Erhaltungstherapie (Mo-notherapie) bei Patientinnen mit fortgeschrittenem, rezidivierten Ovarialkarzinom mit BRCA Mutation im Anschluss an eine platinhaltige Chemotherapie bei Vorliegen einer kompletten oder partiellen Remission.
ist in der Schweiz bei Patientinnen bei platinsensitivem, vorbehandelten Ovarialkarzi-nom Zejula® (Niraparib) als Erhaltungstherapie ebenfalls wie folgt zugelassen: Zejula® (Niraparib) ist indiziert für die Erhaltungstherapie erwachsener Patientinnen mit einem Platin-sensitiven, rezidivierenden primären epithelialen serösen high-grade (hochgradig entdifferenzierten) Ovarial-, Tuben- oder Peritonealkarzinom. Die Patientin muss vollständig oder teilweise auf eine Platin-basierte Chemotherapie angesprochen haben.

Anwendung

Die Behandlung mit Zejula® muss durch einen in der Anwendung antineoplastischer Medikamente erfahrenen Arzt eingeleitet und überwacht werden.

Dosierung

Die Anfangsdosis von Zejula® beträgt zwei Kapseln zu 100 mg einmal täglich, entsprechend einer täglichen Gesamtdosis von 200 mg.
Die BRCA-Mutation ist hier also keine Voraussetzung!
Die noch laufende randomisierte, Placebo-kontrollierte, doppelblinde Phase-III-Studie ENGOT-OV26/PRIMA untersucht die Erhaltungstherapie mit Zejula® (Niraparib) nun in der Erstlinientherapie, nämlich bei Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom (FIGO-Stadium III oder IV), die auf die Platin-basierte Erstlinien-Chemotherapie mit einer partiellen oder kompletten Remission angesprochen haben. Sie erhalten, analog der SOLO1-Studie mit Lynparza® in einer 2:1 Randomisierung täglich 300 mg Niraparib als Dauertherapie in 28-tägigen Zyklen oder Placebo. Alle Patientinnen werden auf eine Homologe Rekombinationsdefizienz (HRD) des Tumors getestet. Primärer Endpunkt ist das PFS bei HRD-positiven Patientinnen.

Zusammenfassend

haben wir nun sowohl in der Erstlinien wie auch in der Folgetherapie bei platinsensitiven Patientinnen mit Rezidiv bei einem high-grade Ovarial-Tuben- oder Endometriumkarzinom eine wichtige Behandlungsoption mehr mit einer Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor, welche das Potential hat, die Prognose dieser Patientinnen in einem bedeutsamen Ausmass zu verbessern. Kombinationen mit neueren Angiogeneseinhibitoren wie Cediranib oder der Einsatz von Checkpointinhibitoren in dieser Situation sind weitere spannende Herausforderungen.

Prof. em. Dr. med.Thomas Cerny

Rosengartenstrasse 1d
9000 St. Gallen

thomas.cerny@kssg.ch

Der Autor hat keine Interessenskonflikte im Zusammenhang mit diesem Beitrag deklariert.

  • PARP-Inhibitoren sind als Erhaltungstherapie bei Patientinnen mit serösem high-grade Karzinom des Ovars, der Tuben und des Endometriums eindrücklich wirksam.
  • Die Wirksamkeit ist sowohl in der Ersttherapie wie bei platinsensitivem Rezidiv eindrücklich.
  • Die Wirksamkeit beschränkt sich nicht nur auf BRCA-mutierte Patientinnen, sondern auf alle Patientinnen mit highgrade-serösem, gynäkologischen Karzinom.
  • Seit der Entdeckung der Platine und Taxane ist dies die wichtigste therapeutische Errungenschaft für diese Patientinnen.

Messages à retenir

  • Les inhibiteurs PARP sont d’ une efficacité impressionnante comme
    traitement d’entretien chez les patientes atteintes d’ un carcinome séreux de haut grade de l’ovaire, des trompes et de l’ endomètre.
  • L’ efficacité est impressionnante aussi bien dans le traitement de
    première intention que dans les rechutes sensibles au platine.
  • L’ efficacité ne se limite pas aux patientes ayant subi une mutation du gène BRCA, mais à toutes les patientes atteintes d’un carcinome
    gynécologique séreux de haut grade.
  • Depuis la découverte du platine et des taxanes, il s’ agit de l’ accomplissement thérapeutique le plus important pour ces patients.

1. Moore K, et al. Maintenance Olaparib in Patients with Newly Diagnosed Advanced Ovarian Cancer. NEJM 2018
2. Mirza MR et al, Latest clinical evidence and further development of PARP inhibitors in ovarian cancer. Ann Oncol 2018
3. Spriggs DR and Longo DL. PARP Inhibitors in Ovarian Cancer Treatment. Editorial. NEJM 2016
4. Mirza MR et al. Niraparib maintenance therapy in platinum-sensitive, recurrent ovarian cancer. NEJM 2016

Ibrutinib plus Venetoclax bei Patienten mit rezidivierter oder Therapie-refraktärer CLL

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) stellt in dieser Ausgabe eine Studie vor. Die SAKK ist eine Non-Profit-Organi­sation, die klinische Studien in der Onkologie durchführt. Bei Interesse für die hier vorgestellte Studie oder falls Sie eine Patientin oder einen Patienten zuweisen möchten, kontaktieren Sie bitte den Studienverantwortlichen (Coordinating Investigator) oder den Studienkoordinator (Clinical Project Manager).

Die Mehrheit der Patienten mit einer chronisch-lymphatischen Leukämie (CLL) rezidivieren nach einer Erstlinientherapie und ein Teil der Patienten spricht auf die initiale Therapie gar nicht an. Bei rezidivierter oder refraktärer CLL (RR-CLL) gibt es verschiedene Therapieoptionen. In den letzten Jahren wurden die Medikamente Ibrutinib (Imbruvica®), ein kleinmolekularer Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase (BTK), und Venetoclax (Venclyxto®), ein selektiver Inhibitor des anti-apoptotischen B-Zell-Lymphom (BCL)-2-Proteins, in der Schweiz zur Therapie der RR-CLL als Monotherapie zugelassen.
Für die Kombination von Ibrutinib und Venetoclax sprechen verschiedene Überlegungen: In präklinischen Studien konnte eine synergistische Wirkung der beiden Medikamente gezeigt werden, da Ibrutinib mehr in Lymphknoten, Venetoclax mehr im peripheren Blut und im Knochenmark aktiv ist. Eine vorgängige Therapie mit Ibrutinib kann zu einer Reduktion der Tumorlast und somit zu einem reduzierten Risiko für eine Tumorlyse führen, was eine häufige Komplikation der Monotherapie mit Venetoclax ist. Ein weiteres wichtiges Argument ist die gute Verträglichkeit: Unter der Kombinationstherapie treten nicht wesentlich mehr Nebenwirkungen auf wie wenn die Wirkstoffe als Monotherapie verabreicht werden.
In the SAKK 34/17 study, we treat patients with RR-CLL with both agents in combination to find out if it will improve response and disease progression. Initially, patients receive ibrutinib as monotherapy and venetoclax is added after 6 cycles. The primary endpoint is the rate of patients who have MRD-negative complete response (MRD-neg CR) resp. Achieve MRD-negative complete response with incomplete recovery of blood values ​​(CRi) at the end of the 30th cycle.
Participants will receive monotherapy with 420 mg ibrutinib during the first six cycles of therapy (28 days each). Venetoclax is added in the seventh cycle and its dosage is increased from 20 to 200 mg in one-week increments. From cycle 8 to 31, patients take 420 mg ibrutinib daily and 400 mg venetoclax daily (Figure 1). You must consult the study physician at least once per cycle, at the beginning of the study and when Venetoclax is introduced several times per cycle. About 30 patients will be included in the study.

Commentary on the study SAKK 34/17

Die Einführung von neuen gezielten Medikamenten hat die therapeutischen Prinzipien der CLL fundamental verändert. Ibrutinib und Venetoclax sind zu Standardtherapien bei rezidivierten/refraktären CLL Patienten geworden und werden bald auch den Weg in die Erstlinienbehandlung finden. Ein wichtiger Nachteil dieser Medikamente als Monotherapie ist jedoch die kontinuierliche Verabreichung bis zur Krankheitsprogression. Die langfristige Medikamenteneinnahme führt zu Compliance-Problemen und zu einer deutlichen Erhöhung der Therapiekosten. In vorgängigen Studien konnte gezeigt werden, dass die minimale Resterkrankung (MRD) ein prädiktiver Wert für das progressionsfreie und das Gesamt-Überleben sein kann. Die SAKK 34/17 Studie untersucht deshalb den Effekt der Kombination von Ibrutinib und Venetoclax auf die Anzahl von Patienten mit negativem MRD und die Möglichkeit, die Therapie nach MRD Negativisierung zu unterbrechen. Die Resultate können dazu beitragen, die MRD als klinischen Endpunkt auch bei rezidivierter/refraktärer CLL zu etablieren.

Studienname: Prospective, open-label, multicenter, phase-II trial of ibrutinib induction followed by ibrutinib plus venetoclax consolidation in patients with relapsed/refractory chronic lymphocytic leukemia

Coordinating Investigator: Prof. Dr. med. Davide Rossi, Istituto Oncologico della Svizzera Italiana (IOSI)

Supporting Coordinating Investigators: PD Dr. med. Georg Stüssi, Istituto Oncologico della Svizzera Italiana (IOSI), Dr. med. Michael Gregor, Luzerner Kantonsspital

Clinical Project Manager: Priska Stocker-Stillhart, Priska.Stocker@sakk.ch, SAKK Bern

Teilnehmende Zentren: Kantonsspital Aarau, Universitätsspital Basel, Istituto Oncologico della Svizzera Italiana (IOSI), Inselspital, Kantonsspital Graubünden, Kantonsspital Baselland Liestal,
Luzerner Kantonsspital, Spital STS AG Thun, Spital Thurgau,
Kantonsspital Winterthur, UniversitätsSpital Zürich.

Prof. Dr. med. Roger von Moos

Direktor Tumor- und Forschungszentrum
Kantonsspital Graubünden
7000 Chur

tumorzentrum@ksgr.ch